Mittwoch, 16. März 2011

Taxidrama in mehreren Akten

Bis vor einigen Monaten war ich mit meinem Taxiunternehmen, welches mich zur Dialyse gefahren hat, sehr zufrieden. Doch es zeigten sich die ersten „Abbauerscheinungen“. Laufend wechselten die Fahrer, angeblich nahmen sie jedesmal die Bareinnahmen mit und ließen sich nicht mehr blicken. Der Chef war mit all seinen „verflossenen“ Fahrern in Rechtsstreit verwickelt und prozessierte jedem hinterher. Das konnte mir natürlich völlig egal sein, solange ich gefahren wurde. Aber der häufige Wechsel brachte so seine Unsicherheiten mit sich. Ich wußte manchmal nicht, holt mich nun jemand, oder ist der Fahrer, der mich am Dialysetag zuvor abgeholt hatte, schon wieder „Geschichte“. So ergab sich das erste schwerwiegendere Mißverständnis:
An einem Samstag zuvor drückte mir der Tagfahrer 20 Euro in die Hand und meinte, der Chef stehe erst um 22 Uhr auf zum Nachtfahren und wolle daher nicht schon um halb sieben abends kommen, um mich abzuholen. Ich solle mir ein fremdes Taxi auf eigene Kosten nehmen. In der Woche drauf wurde wieder ein neuer Nachtfahrer eingestellt. Der meinte, daß er am Samstag fährt. Ich dachte, dann wird der mich wohl auch am Abend von der Dialyse abholen. Am Freitagmittag fuhr mich der Chef zur Dialyse, und ich rief meine Eltern an, da ich wegen meines Geburtstages mit dem Taxi auf Taxischeine nach Hause fahren wollte. Sie boten an, daß der Taxifahrer mit zu Mittag essen könnte, wenn er Lust habe, aber seine Freundin wollten sie nicht auch noch mit einladen, das wäre dann etwas zuviel. Der Chef verabschiedete sich und ging. Am Samstagnachmittag fuhr mich der Tagfahrer zur Dialyse. Ich fragte, ob denn nun der neue Nachtfahrer kommen würde, um mich am Abend abzuholen. Der Tagfahrer meinte, von einem neuen Nachtfahrer wisse er GAR nichts. Als ich im Dialysebett lag, rief ich dann auf meinem Handy nochmals das Taxi an und bat, mich mit dem Chef zu verbinden, da ich noch den genauen Zeitpunkt für die Sonntagsheimfahrt klären wollte, und weil ich wissen wollte, wer mich an diesem Abend denn nun holt. Der Tagfahrer meinte, er könne nun nicht mehr beim Chef anrufen, der habe ihm keine Private Festnetznummer gegeben. Ich solle halt bis halb sieben warten, und wenn bis dahin niemand käme, solle ich halt ein Taxi auf eigene Kosten mit Quittung nehmen. Ich bat ihn noch, dem Chef einen Zettel ins Auto zu legen, daß dieser mich doch am Sonntagmorgen um halb neun- neun nochmal anrufen solle, um mir zu sagen, wann er michabholen kommt.
Ich rief nach der Dialyse, die so um 18:20 fertig war, die Taxinummer an und ließ es durchklingeln, bis kein Signal mehr kam. Daher glaubte ich, daß wahrscheinlich kein Taxi mehr unterwegs sei, um mich zu holen. Daher wartete ich aber noch wie vereinbart bis halb sieben, und kein Taxi kam. Ich rief also mit dem im Foyer der Dialyse angebrachten Telefon über die Spezialruftaste ein Taxi an. Als dieses kam, und wir schon ein paar Kilometer weit gefahren waren, fragte mich der Fahrer, warum ich nun mit ihm fahren würde und nicht mit meinem sonstigen Taxi. Ich erklärte ihm kurz die Situation. Da meinte der: „Da stand doch ein Taxi mit dem Kennzeichen.“ Ich rief sofort an. Da ging auch schon der neue Nachtfahrer ran, er sei doch hier, extra gekommen und habe mich gesucht. Ich sagte ihm, daß ich sogar angerufen hätte, er aber nicht rangegangen sei. Er meinte, der Chef habe ihm gesagt, daß ich immer dreimal durchklingeln lasse, und er daher nicht hingehen solle. Ich erklärte ihm, daß das nur für Montag, Mittwoch und Freitag gelte, und daß ich es ganz, ganz lange bis zum Anschlag habe klingeln lassen. Ich entschuldigte mich noch für das Mißverständnis und erläuterte ihm, warum es zu diesem gekommen war. Es war zu spät, jetzt noch ins „richtige“ Taxi zu wechseln, und so war er umsonst gekommen.
