Sonntag, 23. Dezember 2018

Zauberknöpfe aus dem Nähkästchen oder aus dem Schneider


Bei der Hochzeit meines Neffen hat meine Mutter mir eine schöne blaue Wildlederjacke geschenkt, die sie nie getragen hatte, die aber schon älter war. Leider habe ich meine schöne braune Wildlederjacke wegwerfen müssen, weil sie  ein Loch hatte und abgetragen war. Die hatte ich schon fast 30 Jahre, aber da man Wildleder nur selten anziehen kann, weil es entweder zu warm, zu kalt oder zu nass ist, hatte ich sehr lange an ihr. Die Jacke hatte ich damals aus dem Secondhandshop, in dem meine Mutter gearbeitet hat, weil es ein Wohlfahrtsladen vom  katholischen Frauenbund war. Damals habe ich mir die Jacke beim Schneider etwas ändern lassen, zum Beispiel den riesengroßen Kragen etwas verkleinern lassen. Die Jacke erhielt bereits Kultstatus, da ich sie so lange getragen hatte, und weil sie mir etwas zu groß und zu lang war. Sie sah an mir fast aus wie ein alter Wildledermantel. Ich fand das einfach toll. Aber leider habe ich sie nun mal jetzt wegwerfen müssen, ich habe sie wirklich zum Container getragen mit viel Wehmut und dort eingeworfen.

 

Nun hatte ich die  Jacke meiner Mutter, die mir aber etwas zu groß war. Die Länge stimmte nicht, und die Taschen waren so weit unten, dass ich die Arme eines Schimpansen gebraucht hätte. Somit dachte ich mir, wenn ich die Jacke in der Mitte etwas kürzen lasse, kommen die Schöße etwas nach oben, und die Taschen somit auch, und die Jacke ist insgesamt kürzer und kleiner. Dann könnte ich sie mir auch noch etwas enger nähen lassen. Die Knöpfe waren aus blauem Plastik, das sah ziemlich altbacken aus, das musste auf jeden Fall geändert werden.

 

So ging ich mit meiner spanischen Bekannten zum Schneider. Ich hatte zuvor nicht dran gedacht, die Schneiderin anzurufen und nachzufragen, ob sie auch Wildleder nähen kann. Meine Spanierin hatte mir diese Schneiderei empfohlen, bei der ich schon mal mit einer Jacke war, und damals war ich recht zufrieden. Die Spanierin selbst hatte auch etwas dorthin zu tragen, und somit gab sie erst ihre Sachen ab, und danach erfuhren wir, dass leider meine Jacke dort nicht zu ändern war, weil sie keine  Ledermaschine  hat. Ich habe mich daran erinnert, dass ich noch eine andere Schneiderin kannte, die mir mal einen Flicken auf eine Jeans genäht hatte. Sie hatte zuvor auch Handtaschen bei mir geändert, aber mit dem Flicken auf der Jeans  war ich unzufrieden. Sie hatte den Flicken innen hinein genäht, er war aber so riesengroß geraten, dass es aussah, als trüge ich unter der Jeans eine Bandage. Somit wollte ich da eigentlich nicht mehr hin, aber wegen der Wildlederjacke dachte ich, da gehe ich noch mal hin. Meine Spanierin hatte dann auch noch eine andere Sache zu nähen, und es stellte sich heraus, dass sie wesentlich günstiger war als die andere Schneiderin. Die war nämlich obendrein auch noch äußerst geschäftstüchtig, und als die Spanierin sie fragte, ob sie denn eine Anzahlung nehmen würde, behauptete sie, sie könne nicht rausgeben, die Spanierin müsse das ganze Geld jetzt schon auf einmal bezahlen. Ich hatte dem Luder kein Wort geglaubt, ich habe schon gemerkt, dass sie unbedingt das ganze Geld auf einmal wollte. Da hätte sie auch ehrlich sein können und sagen, tut mir leid, ich habe schlechte Erfahrungen gemacht, bitte zahlen Sie gleich den ganzen Betrag. Aber den Trick, dass sie gerade kein Geld zum Wechseln hatte, habe ich ihr keine Minute abgekauft. Somit ist sie bei mir auf der Sympathieskala um einige Punkte nach unten gerutscht, auf Deutsch, da gehe ich dann nicht mehr hin. Die Spanierin meinte dann auch noch etwas vorwurfsvoll, hättest Du vorher dort angerufen und gefragt, ob sie Wildleder machen kann, dann hätten wir gleich gewusst, dass es nicht geht, dann wären wir gleich zu Deiner Schneiderin gegangen, und ich hätte gleich alles billiger bekommen. Aber macht nichts, fügte sie dann noch etwas gönnerhaft hinzu. Das ist mir ganz schön aufgestoßen, denn schließlich war sie hierdurch mich an eine günstigere Schneiderin gekommen, und ich kann nicht an alles vorher schon denken. Mir fällt  es  ohnehin schon immer extrem schwer, im Vorhinein   dran  zu denken, dass  jemand dies oder jenes  nicht  hat, oder dass  dieser oder  jener Laden  dann und dann geschlossen hat etc.  Ich kann solche Verallgemeinerungen  und Sicherheitsvorkehrungen nicht treffen  , da mir solche Überlegungen nicht in den  Sinn kommen. Denn  ich käme  mit meinem limitierten Verstand erst gar nicht auf den Gedanken, dass eine Schneiderin KEINE  Ledermaschine hat, da ich erst gar nicht auf die Idee käme, dass man eine spezielle Maschine braucht, oder dass es unterschiedliche Geräte für unterschiedliche Stoffe und Materialien überhaupt gibt. Ich weiß nicht, wie neurotypische Menschen  auf  diese  Überlegungen so spontan kommen. Ich fahre da jedes Mal wieder  aufs  Neue ein…..

 

Die andere Schneiderin schaute sich die Jacke an und meinte, man müsse sie nicht enger nähen, wenn man alles nach oben ziehen würde, könne die Jacke auch so bleiben. Sie könne das für insgesamt 35 EUR machen, und ich könne dann noch die Knöpfe ändern lassen. Wir suchten wunderschöne Knebelknöpfe aus, die aussahen wie Elfenbein und prima zu der Jacke passten und ihr eine elegante Note verliehen. Ich freute mich schon sehr auf die Jacke, die schon am Freitag fertig sein sollte.

 

Am Freitag verabredeten wir beiden uns wieder, um unsere Kleider abzuholen. Die Sachen der Spanierin waren fertig, aber meine Jacke  war noch nicht gemacht, es würde nun doch etwas länger dauern.   Der Laden war uns beiden sehr sympathisch, denn die Schwiegertochter der türkischen Schneiderin kam aus Algerien, und so konnte ich meine schlechten Französischkenntnisse wieder etwas aufbessern. Allerdings gingen wir dann schnell ins englische über, denn Englisch spreche ich fließend, mit dem französischen ist es bei mir schnell zu Ende gegangen. Die Jacke sollte dann am Montag drauf fertig sein.

 

Als wir am Montag kamen, bin ich total erschrocken. Die Knebelknöpfe waren senkrecht hin genäht worden. Sie waren auf der einen Seite etwas dicker und gingen dann Kegelförmig zu, und eigentlich hätte man das breite Ende nach links nähen müssen, sodass man dann mit dem spitzen Ende zuerst durch das Knopfloch kommt. Die Schneiderin hatte noch gesagt, ich soll ausprobieren, ob die Knöpfe passen, ehe sie sie hinnäht. Das war der Fall gewesen, so dachte ich mir nichts Böses, als ich die Jacke abholen wollte. Ihr Sohn hatte sie genäht. Ich traute mich nicht mehr zu sagen, dass die Knöpfe obendrein auch noch senkrecht hin gemacht waren, da ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass man Knebelknöpfe überhaupt senkrecht hinnäht, da ich  einfach voraussetzte,  dass man Knebelknöpfe  immer waagrecht verwendet. Ich kann schlecht beurteilen, was man bei anderen Leuten voraussetzen kann, und was man ihnen besser vorher  sagt. Ich dachte, vielleicht hat er sich dabei was Bestimmtes gedacht, und es gehört senkrecht  hin und  vielleicht passen sie halt einfach überhaupt nicht durchs Loch, ob senkrecht  oder waagrecht.

 

Somit bat ich, dass wir andere Knöpfe hin machen, denn die Knöpfe passten ja offensichtlich nicht, was mich extrem wunderte, denn sie hatten bei der Probe ja  gepasst. Ich dachte, eventuell haben sie gar versehentlich noch einmal die gleichen Knöpfe in einer anderen Größe genommen.  Diese passten jedenfalls nicht durch,  das war alles, und das  verblüffte mich nun sehr. Die Schneiderin meinte, sie müsse aber etwas dafür verlangen, wenn sie die Knöpfe ändert. Außerdem fanden wir dann noch heraus, dass die Taschen ebenfalls blaue Plastikknöpfe hatten, die zur Zierde dort auf genäht waren, die zuvor aber niemand bemerkt hatte.  Bei der  Anprobe hatte ich noch extra  gefragt, ob  an  den Ärmeln  oder sonstwo  noch  Knöpfe  seien, die geändert  werden müssten, aber  da hieß  es, nein, nur die an der Knopfleiste seien da, sonst keine anderen.  Jetzt meinte die Schneiderin, da hätten wir wohl beide nicht aufgepasst. Ich suchte mir also braune Knöpfe aus Leder aus, die auch gut zu der Jacke passten, aber nur die zweite Wahl waren. Jeder Knopf kostete vier Euro, und sie gab mir das Geld für die anderen Knöpfe nicht zurück mit der Begründung, die Jacke sei schwerer zu nähen gewesen als erwartet, denn es sei ja Wildleder gewesen, das hätte sie zuvor nicht gewusst, und sie hätte gedacht, es sei Kunstleder. Als ob die Härte  des Materials dann anders wäre, und außerdem  ist sie  ja der Profi und hätte das  erkennen müssen.  Somit musste ich jetzt noch einmal 19 EUR zahlen. Die Jacke  war nun insgesamt schon bei 60 EUR, denn 35 EUR hatte das nähen zuvor gekostet, fünf Euro waren die Summe für die fünf Knöpfe, einen hat sie mir geschenkt, jetzt mussten wir aber noch mal neue Knöpfe kaufen und noch mal die Nährarbeit zahlen, sodass ich bei insgesamt 59 EUR ankam. Ich war sehr enttäuscht und sauer, dass ich schon wieder kommen  musste, um die Jacke dann mit  den  Lederknköpfen abzuholen.    Ich sagte daher , da wir jetzt schon  so oft  da waren, wollte ich, dass  mir die Jacke nun  nach Hause geliefert  würde. Da meinte sie, ja , das  ginge, aber  dann müsse ich nun erst recht  die 19 Euro für die Änderung  der Knöpfe zahlen, wenn man es mir auch noch liefern sollte.

 

Ich hatte mich schon mit den Lederknöpfen abgefunden, ich dachte, so schöne Knöpfe wie ich sie wollte, wären halt im doppelten Wortsinn doch eine Nummer zu groß für mich gewesen.

 

Die Spanierin und ich waren dann zusammen auf einem Konzert, und fürsorglich hat sie mir die Jacke abgenommen. Auf einmal stieß sie einen Schrei aus und meinte, die Knöpfe, die ich mir ausgesucht hätte, seien in der Innentasche der Jacke. Sie lachte schallend los, und sie meinte, sie habe in der Jacke getastet und sich gewundert, was ich denn in der Innentasche hätte, und dabei sei ihr aufgefallen, dass die Tasche voll war, sowohl mit den Knöpfen, die  ich  von der alten Lederjacke vor dem Wegwerfen abgetrennt hatte, weil man sie vielleicht noch mal brauchen kann, außerdem waren die blauen Kunststoffknöpfe in der Jacke, und da war auch eine Tüte mit den sechs zuvor gekauften und ausgesuchten Knebelknöpfen, die ursprünglich an die Jacke hin genäht werden sollten. Wir beide kamen überein, dass sie wahrscheinlich doch die falschen Knöpfe benutzt hatten, als der Sohn sie annähte. Wir mussten die ganze Zeit lachen, und alle Leute mögen sich wohl gewundert haben, warum wir die ganze Zeit so herum kicherten und alberten. Die Spanierin meinte, sie würde mit mir dort hingehen und mit denen ein Wörtchen reden, damit sie mir umsonst noch einmal die schöneren Knöpfe hinnähen würden. Außerdem wäre ich ja  am Freitag bereits da gewesen, als sie noch nicht fertig war, und da hätte man mir ja auch  mal sagen können, passen Sie auf, die  Knöpfe, die  Sie wollten, gehen  nun doch nicht, wollen Sie vielleicht andere aussuchen. Dann hätten wir das alles nicht gehabt.

