Mittwoch, 29. Mai 2013

Vorsicht Enkeltrick!!!!!

Am Montag klingelte das Telefon. Ich hob ab. Eine ziemlich kesse Stimme am anderen Ende sagte: "Hallo!" Ich fragte: "Hallo, wer ist das?" Die Frau rief: "Na, ICH bin's!" Ich fragte schon ungeduldig: "Wer ist denn ICH?" -- "Na, ich, kennst Du mich denn nicht!?" -- "Nein, wer soll das sein?" -- "Na, ICH bin's, Deine Verwandtschaft!" Mir ist es schon mehrfach passiert, daß mich jemand anrief und mich raten ließ, wer er ist, und solche Mätzchen ärgern mich fürchterlich! Ich wurde böse und schimpfte ins Telefon: "ENTWEDER, Sie sagen mir jetzt SOFORT Ihren Namen, oder ich lege auf!" Stattdessen legte SIE auf. Ich war total aufgelöst. Was hatte ich da wieder angestellt?! Mit jedem muß ich mich zerstreiten, jetzt schon mit der eigenen Verwandtschaft! Wenn das nun die Tochter meiner Nachcousine war, die in meiner Stadt lebt, sich aber noch nie bei mir gemeldet hatte. Aber die hätte ich doch an der Stimme erkannt! Ich dachte, na schön, wieder mal ein saublödes Erlebnis. Da wir einen nicht ganz häufigen Namen haben und letztendlich alle auf eine Sippe zurückzuführen sind, vermutete ich, daß sich vielleicht wieder mal jemand gemeldet hatte, der seine Ahnen sucht und feststellt, daß er mit uns verwandt ist. So etwas kam schon manchmal vor. Sofort rief ich meine Eltern an. Die waren nicht da. Am Abend versuchte ich es erneut. "Heute hat mich jemand angerufen, die hat sich nicht gemeldet. Wer aus unserer Verwandtschaft könnte das gewesen sein?" Meine Mutter meinte: "DAS war der ENKELTRICK!" Sie reichte den Hörer an meinen Vater weiter. Mit dem besprach ich die Situation, und er bestätigte diesen Verdacht, war doch unsere Mieterin erst vor gar nicht allzu langer Zeit auf diese Masche hereingefallen. Zwei Tage später rief mein Vater mich an und erzählte mir, daß sie gerade im Fernsehen die Nachricht gebracht hatten, daß in meiner Stadt gerade sehr viele dieser Trickbetrüger unterwegs sind, und sogar der Innenminister Maßnahmen ergriffen habe. Die Trickbetrüger waren bereits über tausend Mal erfolgreich. So hatte mich meine zuweilen etwas schroffe Art davor bewahrt, ebenfalls auf diese Leute hereinzufallen und auch der Umstand, daß ich eigentlich alle, die mit mir zu tun haben, an der Stimme erkenne, da ich aufgrund meiner schlechten Augen darauf angewiesen bin, Leute an der Stimme zu erkennen, weil es anders nicht mehr geht, sie auseinander zu halten. So kann ein Nachteil auch mal ein Vorteil sein.

Montag, 13. Mai 2013

Macht man das mit Blinden?

