Donnerstag, 30. Juni 2016

Was soll denn nur mit mir geschehen?

Nun sind schon wieder neue Dinge passiert, die mich nun dazu veranlasst haben, mich um ein Behindertenheim um zu tun. Wenn ich rausgehe, verlaufe ich mich, ich bin so verwirrt, dass ich die Orientierung verliere. Beim Rückweg von der Apotheke, wo ich eigentlich nicht alleine hin wollte, meine eine Helferin mich aber versetzt hatte, bin ich über die Straße gegangen, stellt aber fest, dass ich noch einmal die andere Seite der Kreuzung hätte überqueren müssen. Als ich das tat, landete ich irgendwo, wusste aber nicht, wie ich dorthin gekommen war. Ich musste erst wieder jemanden fragen, damit er mir die Richtung zeigt. Neulich wollte ich mit meiner anderen Helferin, die sehr engagiert ist, zur Kosmetikerin laufen, sie kannte den Weg noch nicht. Ich verlor die Orientierung und ging mit ihr in die falsche Richtung und war völlig verwirrt. Wir mussten ein ganzes Stück zurückgehen, damit ich wieder wusste, wo wir waren. Entgegen der Meinung der Gedächtnisambulanz bin ich ganz fest der Ansicht, dass ich Demenz habe. Ich hatte am Montag eine Überweisung für Mimpara bestellt, da ich diese Woche nicht zur Ambulanz musste, und mir das Medikament bis zum nächsten Termin ausgegangen wäre. Bis heute ist das Rezept nicht angekommen. Ich rief also bei meiner Transplantationsambulanz an und bat sie, ist der Apotheke zu faxen. Die Frau am Telefon meinte, ich solle doch meine Medikamente nicht zu knapp bestellen. Ich erwiderte, dass ich am Montag bereits bestellt hätte, und dass ich ja nicht Wochen vorher schon bestellen kann. Ich gehe doch eigentlich davon aus, dass die Post nicht länger als einen Tag dauert. Die Frau am Telefon meinte, sie würden die Rezepte mit in ihre Heimatorte nehmen und von dort aus in ihrer Freizeit dann abschicken. Auch hier handelt es sich nicht um andere Länder, wo diese Leute am Feierabend hinfahren, sondern um Orte in der Umgebung. Meine Helferin sollte eigentlich mit mir um 13:00 Uhr einige Dinge erledigen. Sie hat mich schon häufiger versetzt, aber heute hat sie noch nicht einmal angerufen, um abzusagen. Als ich sie letzte Woche an fragte, ob sie denn diese Woche Zeit hätte, meinte sie, am Mittwoch und am Donnerstag. Als ich dann nochmals anrief, sagte sie, der Donnerstag sei jetzt der einzige Termin, der noch frei sei, der Mittwoch sei schon weg. Wir schickten SMS hin und her, wobei sie dann meinte, sie könne nur bis 15:00 Uhr, obwohl ich ihr sagte, ich hätte sie gerne bis 16:00 Uhr, da ich um 16:15 Uhr danach gleich in die Musikschule mit dem Taxi fahren wollte. Sie schrieb mir zurück, sie könne kurz vor eins kommen und bis 15:00 Uhr für mich da sein. In dieser Zeit wollte ich zur Drogerie, einige Briefe in Kuverts stecken und adressieren und diese Dinge sowie ein Punktschriftbuch zur Post bringen. Ich hatte vergessen, dass sie mir geschrieben hatte, dass sie kurz vor 13:00 Uhr da sein würde. So saß ich bis 13:00 Uhr noch auf dem Balkon und telefonierte. Wäre sie in dieser Zeit gekommen und hätte geklingelt, und hätte ich dies nicht gehört, hätte sie zumindest einmal um das Haus herum gehen müssen, denn wenn ein Kunde nicht aufmacht, kann es ja durchaus sein, dass er hilflos oder bewusstlos in der Wohnung herum liegt. Außerdem hätte sie mich auf dem Handy oder auf dem Festnetz anrufen können, denn ich habe ja die Funktion des Anklopfens. Als ich sie auf dem Handy anrufen wollte, ging nur ihre Mailbox hin. Auch auf meine SMS reagierte sie nicht. Ich rief also meine andere Assistentin an, die ebenfalls bei ihr probierte, sie aber auch weder per SMS noch per Telefon erreichen konnte. Ich schaffte mit Mühe und Not den Weg zur Apotheke und zum Metzger, wobei ich mich, wie schon erwähnt, auch noch verlief. Um 16:00 Uhr wartete ich dann, dass um 16:15 Uhr mein Taxifahrer kommen möge, um mich zur Musikschule zu fahren. Als er um 16:30 Uhr noch nicht da war, gab ich auf. Dann klingelte es direkt an der Wohnungstüre, und er stand davor. Er erzählte, dass ein Lastwagen quer über der Kreuzung gestanden hätte, und er daher nicht pünktlich hätte kommen können. Das Problem ist, dass wir es nie pünktlich zur Musikschule schaffen, da dies die Hauptverkehrszeit ist. Dieser Termin wird aber wahrscheinlich nicht geändert, da er schon seit Jahren zu dieser Zeit ist. So komme ich immer zu spät und muss, während alle schon spielen, erst einmal meine Gitarre und die Querflöte auspacken. Endlich, Gott sei Dank, hat die Ärztin angerufen, die mir helfen wollte, einen guten Traumatherapeuten zu finden. Sie sprach auf den Anrufbeantworter, gab mir für den 12. Juli um 9:00 Uhr einen Termin und bat um Bestätigung. Als ich sie anrufen wollte, war besetzt. Nach mehrmaligem Probieren versuchte ich, eine andere Nummer zu wählen, aber auch hier war besetzt. Dies ist mir schon öfter passiert, es vergeht kaum ein Monat, in dem mein Telefon nicht kaputt ist. Ich wollte versuchen, die Service-Hotline anzurufen, wählte beide Nummern, aber es kam nur ein schnelles Tuten, das nach drei Mal aufhörte. Ich war verzweifelt und dachte, ich schaffe noch nicht einmal, mit dem Handy die Hotline anzurufen. Ich hörte einige Nachbarn, als ich auf dem Balkon stand, da man von meiner Wohnung aus keinen guten Empfang hat. Ich rief um Hilfe, ich bat darum, dass doch jemand her hören möge, um mir behilflich zu sein. Diese Leute mussten mich gehört haben, aber keiner reagierte. Da steht man als blinde Frau hilflos auf dem Balkon, da das Telefon nicht funktioniert, um mit dem Handy die Hotline anzurufen, aber nicht einmal das gelingt, und keiner hilft. So rief ich meinen Nachbarn vom Tauschring an, der eine Straße weiter wohnt. Da ich ja über das Festnetz nicht anrufen konnte, rief ich ihn auf dem Handy an. Er war zur Zeit im Tauschring-Büro, und ich gab ihm meine Telefonnummern und die Kundennummer durch. Nach einer Weile rief er mich an und meinte, auch er käme nicht zur Hotline durch, und er habe jemanden dar, der ebenfalls dieselbe Telefongesellschaft nutze, und er ließ mir ausrichten, dass wieder einmal etwas dort kaputt sei. Zum Glück wusste ich jetzt zumindest, dass ich nicht zu blöd war, mit dem Handy die Hotline anzurufen, sondern dass es an denen lag, da er ja auch nicht durchgekommen war. Es gibt mittlerweile kaum noch etwas, wo ich keine Hilfe brauche. Ich bin stark auf meine Helfer angewiesen, und obwohl ich sehr viele Stunden habe, können diese Helfer meinen Bedarf nicht abdecken, nicht etwa, weil die Stunden nicht ausreichen, sondern weil sie nicht genügend Zeit haben. Es gibt nur eine einzige wirklich engagierte Frau, die andere kommt nur alle zwei Wochen an einem festen Tag, da sie ansonsten belegt ist, der andere Helfer hat zu viele Überstunden und muss diese jetzt abbauen und daher bei mir kürzertreten, und die andere Frau lässt mich dauernd hängen. Meine Schwester arbeitet bei der Lebenshilfe, so das ich sie jetzt gebeten habe, mir ein geeignetes Heim herauszusuchen. Ich bemühe mich redlich, aber mit meinem körperlichen Befinden, dem psychischen Stress und den Problemen, die ich bei allem und jedem habe, bin ich damit überfordert, weiterhin alleine zu leben. Ich habe das Gefühl, dass irgend ein Widersacher mir dauernd Steine in den Weg legt. Egal, wie gut ich die Sache vorbereite, wen ich mit ins Boot hole, es geht einfach schief. Ich bin so verzweifelt, dass ich am liebsten nicht mehr leben will. Eigentlich müsste ich mich selbst wegräumen, nun bin ich aber einmal am Leben, ich kann mich ja nicht selbst wegwerfen, oder ich müsste jemanden anderen bitten, mich weg zu schmeißen. Ich weiß einfach nicht mehr, wohin ich noch soll. Wenn mir doch nur einer helfen könnte!!!

Mittwoch, 29. Juni 2016

Ach, wenn doch was käme und mich mitnähme!

an dieses Gedicht denke ich häufig, welches Harry Rowohlt einmal in einer Folge der Lindenstraße einer verzweifelten Frau so rührend vorgetragen hat. In vielen Situationen denke ich genauso. Nun bin ich von der Reha zurück und habe den Brief vorgelesen bekommen, den die Ärztin geschrieben hat. Ich hatte sie gebeten, doch hineinzuschreiben, dass ich einen Sporttherapeuten bräuchte, der mit mir ein Koordinationstraining macht, welches mir in der Klinik so gut getan hatte. Stattdessen steht da nun, dass ich in einem Fitnesscenter oder in einer Gruppe Sporttherapie machen sollte. Von Einzeltherapie und dem Koordinationstraining steht nichts mehr dort. Genau dasselbe hatte ich erlebt, als die Ernährungswissenschaftlerin, die ich mit viel Kampf und Mühen endlich aufsuchen durfte (Siehe Blogeinträge), mir versprach, dies in ihren Arztbrief reinzuschreiben, wobei sie dann nur ein paar Worte über irgend eine Nahrungsmittelallergie und einen Besuch beim Frauenarzt in den Brief hineinschrieb, der sehr kurz war. Nun muss ich weiter kämpfen und bin so klug als wie zuvor. Wann und wo finde ich endlich jemanden, der die Indikation für eine Sporttherapie für eine Einzelperson bei mir stellt? Ach wenn doch was käme und mich mitnähme! Meine Tischnachbarn auf der Reha hatten mir erzählt, dass sie das Medikament Pentacarenat ebenfalls inhalieren, und dass man ihnen hierfür eine Aufklärung zum Unterschreiben gegeben hätte, da das Medikament nicht ganz ungefährlich sei. Ein Tischgenosse hatte sogar von Atemnot nach der zweiten Inhalation gesprochen. So fragte ich bei meinem nächsten Besuch in der Uniklinik nach, wobei niemand etwas von einer Aufklärung und einer notwendigen Unterschrift wusste. Man sagte mir, das Medikament solle deshalb nur eingenommen werden, wenn niemand anderer im Zimmer sei, damit niemand unnötigerweise ein Antibiotikum einatmet. Als ich dann eine Weile inhaliert hatte, schoss ein Schwall bitterenWassers aus dem Mundstück heraus, und ich war erschrocken und wollte das nicht runter schlucken, da ich fürchtete, es sei vielleicht schon das meiste vom Konzentrat, und das könnte vielleicht gefährlich werden. So rief ich nach der Schwester, da diese zwar das Fenster zur Sicherheit geöffnet hatte, damit frische Luft herein kam, und das Medikament abziehen konnte, aber die Türe offen gelassen hatte, falls etwas war. Die Schwester kam nicht, so rief ich immer lauter und lauter: „Hallo, bitte kommen!“ Irgendwann kam dann die Schwester mit einer anderen Schwester wütend herein und meinte, sie sei nun total erschrocken, im Krankenhaus würde man nur dann schreien, wenn es wirklich etwas ernstes war. Ich versuchte vergeblich, ihr zu erklären, dass ich ja nicht beurteilen könne, ob eine Sache ernst sei oder nicht. Später stellte sich dann heraus, dass Tücher zum Hineinspucken auf dem Tisch lagen, die man mir aber nicht gezeigt hatte, und aufgrund meiner Blindheit konnte ich diese auch nicht sehen. Ich war so verärgert über die Reaktion der Schwester, dass ich mich bei einem mir bekannten Oberarzt per Mail beschwerte. Schließlich hätte es ja auch umgekehrt der Fall sein können, dass ich mich nicht melde, und die Schwester hinterher schimpft, ich hätte doch rufen sollen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass die Schwestern aufgeklärt würden, dass sie hier etwas nachsichtiger sein sollten. Nachdem keine Antwort kam, schrieb ich noch einmal dieselbe Mail mit dem Vermerk: "Bitte antworten!“. Dann rief eine andere Ärztin an und meinte auf meinen Vorschlag, mir doch einfach eine Klingel zu geben und die Türe zuzulassen, damit ich nicht rufen müsse, und damit der Dampf nicht in den Flur zöge, ich sollte die Schwestern darum bitten, mir einfach ein Glöckchen hin zu stellen. Ich versuchte noch einmal, ihr klarzumachen, dass sie doch die Schwestern bitten sollte, hier etwas mehr Rücksicht zu nehmen, zumal ich auch noch schlecht sehe und dieses Medikament erst zum zweiten Mal bekommen hatte, und dass sie den Schwestern generell sagen sollte, dass sie nicht schimpfen sollten, wenn ein Patient aus ihrer Sicht unberechtigterweise rief. Dieser Part ist wohl nicht bei ihr angekommen, aber sie erklärte mir, es gäbe keine Aufklärung, und das Medikament sei nicht ganz so gefährlich, wie ich es gehört hätte. Schon bei meiner Transplantationsambulanz sagte mir die Ärztin, dass mir meine Tischgenossen wahrscheinlich nur Angst machen wollten. Ich kann nur hoffen, dass es das nächste Mal besser läuft. Der Alltag hat mich wieder voll im Griff. Ich war ja am 24. März in der Gedächtnisambulanz zu einer Nachtestung, zu der man mich gebeten hatte, da meine Hausärztin mich vor ein paar Jahren einmal dorthin geschickt hatte, da selbst ihr aufgefallen war , dass ich die einfachsten Dinge nicht mehr Begriff oder mir nicht merken konnte. Sie wollte damals abklären, ob ein Prozess dahinter stünde, zu Deutsch eine Demenz oder irgend ein sonstiger Abbau des Gehirns. Unter Laborbedingungen löste ich alle die Merkaufgaben, die mir gestellt wurden, recht gut. So ging ich also wieder in dieser Ambulanz, wobei mir eine Frau, nachdem sie mich auf ein Sofa gesetzt hatte, mein Versichertenkärtchen abnahm und es zu einem Terminal brachte, damit ich nicht überall mit hin laufen müsste. Die Psychologin, der ich meine gesammelten Befunde, Diagnosen und Gutachten mitgebracht hatte, die sich in der Zwischenzeit angesammelt hatten, meinte, nachdem ich mich beklagt hatte, dass sich das Schlaflabor nicht gemeldet hatte, die Ärzte würden wohl auf Distanz gehen, da ich so viel fordern würde und so viel Diagnostik haben wollte. Ich war zutiefst verletzt, daher fiel mir vor lauter Panik nicht ein, ihr zu stecken, dass ich für das eine Gutachten über die komplexe Traumafolgestörung sogar 500 € hinlegen musste, da das Klinikum mich trotz mehrerer Hinweise nicht zu einem Traumadiagnostiker überwiesen hatte. Die anderen Arztbriefe waren inhaltlich ziemlich gleich, da ich den Arztbrief des Genetikers, den des Zentrums für seltene Erkrankungen und den von einem Genetiker, der sich besonders mit meiner Erkrankung auskennt, dabei hatte. Ich finde auch, es ist mein gutes Recht, nachdem ich so lange Jahre um Erklärungen gekämpft und gerungen hatte, warum ich solche Schwierigkeiten habe, dass hier endlich auch Abhilfe geschaffen und Erklärungen gefunden würden. Wir hatten für den 26. April einen telefonischen Termin für die Befundbesprechung ausgemacht, wobei sie mir schon sagte, dass ich mir aufgrund meiner