Am nächsten Tag wartete ich auf den Anruf des Chefs wegen meiner Heimfahrt. Ich probierte zweimal und schickte ihm dann eine SMS. Da kam ein ärgerlicher Anruf, er hätte mir doch gesagt, daß er um 10:30 kommt. Das wunderte mich sehr, denn er war während des Telefonats mit meinen Eltern am Freitagnachmittag ja schon weggegangen, und hätte er 10:30 als Abfahrtszeitpunkt vorgeschlagen, hätte ich protestiert, da das viel zu spät war. Meine Eltern sagten mir am Telefon, ich solle zwischen halb zwölf und zwölf zum Mittagessen da sein.
Er kam also um 10:30 mit einer miesen Laune: „Wo ist das Gepäck.“ Kein „Guten Morgen“, nichts. Die Freundin war nichtmitgekommen, schade. So stieg ich ins Auto und fing meine „Beichte“ an, warum das am gestrigen Abend so schiefgelaufen war. Aber er ließ sich nicht milde stimmen, ER habe mir doch gesagt, daß der neue Fahrer mich am Samstag abholen würde. Davon hätte ich nichts gewußt, erklärte ich ihm. Während der Fahrt sprach er kaum ein Wort mit mir. Sonst kriegt der sich immer schnell wieder ein, und so dachte ich, das gibt sich schon wieder. Dann fragte ich ihn, ob er denn nun mitessen wolle. Seine Freundin war nicht mitgekommen, und der Hund durfte auch nicht mit. Der habe „Geiselhaft“, brummte er auf meine Frage. Er wollte nicht mitessen sondern sich so irgendwo „rumtreiben“. Wann ich denn wieder heim wollte, fragte er noch. Ich meinte, daß meine Freundin nun doch etwas später käme, und daher wäre mir sechs Uhr abends amliebsten. „JA, NOCH später“, schimpfte er. Gestern hätte ich noch fünf Uhr gesagt, und wenn das so spät würde, würde er heimfahren und einen anderen Fahrer schicken. Ich solle jetzt erst mal abwarten, bis wir angekommen sind und das dann besprechen. Während der Fahrt rief dann noch eine „unbekannte Nummer“ an. An der Stimme erkannte ich, daß es die ehemalige Fahrerin war. Es wurde herumerzählt, er habe ein Verhältnis mit ihr, was ich aber bis dahin nicht glaubte, denn als sie noch bei ihm angestellt war, fetzten die sich nur. Sie rief also an und bettelte: „BITTE, ruf mich doch zurück, bitte, bitte.“ Er maulte nur: „Ich hab einen Fahrgast“ und drückte die Auflegetaste.
