Sonntag, 23. Juni 2019

Schöner Wohnen

nach meinem Umzug habe ich festgestellt, dass der Schrank in meinem Schlafzimmer viel zu groß ist. Er passt natürlich notdürftig rein, aber er drückt den ganzen Raum. Auch war das Nachtkästchen alt geworden, und wenn ich die Medikamente herausholte, habe ich mir jedes Mal, wenn ich die Schublade schließen wollte, fast die Finger eingeklemmt. Ein paar Mal war das so schmerzhaft, dass mir fast schon schwindelig wurde. Daher dachte ich, das alte Ding muss jetzt auch mal raus. Auch das Regal, auf dem mein Computer stand, war nicht mehr sehr ansehnlich, ich dachte, für die Ecke hinter der Tür würde es noch taugen . Da könnte ich dann all den Krempel, der dahinter steht, wenigstens ordentlich sortieren.
 
So habe ich ab Dezember angefangen, einen anderen Schrank zu suchen. Der neue Schrank sollte Schiebetüren haben und nicht mehr ganz so breit sein, damit die Tür nicht jedes Mal gegen den Schrank schlagen würde, denn wenn sich die Türe nicht ganz öffnen lässt, schließt sie sich immer wieder ganz langsam, und wenn ich das Zimmer verlasse, dann würde ich jedes Mal gegen die  halb geöffnete  Tür laufen . Das war mir zu gefährlich, ich wollte einen Schrank, der genau vor der Tür endet und nicht  noch ein Stück dahinter steht, sodass ich die Tür komplett bis zum Anschlag öffnen könnte . Für  Blinde ist es besser, die Türe ist entweder ganz offen oder ganz zu aber nicht  halb  geöffnet. Nun würde also die Suche beginnen.
 
Ich ging in mehrere Möbelgeschäfte, es hätte sogar einen Schrank gegeben, der mir gut gefallen hat. Der Schrank  war aus Eiche-Imitat,  und die Türen ließen sich sehr schön schieben. Damals hatte ich aber noch nicht das ganze Geld zusammengespart. Auch riet man mir von künstlichem Holz ab, denn die Partikel an  dem Schrank im Schlafzimmer würden sich permanent lösen, damit würde ich auf Dauer nicht glücklich werden. Ich mag auch lieber echtes Holz. Es war auch im Gespräch, einen Schrank einer Bekannten umzubauen und Schiebetüren einzusetzen. Das wäre aber wesentlich teurer gewesen als ein neuer Schrank. Wir waren dann auch mal in dem schwedischen Möbelhaus, aber die Türen waren dermaßen lidschäftig , dass ich mir dachte, bist Du blöd, da kannst Du genauso gut Deinen schönen alten Schrank behalten. Um dem Haus die  Ehre zu lassen, der alte Schrank stammte genau von da, als die Qualität noch gut und rustikal und fest war. Daher wollte ich den alten Schrank auch noch in liebevolle Hände abgeben. Er ist groß und massiv, hat vier Türen, unendlich viel Platz und ist praktisch und außerdem auch schön anzusehen, passt aber halt einfach nicht mehr bei mir rein. Ich habe jahrelang versucht, die Wand zu überreden, einen halben Meter nach hinten zu rutschen, und ich habe nächtelang um ein Erdbeben  gebetet, damit die Wand zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer sich aufgrund einer tektonischen Plattenverschiebung doch etwas nach rechts verschieben möge, aber Gott hat meine Gebete leider nicht erhört. Somit dachte ich, nun musst Du halt selbst tätig werden und Dir einen kleineren Schrank besorgen. Das war wesentlich leichter, als um das Erdbeben zu beten und darauf zu warten. Und auch weniger zeitaufwendig, obwohl die Suche nach einem neuen Schrank trotzdem noch sehr viel Zeit in Anspruch nahm.
 
Es gab momentan überall nur Metallschiebetüren, es sah aus, als ob man neben einem Aufzug wohnen würde, oder als hätte man einen Aufzug im Schlafzimmer. So ungemütlich wollte ich nicht wohnen. So war auch die Überlegung, meinen alten Schrank einfach umzubauen. Ich habe also meinen Haus- und Hof Schreiner vom Tauschring gefragt, und der meinte, die Schienen wären so schwer, dass der Schrank dies nicht aushalten würde, da er dafür nicht gebaut wäre. Es wäre also billiger, einfach einen neuen zu kaufen. Die meisten Geschäfte entpuppten sich als Enttäuschung. Es gibt bei uns ein wunderbares Möbelgeschäft mit Naturmöbeln, , aber  ich hörte  Gerüchte  über diesen  Laden, daher  wollte ich  zunächst nicht mehr dorthin, obwohl ich  da immer  die besten Sachen gefunden hatte.  Nun  gab es aber einfach keine  Alternative, und so entschloss ich mich, dorthin zu gehen. Die Gerüchte haben sich mittlerweile zerstreut. Mir wurde mittlerweile erklärt, dass dieses Möbelgeschäft eine Stiftung gegründet hätte,  die Gerüchte würden immer wieder mal kolportiert,  da sei aber nichts dran.
 
Als ich vor Jahren einmal einen Schreibtisch suchte, habe ich mir ausgedacht, es müsste einen geben, der sich mit einem Nachtkästchen kombinieren lässt. Als ich den Laden betrat, stand genau so ein Trumm vor mir. Genauso ging es mir wieder mit dem Schrank. Als ich dort hinkam, es war bereits März, stand genau das Modell meiner Träume vor mir. Am 22 März bestellte ich also das Ding, außerdem wollte ich noch eine Kommode, die genau in diese Ecke passen würde. Sie hatten eine von der gleichen Firma, die hätte aber 400 EUR gekostet. Für eine Kommode schien mir das wesentlich zu teuer, und so schlug man mir vor, eine Kommode aus einer anderen Reihe zu nehmen, die Kostet 100 EUR, ist im Abverkauf, aber es sei anderes Holz. Mir ist das völlig egal, denn bei Naturholz ist das  nicht wichtig, ob es das gleiche ist. Wenn man Möbel mit Furnier hat und verschiedene nimmt, sieht es aus, als hätte man sie aus einem Armenhaus zusammengewürfelt. Aber bei Naturmöbeln finde ich, ist es völlig egal. Da müsste man schon ein Holzexperte sein oder Schreiner. Es sieht immer schön aus, wenn es Natur ist. Somit wurde also alles bestellt, unterschreiben musste ich nicht, Vorkasse wurde ebenfalls nicht verlangt. Eine Anzahlung wurde auch nicht erbeten.
 
Die Frage war noch, ob die Kommode  in die Ecke passen würde, insofern entschieden wir uns, erst einmal zu Hause alles gründlich auszumessen und dann am selben Abend noch anzurufen. Es passte alles, aber als ich anrief, ging keiner mehr ans Telefon.
 
Am Montag darauf rief ich wieder an, und es war ein anderer Verkäufer am Telefon, und er fragte mich, wie denn der andere Verkäufer geheißen oder ausgesehen hätte. Ich sagte, die Bestellung müsse doch auch im Computer sein, was er aber verneinte. Ich müsse genau wissen, wer mich bedient hätte. Ich sagte, dass ich blind bin. Da meinte er, ob es ein Mann oder eine Frau war, wissen Sie doch wohl noch. Ich  klärte ihn auf, dass ich blind aber nicht blöd sei. Ich konnte sogar den Namen der meisten Produkte noch genau her beten, und er würde mich dann nach einer Weile zurückrufen. Das tat er dann auch, und er erklärte mir, welcher Verkäufer für mich zuständig sei. Das hörte sich an wie bei einem Amt oder einer Behörde. Mir hat jemand erklärt, dass die dort manchmal etwas durchgeknallt sind. Das stellte ich dann auch fest. Aber die Möbel sind super.
 
Die Bestellung lief also, aber auch nach den 5-7 Wochen, die dafür anberaumt waren, hörte ich noch nichts. Ich hatte mich zwischendurch noch einmal abgesichert, ob auch alles bestellt sei, was von dem für mich zuständigen nennen  wir ihn mal Verkaufs-Sachbearbeiter auch bestätigt wurde. Aber die Leute um mich herum machten mich verrückt und meinten, Du hast keine Anzahlung gemacht, und auch nichts unterschrieben, man muss doch immer einen Kaufvertrag unterschreiben. Ich erklärte mehrfach, dass ich schon öfter Möbel gekauft und dabei noch nie einen Kaufvertrag unterschreiben musste. Das seien ja alles Ausnahmen, normalerweise sei das sehr wohl üblich. Das machte mich dann stutzig, und so rief ich nochmals an, aber man erklärte mir, alles sei bestellt, es würde halt einfach noch etwas dauern. Ich malte mir schon aus, dass die Bäume wahrscheinlich noch wachsen mussten, dass das Holz noch gefällt werden und geschnitten werden musste, ehe der Schrank fertig war. Eine Bekannte von mir erklärte mir, sie habe vier Monate auf die Möbel gewartet, dies habe man ihr aber zuvor schon so angekündigt, daher war sie auch nicht beunruhigt. Nach drei Monaten entschlossen wir uns aber , doch noch  einmal hinzugehen und nachzufragen. Dieses Mal war wieder eine andere Verkäuferin dar, und sie fragte mich nach meinem zuständigen Verkäufer. Ich konnte ihr aber dann doch alles erklären, was ich wollte, und so schaute sie in der Akte nach. Tatsächlich, die Sachen waren bestellt. Eine Anzahlung war nicht nötig, denn die Dinge, die ich wollte, würden sie jederzeit sowieso wieder los kriegen, sollte ich vom Kauf zurücktreten. So war ich beruhigt, es würde sich also der Spediteur mit mir in Verbindung setzen. Eigentlich sei sogar schon alles da, aber der Spediteur sei gerade jetzt noch in Urlaub. Sie würde ihm aber noch mal eine E-Mail mit meiner Handynummer schicken.
 