 

Wir kamen also dorthin, und ich erklärte der Schneiderin den Sachverhalt. Ihr Mann hatte mir ja die Jacke sogar nach Hause gebracht, somit wollte ich ihm sowieso noch fünf Euro Trinkgeld geben, was ich im  Eifer des Gefechts damals vergessen hatte. Er war noch so nett gewesen, mir ein Paket beim Nachbarhaus abzuholen, dass dort für mich hinterlegt war, und ich wusste ja nicht, wo ich klingeln muss,  da ich die Klingelschilder ja  nicht lesen kann. Somit hatte er für mich dort geläutet und das Paket gebracht. Ich war gerade mit dem Taxi von einer Veranstaltung gekommen und hatte Glück, dass der Schneider mich antraf, denn er hatte sich zuvor nicht angekündigt bzw. wollte eigentlich  am Freitag kommen und  stand schon  am Mittwoch vor der Türe. Somit freute ich mich, dass die Jacke und mein Paket da waren, da ich einen großen Küchenwecker für blinde bestellt hatte, dieser hat einen Magneten für den Kühlschrank, ein dünnes aber  sehr großes Zifferblatt, dicke Zahlen, die man sowohl ertasten als auch lesen kann, und somit kann ich nun perfekt die Zeit einstellen. Diese fünf Euro Trinkgeld  für ihren Mann wollte ich nun der Schneiderin geben und dann gleich gut Wetter machen, damit sie mir die Knöpfe noch einmal umtauscht. Ich argumentierte  nämlich damit, dass hier die richtigen Knöpfe in der Tüte waren, und dass offenbar die falschen Knöpfe verwendet worden seien, und dadurch hätten sie eben jetzt nicht durch die Löcher gepasst. Da zog sie dann aus ihrer Zauberkiste genau die gleichen Knöpfe hervor und meinte, die sein auch nicht kleiner und nicht größer, die Knöpfe, die sie und  ihr Sohn in der Tasche vergessen hatten, hätten die gleiche Größe wie die, die sie vorher angenäht hatten, und die nicht durchgepasst hätten. Wenn ich also doch nun diese langen Knebelknöpfe wollte, würden sie wieder nicht passen. Ich meinte, das kann nicht sein, bei der Probe haben sie ja  gepasst, Sie müssen daher noch eine weitere Größe haben, denn warum haben dann die, die ich mir ausgesucht hatte, und die in der Tasche versteckt waren, gepasst, wohingegen die anderen, die ihr Sohn hingemacht hatte, nicht durchs Loch gingen. Sie meinte, wir haben nur diese eine Größe. Ich blieb aber steif und fest bei meiner Meinung und sagte, hätten sie die richtigen Knöpfe verwendet, hätte es geklappt, es war der Fehler des Schneiders, er hat die Knöpfe in der Tasche vergessen, die jemand von ihnen dort zur Aufbewahrung hin gepackt hätte, damit sie angenäht würden, und somit sei es auch sein Fehler, und so müssen Sie es auch kostenlos umändern. Meine Spanierin war mittlerweile natürlich umgekippt, die zuvor so energisch Erklärt hatte, mir zu helfen. Sie hatte mir noch gepredigt, ich sei immer so geduldig, und ihre Tochter sei genauso, und sie dagegen würde aber schon den Leuten Dampf unterm  Hintern machen. Nun war ich diejenige, die fest geblieben war, aber das kenne ich ja von jedem, alle tun immer so Und tönen, dass sie so mutig seien, und dass ich mich nicht trauen würde, dass sie aber  den   Leuten schon Zunder geben würden, aber sobald dann die Situation der Situationen kommt, knicken  sie ein und versagen. Ich blieb dann dabei und sagte, ich bestehe darauf, dass die Knöpfe umgeändert werden, und zwar kostenlos. Die Schneiderin meinte, damit werden sie aber nicht glücklich werden, denn sie passen nicht durchs Loch. Da schlug dann  die Spanierin vor, sie soll doch mal einen Knopf probehalber vor allem waagerecht hinnähen und mit dem Faden etwas mehr Spiel lassen, und dann könne man ja testen, ob es geht, und wenn es mit dem  einen Knopf  funktioniert, könne man alle Knöpfe ändern. Wir gingen in der Zwischenzeit etwas spazieren, und ich meinte, warum sie denn auf einmal umgefallen sei. Sie habe ja nicht alles verstanden, es sei alles so schnell gegangen. Ich hätte ja nicht alles übersetzt, was natürlich nicht stimmte. Im Nachhinein glaube ich aber, es ging der Schneiderin nicht darum, dass sie es nicht kostenlos machen wollte, sondern sie hatte wirklich die Befürchtung, dass die Knebelknöpfe wieder nicht hinpassen. Als wir zurückkamen, passte der Knopf perfekt, denn es lag wahrscheinlich wirklich nur daran, dass ihr Sohn sie damals senkrecht hin genäht hatte, und damals hätte ich einfach drauf bestehen müssen, dass sie waagerecht angenäht werden. Da mir aber damals die wahre Ursache nicht wirklich klar war, ob es nun an der falschen Position oder der falschen Größe liegt, hatte ich mich nicht getraut, darauf zu bestehen. Nun wurden also alle Knöpfe in der richtigen Lage hin genäht und mit etwas Fadenspiel, sodass ich sie gut schließen kann. Die Lederknöpfe waren nämlich auch extrem dick und groß gewesen, außerdem waren sie  sehr klobig, sodass sie auch kaum durch die Löcher passten. Die Löcher waren wahrscheinlich mittlerweile auch etwas ausgedehnter. Ich gab der Schneiderin noch fünf Euro, denn die beiden Knöpfe an der Tasche hatte sie ja damals nicht mit angenäht, und die musste ich ja dann auch noch kaufen, denn da hatte ich ja nur die Lederknöpfe bezahlt. Sie wollte mir die Lederknöpfe wieder zurückgeben, aber ich sagte, mit denen kann ich jetzt nicht mehr viel anfangen. Somit hatte sie doch ein gutes Geschäft gemacht. Schließlich hatte sie 65 EUR bekommen, zuzüglich der fünf Euro Trinkgeld, weil ihr Mann damals die Jacke ja gebracht hatte, und sie konnte die Lederknöpfe erneut verkaufen, die ja nur einmal kurz getragen worden waren. Somit war ich insgesamt mindestens 5-6 mal beim Schneider, nur, um eine Jacke umändern zu lassen.

 

Man mag jetzt denken, das ist nicht viel, das kann jedem mal passieren. Aber bei mir passiert das bei fast jeder Transaktion, sodass, wenn man diese Ereignisse hochrechnet und potenziert, das Leben mindestens fünfmal so mühevoll ist. Ich weiß nicht, inwieweit ich mir hier selbst im Wege gestanden war, aber am Anfang hätte ich einfach drauf bestehen müssen, dass die Knöpfe senkrecht sind aber waagerecht  hingehören. Es war zumindest richtig, auch wenn die Schneiderin es gut gemeint hatte, dass ich darauf bestanden hatte, dass ich die Knöpfe aus der Innentasche bekomme, denn hätten sie diese gleich  korrekt benutzt, sie waagerecht hin genäht, und wäre dann der Knopf nicht durchs Loch gegangen, wäre es wirklich meine Schuld gewesen. So aber  war es ja obendrein  wegen  dem Senkrechten auch noch ein  Nähfehler, und dass man bei Knebelknöpfen etwas mehr Spiel am Faden lassen muss, damit die Knöpfe nicht so  eng  und steif am Leder  sind, hätte sie eigentlich selbst sehen müssen.  Ich wollte  ihr noch sagen, dass sie dann bei  den Taschen  die  Knebelknöpfe, die sie nur zur Zierde aufnähen muss, kein Spiel  amFaden lassen muss, damit sie nicht herunterbaumeln. Aber  die Spanierin meinte, ich solle doch der Professionalität  der Leute  etwas mehr  vertrauen. Wohin das  geführt hat, hatte ich ja gesehen.

 

Endlich konnte ich dann das gute Stück  abholen  und  auch tragen. Der Ersatzknopf, den ich eigentlich auch bezahlt hatte, fehlte. Vielleicht waren die Knöpfe , die wir bei  dem  Konzert in der Innentasche gefunden hatten, gar nicht  gleich dort  hingepackt worden, sondern   es waren die, die er  gegen die Lederknöpfe  eingetauscht hatte, nämlich die, die er senkrecht  hingemacht hatte, und die daher nicht gepasst hatten, und er  musste sie mir daher  mitgeben, weil  sie ja von mir bezahlt waren.  Da kamen wir nicht drauf, weil  die  Chefin ja  gesagt  hatte, dass sie mir die fünf Euro  für die ersten Knöpfe  nicht mehr  geben könnte, weil  das Nähen  bei echtem Wildleder  schwerer war als  vorher geahnt. Somit mussten wir annehmen,   dass es  die waren, die  wir als  allererstes ausgesucht hatten, und die  in der Innentasche  geparkt und dort vergessen wurden.  Alle hatten aber auf jeden Fall dieselbe Größe, es lag wirklich  nur an der Art, wie sie  beim ersten Mal  hingenäht worden  waren.   Für die  Mühen und das Geld hätte ich fast eine neue Jacke bekommen. Ich hoffe nur, dass sie wieder 30 Jahre hält, so wie es die alte getan hatte, und dass sich dann der ganze Aufwand gelohnt hat. Zumindest ist nun auch wieder mit diesem Objekt eine Kampfgeschichte verbunden, somit ist mir die Jacke jetzt auch nicht mehr fremd, und ich habe sie jetzt sozusagen eingeweiht und  sie mir zu Eigen gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes.

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Auf in den Kampf, die Wahlarena naht,...

Am 1. September dieses Jahres saß ich seelenruhig vor meinem Schreibtisch, als auf einmal das Telefon klingelte. Es war ein Callcenter, ein Mann mit sächsischem Akzent, der mich fragte, ob ich auch wirklich die Person sei, die er sucht. Er hätte einen Haushalt angerufen, und ich müsste meinen Namen nennen. Er sei von einer Meinungsumfragefirma, die Leute sucht, die bereit wären, als Zuschauer in der Wahl Arena für die Landtagswahlen dabei zu sein. Ich dachte, nachdem er Dir nichts verkauft, kannst Du ja einfach mal mitmachen. Er nahm all meine Daten auf und war dabei sehr genau. Außerdem war er immer ziemlich verärgert, wenn ich zu schnell war, und er noch hinterherhinkte. Es musste alles ganz genau gehen, und erschien noch relativ  unerfahren als Operator. Sogar auf die Zusammensetzung in Bezug auf Bildung und Geschlecht wurde geachtet, um auch ja einen repräsentativen Schnitt der Bevölkerung abzubilden. Es wurde auch ausdrücklich danach gefragt, ob man eine Funktion in einer bestimmten Partei hätte, damit man normale Bürger und nicht Parteifunktionäre einlädt. Es schien also wirklich so, als ob man sozusagen dem gemeinen Volk, also uns, eine Chance  und  die Gelegenheit  geben wollte, einen Politiker zu befragen.
 
Ich bat darum,  dass ich auch eine Begleitung mitnehmen dürfe, und wenn nein, müsse mich der Rundfunk eben zum Platz bringen. Darauf ging er nicht ein, er würde mir zwei Wochen Zeit lassen, um eine Begleitung zu suchen, denn die müsse ebenfalls die Daten ihres Personalausweises durchgeben. Er würde am 15. September wieder anrufen.
 
Ich fragte unterdessen eine meiner Assistentinnen, ob sie Lust hätte, mitzukommen. Ja, aber warum sollte sie nun ihre Daten vom Personalausweis bekannt geben? Sie schickte mir immer nur per E-Mail einige spärliche Angaben, die absolut nicht ausreichend waren. Als er dann am Samstag dem 15. September wieder anrief, musste ich noch einmal über das Handy mit ihr telefonieren, um ihre Adresse zu erhalten. Dann drückte ich versehentlich einen falschen Knopf, und er war weg. Nun dachte ich, dass  der Datensatz gelöscht sei, da er meinte, wenn er nicht alles haargenau machen würde, würde genau eben dies geschehen. Ich erwartete also keinen Anruf mehr vom Rundfunk.
 
Auf einmal an einem Samstagnachmittag kam dann der Anruf. Wenn ich Lust hätte, könne ich zu einem Vorgespräch kommen, es gebe hier eine Wirtschaft, die man sich ausgesucht hätte, da ich angegeben hätte, dass ich auch bereit wäre, einen Redebeitrag zu liefern und eine Frage zu stellen. Ich sagte, dass ich gerne zum Thema behinderten Politik eine Frage an den Kandidaten richten würde. Ich wurde noch einmal genau befragt, um was es sich dabei genau handelte. Ich hatte zuvor  von einer  ebenfalls behinderten Bekannten gehört, dass diese Partei sich besonders um alternative Wohnformen für alte Menschen und Behinderte kümmern würde, und außerdem wollte ich wissen, wie sie es mit dem neuen Teilhabegesetz halten würden. Das sei eine gute Idee, sehr interessant, und ich könne doch zur Vorbesprechung kommen, wenn ich wolle.
 