Ich fahre seit Längerem mit einem bestimmten Taxidienst von und zur Dialyse. Es ist mir mehrfach Folgendes passiert: Ich steige ins Auto, unterhalte mich schon eine ganze Weile mit dem Fahrer, und auf einmal höre ich hinten etwas rascheln. Wenn ich dann frage, was da diese Geräusche macht, heißt es: "DAS ist nur der Wind." Nach einer Weile höre ich wieder etwas und sage: "Da ist doch noch wer." Dann höre ich von hinten ein Kichern. Wenn ich dann näher nachfrage, dann rückt der Fahrer damit raus, daß er noch einen anderen Fahrgast im Auto hat, der auch in meine Richtung muß. Ab und an fahren auch sein Hund, den man aber aufgrund seines Alters penetrant riecht, und der sich durch lautes Bellen bemerkbar macht, oder seine beiden Kinder mit. Daher fällt es mir auch schwer, zunächst zu erfassen, wer da noch mitfährt, ob Hund, Kinder oder sonstwer. Neulich holte mich meine Fahrerin ab, ich erzählte ihr alles Mögliche von der Dialyse, von den Schwestern, von Erfahrungen, die ich mit anderen Dialysen gemacht habe in der Annahme, ich sei mit ihr alleine. Auf einmal rumort auf dem hinteren Sitz etwas. Ich frage, was das ist: "Ach, das ist nur die Frau xy." Ich: "Ach so, da war die ganze Zeit jemand hinten drin!" Und ich plapper hier so frei von der Leber weg!" Die Taxifahrerin: "Die Frau XY ist eine GANZ LIEBE, und die hört nichts, GELLFrau XY?" Ob die Frau hört oder nicht, darum geht es primär nicht. Warum wird mir eigentlich nicht gleich beim Einsteigen die Information gegeben, daß auch noch jemand anderer mitfährt? Heute mußte ich in den Minibus hinten einsteigen. Als ich fragte, warum, sagte der Fahrer: "Ich habe ein Gepäckstück zu transportieren." Ich neugierig: " Was denn?" Er: "Einen Schrank." Ich: "Und warum müssen Sie Möbelstücke transportieren, und wohin soll's denn gehen?" Er: "In die XYZ-Straße." Ich: "Aber da kommen wir doch grade her." Er: "Ja, und da fährt der Schrank auch wieder hin." Ich: "Warum macht der Schrank denn eine Rundfahrt?" Er: "Einfach so." Dann schaue ich näher hin und sehe vor mir schemenhaft einen Kopf. Ich also: "Ein ganz schön runder Schrank, und Haare hat er auch!" Er: "JA, oben und unten." Ich: "Also fährt da jemand mit, wer ist das denn?" Er: "Es ist der 'taubstumme' Taxifahrer, der, der immer nichts redet, mit dem Sie öfter fahren." Ich: "Diesmal ist er wohl total taubstumm. Warum fährt er denn nicht selber sondern sitzt neben Ihnen und fährt mit?" "Er hat ein Problem mit dem Navi. Und er kann Ihren Anblick nur als Beifahrer ertragen." Ich: "Soso, hab ich ihm zu häufig auf sein Navi geguckt? -- Aber wenn es kein Schrank ist, ist es auch nicht der E., denn wenn das eine nicht stimmt, stimmt das andere auch nicht." Er: "Doch, E. ist doch ein Schrank! Sie sind doch oft genug mit ihm zur Haustür gegangen. Klein ist der E. doch nicht." (Mittlerweile steht es gefühlte 10:5 für den Taxifahrer). Der Mensch vorne bleibt stumm. Er: "Na, wer ist denn da vorne?" Ich: "Für einen Blinden ist das wohl etwas schwierig, so etwas zu erraten." Er: "Ja, was kann denn Ich dafür, wenn derjenige nicht will, daß Sie wissen, wer er ist." Ich: "So, haben wir jetzt Fahrt mit Datenschutz oder wie?" Er: "Der fährt ja nicht, ICH fahre ja." Ich: "Na, dann eben doch Fahrt mit Datenschutz , und SIE fahren." Er: "Sie können ja mal gucken, ob er einen Busen oder einen Pimmel hat." Ich: "Na, also ich pack doch nicht jeden x-Beliebigen an seinen Merkmalen an! Und Außerdem gibt es auch Männer mit Biertitten." (Was der kann, kann ich schon lange! Soll ja nicht glauben, ich sei die Resi vom Land!). Schließlich meinte er: "Lösen Sie öfter Kreuzworträtsel?" Ich: "Nein." Er: "Name mit vier Buchstaben." Ich: "Emil?" Er: "Nein, das ist der von den Detektiven." Ich: "Ja, Frau oder Mann?" Er: "Frau mit vier Buchstaben." Ich: "Anna?" Er: "Nein, das E war schon richtig." Da wußte ich, wer es war. Die Frau, eine Kollegin von ihm, ist schon einmal mitgefahren und hat damals auch keinen Mucks gesagt, bis ich gemerkt habe, daß da noch jemand mitfährt. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Aber eigentlich finde ich mehrere Sachen daran unhöflich: 1. Sie hätte aussteigen müssen und nach hinten gehen, und ich hätte vorne sitzen müssen, da ich die eigentliche Fahrgastfrau war, sie fuhr ja nur zu seinem Vergnügen mit. Ich kann froh sein, daß der Minibus hinten nicht zu hoch ist, und ich gut rauskam, und daß wir nicht über holprige Stellen gefahren sind, die ich hinten sehr schlecht vertrage. 2. Ich finde es unmöglich, einem Blinden erst gar nicht zu sagen, daß noch jemand im Auto ist, und 3. Ich komme mir vorgeführt vor, wenn man mir irgendwelche Märchen von Möbelstücken oder vom Wind erzählt, da ich aufgrund meiner sozialen Probleme oft alles glaube, was man mir sagt, da ich nicht unterscheiden kann, ob jemand Spaß macht oder nicht, und zusätzlich auch noch fast blind bin. Wäre ich ins Auto gestiegen, und der Fahrer hätte gesagt: "Raten Sie mal, wen wir heute dabei haben!" hätte ich das nicht blöd gefunden und sofort als Spiel aufgefaßt, bei dem nicht über mich sondern mit mir gelacht wird. Normalerweise dürfte gar niemand mitfahren, da die Kasse meine Fahrt zahlt, und daher keine anderen Fahrgäste mitgenommen werden dürfen, weil das doppelt kassiert ist. Ich hänge da niemanden hin, aber langsam hätte ich gute Lust dazu. Denn es gebietet eigentlich der Anstand, wenn jemand in ein Auto einsteigt, daß man ihm sagt, wer noch alles da ist, und erst recht bei einem nachweislich Blinden. Jemanden so hinters Licht zu führen und nichts zu sagen, das macht man nicht, und schon gar nicht bei einer Blinden! Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie diese beiden die ganze Zeit gefeixt und sich angegrinst haben. Ich komme mir irgendwie gedemütigt vor und vorgeführt. Ich bin auch bei jedem Wortabtausch immer die Verliererin. Dies sind total ungebildete Leute, ich bin, ohne mich zu loben, intellektuell diesen Leuten haushoch überlegen. Dennoch muß ich mich aufgrund meiner Defizite von Greti und Pleti an die Wand spielen lassen! Daß man da irgendwann mal bösartig wird oder sich wünscht, auch mal jemanden fertigmachen zu können, oder auch mal einem anderen eins reinzuwürgen, wenn man dauernd ohnmächtig, ausgeliefert und unterlegen ist, verstehen wieder die feinen Herrschaften und die ach so moralische Umwelt nicht! Denn so etwas würde ja außer mir niemand tun! Vielleicht kann jetzt endlich mal einer verstehen, warum ich so bin, wie ich bin, wenn ich das ganze Leben solche sozialen Frustrationen mit guter Mine ertragen muß! Diese Menschen haben definitiv einen anderen Humor als ich, und ich werde in solchen Fällen immer als humorlos angesehen und muß mich rechtfertigen, daß so etwas für mich nichtlustig ist. Sicher wird mir wieder jeder erklären, daß meine Erwartungen zu hoch sind, und daß das ein Spaß ist, den man halt mitmachen muß. Aber ich kenne es auch anders, wenn ich bei meinem früheren Taxerer ins Auto gestiegen bin, und er jemanden dabei hatte, stellte er uns immer einander vor, und wir kamen dann auch ins Gespräch. Ich verlange nicht, daß mir detailliert die Personalien eines Mitfahrenden angegeben werden, aber es gehört sich doch wohl einfach, daß man (vor allem eine blinde Person) darüber aufklärt, daß noch jemand anderer mitfährt. Die Oberschlauen, die dann auch noch immer sagen, ich solle mich halt wehren, dürften vielleicht mitgekriegt haben, daß das eben so einfach nicht ist in meiner Situation.