Tatsächlich rief dann irgendwann der Spediteur an. Mittlerweile hatte ich Mühe, den alten Schrank loszuwerden. Niemand wollte ihn haben, ich habe ihn bei unserem Tauschring und bei sämtlichen anderen Organisationen inseriert, sogar bei dem Verein, wo ich meine Assistenten her habe, und die eine Fundgrube besitzen. Da konnte ich ihn natürlich nicht hinstellen, aber das Foto wurde herumgeschickt. Es tat sich nichts. Sogar beim Roten Kreuz  rief ich an. Die kamen und fanden binnen Sekunden  den einzigen Fehler. Ein Federbrett  war aus der Nut  gegangen, weil die beiden Federbretter, die die Rückwand  bildeten, nicht mehr  geklammert waren. Das kann aber jeder selbst  wieder befestigen.  Und  den  Schrank kann man auch mit diesem Makel nehmen, ohne ihn überhaupt zu reparieren. Hätte man mir  den Schrank mit den Maßen, die ich heute brauche  mit diesem Fehler  für  ein Zehntel  meines Kaufpreises angeboten, hätte ich ihn mit Kusshand genommen. Die Leute sind  so verwöhnt.  Ein Möbel beim Roten Kreuz kostet doch sicher nicht mehr als 50   Euro. Dafür kann  man doch keine neuwertige  Ware  ohne Makel  erwarten. Aber  die Organisation  ist übersättigt. Als ich mal in deren Laden und  in andere Sozialkaufhäuser  ging, fand ich  weitaus schlechtere Ware als die, die ich  noch zu Hause  hatte.  Eines der Sofas war fleckiger als das, was ich  damals gerade ersetzen wollte. Ich frage mich, wie diese Diskrepanz  zustande kommt, dass die so  wählerisch und ausgebrezelt  sind, wenn sie Sachen  zum  Abholen  geschenkt bekommen, dann  aber im Laden  ganz andere Dinge   zu stehen haben.  Als  ich fragte, was es denn kosten würde,  wenn sie den Schrank  für mich zerlegen und  mitnehmen würden, ohne ihn weiter zu vermitteln, nannten sie mir einen Stundenpreis  von 70  Euro.  Ich sagte, mit Verlaub, ich dachte, Sie sind eine Wohltätigkeitsorganisation. Aber da meinte er,  bei Dienstleistungen hört die Wohltätigkeit auf. Ich habe doch keinen Furz  gefrühstückt!.
 
Dann kam aber meine resolute Nachbarin, die mir immer Brot backt, die hat mir spontan mal ein Stück Rhabarberkuchen vorbei gebracht. Da klagte ich ihr dann mein Leid, sie ging in mein Schlafzimmer, öffnete die Schranktüre, maß alles aus,  nahm alles auf, und machte mit mir einen Termin aus, wann sie den Schrank fotografieren wollte. Sie kam dann auch und stellte  alles sofort bei nebenan.de  ein, und am nächsten Tag rief sie mich schon an und sagte, sie habe eine Zusage, ein Nachbar habe sich für den Schrank interessiert, den sie in nebenan.de eingestellt hatte. Ich war natürlich glücklich, und tatsächlich war der Mann zuverlässig, und beide kamen zu mir an einem Freitag. Er wollte eigentlich am Montag das drum schon abholen, aber ich brauchte ja erst einmal Zeit, um ihn auszuräumen, und Möglichkeiten, die Sachen zwischen zu lagern. Meine tatkräftige Nachbarin brachte mir dann noch einen Kleiderständer und drei Umzugskisten, in die ich die Sachen packen könnte, bis der neue Schrank da war. Wir hatten uns auf den kommenden Freitag  geeinigt, aber am Montag rief dann der Mann an, dass er doch erst nächsten Mittwoch kommen könnte. Der Spediteur hätte jetzt schon an dem besagten Mittwoch den Schrank bringen können, aber der alte war ja noch da und würde  genau erst an diesem Tag abgeholt werden, da  können  nicht zwei  Dinge gleichzeitig in der Wohnung gemacht werden. So viel  Platz ist  dann da auch wieder nicht.  Somit einigten wir uns auf den Montag darauf. Ich hätte also nur von einem Mittwoch bis zu einem anderen Montag die Kleider woanders stehen. Das ist machbar. Der Schrank war auch innerhalb von 5 Minuten ausgeräumt, ich hatte alles so in Umzugskisten gepackt, dass bei allen drei Umzugskisten die unwichtigen Sachen unten waren,  und die Sachen, die ich immer griffbereit haben musste, obenauf lagen. Der Kleiderständer war nicht ganz vollständig, aber wir konnten ihn mit  Klebeband am Wohnzimmerschrank fixieren, wo er senkrecht dazu anstand. Das Wohnzimmer sah dementsprechend verhaut und durcheinander aus. Aber es ließ sich überleben.
 
Dies alles hört sich jetzt relativ einfach an, hat sich aber doch ziemlich in die Länge gezogen. Am Mittwoch kam dann endlich der Nachbar mit zwei Helfern, und innerhalb von 30 Minuten war der Schrank abgebaut. Ich staunte nicht schlecht, denn die Umzugsfirma hatte sich damals ziemlich blöde angestellt. Von der Umzugsfirma war der Schrank damals Brett für Brett durch das Fenster mittels Flaschenzug gehievt worden, die drei Herrschaften schafften den Schrank null Komma nichts aus der Wohnung. Zwischenzeitlich wollte ich dann doch ein Rezept beim Arzt holen, und als ich von dort wieder zurück kam, waren die  drei schon wieder fertig und hatten den Schrank bereits innerhalb 1 Stunde in der anderen Wohnung aufgestellt. Damit hätte ich nie gerechnet, dass die so flott sind. Die waren besser als die Profis der Umzugsfirma. Der Schrank mache sich gut in der neuen Wohnung, so wurde mir erzählt. Während ich noch auf die drei Leute wartete, wollte ich gerade noch das Duschrollo hochziehen, und es krachte oben herunter, dort, wo die Dübel drin waren,  Klaffen jetzt zwei riesengroße Löcher. Eigentlich wollte ich die Faltwand erst dann besorgen, wenn ich mal wieder ein paar  Taler übrig habe, und zwar nach meinem Aufenthalt in Leipzig, aber nun ist sie eben jetzt schon runtergefallen, und ich war gezwungen, statt zum Afrikafest wieder mal in den Baumarkt zu gehen, um dort eine neue Duschwand zu kaufen. Die 250 EUR für die Anschaffung von Office 2019 taten mir noch weh, denn ich hatte ja meine Reise nach Köln stornieren müssen. Die 179 EUR für einen neue Duschfaltwand war nun wirklich nicht geplant. Leipzig steht also auf tönernen Füßen, besser gesagt der Besuch dorthin. Ich habe sogar im Leipziger Zoo schon ein Ereignis gebucht, bei dem wir Erdmännchen füttern durften, die Erdmännchen werden jetzt leider ohne mich fressen müssen, wenn das so weitergeht.
 