An dem angegebenen Donnerstag ging ich also mit der Assistentin zusammen in diese Wirtschaft, wo wir dann mit den anderen zusammentrafen, die ebenfalls Fragen stellten. Alle meldeten sich, um Ihre Frage schon einmal loszuwerden, und laut meiner Assistentin wurden von  den Redakteuren wie wild Fotos gemacht. Auch war jemand dabei , die sich alles notierte. Nun war auch noch eine andere blinde gekommen, die zu allen Redebeiträgen, die bisher gelaufen waren, einen Kommentar abgab. Etwas gereizt meinte dann eine der Redakteurinnen, sie müsse doch nicht zu allem etwas sagen, sie solle halt einfach nur ihre Frage stellen. Ich versuchte mehrfach, auf mich aufmerksam zu machen. Ich wurde regelmäßig übersehen. Ich hatte sogar einen roten Pullover an und streckte meinen Arm demonstrativ und auffällig in die Höhe, doch nichts passierte. Meine Assistentin verschaffte mir schlussendlich  Gehör, und ich sagte meine Sprüchlein auf. Es war auch etwas zum Thema Mobilität gesagt worden, somit fragte ich auch, ob denn die Mobilität für Behinderte ebenfalls verbessert würde. Es wurde darauf nichts gesagt, sondern man ging zum nächsten Redner weiter, ganz anders als bei den anderen, wo bei jedem irgendeine Bemerkung gemacht wurde, dass der Beitrag zu lang sei, zu kurz, oder dass man doch den Fokus auf einen anderen Inhalt lenken sollte. Es meldete sich außerdem noch eine Frau, die etwas merkwürdig schien, die sich über den dreckigen Zustand der Schulen aufregte, da sie gerade an einer Grundschule vorbeigekommen sei. Sie sei aber schon länger nicht mehr im Arbeitsleben, habe aber einmal im pädagogischen Bereich bearbeitet. Man merkte, dass sie  ein psychisches Problem  hatte, da sie  auch recht unstrukturiert  war. Meine Helferin meinte, dass sowohl die andere blinde als auch diese Dame wahrscheinlich kurz gehalten würden, dass alles gesteuert sei, und dass man sehr viele Fotos gemacht hätte. Mir wurde gesagt, dass ein Zufallsgenerator diese Menschen ausgesucht hatte, und es hätten ja alle anderen auch zu der Vorbesprechung kommen können, wenn sie denn gewollt hätten. Wenn man einen Redebeitrag hatte, waren wir schließlich nicht verpflichtet, zum vorbereitenden Abend zu kommen. Daher glaubte ich nicht daran, dass alles schon abgekartet war.
 
An dem Abend, dem 3. Oktober, an dem die Wahl Arena stattfinden sollte, hatte ich mich schön gemacht, da meine Mutter mir eine samtene Weste gekauft hatte, und meine spanische Bekannte hatte mich beraten, was genau ich anziehen sollte. Es war eine Jacke mit ganz verschiedenen Blumen, die aber alle in sich gemustert waren, das ganze hatte dann einen Stich ins rötliche. Dazu sollte ich ein gelbes T-Shirt und eine schwarze Cordhose tragen. Da ich nun einmal nicht beratungsresistent bin, nahm ich diesen Rat an, fühlte mich aber denkbar unwohl. Nach meinem intuitiven Gefühl für Kleidung hätte ich dazu ein schwarzes T-Shirt und eine helle Jeans genommen. Doch sie meinte, im Fernsehen könne ich keine Jeans tragen, zumal keine mit  Flicken unter dem Knie, den man aber sowieso nicht gesehen hätte.
 
So holte mich also meine Assistentin ab, und wir fuhren dorthin. Wir bekamen erst einmal etwas zu trinken, und wir mussten warten, bis die Wahl Arena dann öffnete. In einer Halle war ein Rondell aufgebaut, wie ein Amphitheater, in dem alle Menschen sitzen sollten, und es gab drei abgestufte Sitzreihen. Irgendwann hieß es dann, wir sollten jetzt austrinken, denn wir durften die Getränke nicht mit rein nehmen. Meine Schlauassistentin meinte, das hätte sie mir gleich sagen können, warum hat sie das eigentlich nicht getan? Ich trank also in Windeseile aus, was mir für gewöhnlich niemals schwer fällt. Es war  brütend heiß unter den Scheinwerfern. Dann setzten wir uns auf Plätze, und wir stellten fest, dass sie zugewiesen waren. Einige hatten ein Stück Papier auf ihrem Sitzplatz , und es wurde gesagt, dass sich bestimmte Personen dorthin setzen mögen. Als wir reinkamen, sagte der Moderator, es gebe hier eine blinde Frau. Die Frau wurde erwähnt und angesprochen, und auch ich meldete mich. Doch von mir nahm man  keine Notiz. Meine Helferin und ich meldeten uns mehrfach, ich schwenkte meinen weißen zusammengeklappten Stock, und wir riefen laut, es gibt hier zwei blinde.  Dies wurde dann irgendwann mal gnädig registriert, nachdem wir uns lautstark bemerkbar gemacht hatten. Meine Helferin erzählte mir, dass die andere blinde Dame sehr groß und kräftig war, und dass sie demonstrativ all ihre  Blindenabzeichen trug und breitbeinig  dasaß  und ihren Blindenstock aufgeklappt vor sich hatte. Ich hingegen bin sehr klein und zierlich und ziemlich mickrig. Somit hat man mich nicht bemerkt. Das passte aber auch irgendwie zu dem Vorbereitungsabend, bei dem wir uns schon massiv bemerkbar machen mussten. Irgendwann hieß es dann, wir sollten die Handys ausschalten, und wieder meinte meine Helferin, das habe sie schon gewusst. Dabei hatten wir noch im Auto darüber gesprochen, dass ich mein Handy auf nicht stören stellen würde, damit keine Klingeltöne vernehmbar waren während der Filmaufnahmen.
 
Nach dem Warm-up-Teil ging es dann los, und im Monitor konnten wir das Ende der Nachrichten verfolgen, und dann erschien der Politiker. Ich klatschte heftig Beifall, ging mit , lachte jedes Mal, wenn er was sagte, weil ich ihn etwas merkwürdig fand, vor allem seine Ansichten, und ich zeigte lebhafte Reaktionen, nachdem man uns ja sagte, wir sollten uns nicht zurückhalten und ein lebhaftes Publikum sein, dass auch Kontra gibt. Einige lachten auch, und es herrschte schon eine Atmosphäre, indem wir ihn vermeintlich kritisch unter die Lupe nahmen.  Nachdem uns ja zuvor gesagt wurde, dass die Themen in Blöcke zusammengefasst würden, wartete ich auf den Blog mit den sozialen Fragen, da ich mich dann melden wollte. Es kam aber kein ausgewiesenermaßen sozialer Block. Die Fragen gingen relativ unstrukturiert durcheinander. Nach einer Weile kamen sie dann auf die blinde Frau zu, wobei ich bemerkte, dass alle anderen sich melden mussten, wohingegen man auf die blinde Frau irgendwann einfach von sich aus zuging. Ich hatte bei der Vorbesprechung noch gefragt, wie ich das denn machen sollte, da ich ja nicht sah, wenn die Angel mit dem Mikrofon zu mir kommen würde, und da wurde mir relativ kurz angebunden erklärt, ich solle halt die Hand heben, man würde dann schon zu mir kommen. Nun fragte die blinde Frau, wann denn endlich mehr blinden Ampeln eingerichtet würden, denn wenn sie über die Straße ginge, hieße das Motto danken und beten, wenn sie heil über die Straße gekommen sei. Einige Leute lachten, und sie meinte dann auch noch, sollen doch mal die Politiker die Augen zumachen und über die Straße gehen. Damit zog sie natürlich die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen der ganzen Zuschauer auf sich. Die Moderatorin sagte, wir haben noch eine blinde Frau, aber der Moderator würgte sie ab und sagte, gehen wir nun zum nächsten Thema. Ich war ziemlich brüskiert und verletzt. Ich hätte dem, was die blinde Dame gefragt hatte, nichts mehr hinzuzufügen gehabt, allerdings hatte der Politiker geantwortet, dass es nicht möglich sei, die Interessen der Rollstuhlfahrer und der Blinden in Einklang zu bringen, was nach neuesten Standards obsolet ist, denn es gibt Bodenindikatoren, die die Bedürfnisse und Interessen beider Personengruppen gut vereinen können. Hierzu gibt es sogar längst  DIN-Normen.
 
Meine Assistentin meinte, wenn ich wollte, würde sie sich noch mal für mich melden, damit ich auch etwas sagen könnte. Ich hatte eigentlich konkret keine Frage mehr, war aber doch sehr verletzt darüber, wie man mich rausgedrängt hatte.
 
Einige der Leute kamen mehrfach dran, besonders, nachdem der offizielle Teil der Ausstrahlung beendet war, und die Wahl Arena im Internet fortgeführt wurde. Es war auch auffällig, dass meistens die Leute, die etwas zu sagen hatten, und die reservierte Plätze hatten, relativ nah beisammen saßen. Es kamen sogar Mutter und Tochter zu Wort, und die Mutter sogar mehrfach. Einige Themen wurden sehr ausgiebig und mehrfach behandelt, wohingegen das Thema Barrierefreiheit mit der Frage der blinden Frau abgehandelt war. Es wirkte immer sehr spontan, wie sich die Leute meldeten, und einige hatten auch keine Zettel auf ihren Stühlen gehabt, kamen aber dennoch zweimal dran.
 
Nachdem die Vorstellung beendet war, erhielt meine Assistentin eine WhatsApp von ihrer Tochter, die festgestellt hatte, dass man mich abgewürgt hatte, und warum das so war. Dies wussten wir eben auch nicht. Ich vermute einmal, dass man uns alle gegoogelt hatte und durch die vorab  gemachten  Fotos schon mehr über mich erfahren hatte, oder dass man vielleicht sogar den Blog hier gelesen hat, oder dass man meine Facebook Einträge auch kennt und auch weiß, dass ich bei unserem  lokalen freien Radio  aktiv bin. Zumindest hat man mich ziemlich aktiv aus der Sache herausgehalten.
 
Meine Mutter, die ein sehr gutes Personengedächtnis hat, bemerkte, dass die vier Kameras immer aus anderen Blickwinkeln die Gesichter der Leute aufnahmen, wobei sie aber feststellte, dass viele nebeneinander saßen, die etwas zu sagen hatten, und es aber so wirken sollte, als säßen diese Leute in verschiedenen Ecken, da sie immer aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt wurden. Man hält die Zuschauer wohl für komplett bescheuert.
 
Ich habe eine Beschwerde E-Mail am selben Tag noch an den Rundfunk geschickt, daraufhin erhielt ich dann später einen Telefonanruf, ich hätte alles falsch aufgefasst, und man entschuldige sich dafür, dass ich das so falsch verstanden hätte. Es täte ihnen leid, wenn das so bei mir angekommen sei, als hätte man mich rausgedrängt. Ich meinte, dann müsste ja eigentlich ich mich entschuldigen, wenn es ihnen leid täte, dass ich etwas falsch verstanden hätte. Sie ließ mich kaum zu Wort kommen, und ich sagte, dass ich mich auch in der Vorrunde am Abend des Vorgespräches mehrfach gemeldet hatte, und dass es auffällig war, dass beim Aufwärmen nur von einer blinden gesprochen wurde, und wir große Mühe hatten, auf mich als zweite blinde aufmerksam zu machen. Sie sagte, die Moderatoren seien nicht diejenigen gewesen, die am Abend der Vorbereitung anwesend waren, worauf hin ich aber entgegnete, dass ausreichend Fotos geschossen worden waren, um die Moderatoren vorab zu briefen. Außerdem fragte ich, warum man bei der blinden Frau als einziger Person so vorgegangen sei, dass man direkt auf sie zukam, was auf mich den Eindruck machte, als wolle man mir zuvorkommen, damit ich keine Gelegenheit hätte, mich  aktiv  zu melden, und als habe man vorher schon mit der Dame abgesprochen, dass sie  und nicht ich drankäme. Sie sagte, die blinde Frau sei zuvor auf sie zugegangen und habe gefragt, wie sie sich verhalten solle, da sie ja nicht sehe, wenn das Mikrofon vor ihrem Gesicht sei. Daher habe man ihr angeboten, direkt auf sie zuzukommen. Ich sagte darauf hin, dass ich genau dasselbe gefragt hatte, man mich aber ziemlich brüsk und unfreundlich abserviert hätte, und man mir nur lapidar geantwortet hätte, ich solle mich halt melden, ich würde dann schon merken, wenn sie auf mich zukommen. Außerdem sagte ich, dass mehrere Leute, auch eine andere Bekannte von mir, die die Sendung verfolgt hatte, festgestellt hatten, wie man mich regelrecht ausgebootet hatte, und dass dies daher nicht mein  individueller  Eindruck sei. Sie meinte, sie habe das nicht mitbekommen, sie sei im Regieraum gesessen. Ich sagte, da laufen doch die Monitore mit, sie hätte doch alles beobachten müssen. Außerdem sagte ich, es passt mir nicht, dass bestimmte Plätze bereits für die Leute reserviert gewesen waren, es aber dann für den Zuschauer so wirken sollte, als sei alles spontan gewesen. Sie meinte, mit dieser Art von gespielter Spontanität sei sie ebenfalls unglücklich. Es täte ihr leid, sie könne sich nur bei mir entschuldigen. Sie sagte, dass in einer anderen Sendung  der Wahlarena ,  in der  dann ein anderer Politiker ins Kreuzfeuer genommen würde, das Thema Barrierefreiheit noch einmal abgehandelt würde, und dieses Mal dann ein Rollstuhlfahrer eingeladen sei. Ich dachte, ein anderer Alibi behinderter.  Eine  Bekannte von mir schrieb auch eine Beschwerdemail, wobei  sie meinte, sie sei eine Zuschauerin, die festgestellt habe, dass man mich so abgewürgt hätte, und sie schilderte ihr Problem als Rollstuhlfahrerin, und sie bat darum, dass ihr  Problem und die damit verbundene  Fragestellung als eingereichte Zuschauerfrage behandelt würde. Denn bis Redaktionsschluss konnte man noch Fragen einsenden, und außerdem konnte man ja über Facebook die Sendung mitverfolgen und ebenfalls Kommentare und Fragen absenden, die während der Sendung eingespielt werden konnten. Insbesondere im Teil nach der offiziellen Ausstrahlung, der nur noch im Internet verfügbar wäre, hätte sie dann die Chance gehabt, mit dem Thema Barrierefreiheit nochmals vorzukommen. Sie erhielt eine E-Mail, dass sie gerne Ihre Frage stellen könnte, aber auf die Frage, warum man mich so abgewürgt hätte, ist man nicht mehr eingegangen.
 