Traumatisierungen Dinge schlechter merken könnte, da das Gehirn schon ausgelastet sei. Ich war nicht sonderlich erpicht darauf, mit dieser Frau noch einmal ein Gespräch zu führen. Nun wurde icher transplantiert und erst am 26. April wieder aus der Uniklinik entlassen. So habe ich das Gespräch abgesagt. Am 19. Mai kam dann ein Schreiben von der Gedächtnisambulanz mit der Bitte, doch mein Kärtchen für das zweite Quartal von April bis Juni einzureichen. So rief ich also dort an, wobei mir die Frau am Telefon sagte, nachdem ich hier keine Leistungen erhalten habe, da das Gespräch ausfiel, könne ich das Schreiben wegwerfen. Ich dachte, ausnahmsweise ist mal ein Problem gelöst, aber ich habe mich mal wieder geirrt, wie sollte es auch anders sein. Ich kam aus der Reha zurück und fand dasselbe Schreiben mit dem selben Datum erneut vor mit der Bitte, doch mein Kärtchen nachzureichen. Als ich dort anrief zusammen mit meiner Helferin, behauptete die Sekretärin, da die Psychologin den Befund erst im April verfasst hätte, müsste ich das Kärtchen nochmals nachreichen für das zweite Quartal. Ich erwiderte, dass es ja schließlich nicht mein Problem sei, wann die Psychologin den Befund macht, und dass man ja deswegen nicht, wenn man gar keinen vor Ort Termin bekommen hat, extra wegen dem Kärtchen irgendwohin fahren muss. Außerdem sagte ich ihr, dass ich aufgrund meiner starken Behinderungen und Erkrankungen nicht in der Lage sei, mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Klinik zu fahren, und das die Kasse mir auch kein Taxi spendieren würde, nur um ein Kärtchen abzugeben. Da behauptete sie, es sei auch für das erste Quartal das Kärtchen nicht eingereicht worden. Ich sagte ihr, dass ich das aber trotz meines schlechten Gedächtnisses noch genau wüsste, denn eine Dame hat es mir extra abgenommen, um es woanders einzulesen, damit ich keinen langen Weg zurückzulegen hätte. Die Sekretärin am Telefon meinte, das könne ja jeder sagen. Ich hätte weder eine Überweisung für das erste noch für das zweite Quartal abgeliefert. Ich sagte ihr, dass ich gar nicht wusste, dass ich auch eine Überweisung hätte mitbringen müssen, und ich fragte sie, ob ich für das erste Quartal die Überweisung nachreichen könnte. Da meinte sie, das ginge nicht, ich würde bald eine Privatrechnung erhalten. Nochmals versuchte ich, ihr meinen Standpunkt klarzumachen und mein Problem zu erklären, dass ich jetzt nicht einfach so ein Kärtchen abliefern könnte, und dass ich es auch nicht schicken könnte, da ich aufgrund meiner zahlreichen "Baustellen" dauernd zum Arzt müsste und daher das Kärtchen immer brauchte. Sie blieb aber stur, worauf ich dann ziemlich wütend zu ihr sagte, ich würde sie jetzt an meine Assistenz weitergeben, ich käme mit ihr nicht weiter. Meine Assistenz bestätigte einfach mal so, dass sie dabei gewesen sei, als ich das Kärtchen abgegeben hätte, doch die Sekretärin meinte, sie würde mit uns nicht weiter diskutieren, wir würden ihr ja überhaupt nicht entgegenkommen. Da fragte meine Assistenz, wie wir ihr den entgegenkommen könnten. Wir sollten das Kärtchen und die Überweisung mitbringen. Wir gingen einfach einmal zu meiner Hausärztin und erklärten der Sprechstundenhilfe am Tresen das Problem. Zufällig stand meine Hausärztin gerade daneben und mischte sich in das Gespräch ein, wobei sie mir anbot, für das erste Quartal eine Überweisung auszustellen. Auch für das zweite Quartal gab sie mir eine mit, denn der Juni ist ja jetzt noch nicht vorbei. Wir fuhren also sofort mit Straßenbahn und Bus zum Klinikum, wo ich drunten blieb, denn ich wollte dieser Sekretärin nicht unbedingt begegnen. Meine Helferin sagte dort einfach, dass sie die Überweisung für das erste Quartal erst jetzt in ihre Handtasche gefunden hätte. Anders wussten wir uns nicht zu helfen. Meine Assistentin erzählte mir später, dass sie angeklopft hätte, wobei aber sich drinnen nichts rührte. Als sie dann etwas lauteranklopfte, kam von innen ein wütendes: "ja, was?!!!“ Als sie eintrat, reichte sie der Sekretärin mein Kärtchen, und obwohl mein Bild darauf war, sprach sie meine Assistentin mit meinem Namen an. Sie konnte noch nicht einmal erkennen, dass auf dem Bild eine andere Person war. Meine Helferin bat sie, die Überweisungen anzunehmen und ihr eine Empfangsbestätigung auszustellen. Die Sekretärin habe daraufhin mürrisch erwidert, dass dies nur eine inoffizielle Empfangsbestätigung sei, ich würde am Freitag noch einmal angerufen, um mir mitzuteilen, ob die beiden Überweisungen akzeptiert würden. Und dann fügte sie noch hinzu: wenn Frau XY je wieder bei uns eine Diagnostik erhält, soll sie gefälligst ihr Kärtchen mitbringen. Dies alles berichtete mir meine Assistentin, und ich war sauer, denn ich fühlte mich in meiner Ehre verletzt, denn ich nehme immer mein versicherten Kärtchen mit, welches in meiner Brieftasche in meiner Handtasche ist. Und ich frage mich auch, warum sie nicht einfach in den Brief hineingeschrieben hatten, dass auch für das erste Quartal des Kärtchen fehlen würde. Wahrscheinlich wurde es nicht korrekt eingelesen, oder es war das falsche Terminal, sodass die Gedächtnisambulanz nicht ersehen konnte, dass das Kärtchen bereits eingelesen war. In meinem Ärger schrieb ich an den obersten Chef der Psychiatrie, bei der die Gedächtnisambulanz angesiedelt war, und schilderte ihm den Sachverhalt. Leider bekam ich aber keine Antwort. Ich werde also jetzt erst erfahren, ob ich das Geld für das erste Quartal selbst hinlegen muss. Das wäre so gut wie die gesamte Testung außer die Verfassung des Befundberichtes. Ich finde es furchtbar, immer so wehrlos zu sein. Ich bräuchte unbedingt jemanden, der von oben einmal ein Machtwort sprechen würde. Ich hatte den ganzen Fall meiner Betreuerin überantwortet, aber diese hat nicht reagiert. Gott sei Dank hat meine Helferin noch einmal vorgeschlagen, in der Gedächtnisambulanz anzurufen, sonst wäre auch das zweite Quartal verstrichen, ohne, dass das Kärtchen eingelesen worden wäre, und ich hätte dann für beide Quartale die gesamte Testung inklusive der Verfassung des Befundberichtes zahlen müssen. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Mein Wohlbefinden hat sich nach der Reha eher wieder verschlechtert. Außerdem habe ich stärkste Unterleibsschmerzen, die in regelmäßigen Abständen kommen, wobei schon in meinem Arztbrief von der Transplantation steht, es gäbe bei mir einen Verdacht auf Endometriose. Diesen Verdacht hatte ich selbst gegenüber meinem Frauenarzt einmal geäußert, der aber meinte, das könne nicht sein. Längst habe ich aber erfahren, dass man nur über eine Bauchspiegelung herausfinden könnte, ob das stimmt. Vermutlich hatten die Operateure während der Transplantation bemerkt, dass ich eine Endometriose habe. Schmerzmittel darf ich nun nicht mehr in so hohem Ausmaße nehmen wir an der Dialyse. So habe ich Buscopan genommen, woraufhin die Krämpfe nachließen. Mitten in der Nacht wachte ich mit erneuten Krämpfen auf, und nun, da ich ja sowieso schon so viele Medikamente nehmen muss und dieses Medikament zusätzlich genommen hatte, hatte ich furchtbare Magenschmerzen bis in die Speiseröhre. So musste ich mein Magenmittel, welches ich normalerweise in der Früh nehme, bereits um 3:00 Uhr in der Nacht schlucken. Ich bin wieder wesentlich schwächer, und auch das Erbrechen ist zurückgekehrt. An manchen Tagen habe ich so starken Würgereiz, dass schon ein übler Geruch ausreicht, damit ich auf die Toilette renne und den gesamten Mageninhalt her gebe. Die Transplantation war ein großes Glück, doch musste ich ausgerechnet an diesem Tag meinen Termin bei einer sehr guten und häufig empfohlenen Traumatherapeutin haben, die mir, weil sie selbst keinen Platz mehr hatte, jemanden empfehlen wollte. Nun, ein Vierteljahr nach der Transplantation, nachdem ich einigermaßen fit von der Reha zurückgekehrt war, wollte ich es angehen und rief erneut bei ihr an. Meine Assistenz hatte damals, da ich ja bereits im Krankenhaus war und die Nummer nicht hatte, auf den Anrufbeantworter der Ärztin gesprochen und ihr gesagt, dass ich heute nicht kommen könne, da ich eine Nierentransplantation hätte, die ich nicht ablehnen wollte. Ich hatte schon befürchtet, dass die Dame jetzt vielleicht sauer ist, da sie mir 1 Stunde reserviert hatte, und ich diese nicht wahrgenommen hatte. Ich hoffte aber, dass sie als Medizinerin so verständnisvoll sein möge, dass sie einsieht, dass eine Nierentransplantation wichtiger ist, da man diese nicht verschieben kann, einen Termin bei einem Traumatherapeuten jedoch sehr wohl. Ich sprach ihr also auf den Anrufbeantworter, erklärte noch einmal den Sachverhalt und bat sie, mich doch zurückzurufen, notfalls würde ich die ausgefallene Stunde auch selbst bezahlen. Dies ist leider nicht erfolgt. So habe ich erneut auf ihren Anrufbeantworter gesprochen und noch einmal den Gutachter erwähnt, der sie mir empfohlen hatte, und von dem aus ich ihr ausrichten sollte, dass ich ein besonderer Fall sei, und sie mir helfen sollte, einen Traumatherapeuten zu finden. Nun stehe ich wieder da wie zuvor, nichts hat sich getan. Ich werde noch einmal an den Gutachter schreiben und ihn bitten, sich doch bei dieser Ärztin für mich einzusetzen, befürchte aber, dass er dies wahrscheinlich nicht tun wird, mit der Begründung, er könne ja schließlich seiner Kollegin nicht vorschreiben, mich zurückzurufen. Das ist meistens die Argumentation. Ich hatte so sehr die Hoffnung, dass jetzt endlich etwas weitergehen würde, und dass ich jetzt endlich die Hilfe bekommen sollte, die ich brauche. Aber leider war diese letzte Hoffnung nun auch für die Katz. Wie sage ich immer: „Hoffnung und Enttäuschung sind ein Gespann, dass niemand niemals trennen kann. Auf eine Hoffnung folgt immer eine Enttäuschung." Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Ich bin nun wirklich zu dem Schluss gekommen, dass folgende Dinge fest und starr dastehen, fest und starr, immerdar! Mir darf es nicht gut gehen. So wie es ist, wird es immer bleiben. Was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Was ich bisher nicht erreichen konnte, wird auch nicht mehr erreicht werden. Mein Leben ist gelaufen, es wird nur noch so weitergehen, wie es ist, bis zum Ende all meiner Tage. Es hat jemand einen Bann über mich erhoben, der mich und meine Bewegungen und meine Fortschritte komplett eingefroren hat. Bei mir wird niemals etwas wieder besser. Was ich einmal habe, habe ich, das geht nie wieder weg. Die Leute sagen mir dann immer: „wenn du dir das schon vor sagst, dann wird es auch so“. Es ist aber umgekehrt, weil es so ist, stelle ich es als Schlussfolgerung fest. Mir wäre nichts lieber, als wenn sich doch einmal noch etwas in meinem Leben ändern könnte. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Ich gebe der Sache jetzt noch ein halbes bis ein ganzes Jahr, dann werde ich die Konsequenzen ziehen. Wenn mir nicht irgendjemand hilft mit viel Macht und Kraft, wenn sich nicht endlich jemand für mich einsetzt und für mich spricht und sieht, dass ich mich alleine nicht durchsetzen kann, dann werde ich meine Art finden, das Ganze zu beenden. Die einzige Möglichkeit, all diese Symptome und Beschwerden wegzubekommen, ist, Schluss zu machen. Ich möchte, dass folgende Verhexungen sich lösen: Ich möchte endlich einen guten Traumatherapeuten, der mich versteht und annimmt, so wie ich bin, und der endlich auch einmal die Sache aus meiner Sicht sieht, und mir nicht dauernd die Perspektive und die Probleme anderer vorhält und immer nur die Gegenseite verteidigt und in Schutz nimmt oder mir die Schuld an allem zuschiebt. Ich möchte jemanden, der sich für mich einsetzt, der endlich einmal sich für mich verwendet, bislang hatte ich den Eindruck, dass eigentlich niemand so richtig Lust dazu hat, und ich einen größeren Einsatz niemandem wert bin. Ich möchte jemanden haben, der nicht nur immer sagt, das wird schon wieder, und der mir erklärt, andere hätten es noch schwerer, oder ihm ginge es genauso wie mir. Ich möchte es jemandem wert sein, dass er sich mit meinen Emotionen auseinandersetzt und Mitgefühl hat. Ich möchte eine Tätigkeit finden, wo ich meine Fähigkeiten und das , was ich erlernt habe, einbringen kann. Ich möchte endlich engagierte Ärzte, die herausfinden, was ich habe, wenn ich Beschwerden habe. Ich möchte endlich, dass Beschwerden auch einmal wieder Weg gehen, oder dass man sie mit irgendeiner Maßnahme wegmachen kann. Ich möchte eine zweite Chance, ich möchte noch einmal mit meinem Leben etwas anfangen können und nicht nur die restlichen paar Jahre, die mir noch bleiben, sinnlos absitzen. ich möchte in der Welt die Spur hinterlassen, die jeder Mensch hinterlässt, ich möchte mich in die Gesellschaft einbringen können, ich möchte gebraucht und gewollt sein, und ich möchte an der Welt teilhaben können. Und ich möchte nicht dauernd die Schuld dafür, wenn dies nicht klappt. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! In dem Gedicht sieht es so aus, als sei der Junge mit nichts zufrieden, kein Transportmittel ist im gut genug. Aber dies liegt auch daran, dass alle Transportmittel große Nachteile haben. Außerdem habe ich überhaupt kein Transportmittel, ich bin einfach wie eine Fliege in einem Harz Blog eingeschlossen. Dies hat sich auch nach der Transplantation nicht geändert, was mir jetzt noch viel schmerzlicher bewusst ist, da ich mir so sehr erhofft hatte, mein Befinden würde sich ändern, ich würde wieder mehr Energie und Kraft haben, ich könnte vielleicht noch einmal etwas Neues anfangen, es könnte einiges schöner und besser werden als zuvor, wenn sich auch nicht die ganze Welt auf einmal zu einem Rosengarten wandelt. Mein Befinden ist genau wie zu Dialysezeiten, nur ohne Dialyse, ich vermute also, dass hier ein bleibender Schaden entstanden ist. Einen großen Lichtblick gibt es, das Medikament Mimpara, das nach einer Transplantation normalerweise nicht mehr zugelassen ist, wurde mir von der Kasse für ein weiteres Jahr genehmigt. Wenigstens mit meiner Kasse habe ich zumeist großes Glück, die haben meistens ein Einsehen. Ich hoffe aber dennoch, dass ich in einem halben Jahr entweder an den Nebenschilddrüsen operiert werden kann, oder dass sich die Nebenschilddrüsen doch noch eines Besseren besinnen und sich wieder dem Regelkreis unterordnen. Ach wenn das doch käme, damit ich mich nicht Gräme! Hier nun also das Gedicht, welches mir schon häufig im Kopf herumging, und welches ich hier vorstellen möchte. Friedrich Rückert (Reimer) Vom Büblein, das überall mitgenommen sein hat wollen Denke! Das Büblein ist einmal spazieren gegangen im Wiesental; da Wurz müht gar sehr und sagt: ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist das Bächlein geflossen kommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt und hat gesagt: so gefällt mir es jetzt. Aaber was meinst du? Das Bächlein war kalt, das hat das Büblein gespürt gar bald; es hat's gefroren gar sehr, es sagt: ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist das Schifflein geschwommen kommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich aufs Schifflein gesetzt, und hat gesagt: da gefällt mir's jetzt. Aber siehst du? Das Schifflein war schmal, das Büblein denkt: da fall' ich einmal; der fürchtet sich gar sehr und sagt: ich mag nicht mehr; wenn doch was käme und mich mitnähme! Da ist die Schnecke gekrochen gekommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich ins Schneckenhäuslein gesetzt und hat gesagt: da gefällt mir's jetzt. Aaber denk! Die Schnecke war kein Gaul; sie war beim Kriechen gar zu faul; dem Büblein ging's langsam zu sehr; es sagt: ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist der Reiter geritten gekommen, der hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich hinten aufs Pferd gesetzt und hat gesagt: so gefällt mir's jetzt. Aber gib acht! Das ging wie der Wind, es ging dem Büblein gar zu geschwind; es Hopst drauf hin und her und schreit: ich kann nicht mehr; wenn doch was käme und mich mitnähme! Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen und hat das Büblein mitgenommen; er hat's gehängt an einen Ast gar hoch, dort hängt das Büblein und zappelt noch. Das Kind fragt: ist denn das Büblein gestorben? Antwort: Nein! Es zappelt ja noch! Morgen gehen wir 'naus und tun's 'runter. Entstehungsjahr: 1813 Erscheinungsjahr: 1817 aus "Jugendlieder fünf Märlein für mein Schwesterlein" Referenzausgabe: Ludwig Leistner: Friedrich Rückert Werke in sechs Bänden, Band 2 J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger G. M. B. H. 1895 Gedicht eingearbeitet von Clemens Wolter

Reha Ruhe Roborierung

Schon als ich nach der Operation in der Klinik lag, wurde mir gesagt, es bestünde die Möglichkeit, eine Reha zu machen. Ich überlegte hin und her, was mir dies bringen sollte, oder ob ich nicht zu Hause genauso gut auf meinem Fahrrad trainieren könnte oder viel laufen könnte. Ich dachte, vielleicht hilft es mir am meisten, solange auszuruhen und mir auf der Festplatte angesammelte Filme anzuschauen, bis mein Körper sich genügend erholt hat. Normalerweise, wenn ich krank bin, läuft es genauso, dass ich von alleine wieder fit werde und nichts erzwingen kann. So dachte ich auch in Bezug auf eine Reha. Da es mir aber zu Hause nicht besser ging, und ich auch daran dachte, eventuell Schulungen bezüglich Ernährung und Verhaltensregeln nach der Transplantation zu erhalten, wollte ich nichts falsch machen oder gar etwas versäumen, damit der neuen Niere auch ja nichts passiert. So bat ich die Sozialarbeiterin des Krankenhauses, für mich einen Platz in der Reha zu organisieren. Es hieß, dies läuft komplett problemlos ab, ich bekomme dann nur noch das Datum, wann es losgeht, und die Kasse genehmigt dies ganz automatisch. Letzteres war wirklich der Fall, wobei es aber bezüglich der Begleitperson, was die Klinik anging, einige Probleme gab. Mein Bekannter aus dem Schwarzwald, mit dem ich sowieso dieses Jahr in Urlaub fahren wollte, konnte seinen Urlaub auf die Zeit meiner Reha verlegen. Wir dachten, dann können wir ja gleich Urlaub mit Reha verbinden, und das auch noch kostenlos. Die Sozialarbeiterin fragte also, ob jeder von uns ein Einzelzimmer bekommen könnte, da wir ja kein Paar waren. Dies verweigerte die Klinik mit der Begründung, er könne ja bei mir im Doppelzimmer schlafen oder sich selbst eine Pension suchen. Außerdem habe man dort einen Hol- und Bringdienst, der mich zu den Anwendungen und Therapien bringen konnte, sodass ich unter Umständen gar keine Begleitperson bräuchte. Die Sozialarbeiterin hatte aber sehr gut erkannt, dass es nicht nur darum ging, mich zu den verschiedenen Therapien abzuholen und wieder aufs Zimmer zu bringen, sondern dass die soziale Komponente auch eine wichtige Rolle spielen würde, zum Beispiel bei Tisch oder bei der Freizeitgestaltung, wenn die Anwendungen zu Ende waren. Die Klinik ließ sich aber nicht erweichen. Ich stellte mir vor, wenn ich nun einen Assistenten dabei gehabt hätte, dann hätte dieser entweder mit mir im Doppelzimmer übernachten müssen, oder er hätte sich selbst eine Pension suchen müssen. Ich war schon einmal auf Kur, wobei ich außer einer weiteren Dialysepatientin und einer sehr netten Italienerin kaum Kontakte hatte. So saß ich die meiste Zeit allein auf meinem Zimmer und schaute fern. Am Mittagstisch ging es halbwegs, aber wenn die Frau, die ebenfalls wie ich damals an der Dialyse war, mich zu ihren Freunden mitnahm, redeten diese kaum ein Wort mit mir. So zog ich mich lieber auf mein Zimmer zurück. Damals hatte ein Mann sich beschwert, ich würde nicht zurückgrüßen, er würde mir doch immer winken. Ich sagte ihm, dass es wenig Sinn macht, einer fast blinden Frau vor den Augen herum zu wedeln. Das hat er dann mit Erstaunen auch kapiert. Da ich damals noch wesentlich besser sehen konnte, schaffte ich es, in dem relativ kleinen und familiären Haus gut klarzukommen. Diese Klinik, zu der ich aber jetzt gehen würde, war wesentlich größer. Außerdem war mein Sehvermögen und auch meine sonstige Konstitution mittlerweile so schlecht geworden, dass ich ohne Begleitung überhaupt nicht zurecht gekommen wäre. Die Kasse erklärte sich bereit, 45 € pro Tag für meine Begleitung zu bezahlen. Alleine die Essenspauschale in der Klinik würde für die Begleitperson 25 € pro Tag kosten, so das nur noch 20 € für die Übernachtung übrig geblieben wären. Die Sozialarbeiterin, die sich zuvor einmal diese Klinik angeschaut hatte, behauptete, es gebe massenweise Pensionen um die Klinik herum, und diese wären mit einem Übernachtungspreis von ungefähr 20 € durchaus erschwinglich. Ich bat also um eine Liste von nahe der Klinik gelegenen Pensionen, die ich dann an meinen Bekannten weiterleitete. Er rief überall an und meldete mir zurück, dass die Pensionen entweder geschlossen hatten oder voll waren. Ich versuchte, die Klinik doch noch weich zu klopfen und begründete meinen Wunsch, allein in einem Zimmer schlafen zu können wie alle anderen transplantierten auch und ein Einzelzimmer für meine Begleitperson zu erhalten damit, dass ich mich auch noch erholen müsse und ab und an sehr gerne alleine sei, da ich auch einen atypischen Autismus habe, wobei Menschen mit Autismus sehr gerne mal alleine sind und nicht dauernd Leute um sich haben wollen. Außerdem erklärte ich den Leuten dort, dass ich mit meiner Begleitperson nicht liiert sei, und dass ich auch ab und an mal meine Ruhe bräuchte. Leider zogen alle meine Begründungen nicht. Ich bekam weitere Adressen von Pensionen, die ebenfalls entweder geschlossen hatten oder voll waren. Nachdem ich mit meinen Eltern über dieses Problem gesprochen hatte, schlugen diese mir vor, mich doch an das Fremdenverkehrsbüro zu wenden. Dort war eine sehr nette Dame, die versprach, mir einen Prospekt mit günstigen Pensionen zu schicken, und diejenigen anzukreuzen, die in der Nähe der Klinik sein würden. Als der Prospekt nicht ankam, rief ich noch einmal an, wobei sie sofort eine Adresse organisierte, wo eine Frau in der Nähe der Klinik Übernachtungsmöglichkeiten anbot. Ich rief also meinen Bekannten an und bat ihn, dringend zu reservieren, obwohl es nur bis zum 10. Juni ein Zimmer für ihn geben würde. Da er mir zuvor erklärt hatte, er habe eine Pension gefunden, die ab 11. Juni einen Platz hätte, schlug ich ihm vor, diese beiden Angebote zu kombinieren. Mittlerweile hatte ich der Kasse eine E-Mail geschrieben und erklärt, dass es utopisch sei, eine Pension für 20 € zu finden. Daraufhin wurde mir eine Mail geschickt, in der die Kasse angab, die vollen Kosten für die Begleitperson zu übernehmen. Es hätte noch eine Pension für 20 € gegeben, aber uns wurde von dieser Pension abgeraten, da sie von einem ziemlich alten Ehepaar geführt wurde. Notfalls hätten wir aber auch auf dieses Angebot zurückgegriffen. Es war nur noch ungefähr eine Woche Zeit, und ich befürchtete schon, nicht fahren zu können. Dann schickte mir mein Bekannter eine SMS, alles sei in Ordnung, die beiden Zimmer seien gebucht. Am nächsten Tag kam dann wiederum eine SMS von ihm mit dem Inhalt, ab 11. Juni gäbe es nun doch Probleme, er habe alles im Internetformular ausgefüllt, aber die Frau hätte ihm abgesagt. Daraufhin rief ich ihn an, wobei er mir erklärte, er habe eine ziemlich kurz angebundene Nachricht bekommen, wenn er innerhalb von 24 Stunden nicht seine komplette Adresse angeben würde, würde der Platz gestrichen werden. Er habe doch im Internet alles ausgefüllt. So rief ich bei der angegebenen Telefonnummer an und fragte die Frau, warum sie uns so eine böse E-Mail geschrieben hätte. Die Frau fiel aus allen Wolken und meinte, sie habe doch längst meinem Bekannten eine Mail geschickt und ihm gesagt, dass er herzlich willkommen sei, und dass sie ihm noch eine gute Reise wünsche. Er habe nur seinen Namen und seine Telefonnummer angegeben, woraufhin sie ihn gebeten hätte, doch das gesamte Formular auszufüllen. Daraufhin habe er bei ihr angerufen und gesagt, dass er jetzt müde von der Arbeit sei und dies innerhalb der nächsten 24 Stunden erledigen würde. Dann habe er ihr eine Mail mit seiner Adresse geschickt, und sie habe ihm daraufhin gesagt, es ginge alles in Ordnung. Sie würde doch niemals einem Kunden eine böse E-Mail schreiben. Dies wiederholte sie mehrmals, wobei dann die böse E-Mail zu einer bitterbösen E-Mail wurde. So entstehen Gerüchte. Ich entschuldigte mich, vielleicht hätte ich meinen Bekannten falsch verstanden, aber er habe mir gesagt, er hätte nichts bekommen, und er hätte den Eindruck, er sei nicht willkommen. Falls wir das also falsch verstanden hätten, läge der Fehler bei uns. Daraufhin wünschte sie ihm noch einmal eine gute Reise, und ich richtete ihm alles aus. Endlich war die Sache geregelt, dies war zwei Tage vor Abfahrt. Ich wollte auch deshalb lieber in ein Einzelzimmer, da wir sonst dauernd aufeinander hängen, und da er häufig nicht gerne auch mal etwas alleine tut, wohingegen ich eher der Ansicht bin, dass jeder auch einmal etwas alleine tun kann, damit man dann wieder etwas zu erzählen hat, wenn man sich wieder trifft. Ich hatte befürchtet, dass wir dauernd aneinanderkleben, dass wir dann nachts die ganze Zeit ratschen, während ich dann auch noch um 7:00 Uhr morgens aufstehen müsste. Daher war ich froh, dass er und ich eine Rückzugsmöglichkeit hatten. Ich hatte meinem Bekannten vorgeschlagen, dass wir beide uns in der nächstgrößeren Stadt mit dem Zug treffen, und dann den Rest bis zur Klinik zusammen weiterfahren. Doch er bestand darauf, einen Tag vorher zu mir zu fahren und dann gemeinsam mit mir die lange Fahrt bis zur Klinik anzutreten. Aufgrund von Verspätung kam er erst zwischen 23:00 und 24:00 Uhr an, Gott sei Dank begann unsere Zugfahrt am nächsten Tag erst um 10:00 Uhr. Er hatte einen Rucksack und eine Reisetasche, ich wollte eigentlich nur eine Reisetaschemitnehmen, aber nachdem die Sachen nicht hineinpassten, musste ich eine zweite nehmen, sowie einen kleinen Rucksack alleine für meine zahlreichen Medikamente. Da ich schon befürchtete, dass wir so eine Menge an Gepäck Mangels früher vorhandener Gepäckswägelchen nicht bewältigen würden, bestellte ich den Mobilitätsservice, der uns beim Umsteigen und beim Tragen der Taschen helfen sollte. Aufgrund der erst kürzlich stattgefundenen Operation, wegen der ich noch Schmerzen an der Nabe hatte, konnte ich nicht schwer tragen. Normalerweise lässt sich meine roll-Tasche zu einem Rucksack umfunktionieren, aber den hätte ich nicht aufsetzen können, da er noch zu schwer war. So bekamen wir Hilfe beim Einsteigen, die Frau von der Bahnhofsmission half uns noch, die am Automaten reservierte Karte mit der BahnCard herauszuziehen. Ich musste nur von einer Großstadt zur nächsten zahlen, im Nahverkehr fahre ich kostenlos, zudem habe Ich auch noch eine BahnCard 50 , und wir erwischten sogar noch einen Sparpreis. Dies machte die Reise sehr kostengünstig. Die Umsteigehilfe vom ICE in den Nahverkehrszug übernahm eine der Taschen, ich hielt mich mit meinem Stock in der Hand bei der Umsteigehilfe fest und zog mit der anderen Hand die zweite Reisetasche, wobei ich den Rucksack mit den Medikamenten auf dem Rücken hatte. Mein anderer Koffer, der ebenfalls Rollen hatte, wurde dann von der Umsteigehilfe oder von meinem Bekannten gezogen. Nach einer weiteren Zugfahrt hatten wir sogar Glück und erwischten den Bus zu dem kleinen Örtchen, in dem die Kurklinik sich befand. Wir fanden auch endlich die Haltestelle, an der wir raus mussten, und dann gingen wir erst einmal zu der Pension, in der mein Bekannter vom ersten bis zum 10. Juni bleiben sollte. Ich wartete an der Gartentüre, er meinte, die Frau sei zunächst etwas unfreundlich gewesen. Dann schleppten wir mein Gepäck, wobei ich schon fast am Zusammenbrechen war, zur Klinik, die wir nach mehrmaligem Nachfragen endlich fanden. Wir standen am falschen Eingang und baten dennoch um Einlass, mit dem Hinweis, dass ich bald kollabieren würde. Doch hier läuft alles nach Schema, so wurden wir trotz meiner Notlage gebeten, doch bitte den Haupteingang zu benutzen. Als wir an der Rezeption ankamen, hieß es, wir sollten zur Anmeldung und dann mit einem Zettel wieder zurück zur Rezeption. Das nenne ich doch mal Effizienz, lach! Als wir bei der Anmeldung waren, wurde ich gefragt, was ich denn beruflich mache. Ich sagte, dass ich den Beruf der Übersetzerin erlernt hatte, dass ich aber nun voll erwerbsgemindert sei. Wir bekamen mein Kärtchen wieder, und wieder ging es zur Rezeption. Dort