Ich hatte den Mann auch gefragt, ob er vielleicht meinen Teppich und meinen Heimtrainer haben wollte, da er gerade seine Wohnung umbaut. Er meinte, den Heimtrainer würde er gerne nehmen, den Teppich wolle er sich auch ansehen. Den Teppich hatte ich mal von einer Freundin, er misst 2 × 3 m, niemand wollte ihn haben, er ist bildschön, passt aber eigentlich nirgendwo richtig rein.  Vor  dem Verkauf hatte ich ihn  von jemandem im Tauschring extra noch einmal  für  zwei  Tauschringstunden  schamponieren  und reinigen lassen. Es haben sich zwar einige Leute gemeldet, die ihn mitnehmen wollten, aber deren Wünsche waren dermaßen unverschämt, dass ich mir dachte, der Teppich ist im Keller besser aufgehoben. Für 50 EUR für einen Teppich mit diesen Maßen hat noch jemand von mir erwartet, dass ich den Teppich mit einem Auto bis ins tiefste Bayern bringe. Ich sagte der Dame, selbst wenn ich sehen könnte und ein Auto hätte, könne sie nicht von mir erwarten, dass ich einen Teppich von 2 × 3 m Länge für 50 EUR, der Bild schön ist, auch noch frei  Haus liefere. Eine andere Dame, die den Teppich vor Ort begutachtete, meinte, er sei ihr zu groß, sie könne ihn doch gar nicht transportieren. Ich sagte ihr, dass die Maße aber in der Anzeige standen. Ich  bot ihr  an, jemanden zu  fragen, der ihn ihr  für  20 Euro nach Hause  transportieren würde. Sie meinte, sie habe keine 20 EUR mehr für einen Transport, sie sei eine arme alte Witwe, und sie bat mich, jemanden vom Tauschring zu organisieren, der leider nicht mehr für sie zur Verfügung stünde, der ihr dann den Teppich wegschaffen würde, denn ich hatte ihn auch dort für 4 Stunden angeboten. Ich sagte ihr, wenn er für sie nicht mehr arbeitet, kann sie nicht einfach mich vor schicken, um diese Hilfe für sie zu erlangen. Sie müsse dann eben mal in die Tasche greifen. Da fiel ihr plötzlich ein, dass sie ja noch wissen wollte, aus welchem Material der Teppich sei, ob er denn aus Kunstfaser oder aus Wolle sei. Ich sagte ihr, sie könne schwerlich erwarten, einen 2 × 3 m großen Teppich aus reiner Schurwolle für gerade mal 4-5 Stunden zu bekommen. Selbstverständlich sei er aus Kunstfasern. Da fiel ihr auf einmal ein, dass sie ja ein Nervenleiden hätte, und dass sie auf Kunstfaser nicht laufen könne, da ihr dann die Beine weh täten. Ich sagte, wenn sie einfach schlichtweg keine Lust hätte, den Teppich abzuholen, dann solle sie es einfach lassen. Eine Amerikanerin kam noch, die den Teppich bei eBay gesehen hatte, aber die wusste nicht mal die Maße ihres Zimmers. Die nahm dann auch von dem Kauf des Teppichs Abstand. Ich kann nicht nachvollziehen, wie Leute die Maße eines Teppichs lesen und dann nicht einmal wissen, ob er bei Ihnen reinpasst, und wie sie ihn transportieren. Die dachten wohl, ich hätte gerade mal einen Badevorleger zu verschenken. Und den würde ich dann auch noch durch halb Deutschland kutschieren. Daher war ich froh, den Teppich nun wohl doch noch loszuwerden. Aber  es soll  halt mal wieder nicht  sein.  Denn als wir unten im Keller standen, und der Nachbar den Teppich begutachtete, stellte er mit Schrecken fest, dass der Teppichmotten hatte. Er würde ihn mir auf den Recyclinghof schaffen. Ich dachte, vielleicht will er ihn einfach kostenlos mitnehmen und nichts dafür zahlen und bietet mir an, ihn wegzuschaffen und legt ihn dann bei sich zu Hause hin. Daher bat ich meine Nachbarin, noch mal einen Blick drauf zu werfen, und tatsächlich, der Teppich hat die Motten. Die krieg ich langsam auch. Meinen Heimtrainer, den ich  2005  mal für  400  Euro  gekauft hatte, wollte er auch haben, er habe aber wenig Geld, er müsse erst wieder warten, bis genug Geld da sei. Er hat einen Riß im Sattel, aber  100 Euro  wollte ich schon  noch dafür, weil  er  von Kettler ist.
 
Mittlerweile hatte mir meine Nachbarin den Ständer gebracht für die Klamotten, und sie legte ein gutes Wort bei mir für ihn ein. Er sei doch arm und krank, er habe jetzt seine Firma verloren, und er lebe von Hartz IV, und ob ich ihm den Heimtrainer nicht für 20 EUR überlassen könnte. Ich sagte, auch ich, abgesehen davon, dass ich Blindengeld bekomme, das für   die blindheitsbedingten Mehraufwendungen gedacht ist, habe ja auch nur Grundsicherung. Jeder glaubt immer, wer Blindengeld kriegt, ist steinreich und kann ja alles zahlen oder alles hier schenken. Sie schlug mir vor, im Tausch für die erlassenen 80 EUR dann handwerkliche Hilfe von ihm zu beanspruchen, da er früher handwerklich tätig war, ehe er schwer erkrankte. Ich sagte, dass wäre eine gute Idee. Die schlug ich ihm dann auch so vor, und er war einverstanden. Meine Schwester meinte schon, der nimmt den Heimtrainer und verschwindet und ward nie mehr gesehen. Ich solle daher die handwerklichen Hilfen vorher verlangen und dann den Heimtrainer rausrücken. Als also die drei Herrschaften den Schrank abholten und in der anderen Wohnung wieder aufbauten, fragte ich ihn, ob er denn mit seinen zwei Leuten noch schnell helfen könnte, die Sachen so umzubauen, dass der neue Schrank und das neue Regal hereingebracht werden konnten. Ich hatte mir in der Nacht, da ich nicht schlafen konnte, einen Schlachtplan ausgedacht, vielleicht konnte ich auch genau deshalb nicht schlafen, wie ich nun alles organisieren könnte. Zunächst einmal bat ich die Herren, das Regal, das  neben dem Computer  steht, hinter die Tür zu stellen. Dann sollte der Schreibtisch so weit in Richtung  Tür geschoben werden, dass man den Bettkasten ausbauen konnte, da dieser ja dann verkleinert werden sollte, damit man ihn nach der ganzen Aktion wieder unters Bett schieben und wieder gut herausziehen konnte. Zuvor war er unter dem Bett verbaut, da links der Schrank und die Kommode und rechts der Schreibtisch stand, sodass der Stauraum unter dem Bett nicht zu nutzen war. Der Bettkasten sollte dann erst  mal in das Wohnzimmer gelegt werden, die Sachen vom Regal und vom Schrank sollten zunächst  einmal aufs Bett gelegt werden, und ich würde danach den Bettkasten damit befüllen, der so lange im Wohnzimmer lagern würde, bis er eingebaut werden konnte. Die ganze Aktion dauerte 1 Stunde, denn die zwei Herren, der dritte Stand nur daneben und unterhielt sich mit mir, nämlich der, der die Aufträge erteilt hatte, bauten ganz behutsam meinen Computer ab und legten alles hinter das Regal, um es dann an die andere Wand hinter der Tür zu schieben. Jedes Kabel wurde liebevoll ein- und wieder ausgesteckt, und umgekehrt, und die beiden Männer waren extrem vorsichtig. Das rechne ich Ihnen hoch an, und sie waren auch sehr umsichtig und dachten viel mit. Nach 1 Stunde gingen wir dann in den Keller. Er hatte mir zuvor schon die 20 EUR für den Heimtrainer gegeben und immer wieder nach dem Heimtrainer gefragt. Einer der Herren würde nämlich bald  schon weggehen, er hätte einen Termin, und er wolle den Heimtrainer noch raufholen, solange der Helfer noch da sei. Als wir unten im Keller alleine waren, fragte ich ihn, ob er damit einverstanden wäre, wenn ich die 20 EUR, die er mir für den Heimtrainer gegeben hätte, als Trinkgeld an die beiden Herren geben würde. Er sagte, ich könne ja mit meinem Geld machen, was ich wollte, er hätte es mir ja gegeben. Ich wollte ihn nur darauf vorbereiten, damit der Bescheid wusste. Ich dachte auch, nicht etwa, dass er mir die beiden noch in Rechnung stellt, weil er ihnen vielleicht etwas geben muss, weil sie ihm und mir geholfen hatten. Aber wenn er das alles an einem anderen Tag gemacht hätte, hätte er es alleine nicht geschafft und 3 Stunden gebraucht, und so waren sie innerhalb von 1 Stunde fertig, mir zu helfen. Er hatte mir in epischer Breite von seinen Krankenhausaufenthalten, von seinem Knie und von seinen  Krankheiten erzählt, und dass er eben nichts mehr machen könnte. Einer der Herren musste dann eben weg, so wollte ich die 20 EUR dem anderen geben. Da meinte er doch tatsächlich, gibt sie doch gleich mir. Ich sagte, nein, das sollen die beiden Herren sich teilen, Du hast ja dafür den Heimtrainer erhalten. Er meinte, das sei ja wohl nicht so, dass sähe er ja völlig anders, aber er würde mir das noch erklären. Er habe ja das persönliche Budget und einen Sozialpädagogen mitgenommen, und  die Zeit, die er für all das gebraucht hätte, hätte er eigentlich für andere Dinge einsetzen wollen und hätte  den Soz.-Päd. Für andere Sachen  nutzen  wollen. Ich erklärte ihm, dass er insgesamt zweieinhalb Stunden mit dem man hier war, dass die ersten anderthalb Stunden aber für seinen Schrank verbraucht wurden, den er ja erhalten hatte, und dass wir lediglich 1 Stunde für mich gearbeitet hätten, und er dafür ja den Heimtrainer für nur 20 anstatt für 100 EUR erhalten hätte. Dass der eine ein Sozialpädagoge war, den er zumal noch nicht mal selbst zahlen musste, wusste ich ja nicht. Was er dem anderen Mann gegeben hat, geht mich ja nichts an, das müssen die beiden unter sich ausmachen. Ich vermute mal, dass der andere die 20 EUR für sich behalten hat, da der Sozialpädagoge ja vom Staat bezahlt wurde. Er selbst stand eigentlich nur die ganze Zeit daneben und unterhielt sich mit mir, gearbeitet haben nur die anderen beiden. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm diese 1 Stunde seinen Sozialpädagogen genommen hatte, hatte aber zuvor all das nicht gewusst. Außerdem dachte ich mir, 1 Stunde Sozialpädagoge kostet 60 EUR, und da ist er immer noch mit einem Heimtrainer, der ursprünglich für 100 EUR angeboten war, gut bedient, zumal immer noch 20 EUR fehlen, dass die 100 voll würden. Er hat wohl gedacht, er kommt ab und zu mal zu mir, um irgendetwas rein zu schrauben oder raus zu drehen oder herum zu stellen, dass ich aber  jetzt schon eine so harte Aufgabe  mit echter  Knochenarbeit hatte, und dass Möbel herumgeschoben werden mussten, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte mir noch angeboten, den Teppich wegzuschaffen, aber ich hatte vorsorglich noch andere Leute gefragt. Da der Teppich ja  die Motten hat, muss man ihm noch in einem großen Plastiksack stecken, damit die Motten nicht im Auto herumlaufen und dann auf andere Dinge übergehen, die später dort reinkommen. Er sagte also zu mir ziemlich pikiert, den Teppich bringe ich Dir noch weg, dann sind wir quitt. Ich meinte, selbstverständlich, und wenn den Teppich vorher jemand anderer wegbringt, dann sage ich Dir Bescheid, dann musst Du das auch nicht mehr machen. Er war ziemlich verschnupft, taute aber dann wieder auf, besonders dann, als es um das Thema Krankheiten ging, und was er alles hat, und dass es ihm doch genauso ginge wie mir. Ich erklärte ihm zum Beispiel, dass ich aufgrund meiner Niereninsuffizienz und der Transplantation zur Vorbeugung von Verkeimungen keinen  Duschvorhang haben konnte, der  mit einer  einfachen Stange  wesentlich  einfacher  zu  befestigen gewesen wäre,  dass ich aber aufgrund meiner geringen Größe und der hohen Decken ein Duschrollo auch nicht wirklich gut bedienen konnte, und da ich aufgrund meiner Feinmotorikprobleme die Kette dauernd aushängen würde, ginge das auch schlecht. Eine fallt Wand ist auch schwierig, die muss ich halt jetzt nehmen, aber damit wird es auch Probleme geben, adäquat damit umzugehen. Somit stellt sich ein Schutz vor Überschwemmungen  bei mir durch meine Vielfalt an Behinderung ziemlich schwer dar. Da meinte er doch glatt, er habe bisher auch noch keine Zeit gehabt, eine Du Stange anzubringen, ihm ginge es genauso wie mir, und sein alter VW-Bus sei auch kaputt, den müsse er auch reparieren. Ich konterte dann etwas energisch, ich habe kein Auto, denn ich bin blind und kann nicht Auto fahren. Bei den sehenden liegt es manchmal wirklich nur daran, dass sie sich nicht aufraffen können, eine Arbeit zu erledigen. Ich hingegen bin wirklich voller Energie und Tatendrang, es scheitert aber dann immer wieder an bestimmten Barrieren. Wir haben nun eine Faltwand für die  Badewanne von 1,40 m Breite gefunden mit vier Türen, sodass jedes Türblatt nur 35 cm breit ist, damit ich nicht, wenn ich die Türe zusammenfalte, an die Armaturen anstoße. Türen mit schmäleren Blättern sind wahrscheinlich auch leichter zu handhaben als eine Wand mit nur zwei Türen, wo aber dann die einzelne Wand recht schwer ist. So funktioniert alles wie eine Ziehharmonika. Am 1. Juli wird jetzt jemand kommen, um mir die fallt Wand anzubringen. Nun stellt sich aber noch das Problem dar, die Löcher in der Decke wieder zuzugipsen, denn bei 2,90 m hohen Decken braucht man eine große Leiter, die ich nicht habe. Ich habe meine Nachbarin gefragt, die später ihren Kleiderständer wieder abholte, und sie hatte mir eine angeboten. Ich war glücklich, denn die beiden könnten sie dann am 1. Juli abholen. Aufgrund ihrer chronischen Erkrankung schafft sie es nicht, die Leiter auch noch zu mir zu schleppen, zumal bei dem Wetter. Es wäre also ideal gewesen, wenn Luzifer nicht mal wieder zugeschlagen hätte. Sie schrieb mir nämlich, sie könne mir die Leiter schon ausleihen, sie sei aber jetzt doch  ausgerechnet  am 1. Juli weiter weg und wüsste nicht, ob sie bis 14:00 Uhr, wenn die Herrschaften kämen, um die Leiter abzuholen, auch da sei. Wer soll also  jetzt  ein paar Tage  zuvor die Leiter die drei Häuser  weiter zu mir  schleppen? Nun reicht es mir, und ich kaufe mir selbst eine Leiter, denn ich werde in dieser Wohnung immer mal wieder an der Decke was zu tun haben, und sich dauernd irgendwas auszuleihen und all das zu organisieren, wird mir langsam zu viel. Immer scheitert es an irgend einem kleinen Detail, aber das geht ja allen so, wie mir immer wieder erklärt wird. Die Leiter kostet jetzt auch wieder 30-40 EUR.  Der  eine seiner beiden Begleiter, der noch da war, bekam mit, dass ich  mir oft schwer tat und handwerkliche Hilfe brauchte, daher bot er mir an, für  ein gewisses Entgelt ab und zu mal zu helfen.  Er  konnte mir aber nicht genau sagen,was er  verlangt, das hinge davon ab, wie schwer die Arbeit sei. OB nun das Anbringen  einer Falttüre schwere oder leichte Arbeit sei, das könne er noch nicht entscheiden. Zum Glück haben sich zwei Assistenten gefunden, die  das jetzt machen. Die einen  haben  Geld, die anderen haben  Freunde. Wer  weder  wirklich  das eine noch das andere hat, braucht  wenigstens  Assistenten.
 