Daheim angekommen brachten wir alles nach oben und besprachen den Abholzeitpunkt um 17:00 Uhr. Meine Mutter gab ihm noch 20 Euro Trinkgeld, die er aber anmich weitergab. Ichschlug vor, daß wir damit die 20 Euro vom Vortag abgelten sollten, wo ich das Taxi wegen des Mißverständnisses selbst gezahlt habe. Er wollte mir NOCH weitere 20 Euro geben, denn das eine sei ja nicht von ihm sondernvon meiner Mutter, was ernicht annehmen wollte. Ich fand das zwar anständig von ihm, lehnte aber ab undmeinte „Das war ein dummes Mißverständnis.“ -- „DAS war kein Mißverständnis, wenn der um halb sieben da war!“ Also keine Chance, die Sache grade zu rücken. Dann aßen meine Eltern und ich zu Mittag. Als meine Schwester kam, um mich zum Spaziergang abzuholen, meinte sie: „Seid Ihr verrückt, unten steht die Haustüre sperrangeweit offen.“ Da hatte der doch die tür aufgelassen, als er runtergegangen war. Anstatt zu fragen, ob er sie zumachen soll, ist er einfach davongestiefelt. So war die Türe während des gesamten Mittagessens zwei Stunden offen gestanden. Auch wurde überall herumerzählt, daß er trinkt. Der Knoblauchgeruch, der immer penetranter wurde, war wohl das Übertünchungsmittel. Aber während der Fahrt, die in rasantem Tempo vor sich ging, kam der Alkoholgeruch doch durch. Er ist aber ein sicherer Fahrer, dennoch geht das natürlich nicht. Abends war er wieder freundlicher gestimmt. Als Zusatz muß ich noch sagen, daß der Nachtfahrer wirklich angeblich um halb sieben da war, auch ins Foyer gekommen sei, mich aber nicht gesehen hätte, obwohl ich dort sa. Der Hof sei auch so voller Rot-Kreuz-Wagen gestanden, daß er mich nicht hat herauskommen sehen. Warum ermich aber drinnen nicht entdeckte, bleibt mir ein Rätsel. Ich war in einem der Sessel gelümmelt, aber so klein bin ich nun auch wieder nicht. Vielleilcht ist er auch blind.
Aber das nächste Mißverständnis ließ nichtlange auf sich warten. Da ich mit einer Freundin ins Schokoladencafé gehenwollte, schlug sie mir vor, daß ich doch an einem Dialysetag mit ihr da hingehen könne, und sie würde mich dann zur Dialyse bringen, und ich könne für diesen Tag das Taxi absagen. Das tat ich dann auch. Aber dann rief die Freundin an und meinte, wir müßten den Termin, der für Freitag angesetzt war, auf einen Montag verlegen. So rief ich beim Taxi an. Da war aber wieder ein neuer Fahrer dran, dem ich versuchte, den komplexen Sachverhalt zusammenhängend zu erklären: „Also, ich werde jeden Montag, Mittwoch und Freitag um Viertel vor vier abgeholt. Diesen Freitag sollte das ursprünglich nicht stattfinden. Dieser Termin wird aber nun auf Montag verschoben, so daß ich nicht am Freitag nicht abgeholt werde sondern am Montag, also Montag nicht abholen.“ Am Freitag rief ich vorsichtshalber nochmal an und erklärte, daß ich DOCH heute abgeholt werden wollte. So kam der Chef, und ich sagte ihm: „Der Termin mit meiner Freundin findet nun nicht heute statt sondern wird auf Montag verschoben.“ Er brummte: „Wenn er dann nicht NOCHMAL verschoben wird.“ Am Montag brachte mich meine Freundin nach dem Schokoladencafé zur Dialyse. Auf einmal klingelte mein Handy: Wo ich denn sei, seine Freundin stünde vor meiner Tür. Ich erklärte ihm, daß ich doch Bescheid gegeben hatte, am Montag nicht geholt werden zu wollen. „WENN Sie auch immer alles so zwischen Tür und Angel sagen, jetzt ist sie durch die halbe Stadt gefahren.“ Ich meinte noch, daß ich es am Abend wieder dreimal klingeln lassen würde, und er brummte nur „tschüs“ und legte auf. Das war dann der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte, und ichdachte, jetzt wechsele ich das Taxi. Wenn der sich nichts aufschreibt und dann mir die Schuld gibt, wenn ich noch seinem neuen Fahrer Bescheid gebe, daß er das ausrichtet, und dauernd die Fahrer wechseln, man nicht mehr weiß, wer da ist, wer was ausrichtet etc.
