Sonntag, 16. März 2014

Erpresserbrief

Dies ist ein Erpresserbrief an das Schicksal, und an alle die, die es betreffen könnte, oder die etwas tun könnten! Ich möchte dieses Jahr folgende Forderungen endlich durchboxen: 1. ich verlange, dass die im Jahre 2003 von einem Fachmann gestellte ADHS- Diagnose endlich offiziell anerkannt wird und überall mit aufgenommen wird. 2. Ich fordere, dass endlich untersucht wird, warum ich schneller zunehme als andere und viel mehr Sport treiben muss und weniger essen kann, um eine normale Figur zu erhalten. Es muss endlich offiziell anerkannt werden, dass ich ein Stoffwechselproblem habe. Und es muss endlich ein Mittel gefunden werden, dass mein Stoffwechsel sich normalisiert, und ich mit Genuss essen kann und dabei satt werde, und soviel essen kann, dass die Sättigung bis zur nächsten Mahlzeit anhält, ohne, dass ich gleich zunehme. Dies hat sich schon einmal nicht erfüllt. Am 19. Februar bekam ich die Ergebnisse, dass bei meinem Stoffwechsel alles normal sein sollte. Das einzige, was ich erhalte, ist eine Ernährungsberatung. Hierbei hat sie auf den Antrag auf Kostenübernahme seitens der Krankenkasse „Essstörung“ geschrieben. Dies entspricht nicht der Beschreibung meines Problems. Da ich als junges Mädchen Essstörungen hatte, glaube ich, dass die Ärzte schwarze Listen haben, wo sie sich über einen informieren, oder dass Sie einen sofort in eine Schublade stecken. Falls es nicht hilft, dass ich bei der Ernährungsberatung war, und falls ich danach nicht satt werde, ohne zuzunehmen, werde ich es mit Tabletten versuchen. 3. ich fordere, dass die im Jahre 2012 von einem Fachmann gestellte Autismus-Diagnose endlich offiziell von allen Fachleuten anerkannt wird. Noch immer wird daran gezweifelt, und ich verlange, dass diese Diagnose endlich in die Liste meiner Erkrankungen offiziell aufgenommen wird. Ich will erreichen, dass die Leute, die medizinisch oder helfend mit mir zu tun haben, wie z.B. das Pflegepersonal meiner Dialyse und andere über diese meine Besonderheit aufgeklärt werden. Auch dies hat sich nicht erfüllt. Ich war nun in Köln, wo ich wider Erwarten nach einem Jahr einen Termin bekommen habe. Dort wollte ich mir eine unabhängige Zweitmeinung einholen. Man hat mit mir Fragebögen ausgefüllt und 2 Stunden Gespräche geführt , und er meint, ich sei „zu gut“, um als autistisch zu gelten. Die Probleme, die ich hätte, hätten auch andere, die nicht autistisch sein, und die Schwierigkeiten, mich in Gruppen zurechtzufinden, hätten nicht alle autistischen. Er meint, ich würde es „leichter haben“, wenn ich eine Diagnose hätte. Zu Deutsch: ich wolle eine Diagnose, um mich dann mit allen Dingen herausreden und alles auf den Autismus schieben zu können. Ich sei „sehr belesen“, und ich hätte ein Jahr Zeit gehabt, mich auf die Diagnose vorzubereiten. Er wird noch einmal die 85 Punkte, die ich aufgelistet habe, durchlesen und dann entscheiden, ob ich autistisch bin oder nicht. Außerdem wird er noch jemanden aus meiner Familie befragen. Die Tatsache, dass ich als Kind größere Schwierigkeiten hatte, und dass ich jetzt sehr viel gelernt habe, wie man sich sozial verhält, ist für ihn auch er der Beweis, dass ich nicht autistisch sei. Auch dieser Punkt hat sich also nicht erfüllt. 4. ich verlange, dass endlich das Mobbing, das mir über Jahre in Schule und Internat zugefügt wurde, als Trauma anerkannt wird. Ich fordere eine Bestätigung, dass das Mobbing objektiv schlimm war, und nicht nur von mir als schlimm empfunden wurde, weil ich angeblich so empfindlich sei. Ich erwarte, dass anerkannt wird, dass diese Erfahrungen objektiv und für jeden schädlich gewesen wären, zumal ich keinerlei Unterstützung von irgendjemandem bekommen habe und mit diesem Mobbing ganz alleine da stand. Ich verlange, als emotionales Gewaltopfer anerkannt zu werden. Ich erwarte, dass eingesehen wird, dass so etwas auch nach Jahren bleibende Schäden hinterlässt, wenn es niemals verarbeitet werden durfte. Ich weise drauf hin, dass von manchen Experten bereits anerkannt wird, dass Mobbing genauso wie ein Erdbeben, ein Tsunami oder ein Überfall zu einem Trauma führen kann. Bereits nach ein paar Wochen treten psychosomatische Symptome