Nach einer Weile gingen die beiden  dann, und der Nachbar rief tatsächlich nach ein paar Tagen wieder an, um mich noch mal auf den Transport meines Teppichs anzusprechen. Mittlerweile hatte ich meinen Taxifahrer gefragt, ob er mit mir auf dem Recyclinghof fährt. Ich erklärte ihm aber, dass der Teppichmotten hätte, und dass die Motten dann auf die Koffer seiner Fahrgäste übergehen würden. Somit haben wir nur allen anderen kleineren Krempel transportiert, der Teppich liegt jetzt immer noch im Keller. Der Taxifahrer hat mir aber erklärt, es gebe bei der Stadt die Möglichkeit, einmal jemanden vom Sperrmüll kommen zu lassen, um etwas zu transportieren. Am 16. Juli werden sie wohl dann ab 7:00 Uhr kommen, genau könnten  sie mir das aber  nicht sagen.  Sie sind aber nicht bereit, mit mir in den Keller zu gehen. Alles müsse schon abholfertig im Erdgeschoss stehen. Auch mein Hinweis, dass ich schwerbehindert bin, und die Sachen nicht alleine nach oben transportieren kann, haben nichts geholfen. Ich bin halt leider nicht der Typ wie manch anderer, um hilflos und schwach zu wirken, und das Mitleid anderer zu erregen, damit ich die nötige Hilfe kriege. So schlug ich dem Nachbarn vor, er könne doch einen Tag zuvor kommen, um den Teppich mit mir nach oben zu bringen, dann müsse er ihn nicht selbst transportieren und keinen Sack organisieren. Denn beim Sperrmüll ist es mir dann wiederum egal, ob der Teppichmotten hat oder nicht, die werden sicher noch viele andere Dinge mit Ungeziefer herumfahren. Die können sich dann mindestens Gesellschaft leisten. Es lebe die Artenvielfalt. Dennoch werden wir alles in einen Sack packen, denn ich möchte den Teppich beim Transport vom Keller ins  Erdgeschoss nicht unbedingt anfassen, sodass dann die Motten auch noch auf mich übergehen und in meiner Wohnung landen. Mittlerweile habe ich noch etwas Mottenpapier gefunden und in den Keller gehängt. Zumindest können sich die Motten dann nicht weiter vermehren.  Da ich keinen  großen Sack habe, schlug  eine meiner  Assistentinnen, unser Mack Gywa  vor, doch  vorne und hinten einen gelben Sack  an die Enden des Teppichs  zu machen, bei einem Sack den Boden  rauszuschneiden  und in die Mitte  des Teppichs  zu machen und alles  zu  verkleben. Es sind noch einige andere Trümmer  wie  Büroschränkchen  oder  sonstiger Kleinkram nach oben zu bringen, und er erklärte mir wieder, dass er doch krank sei und ein Problem mit dem Knie hätte. Ich sagte, dass meine Spanierin sich jeden Montag mit mir trifft, und dass ich diese genauso gut fragen könnte, ob sie an besagtem 15. Juli einfach zu mir kommt, dann wären wir zu dritt. Er meinte, er würde dann auch noch seinen Sozialpädagogen dazu holen, dann können wir alles ausräumen. Vier Leute, ein Teppich und zwei Büroschränke. Ich bin gespannt, ob das dann klappt, aber bei dem Personal aufkommen bestimmt. Die Spanierin und ich zählen jeweils zur Hälfte, die Männer zählen voll, und so werden wir das sicherlich hinbekommen. Den Sozialpädagogen hätten wir uns dann auch sparen können. Dann wird er mir sicher wieder erklären, dass er wegen mir nun eine andere Sache nicht machen könnte, da er wieder 1 Stunde des Sozialpädagogen für mich vergeudet hätte. Aber ich hatte ihm ja gesagt, dass ich noch jemanden hätte, die mit hilft. Wenn er ihn trotzdem mitbringt, kann ich dafür nichts. Ich hoffe nur, dass der Sperrmüll alles mitnimmt, da ich bisher nur von den Teppich geredet hatte, ich wusste nichtmehr, was sonst noch dasteht. Ich sagte dem Mann am Telefon, dass ich einen Teppich und einige andere Gegenstände hätte, die abgeholt werden müssten, und er meinte, normalerweise muss man das vorher wissen. Ich hoffe auch, dass die Nachbarn sich nicht beschweren, wenn von dem 15. auf den 16. Juli alles mögliche im Treppenhaus rumsteht. Ab 7:00 Uhr ist auch eine sehr vage Angabe, wenn ich Pech habe, kommen sie erst am späten Nachmittag. Wir müssen die Sachen schon am Montagvormittag herausstellen, denn  mein Nachbar ist am Abend zu kaputt, so können wir es eben nur vormittags machen, das Zeug steht also von Montagvormittag bis unter Umständen Dienstagabend im Hausflur herum. Ich kann nur hoffen, dass meine Nachbarn tolerant sind. Bisher waren sie immer sehr nett, aber vielleicht ist es dann damit zu Ende.
 