Am nächsten Tag rief ich bei der Krankenkasse an und sicherte mich ab, daß ich mit einem neuen Taxiunternehmen fahren dürfe. Da ich ja viermal zur Diayse und zurück und dann auch noch zu einem weiter entfernten Dialysezentrum fuhr, fürchtete ich, schlafende Hunde zu wecken. Denn nun wurden die Taxiabrechnungen zu einem außenstehenden Dienst ausgelagert, und die nahmen es genauer als die Kasse selbst vorher. Da dieses Zentrum das einzige ist, welches mir vier Dialysen anbietet, wäre das gefährlich geworden, etwas aufzurühren. Denn dann hätten sie vielleicht verlangt, daß ich ins nächstgelegene Zentrum gehe und nur dreimal die Woche. Aber der Kasse war das egal, ich sollte mir einfach ein neues Unternehmen suchen. Ich bat sie, mir eines zunennen, mit dem sie abrechnen, aber sie wollten nicht und schlugen mir vor, die Taxizentrale anzurufen. Wie erwartet krallten die sich natürlich den Auftrag, anstatt ihn an ein bestimmtes Unternehmen weiter zu geben. Als ich den Chef erwähnte, der mich bislang fuhr, meinte der Mann von der Zentrale: „Ahja der, der ist ja total überfordert.“ Er war also schon bekannt. Sie boten mir an, ein Formular auszufüllen, und dann würde ich immer von einem Seniorentaxi abgeholt, da ich Hilfe beim Einsteigen brauche. Am nächsten Tag sollte das Formular da sein, und meine Helferin würde dann kommen, um es mit mir auszufüllen.
Zwischenzeitlich hatte ich eine Bekannte zum Kaffee eingeladen, da sie eine Spanisch-Übersetzung haben wollte. Sie hatte eine Strahlenbehandlung wegen Brustkrebs gehabt und war mit einem bestimmten Taxiunternehmen gefahren und sehr zufrieden gewesen. Am nächsten Tag gab sie mir dann die Telefonnummer dieses Unternehmens. Wir machten aus, daß sie mich ab Freitag abholen sollten. Die Frau meinte, daß sie auch einen Nachtfahrer hätten. Als ich anrief, kam ich immer trotz Festnetznummer direkt bei einem Taxi heraus.
Am Mittwoch dann sagte ich meinem alten Fahrer, dem Chef, daß ich nicht mehr mit ihm fahren wolle, und daß er ab Freitag nicht mehr zu kommen brauche. Er versuchte, den Grund herauszufinden, aber ich sagte nichts mehr, denn erstens hätte er es wissen können, zweitens hätte er es nur abgestritten, oder er hätte Besserung gelobt, und alles wäre dann wieder von vorne losgegangen. So wollte ich nicht mehr nachtarokken und verabschiedete mich. Mit einem knappen „tschüs“ drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand. Am Abend holte mich niemand mehr ab. So saß ich da und wußte nicht weiter. In meiner Not rief ich das neue Taxi an. Eine unfreundliche Stimme meldete sich, und mir war klar, daß ich störte. Ich erklärte die Situation, und sie fragte ihren Mann, der grade kam, ob sie mich holen sollten. Sie waren innerhalb einer Stunde da. Als ich einstieg, wobei mir ein sehr netter älterer Mann einen Schemel vor einen Kleinbus stellte, fragte ich, ob ich die richtige Nummer gewählt habe, weil das ja eine Festnetznummer war. Da legte die Frau los: Das sei ja eine Privatnummer, und sie seien nur zufällig noch unterwegs gewesen, und das sei ja zu spät, und sie seien ja kein Notfalldienst, und sie wollten auch mal ihre Ruhe, morgen sei die Nacht um fünf Uhr herum, sie müsse noch die Pläne für morgen schreiben. Sie sei kein Nachttaxi. Ich erklärte, daß es sich um einen Notfall handelte, daß ich dachte, die Nummer käme dann im Taxi des Nachtfahrers heraus, und daß sie doch gesagt habe, daß sie mich auch nachts fahren könnten. „Ja SCHON! Aber heute nicht, ich hätte es ja anmeinen Nachtfahrer weiter geben können, aber das war zu umständlich.“ Ich fragte, bis wann ich denn diese Nummer wählen könne: „BIS zu den geschäftsüblichen Zeiten, achtzehn Uhr.