Mittwoch, 12. Juni 2013

BITTE helft mir!!!!!!!!!!!!!

Ich brauche unbedingt jemanden, mit dem ich über den Schweregrad meiner Behinderung sprechen kann, ohne, daß dieser Mensch nur billigen Trost parat hat wie: "Anderen geht es noch schlechter als Dir, da bist DU noch gut dran!" Ich brauche GANZ, GANZ, GANZ dringend jemanden, der das anhört und aushält. Ich kann nicht mehr!!!! Alle, die normal sehen und NICHT an der Dialyse sind, sagen bei allem, was ich ihnen erzähle immer: "DAS geht mir auch so!" "Ich bin auch Linkshänder, da hat jeder seines!" - "JEDER hat doch irgendwas!" Ich halte das nicht mehr länger aus! Diejenigen, die besser dran sind, leugnen dies, und diejenigen, die schlimmer dran sind, verbitten sich jeglichen Vergleich mit ihnen. "DU hast kein RECHT, Dich als blind zu bezeichnen!" "DU siehst ja noch 5 Grad, ICH seh nur DREI GRAD!" "DU siehst ja noch was!" Auf der anderen Seite sind wieder diejenigen, die sagen: "ICH hab auch eine Lesebrille, ich sehe auch schlecht!" -- "Ich bin auch fast blind, wenn ich meine Brille / Kontaktlinsen rausnehme." -- "Oh Gott, ich habe ein HALBES Dioptrie mehr bekommen!" "Ich brauch jetzt im Dunkeln auch schon eine Lesebrille." ICH soll den Spagat schaffen, einerseits diejenigen zu bemitleiden, die etwas schlechter sehen als der Durchschnitt, da ja für jeden SEIN Leid subjektiv schlimm ist. Andererseits darf ich niemals Bedauern über meine starke Sehbehinderung und Erkrankungen äußern, da ich ja froh sein kann, nicht noch Diabetes oder Krebs zu haben, und im Vergleich dazu ja noch gut dran bin! Das würde ich so gerne mal denen an den Kopf werfen, die sich ausgerechnet bei mir über ihre Lesebrille beklagen, aber dann heißt es wieder, ich würde anderer Leute Leiden nicht sehen und nur meines. NIEMAND versteht, wie sehr man (und ich sage man, da das NICHT meine subjektive Masche ist), darunter leidet, wenn sich voll Gesunde, die Arbeit bzw. eine Familie haben, sich normal bewegen können, ein weitgehend uneingeschränktes Leben führen, mit mir gleichsetzen und nicht ernst nehmen, daß ich da ein erhebliches Problem habe. JETZT höre ich schon wieder die Fragen: "Was haben Sie denn davon, wenn man Dir / Ihnen dauernd sagt, daß Du es schlimmer hast als andere?" Die Antwort ist eindeutig: Ich habe dasselbe davon, was andere davon haben, die MIR wiederum reindrücken, daß ICH es gegen sie noch gut habe! MEIN Leid ist zwar nicht das SCHLIMMSTE auf der Welt, aber es ist AUCH SCHON GENUG! Wenn andere mit Lesebrille oder Kontaktlinsen das Recht für sich in Anspruch nehmen, bedauert zu werden, ich hingegen aber immer nur drauf hingewiesen werde, daß JEDER was hat, und daß es ANDEREN noch schlechter geht, dann stimmt hier etwas nicht, und zwar mit den RELATIONEN! UND GENAU darauf kommt es mir an! Heute habe ich mich mit einem alten Mann unterhalten. Er klagte darüber, daß er ohne Gehwagen umfällt und nicht mehr aufstehen kann, und daß er über eine Treppenstufe gefallen und nicht wieder alleine hochgekommen ist. Ich sagte zu ihm: "Gerade als Behinderter oder älterer Mensch bleibt man ja dann obendrein auch noch öfter hängen." Er meinte: "DA ist aber schon noch ein Unterschied!" Ich fragte ihn: "Wo ist der Unterschied zwischen einem Behinderten und einem alten Menschen?" "DA gibt es schon noch einen Unterschied, wenn man jung ist." "Wollen Sie etwa damit sagen, daß Sie es schwerer haben als ich?" "Wenn man jung ist, gibt es einen Unterschied." "Würden Sie nicht sagen, daß auch Behinderte es genauso schwer haben können wie ältere Menschen?" "Achja, naja, Behinderte vielleicht schon." Von was habe ich denn die ganze Zeit gesprochen? Bin ich als fast Blinde, die zuvor noch über seinen Gehwagen gestolpert ist, etwa NICHT behindert, nur weil ich jung bin? Warum muß mir mal wieder jemand reindrücken, daß ICH es ja noch leichter habe? Wenn ich so etwas zu einem Gesunden sage, heißt es sofort: "Wenn es Dich glücklich macht, dann gebe ich eben zu, daß es für Dich