An einem Samstag kam dann mein Schreiner vom Tauschring, den ich leider nur noch mit Geld bezahlen kann, da mir die Stunden fehlen. Er sollte sich meinen Bettkasten ansehen, der ja noch immer im Wohnzimmer herum lag, und um den ich die ganze Zeit herumlaufen musste. Die Sachen hatte ich mittlerweile so unters Bett gepackt, damit sie nicht die ganze Zeit auf dem Lattenrost des Bettkastens herumliegen, und damit ich zumindest mal an irgendetwas rüber greifen kann. Er musste also das Bett ausmessen, denn an der einen Seite steht die Kommode, und an der anderen Seite steht nur ein Stuhl zwischen Bett und Schreibtisch, den man aber jederzeit wegräumen kann. Der Bettkasten wird sowieso nur bis zur Hälfte aufgehen können, da wir den Schreibtisch ja wegen  der Kollision  von  Füßen  und  Regalkanten wieder etwas nach links schieben mussten. Der Teufel steckt eben im Detail. Der Sozialpädagoge meines Nachbarn hatte mich schon darauf aufmerksam gemacht, dass der Bock , auf dem die Schreibtischplatte aufliegt, unten zwei querstehende Füße hat, und dass dies Probleme mit dem neuen Regal geben würde. Ich hatte vergessen, dass das Regal unten  rundherum geschlossen war, und meinte, das würde bestimmt klappen. Als dann der Möbelaufbauer, seines Zeichens Spediteur und Schreiner kam, erzählte er mir schon, die Leute messen immer alles aus und vergessen dann irgend welche Details, wie zu Beispiel Fensterbretter etc. Genau das war mir eben auch passiert. So konnten wir das Regal nicht bis zur Wand schieben, da die blöden Füße des blöden Box des blöden Schreibtisches im Weg standen. So beschloss ich eben, den Schreibtisch wieder etwas nach links zu schieben, damit wir das Regal ganz zur Wand bringen könnten. Der Spediteur und Schreiner schimpfte gewaltig über das Kabelgewirr und den ganzen Kabelsalat, und er meinte, ich solle das Regal erst ganz nach hinten schieben, wenn alles entwirrt sei, und er empfehle mir dringend, die Kabel zusammen zu binden. Meine Helferin kam dann auch, und die machte das  dann mehr oder weniger notdürftig, ich hoffe, dass es so geht, wirklich visuell kontrollieren kann ich es nicht, und abtasten geht auch nicht, weil alles so weit hinten ist. Die zahlreichen Steckerleisten mussten wir dann von hinten in die neue Schublade stopfen, die ich jetzt nur noch bis zu einem Drittel öffnen kann, sodass ich wenigstens das Druckerpapier rausholen kann. Ich wollte endlich mal eine Schublade, damit mein Druckerpapier und die Klarsichthüllen nicht immer so einstauben, und dieser Wunsch sollte mir mit dem neuen Regal erfüllt werden, aber nichts da, die Schublade lässt sich nun nicht gescheit öffnen, sodass ich  Langfinger machen muss, um das Papier und die Klarsichthüllen heraus zu fischen. Zumindest konnten wir das Regal dann wieder etwas nach hinten schieben, und der Schreibtisch musste doch nicht ganz so weit nach links verschoben werden, sodass der Stuhl noch zwischen Bett und Schreibtisch passt, und wenn ich den Bettkasten raus ziehen will, muss ich lediglich den Stuhl wegräumen. Der Bettkasten wird 90 breit, genauso wie das Bett, und in der Länge muss er gekürzt werden. Wir haben ihn damals ziemlich erfinderisch mit einem Lattenrost als Boden zusammengebaut, früher war das mal während der Studentenzeit und den ersten Jahren in meiner Wohnung hier mein Bett, und mein damaliger Partner hat mir dann aus diesem Bett einen Bettkasten gebaut, weil er mir vom Trödel ein neues Bett mitgebracht hatte, unter dass wir dann den umgebauten Bettkasten geschoben hatten. Als Griffe dienten zwei Ketten, das Ding sah aus wie eine Seemannskiste. In der neuen Wohnung war es aber zu sehr zwischen die anderen Möbel verbaut, sodass ich eben nichts mehr damit anfangen konnte. Mein Haus- und Hofschreiner vom Tauschring fluchte ganz schön darüber, dass das Lattenrost mit Ketten festgemacht war, das sah schon ziemlich lustig aus. Das war eben typisch mein Ex. Ich habe noch das alte nach Kästchen, welches eine meiner Bekannten als Wurmkiste nehmen wollte. Sie möchte nämlich mithilfe von Würmern eigenständig Erde in der Wohnung herstellen. Das sollte der Schreiner ihr ebenfalls vorbeibringen, da er bei ihr in der Nähe wohnt. Dafür sollte ich vier Rädchen für den Bettkasten erhalten, und sie hatte außerdem noch ein Regal für mich. Es war eine Riesenzucht, die beiden irgendwie zusammen zu kriegen, damit sie miteinander einen Termin ausmachen, wann er ihr das mal vorbeibringen kann, obwohl sie einen Steinwurf voneinander entfernt wohnen. Als ich sie anrief, und er daneben stand, versuchte sie laufen, mir zu erklären, dass sie nicht wisse, wann  sie  ihm die Rädchen bringen könnte, weil ihre Arbeitszeiten immer  unterschiedlich enden. Das war für mich kein Problem, denn die beiden konnten sich ja selbst telefonisch absprechen, sodass ich nicht dauernd zwischen den beiden hin- und hermakeln musste. Das konnte man ja dann auch spontan ausmachen, ich arbeite heute bis dann und dann, kann ich mal vorbeikommen? Irgendwie haben sie es dann doch gebacken gekriegt, dass sie einander verständigen wollten, sobald er in Ihrer Nähe sei oder umgekehrt, und sie die Rädchen bei ihm vorbei bringt. Wir hatten uns jetzt darauf geeinigt, dass ich ihr angebotenes Regal doch nicht nehme, sondern dass sie mir zwei andere Regale gibt, die bei ihr jemand abholen wollte, der dann aber einen Rückzieher gemacht hatte. Die Wurmkiste  alias  Nachtkästchen wollte sie nun doch nicht mehr haben, weil sie zwischenzeitlich eine richtige  Wurmkiste  geschenkt bekommen  hatte. mein Schreiner hatte ja zuvor schon angeboten, das Nachtkästchen zu verschüren. Ich sagte, er solle doch Erbarmen haben, er könne es doch sicher vielleicht für etwas in der Werkstatt gebrauchen. Er wolle es sich noch mal überlegen. Mir tut es immer so leid, irgendwelche Dinge einfach wegzuwerfen, zu verbrennen oder sonst etwas damit zu machen, wenn sie noch halbwegs funktionieren. Obwohl es tote Gegenstände sind, haben sie doch irgendwie etwas an sich, dass es schade wäre, sie einfach zu zerstören. Das Ding hatte auch Rädchen, so bat ich ihn, die Rädchen ebenfalls ab zu schrauben und unter meinen Schuhschrank mit Sitzbank im Flur drunter zu schrauben, damit wir ab und zu mal an die dahinter  liegende Telefondose und an die andere Steckdose kommen würden. Nach einiger Überredungskunst und einigen Diskussionen war er dann dazu bereit, mir die Rädchen daran zu schrauben. Für was ich denn bei einem Schuhschrankrädchen bräuchte, meinte er. Als Auftraggeberin ist es ja meine Entscheidung, ihm kann das ja eigentlich egal sein. Wenn er mir davon abrät, weil die Rädchen vielleicht das Gewicht nicht aushalten, wenn ein Haufen Schuhe drin sind, und noch jemand auf der Bank sitzt, dann bin ich natürlich selbstverständlich nicht beratungsresistent. Aber wenn ich mir mein Schuhschränkchen in Rosa anstreichen lassen wollte, wäre das noch meine Entscheidung, die niemand außer mir zu hinterfragen hat. Fachliche Ratschläge nehme ich hingegen sehr gerne an. Daher bin ich ja froh, wenn ich fachkundige Leute an der Hand habe.
 