wartete ein Hausangestellter, der uns das Gepäck in den speziellen Trakt für transplantierte brachte. Im Zimmer empfing uns eine Krankenschwester, die ebenfalls noch einmal nach meinem Beruf fragte und ein Aufnahmegespräch führte. Sie erklärte uns, dass wir nun nicht in die Cafeteria gehen könnten, da die Ärztin auch noch zu einem Aufnahmegespräch kommen würde. Wir hatten den ganzen Tag nichts Richtiges gegessen und hatten einen Bärenhunger. Die Klinik hatte zuvor mehrere Male telefonisch nachgefragt, ob ich jetzt auch wirklich kommen würde, wobei ich dann angab, dass wir es nicht zum Mittagessen schaffen würden, und mir daraufhin erklärt wurde, dass es in der Cafeteria Wiener und Debreziner geben würde. Darauf freute ich mich schon, als wir dort ankamen. Nun aber musste ich dasitzen und erst einmal Hunger haben. Die Ärztin kam und fragte mich nach meinem Befinden. Ich sagte ihr, obwohl ich jetzt eine Niere hätte, würde ich mir manchmal noch so vorkommen, als sei ich noch an der Dialyse, und ich würde mich häufig ziemlich vergiftet fühlen. Die Frau war etwas mürrisch und meinte, bei den Werten, die ich hätte, könne es sich nicht um eine Vergiftung handeln. Sie hatte einen Akzent, den ich meinte, als Finnisch zu erkennen, da ich eine Freundin aus Finnland habe. So dachte ich, die taut sicher noch auf. Die Mutter einer meiner wenigen Freundinnen aus dem Internat war aus Finnland und auch zunächst etwas unfreundlich, wobei sie dann später auch sehr nett war. Nach einer Weile bestätigte sich auch mein Eindruck. Mein Bekannter hatte sie dann einmal gefragt, wo sie tatsächlich herkäme, und sie meinte, sie sei aus Rumänien, aber das würde nie jemand erraten. Er meinte, als wir sie das fragten, hätte sie gestrahlt und sei richtig aufgetaut. Später fand ich sie dann auch sehr nett und kompetent. Abends gingen wir dann an unseren Tisch, wo schon zwei Frauen in meinem Alter saßen. Die hatten sich schon miteinander angefreundet, die eine war sogar aus meinem Ort, und sie wurde in derselben Universitätsklinik transplantiert. Zu Anfang fand ich es sehr schwierig, ein Gespräch mit den beiden anzubahnen, da sich das Ganze nur darauf reduzierte, was wir für Krankheiten haben, oder ob sie mir helfen könnten. Die eine aus meinem Ort erklärte mir sofort, dass sie schon seit frühester Kindheit krank sei, und dies ihre dritte Niere sei, die sie bekommen hätte. Bei ihr hätte man schon vorher gesagt, dass es schwierig werden würde. Sie war erst nach ungefähr einem halben Jahr überhaupt fähig, in eine Reha zu gehen. Die andere Frau, eine etwas kräftige Dame, war ganz aus der Nähe und fuhr auch am Wochenende nach Hause. Sie war schon zehn Jahre lang transplantiert. Wir merkten schon, dass die beiden sich besonders angefreundet hatten. Uns war zunächst gar nicht klar, dass sie ebenfalls erst am selben Anreisetag gekommen waren wie ich. Leider gab es nur Grießbrei, alles andere war schon weg, ansonsten hätte es noch kalte Platte gegeben. Aus irgendeinem Grunde bekomme ich aber weder Wurstbrote noch Käsebrote herunter, seitdem ich transplantiert bin. So waren mein Bekannter und ich so hungrig, dass wir in der Cafeteria ein paar Wiener Würste bestellten und zwei Brötchen, sodass jeder ein Brötchen mit einer Wurst bekam. Ich war so froh, dass es dort so viele Arten von Saftschorle gab, denn das durfte ich ja jahrelang nicht trinken. Außerdem war es toll, 400 ml Saftschorle zu bestellen. Am nächsten Tag mussten wir ziemlich rennen. Um 8:00 Uhr wurde Blut abgenommen, um 8:30 Uhr kam mein Bekannter aus der Pension und berichtete mir, dass es dort auch eine Badewanne gäbe. Ich war richtig neidisch, und die Ärztin erlaubte mir, dort zu baden, da ich die einzige Person in der Wanne sei, und keine Gefahr von Keimen bestünde. Normalerweise darf man zum Beispiel nach einer Transplantation nicht in ein großes Schwimmbad. Um 9:00 Uhr hatten wir schon die erste Anwendung, eine Massage. So rannten wir durch das Untergeschoss, wo wir dann den Raum suchten. Um halb zehn hatte ich schon die nächste Anwendung, und wir beide waren ziemlich sauer, dass zwischen den einzelnen Anwendungen zu wenig Zeit war, den Ort zu wechseln, und es war eine einzige Hetze. Wir erfuhren, dass man an einem Tresen, der im Untergeschoss war, der sogenannten Planung seine Wünsche angeben konnte. So sagte ich, dass ich vor 9:30 Uhr keine Anwendungen haben möchte, und dass zwischen den Anwendungen eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde Zeit sein müsste. Der Mann dort meinte, es sei schwierig, alle Anwendungen unterzubringen, wenn ich erst ab 9:30 Uhr anfangen wollte. Es gab zweimal die Woche eine Blutabnahme um 8 Uhr, daher war es sinnvoll, diese Sperre einzubauen. Wir wurden dann in die Geräte eingewiesen, die ich benutzen konnte. Es gab ein medizinisches Therapietraining (MTT), in das mich meine Physiotherapeutin einwies. Zu meiner größten Enttäuschung konnte ich nur 20 W auf dem Rad fahren, mehr schaffte ich nicht. Und das auch nur für 10 Minuten. Vor der Transplantation bin ich dreimal die Woche 40 Minuten bei 50 W gefahren. Da ich Probleme hatte, meine Arme zu heben, da dies für mich extrem anstrengend war, und mein Herz dann sofort zu stolpern anfing, bekam ich eine leichte Übung mit zwei Zugseilen, die ich abwechselnd rauf und runter bewegen sollte. Außerdem hatte ich damals massive Probleme mit dem Gleichgewicht, so das ich einmal vor der Metzger stand, vor dem eine mir vorher nicht aufgefallene Stufe war, und ich überlegte, wie ich jetzt ohne Geländer das Bein heben sollte, um es auf diese Stufe zu setzen, und dann mit dem anderen Bein nach zu rücken. Das konnte ich nur, da ich mich auf meinen Blindenstock stützte. Da war ich schon sehr erschrocken. In der Reha gab es verschiedene Holzkisten, eine war in Höhe einer normalen Treppenstufe. So musste ich, wobei ich mich an der Sprossenwand festhalten konnte, immer mit den Beinen erst einmal auf die Stufe hinauf und dann wieder hinunter. Es gab dann noch eine Übung mit einem Ball, wo man sozusagen im Stehen Liegestützen macht, indem man den Ball festhält, mit dem Oberkörper und geradem Rücken mit dem Gesicht fast bis zu den Ball geht, die Arme dabei anbeugt, die bei mir heftig zitterten, und dann wieder in den normalen Stand geht. Außerdem gab es eine Art Kniebeugen, wobei man einen Ball im Rücken hatte, in die Knie ging, als wolle man Skifahren, und der Ball automatisch am Rücken hochrollt. Das waren die Übungen, die ich gerade so machen konnte. Es gab zwei verschiedene Gruppen mit MTT , in einer waren mehr Therapeuten dar, die mit Menschen mit sehr eingeschränkter Mobilität mit gingen. Da ich ja eine Begleitperson dabei hatte, durfte ich dann auch in eine Gruppe ohne diese vielen Therapeuten. Später nahm ich dann auch noch ein Gerät hinzu, mit dem man Bewegungen wie beim steigen macht. Dabei werden Arme und Beine diagonal nach oben und unten bewegt. Das konnte ich nur 5 Minuten machen. Bei Tisch trafen wir uns dann wieder, wobei auch noch ein anderer Gast da saß. Die Frau, die uns bediente, bat darum, dass mein Bekannter eine Essensmarke vorzeigen müsse. Ich erklärte ihr, dass wir nicht jedes Mal vor jeder Mahlzeit eine Essensmarke kaufen können, zumal ich dann alle paar Tage zum Geldautomaten gehen müsste, dessen Gebühr fünf Euro betrug. An der Rezeption erhielten wir somit die Auskunft, ich könnte die 500 € für meine Begleitperson für das Essen mit EC-Karte am Schluss des Aufenthalts bezahlen. Somit gingen wir immer ohne Marke in den Speisesaal. Einmal jedoch kam eine Bedienung, die dies nicht zuließ und den Koch rief. Der redete ohne Rücksicht auf Verluste auf meine Begleitperson ein, wobei ich ihm dann klar machte, dass ich diejenige bin, die bezahlt, da ich das Geld von meiner Kasse wieder zurückerhalten würde. Er meinte, ich könne nicht im Voraus bezahlen, da ich nicht für eine Leistung zahlen könnte, die ich noch nicht erhalten hätte, ich müsse jedes Mal eine Marke für meinen Gast ziehen. Ich erklärte ihm, dass ich dazu nicht bereit sei, aus oben genannten Gründen. Dann meinte er, dann müssen wir die Pauschale von 25 € pro Tag zahlen, egal, ob wir da waren oder nicht. Ich sagte ihm, dies sei mir vollkommen klar, so war es auch mit der Krankenkasse ausgemacht. Ich versuchte, ihm zu erklären, dass meine Begleitperson einen Tag lang nicht da sein würde, da er in seiner Heimat etwas mit den Behörden zu regeln hatte, aber darauf ließ er sich nicht ein, dies könne man nicht nachprüfen, wir müssten jeden Tag von Anfang bis Ende bezahlen, dies könnten wir am Ende mit der EC-Karte tun. Damit war ich einverstanden, ärgerte mich aber über das unfreundliche Verhalten des Kochs. Er schaute uns auch eine Woche lang nicht an, bis er dann wieder einmal grüßte. Das Essen war sehr gut, es gab zwei verschiedene Gerichte, eines mit Fleisch und ein vegetarisches. Ich nahm vorwiegend die vegetarische Kost, da ich diese sehr fantasievoll fand. Wenn es Fleisch gibt, gibt es lediglich Fleisch, Beilagen und Gemüse. Bei der vegetarischen Kost gab es auch einmal eine vegetarische Frikadelle auf Fenchel-Tomatensauce, oder es gab Blätterteig-Spinatstaschen, wobei der Reis, der dazu gereicht wurde, nicht so recht dazu passte, ich mich also nur auf die Blätterteigtasche und die Tomatensauce beschränkte. Abends gab es meistens auch warmes Essen, nur am Sonntagabend und am Montagabend gab es kalte Platte. Man konnte sich aber immer Essen vom Mittag holen, solange der Vorrat reicht. Zum Mittagessen gab es auch immer eine sehr gute Suppe. Seit meiner Transplantation genieße ich es, endlich Suppe essen zu dürfen, auf die ich dann total abfuhr, da ich schon während der Zeit meiner Dialyse den Inhalt der Suppe aß und die Brühe weg schüttete. Ich durfte auch sehr viel trinken, und es stand immer Mineralwasser auf dem Tisch. Beim Frühstück brachte ich fast nichts herunter, und seit meiner Transplantation ekelt mich der Filter Kaffee, somit kann ich nur Cappuccino oder Espresso trinken. Alleine der Kaffeegeruch löst bei mir einen Würgereiz aus. Es gab mindestens fünf verschiedene Sorten Tee, schwarzen, grünen, Früchtetee, Pfefferminze Tee und andere Sorten. So ließ ich mir immer ein Kännchen bringen, man konnte aber auch eine große Tasse haben. Es machte mir einige Mühe, den Inhalt der Kanne in eine Tasse zu gießen. Zu Anfang gab es noch sehr gute Wurst, meinen heiß geliebten Leberkäse. Ich konnte aber immer nur ein halbes Brötchen essen und ein Stück Obst. Ansonsten hat es mich gewürgt. Beim Mittagessen reichte mir der ziemlich überschaubare Teller recht gut, aber beim Abendessen nahm ich immer zwei Portionen, was schon ein schmunzeln am Tisch auslöste. Irgendwann brachte mir die Küche dann immer schon extra große Portionen, da sie schon wussten, dass ich sie noch einmal behelligen würde, mir einen zweiten Teller zu bringen. Ausgerechnet an dem Tag, als dies geschah, hatte ich zuvor schon ein Wiener Würstchen auswärts gegessen, da wir befürchteten, zu Hause vielleicht nichts mehr zu bekommen. Daher schaffte ich dann die extra große Portion nicht, und so brachten sie mir das nächste Mal wieder normal große, ziemlich überschaubare Portionen. Ich war so froh, endlich essen zu können, da mir zu Hause das Essen nicht schmeckte, und da ich häufig alleine zu faul war, mich zum Kochen hin zu stellen, weil mir auch noch ziemlich schlecht war. Daher hatte ich ziemlich stark abgenommen und war froh, endlich wieder etwas zu Kräften zu kommen. So nutzte ich diese Gelegenheit, da ich mir dachte, zu Hause ist dann wieder Schmalhans Küchenmeister. Da ich bei bofrost bin, kann ich aber auch zu Hause ganz gute Gerichte zubereiten mit einigen anderen Zutaten, die ich dann mit den Sachen von bofrost oder mit Sachen aus der Dose mischen kann. Außerdem gab es in der Cafeteria wunderbare Eisbecher, die ich natürlich durch probieren wollte, zumindest drei der verschiedenen Becher habe ich mir ausgesucht, vorallem genoß ich den Bananensplit, den ich wegen dem Kalium zu Dialysezeiten nicht essen durfte. Normalerweise darf jemand, der erst transplantiert wurde, kein offenes Eis essen, aber ich nahm an, dass die Cafeteria einer Klinik sicher so hygienisch wie möglich arbeitet. Zuhause hatte ich aufgrund der Medikamente häufig Durchfall, ich erbrach mich häufig auf bestimmte Tabletten, und ich war froh, wenn ich etwas drinnen behalten konnte. Zum Nachtisch gab es öfter mal Kiwi, die ich während meiner Dialysezeit nicht essen konnte. Daher langte ich dort ordentlich zu, hatte aber sofort daraufhin solchen starken Durchfall, dass wir fluchtartig den Speisesaal verlassen mussten und eine Toilette aufsuchten. Das fand ich sehr schade. In der Ferienwohnung machten wir einmal einen richtig großen Obstsalat. Nun stellte sich bei der Blutabnahme heraus, dass der Spiegel meines Immunsuppressivums zu hoch war, und ich durfte die Dosis etwas senken, was mich sehr freute. Ich nahm zu der Zeit Advagraf 11 mg, wobei ich schon fürchtete, dass mich das umbringt. Nun ging es auf 10 mg, später dann auf neun. Leider stellte sich auch heraus, dass mein Calciumspiegel im Blut viel zu hoch war, sowie der Spiegel des Parathormons, wobei mir die Ärztin daher empfahl, eine calciumarme Diät einzuhalten und Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Quark zu meiden. Ich war ziemlich traurig, denn endlich, nach zehn Jahren, hätte ich essen dürfen, was ich will, und dann kam schon wieder eine neue Diät. Außerdem lag eine Liste im Zimmer von all den Dingen, die man als transplantierter nicht essen soll während der ersten sechs Monate. Darunter war auch Lachsschinken und Salami, und ich weinte schon, da dies meine Lieblingswurst ist. Dafür darf ich nun im Gegensatz zur Zeit der Dialyse Gelbwurst und Leberkäse oder andere Brühwurst wie Mortadella oder Lyoner essen. Leider gab es diese dann nicht mehr am Buffet. Die transplantierten waren separat platziert, und sie hatten auch ein eigenes Buffet, auf dem nur Sachen stehen sollten, die wir auch essen dürfen. Es waren aber auch einige dabei, die schon länger transplantiert waren und alles essen konnten. Da die Auswahl der Wurst sehr gering war, legte die Küche immer noch einige verbotene Wurstsorten hinzu mit einem Schild "Bitte auswählen, was sie essen dürfen.