schwerer ist." Dann schäme ich mich wieder, weil ich den objektiv bestehenden Unterschied herausgestellt habe. Andererseits darf ich mich wiederum nicht mit einem alten Menschen auf dieselbe Stufe stellen, da ich ja "nur" behindert bin und dazu auch noch jung. Anderes Beispiel: Ich habe versucht, Spinat und Kartoffeln aufzuwärmen und wollte dazu noch ein Rührei essen. Da ich schnell überfordert bin, habe ich die Kartoffeln bereits mit der Helferin zusammen vorgekocht. Den Schneebesen für das Ei legte ich nach dem Rühren in die Spülmaschine. Als ich ihn dann nochmal haben wollte, da mir einfiel, daß ich das Ei doch gerne gesalzen haben wollte, fand ich ihn nicht wieder. Ich wollte den unteren Wagen der Spülmaschine hereinfahren, es ging aber nichtmehr. Dabei brach mir ein Rad vom Schlitten ab. Völlig hilflos rief ich DREI Leute an, damit endlich jemand kommt und mir hilft. Die sehende Nothilfe aus der Nachbarschaft sah binnen DREI Sekunden, was ich unmöglich hätte herausfinden können: Der Schneebesen war mit dem Stiel nach unten in den Raum des unteren Wagens gefallen, das obere Teil des Schneebesens lugte aus dem oberen Wagen minimal heraus und war daher kaum für mich zu ertasten. Der Stiel hatte den unteren Wagen blockiert, und ich hätte den Stiel, der weiter hinten im Spülmaschinen-Inneren war, nicht sehen können. So hat sich aus einem klitzekleinen Umstand, nämlich, daß der Schneebesen mit dem Stiel nach unten ragte, eine riesige Kettenreaktion ergeben: Schneebesen unauffindbar, unterer Wagen völlig blockiert, Rad abgebrochen! Wenn ich DIES wiederum einer sehenden Person erzähle, kommt prompt wieder der Satz: "DAS geht mir genauso!" In solchen Situationen, wenn ich solche Schwierigkeiten habe und dann an diese Sätze denke, zerreißt es mich vor lauter Wut und Verzweiflung! Ich muß dem inneren Schmerz etwas entgegensetzen an äußerem Schmerz, um das aushalten zu können. Ich höre schon wieder die Argumente: "Die anderen wollen Dich doch nur trösten." Das tröstet aber nicht. Ich bin offenbar die einzige von 9 Milliarden Menschen, die solche -sätze NICHT trösten. Ich bin einfach zu klug, als daß ich mir einreden lassen könnte, daß es wirklich Nichtbehinderten genauso ergehen kann. Offenbar halten mich diese Menschen für so dumm, daß man mich mit solchen Sätzen abspeisen kann, und ich mir ein x für ein u vormachen lasse. Andererseits ist die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung (Ich sehe einen Unterschied respektive es gäbe gar keinen) so groß, daß ich diese Spannung nicht mehr aushalte und selbst schon Zweifel daran habe, ob ich den Unterschied wirklich zu groß mache, und ob ich nur zu egozentrisch bin, um anderer Leute gleiches leid nicht sehen zu können. Und diese Sätze bewirken auch, daß andere für sich damit die Legitimation beanspruchen, mir indirekt damit zu sagen: "Stell Dich nicht so an, uns geht es genauso, und wir klagen ja auch nicht." Unser Paket ist genauso schwer, wir schaffen es doch auch, wir sind einfach stärker als Du. Und so geben mir gesunde und sehende Leute Ratschläge, die eigentlich sich selbst fragen müßten, ob sie in meiner Situation nicht genauso wären wie ich, und ob sie mir überhaupt nachmachen könnten, was ich trotz und mit der Behinderung schon geschafft habe. Sie stellen sich einfach über mich und maßen sich an, mir zu erklären, daß es ihnen genauso geht, sie aber einfach nur lockerer damit umgehen könnten. Somit habe ich immer ein schlechtes Gewissen: "Sind andere in genau derselben Lage und stellen sich einfach nur besser an, oder sehen die nur einfach nicht meine Schwierigkeiten in realistischer Weise?" MIR würde es mehr helfen, wenn endlich einmal jemand sagen würde: "JA, es IST so, für DICH ist einiges schwieriger als für mich." Es würde mich entlasten, da ich dann denken könnte, daß ich mich nicht einfach nur dümmer anstelle als andere, und die es genauso schwer haben, aber einfach nur besser damit umgehen können. Und es würde