Den Lattenrost des Bettkastens, der durch einen  richtigen  Boden ersetzt werden soll, wollte er nicht mehr mitnehmen, er war auch nicht willens, ihn mir auf dem Recyclinghof zu fahren. Der steht jetzt ebenfalls im Keller, den haben wir gemeinsam dort untergebracht. Aus einem der drei  übrig  gebliebenen Einlegeböden meines alten Regals, welche wir zuvor herausgenommen  hatten, wird er mir ein Regalbrett zuschneiden, damit die beiden Konsolen, die unter einem anderen Brett an meinem alten Regal angebracht waren , noch mal verwendet werden können. Am Fußende  meines Bettes kommt dann nämlich noch dieses Brett hin, um ein paar Sachen draufzustellen. So hat man doch alles wieder genutzt. Ich musste die drei meiner Einlegeböden aus dem alten Regal herausnehmen, da der Staubsauger und mein Einkaufswägelchen darunter passen sollten. Die anderen drei Regalböden darüber sollten dafür sein, Waschkörbe oder andere Dinge, die gelagert werden mussten, dort unter zu bringen, die zuvor irgendwie in der Ecke hinter  der Tür so herumstanden und  jetzt ordentlich  aufgeräumt sind. An meinem alten Schrank hatte ich ein paar Garderobenhaken angebracht, an denen die Winterjacken hingen. Ich habe also im Baumarkt, als wir die Badefaltwand besorgt hatten, auch noch eine Kleiderstange besorgt, die ich mithilfe meines Assistenten und dessen Bruder unter dem  letzten nun untersten Brett meines alten Regals quer  angeschraubt hatte. Ich erklärte ihm, dass es am besten sei, diese Stange von hinten nach vorne anzubringen, damit sie quer unter dem Brett verlief, sodass ich meine Bügel mit den Jacken quer darüber hängen konnte, damit die Bügel nicht von hinten nach  vorne hervorstechen, sodass die Türe dann doch wieder nicht zuginge. Es bedurfte einiger Erklärungskunst, den beiden das nahezubringen, wie ich mir  das vorgestellt hatte. Aber am Ende sah es wirklich super aus. Links das Einkaufswägelchen, in der Mitte eine unter dem Brett von  hinten  nach vorne angebrachte Stange mit allen Kleiderbügeln und Jacken hintereinander hängend, und rechts dann der Staubsauger, den man jetzt fast nicht mehr sieht. Oben drüber war das Regal binnen Sekunden voll. Man gebe mir ein Regal, und ich fülle es binnen Sekunden, selbst dann, wenn ich nichts neues dazu kaufe.
 
Als ich den Schrank einräumte, der jetzt weniger Fächer, dafür aber mehr Schubladen hat, war das ein Silbenrätsel und ein Puzzle, wo alles hin sollte. Das eine passte dort nicht hin, wenn ich es um räumte, passte dafür aber das andere dann da wieder nicht hin. Genauso ging es mir mit dem neuen Regal, es war ziemlich schwer, Drucker und Rechner dort unterzubringen. Denn dieses Regal war etwas schmäler, und das Brett für  den Kleinkram wie USB-Hubs, Kartenleser, Sticks, Lautsprecher etc., das damals noch mittels einer Konsole an der Seite des alten Regals angebracht gewesen war, fehlte natürlich auch. Das neue Regal war nur noch 60 und nicht mehr 80 cm breit, aber ich hatte sowieso nicht zu viele Dinge. Einige der alten Ordner waren auf dem Sperrmüll gelandet und wurden zum Recyclinghof gefahren. Aber es war ziemlich schwer, denn das eine Brett war zu niedrig, dass andere zu hoch, dort passte der Drucker nicht runter, dort passte der Rechner nicht runter usw. Irgendwann hatten wir es dann soweit, dass es funktionierte. Der Schreiner war so nett, der mir auch alle Möbel von dem Geschäft aufgebaut hatte, mir dabei zu helfen, alles noch so hin zu stellen, dass es passte, und so hatte ich ihm noch zehn Euro Trinkgeld gegeben. Das war der, der so verzweifelt über das Gewirr und den Kabelsalat war. Daher war es dann am Ende der ganzen Aktion nahe  davor, dass ich fast schon verrückt wurde, am Ende hätte man mir den von mir nun erfundenen und ausgelobten Alfred-Knobel-Preis verleihen können. Die neue Kommode hat auch sehr viele Schubladen, aber mir ist es lieber, wenn ich Fächer habe, bei denen ich die Pullover von vorne sehen und rausziehen kann, wo ich nicht alles von oben greifen und durchblättern muss. Daher musste ich es irgendwie so anstellen, dass die Dinge, die man von vorne sehen muss, in den Fächern gelandet waren, und dass alles andere, dass man einfach von oben greifen kann, wie zum Beispiel Socken, Unterhemden oder Strumpfhosen, in die Fächer kam. Das war wirklich eine schweißtreibende Arbeit, zumal es an diesem Tag auch noch sehr heiß war.
 
Jetzt galt es also noch, den Bettkasten einzubauen. Der würde nun zurechtgeschnitten, sodass er zumindest bis zu 45 cm herauszuziehen war. Ich dachte mir, ich könnte in den Bettkasten große Kartons legen, in die ich die Sachen hinein tue, damit ich dann die Kartons in einem ganzen Schritt vorziehen kann, denn wenn ich etwas kleineres habe, dass mir nach hinten rutscht, komme ich nie wieder ran. Die Herausforderung besteht jetzt noch darin, den Bettkasten überhaupt einzubauen, denn der Platz zwischen Schreibtisch und  Bett ist so gering, dass man das Bett erst mal abbauen muss, um den Bettkasten darunter zu legen, und das Bett wieder drüber zu stellen. Ich schlug vor, das Bett einfach mal kurz rauszubringen, dann den Bettkasten reinzulegen und das Bett dann wieder drüber zu stellen. Aber mein Schreiner vom Tauschring meinte, man könne das Bett auch kurz auseinandernehmen. Ob das nun funktioniert oder nicht, wissen wir noch nicht. Notfalls stellen wir das Bett mal kurz senkrecht, da ja der Bettkasten nicht über die ganze Unterseite geht, und somit die Bettpfosten von der Wand weg stehen dürfen, wenn der Bettkasten rein kommt, und dann stellen wir es wieder ab, wie ein Pferd, das sich aufbäumt. Alles muss genau berechnet werden. Zumindest bin ich schon mal froh, dass der Bettkasten jetzt wieder aus dem Wohnzimmer weg ist, und dass das alte Nachtkästchen auch erst mal abtransportiert wurde. Die Rollen, die ich von meiner Bekannten kriege, kommen dann unter den Bettkasten, und die hässlichen Ketten, mit denen der Bettkasten wie eine  Seemannskiste aus sah, werden dann auch weg gemacht. Ich hatte fast einen Schreikrampf, als der Schreiner mich fragte, ob ich die Ketten dann noch behalten wollte oder nicht. Bloß nicht, dass sie zu beschissen aus. Vielleicht macht er mir Griffmulden oder kleine Holzknöpfe dran, das wird dann richtig schön. Irgendwann wird er mir dann das Brett mit den beiden Konsolen und den Bettkasten vorbeibringen, und dann geht es mal wieder daran, mein Geld loszuwerden. Für die Zeit, die er für das Ausmessen, Zerlegen des Bettkastens  und  das Herumräumen  und Besprechen da war, hat er mir gleich auf der Stelle 25 EUR abgenommen. Ich hätte lieber alles auf einmal gezahlt, denn ich komme nicht mehr so leicht zum Geldautomaten, weil ich das noch nicht alleine hin bekomme, und somit blieb mir sehr wenig Geld übrig, um am Abend mit Bekannten weg zu gehen. Denn einige Freunde sind zu Besuch, die ich treffen möchte. Dann gebe ich schon nicht so viel aus. Denn  die Reise nach Leipzig zum Louis Braille Festival, wie gesagt, steht ja noch in den Sternen.  Daher war es gut, dass ich nicht so flüssig war,  denn normalerweise hebe ich mein Geld immer dann ab, wenn ich mir in einem Laden etwas kaufe.  Dann lass ich mir immer gleich mehr auszahlen, das spart mir die Aufregung am Automaten und den Weg zur  Filiale.
 