“ Das ärgerte mich schon, denn es gab ja für alle anderen Patienten ein normales Buffet, an dem sich bereits längere Zeit Transplantierte bedienen konnten. Hätte ich jetzt nicht zufällig bereits die Liste vorgelesen bekommen, hätte ich nach der falschen Wurst gegriffen. Ich hatte bis zu dieser Aufklärung schon so viele Fehler gemacht, dass es ein Wunder war, dass ich mir keine Keime eingefangen hatte. Auf dieser Liste standen lauter leckere Sachen, ich darf das nächste halbe Jahr keine Erdbeeren essen, da diese Reste von Erde haben könnten, ich darf keine Grapefrucht mehr essen, da die Grapefrucht die Dosis der Medikamente verändert, ich sollte kein offenes Eis essen usw. Wegen dem Calcium und auch wegen meiner Neurodermitis sowie aufgrund der Ernährung nach Transplantation verordnete mir die Ärztin 1 Stunde bei der Ernährungsberaterin. Bei Tisch sagte ich schon, wenn die mir noch mehr verbietet, dann lernt die mich kennen. Als wir dann bei der Ernährungsberatung waren, beruhigte sie mich und meinte, alles würde nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ich solle es halten wie im Ausland, kochen, schälen und abwaschen oder vergessen. Außerdem könne ich in Eisdielen gehen, die offenes Eis verkaufen, wenn sie sehr stark frequentiert seien, da dann das Eis nicht sehr lange dort stehen würde, und somit sich auch keine Keime bilden könnten. Die Kalziumarme Diät sollte ich jetzt eine Weile einhalten, bis ich, wie mir meine Ärztin geraten hatte, an den Nebenschilddrüsen operiert würde. Wegen meiner Neurodermitis empfahl mir die Ernährungsberaterin Nachtkerzenöl, wobei die Ärztin nicht wusste, was das war, aber solange es das Immunsystem nicht anregen würde, dürfte ich es nehmen. So kaufte ich die Kügelchen in der Apotheke, die ich aber häufig vergesse einzunehmen. Ich hatte zu der Zeit extrem starke Neurodermitis, obwohl man mir nach der Transplantation versprochen hatte, dass die Immunsuppressiva, zu denen unter anderem auch Cortison gehört, auch die Neurodermitis eindämmen würden, und dass ich somit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Das Gegenteil bewahrheitete sich, nach ein paar Wochen blühte die Neurodermitis auf wie schon lange nicht mehr. An meinen Unterschenkeln und an meinen Fingern waren starke Kratzspuren, alles war offen und blutete, sobald ich meine engen Jeans auszog und die Socken, die dann die Kruste vom Bein wegrissen. Es war wirklich qualvoll. In der Apotheke kauften wir dann neben der Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50, die ich nach der Transplantation nehmen sollte, da die Haut so empfindlich wird wie bei einem Albino , auch ein Ölbad, und dreimal hatte ich die Gelegenheit, in der Ferienwohnung meiner Begleitung ein Bad zu nehmen. Das genoss ich in vollen Zügen. In der Klinik gab es abends ziemlich viele Angebote, wobei die Musik mehr für ein älteres Publikum ausgewählt war. Ich wollte mir aber dennoch die Sachen anhören, wobei mein Bekannter mir riet, lieber die Badewanne zu nutzen, wer weiß, ob es in der nächsten Pension eine geben würde. Ich, die wenig Intuition hat und daher nur mit dem Kopf und nicht mit dem Bauch denken kann, vermutete, wenn es schon in einer drei Sterne Pension eine Badewanne gibt, dann erst recht in einer mit vier Sternen, wobei unsere Tischnachbarinnen scherzten, wenn es ein Whirlpool sei, würden sie sich auch bei uns anmelden. Die Ferienwohnung meines Bekannten war wunderschön. Wir mussten zwar erst eine Kellertreppe abwärts gehen, aber innen war die Wohnung so hell wie bei mir zu Hause im Erdgeschoss, nicht besonders hell, aber auch nicht düster. Es gab einen kleinen Flur, und wenn man gerade ausging, ging man in ein Zimmer so groß wie ein Ballsaal. In der Ecke war eine Küche mit allen Schikanen. Die Möbel waren aus vollem Holz, wunderbar gedrechselt, ganz naturbelassen. Es gab sehr viele Fenster mit Sprossen, auf deren Fensterbrettern Pflanzen standen. Es gab einen Tisch aus Holz mit fünf Holzstühlen drumherum, und der Teil des Wohnzimmers bestand aus mehreren kleinen Regalen, einem kleinen Eckschrank, der gerade mal 20 Zentimeter maß und in der Höhe angebracht war, einem sehr großen Fernseher sowie einem ausziehbaren Sofa, einem Holztisch und einem Korbsessel mit Fußstütze aus Korb, die ich zum Spaß immer Katzenkorb nannte. Ich hätte mir gut vorstellen können, dass mein im Jahre 2015 verstorbener Kater sich dauernd auf dieser Fußstütze breitgemacht hätte. Es gab auch ein altes Radio, das war wohl noch aus Zeiten des Volksempfängers. Das stand wohl hier nur zur Zierde. Es war alles liebevoll und detailliert zusammengestellt. Als meine Begleitperson am nächsten Tag ins Bad ging, war er angenehm überrascht, da der Boden kuschelig warm war, denn er hatte eine Fußbodenheizung. Auf dem Spülkasten der Toilette gab es ein kleines Schälchen mit duftenden Blüten. Auf dem Esstisch stand ein Korb mit Obst. Ich war hellauf begeistert von dieser so liebevoll eingerichteten Ferienwohnung. Als ich dann einmal mit meinem Bekannten dort war, gingen wir die Treppen hoch, und mein Bekannter stieß mit dem Rucksack an ein Bild, das dann krachend herunter fiel. Schon schaute die Hauswirtin aus der Türe und fragte, ob etwas passiert sei. Bei der Gelegenheit lobte ich ihre wunderschöne Einrichtung mit den vielen Möbeln aus Holz und die schöne große Wohnung mit Fußbodenheizung und Badewanne und separater Dusche. Sie winkte aber nur ab und meinte, ist schon recht. Ich wunderte mich, dass sie so unfreundlich war, wobei meine Begleitung mir erklärte, dass diese Frau sich vielleicht von mir veralbert gefühlt hat, da ich alles so überschwänglich gelobt hatte. Loben will offenbar auch gelernt sein, damit habe ich häufig Schwierigkeiten, da die Leute dann immer eher peinlich berührt sind. Später taute sie aber dann auf, nachdem sie meine Begleitperson gefragt hatte, warum ich da sei, und mein Bekannter ihr erklärt hatte, dass ich transplantiert worden war. Sie erzählte ihm, dass einer ihrer Verwandten auch schon seit 25 Jahren eine neue Niere hatte. Als wir dann umzogen, und ich ihr das Geld gab, wobei auch ein Trinkgeld dabei war, kam sie ins Reden, und mein Bekannter erklärte ihr, als sie unten bei der Wohnung waren, dass ich sie nicht hatte veralbern wollen, als ich Ihre Ferienwohnung so sehr gelobt hatte. Daraufhin war sie dann sehr freundlich, sie sah uns später noch einmal beim Spazierengehen und fragte, wie es uns denn in der anderen Ferienwohnung ginge. In unserer Freizeit gingen wir häufig spazieren, wobei ich jedes Mal Sorge hatte, dass ich es nicht bis dahin oder dorthin schaffen würde. Anfangs gingen wir nur in den Ortskern, wo wir die Apotheke aufsuchten. Ich hatte auch immer bedenken, dass wir es bis zur nächsten Anwendung nicht schaffen würden, wobei dies aber recht mühelos klappte. Später wurden unsere Wanderungen immer länger, und mein Schritt wurde auch etwas schneller. Zu Anfang hatte ich ganz dicke Füße und ganz dicke Beine. Die Chefärztin, die einmal zur Visite kam, erklärte mir, dass dies mit dem veränderten Wasserhaushalt nach einer Transplantation zu tun hätte, und ich Stützstrümpfe tragen müsste. Ich fühlte mich wie eine alte Oma. Diese Ärztin war aber ziemlich schnell, sodass ich kaum Zeit hatte, alles zu fragen und vergaß, ihr zu sagen, dass ich wegen meiner Neurodermitis keine Stützstrümpfe tragen könnte. Als meine Stationsärztin dann wieder kam, zeigte ich ihr die Neurodermitis, wobei sie meinen Einwand bestätigte und meinte, das geht gar nicht. Sie riet mir, mich häufiger einmal hinzulegen und die Füße hochzulegen, damit das Blut in die Niere laufen könnte, die noch nicht so recht gut durchblutet sei, dann müsste ich auch nachts nicht mehr so häufig auf Toilette. Mir ist dieser Effekt auch schon aus meiner medizinischen Ausbildung als Übersetzerin bekannt, der häufig bei herzkranken auftritt, aber ich verstand nicht, warum trotz guter Ausscheidung dies bei mir so war. Durch das viele Laufen trainierte ich aber meine Wadenmuskulatur, und so wurde die Flüssigkeit immer wieder gut zurücktransportiert. Zwischendurch legte ich auch immer einmal die Beine hoch. Das Phänomen mit den dicken Beinen verschwand dann zum Ende der Reha hin. Nun musste meine Begleitperson, mein Bekannter also, einen Tag nach Hause fahren, um dort behördliche Dinge zu regeln, wobei er erst einen Tag später zurückkommen würde. Wir regelten mit den Schwestern, dass diese den Hol- und Bringedienst für mich für die nächsten zwei Tage bestellen würden. Außerdem gab es Schwierigkeiten, wenn ich morgens auf die Waage musste. Zum einen konnte ich mich noch nicht orientieren, zum anderen konnte ich die Waage sowie das Blutdruckgerät auch nicht ablesen und den Wert selber eintragen. Das erste Mal klingelte ich, aber da die Schwestern provisorisch in ein anderes Zimmer gezogen waren, sahen sie das Licht nicht, und die Schwester, die vorsorglich die Runde machte, hatte bei mir kein Licht über der Türe gesehen, da ich ausgerechnet erst dann die Klingel betätigt hatte, als sie schon weiter gelaufen war. So wartete ich eine Viertelstunde, bis endlich jemand auf mein Leuten reagierte. Ich bat darum, dass die Schwester vielleicht von sich aus zu einer bestimmten Zeit an mein Zimmer kommen würde, damit wir gemeinsam zur Waage und zum Blutdruckmessen gehen konnten. Die eine Schwester war ziemlich unfreundlich und meinte, sie hätten 150 Leute zu zweit zu betreuen und könnten sich dies daher nicht merken, ich solle jedes Mal klingeln. Ich fragte mich, warum sie sich das nicht einfach aufschrieb. Am nächsten Tag klingelte ich wieder, es dauerte wieder eine Viertelstunde, bis endlich jemand kam. Zu der Zeit war meine Begleitperson noch dar, so gingen wir später ins Schwesternzimmer und besprachen, wie wir das Problem lösen könnten. Die Schwestern waren dann wieder freundlicher, am Tag zuvor, als ich sie auf das Problem ansprach, hatten sie gerade einen Patienten im Zimmer und fuhren mich an, ich solle rausgehen, ich sei noch nicht dran. Jetzt waren sie bereitwilliger, gaben mir Ihre Telefonnummer des Schwesternzimmers, die ich aber nicht weitergeben durfte, damit nicht alle Leute alle Nase lang anriefen, und sie versprachen mir, mich zum Wiegen und zum Blutdruckmessen abzuholen, dies könne aber zeitlich etwas variieren. Sie würden sich die Sache aufschreiben. Genau das hatte ich ja auch gewollt. Dies klappte dann auch recht gut, ab und an rief ich im Schwestern Zimmer an und bat darum, mich zu holen, und relativ zeitnah stand dann auch eine Schwester vor der Tür und brachte mich zum Messen und Wiegen. In der Zeit, in der mein Bekannter nicht bei mir war, war es ziemlich langweilig. Ich wurde zwar zu den Anwendungen gebracht, aber in der Freizeit hatte ich nichts zu tun. Ich rief dann einmal im Schwestern Zimmer an und fragte, ob sie mich zur Cafeteria bringen könnten. Da meinte die Schwester, dies sei eigentlich nicht vorgesehen. Ich drückte etwas auf die Tränendrüse und meinte, mein Balkon hätte Ostseite, es sei bei mir so dunkel, und ich wollte nicht einfach nur sinnlos im Zimmer herum sitzen. Daraufhin erbarmte sich eine der Schwestern und brachte mich in die Cafeteria. Dort war es brütend heiß, so bat ich um einen Sonnenschirm, da ich draußen sitzen wollte. Ich hörte einige Beiträge aus meinem MP3-Player und wartete, bis die Schwester kam, um mich zum Abendessen zu bringen. Wenn ich in der Cafeteria war, bat ich darum, dass der Hol- und Bringedienst mich in der Cafeteria abholen möge, da ich ja nicht wie vereinbart auf dem Zimmer war. Dies klappte auch ganz gut. Allerdings bemerkte ich, dass alle Leute sich um mich herum unterhielten, dass sogar fremde Leute sich miteinander an einen Tisch setzten und miteinander redeten. Auf mich reagierte man nur, wenn mir der Blindenstock herunter fiel, um ihn mir eilfertig aufzuheben. Ansonsten ergab sich keinerlei Gespräch. Lediglich die Stühle um meinen Tisch herum wurden geholt, um sie an einen anderen Tisch zu stellen, wo sich jemand dazu setzen wollte. So saß ich alleine an einem Tisch, an dem nur noch der Stuhl war, auf dem ich saß. Ich war wirklich traurig und überlegte schon, ob ich zu der Dame an dem Tisch hinter mir gehen sollte, die gerade eine Unterhaltung mit anderen Leuten gehabt hatte und nun allein da saß. Aber ich dachte mir, ich kann jetzt keine Abfuhr ertragen. Die Abfuhr erfolgt niemals direkt, aber auf meine Anbahnungsversuche wird einfach nicht eingegangen sondern nur mit einem knappen Ja oder einem knappen Nein geantwortet. Daran merke selbst ich, dass ich hier nicht erwünscht bin. Einmal fuhr ein Rollstuhlfahrer an meinen Tisch und fragte, ob da noch frei sei. Der antwortete wenigstens mit ein paar Sätzen, wenn ich ein paar Bemerkungen machte. Das fand ich recht lustig. Am Mittagstisch saßen die beiden Frauen und steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander , wobei ich nichts mitbekam. Ich fand das ziemlich unhöflich, nicht etwa, da ich vermutete, man würde über mich reden, sondern da ich dachte, eigentlich sollten alle drei Personen an einem Tisch einbezogen werden, und nicht eine dasitzen und alleine sein. Ich sagte dann auch, ich fühle mich wie das dritte Rad am Wagen, woraufhin eine der Frauen meinte, man denkt eben nicht immer daran. An was soll man eigentlich denken, wenn man sich mit einer Blinden unterhält? Ich sagte daraufhin, dass ich nicht schwerhörig sondern blind sei, da man ja bei schwerhörigen extra laut sprechen muss, und nicht immer daran denkt, und dass ich sehr wohl sehr gut höre, mir aber die Unterhaltung der beiden Frauen entging, da sie extrem leise war. Das haben sie dann schon kapiert, aber die Situation blieb weiterhin verkrampft. Als nur eine der Frauen am Tisch saß, half sie mir überall eilfertig, bot mir an, mir die Knödel in der Suppe zu zerteilen, aber als ich sie einige Dinge fragte, wie ihr Tag war, ob ihr das Essen schmeckte usw., kam nur entweder ein knappes Ja oder Nein, oder sie erklärte mir, wenn ich zum Beispiel sagte, dass ich diese oder jene Hoffnung oder Befürchtung in Bezug auf die Therapie hätte, das müsse man halt einfach abwarten. Das klang für mich ziemlich gönnerhaft, als ob jemand einfach nur einen Ratschlag geben wollte