 Wir  verfolgten dann  gespannt  die  folgenden Wahlarenen , aber  kein wohl war  und kein  anderer  Behinderter tauchte auf,  und Das Thema Barrierefreiheit wurde in keiner weiteren Sendungen  mehr abgehandelt, und auch unsere Fragen, die wir über Facebook und E-Mail noch einmal eingesendet hatten, kamen nicht mehr dran. Die Themen Bildung, soziales, Finanzen, Asyl, Umwelt etc., die natürlich auch wichtig sind, wurden überproportional häufig abgehandelt, das Thema Behinderte kam nur ein einziges Mal dran, mit dem markanten Beitrag der blinden Frau zum Thema Ampel und danken und beten, wenn man die Straße überquert. Dies ist natürlich ein reißerisches Thema, dass man plakativ darstellen kann. Meine abstrakte Frage zum Thema alternative Wohnformen für behinderte und alte Menschen oder, wie man es mit dem neuen Teilhabegesetz halten würde, und wie es umgesetzt werden sollte, wäre wahrscheinlich nicht telegen genug gewesen. Ich selbst bin auch nicht telegen , ein Bekannter von mir meinte, ich hätte wesentlich kleiner als die anderen gewirkt und  sei total mickrig gewesen zwischen den anderen im Publikum , weil ich wesentlich kleiner und zierlicher bin. Außerdem hatte ich mich in meiner ausgewählten Kluft überhaupt nicht wohl gefühlt, das strahlt natürlich auch aus, beim nächsten Mal höre ich nicht mehr auf andere Leute. Denn eine Textilverkäuferin, die mittlerweile auch Assistentin ist, und mit der ich kürzlich meinen Schrank ausgemistet hatte, hat mir genau zu dem von mir ursprünglich  erdachten Outfit geraten, und sie meinte, das gelbe T-Shirt, welches ich für die Sendung angehabt hätte, sowie die Court samt Hose in schwarz, hätten überhaupt nicht zu der schönen Jacke gepasst. Dementsprechend unwohl hatte ich mich gefühlt, da ich intuitiv einen recht zielsicheren Geschmack habe.
 
Ich habe dann noch einmal über Facebook sowohlk  auf meiner eigenen  Seite  als auch auf der Seite des Rundfunks die ganze Situation beschrieben, nämlich die Tatsache, dass alles vorher genau abgekartet war, dass die Fragen der Zuschauer geplant waren, aber der Sturm im Wasserglas, den ich mir erhofft hatte, blieb aus. Es gab nur sehr lapidare und mehr oder weniger alt-weise Kommentare, dass das halt beim Fernsehen so sei, und ich musste noch mehrfach erklären, wie die Situation tatsächlich war, und dass mein Ärger durchaus begründet war, auch wenn man wie ich wenig Erfahrung mit Medien hat. Insgesamt fühlte ich mich komplett übersehen und übergangen, und ich vermute, dass ich einfach nicht sympathisch genug war und nicht ins Fernsehen passe. Ich werde mich nie wieder für so etwas zur Verfügung stellen.

Donnerstag, 29. November 2018

Woche des welt-weiten Webs

Woche  des welt-weiten Webs
Anfang Oktober habe ich gelesen, das  es bei uns eine digitale Woche geben wird. In dieser sollten auf unterschiedlichem Niveau verschiedene Vorträge zum Thema Computer und Internet gehalten werden.
 
Meine Computerkenntnisse beschränken sich auf die Nutzung eines PCs und meines  Smartphones, aber es gab einige Vorträge, die mich dennoch sehr interessierten. Zum Beispiel gab es einen Vortrag über das Thema Internet und Presse, einen zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen, einen über Schadprogramme, Viren, Trolle  und andere Bots, denen wir im Alltag begegnen könnten, und es gab auch im Rahmen des Fraunhofer Instituts einen Vortrag über Möglichkeiten, wie wir zukünftig leben würden. Als letztes sollte es eine KI-Nacht geben, in  der  lauter Vorträge   zum Thema künstliche Intelligenz oder Depp Learning   gehalten werden sollten.
 
Die Anmeldung gestaltete sich etwas schwierig, da es am Computer nicht möglich war, mit meiner Sprachausgabe das Häkchen zu setzen, dass ich darüber informiert war, dass Fotos gemacht würden, und dass ich mit den Datenschutzbedingungen vertraut gemacht worden sei. Somit nahm ich mein Mobiltelefon, sucht im Computer das Veranstaltungsprogramm ab, entschied mich für bestimmte Vorträge, ließ mir dann die Anmeldungs-E-Mail zusenden, füllte aber dann den  Anmeldebogen mit dem Mobiltelefon aus. Somit ist es ganz praktisch, ein Smartphone zu besitzen, da manche Seiten nur auf dem Smartphone barrierefrei gut bedienbar sind und umgekehrt. Dies kostete einige Stunden Mühe und Arbeit, bis dann endlich das ganze Programm für mich stand. Ich erhielt dann noch einige Anmeldebestätigungen und konnte auch unter dem Punkt "Meine Veranstaltungen"  nachlesen, wann und wo die von mir gewählten Vorträge stattfinden würden.
 
Ich fuhr also mit dem Taxi als Erstes einmal zu dem Ort, wo die Veranstaltung über die Presse stattfinden sollte. Zuvor war ich etwas verwirrt, denn die Veranstaltung über Digitalisierung im Gesundheitswesen sollte wiederum im Presseclub stattfinden, und ich dachte daher, mich geirrt zu haben. Daher rief ich erst einmal beim Presseclub an und fragte nach, aber da der Presseclub direkt gegenüber vom Gesundheitsministerium ist, meinten sie fest  und sicher, dass der Vortrag über Digitalisierung im Gesundheitswesen bei Ihnen stattfinden würde, wohingegen der Vortrag über die Presse und das Internet dann eben am anderen Ort gehalten würde. Ich rief dann noch mal bei dem anderen Veranstaltungsort an, um auch ganz sicher zu gehen, aber die bestätigten mir diese Aussage.
 
Bei der Fahrt mit dem Taxi musste ich dann aufpassen, nicht doch die falsche Adresse anzugeben, aber wir schafften es gerade noch, dass ich dem Taxifahrer die richtige Adresse, den richtigen Ort und den richtigen Namen des alten Kinos angab, in dem der Vortrag über die Presse stattfand, und er konnte mich am gewünschten Ziel abliefern. Dort angekommen wurde ich sehr freundlich empfangen und zu einem Tisch gebracht, und ich wurde freundlich bedient, als ich um eine Flasche Wasser bat, die leider etwas kostete.  Denn es fand ja in einem  Kino statt, und da will man natürlich auch was mitverdienen, aber ich muss ja schon auf mein Geld achten.
 
Es   gab eine Podiumsdiskussion, auf der der Chefredakteur der hiesigen Lokalzeitung und ein Vertreter des  regionalen Rundfunks miteinander diskutierten. Ein Vorteil des Rundfunks war es natürlich, dass er staatlich finanziert wurde, wohingegen die Zeitung von ihrer Kundschaft abhängig ist, daher kann sie nicht so frei in der Wahl ihrer Themen sein. Es ging dann auch um die Frage, wie sich Rundfunk und Presse im Internet präsentieren, und ob die Darstellungsformen dann anders sein müssten als bei der online Ausgabe der Zeitung, oder als bei der Mediathek des Rundfunks, und ob sie sich auch von den restlichen Internetauftritten anderer abheben sollten. Es ging auch darum, dass Google und Co. wie zum Beispiel auch Facebook in amerikanischer Hand sind, und man in Deutschland versucht, ein eigenes unabhängiges Anbieter Netzwerk zu bilden, um nicht finanziell von den USA abhängig zu sein. Was ich vermisst hatte,  war das Thema falsche Nachrichten oder Echoblase, da viele Menschen heute überhaupt keine öffentlich-rechtlichen Medien mehr lesen, die zwar nicht unabhängiger sind, jedoch eine Vielfalt von Meinungen bieten, die manche Menschen sich nicht mehr zumuten, indem sie sich nur noch im Dunstkreis ihrer eigenen Ansichten auf Facebook und Co. bewegen. Dieses Thema wurde aber wohl schwerpunktmäßig bei einer anderen    Woche des Internets ziemlich intensiv behandelt. Das sind sowieso schon Binsenweisheiten, die wahrscheinlich nicht mehr unbedingt diskutiert werden müssten.
 
Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hatte ich dann nach dem Vortrag meine große Stunde. Schon länger sehne ich mich danach, zur Beschaffung von Rezepten endlich meine gesamten Arzneimittel, die ich verordnet bekomme, auf meine Gesundheitskarte oder irgendwo zugänglich im Internet zu haben, wobei mir der Datenschutz persönlich hier ziemlich egal ist. Denn es ist extrem lästig, wie ich jetzt erst wieder erleben musste, Rezepte für selbst stinknormale Arzneimittel zu bekommen, geschweige denn für Medikamente, die für seltene Erkrankungen sehr teuer sind,  dann auch noch Zu beschaffen, das Rezept dann auch noch rechtzeitig einzureichen und zu hoffen, dass das Medikament dann auch da ist, wenn die Packung leer ist. Erst jetzt musste ich zum Beispiel wieder überlegen, zu welchen meiner beiden Hausärzte ich nun gehe, da ich in der Nähe zu tun habe, mein Medikament aber ausgerechnet einen Tag zuvor ausgeht. Freundlicherweise hatte mir die Apothekerin schon das Medikament ausgehändigt und wartet jetzt auf das Rezept. Meine Ärztin wollte aber nur eine kleinere Packung verordnen, da ich das Medikament schon länger nicht mehr bei ihr habe verschreiben lassen. Mit Mühe und Not schafft es dann oft nur die Sprechstundenhilfe, sie umzustimmen, denn ich hatte ja schon bereits die größte Packungsgröße in Händen und brauchte das entsprechende Rezept. Es wäre daher mein Traum, wenn ich einfach nur in die Apotheke gehen und meine  Gesundheitskarte vorzeigen müsste, und dann würde ich einfach das Medikament bekommen, dass ich brauche. Der Arzt könnte es ja jedes Mal nach Bedarf freischalten oder blockieren lassen, wenn ich mal wieder in der Sprechstunde bin.
 