“ Ihr Mann meinte, ich könne auch noch bis sieben anrufen, da ja der Nachtfahrer nicht um sechs sondern um acht anfängt, und ich ja zwischendrin sonst niemanden erreichen würde, wenn etwas sei. Ich sagte, von welchem Unternehmen ich bisher gefahren worden war. Da meinte sie: „Ach, DER, AHA!“ Ich sagte zu der Giftspritze: „Bis vor Kurzem war ich sehr zufrieden mit meinem Unternehmen, nur die letzte Zeit war nicht mehr so schön.“ Ich wollte den alten Fahrer verteidigen, weil ich die üble Nachrede von ihr so blöd fand. Ich fragte dann, ob sie immer mitfährt, oder ob sie sonst Telefondienst macht. Ja, in diesem Wagen würde sie immer mitfahren, da ihr Mann kein Headset vertrüge, und sie daher das Telefon bedienen müsse. Wäre diese Frau nur am Telefon als Disponentin gewesen, hätte ich das ja noch ertragen, aber wenn die Mami immer mitfahren würde, dann hätte ich es laufend mit ihr zu tun, und daher wollte ich nicht mit diesem Unternehmen fahren. Beim Aussteigen, als der Fahrer, also ihr Mann, mich zur Tür brachte, sagte ich zu ihm: „Ihre Frau ist wohl sauer, weil sie so geschimpft hat.“ Er meinte ganz lieb: „JEDERZEIT können Sie uns anrufen, das ist KEIN Problem.“ Wie gesagt, hätte ich es nur mit ihm zu tun gehabt, wäre ich sicher gutmit dem Unternehmen gefahren.
Am nächsten Tag grübelte ich, wie ich nun an ein anderes Unternehmen kommen würde. Mir fiel ein Unternehmen ein, mit dem ich den ersten Monat meiner Dialysezeit gefahren war, als ich noch in dem Dialysezentrum war, das so unfreundlich war, und wo ich so lange um einen Dialysetermin betteln mußte. Der Fahrer dort war total nett gewesen, aber ich wußte nicht,wie ich die Nummer im Telefonbuch oder bei der Auskunft finden würde. Denn ich wußte zwar den Namen seines Chefs, aber das mußte ja nicht unbedingt der Name des Unternehmens sein. So rief ich bei der Auskunft an und bat um die Nummer eines Behindertentaxis. Mein Pc war zu der Zeit nicht verfügbar, so konnte ich auch im Internet nicht suchen. Die Nummer des Behindertentaxis wurde mir per SMS übermittelt, und da rief ich an. Der Mann am Telefon meinte, er fährt keine Dialysen, aber er wisse jemanden, und der würde das machen. Als er den Namen erwähnte, freute ich mich innerlich, denn es war der Name des Chefs, mit dem ich den ersten Dialysemonat gefahren war. Ich gab dem Behindertentaxi meine Nummer und bat ihn, daß er dem Mann sagen solle, daß er mich zurückruft. Das tat er auch, und so sprachen wir miteinander. Ich erwähnte seinen netten Fahrer, mit dem ich damals gefahren war. Ja, der war noch da, aber auch er könne sich an mich erinnern, ob ich mal mit ihm gefahren sei. Nein, mit ihm SELBST sei ich nie gefahren. Es stellte sich auch sogleich heraus, daß er er meinen Namen noch in seiner Kartei hatte, daß er mal ein Musterformular mit einer Fahrt auf seinen Namen eingetragen hattte, daß er mich aber selbst also nicht gefahren hatte. Ich fragte gleich, bis wann ich ihn persönlich erreichen könne, und ab wann ich wen anrufen solle, um solchen Ärger wie mit dem anderen Unternehmen und dieser Frau zu vermeiden. Er erklärte mir, daß er bis 20 Uhr erreichbar sei, daß er mir aber alle Nummern aller Nachtfahrer geben würde. Das tat er dann auch später, sogar in Großschrift, damit ich es gut lesen kann. Am Freitag kam dann also der neue alte Fahrer, der mich auch sofort mit Vornamen wie früher ansprach, meinen Kater knuddelte und mich mitnahm. Ich freute mich, daß ich wieder mit ihm fahren konnte. Der Chef erzählte mir später, als er mich mal selbst fuhr, daß der Fahrer sich gefreut hätte, als er mich erwähnte, und sich auch sofort an mich erinnert hatte. Es stellte sich auch heraus, daß es wirklich nicht möglich gewesen wäre, das Unternehmen unter dem Namen des Chefs übers Telefonbuch zu finden., da das Unternehmen einem ganz anderen Typen gehört, und der besagte Chef war nur der Geschäftsführer.