und dann in Ruhe gelassen werden wollte. Ich fühlte mich etwas von oben herab behandelt. In einem Psychologieseminar an meinem Berufsförderungswerk, wo ich zwei Jahre gearbeitet hatte, sagte einmal ein Psychologe, der Rangniedrigere gibt das Thema vor, und der Ranghöhere entscheidet, ob es besprochen wird oder nicht. Es ist auch immer der Rangniedrigere, der mehr redet, auf jeden Fall war ich ziemlich traurig. Sie meinte, dass sie in die Cafeteria gehen würde, machte aber keine Anstalten, mich zu fragen, ob ich mit wollte. Beim nächsten Mal erzählte sie, dass sie spazieren ginge, wieder kam kein Angebot, mich mitzunehmen, bzw., dass sie gerne meine Gesellschaft haben wollte. Zumindest blieb sie immer so lange, bis ich aufgegessen hatte, da sie mir erklärte, als blinde hätte ich doch nicht die Möglichkeit, mit anderen Blickkontakt aufzunehmen und sei dann ganz alleine. Das fand ich schon positiv, dass sie sich darüber Gedanken machte und versuchte, sich in meine Lage hinein zu versetzen. Beim Abendessen kam dann die Erlösung, ich hätte es auch nicht mehr länger ausgehalten. Ein anderer Herr, der schon etwas älter war, kam an unseren Tisch, stellte sich mir vor und erzählte, dass er ebenfalls am selben Ort wie ich transplantiert worden sei. Wir tauschten uns über die Ärzte aus, lästerten etwas über einige komische Pfleger und Schwestern dort, er erzählte mir einige ziemlich heftige Dinge, da er mehrmals nach der Transplantation operiert werden musste wegen eines Darmverschlusses und anderer Probleme. Die beiden Frauen konnten sich derzeit sehr gut alleine unterhalten, da ich jetzt endlich auch einen Gesprächspartner hatte. Ich fragte ihn, ob er Lust hätte, mit mir und meiner Begleitperson, die aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wieder da war, spazieren zu gehen, wir würden uns sehr freuen. Dies sagte er auch zu. Nach dem Essen begleitete er mich zum Fieber messen, wobei er mir ziemlich viele interessante Dinge aus seinem Leben erzählte. Da er auch noch eine zusätzliche neurologische Erkrankung hatte, konnte er nicht sehr gut laufen. Aber ich freute mich, endlich auch jemanden gefunden zu haben. Ich hatte extra nicht gefragt, ob er mit mir alleine spazieren geht, um ihm zu zeigen, dass ich durchaus auch noch jemanden anderen hatte, und er sich nicht opfern müsste, sondern dass er merkt, dass ich nicht nur auf ihn angewiesen bin, sondern wir ihm ein Angebot machen, dass er mit uns spazierengehen kann. Leider hat er das dann später nie umgesetzt. Als dann mein Bekannter wieder da war, erzählte ihm eine der Frauen unseres Tisches, die er im Flur traf, dass ich jetzt auch jemanden gefunden hätte, der sich mit mir unterhält, und dass ich so aufgeblüht sei. Mein Bekannter wunderte sich, dass sie wie ein Wasserfall auf ihn einredete, während ich ihm erzählte, dass sie mit mir nur wenig gesprochen hatte. Als wir dann aber alle das nächste Mal am Tisch saßen, bemerkte ich schon, dass der neue Patient sich mehr der einen meiner Tischnachbarinnen zuwandte, dass er immer das große Wort führte und erzählte und erzählte, und ich große Mühe hatte, wie immer, dass ich auch einmal mit meinen Sachen Gehör fand. Er hatte auch bei unseren ersten Unterhaltungen zu zweit nie registriert, wenn ich von mir erzählt hatte, das kenne ich aber von sehr vielen Menschen. Er hatte ein ziemlich interessantes Leben, hat in Afrika als Sanitäter gearbeitet, hat eine eigene Versicherungsagentur aufgebaut und lebte viele Jahre in Frankreich, wo er sehr viele Tiere hatte, unter anderem einige Esel, wobei er mit einem dieser Tiere eine Eselswanderung über die Pyrenäen gemacht hatte. Ansonsten beschwerte er sich zu Beginn seines Aufenthaltes die ganze Zeit über irgendwelche Dinge, und einmal hatte er ein anderes Essen bestellt und bat dann doch darum, da er sich es anders überlegt hatte, doch lieber dass andere Menü zu bekommen. Als dann die Kartoffelpuffer kamen, beschwerte er sich auch noch bei uns, dass sie nicht so schmeckten wie zu Hause, und man dem Koch erst einmal zeigen müsse, wie man richtig Kartoffelpuffer macht. Als ich aber dann einmal abends mir etwas Warmes vom Mittagessen bringen ließ, meinte er, wir seien doch nicht im Hotel. Daraufhin konterte ich, dass ich da so jemanden kenne, der erst das eine Menü bestellt und dann doch das andere möchte. Dass er dann auch noch über das umbestellte Menü schimpfte, ließ ich dann lieber weg. Einmal gab es Frühlingsrollen mit Reis und süß-saurer Sauce. Da meinte er, er würde häufig chinesisch kochen, aber diese Sauce sei ja aus der Tüte. Der Reis schmeckte mir überhaupt nicht, er war fast zu einer Pappe verkocht, und als ich dies dann meinerseits ebenfalls bemerkte, meinte er, die Menschen in Asien wären froh, wenn sie so eine Reiskugel bekämen, manche Familien würden von einer solchen Portion den ganzen Tag über leben. Das habe ich schon häufiger bemerkt, wenn ich mich über das Essen beklage, dass andere mir dann vorhalten, in ärmeren Ländern wären sie froh über dieses Essen. Als er sich dann beklagte, dass das Nachtischschüsselchen nicht sauber sei, und ein Rest vom gestrigen Pudding drankleben würde , konterte ich wiederum, er könne es ja nach Asien schicken, die würden sich auch noch nach einer Woche darüber freuen. Die Unterhaltungen am Tisch waren recht lustig, wobei ich immer ziemlich große Mühe hatte, interessant genug zu sein, damit ich auch einmal Gehör fand. Ich hatte den Eindruck, nur wenn man von sex oder irgendwelchen Dingen unter der Gürtellinie erzählt, lachen die anderen oder hören einem besser zu. Bei banalen Dingen, die ich über meinen Alltag in der Klinik erzählte, hörten die Menschen einen oder zwei Sätze lang zu, drehten sich dann weg, ohne, dass ich es überhaupt bemerkte, unterhielten sich mit jemand anderem weiter oder schnitten einfach ein anderes Thema an über mich hinweg. Ich musste auch immer vier oder fünf mal ansetzen, damit man mir überhaupt zuhörte. Sobald aber ich die einzige am Tisch war, und meine Begleitung, konnten wir als Lückenbüßer herhalten. Sobald aber dann wieder eine andere Person dazu kam aus unserem Tischkreis, war ich wieder abgemeldet. Ab und zu wurden wir mit in die Cafeteria eingeladen. Wenn wir in die Cafeteria kamen, saßen einige unseres Tisches schon zusammen und winkten uns her. Wir unterhielten uns eine Weile, aber nach einer gewissen Zeit stand dann der erste auf und wollte gehen, woraufhin alle anderen folgten, und nur mehr meine Begleitung und ich am Tisch zurückblieben. Er vermutete, dass die sich jetzt vielleicht noch woanders verabreden und woanders zusammen hingehen würden. Das glaubte ich aber nicht, fand es aber dennoch blöd, dass niemand noch freiwillig eine Weile bei uns am Tisch saß, sobald die anderen der Clique verschwunden waren. Wir gehörten irgendwie doch nicht wirklich dazu. An einem Abend feierte der ältere Herr seinen Geburtstag nach und lud den ganzen Tisch ein. Er hatte an seinem ersten Abend, an dem er mir zuvor sagte, dass ich mit ihm ein Gläschen Sekt trinken könnte, einen blinden Mann getroffen, mit dem er sich sehr lange unterhalten hatte. Bei seiner Geburtstagsfeier schlug er mir also vor, er würde diesen blinden Mann einladen, damit ich auch jemanden hätte, mit dem ich mich unterhalten könnte. Warum kann man sich eigentlich nicht mit sehenden auch unterhalten? Ich sagte ihm, er könne doch gar nicht wissen, ob mir der andere blinde sympathisch sei, oder ob wir uns verstehen würden, nur, weil er auch blind ist. Aber es waren wohl alle erleichtert, dass sie sich nicht um mich kümmern mussten, nicht beim Reden dauernd daran denken mussten, dass ich offenbar besondere Aufmerksamkeit bräuchte. Es schien mir so, als ob ich eher eine Last sei, mit der man sich auf besondere Art befassen müsse, oder wo man besonders sozial sein musste. So hat man meine Begleitperson und mich gebeten, Plätze zu tauschen, damit ich neben dem blinden Mann sitzen konnte. Es gab Sekt und Kuchen. Es war noch ein Franzose mit uns am Tisch, der die linke Niere eines Verstorbenen bekommen hatte, und der ältere Herr hatte die rechte Niere desselben verstorbenen Mannes erhalten. Daher und auch deshalb, weil er Französisch konnte und schon eine Weile in Frankreich gelebt hatte, und der andere prima Deutsch konnte und als Franzose in Deutschland lebte, verstanden die beiden sich ausgezeichnet. Ich fragte den Franzosen, ob der Kuchen aus der Klinik sei, da ich dachte, vielleicht hat der ältere Herr ihn ja beim nächstgelegenen Becker besorgt. Darauf meinte der Franzose ziemlich ironisch, nein, er hat ihn selbst in seinem Zimmer gebacken. Ich fand das eine Unverschämtheit , was ich auch von zu Hause schon gewohnt bin, wenn ich scheinbar dumme Fragen stelle, und fauchte ihn an, es hätte ja auch sein können, dass er von einer Bäckerei gekommen war. Es wurde also bestätigt, dass der Kuchen aus der Klinik war, und ich sagte ihm, meine Frage war wohl doch nicht so dumm, oder? Da meinte er: „das haben wir ja auch nicht gesagt.“ Immer dieses ewige wir, obwohl ich nur mit einer Person spreche, diese sich aber zu einer entgegengesetzten Gruppe zugehörig fühlt, die sich mit mir als Einzelperson auseinandersetzt. Ich aß vier halbe Stück Kuchen, die allerdings sehr groß waren. Ich bekam auch ein Glas Sekt, und als dieses leer war, fragte man mich, ob ich noch eines wolle, und als ich dies verneinte, wurde es trotzdem eingeschenkt. Da ließ ich das Glas einfach stehen. Der blinde Mann saß obendrein auch noch im Rollstuhl, da er aufgrund eines Unfalles beim Militär erblindet war und später noch eine Erkrankung des Rückenmarks dazu bekam. Er sprach fünf Sprachen, unter anderem altgriechisch, wobei er behauptete, wer kein altgriechisch könne , könne Europa nicht verstehen. Er hatte vier verschiedene Studiengänge absolviert, promoviert, und ihm wurde jetzt nach seiner Habilitation im Alter von 75 Jahren auch noch eine Honorarprofessur angeboten. Zuvor war er Geschichtslehrer an einem Gymnasium und sehr beliebt, wobei er trotz seiner Blindheit genügend Autorität hatte. Er ging aber dann von dieser Schule weg, da er sich mit der letzten Klasse nicht mehr vertrug, die in seinen Worten" moralisch verkommen“ war. Ich erzählte ihm die Geschichte meines Werdegangs bzw. meines Versagens oder Scheiterns, da ich auch die Hoffnung hatte, dass er zum einen entsetzt sein würde, zum anderen vielleicht einen Ratschlag parat haben könnte, welchen Studiengang ich jetzt nach meiner Transplantation einschlagen könnte, was noch für mich zu holen sei, oder was er mir ansonsten empfehlen würde. Er meinte, ich hätte Beamtin werden sollen, man habe mich falsch beraten, als Übersetzer würde man doch nichts verdienen und könne seinen Lebensunterhalt kaum bestreiten, erst recht nicht als Blinder. Mein Einwand, dass sogar ein blinder Bekannter von mir, der Beamter gewesen war, herausgemobbt worden war, und ich mit meinen zahlreichen Erkrankungen gar nicht verbeamtet worden wäre, wischte er nur mit dem Satz weg: "Frechheit siegt!“ Er riet mir, nicht mehr zu studieren, das sei ja nur zu meiner Unterhaltung, man müsse im Leben doch Spuren hinterlassen. Ich hätte doch auch ins Kloster gehen können, da sei ich gut untergebracht, da könnte ich ja auch einen Beruf ausüben. Außerdem sei es mein Fehler gewesen, nicht früh genug geheiratet zu haben. Ich sagte ihm, dass ich bis zum 40. Lebensjahr keinen Freund hatte, mich zu meiner Schulzeit niemand mit dem Arsch angeschaut hätte, und das der Kommentar herum ging: "lieber ein Brett als die im Bett“. . Ich sagte ihm, dass ich außerdem traumatisiert sei und einen atypischen Autismus hätte. Daraufhin meinte er „Ach Gott, da habe ich im Vergleich ja noch richtig wenig.“ Als ich ihn fragte, ob dies ironisch gemeint war, bejahte er dies. Dann wurden wir unterbrochen, und sobald er das Wort an die restliche Gruppe richtete, hörten alle sofort auch zu. Ich bemerkte, dass er höchstens ein oder zweimal Probleme hatte, zu Wort zu kommen, wobei er dann einfach weiterredete , und ihm dann alle zuhörten. Meine Begleitung meinte, dass er mehr Blickkontakt zu den anderen hätte. Er hat aber auch früher einmal gesehen, und für mich ist es schwierig, Blickkontakt zu halten, wenn ich nur einen rosa verschwommenen Kloß als Gesicht meines Gegenübers vor mir habe. Er meinte, ich solle halt irgendetwas Besonderes machen, jeder sei seines Glückes Schmied, was die anderen auch bestätigten und auf mich einredeten, jeder müsse das aus seinem Leben machen, was er wolle, dies wäre für jeden möglich, man sei für sein Leben selbst verantwortlich, ich solle halt den Himalaya besteigen oder irgendetwas anderes Besonderes tun, und wenn er sich an einen Tisch setzen würde, würde ihn sofort jeder ansprechen. Einer meinte noch, es helfe doch nichts, zu jammern, es würde sich doch davon auch nichts bessern. Das hatte er mir bei anderer Gelegenheit auch schon gesagt, als ich mit der Gruppe am Tisch saß und fragte, ob es anderen auch so ginge, dass, wenn sie von ihrer Erkrankung erzählen, man ihnen nur sagt, es ginge allen anderen genauso. Als ich einige dieser Begebenheiten berichtete, brachen sie in Gelächter aus, da es absurd war, dass zum Beispiel jemand zu mir sagte, als er meinen Berg von Medikamenten sah, ich hab jetzt Zucker, ich muss jetzt auch Medikamente nehmen. Dann aber kamen wieder solche Sprüche wie, jeder empfindet seine Erkrankung anders, es käme nur auf das eigene Befinden an, und für jeden sei seine Krankheit das Schlimmste, auch jemand mit Schnupfen würde das schlimm finden, und das sei nur subjektiv, jeder habe das Recht, seine Erkrankung als die schlimmste zu empfinden. So endete es dann auch an diesem Abend, wobei sich dann auch noch der Kellner aus der Cafeteria einmischte und meinte, wie soll mir den jemand raten, was ich tun soll, wenn die anderen alle nicht schlecht sehen? Ich sagte ihm, dass ich ja hauptsächlich unseren blinden Tischgenossen gefragt hätte. Dass dieser Mann ein hochbegabter mit sehr vielen Talenten war, wohingegen ich nur eine Inselbegabung habe und auch noch soziale Schwierigkeiten und eine problematische Geschichte hatte, das wollte niemand sehen. Ich habe auch nicht alles wirklich so genau ausgebreitet, ich sagte ihm nur, dass ich in der