auf. Bei mir bestand dieser Zustand der Ausgrenzung und des emotionalen Mißbrauches über Jahre hinweg. Morgen habe ich einen Termin in der Uniklinik, wo irgend ein Arzt darüber entscheiden soll, ob ich ein Trauma habe oder nicht. Aus Köln hat man die Empfehlung geschrieben, eine Persönlichkeitsdiagnostik durchzuführen. Das läuft sicher nur auf irgend eine Persönlichkeitsstörung oder gar Border line hinaus. Also wird man mir wieder die Schuld daran geben, dass ich aufgrund meiner gestörten Persönlichkeit Probleme bekommen habe und nicht aufgrund der gestörten Umstände auf diese reagiert habe. 5. ich fordere, endlich einen wohlwollenden und mir positiv gesinnten Therapeuten zu bekommen, der all diese Dinge anerkennt, und der mir vermittelt, dass meine Situation objektiv schwierig war und ist, und ich nicht etwa nur deshalb darunter leide, weil ich etwa verrückt sei. Sätze wie: „dies ist alles individuell, es kommt nur darauf an, wie eine Person dies wegsteckt“, haben zu unterbleiben. Ich verlange eine Entlastung dahingehend, dass diese Dinge für sich genommen schlimm genug waren, dass niemand, egal, wie stark er sonst auch ist, sie einfach wegstecken kann. Ich will endlich eine Begleitung durch all diese Emotionen hindurch. Ich möchte endlich, dass jemand dabei ist, wenn ich all das verarbeiten muss. Wenn schon damals in der Situation selbst niemand da war, der mir zur Seite stand. Ich möchte endlich, dass es jemanden gibt, der eine menschliche Verbindung mit Empathie und Verständnis zu mir aufbauen kann. 6. Ich fordere, dass es auch Leute gibt, die zugeben, dass sie es leichter haben als ich. Sätze wie: „es geht uns genauso.“ Oder „jeder hat doch irgendetwas.“ sowie der Verweis auf andere, die es noch schwerer haben, haben zu unterbleiben. Es wurden mir so häufig nur die Menschen aufgezählt, denen es genauso oder schlechter geht. Da ich aber mit meinen Erkrankungen und der Frühverrentung nicht der gesündeste Mensch auf der Welt sein kann, muss es auch Menschen geben, denen es besser geht, sowohl gesundheitlich als auch sozial. Geld ist nicht alles. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Es gibt objektive Maßstäbe, gemäß derer es durchaus zu ermitteln ist, ob man es leichter oder schwerer hat: Arbeit, Gesundheit, Teilhabe an der Gesellschaft, Sozialleben, Anerkennung, Status, Liebe, ob man gebraucht wird, Anerkennung der Produkte, die man macht, Anerkennung des Wissens. 7. Ich verlange, dass mir mehr geglaubt wird, wenn ich Tatsachen aus meinem Wissen anbringe, und dass man mir mehr Kompetenz zutraut. Ich kann noch nicht einmal im Privatleben mein Wissen anbringen, da mir niemand glaubt, auch in meinem Fachgebiet nicht. Ich habe niemals die Erfahrung gemacht, kompetent zu sein. Ich habe noch nie Verantwortung tragen dürfen. Ich habe noch nie anderen etwas erklären dürfen, sondern es lief immer nur umgekehrt. Ich werde nie etwas gefragt, ob ich Auskunft geben kann. Ich werde immer unterschätzt. 8.: Ich verlange, dass mir bestätigt wird, dass ich nicht sofort aufgegeben habe, und dass derlei Unterstellungen, ich hätte einfach nur nicht genügend getan, ungerecht und verwerflich sind. Ich fordere, dass mir die Menschen sagen, dass ich genug getan habe, und dass ich dies auch oft genug betont habe, so dass es wirklich der Letzte hätte mitbekommen müssen. Ich habe alles getan, um eine Arbeit zu finden. Als ich noch nicht berentet war, wollte mich niemand haben. Ich werde häufig abgewiesen, wenn ich eine Bitte habe, und muss doppelt so stark kämpfen, um etwas durchzusetzen. Ich verbiete es, dass mir die Menschen immer sagen, wenn ich mich wo nicht durchgesetzt habe, hätte ich nur einfach zu schnell aufgegeben. Ich möchte keine Schuldzuweisungen mehr, wenn ich etwas nicht erreichen kann. Ich verlange, dass bestätigt wird, dass es nicht jedes Mal an mir gelegen hat, sondern dass die äußeren Umstände oft ungleich schwieriger waren. 9. Ich verlange endlich, dass meine Katzen nicht laufend Abhandenkommen oder überfahren werden. Ich möchte endlich Bedingungen schaffen können, in denen die Katzen geschützt und sicher aufwachsen können. Ich möchte nicht dauernd, dass meine Katzen krank werden, weglaufen oder unter ein Auto kommen. Ich sorge für meine Tiere, und ich möchte, dass dies sich auch auf deren Leben und Gesundheit auswirkt. Ich wünsche mir, dass die Eigentümerversammlung die Genehmigung für die Anbringung eines Katzennetzes erteilt. 