Bei dem nun entwickelten Konzept ist wohl vorgesehen,  dass zentral oder mehr oder weniger dezentral alle meine Daten in einer Datenbank gespeichert sind, und jeder Patient ein Kartenlesegerät haben sollte. Dann könnte ich meine Karte hineinstecken, auf der dann lediglich der Schlüssel zu dieser Datenbank enthalten ist sowie einige Notfalldaten. Ich könnte dann mit dem Arzt über die Karte Kontakt aufnehmen und mein Medikament bestellen, er würde dann ebenfalls auf elektronischem Wege meine Bestellung an die Apotheke weitergeben, und ich könnte dann dort das Rezept abholen. Ich fragte dementsprechend genau nach, denn ich wollte wissen, ob dann der Arzt lediglich ein Fax vorab an die Apotheke schicken würde, wenn ich das Medikament elektronisch bei ihm bestelle, oder ob er eben dann auch elektronisch mit der Apotheke kommuniziert. Oder ob ich dann irgendwann doch  das Original des Rezepts nachreichen muss. Er hatte mich wohl nicht verstanden und erklärte mir umständlich, dass meine Bestellung beim Arzt nicht mehr telefonisch stattfinden würde, sondern dass nun alles elektronisch gehen würde. Das war mir nun in der Woche des Internets schon klar. Er hatte auch am Anfang meine Frage nicht ganz verstanden, denn es ging auch darum, ob man mehr als drei Medikamente nimmt, und ob dann die Apotheke die Liste der Medikamente auf der Karte lesen kann, um auszuschließen, dass Medikamente Wechselwirkung miteinander haben würden. Ich hatte nämlich etwas sarkastisch gemeint, ich nehme nur 13 verschiedene Medikamente, daher ist die Beschaffung etwas schwierig, wie könnte man das in Zukunft gestalten. Ich stellte dann so genau und detaillierte Fragen,  dass der Moderator irgendwann meinte, der Vortrag sei nun beendet, Fragen könnten auch noch im Anschluss gestellt werden. Es stellte sich heraus, dass wir dieses Mal mit Gebäck und Getränken bewirtet wurden. Es gab sehr große Teilchen aus Blätterteig, sodass ich mir dann das Abendessen sparte und ordentlich zu langte. Besonders die Pizzateilchen haben gut geschmeckt. Ich fragte dann, wo der Arzt, der den Vortrag hielt, und der zusätzlich auch noch Informatiker und Professor an irgendeiner technischen Hochschule war, und eine Frau meinte dann etwas giftig, da steht er doch. Ich sagte ihr, dass ich blind sei, aber anstatt sich zu entschuldigen, meinte sie, drum sag ich es Ihnen ja, er steht vor ihnen. Der machte aber wie immer  die Sehenden in solchen Situationen keinen Mucks, die  einen dann entweder sofort  halb  umarmen oder  wie die  Salzsäulen  oder Ölgötzen  sastehen und die Zunge im Mund haben und nichts  sagen.  Denn statt dass er einfach mal sagte, hier stehe ich, was hätten Sie denn gerne, ließ er  mich  blöd dastehen. Irgendwie sprach ich dann ins Blaue, da ich seinen Schemen vor mir ausmachte, und ich stellte weiter meine bereits im vortrag  angefangenen Fragen. Er erklärte mir dann noch genau das System, und das es dann eine mehr oder weniger zentrale bzw. dezentrale Lösung geben würde, wo entweder alle Daten an einem Ort seien, oder die Daten bestimmter Regionen an einem bestimmten Punkt zusammengefasst würden. Ich fragte dann noch, ob nicht auch Röntgenbilder oder andere Dinge auf der Gesundheitskarte Platz  hätten, oder ob dann lediglich der Schlüssel auf der Karte sei, und er meinte, es seien auch noch Notfalldaten dabei, und die etwas giftige Frau, die meines Wissens irgendeine Assistentin der Gesundheitsministerin war, die selbst nicht erscheinen konnte, doppelte dann jedes Mal nach und meinte, selbstverständlich, natürlich müssen die Notfalldaten drauf sein, so nach dem Motto, was für eine blöde Frage. Irgendwann hatte ich dann ordentlich zu Abend gegessen und einen guten Saft getrunken und war zufrieden mit besseren Aussichten auf ein etwas bequemeres Leben nach Hause gegangen. Der Arzt meinte, gerade das Smartphone sei für Menschen wie mich, die wir blind sein, besonders gut, und ich würde das neue System lieben, denn ich könne über das Smartphone oder dann auch über den Kartenleser zu Hause die Datenbank abfragen, auf der meine Daten gespeichert werden. Das wäre ein toller Zukunftstraum.
 
Am nächsten Tag sollte es den Vortrag im Fraunhofer-Institut geben, in dem es um solche Themen gehen würde wie, welche Techniken gibt es in Zukunft, was werden Roboter für uns tun, und welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die auf irgendeine Weise eingeschränkt sind. Auf irgendeine Weise war ich natürlich auch wieder mal eingeschränkt, denn die meisten Vorträge  wurden mithilfe eines Beamers gehalten, sodass ich die Hälfte der Informationen nicht mitbekam. Ich wurde schon mal in den Vortragsraum gesetzt, da ich nach dem Weg fragte, und der vortragende kam auch schon herein, um sich vorzubereiten. Er meinte dann, dass er einige Dinge auf dem Beamer zeigen wollte, und dass er ein paar nette Filmchen dabei hätte, und dass es schade sei, dass ich sie nicht sehe. Ich sagte ihm etwas resigniert, ich bin Kummer gewöhnt, ich bin es gewohnt, meine Informationen aus den paar Eindrücken herauszuziehen, die ich bekomme. Da meinte er dann etwas "vollweise"  von oben herab, damit muss man leben, man muss eben das Beste daraus machen. Nun, er muss es ja wissen. Der Vortrag ging dann zum Beispiel um das Thema, wie Menschen ohne Gliedmaßen mit Hilfe  künstlicher Gliedmaßen Aufgaben  erledigen  und diese allein wieder durch Kraft ihrer Gedanken steuern könnten, denn zunächst wird das System so trainiert, bestimmte Denkmuster mit ihrem System abzugleichen, und immer dann, wenn gewisse Denkmuster auftauchen, dann den Befehl auszuführen. Es ging auch zum Beispiel darum, dass es in Zukunft keine physischen Kopfhörer mehr geben würde, sondern dass die Schallwellen einfach um den Kopf herumgeleitet und der Kopfform angepasst würden. Ich dachte die ganze Zeit, dann müsste es aber auch einen Sender geben, der diese Schallwellen in virtueller Form an den menschlichen Kopf anpasst, und diese Steuerung der Schallwellen wiederum müsste mit irgendeiner Audioquelle verbunden sein, sei es via Kabel oder via Bluetooth. Es wäre dann so, dass zum Beispiel im Auto der Fahrer das Navigationssystem benutzen könnte, ohne, dass die Beifahrer etwas mitbekommen.  Da sich bei meiner Physiotherapie und Ergotherapie die Rezeptionistinnen jedes Mal aufregen, wenn ich mein blinden Hilfsmittel namens Smartphone herausziehe und mithilfe der Sprachausgabe mein Taxi rufe oder andere Daten bearbeite, wäre dies eine praktikable Lösung. Ich muss nämlich jedes Mal über Bluetooth erst mein Headset mit dem Telefon koppeln, was alleine schon Lärm macht, und die ganzen Warntöne oder Signaltöne oder Erinnerungstöne, die ich erhalte, werden noch nicht auf den Kopfhörer umgeleitet. Diese Frauen sind damit hoffnungslos überfordert, obwohl ich Ihnen mehrfach erklärte, dass ich dieses blinden Hilfsmittel benötige. Dann wurde noch ein Katzen Napf gezeigt, der merkt, wie viel Futter im Napf ist, welches Futter die Katze gefressen hat, und was nachbestellt werden muss. Ich dachte, es handele sich um eine Art Pipeline, sodass der Napf mit den Dosen in Verbindung stünde, und dass dann, wenn eine Dose leer sei, eine neue Dose, die bereits in ein  Fach eingefüllt wäre, an die Katze verfüttert würde, sodass immer gesteuert wäre, was die Katze genau wann frisst. Somit könnte man auch optimal einen Diätplan einhalten, oder wenn man im Urlaub ist, braucht man niemanden mehr, der die Katzen füttert. Da mir ja mal wieder das Bild vom Beamer entgangen war, hatte ich natürlich große Probleme, mir  das Gerät  überhaupt  vorzustellen und  den Sinn dieses  Futternapfes zu verstehen, denn so, wie ich es verstanden hatte, war es eben nicht.  Das ist eben das Problem, wenn man weder richtig sieht noch  im kognitiven Auffassen sehr fit ist. Dann wurde noch erzählt, dass in Japan mittlerweile einige Menschen Sex mit Robotern hätten, und dass sie Roboter sogar heiraten würden. Ich dachte schon etwas weiter, denn dann wäre der Roboter ja in einen menschlichen Stand erhoben und hätte folglich  ja dann auch zivile Rechte. Somit fragte ich den Mann, was denn passieren würde, wenn ein Roboter heiratet, welche Rechte und Pflichten er dann hätte. Man hat mal wieder meine Frage nicht verstanden, er meinte, was wäre denn, wenn der Roboter jetzt versehentlich denn Partner schlägt, und der Hersteller würde sagen, dass  war ein Bedienungsfehler, da der Mann oder die Frau den Roboter schon eine lange Zeit hätte und  falsch behandelt hätte. Ich meinte, das kann mit einem Kühlschrank genauso passieren, dass man einen elektrischen Stromschlag bekommt, wenn man den Kühlschrank unsachgemäß verwendet hat, weil man ihn schon sehr lange hat,  und somit die Garantie des Herstellers erlischt oder sich  bei Gewährleistung  die Beweislast  nach einer Weile umkehrt. Dies  ist ja mittlerweile längst kein juristisches Problem mehr. Ich konnte aber  meinen  Punkt Nicht klarmachen, denn es ging mir darum, wenn der Roboter tatsächlich heiraten kann, kann er sich ja auch selbst ständig wieder scheiden lassen, er kann das Sorgerecht für adoptierte Kinder beantragen, er kann wählen, er kann ein Testament verfassen, und er könnte auch erben. Wie wäre denn so etwas rechtlich geregelt? Jemand, der heiraten kann, ist ja geistig  und seelisch in der Lage, bestimmte Dinge durchzuführen, denn nach unserem heutigen Betreuungsrecht kann jemand, der in vollem Umfange betreut wird, zum Beispiel weder ein Testament  verfassen, noch wählen, noch kann er ohne die Erlaubnis des Betreuers heiraten. Ein Roboter stünde demnach dann höher als so ein Mensch, der in vollem Umfange betreut wird. Aber ich glaube, es ist etwas schade, dass man meine etwas skurrilen Fragen häufig nicht versteht.
 
Nach dem Vortrag ging ich dann zu dem man hin und fragte ihn, was  es denn nun mit den Kopfhörern auf sich hätte, denn wenn man diese an die Stereoanlage anschließt, muss die Stereoanlage ja über einen Sender verfügen, der dann diese virtuellen Kopfhörer an den Menschen schickt. Er meinte, im Auto bräuchte man das nicht, denn da wäre die Audioquelle sozusagen der Bordlautsprecher, und der würde dann automatisch den Schall an den Kopf des Fahrers senden. Dies verstand ich nicht, denn normalerweise müsste ja irgendetwas zur Umwandlung dazwischen stecken, aber er gab  zu , das auch nicht so genau zu wissen. Meine Frage war außerdem, ob dann nicht auch Menschen mit Hörschwierigkeiten von so einer Konstruktion profitieren würden. Aber er behauptete, Menschen, die schlecht hören, würden ja meistens im Innenohr oder  durch die Hörnerven schlecht hören, und  da würde ja nur ein Cochlea-Implantat helfen. Ich war wieder mal zu schwach, um dagegenzuhalten, dass es auch Menschen gibt, die einfach Probleme mit dem Trommelfell haben, die durch mehrere Ohrentzündungen geschädigt sind, und deren Innenohr intakt ist, die aber vielleicht eine andere Art von  Schwerhörigkeit haben, und dass daher lediglich, wie es bei einigen Hörgeräten der Fall ist, der Schall (digital) verstärkt oder gefiltert werden muss. Er wusste es wahrscheinlich sowieso besser als ich. Ich dachte eben an diese Induktion schleifen, wo Menschen ihre Hörgeräte hin hängen, oder an Hörverstärker bei Telefonen, wo Menschen, die schlecht hören, den Schall einfach nur verstärkt bekommen. Meine schwerhörige Großmutter hat auch jedes Mal einen Kopfhörer aufgesetzt und den Ton so laut gedreht, dass ich mühelos neben ihr sitzen und mithören konnte. So etwas wäre dann auch denkbar, wenn es diese Art von virtuellen Kopfhörern gibt.
 