würdigen, daß ich mich mehr anstrengen muß. Es würde mir ZUGESTEHEN, auch einmal "negative" Gefühle haben zu dürfen wie Wut oder Ärger hinsichtlich meiner Erkrankung und Behinderung. Dies würde mich erleichtern, und ich hätte das Gefühl, daß ich meine Gefühle zeigen und zulassen und HABEN darf! Aber ich muß ja immer nur Geduld und Verständnis mit Nichtbehinderten haben, daß diese sich eben einfach da n icht reindenken können und daher so reden. Ich bin nicht unbegrenzt geduldig, und mein Verständnis ist nicht unbegrenzt ausdehnbar ! Wenn andererseits mir laufend Schuldgefühle gemacht werden, daß ich doch noch froh sein könne, tut mir dies weh. ES ist ein Schlag ins Gesicht, da das, was ich habe ja auch schon genug ist. Es verbietet mir, einmal Trauer über meine Situation zu empfinden, da ich ja in meiner noch RELATIV guten Lage nicht das RECHT dazu habe. Ich weiß, jetzt kommen wieder die Ermahnungen, daß andere es ja nur gut meinen, und ich das verstehen müsse. Außerdem MUSS ich verstehen, daß andere ja unsicher sind und hilflos und daher meine Gefühle und Schilderungen nicht aushalten können. Somit muß ich sie damit verschonen und alleine damit fertig werden. Daß ICH ebenso hilflos und unsicher und ebenso überfordert bin, das wird völlig ausgeschlossen. Wo soll dann Ich mit all dem hin? Geht man etwa davon aus, daß jemand, der mit Behinderung geboren ist, automatisch NICHT unsicher, hilflos und überfordert ist und nur die UMWELT das Recht hat, dies zu sein? Wie soll ich lernen, mit meiner Behinderung fertig zu werden, wenn der Unterschied zwischen mir und anderen, die Probleme und die Dinge, auf die ich verzichten muß, verleugnet werden, und ich NIEMALS die Gelegenheit kriege, das Ganze einmal zu verarbeiten? Bislang ist mir dies nicht gelungen, da ich meine Emotionen über die Behinderung IMMER nur unterdrücken mußte, um nicht o.g. "Trost"-Sätze zu hören wie: "Sieh mal, gegen andere bist Du ja noch gut dran." "Ach, das geht uns doch allen so." Wie soll ich, wenn niemand aushält, mit dieser Behinderung realistisch umzugehen, selbst eine realistische Einschätzung dazu bekommen? Wie soll ich all diese Emotionen je überwinden, wenn ich sie niemandem zeigen darf, weil es sonst heißt, daß ich mich bemitleide und andere nur überfordere? Ich bin bei einer Organisation für ein persönliches Budget. Eigentlich hat der Kostenträger in seiner Zielvereinbarung den Umgang mit der Behinderung mit aufgeführt. Sobald ich aber einmal mit meinen Helferinnen darüber rede, daß mir bestimmte Dinge schwerer fallen, und SEI ES AUCH NUR, um sie genauer über meine Bedürfnisse und Probleme zu informieren, heißt es sofort: "Das geht mir genauso." Dann frage ich mich jedesmal: "Warum bin ich dann die Betreute und nicht umgekehrt?" Als ich einmal einen mir bekannten selbst behinderten Leiter einer Einrichtung für selbstbestimmtes Leben diese Dinge anvertraute, kam sofort der Satz: "Wir haben unseren Leuten gesagt, daß sie die Helfer nicht anjammern dürfen, dafür sind die nicht da. Es tut mir Leid, aber so ist es, damit bist Du eben alleine." Ich halte aber dieses Alleinsein damit nicht mehr länger aus, zumal KEINE Gelegenheit von anderen wiederum ausgelassen wird, wie das obige Beispiel zeigt, mir reinzudrücken, daß SIE es ja noch viel schlechter haben. Dumme Ratschläge wie, hör doch auf solchen Quatsch nicht, lasse ich nicht mehr zu! Oder: "Hauptsache, Du selbst weißt, wie es Dir geht, brauchst Du denn eine Bestätigung von anderen?" So etwas werde ich nicht mehr dulden! Vergleiche sind blöd, aber wir müssen uns schon einigen: Entweder, jegliche Einstufung wird abgeschafft, dann darf aber auch keiner kommen und mir erklären, daß er es schlechter hat als ich. Oder, es gibt diese Abstufungen, dann müssen aber auch diejenigen, die es leichter haben als ich, dies zugeben und nicht nur diejenigen, die es (noch) schwerer haben. Ich bin nicht die Kränkste auf der Welt, aber ich bin verdammt nochmal auch nicht die Gesündeste. So