10. ich möchte endlich, dass mir technische Geräte nicht laufen kaputtgehen, oder dass es ständig Probleme mit dem Computer gibt. Ich möchte endlich schneller kapieren, wie meine Geräte funktionieren, ohne, dass ich laufend etwas kaputt mache. Seit ich an der Dialyse bin, habe ich bereits den achten Walkman, da ich bereits acht Jahre an die Maschine muss. Ich möchte endlich transplantiert werden, ehe ich den zehnten Walkman kaputt gemacht habe. Ich möchte endlich, dass ich auf eigene Faust herausbekomme, wie bestimmte Geräte und Programme funktionieren. Ich möchte nicht ständig den PC-Dienst holen müssen. Ich möchte endlich mehr Intuition haben, herauszufinden, wie bestimmte Geräte und Programme funktionieren. 11. ich möchte endlich, dass herausgefunden wird, warum es mir nach der Dialyse zwar gut geht, dieses Gefühl aber bis zur nächsten Dialyse immer schwächer wird. Momentan bin ich sogar wieder zu schwach, auf dem Heimtrainer eine Dreiviertelstunde zu radeln. Ich kann fast nichts mehr sehen, da die Augen flimmern. Ich möchte endlich, dass jemand herausfindet, woran das liegt. Ich habe das Gefühl, dass es an meinem Shunt liegen muss, und dass es da eine Stenose gibt. Ich möchte endlich, dass das Wunder geschieht, dass es mir, wie allen anderen Dialysepatienten, von einer Dialyse zu anderen immer gleich geht. Ich habe die Dialyse akzeptiert unter der Voraussetzung, dass es mir zwischen den Dialysen gut geht. Selbst dieser Wunsch ist mir nicht erfüllt worden. 12. ich will, dass die Ärzte endlich herausfinden, warum ich ab und an so starke Gelenkschmerzen habe. Ich möchte, dass künftig immer ernst genommen wird, wenn ich solche Symptome äußere, und das sofort das getan wird, was bei diesen Schmerzen nötig ist. Ich möchte Ärzte haben, die auch ab und zu nachfragen, ob es nun besser geworden ist. Ich will endlich, dass alle Symptome einem Krankheitsbild zugeordnet werden, und dass all meine Symptome anerkannt werden. Ich möchte endlich Ärzte, die Empathie haben, und die meine Fragen gerne beantworten, sofern sie es können. Ich selbst habe alles dafür getan, um diese Dinge zu erreichen. Nun muss das Schicksal endlich seinen Teil dazu tun. Das ist sonst kein Zustand mehr. Ich möchte, dass dieser Forderungskatalog ernst genommen und erfüllt wird, von allem und jedem, der dazu im Stande ist. Auch wenn es nicht immer gelingt, aber ab und an muss es klappen. Am Ende dieses Jahres möchte ich mindestens eine dieser Sachen erreicht haben. Ich möchte sehen, dass sich auch einmal etwas bewegt, und nicht alles starr vorbestimmt ist. Ich tue, was ich tun kann, aber wenn eine magische Wand im Wege ist, kann auch der Stärkste nichts tun. Daher soll mit einem Ruck diese Wand verschwinden, damit ich all das tun kann, was ich vorhabe, und mal gelingt es und mal nicht. Aber dann fällt diese Starre weg. Es soll nicht immer systematisch alles fest und starr und unerfüllbar bleiben. Ich möchte nicht noch einmal solche Kommentare lesen, wie ich sie schon unter anderen Blogeinträgen gefunden habe. Sollte sich nichts von alldem erfüllen, was ich dieses Jahr anstrebe, und dass sich das Ruder nun endlich in die richtige Richtung herumreißt, gebe ich am Ende dieses Jahres endgültig auf. Habe ich im Leben nicht über mein Schicksal bestimmen dürfen, möchte ich wenigstens im Sterben darüber bestimmen können. Ich will nicht sterben, aber so weiterleben bis an mein Lebensende möchte ich auch nicht. Ich möchte nicht, dass das alles gewesen ist, und dass ich nur noch meine Lebenszeit absitzen kann, ohne dass sich je etwas, und zwar auch nur das GERINGSTE ändert. Ich habe keinen Beruf haben dürfen, ich habe keinen Blindenhund haben dürfen, ich konnte nie in einer Musik Band mitspielen, und ich konnte an meinem Gesundheitszustand nie auch nur ein BISSCHEN etwas ändern. Jeder Mensch hat über sein Leben ein gewisses Mitbestimmungsrecht. Jeder Mensch kann an seinem Leben etwas mitgestalten. Nicht mehr aber auch nicht weniger fordere auch ich.