Dann fragte ich den Mann noch über den Katzen Napf aus, da ich  eben wie  gesagt annahm, es handele sich um eine ganze Anlage von Futterdosen, die man eben zuvor befüllen müsste, und dass dann eben mithilfe einer Computersteuerung das passende Futter in den Napf gefüllt wird. Es handelt sich aber lediglich um einen elektronischen Napf, der das Gewicht des Futters misst und dann, wie das zum Beispiel bei einschlägigen Internet-Versandhändlern der Fall ist, mittels eines Knopfes oder eines schlauen Kühlschrankes dann einfach Futter nachbestellt. Das kann ich selbst auch tun. Dann stand wieder so ein spöttischer Mensch daneben, der dann meinte, man könnte ja auch eine Pipeline direkt von der Futterfirma zur Katze legen , und beide mussten lachen, und ich kam mir etwas blöd vor. Ich hatte schlichtweg einfach nicht gesehen, wie der Napf aussah, weil ich eben den Beamer nicht sehen kann, und konnte mir daher die Sache nicht vorstellen. Der  dabei stehende  "Komiker"  meinte dann auch noch etwas ironisch, man könne schließlich dann auch noch das Gewicht der Katze messen, sodass sie dementsprechend cholesterinarmes Diätfutter erhalten würde. Ich kam mir dann etwas blöd vor, denn so übertrieben hätte ich es jetzt auch nicht verstanden wissen wollen. Auf jeden Fall wusste ich dann Bescheid, und ich konnte mich noch mit einer sehr netten Frau unterhalten. Während des Vortrages machte er dann auch noch ein Spiel mit uns, er brachte einen Film, in dem ein Gehirn gezeigt wurde, dessen Informationen auf einen Stick geladen wurden, und die Besucher einer Messe wurden befragt, ob sie ihre Erinnerungen dann auch später mal auf einen Stick speichern wollten. Wir wurden dann gefragt, ob wir das glauben, was da gezeigt wurde, oder ob wir es für einen Scherz halten. Zum Glück war ich bei denen, die es für einen Scherz hielten, nur einige glaubten es. Es stellte sich heraus, dass diese Szene aus einem Film war, und dass sie versuchsweise Besuchern einer Messe gezeigt wurde, und die Besucher wurden dann hoch genommen, sodass sie glauben sollten, es wäre tatsächlich künftig möglich, die Gedanken eines Menschen auf einen Stick zu speichern, um sie dann später in eine leere Hülle hinein zu füllen. Ich meldete mich dann und meinte, es wäre zum Beispiel für Museen oder für Dokumentationszentren sicher zweckmäßig, später einmal einige Erlebnisse bestimmter Menschen speichern zu können, wenn dies einmal machbar wäre. Ich gab dann das Beispiel von Menschen aus dem Krieg an, wobei ich dann wieder ausgelacht wurde, die gäbe es doch jetzt sowieso nicht mehr. Dann sind meine Eltern wahrscheinlich eine Ausnahme. Es wäre bestimmt interessant, einmal virtuell in die Gedankenwelt eines Kriegssoldaten zu schlüpfen oder in die Erlebnisse meines Vaters, der schon in jungen Jahren als Flakhelfer dienen musste. Ich finde es ist gruselig, ein ganzes Gehirn in einen leeren Kopf hinein zu füllen, aber für Dokumentationszwecke oder für das Lernen aus der Geschichte wäre es sicher praktisch, einmal solche Gedanken speichern und abrufen zu können.
 
Danach überlegte ich, sollte ich jetzt noch nach Hause gehen oder in ein Café, denn das Wetter war wirklich wunderbar. Da ich aber wenig Geld habe, hetzte ich nach Hause, um dort einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen, denn dann sollte schon wieder die Veranstaltung über Schadprogramme und bots stattfinden. Ich nahm mir ein Taxi, und die Suche nach dem Veranstaltungsort stellte sich als extrem schwierig heraus, denn der Veranstaltungsort war sehr versteckt in einem Hinterhof. Der Vortrag hatte bereits begonnen, und ich setzte mich dazu. Es ging zum Beispiel darum, dass es Warteschleifen gibt, wo man durch Informationen und gezielte Werbung bei Laune gehalten werden sollte, oder dass es mittlerweile auch künstliche Ansprechpartner gibt, um bestimmte Dienstleistungen zu erhalten. Ich kenne das nur von der Deutschen Bahn, wo man seine Bahnverbindungen über eine Spracherkennung eingibt und dann mehr oder weniger gute bzw. schlechte Auskünfte erhält, da mich zum Beispiel dieses Programm fast nie versteht, und ich dann jedes Mal ungeduldig werde. Zum Glück kann man das Ding anbrüllen wie man will, es wird nicht verärgert. Es reagiert dann halt einfach nur nicht mehr. Dann ging es eben noch um das Thema, dass bestimmte Computer gekapert werden, um dort bestimmte schädliche Programme einzusetzen, die dann auf ein bestimmtes Kommando losgehen, um eine bestimmte Firma zu knacken und zu hacken, oder um dort einzudringen und Daten zu klauen. Es gibt aber auch positive Beispiele, wo man freiwillig entscheiden kann, ob man Kapazitäten seines PCs für bestimmte Forschungszwecke zur Verfügung stellt, da ein einzelner Computer diese Kapazitäten sonst nicht aufbringen könnte. Das wusste ich noch nicht, das fand ich besonders spannend, zumal man ja dann erst einmal von  irgend einer  Organisation gefragt werden müsste, und so etwas hatte ich bisher noch nie erlebt. Es wäre noch interessant zu wissen, unter welchen Kriterien diese  Kandidaten für  diesen freiwilligen  Dienst dann ausgesucht würden, oder ob das ein Zufallsgenerator übernimmt.
 
Es soll ja auch diese Bitcoins geben, und ich habe einmal im Heft von Stiftung Warentest gelesen, dass Computer illegal missbraucht werden, um deren Energiekapazitäten zu nutzen, um Bitcoins zu erstellen. Nun hörte ich aber von einer Zuhörerin, dass dies auch auf freiwilliger Basis beruht. Der Mann wusste von nichts, aber er konnte uns erklären, dass Bitcoins eine legale Währung im Internet sind. Ich dachte immer, das sei nicht ganz legal, und ich verstehe auch nicht, wie man normales Geld in Bitcoins umtauscht, ob man diese dann wieder zurück tauschen kann, ob man dann tatsächlich reich ist, oder ob man nur virtuelles Spielgeld besitzt. Außerdem weiß ich nicht, ob nicht sogar im Dark  Net, also im dunklen Internet Bitcoins verwendet werden, und bestimmte Kriminelle dann eben illegal Computer missbrauchen, um deren Strom anzuzapfen für die Herstellung von illegalen Bitcoins. Es soll ja überall riesengroße Türme mit Computern geben, die immense Mengen an Energie verbrauchen, um dieses Geld herzustellen, aber diese Frau meinte eben , das sei nicht wahr, dafür gäbe es ja dann die legal genutzten Computer von Freiwilligen. Ganz bin ich also nicht mitgekommen.
 
Es sei wohl so, dass man so einen Schadbot, wenn man ihn  denn einmal hat, nie wieder los bekommt, und dass man es auch nicht merkt, wenn man einen hat. Wann immer man eine Recherche im Internet macht, merkt sich irgendein Bot, was man gesucht hat, daher bekommt man manche Suchergebnisse wesentlich schneller, da nicht  nur der eigene Computer weiß, an welchem Standort man ist, und was man beim letzten Mal besucht hat. Dementsprechend wird dann auch die Werbung individuell auf einen Menschen zugeschnitten. Nun brauche ich mich nicht mehr zu wundern, warum ich zum Beispiel bei einer Süßwarenfirma im Internet Ostereier bestelle und dann bei Facebook Werbung für Ostereier genau dieser Marke erhalte. Irgendwie kann einem da schon anders werden. Das Vertrauen  wird auch  dadurch auf eine  harte Probe  gestellt, dass  Trolle  künstliche Bewertungen für bestimmte  Produkte oder Dienstleister  schreiben, und man daher oft nicht  unterscheiden kann, ob diese Bewertung  von einem  Menschen  abgegeben wurde. Hier besteht wohl noch eine rechtliche Grauzone.  Man muss sich dessen halt einfach   gewahr  sein.
 
Der Mann erklärte dann noch, es sei praktisch, diese Computerprogramme als virtuelle Telefonistin zu haben, denn die würden nicht krank, könnten nicht schwanger werden und würden  nicht ausfallen. Ich meldete mich darauf hin und sagte, was ist denn, wenn ein Schadprogramm wiederum diesen Computerprogrammen schadet, und diese dann kaputtgehen und nicht weiter funktionieren. Auch diese können somit infiziert und demnach auch krank werden. Er hatte mich aber nun mal wieder nicht verstanden und meinte, das sei dann natürlich schlecht für uns. Ich entgegnete , das ist vor allem schlecht für die Firma. Er fuhr mich dann an und meinte, selbstverständlich, denn es könnten sich ja schließlich auf ganz vielen Computern Schadbots einnisten und dann gezielt die Firma auf ein bestimmtes Kommando angreifen. Offenbar hatte er wirklich nicht verstanden, was ich fragte. Ich wollte nur sagen, dass es problematisch ist, immer wieder Menschen durch Computer zu ersetzen mit dem Argument, Menschen würden zu schwierigen Mitarbeitern, könnten krank werden usw., wohingegen Computer unanfällig,  unproblematisch und uneingeschränkt nutzbar seien. Später, als mich dann ein netter Mann zur U-Bahn begleitete, erklärte ich ihm, was ich meinte, und er sagte, diese Programme sind aber dann von einer einzelnen Person zu reparieren, sie können von einem einzigen Menschen gewartet werden, daher sind sie eben praktischer als Menschen. Genau so eine qualifizierte Antwort hätte ich mir vom Redner erwartet.
 
Der Redner ließ sich dann, da es sich um einen Computerclub für ältere Menschen handelte, stundenlang über unerwünschte Werbung aus, und dass man jeden Quatsch im Internet lesen müsste, der einem ungewollt aufgedrängt wird. Irgendwann meldete sich dann ein ungeduldig gewordener Zuhörer und wollte wissen, wie man sich denn nun vor solchen Schadprogrammen schützen könne. Er erklärte, dass man auf jeden Fall seine Festplatte immer wieder einmal sichern müsste auf einer externen Festplatte, und dazu könnte man ja  Richcopy verwenden, das sei zwar ein altes DOS-Programm, aber es würde immer noch funktionieren. Dann erklärte er uns, es gebe auch Werbeblocker, und er nannte einen Namen, Adaware, den ich schon gehört hatte, da ich auch dieses Programm schon vor längerer Zeit auf meinem Computer hatte. Er gab noch einige Tipps, zum Beispiel, dass man sein  Smartphone mit einem Virenprogramm schützen müsse, und dass z.B. das Programm, was ich hatte, schon nicht mehr aktuell sei, da  andere Firmen es überholt hätten. Er riet uns allen, für ungefähr 30-40 EUR von diesen namhaften Herstellern ein Virenschutzprogramm zu kaufen, welches man dann sowohl auf dem Computer als auch auf dem Smartphone betreiben könnte, da häufig Lizenzen für mehrere Geräte für diesen Preis vergeben würden. Ich fragte ihn noch, ob es auch einen Passwortgenerator gäbe, den man sowohl auf dem Computer als auch auf dem Smartphone benutzen könnte, denn wenn man dann nicht mehr weiß, welches Passwort für welche Anwendung vergeben wurde, da dies automatisch geschieht, müsse man ja auf allen seinen Endgeräten denselben Passwortgenerator haben. Er meinte, das ginge. Er empfahl uns dann noch, dass wir zum Beispiel die Hausbesuche eines ihrer Mitglieder in Anspruch nehmen könnten, der gerne für einen gewissen Stundenlohn zu uns kommen würde, um uns bei unseren Computerproblemen zu helfen. Ich notierte mir all dies und rief diesen Mann dann später auch an. Der Mann, der dann  ein paar Wochen später dazu ins Haus kam, riet mir komplett von einem Virenschutz auf dem Handy ab, denn ein Android-Handy hätte einen Kern, und man solle seine Daten sowieso immer mal wieder sichern, und wenn sich ein Virus eingeschlichen hätte, könne man ja alle Daten löschen und sie dann wieder von einem anderen Ort aus aufspielen. Ich halte davon nichts, denn ich möchte ja mit anderen auch Daten austauschen und möchte nicht, dass meine Viren dann überall hinkommen, weil ich ja auch das Smartphone ab und zu mal mit dem PC koppele. Außerdem halte ich nichts davon, ungeschützt im Internet zu surfen. Er wusste nichts von einem Passwortgenerator und hielt auch nichts davon und meinte, ich solle mir halt irgendwo an einem geheimen Ort eine Liste mit meinen Passwörtern anlegen. Schließlich könne ich ja das Master Passwort auch vergessen. Also hätte das keinen Sinn, einen Passwortgenerator zu benutzen. Von dem DOS-Programm Richcopy-mit dem man  die Sachen auf einer externen  Festplatte  sichern könnte, hielt er nichts, und er fragte mich, wer uns das denn geraten hätte, mir ist aber zum Glück der Name des Redners entfallen. Den Werbeblocker Adaware , den der Mann erwähnt hatte während seines Vortrags, und den ich auch schon auf dem PC hatte, kannte er nicht als Werbeblocker sondern als etwas ganz anderes, was mir jetzt leider entfallen ist. Er fand aber auch keinen Werbeblocker, er riet mir, Firefox auf meinem Handy zu installieren, was ich zunächst erst ablehnte, da Firefox zum Beispiel auf dem PC nicht mehr barrierefrei läuft. Somit installierten wir einen Browser mit Werbeblocker, der zerschoss mir dann aber mein Internet auf dem Handy, da die Sprachausgabe dann mit dem Internet nicht mehr funktionierte, und ich somit meinen zuvor  genutzten  Browser und diesen Browser  mit Werbeblocker deinstallieren musste. Daher installierte ich danach wieder Chrome, also meinen Browser von   Google,  und auch Firefox, denn der enthielt einige Add-ons , wie zum Beispiel eben auch einen Passwortmanager und einen Werbeblocker, dafür ist er aber jetzt sehr langsam. Nun kann ich mir aussuchen, mit welchem  der beiden Browser ich ins Internet möchte, wenn ich mit dem Smartphone etwas suchen  oder öffnen will. Der Mann, der 2 Stunden bei mir zu Hause war und 20 EUR pro Stunde plus eine Anfahrtspauschale von 15 EUR verlangte, also insgesamt 55 EUR, erklärte mir noch, dass ich mit Hilfe der Systemsteuerung meine Daten vom Computer in komprimierter Form auf einer externen Festplatte sichern könnte, aber ich musste ihm erst einmal mühevoll erklären, dass ich meine Daten nicht in der Microsoft-Bibliothek hätte sondern auf einer gesonderten zweiten Festplatte, weil ich die Bibliothek nicht nutzen wollte. Mir ist es immer lieber, meine eigene Datenstruktur und meinen eigenen Datenbaum zu kreieren, anstatt mich in vorgefertigte Strukturen einarbeiten zu müssen. Irgendwann war das dann auch geklärt, aber ich habe ja sowieso noch keine externe Festplatte, bzw. die, die ich einmal hatte, weil ich mir eine alte Computerfestplatte zu einer externen Festplatte umbauen ließ, hatte ein defektes Kabel und hätte mir fast meinen Computer zerstört. Daher habe ich sie dann entfernt und werde mir irgendwann eine neue kaufen. Ich bat ihn dann noch, mit mir mein Spracherkennungsprogramm wieder zu installieren, welches ich an einem Ort im Internet zum Download gespeichert hatte, aber ich hatte damals eine andere E-Mail-Adresse, und das Passwort und die Bestellnummer taugt nichts, um dorthin zu kommen, wo die damals bestellte Ware zum Download bereit lag. Somit wollten wir bei der Hotline anrufen, aber da der Mann des englischen nicht mächtig war, mussten wir einen deutschen Operator auswählen, wodurch sich die Wartezeit erheblich verlängerte. Der Mann dort war total locker und lässig, ihm war alles egal, er meinte, er würde seinen Vorgesetzten bitten, mein Passwort einfach zurückzusetzen. Ich bat noch den Mann, der bei mir war, meine riesengroße digitale Wanduhr im Flur auf Winterzeit zu stellen, was ihm erhebliche Mühe bereitete, da die Knöpfe  fast nur mit Buchstaben beschriftet  waren, und er den Knopf mit der Bezeichnung "Down" nicht als das interpretierte, was er war, nämlich, die Stunde um einen Wert herabzusetzen. Irgendwann hatte er es aber dann doch geschafft. Ich wollte dann noch, dass er die Uhr im Wohnzimmer um 1 Stunde zurücksetzt, dabei verwarf er aber dann die Ordnung meiner Melodien, die jede Stunde ertönen, sodass die Uhr wieder in ihren Lieferzustand zurückversetzt wurde, in welchem die erste Melodie schon um 6:00 Uhr und die letzte Melodie bereits um 21:00 Uhr ertönt. Er meinte, er hätte 23 × 1 Stunde vorgehen müssen, anstatt einmal  1 Stunde zurück zu gehen, aber das könne er jetzt nicht mehr machen. Ich fragte ihn dann noch, ob er meine  elektronischen Thermostate 1 Stunde zurücksetzen könnte, damit sie wieder um die gewünschte Zeit anspringen würden, aber er meinte, das Thermostat sei so komisch in der Ecke, im Wohnzimmer käme er da nicht hin, und die restlichen könne er jetzt nicht machen. Ich zahlte ihm die 55 EUR, er bot mir noch an, falls ich Probleme mit der Installation des Spracherkennungsprogramms hätte, mir über die Fernwartung zu helfen, aber ich dachte mir, lieber nicht.
 