Montag, Mittwoch und Freitag werde ich zur Diayse von dem netten Fahrer gefahren. Am Abend werde ich von einem Ukrainer abgeholt, der auch sehr gesprächig ist. Am Samstag gestaltet es sich noch etwas schwierig.
Alles läuft bisher noch nicht rund. An ersten Samstagabend waren ganze fünf Minuten vergangen, als ich in Panik geriet, da die ganze letzte Woche soviel schief gelaufen war. Aber der Fahrer hatte sich nur wegen des Verkehrs etwas verspätet und war etwas verwundert übäer die hysterische Frau, die schon in Tränen ausgebrochen war. Wir stimmten uns so ab, daß ich ihn unter seiner privaten Festnetznummer direkt anrufe, um wieviel Uhr es am Samstag heimwärts geht, dann kann er etwas früher losfahren, als sein Nachtfahrtendienst ansonsten beginnen würde. Ich hätte auch mit dem Ukrainer fahren können, aber der kommt erst um sieben Uhr. Da hätte ich dann nach der Dialyse eine halbe Stunde warten müssen, wo ich doch da immer solchen Hunger habe, bis ich daheim bin. So probierten wir Folgendes aus: Ich sah, daß trotz geschlossener Küche am Samstag einige Leute im Speiseraum saßen und aßen. So fragte ich, ob ich auch essen könne, dann könnte ich bis 19 Uhr mit allem fertig sein und hätte auch am Samstag denselben Nachtfahrer wie an den Wochentagen. Die Schwestern sagten zu, aber ich war mittlerweile die einzige, die samstags aß, und sie mußten das Essen selbst wärmen, da die Küchendamen weg waren, und das alles während der Abhängezeit. Da mir das sehr umständlich vorkam, wollte ich den Bogen nicht übäerspannen, und meldete das Samstagsessen also wieder ab. So fährt mich nun also der andere Nachtfahrer am Samstag, mit dem ich nun diese Festnetzanrufaktion abgesprochen habe.
Und dann wurde ich an einem Samstag um 12:45 auf der Fahrt hin zur Dialyse einmal vergessen und mußte anrufen. Da ich Samstags schon um Viertel vor eins abgeholt werde, sind da alle Fahrer im Einsatz. Ich fragte also bei den Schwestern, ob ich auch eine Viertelstunde später kommen könne. Ja, das ginge, denn sie könnten ohnehin nur einen nach dem anderen anhängen. Dem Chef war geholfen, und er schickte einen festen Stammfahrer. Aber der kam nicht um eins sondern um 13:10, und so kam ich dann also noch später zur Dialyse, und das Anhängen verspätete sich noch mehr. Ich bat ihn, wirklich um 13 Uhr so zeitnah wie möglich da zu sein, denn irgendwann wollten ich und die Schwestern abends ja auch wieder nach Hause.
Der Nachtfahrer unter der Woche kam auch einmal zu spät, und das war noch sehr am Anfang, daher war ich schon wieder beunruhigt. Ich rief ihn an, und er meinte, erkäme gleich. Er speicherte meine Nummer ab, damit er mir Bescheid geben konnte, wenn so etwas vorkommt, denn dann wäre er nicht so unter Druck, schnell zu kommen, und uns beiden ginge es gut. Das war eine gute Idee. Dann wurde sein Handy geklaut, und ich mußte wieder eine andere nummer einspeichern und ihm meine Nummer nochmal übermitteln.