Das meiste ist jetzt schon geschafft, wir haben heute darüber philosophiert, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Ich sagte, das hängt davon ab, was drin ist. Der Kelch, den ich jetzt lehren musste, ist nur noch ein viertel voll, daher bin ich froh. Das meiste ist jetzt geschafft, und das Zimmer sieht viel schöner aus. Das ist die Hauptsache. Der neue Schrank macht sich gut, wenn er auch etwas rau ist. Es hieß zwar geölt, aber  das Holz ist  wie   roh, und der Schreiner meinte, es sei  gebeizt  und gelaugt wie ein Bauernschrank. Aber es sieht alles toll aus, der Raum ist viel luftiger, selbst der kleine  ganz billige  Bettvorleger kommt richtig zur Geltung.  Und  der Raum  wirkt nicht mehr so  gedrängt und beklemmend.  Der Stauraum ist auch  ein Gewinn, und   die ganze Mühe hat sich gelohnt.  Der alte Schrank  ist  in guten Händen, und  ich bin sicher, der wird  meinen neuen Schrank noch überleben, denn so gute Qualität, wie sie  damals noch  hergestellt wurde,  gibt es heute auch bei  Naturmöbeln nicht mehr. Jetzt genieße ich das  neu gemachte  Zimmer und muss mich noch an die  neue Einteilung gewöhnen  und  mir merken, wo  alles  genau ist.  Das wird sicher noch richtig schön.

Sonntag, 16. Juni 2019

Ein Upgrade der Katastrophen


Ich bin einem Rat gefolgt, nämlich dem, man möge doch jetzt bitte sein Windows 7 auf Windows 10 Hochstufen, da Windows 7 innerhalb  der nächsten Monate keine Sicherheiten mehr bieten würde. Das sei so, als ob man seinen Hausschlüssel gleich neben die Türe legen würde. Andere wiederum sagten, das sei nicht so, man könne durchaus Windows 7 weiterhin benutzen. Da aber alle Programme mittlerweile mit Windows 10 besser laufen, oder da es auch Hilfsmittelprogramme gibt, die unter Windows 10 funktionieren, dachte ich, jetzt wäre eigentlich der beste Zeitpunkt.

 

Ich bestellte also bei meiner Hilfsmittelfirma einige Dinge, wie zum Beispiel ein Upgrade meines Vergrößerungsprogramms, welches ich selbst zahlen wollte, da ich glaubte, die Kasse würde es sowieso nicht übernehmen. Zuvor hatte ich es  deinstalliert, weil  es sich mit der Spracherkennung  biss. Außerdem habe ich ja mittlerweile eine Braille Zeile und auch ein Lesegerät, und meiner sonst sehr netten Kasse kann man nicht erklären, warum ein Lesegerät, mit dem man Vorlagen liest, die man unter die Kamera  am PC-Bildschirm  legt, und ein Vergrößerungsprogramm, mit dem man die Dinge erkennen kann, die im PC sind, nicht dasselbe sind. Außerdem habe ich ja nun eine Sprachausgabe, somit dachte ich, ich würde sowieso kein Vergrößerungsprogramm erhalten. Das Vergrößerungsprogramm hatte ich einmal von meiner damaligen Arbeitsstelle mitgenommen, da ich ja aufgrund verschiedener Umstände dort nicht mehr tätig sein konnte, und die Ausstattung wollte ich natürlich schon behalten. Somit habe ich das Programm bei mir Zuhause installiert. Das Lesegerät war damals nicht kompatibel, das habe ich der Arbeitsagentur und dem Integrationsamt zurückgegeben. Die hätten das gar nicht mehr unbedingt gewollt, sie waren ganz überrascht, als ich damals anrief und sagte, was soll ich denn mit meinem Lesegerät vom Arbeitsplatz machen? So musste ich mir damals von der Kasse ein neues sogar  baugleiches Lesegerät für zu Hause finanzieren lassen und habe den Rest, der etwas teurer war, selbst bezahlt. Für die Arbeit bekommt man nämlich ein wesentlich besseres und  handhabbareres  und praktischeres  Lesegerät, als das, was man für zu Hause bekäme.

 

Auf Anraten der Hilfsmittelfirma ging ich also zu meiner Augenärztin und ließ mir ein Update meines Vorlesesystems verschreiben sowie eine Texterkennung, denn ich kann ja Briefe nur dann lesen, wenn ich sie vorher eins kenne und mir dann vom PC vorlesen lasse.  Es  gibt zwar Vorlesesysteme, wo man den Brief lediglich unter eine Klappe legt, und eine synthetische Stimme alles vorliest, ein sogenanntes geschlossenes System, aber da ich ja sowieso einen Computer und einen Scanner habe, bietet es sich an, ein OCR-Texterkennungsprogramm zu benutzen. Ich hatte bisher eines, dass ich irgendwo mal herhatte, wo, weiß ich gar nicht mehr. Aber im entscheidenden Moment hat es nie funktioniert, sondern es ging immer nur dann, wenn ich es nicht wirklich benötigte. Somit dachte ich, eigentlich würde es nicht schaden, einmal ein Texterkennungsprogramm auf dem neuesten Stand zu bekommen.

 

Da ich auch ein Spracherkennungsprogramm benutze, möchte ich, dass dieses mit meiner Sprachausgabe kompatibel ist, und hierfür gibt es einige Skripte, die man aber selbst zahlen muss. Da ich eine günstige Gelegenheit hatte, dass Spracherkennungsprogramm auf den neuesten Stand und auf die professionelle Version upzugraden, habe ich die Chance gleich genutzt, um mir diese Skripte zu bestellen. So kam doch eine erkleckliche Summe zusammen, auf die ich mittlerweile gespart hatte.

 

Man bat mich aber von der Hilfsmittelfirma aus, dass Upgrade von Windows 7 auf Windows 10 von einem Bekannten machen zu lassen, da dies mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde, und die Krankenkasse hat nur 4 Stunden Einarbeitungszeit für die jeweiligen Programme vorgesehen, die sie mir bezahlt. Jeder kann ja Windows 7 auf Windows 10 Hochstufen, das ist jetzt nichts besonderes, somit habe ich einen Bekannten gebeten, dies zu machen.

 

Danach ging leider meine Spracherkennung nicht mehr, und die mussten wir dann mehrfach deinstallieren und wieder installieren. Eine meiner Helferinnen ist sehr gut am PC, somit half sie mir dabei, denn das hatten wir nicht mehr geschafft. Das Upgrade auf Windows 10 hat ganze 20 Minuten gedauert, die Deinstallation und Installation der Spracherkennung nahm mehrere Stunden in Anspruch. Daher kam dann eben meine Helferin, und die schaute dann auch gleich nach meinem Word Programm, denn nach  dem  Upgrade auf  Windows  10 ließen sich auf einmal Dateien nicht mehr abspeichern. Auch wenn ich E-Mails mit Anlagen erhielt, ließen sich die Anlagen auf einmal nicht mehr speichern, angeblich soll ich mich an meinen Administrator wenden, aber der bin ja ich selbst. Wir beschlossen also, vielleicht erst einmal ein kostenloses open  source Programm zu installieren, aber nachdem wir dann die neue Sprachausgabe eingerichtet hatten, hat das kostenlose open source  Paket plötzlich nicht mehr funktioniert.

 

Somit entschied die Hilfsmittel Firma, den Computer einfach mal platt zu machen, aber das würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen, und die Stunde kostet um die 50 EUR. Somit überlegte ich, ob wir nicht erst einmal Office deinstallieren und wieder neu installieren, vielleicht ginge es ja dann. Das haben wir dann auch so gemacht, wir fanden sogar den Schlüssel, der jetzt ja in meinem  Microsoft Konto drin ist. Aber das hat keinen Erfolg gezeitigt, somit haben wir weiter überlegt, ob wir nun doch den Rechner platt machen müssen. Ich scheute mich aber davor, denn das würde mächtig ins Geld gehen.

 

So entschied ich mich, die Demo Version von  Office 2016 herunterzuladen und zu sehen, ob es damit ginge. Wenn es damit auch nicht gehen würde, läge es an etwas anderem, und dann würde sich eine Installation oder ein Upgrade auf eine neue Office Version erübrigen. Die erste Zeit hat es auch gut funktioniert, aber auf einmal ging es nicht mehr.

 

Somit entschied meine Hilfsmittel Firma, nun müssen wir den PC doch glatt machen. Da hat mir dann aber unser Medienpädagoge unserer Ohrenblicke-Redaktion vorgeschlagen, man könnte doch einfach einen neuen kaufen, denn es gebe hier eine Organisation von behinderten Menschen, die PCs einrichten, die ihnen gebraucht gespendet würden. Die PCs haben aber leider nicht die Voraussetzungen, die ich benötigte, dass fanden wir nach Rücksprache mit meiner Hilfsmittelfirma heraus. Und die meinten, ein neuer PC würde sowieso nicht viel bringen, denn da müsste man dann auch sämtliche Programme wieder aufspielen, denn ein neuer PC käme lediglich mit Windows 10 und sonst nichts.

 

Nach einer Weile stellte ich dann fest, dass die Demo Version daher nicht lief, da eine Nachricht dort stand, nur zur Ansicht und Nichtbenutzung. Man darf das Programm also ansehen aber nicht verwenden, das ist auch eine tolle Demo-Version. Die Frage war nun, kaufe ich mir nur das Programm von Word als Studentenversion für 149 EUR und nehme dann einen kostenlosen E-Mail Client, oder nehme ich gleich das ganze Office-Paket. Wenn ich dann mit dem kostenlosen E-Mail Programm nicht zurecht käme, würde es sehr teuer werden, im Nachhinein dann Outlook zu installieren. Somit entschied ich mich, obwohl mir die PC-Firma angeboten hatte, mir ein kostenloses E-Mail-Programm einstweilen erst mal umsonst zu installieren, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und auf ein neues Office hochzustufen.