Bei dem Vortrag hatte ich wieder das Problem, dass ich nicht erkennen konnte, dass ein Beamer verwendet wurde. Da ich zu spät gekommen war, weil der Taxifahrer und ich erst den Raum nicht gefunden hatten, habe ich nicht gemerkt,  wie  der Beamer eingeschaltet wurde, und ich hielt die helle Fläche an der Wand für ein Fenster. Daher stellte ich dann auch wieder Fragen, von denen man mir dann zu Beginn etwas unwirsch erklärte, dass das doch alles dort stünde, dann aber wohl  doch jemand bemerkte, dass ich ja blind sei. An der Abwehrreaktion merkte ich erst , dass wohl ein Beamer verwendet wurde und sagte, dass ich das nicht gewusst hätte. Es waren u.a. einige rechtliche Paragrafen an die Wand projiziert worden, und ich bat den Mann, Sie mir kurz vorzulesen. Leider hat er nur halbherzig ein paar Sätze vorgetragen, machte dann aber nicht weiter. Ich fragte eben nach weiteren Angeboten dieses Clubs und nach den oben bereits geschilderten Hausbesuchen, aber eine Frau meinte mehrfach genervt, das steht doch alles in dem Flyer, die liegen doch auf dem Tisch. Ich war es leid, immer wieder auf meine Blindheit hinzuweisen und fuhr sie an, ich bin leider etwas zu spät gekommen und habe das nicht mitbekommen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Leute, die ja in den Vortrag vertieft waren, meinen Langstock bemerkt hatten. Aber ich hatte bereits mehrfach erklärt, dass ich blind bin, und irgendwann unterstützten mich dann einige Leute und sagten der Frau, sie ist doch blind. Am liebsten hätte ich meinen zusammengefalteten Blindenstock erhoben und ein paar Mal auf den Tisch geschlagen und dabei  rhythmisch skandiert: ich bin blind, ich bin blind, ich bin blind!  Es ist ein großer Nachteil, von bestimmten visuellen Eindrücken einfach immer ausgeschlossen zu sein, und  diesen  elenden Umstand anderen noch nicht einmal nachdrücklich und nachhaltig mitteilen zu können.
 
Die  letzte Veranstaltung, die in der Woche des Internets stattfinden würde, war die Nacht der künstlichen Intelligenz. Hierfür konnten wir zwei Roboter bewundern, wobei bewundern zu viel gesagt war, denn der Redner meinte, wären sie Menschen, hätten sie einen Schwerbehindertenausweis, denn diese beiden Geräte konnten noch nicht einmal lange stehen, ohne zu viel Energie zu verbrauchen, und daher mussten sie sich alle Nase lang wieder hinsetzen. Man konnte eigentlich nur die Informationen in ihnen abrufen, die ein normales Smartphone eben auch bietet, und einer der Roboter winkte permanent, sobald er Blickkontakt mit einem menschlichen Wesen hatte, was dann so nervtötend war, dass er ausgeschaltet wurde. Dieser Roboter hätte zwar auch Informationen liefern können, läuft aber so instabil, dass man ihn für Vorführungszwecke lieber nicht benutzen wollte.
 
Es ging dann darum, dass Künstliche Intelligenz, wie sie zum Beispiel benutzt wurde, um den Schachgroßmeister Kasparow zu schlagen, nicht wirklich etwas mit Künstliche Intelligenz zu tun hätte, da der Computer ja nichts Neues dazulernt, sondern lediglich vorprogrammierte Sachen abspielt und auf dieser Basis seine Entscheidungen berechnet, selber aber nicht herausfindet, was er noch lernen könnte, oder versteht, welche Leerschritte er noch machen müsste. Es gebe beim Depp learning       eben so etwas wie kontrolliertes oder eben un überwachtes Lernen, bei dem ersteren sagt man dem PC, was er genau lernen müsste, bei dem anderen Verfahren lernt er einfach irgendwas und spielt wie Kinder, und das, was er dabei lernt, lernt er eben dazu. Mich selbst überzeugt das nicht unbedingt, dass ein Computer wirklich intelligent werden kann, denn dazu bräuchte er einen eigenen Willen, was er denn überhaupt lernen  und damit anfangen möchte. Einfach nur eine Ansammlung von Daten würde nicht dazu reichen, dass PCs und  überhaupt  Computer  oder Roboter anfangen, zum Beispiel den gefürchteten Wunsch zu hegen, auf einmal die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sie hätten davon ja auch gar keinen Gewinn. Menschen haben schließlich Gewinn davon und daher auch den Willen und das Bestreben. Was für Reichtümer oder welchen Zugewinn hätte ein PC oder Computer? Die lernen einfach, und sie verbessern mehr und mehr ihr können. Aber einen Persönlichkeitskern werden sie deswegen nicht haben, auch wenn sie Emotionen lesen oder gar ausdrücken können. Das ist bei denen lediglich ein abgespeichertes Muster, dass sie reproduzieren können oder erkennen und dann eben immer mehr verfeinern. Anders kann ich es mit meinem mageren Sachverstand auch nicht vermuten.
 
Es gab dann auch noch die Diskussion über Autos, die selbst fahren und die ethische Frage, wie sich dann ein Auto entscheidet, ob es lieber einen Fußgänger überfährt oder in ein Auto rein fährt. Dazu müsste es dann erst eine Ethikkommission geben, die diese Fragen stellt. Ich finde das merkwürdig, denn diese Fragen muss man sich doch heute als Autofahrer auch schon stellen. Erstens sind das häufig Gedankenspiele, die so nie vorkommen.  Wenn  ein Tier auf der Fahrbahn ist, muss man sowieso fahren, denn leider ist  das Tier eben nun einmal weniger wert, so ist es eben, da ist einem das Hemd näher als die Hose. Man würde nicht wegen einem Reh auf der Fahrbahn anhalten und riskieren, dass es eine Massenkarambolage gibt. Genauso wenig sollte ein selbstfahrendes Auto so programmiert sein, dass diese Entscheidung fällt.  Die  bereits bestehende Problematik, das  kleinere  Übel  zu  wählen,  verlagert sich  dann lediglich vom Fahrer auf  den Programmierer, dessen Verantwortung  dadurch natürlich  viel höher ist, weil er ja dann  alle Autos  so  einrichtet, wie  es eine Kommission  oder eine Gruppe von  Programmierern  als richtig empfindet.  Aber die  Fragestellung als solche  hat es ja zuvor auch schon  gegeben  und ändert sich durch  selbstfahrende Autos nicht.  Soll man jetzt   lieber für die alte Frau bremsen und dafür das Leben   des dreijährigen Kindes  im  Wagen dahinter riskieren oder umgekehrt, wobei man ja nicht weiß, ob die alte Frau vielleicht 100 werden würde und sich um ganz viele andere Leute kümmert, und das dreijährige Kind vielleicht eine chronische Erkrankung hat und nur noch zwei Monate lebt. Die Folgen  und Hintergründe kann so oder so keiner einschätzen. Daher sind solche Dilemmata oft theoretische  Gedankenspiele, die im wirklichen Leben sowieso nie vorkommen. Vielmehr geht es doch um solche Fragen, wer hat jetzt genau Vorfahrt, kann ein Fahrer, der einen menschlichen Intellekt hat, noch mal eben schnell "zaubern" und mit etwas überhöhter Geschwindigkeit noch in die Lücke kommen, oder wenn es zwei Verkehrsregeln gibt, muss er schnell entscheiden, welche er anwendet, das muss ein elektronisches Auto genauso. Ein menschlicher Fahrer kann aber schneller überblicken, lohnt es sich noch, schaffe ich es noch, oder sollte ich hier besser langsamer als die vorgegebene Geschwindigkeit fahren, weil es sowieso nicht mehr lohnt, und lieber etwas warten, anstatt dann durchzukommen und an anderer Stelle vielleicht dafür noch länger warten zu müssen. Erst neulich standen wir mit dem Taxi an einer gleichberechtigten Kreuzung, und nur durch den Blickkontakt der Fahrer und durch das menschliche Gespür, welches ein selbstfahrendes Auto niemals haben wird, konnten sich die Fahrer untereinander verständigen, wer als erster fährt. Das sind die wesentlich interessanteren Fragen, wie ersetze ich nun menschliche Intuition,  soziales Miteinander  und Verhalten sowie emotionale Intelligenz durch intelligente Programmierung des selbstfahrenden Autos.  Genauso  spannend ist meines Erachtens  auch  die Frage, wenn jemand einen anderen "Fahrer" beschimpft, ist dann das Auto gemeint, ist dann das Auto der Übeltäter und der Grund für  den  Ärger des  Schimpfenden. Wird dann der Beleidiger im Auto angezeigt, weil  er  den Vogel gezeigt  oder den Stinkefinger  gehoben hat, denn er muss ja eigentlich das Auto  des anderen und  nicht den  Insassen gemeint  haben, sein Ärger richtet  sich  schließlich  gegen  das Auto. Ist das dann höhere Gewalt, wenn ein Unfall passiert, oder  wenn  jemand  sich  durch Wutausbrüche  des anderen angegriffen fühlt  und dann  ebenfalls  zurück  beleidigt, oder wird dann der Hersteller des Autos  wegen  z.B. Geschwindigkeitsübertretung, Nahme der Vorfahrt etc. angezeigt, oder  kann der Hersteller  dann  auch  seinerseits  dem Auto  Schimpf-Gesten  einbauen  und wird   dieser  dann belangt, wenn sie zum Einsatz  kommen, weil er diese Schimpfwörter eingebaut hat, und wer blendet diese  dann auf: der  Insasse  oder das Auto  selbst?  Und wem zeigt man dann überhaupt noch den Vogel, dem "Fahrer" oder dem Auto? Wäre dann ein Stinkefinger noch eine Beleidigung, schließlich beleidigt man ja nur das Auto und nicht den  Insassen, der ja gar nicht mehr fährt? Kann man dann einen anderen anzeigen, weil der das Auto des anderen mit Gesten beleidigt hat, weil es ja diesem gehört?  Das sind  zwar alles  Spinnereien, aber bei Rechtsstreitigkeiten  geht es ja häufig um solche  Lächerlichkeiten. Das wären für mich die interessanteren Fragen, als dass man solche philosophischen und "utilitaristischen" Spielereien anstellt, die dann eben die Sache der Programmierer sind, genauso wie es ja heute  auch dem Fahrer obliegt, schnell eine Entscheidung treffen zu müssen, der obendrein im Straßenverkehr  und unter Stress  dann wesentlich  weniger  Ruhe dazu  hat und gezwungen ist, schnell zu handeln. Da man ja nie die genauen Hintergründe oder die Zukunft kennt, ist das Ergebnis der Entscheidung meistens sowieso verkehrt, sprich, man kann es also nur falsch machen. Einer meiner besten Dozentenim Fach Wirtschaftskommunikation, der erst auf dem zweiten Bildungsweg an die Uni kam und sehr bodenständig war, erzählte uns mal die Anekdote, als jemand Sokrates fragte, ob er heiraten sollte oder nicht, worauf dieser ihm dann antwortete , wie immer Du Dich entscheidest, Du wirst es bereue. n Glücklicherweise kann ich nicht Auto fahren, denn ich treffe prinzipiell die verkehrte Entscheidung....
 