Schule gemobbt worden sei, woraufhin er meinte, er hätte sich das nicht gefallen lassen. Die Schuldzuweisung, gemobbt worden zu sein, weil man sich nicht gewehrt hat, kenne ich von 99 % der Menschen. Danach ging es mir so schlecht, dass ich am liebsten so mit dem Kopf gegen die Wand gerannt wäre, dass nur noch Brei an der Wand klebt. Meine Begleitung blieb dann noch bis um 0:30 Uhr bei mir, und er musste sich sogar dann vom Wachdienst aufsperren lassen, der wohl ziemlich mürrisch und sauer geguckt hat. Wir blieben eigentlich die meiste Zeit für uns, und auch meine Begleitung meinte, dass die anderen zwar über freundlich zu uns sein, dass sie uns aber spüren lassen, dass wir nicht wirklich zu ihnen gehören, sondern es nur ihre soziale Pflicht war, sich meiner anzunehmen. Als der Franzose den ersten oder zweiten Tag da war, hatte ich mit ihm eine kleine Auseinandersetzung, da er mir als studierter Übersetzerin für Spanisch nicht glauben wollte, dass es zwei verschiedene Sorten von Paella gibt, eine mit Hähnchen und eine mit Fisch. Er wollte, wie das die meisten Leute mit mir machen, meine Erfahrungen wieder in die regionale Ecke schieben. Ich sagte ihm, dass dies keine Ausnahme sei, sondern dass dies der Normalfall sei, und ich Spanisch studiert hätte und schon sehr häufig in Spanien gewesen war. Ich sehe nicht ein, warum immer nur alle anderen alles besser wissen dürfen, wohingegen mein Wissen immer nur abgetan wird. An einem der nächsten Frühstücke saß er dann mit uns beiden am Tisch, und ich fragte ihn, wie denn das Fußballspiel ausgegangen sei. Er meinte nur ziemlich kurz angebunden, das wisse er nicht, und als ich ihm sagte, dass Frankreich mitgespielt hat, antwortete er nur etwas schnippisch, Fußball interessiere ihn nicht. Ich sagte ihm, mich auch nicht, in der Hoffnung, dass wir vielleicht eine Unterhaltung über die Sinnlosigkeit von Fußball hinkriegen. Aber das war es schon, er blieb stumm. Ein anderer Gast, der zuvor an unserem Tisch gesessen hatte , hatte mir während der Abwesenheit meiner Begleitperson immer eilfertig den Tee in meine Tasse eingeschenkt , aber als ich ihn fragte, ob er den ersten Tag in der Klinik sei, antwortete er nur mit einem knappen Ja. Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe aber jeder Versuch, eine Unterhaltung anzufangen, wurde abgeschmettert. Wahrscheinlich muss man mit meiner Art von Behinderung immer nur nicken, immer nur die anderen alles fragen und nur den anderen alles glauben, immer dankbar sein und den Eindruck von Hilflosigkeit verbreiten, darf aber nicht den Anspruch haben, auch geistige Fähigkeiten zu haben, die ebenfalls bedient werden möchten. Ich habe schon lange den Eindruck, es gibt zwei Welten, die sichtbare Welt, auf der ich studiert habe, auf der ich normal sprechen kann, und die eigentliche Welt, in der ich den untersten Rang bekleide, was die anderen Menschen sofort spüren, da dies ohne Worte vermittelt wird. Als ich meinen Beruf angegeben hatte, las meine Begleitperson den Anamnesebogen durch und war entsetzt, dass sowohl bei Beruf als auch bei derzeit ausgeübte Tätigkeit lediglich "Hausfrau“ stand. Ich fand das entsetzlich, obwohl ich stolz gewesen wäre, wenn ich als eine blinde Hausfrau Kinder großgezogen und den Haushalt geführt hätte. Dies war aber noch nicht einmal der Fall, und das Wort "Hausfrau“ kam mir so vor, als ob man mir die Übersetzerin nicht zutrauen würde. Wir sprachen die Schwestern darauf an und auch die Ärzte, aber keiner will es gewesen sein. Vermutlich steht einfach Hausfrau dar, denn es stand auch einSchrägstrich mit der Alternative "Hausmann" dort, wenn beruflich nichts eingetragen wurde. Meinen Beruf hatte man (geflissentlich) überhört. Offenbar ist es unbewusst der Fall, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass jemand wie ich überhaupt einen Beruf erlernt hat, geschweige den studiert hat. Als ich dies dem blinden im Rollstuhl erzählte, mit der Begründung, ich hätte schließlich sieben Jahre dafür gearbeitet, dieses Diplom zu bekommen, meinte er, das sei doch egal, ich könne mich auch als Diplomhausfrau anmelden. Als ich ihm sagte, dann könne ich gleich frei nach Loriot ein Jodeldiplom angeben, meinte er, wenn du das kannst, warum nicht? Ich wurde überhaupt nicht ernst genommen. Die Psychologin, die jeden besucht, um zu vereinbaren, welche Gruppen man bei ihr nutzen wollte, fand es eine Unverschämtheit, dass bei mir nur Hausfrau stand. Sie hat das auch verstanden. Eine ihrer Kolleginnen, die später noch einmal zu mir kam, da sie selbst in Urlaub ging, verstand dies ebenfalls, da ich ihr sagte, mein Studium würde damit einfach nihiliert. Sie meinte, dass damit auch meine ganze Person nihiliert würde, was ich auch so sehe, was aber bisher noch niemand verstanden hat. Ich erzählte ihr im Schweinsgalopp meine gesamte Geschichte, da ich erreichen wollte, dass die Menschen vielleicht meine Ungeduld nach der Transplantation besser verstehen könnten und auch meine Angst, dass es nicht besser wird, wenn man meine Vorgeschichte mit all meinen Enttäuschungen und Niederlagen kennt. Sie hat zumindest mir zugestanden, dass für mich es zu wenig sei, nur einmal alle zwei Monate eine Radiosendung mit anderen machen zu können, und dies mich beruflich nicht ausfüllt. Es ärgert mich immer, dass immer gesagt wird, das sei für mich wenig, da hiermit angedeutet wird, dass ich eben anspruchsvoll sei, statt dass man mir auch einmal zugesteht, dass es auch für andere Menschen wenig ist, und ich nicht die einzige bin, die solche Wünsche und Ansprüche hat. Dies würde mich sehr erleichtern und entlasten, da ich dann nicht so hingestellt würde, als sei das ein individuelles Problem von mir, so wenig zu tun zu haben und zu wenig Möglichkeiten zu haben, mich zu verwirklichen. Meistens wird mein Wunsch auf mein Studium geschoben, wobei niemand versteht, dass jeder Mensch, ob studiert oder nicht, eine sinnvolle Beschäftigung im Leben haben möchte. Als ich dies einmal einem Sozialpädagogen sagte, meinte er, ich könne ja froh sein, nicht in der Werkstatt gelandet zu sein. Was ich denn hätte, das Radioprojekt sei doch wirklich eine Menge und genug für mich. Ich hätte das doch so toll gemacht, als er einmal mit einem Kollegen da war, und wir diese beiden über das persönliche Budget Befragten. Die Psychologin hat mir dann noch eine Liste von Traumatherapeuten in meinem Heimatort gegeben, die keine Kassenzulassung haben , die ich aber mittels Erstattungsverfahren dennoch aufsuchen kann. Diese werde ich jetzt mitnehmen, wenn ich zu dieser Therapeutin gehe, die mir von dem Gutachter empfohlen wurde, welche aber selbst keine Plätze mehr frei hat, mir aber jemanden Gutes und Kompetentes empfehlen könnte. Es war ja genau der Termin, der am Tag der Transplantation stattfand, und wo ich ihr absagen musste. Daher habe ich jetzt auf ihren Anrufbeantworter gesprochen, damit sie mich noch einmal zurückruft, um mit mir einen neuen Termin auszumachen. Ich hoffe, sie ist nicht sauer, dass ich den von ihr angebotenen Termin nicht wahrgenommen hatte wegen der Transplantation. Von der Fitness her machte ich schon einige Fortschritte, so hatten wir zum Beispiel auch ein Terratraining, welches unsere Tischnachbarn immer Gassi gehen nannten. Da wurde schon ein ordentliches Tempo vorgelegt. Man hatte mir erzählt, es ginge über ausgewaschene Stufen, der Weg sei ziemlich anspruchsvoll, und es ginge auch durch etwas matschigeres Gebiet. An dem Tag, an dem meine Begleitung weg war, sollte dieses Terratraining stattfinden. Wir hatten schon einmal dieses Training ausfallen lassen, da wir die Freundin meiner Mutter trafen, die in einem Kurort bei uns in der Nähe einen Kuraufenthalt hatte. Sie war nur noch einen Tag da und wollte am nächsten Tag abreisen, so hatten wir nur die Möglichkeit, uns am Freitag mit ihr zu treffen. Dies war genau der Fall, den der Stellvertreter der Klinikleitung bei seinen Begrüßungsvortrag erwähnte, wo dann auch eine Ausnahme gemacht würde. Wir fuhren also dorthin, und es bereitete mir noch große Mühe, die steile Hauptstraße entlang zu laufen, bis wir endlich bei der Pfarrkirche waren, wo wir uns treffen wollten. Es war richtig heiß, so wollten wir in eine Eisdiele gehen. Aber kaum saßen wir mit unseren Eisbechern vor der Nase, fing es heftig zu regnen an, sodass wir ins Innere des Cafés gehen mussten. Der Eisbecher schmeckte mir nicht, da in dem Vanilleeis kleine Sahneklumpen waren. Ich bestellte mir also etwas anderes und wurde sofort von meiner Nenntante als kritisch bezeichnet. Dies hat mich schon geärgert, zumal ich meinen Bekannten auch probieren ließ, der diesen Mangel auch bestätigen konnte. Das zweite Ei schmeckte auch nicht sonderlich gut, die ganze Eisdiele war wahrscheinlich nicht so von bester Qualität. Da wir dort fremd waren, hatten wir eben das Falsche ausgesucht. Wir unterhielten uns eine Weile, wobei die Freundin meiner Mutter mir erzählte, dass sie sogar in einem Hospiz arbeiten würde. Außerdem rief sie meine Mutter über ihr Handy an, die sie bat, mir 100 € zu geben, sie würde das Geld zu Hause wiederbekommen. So lief sie zu einem Geldautomaten und steckte mir 100 € im Namen meiner Mutter zu. Sie musste dann auch gehen, da einige ihrer Mitreisenden aufbrachen, um in das Kurhotel zurückzugehen. Denn es gibt dort keine richtige Kur mehr, sondern es gibt einige Hotels, die Anwendungen anbieten. Da ihre Oma schon dort Kur gemacht hatte, wollte sie unbedingt dort einmal hingehen. Mein Bekannter und ich blieben noch etwas vor Ort, wobei ich dringend auf Toilette musste, und da wir schon weiter gelaufen waren, gingen wir in ein Café, da ich früher gelernt hatte, dass in diesem Bundesland jedes Gasthaus einen auf die Toilette lassen muss. Dies war heutzutage leider nicht mehr gegeben, so musste ich 0,50 € abdrücken, wobei ich noch nicht einmal genügend Klopapier hatte. Wir verpassten um Haaresbreite den Bus nach Hause, der uns gerade entgegenkam, und da ich ja nun genügend Geld hatte, nahmen wir ein Taxi für 20 € zur Klinik. Die Busverbindungen waren insgesamt auch ziemlich schlecht. Als also meine Begleitung für ein paar Tage weg war, musste ich das Terratraining schon wieder absagen, da ich ja niemanden hatte, der mich führte, wobei nicht sicher sein würde, ob die Praktikantin, die das Schlusslicht bilden sollte, damit niemand verloren ging, noch die Zeit hatte, mich zu führen. Somit starteten meine Begleitung und ich unser erstes Terraintraining erst nach ungefähr eineinhalb Wochen. Es ging schon recht zügig los, aber ich schaffte es, beim ersten Drittel dabei zu sein, denn mein Ehrgeiz erlaubt es mir nicht, bis in die hintersten Reihen abzufallen. Zwischendurch wurde immer einmal angehalten, damit die Leute hintendran aufholen konnten. Als ich dann wieder in der Klinik ankam, hatte ich den Eindruck, das Training war zwar fordernd, aber genau richtig dosiert. Wir gingen noch ein zweites Mal mit, dies war ein Therapeut, den ich schon bei anderer Gelegenheit kennengelernt hatte, der mir nicht sonderlich sympathisch war. Mir kam zwar das Tempo recht langsam vor, aber am Ende schmerzte der Muskel unter meiner Narbe, da die Strecke doch ziemlich anspruchsvoll war. Wir gingen über Treppenstufen, bis zu irgendwelchen absolut Wind-ungeschützten Äckern , über das Gras usw. Mir war der Wind schon zu viel, da ich bei Wind sofort Panik bekomme und zu hyperventilieren anfange. Gerade hatte ich mit einer mir völlig fremden Frau ein Gespräch über unsere Katzen begonnen und freute mich schon, so eine schöne Unterhaltung zu haben, da kam dieser blöde Winter zwischen, ich geriet in Panik, und die Frau sprach danach nicht mehr mit mir. Gott sei Dank kamen wir dann wieder in etwas geschütztere Regionen. Aber danach waren nicht nur ich sondern auch eine der Tischnachbarinnen ziemlich k.o. Den ganzen Abend tat mir noch der Muskel W unter meiner Narbe. Diesen Therapeuten hatte ich auch beim Koordinationstraining. Zuvor hatte ich eine sehr nette Therapeutin, die einen Praktikanten dabei hatte, der mit mir einzeln trainierte. Um das Gleichgewicht zu Schulen, sollten wir um Becher Slalom laufen, wobei ich mich am Handlauf festhalten durfte. Dann stellte er mir die Becher so hin, dass ich mit der Zehenspitze oder mit der Ferse darauf tippen sollte, was mir immer besser gelang. Dann hielt ich einen Becher auf der flachen Hand, und er warf einen kleinen Ball hinein, wobei der Becher nicht herunterfallen durfte. Auch dies schaffte ich mühelos. Ich merkte, dass dieses Koordinationstraining, das von Sporttherapeuten durchgeführt wird, mir sehr half, zumal ich nicht so viele Misserfolge wie bei der Ergotherapie hatte. Da ich schon in der 1. Stunde kleine Fortschritte bemerkte, bat ich die Ärztin, mir so ein Koordinationstraining von einem Sporttherapeuten durchgeführt zu verordnen. Denn die Sporttherapeutin sagte mir, dass entgegen der Angaben meiner Betreuerin, die dies von ihrer Schwester gehört hatte, es durchaus auch Einzeltherapie auf diesem Gebiet gäbe. In anderen Blogeinträgen hatte ich ja beschrieben, wie schwierig es war, an Krankengymnastik ranzukommen bzw. an das Rezept, welche ersatzweise für eine Gruppen-Sporttherapie bei mir durchgeführt werden sollte. Denn die Ernährungswissenschaftlerin, eine Professorin, hatte mir versprochen, die Notwendigkeit einer Sporttherapie in ihrem Arztbrief zu erwähnen, hat dies aber dann nicht getan. Die Ärztin in der Klinik meinte, ich solle es erst noch ein paar Mal versuchen, wenn es mir gefällt, würde sie es in den Arztbrief hineinschreiben. Ich habe ihn noch nicht gelesen, aber die Ärztin hier vor Ort in meinem Transplantationszentrum meinte, es stünde etwas von Sporttherapie in dem Abschlussbrief. Diese nette Therapeutin, die ich in der Klinik hatte, ging auf jeden einzelnen ein, kannte jeden mit Namen und wandelte die Übungen für jeden ab, dass er sie mit seinen Problemen auch durchführen konnte. Sie erklärte immer, wofür diese Übung gut sei, und was sie bewirken sollte. Sie erklärte auch immer alle Bewegungen recht gut, wobei ich aber wegen meiner langsamen Auffassungsgabe dennoch häufig nicht alles verstand, und mein Bekannter mich immer korrigieren musste. Allerdings waren auch hier einige Übungen dabei, die ich nicht konnte, zum Beispiel einen Ball auf einem Handtuch zu balancieren, dessen Ende jeweils eine Person hielt. Man musste sich den Ball gegenseitig zu rollen, ohne, dass er vom Handtuch herunterfällt. Dies war schon ziemlich frustrierend. Dann hatten wir aber einen anderen Therapeuten, eben diesen, der auch das Terratraining mit uns durchführte, und er meinte, als er mich in der Gruppe des Koordinationstrainings sah, was er denn mit mir anfangen solle, ich könne doch nichts machen, ich sei doch blind. Ich fragte ihn, ob er einen Praktikanten mit dazu ziehen könnte, der mit mir einzeln arbeitet, was er aber verneinte. Der Praktikant lief immer nur mit dieser einen älteren sehr guten und erfahrenen Therapeutin mit. In dieser Stunde mussten wir uns alle um ein Tuch herum stellen, dessen Griffe fassen und das Tuch hochschleudern. Dann konnte man durch das tuchhindurchlaufen, da ist durch den Aufwind oben blieb. Als ich auf der anderen Seite angekommen war, fand ich die Schlaufe nicht mehr. Da meinte er, ich solle nach links gehen, dabei stieß ich aber mit meiner Nachbarin zusammen. Er hatte sein links gemeint und dann fragte er mich obendrein auch noch etwas erzieherisch: „wo ist denn links?