An einem Freitagabend kam ein anderer Nachtfahrer, um mich abzuholen. Der eine Nachtfahrer sei krank, und so müsse der andere seinen Dienst übernehmen. Er selbst sei noch neu, und so könne er noch nicht so viele Dialysefahrten übernehmen und hätte nur mich. Wie lange das ginge, wisse man noch nicht. Ich überlegte noch, ob ich mir seine Handynummer geben lassen sollte, damit ich ihn anrufen könne, falls etwas sei. Aber dann dachte ich, naja, der holt Dich doch sowieso ab, da brauchst Du seine Nummer nicht, der ist nur Vertretung. Am Montag wartete ich dann ab 22 Uhr, aber nichts tat sich. Nun dachte ich, Du hast seine Nummer nicht, Du kannst ihn nicht mal anrufen. So rief ich nach 20 Minuten einen anderen Nachtfahrer an. Der hatte die Nummer dieses neuen Fahrers auch noch nicht. Ich bat ihn, jemanden anzurufen, um sie herauszufinden. Dann rief er zurück, der Fahrer habe einen anderen Kunden und würde bald kommen. Ich wunderte mich, warum er so kurz vor der Dialysefahrt überhaupt noch einen Kunden annimmt. Nach einer Weile rief ich den Fahrer wieder an, er solle sich doch auf den Weg zu mir machen, falls der andere doch noch ankommt, dann könnte ich ihm ja absagen. So machten wir es, und nach einer Dreiviertelstunde war er dann endlich da. Ich konnte dem anderen Fahrer also wieder absagen. Der noch junge und unerfahrene Fahrer hatte folgende Erklärung: Als er auf dem Weg zu mir war, bat ihn ein Fahrgast um Beförderung, es sei nur eine kurze Strecke. So sagte der Fahrer zu. Dann sprang der Mann aus dem Auto, bat den Fahrer zu warten, rannte ins nächste Hotel und kam wieder und bat, ihn in ein Dorf außerhalb zu fahren. Der Fahrer hätte nicht ablehnen können, da er Beförderungspflicht hat. Ich hätte den Mann zum nächsten Taxistand gefahren, der übrigens nicht weit weg gewesen sein mußte, und hätte ihn dort einem anderen Kollegen übergeben. Jedenfalls versprach der junge Mann, sein Dachlicht auszuschalten, sobald der Termin für die Dialyse nahte. Ich ließ mir auch sofort seine Handynummer geben, damit ichihn notfalls erreichen konnte.
Als ich mit meiner Helferin vor dem Fernseher saß, da sie mir den Film „Das weiße Band“ audiodeskriptiv erklären wollte, klingelte es um eins an der Tür. Draußen stand der Samstagsfahrer. Es war Dienstag: „Auf geht’s, zur Dialyse.“ Ich: „Wieso denn?“ -- „Sie werden doch immer Dienstag, Donnerstag und Samstag zur Dialyse gerfahren.“—„Nein, ich fahre montags, mittwochs, freitags und samstags. Hat Ihnen der Chef das nicht gesagt?“ -- „Nein, aber jetzt weiß es auch ich.“ Ich entschuldigte mich, und er zog ab.
So muß sich doch noch sehr viel einspielen.
Natürlich blieb das Nachtarokken nicht aus. Aneinem Sonntag rief mich der neue Fahrer des alten Taxiunternehmens an. Es sei gut, daß ich gegangensei, er sei auch gefeuert worden. Er habe mit dem Chef Monatsabrechnung abgemacht, und der habe ihn urplötzlich angerufen und gesagt, er wolle sofort die Bareinnahmen, dann erst würde er ein Auto kriegen. So ging er schnell zur Bank, zahlte den Chef aus, und als er den Schlüssel wollte, meinte der Chef, er könne gehen, er sei entlassen. Er steckte mir auch, daß die ach so nette Freundin des Chefs, die icheigentlich immer recht gern mochte, hinten herum den Finger in den Hals steckt und Würgen andeutet, wenn sie mit bestimmten Patienten fahren soll. Ich fragte ihn, ob sie das bei mir auch gemacht habe, ja, auch bei mir habe sie das gemacht. Man habe ihr auch immer selbstgemachtes Essen geschenkt, sie habe sich dann immer bedankt, es aber bei der nächsten Gelegenheit weggeworfen.