Ich freue mich aber in jedem Falle schon Auf skurrile Anekdoten über Rechtsstreitigkeiten, oder auf Berichte über Gerichtsurteile , bei denen dann Fragen und Spielereien wie oben von mir ausufernd erläutert, zum Tragen kommen. Wenn nicht gerade tragische Dinge passieren, die ja heute genauso geschehen, kann das recht amüsant werden.
 
Während der Pause hatte ich wieder guten Kontakt zu einer der Zuhörer, und sie brachte mich zu den Robotern, die ich einmal abtasten durfte. Das fand ich sehr interessant, besonders die runden Augen, und die Tatsache, dass sie eben wie Menschen gestaltet sind und ziemlich niedlich aussehen. Aber mein Smartphone, das weniger niedlich ist, kann wesentlich mehr oder auch nicht weniger zumindest. Für mich wäre es toll, wenn ich mal wieder zur Dialyse muss, wenn der Roboter mir den Kaffee bringen würde, den stört das nicht, der hat Zeit, wenn er nicht gerade bei einem anderen Patienten ist, aber er schimpft nicht, dass er jetzt schon wieder im Stress ist, und die Schwestern wären entlastet und können sich den Aufgaben widmen, für die sie bezahlt werden. Ich finde es aber schrecklich, wenn heute schon künstliche Stofftiere in Altenheimen die Leute bei Laune halten, oder wenn ein lustiger Roboter am Morgen ins Zimmer kommt, den angeblich alle lieben. Das ist vielleicht eine Weile interessant und lustig, aber auf Dauer verlieren die Menschen dann doch das Interesse daran. Ein Roboter, der alte Leute herum hebt oder in die Badewanne hieven kann, damit die Pfleger keine Bandscheibenvorfälle mehr bekommt, wobei eine menschliche Person zugegen sein muss, falls etwas schief geht, wäre hingegen  wiederum eine tolle Sache. Ein Roboter, der mir zum Beispiel im Krankenhaus die Telefonkarte besorgt, den Anschluss einrichtet, den Kuchen holt, oder der andere kleine Gefälligkeiten für mich erledigt, finde ich super. Allerdings würde ich es aus hygienischen  Gründen nicht mögen, wenn dann ein Roboter meine Speisen zubereitet, zum Beispiel im Krankenhaus das Fleisch schneidet oder das Brot schmiert, das würde mich dann doch etwas ekeln. Für Handlangertätigkeiten oder die Drecksarbeiten, die Menschen nicht gerne tun, finde ich so ein Gerät praktisch, denn selbst wenn es Emotionen lesen kann, würde es nicht verärgert auf negative Gefühle reagieren, denn es hat keinen eigenen Willen und wird sich daher nicht verbeten, so angeredet zu werden. Dazu gehört der Wille, dass man normal behandelt werden möchte und anständig. Dem Computer ist es aber egal, solange er nicht beschädigt wird.  Selbst das wäre ihm  aber persönlich  egal.  Denn dann kann er halt einfach nicht mehr arbeiten, aber traurig wäre er dann auch nicht, weil er nicht den Wunsch hegt, unversehrt zu bleiben oder zu überleben, er ging einfach kaputt. Der ist darüber nicht mehr  traurig als  mein Schreibtisch, wenn er umfallen würde und  kaputt ginge, und der hat keinen Prozessor. Das wäre mehr ein Problem für den Besitzer als für den PC selbst.  Der Computer kann noch so  "intelligent" werden,  er wird nie  wie ein Lebewesen mit Interessen oder Vorlieben, die zum Lernen außerdem sehr wichtig sind.  Jeder Hund, der gelobt werden oder  seinen Besitzer  austricksen will, wird  intelligenter bleiben, selbst jede Amöbe,  die sich  vermehren und überleben und ihre Art  erhalten will, wird  immer  in  einer Art von Intelligenz weiter sein als  der Computer, auch wenn  beide  niemals so gut Daten  verarbeiten oder  weiter  entwickeln können, auch der Mensch  kann das ja nicht, daher ist ja für uns  der Computer  so nützlich, auch wenn er uns nie  überholen oder dominieren und immer unser Dienstbote  bleiben  wird.  Manchmal hat man aber doch den Eindruck, als habe das Ding   ein Eigenleben, wenn er  gerade das Gegenteil von  dem  macht, was er soll.  OB das aber mit seiner Intelligenz  zu tun hat,… Dennoch fällt mir  oft auf, dass sich mein Befinden  oder  Spannungen oder  Hektik auf das Gerät  irgendweie  überträgt.  Vielleicht  geht das elektromagnetisch. Wenn ich müde werde oder Hunger habe, geht nichts  mehr, auch wenn ich  die gleichen Knöpfe  drücke. Oder am Handy  geht dann nichts mehr, wenn ich  nervös werde oder unter Druck bin, auch wenn ich dieselben Gesten mache. OB das nur   mit den Fingern  zu tun hat, oder ob das auch   irgendwie  ein Spannungsfeld ergibt, weiß ich nicht.  Aber  es ist sicher nicht die Klugheit  des PCs oder Handys.
Nur fällt mir ein Tatort  ein, bei  dem ein einsames Mädchen   mit einem  eingeschleusten  KI-Programm  sprach. Als  es sich nach Selbstmordmöglichkeiten erkundigte, gab das  KI-Programm bereitwillig  alle  Informationen. Hätte  es  den  Willen  gehabt, dass  das  Geschöpf  seiner Spezies  überlebt, also wäre es ein anderer Mensch gewesen, hätte  das Programm  sofort die Polizei  verständigt. Aber  das  Programm konnte  zwar die Emotionen  des Kindes lesen, ihm persönlich  war  aber das Interesse  fremd, das Kind zu retten. Es hätte ja  nichts davon gehabt. Ein fremder  Mensch  hätte auch nichts  da von gehabt, ob das Mädchen sich nun umbringt oder nicht, aber  alleine schon, weil   es auch ein Mensch ist, würde jeder, der nicht gerade  anderweitig  ein psychisches Problem  hat oder  im Krieg  ist und einen Feind vor sich hat, sofort  reagieren und nicht alle  Selbstmordarten, die es gibt bereitwillig herunterleiern. Einem PC könnte man zwar  einprogrammieren, dass es bei dem Wort Selbstmord  sofort  die  112 wählt, aber  es kann andere  verstecktere Absichten oder  Andeutungen nicht  erkennen, und letztendlich bleibt es ihm  egal. Die Frage ist, ist das  Teil der  Intelligenz, Motivation  oder  Willen  oder  Nicht-Wollen zu haben? Ich finde schon, denn das ist oft Motor  für  Lernen oder  um sich Gedanken  zu machen  oder für das Treffen  von Entscheidungen.
 
Ich frage mich  im Laufe des Schreibens allmählich, warum es (mir) eigentlich so wichtig ist, Zu begründen, dass Computer niemals wie Menschen werden können. Ich glaube, insgesamt hat man Angst, dass sie uns irgendwann doch einholen, und daher sucht man Gründe, warum dies nicht möglich ist. Es gibt ja auch schon Übersetzungsprogramme, und ich als Übersetzerin mache mir manchmal einen Spaß daraus, Wörter mit mehreren Bedeutungen oder Redewendungen oder Metaphern einzugeben und zu prüfen, was herauskommt. Da der Computer ja den Kontext überhaupt nicht erahnen kann, da er auch nicht weiß, wofür die Übersetzung ist, wem sie gilt, und welche Funktion sie haben soll, entstehen meistens ziemlich merkwürdige Übersetzungen. Die reichen höchstens einmal dazu aus, das Vokabular im Text herauszusuchen, wenn man nicht jedes Wort einzeln nachschlagen möchte. Es gibt aber mittlerweile sehr gute computergestützte Übersetzungsprogramme, bei denen der PC lediglich die Drecksarbeit macht, wenn sich wiederholende Textbausteine über längere  Strecken verwendet werden, die dann nur einmal eingespeist werden müssen, dann aber immer wieder gebraucht werden können. Hierzu gibt es auch schon eine Menge an Weiterentwicklungen, die ich leider nicht mehr mitverfolgen konnte, da ich ja im Berufsleben leider nie Fuß fassen konnte. Aber letztendlich wird immer der Mensch derjenige sein, der die Übersetzung macht. Dies ist auch wiederum  sehr beruhigend.
 Insgesamt  fand ich es sehr positiv, dass die Leute so offen waren. Als ich zum Beispiel bei dem Vortrag über Digitalisierung im Gesundheitswesen war und dort gut gespeist hatte, stand ich am Tisch mit zwei anderen Leuten, und wir tauschten uns darüber aus, wo wir schon waren, und ich erzählte ihm etwas über den Vortrag zum Thema Presse und Internet, und er bedauerte es, dass er nicht teilnehmen konnte. Offenbar ist es bei Menschen, die sich viel mit dem Computer beschäftigen so, dass dann alle irgendwie ein Thema haben, und dass daher eine größere Offenheit besteht, wenn die Menschen auf einem Seminar sind, wo bestimmte Leute mit bestimmten Interessen eben hingehen. Bei unserem Musikfestival ist es ähnlich, man kommt schneller mit den Leuten ins Gespräch, da man ein Thema und einen Aufhänger hat, und da eine bestimmte Gruppierung von Leuten hingeht, die sich für die bestimmte Sache interessiert. Insofern war ich hier positiv überrascht. Normalerweise komme ich mit den Leuten nicht so schnell in Kontakt, wenn es Pausen gibt, oder wenn die Veranstaltung zu Ende ist, und man noch etwas beisammen herumsteht. Dann verdrücke ich mich meistens schnell, um nicht alleine herum zu stehen oder nur über meine Behinderung ausgefragt und nur  als Hilfsbedürftige  wahrgenommen  zu werden, was in diesem Falle zum Glück ausblieb. Auch halfen mir die Leute, z.B. ein Taxi zu bestellen, und sie waren sehr verständnisvoll, wenn sie merken, dass ich Schwierigkeiten mit dem sehen hatte, und dass sich das Taxi vielleicht nicht sehen würde, wenn es anrückte und haben daher immer für mich  beim Fahrer nachgefragt. Denn manche Taxen fahren dann einfach vorbei, wenn man ihnen nicht winkt, und sie dann nicht wissen, dass man derjenige ist, der es bestellt hat.
 
Was ich sehr negativ fand war, dass häufig Beamer eingesetzt wurden. Auch bei dem Vortrag über Schadprogramme wurde ein Beamer eingesetzt, was ich noch nicht einmal Märkte. Daher stelle ich häufig dumme Fragen, da ich nicht weiß, dass diese Fragen bereits am Beamer beantwortet wurden.  Ich habe diesen Kritikpunkt mit dem Beamer auch in  der online Befragung angebracht, die nach der Veranstaltung herumgeschickt wurde. Nachdem so viele Menschen mit Seheinschränkung am PC arbeiten, da wir im Besonderen darauf angewiesen sind, könnte es auch einmal einige Veranstaltung zum Thema Blindheit oder Behinderung im allgemeinen und Computer gehen, wobei dann die Gefahr besteht, dass sich hier wieder nur die Blinden unter sich einfinden. Das wäre aber mal interessant, eine inklusive Gruppe zu haben, die dann gemeinsam so einen Nachmittag verbringt, um bestimmte Hilfsmittel oder die Barrierefreiheit von Internetseiten bespricht. Wenn nächstes Jahr wieder diese Woche stattfindet, und es einige interessante Themen gibt, die mich ansprechen, werde ich wieder hingehen. Zum Glück gab es eben auch Themen für reine Nutzer wie mich, die sich mit den Tiefen der Tiefen des Computers überhaupt nicht auskennen. Aber wir nutzen ja alle das Internet, mehr oder weniger kommen wir nicht drum herum.