 

Es hatte eine Weile gedauert, bis die Hilfsmittelfirma mir auf diese Frage Office mit oder ohne Outlook geantwortet hatte, aber dann entschlossen wir uns sehr schnell, nun endlich Office 2019 zu besorgen. Leider kam aber der Aktivierungsschlüssel nicht bei. Er kam auch nach mehreren Tagen nicht. Somit beschlossen wir, dass ich über irgend ein Portal das Programm herunterladen und dann direkt bezahlen sollte. Sonst hätte die Firma das gekauft, und ich hätte eben dann das Geld gegeben.

 

Ich wollte eigentlich dieses Jahr nach Köln reisen, denn dort ist das Sommerblutfestival, aber die 250 EUR brauchte ich ja jetzt für den PC. Ich kann überhaupt nicht mehr weg, weil ich laufend irgendwelche Dinge neu brauche und Geld in Wohnung und PC stecke. Das ist ein Fass ohne Boden. Somit ließ sich die Reise sausen und stornierte das Hotel. Ich wollte ja sowieso dann später noch zum Louis Braille Festival nach Leipzig, ich hoffe, dass das klappt.

 

Es dauerte dann einige Tage, bis wir dann einen Termin hatten, wann einer von der Hilfsmittelfirma über ein Tandem mit mir alles machen konnte. Zwischendurch hat er mit mir dann auch  noch geschimpft, dass ich nicht gleich von dem Vergrößerungsprogramm angefangen hatte, denn das hätte man in Verbindung mit meiner Sprachausgabe dann von der Kasse finanziert bekommen. Das wusste ich nicht, so wurde mir vorgeworfen, ich hätte ja mal nachfragen können. Wie soll ich etwas nachfragen, was ich gar nicht wissen kann? Bisher war es ja immer so, dass die Kasse  keine Vergrößerung  in Kombi bezahlt hatte, und als man mir das Programm installiert hatte, schien es so, als sei es den Leuten auch ganz neu, dass es diese Fusion gibt.  Als  er mir das alles  aufspielte, meinte  er,  man habe  herausgefunden,  dass Fusion sei eben billiger für mich, und deswegen sollte ich dieses Programm nehmen, wo Sprachausgabe und Vergrößerung in einem sind. Denn die beiden Hersteller waren mittlerweile zusammen gegangen. Alles neue Dinge, die ein Laie nicht wissen kann. Ich hatte ja auch gar nicht gemeckert , dass es zu teuer sei, dennoch hat er mich ausgeschimpft, dass ich nicht gefragt hätte. Zuvor hatte er schon geschimpft, dass ich bei der Installation von Windows 10 nicht gefragt hätte, was wir alles beachten müssen, obwohl ich genau das getan hatte, und hinterher musste er auch zugeben, dass ihm das genauso hätte passieren können, was uns geschehen war. Denn normalerweise kann man sogar Word 2007 noch verwenden, nachdem man Windows 10 installiert hat, und bei mir ging nicht mal Office 2010. Somit hatte ich wieder mal besonderes Pech, was mir zumindest dieses Mal die Softwareentwickler auch bestätigten, denn ich habe jemanden getroffen, die arbeitet in einer Firma, wo sie sehr viele Behinderte einstellen. Das war im Rahmen eines Filmprojektes namens  „Die Kinder der Utopie“, wo sie nämlich erzählte, wie es ihr in der neuen Firma erging. Als ich ihr, als sie neben mir saß, das Problem mit meinem PC schilderte, meinte sie, so etwas habe sie noch nie gehört.  Weil mir doch immer alle sagen, das ginge ihnen genauso. Dieses Mal kann ich sogar beweisen, dass es nicht stimmt. Heute habe ich dann mit einem Bekannten  telefoniert, der mir sofort  und spontan Fusion  vorschlug, da wunderte ich mich schon, warum  jeder  das offenbar, nur ich mal wieder nicht. Er habe das zufällig  bei einer Hilfsmittelausstellung aufgeschnappt und gleich nachgefragt, was das denn sei.

 

Als dann also einer von der Hilfsmittelfirma mit mir über Tandem versuchte, ein neues Programm zu installieren, mussten wir erst einmal lange suchen, bis wir eines fanden, dass günstig genug war. Denn bei Microsoft selbst ist das Office sehr teuer, und ansonsten wurde es in den unterschiedlichsten Preisklassen angeboten. Bei Amazon wurden wir dann fündig, und es dauerte eine Weile, bis wir dann die Kreditkarte aktiviert hatten, obwohl ich mir diese extra von meiner Bank habe einrichten lassen, denn eine der Bankangestellten wusste, wie man die Kreditkarte bei Facebook einrichtet und auch bei Amazon. Das hat sie mir nämlich gleich alles gemacht. Dennoch musste ich dem man sämtliche Kreditkartendaten nennen, ehe es dann funktionierte. Wir warteten aber vergeblich auf den Link, um das Programm herunterzuladen, denn auf einmal war mein Amazon Konto gesperrt mit der Begründung, jemand habe versucht, sich bei mir einzuloggen. Wahrscheinlich war der Betrag von 250 EUR ungewöhnlich hoch für mich, da ich bei Amazon noch nie sehr viel bestellt hatte. Eigentlich mag ich diese Firma nicht, denn sie gehen mit ihren Angestellten schlecht um, sie versauen die Umwelt, in dem alles durch die Gegend geschickt wird, aber manchmal geht es halt einfach nicht anders. Als wir dann nach einer Stunde  wieder reinkamen, war das Angebot weg, dass wir gerade erst haben wollten. Zufall? Irgendwer gönnt mir das mal wieder nicht

 

Dann haben wir bei einer anderen Firma geschaut, und es war eine riesengroße Zucht, bis wir dann endlich die Kreditkarte aktiviert hatten, denn dann auf einmal sprang eine App bei mir auf, dass meine Bank trotz Kreditkarte von mir irgend eine Geheimzahl wollte, von der ich nicht wusste, welche sie meinten. Dann fand der Mitarbeiter der Firma heraus, dass man eben auch eine SMS mit einer TAN bekommen konnte, und das machten wir dann auch, und endlich, endlich konnten wir aufatmen, die TAN war drin, und endlich konnten wir auch das Programm erhalten. Die Bestellung war aufgegeben, und es sollte dann irgendwann am Nachmittag der Link zu dem Programm kommen, um es herunterzuladen.

 

Am nächsten Tag hatten wir dann endlich alles beisammen, und dann ging es relativ schnell. Mittlerweile war insgesamt von der ersten Aktion mit dem  Upgrade auf Windows zehn, die Mitte März stattgefunden hatte, bis zu dem Punkt, wo ich endlich wieder mit Office arbeiten kann, ein Vierteljahr vergangen. Wir haben mittlerweile Mitte Juni. Irgendwann rief dann der Mann, der über Tandem in meinem PC eingeloggt war, bei mir an und meinte, Du kannst weiter arbeiten, es ist fertig. Da war ich dann wirklich überrascht, dass es dann letztendlich auf einmal doch so schnell  gegangen war nach all dem  Kampf.

 

Als ich dann nach einigen Minuten eine Mail schreiben wollte, klappte es auf einmal dann doch wieder nicht, und ich bin dann völlig durchgedreht und rief ihn an, das macht doch sowieso keinen Sinn, ich bin sowieso verhext. Da meinte er, wenn Du I verhext bist, brauchen wir gar nicht weitermachen. Er war dann schon richtig sauer, und irgendwann haben wir es dann herausgefunden, dass es wohl an irgend einer Zwischenablage gelegen hatte, warum ich auf einmal keine E-Mails mehr schreiben konnte. Solche Dinge passieren mir laufend, da ich mit den Fingern auch relativ ungeschickt bin und mich öfter mal auf der Tastatur vergreife. Für mich sind sämtliche Tastaturen zu langsam, wenn ich tippe, dann hängt sich jedes Mal das ganze System auf. Da ich sowieso beim tippen häufig daneben greife, benutze ich lieber eine Spracherkennung. Das ist aber auch nicht besser,  denn die verhakt sich dann manchmal mit anderen Programmen. Unter Androhung von Todesstrafe hat man mir gesagt, ich dürfe nie wieder das Vergrößerungsprogramm zusammen mit der Spracherkennung laufen lassen, denn die kämen einander ins Gehege.

 

Ich kann jetzt nur hoffen, dass jetzt endlich mal was funktioniert.  250 EUR, eine geplatzte Reise, und ein Vierteljahr, bei dem ich lediglich ein lausiges E-Mail-Programm benutzen konnte, das der PC bietet, oder irgend ein lausiges Wordpad, , mit dem man notdürftig mal  was  kurz abspeichern kann. Neben her liefen noch ganz andere Baustellen, daher hat mich diese Sache extrem belastet. Ich kann nur hoffen, dass ich jetzt endlich mal eine Weile mit dem PC  und der Wohnung Uhr habe. Ich glaube, die Haltung eines Pferdes ist billiger als die Haltung meines PCs. Auf jeden Fall hoffe ich, dass wir jetzt nicht noch mehr Katastrophen haben, und dass die Katastrophen durch das Upgrade jetzt nicht noch größer werden und sich dann auch mit upgraden.