Später rief dann der oben erwähnte Tagfahrer bei mir an, der alte Chef habe ihm gesagt, ich sei SEINETWEGEN gegangen, ob das stimme, er sei total erschüttert. Ich versicherte ihm, daß ich NICHT wegen ihm gewechselt habe, daß mir das dauernde Nachkarteln aber langsam aufdie Nerven geht, und daß ich nicht so einen Rattenschwanz hinterher haben will. Ich sei wegen dem Chef gegangen und sonst nichts.
Die „Trennung“ von meinem alten Taxiunternehmen ist mir doch sehr schwer gefallen, man hat doch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Die kannten all meine Erkrankungen, wußten, zu welchen Fachärzten ich fahre, welche Erlebnisse ich dort hatte. Wir haben viel miteinander durchgestanden. Ich habe ihm damals meine Katze überlassen, die er freundlicherweise aufnahm, als sie sich mit meinem Kater nicht vertrug. Ich hatte ihm meine Tierärztin empfohlen, zu der wir zusammen gegangen waren. Er hat mir auch schon Sachen empfohlen oder mir weiter geholfen. Wir haben viel über das normale Maß an Vertraulichem ausgetauscht, zwangsläufig, da wir ja laufend miteinander zu tun hatten. Meine gesamten privaten Fahrten auf Taxischein habe ich dort abgewickelt, die haben viel an mir verdient, da ich viel gefahren bin. So war es doch eine Woche, die mich irgendwie mitgenommen hat. Doch den Abschied fand ich mehr als stillos. Trotz allem war es doch eine schöne Zeit, und da läßt man einen Kranken nicht in der Nacht einfach hängen, nur weil man sauer ist. Aber das lehrt mich, das nächste Mal nichtmehr dem Chef zu sagen, daß ich gehe, sondern ich lasse mich noch vom Nachtfahrer abholen und sage dann: „Sie können Ihrem Chef sagen, daß ich nicht mehr mit Euch fahre.“ Da wollte ich nicht so strümpfig sein und wollte es dem Chef selbst sagen, aber der Anstand wird nicht belohnt. Der Chef sagte immer, die Dialysepatienten sind sichere Kunden, also „gebratene Tauben“. Er war sich wohl seiner Sache zu sicher, und nun hat er die Lektion gelernt, daß auch gebratene Tauben noch davonfliegen können.
Ich hoffe nur, daß ich mit dem jetzigen Taxi im Guten bleibe und noch lange, … halt hoffentlich nicht mehr lange fahre, weil ich nicht vorhabe, noch weitere fünf Jahre an der Dialyse verbleiben zu müssen. Die beste Lösung für diese Taxiprobleme wäre eine neue Niere, denn dann wäre ich nicht mehr länger auf ein Taxi in dieser Intensität angewiesen. Ich hoffe, es gibt viele Nierenspender, denen ich allen ein langes Lebenwünsche. Aber wenn es so weit ist, dann sollte man noch anderen helfen mit dem, was man hat und sich zu Lebzeiten für einen Spenderausweis entscheiden.
Dauernder Taxistreß zusätzlich zur Krankheit geht doch an die Substanz, und jedesmal zu bangen, kommt diesmal jemand oder nicht, das hält man nervlich nicht lange durch. Ich kann nur hoffen, daß es sich jetzt gut einspielt, und daß sich alle gut verstehen, und daß alles möglichst reibungslos läuft. Fehler passieren immer, aber das Ausmaß der letzten Wochen überstieg doch sehr das Normale. Das wird jetzt sicher wiederbesser, wenn sich alleseingependelt hat.

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Es hat jemand seinen Senf dazu gegeben.