kommt es aber rüber, wenn ich mit Gesunden und normal Sehenden auf eine Stufe gestellt werde, Vollblinde oder noch Kränkere als ich aber sich auf eine "höhere" Stufe stellen. Ich will ENDLICH einmal jemanden, der mich auf einer Skala DA ein einordnet, wo ich realistischerweise auch hingehöre, der mit mir anschaut, WO ich stehe, wie schlimm oder nicht schlimm meine Behinderungen und Erkrankungen sind, der mit mir GENAU untersucht und beleuchtet, wo ich es tatsächlich schwerer habe als wieviel Prozent der Bevölkerung, und der mich ernst nimmt und mir nichts ausredet UND die Gefühle nicht einfach dadurch abwehrt, indem er mich beschwichtigt ("uns geht es auch allen so"), sondern, der meine Verzweiflung und meinen Schmerz ENDLICH aushält, dessen Bearbeitung LÄNGST überfällig ist!!!! Gerede wie: "ES ist immer subjektiv, wie sehr man unter etwas leidet", halte ich für Blödsinn, denn es gibt auch objektive Kriterien, die festlegen, daß ein Schnupfen weniger schlimm ist als eine Nierenkrankheit, oder daß eine Kniegelenksarthrose vielleicht einfacher zu ertragen ist als z.B. taubblind zu sein. Sonst könnte ja das Argument: "DU bist im Vergleich zu einem Diabetiker noch gut dran", nicht ziehen. Ich halte es nicht mehr aus, ich hau mit dem Kopf so gegen die Wand, daß ich so verblöde, daß ich von all dem nichts mehr mitkriege! Wer das verhindern will, muß mich Tag und Nacht festbinden oder mir endlich die erlösenden von mir heiß ersehnten Worte sagen!!! Wer jetzt wieder nur Trostfloskeln schreibt und mich NICHT ernst nimmt, der trägt die Verantwortung dafür, wenn ich so verzweifelt werde, daß ich keinen Ausweg mehr weiß und am liebsten verblöden würde! BITTE nehmt mich ernst! BITTE sag mir jemand, was ich und jeder in meiner Situation unbedingt mindestens EINMAL im Leben hören muß. Ich suche schon so lange danach. ICH bin KEINE AUSNAHME! JEDER in meiner Situation braucht das, nur die anderen kriegen es und ich eben nicht! Ich weiß, daß Luzifer es nicht will. Andere, Nicht-Verhexte, die so krank sind wie ich, erhalten die von mir erwünschte Würdigung ihrer Situation. Bei mir sorgt Luzifer immer wieder dafür, daß andere nur diese Ausstoßungen haben wie: "MIR geht es ja noch VIEL schlechter!" "Ach, das geht doch allen so, ich bin auch Linkshänderin." "JEDER hat doch irgendwas." "Ich gestehe Dir ja zu, daß es Dir schlechter geht, wenn's Dich glücklich macht." Klugscheißer-Sätze, die jetzt wiederum kommen wie, "das sind halt dumme Leute, die sowas sagen", werde ich sofort widerlegen, denn das sind sogar Familienangehörige und Freunde, die so etwas zu mir sagen! Ich glaube, daß meine Probleme magisch ausgeblendet werden, und die Leute das wirklich nicht sehen können. Sonst hätte mein Vater nicht einmal zu mir gesagt: "Daß Deine Freundin so komisch ist, ist doch verständlich, die ist schon mit 60 in Rente gegangen. Sei DU doch erst mal so krank und in so einer Situation." Daß ICH aber sogar schon mit 38 in Rente gehen mußte und an der Dialyse bin, wurde offenbar tatsächlich magisch ausgeblendet. Oder wie sonst kann man sich noch erklären, daß so viele Leute zu mir sagen, es ginge ihnen genauso, oder daß ältere Leute so tun, als sei ich ja noch jung und gesund? Das alles legt Luzifer den Menschen in den Mund. Wäre ich nicht verhext, würde ich dieselben Dinge bekommen wie nicht-Verhexte in meiner Situation. Ich bin nicht arm dran, weil ich all diese Erkrankungen habe. Ich bin arm dran, weil ich keine Menschenseele habe, wo ich mal darüber reden kann, ohne nur mit Billigtrost abgewiesen zu werden, oder ohne, daß man mir ein schlechtes Gewissen einredet und Selbstmitleid vorwirft. Ich kann nichtmehr! Jetzt kommt sicher wieder der Satz: "Bei Dir muß man ja aufpassen, was man sagt. Was soll man denn dann sagen? Dir paßt ja gar nichts." Wenn mich bis jetzt niemand verstanden hat, dann wird das auch so bleiben, und die Lage ist tatsächlich hoffnungslos!!! ICH wünsche mir einen ENGEL!!!!!!!!!!! BITTE!!!!!!!