“ Dies fand ich eine Unverschämtheit, denn es war schließlich seine Schuld, und ich bin kein kleines Kind, welches man testen muss oder erziehen muss. Er hat wahrscheinlich aber gemerkt, dass es sein Fehler war. Bei ihm mussten wir dann auch noch gemeinsam einen großen Ball in einen Ring katapultieren, der in der Mitte des Tuches lag. Als ich einmal nicht mit schüttelte, ging der Ball problemlos in den Ring. Während ich mitmachte, klappte es nicht. Da war wieder der alte Frust aus dem Sportunterricht dar. Ich war dann froh, als ich wieder die andere Frau hatte. im Therapieplan der nächsten Woche stand dann auch Taichi auf dem Programm. Ich ging mit meiner Begleitperson dorthin und fragte, ob der Mann einiges mit Worten erklären könnte. Er meinte, er würde es schon erklären, aber er könne es nicht genau alles sagen, ich müsste halt versuchen, mitzukommen. Die 1. Stunde fiel es mir sehr schwer, auch nur ein paar Minuten zu stehen, da mir immer sofort schlecht wurde. Er meinte, wenn es für mich ein Problem sei zu stehen, sei diese Gruppe wahrscheinlich nichts für mich. Ich fand aber den philosophischen Überbau und den Ansatz in Bezug auf Achtsamkeit und Entschleunigung sehr interessant, da ich dachte, hier könnte ich noch etwas lernen. Als ich dann zur Visite wieder in meinem Zimmer war, die sich genau mit dem Taichi-kursüberlappte, meinte die Chefärztin, die dieses Mal da war, das sei doch nichts für mich, das könne ich doch gar nicht sehen, aber ich sagte ihr, ich wolle bleiben. Ich erklärte ihr, dass ich schlecht stehen könne, und mir dauernd schlecht wird. Sie meinte, dies läge unter Umständen an Ablagerungen in den Füßen, die sich im Laufe von zehn Jahren an der Dialyse bilden. Dies würde bald zurückgehen, dann würde mir das Stehen auch wieder leichter fallen. Auch die Therapeutinn beim Koordinationstraining sagte zu meiner Begleitung, während ich mit dem Praktikanten trainierte, dass zehn Jahre Dialyse die Koordination verschlechtern, da man ja drei Nachmittage in der Woche im Bett liegt. Diese Begründung schien mir etwas seltsam, denn Menschen, die nicht an der Dialyse sind, verbringen zumeist auch den größten Teil ihres Lebens im Sitzen. Ich vermutete eer, dass es aufgrund von Neuropathien oder irgendwelchen Ablagerungen eben zu Problemen mit dem Gleichgewicht kommt. Die Chefärztin war mit der anderen Ärztin dar und besprach, ob bei mir das Cortison verringert werden könnte, da ich eine weiß belegte Zunge hatte, und man bei mir das Pilzmittel wieder ansetzen musste. Typisch, ich hatte vor Stolz und Freude die leere Schachtel in den Papierkorb geworfen mit den Worten, dass dies jetzt Geschichte ist. Aber nein, es wäre auch das erste Mal, dass bei mir einmal etwas weggelassen werden kann. Ich fragte sie, ob ich denn lieber Tabletten anstatt der Suspension bekommen könnte, da ich mit der Suspension nicht klar käme. Es war immer schwierig, das Mittel in die Pipette zu bekommen, und ich kann auch nicht sehen, wann nicht mehr genügend Medikament in der Flasche ist. Da fuhr sie mich an, ob wir jetzt erst einmal bei einem Thema bleiben könnten, sie seien doch jetzt noch beim Cortison. Ich erklärte ihr, dass diese Dinge unmittelbar miteinander zusammenhängen, da ich ja aufgrund des Cortisons die weißlich belegte Zunge habe, und daher eben dieses Medikament nehmen müsse. Daher hatte ich nicht bemerkt, dass sie die Themen getrennt hätte, und dass sie mit der Ärztin erst einmal die Dosis des Cortisons zu Ende besprechen wollte. Ich erklärte ihr, dass ich Tabletten bräuchte und keine Suspension, aber sie blieb stur und meinte, Tabletten hätten sie nicht, dann solle mir eben meine Begleitperson helfen. Es sei doch nicht so schwierig, die Pipette voll zu bekommen. Ich sagte ihr, dass ich aber das Medikament zu Hause ja auch nehmen müsste, und da ist niemand, der mir hilft. Davon ließ sie sich aber nicht beirren und verschrieb mir die Suspension. Ich stellte schon eine gewisse Unflexibilität in diesem Hause fest, wo bestimmte Dinge einfach nicht ab wandelbar sind. Einmal kam ein sehr netter Oberarzt, der sich ganz lässig auf das Nachtkästchen setzte. Er meinte ebenfalls, ich solle die calciumarme Diät auf jeden Fall durchführen, es seien nur ein halbes Jahr, woraufhin ich ihm sagte, wer weiß, was mir dann wieder nicht erlaubt wird. Ich fragte ihn, ob ich mehr Einzelstunden in der Koordinationstherapie bekommen könnte, da es für mich in der Gruppe häufig zu schwierig sei. Daraufhin meinte er, das ginge nicht, dafür seien nicht genügend Kapazitäten dar, ich hätte ja eine halbe Stunde Physiotherapie in der Woche, da könne ich ja Wünsche äußern, was ich mit der Therapeutin machen wollte. Auch mein Einwand, dass die Physiotherapeuten ja kein Koordinationstraining machen sondern die Sporttherapeuten, half nichts. Ich fand es immer etwas schade, dass man auf besondere Bedürfnisse von Menschen mit Sinneseinschränkungen nicht wirklich gut eingehen konnte. Als dann die Chefärztin das nächste Mal wieder kam, erzählte ich ihr, dass ich zwar nun besser stehen könne beim Taichi, dass ich aber dennoch Probleme mit langem Stehen hätte, und ob das wirklich von Ablagerungen kommt und wieder vergeht. Da meinte sie, das würde schon vergehen, ich solle nicht zu ungeduldig sein, ich sei allgemein sehr ungeduldig, und ich sei doch jetzt schon lange genug Patientin. ("Eben drum!" entgegnete ich ihr daraufhin mit Schmackes .) Da müsste ich doch wissen, dass nicht alles so schnell geht. Ich entgegnete ihr, dass ich schon genug erlebt hätte, dass ich genügend Rückschläge erlebt hätte, und dass ich daher natürlich größere Sorgen hätte als andere, wieder eine Niederlage zu erleben. Da zeigte sie auch etwas Verständnis. Ich hatte mir erhofft, dass bei dem Gespräch mit der Psychologin vielleicht auch einiges an die Mediziner weitergeleitet würde, damit sie meinen psychosozialen Hintergrund vielleicht besser verstehen und nachvollziehen können, warum ich mir Sorgen mache, wenn es nicht so schnell voran geht. Beim Ultraschall hatte ich sie ebenfalls, denn als ich am aller ersten Tag ankam, vergingen keine 30 Minuten, bis jemand kam, um mich zum Ultraschall bei der Chefärztin abzuholen. Dabei stellte ich ihr auch viele Fragen, wo denn mein praller und harter bauchherkäme, wobei sie meinte, das käme daher, dass die Bauchdecke die Niere schützen müsse, und der Härtegrad und die Spannung bei erhöhter Aktivität zunehmen würden. Ich stellte ihr noch einige andere Fragen, da meinte sie, ich würde ja vor lauter Fragen explodieren, und ich solle doch jetzt hier endlich mal zur Ruhe kommen. Das war mir schon nicht sehr sympathisch. Als ich zum Beispiel total erhitzt und voller Durst direkt vom MTT zu einem Vortrag von ihr kam und fast schon zu spät dran war, bekam ich auch nichts zu trinken, obwohl ich darum bat, und dies auch wichtig gewesen wäre für das Kreatinin. Es war noch nicht einmal eine Flasche mit Mineralwasser und Gläsern dar. Für die transplantierten gibt es Mineralwasser in geschlossenen Flaschen, die anderen sollen die Wasserspender benutzen, die überall im Haus herumstanden. Diese wären für uns zu verkeimt gewesen. Leider gab es im Untergeschoss, wo die Therapien stattfanden, keine Trinkflaschen für Transplantierte, so hätte man seine eigene Flasche überall mit herumschleppen müssen. Als ich sie fragte, ob ich den Vortrag aufnehmen dürfte, wollte sie dies nicht. Dafür habe ich immer wenig Verständnis, denn wenn sich jemand seiner Sache sicher ist, die er erzählt, dürfte er damit eigentlich kein Problem haben. Und so viele geheime Dinge haben wir dann auch nicht gesprochen, aber ich musste notgedrungen ihren Willen respektieren. Als ich bei ihrem Vortrag einige Fragen stellte, freute sie sich jedoch, und sie meinte, es sehe so aus, als hätten wir uns beide abgesprochen, da ich immer die passenden Fragen zum passenden Zeitpunkt stellte. Sie war zwar oberflächlich total nett und hat sogar den Schwestern eine Torte gebracht, aber sobald man etwas zuviel auf einmal von ihr wollte, wurde sie auch ziemlich unfreundlich. Da war mir die andere Ärztin lieber, die zwar einen etwas schlecht gelaunten Eindruck machte, aber alle meine Fragen beantwortete, sich Zeit nahm und sachlich und direkt auf alles einging. Am Abend gab es einmal Stubenmusik, wobei diese mir zwar prinzipiell gefällt, dieses Trio aber etwas unsauber spielte. Der Heimatabend, den ich mir ziemlich schrecklich vorgestellt hatte, erwies sich dann als sehr schön und auf ziemlich hohem Niveau. Ein Verein mit älteren und jüngeren Personen war gekommen, wobei ein paar Leute Stubenmusik machten, dabei gab es auch eine 13-jährige, die die Harfe spielte, und alles klang sehr sauber und rhythmisch gut im Takt und war sehr schön gespielt, auch die Auswahl der Stücke fand ich sehr schön. Dann spielte jemand Akkordeon, und eine Gruppe tanzte, wobei das Stück ewig und ewig nicht enden wollte. Da fragte ich meine Begleitung, warum denn immer dasselbe gespielt würde, und er erklärte mir, dass verschiedene Tanzschritte dargeboten wurden, was ich natürlich nicht sehen konnte. Daher erschien mir die Musik ziemlich monoton. Wenn man aber mitbekam, dass immer verschiedene Figuren und verschiedene Tanzschritte gezeigt wurden, war es wahrscheinlich auch sehr interessant. Ein älterer Herr moderierte die ganze Sache und brachte immer wieder Mundartgedichte ein, die auch schon recht anspruchsvoll waren. Er erzählte mehr oder weniger vom Alltag, aber in Dialekt, und es war nicht anzüglich oder irgendwie primitiv. Ich hatte befürchtet, dass man beim Heimatabend vielleicht irgendwelche Maßkrüge an den Kopf bekommt, irgendwelche Zoten gerissen werden, und die Leute ziemlich ordinär wären oder mit den Holzschuhen um sich werfen würden. So hatte ich es einmal gehört, aber ich dachte, das muss man sich vielleicht auch mal antun. Daher war ich sehr positiv überrascht. An einem Abend kam eine sogenannte Countrysängerin, die erst 15 Jahre alt war und angeblich schon bei Linda de Mol gespielt hat. Allerdings kam sie mit ihrem Vater, der spielte Keyboard, und es waren hauptsächlich irgendwelche Schlager wie zum Beispiel "Ein Bett im Kornfeld". Wir, die beim Essen zusammensitzen, hatten zusammen einen Tisch belagert, aber hauptsächlich unterhielten wir uns, da mir diese Musik im Hintergrund lieber war, als diesen Schnulzen zuzuhören. Ich hatte ein großes Eis bestellt, da ich immer schon den Nussknacker haben wollte. Da haben sie mich alle etwas damit aufgezogen, da ich ihn so schnell gegessen hatte, damit er nicht schmolz. Dann hatte ich meinen Ruf weg, da sie mich jedes Mal sahen, wenn ich einen riesengroßen Eisbecher vor mir hatte. Am Geburtstag unseres älteren Tischnachbarn zogen sie mich daher auch immer auf und fragten, ob ich nach den vier Stück Kuchen, die übrigens alle aßen, manche fünf und manche drei, ob ich nicht noch ein großes Eis auf Kosten des Gastgebers haben wolle, oder ein paar Wiener Würstchen, heute wäre alles umsonst. Ich war aber zum Erstaunen der ganzen Gruppe total satt, denn eigentlich esse ich gar nicht so sehr viel, ich esse eben das, was mir schmeckt, und worauf ich Hunger habe, aber wenn ich voll bin, dann bin ich auch satt. An einem Abend kamen dann irgendwelche zwei mit Akkordeon, und das war auch ziemlich schmalzig, aber immerhin hatten wir etwas Unterhaltung. Da waren nur mein Bekannter und ich da, die anderen vom Tisch waren schon geflohen. Einmal hätte es einen Kurs gegeben, wie man schick seine Halstücher bindet, und da ich so viele Tücher und Schals zu Hause habe, wollte ich daran teilnehmen. Leider aber fiel der Kurs aus. Zu Beginn meines Aufenthaltes in der Klinik wurden sehr viele Filme gezeigt. Zum Beispiel gab es den wunderschönen Film "Wie im Himmel“. , Den hatte ich schon einmal gesehen, daher konnte ich ihm auch ohne Bildbeschreibung für blinde und Sehbehinderte folgen. Dann gab es am Nachmittag noch einen Film, und als der eingelegt wurde, hörte ich die Ansage, dass dieser Film mit einer Bildbeschreibung für blinde und Sehbehinderte ausgestattet sei, und man nur auf o. k. drücken müsse, damit dieser Audiodeskription mitgeliefert würde. Ich freute mich und bat darum, dass doch die Audiodeskription mitlaufen könnte. Alle anderen im Raum, selbst behindert, protestierten und meinten, das sei störend. Einige waren im Rollstuhl, da auch eine orthopädische Abteilung dabei war, andere hatten neurologische Schäden, und ich vermute, jeder will doch mit seiner Behinderung irgendwelche speziellen Wünsche oder Bedürfnisse anbringen können. Daher hätte ich eigentlich mehr Verständnis erwartet. Eine der Zuschauerinnen stand wütend auf, rannte aus dem Raum und machte die Tür zu. Daraufhin meinte die Vorführerin, sie würde den Film jetzt normal zeigen, und meine Begleitperson und ich könnten ja eineinhalb Stunden später wiederkommen und dürften den Film alleine zu zweit sozusagen, mit Audiodeskription noch einmal anschauen. Wir standen auf, beide entsetzt und erschrocken darüber, dass es Leute gibt, die so emotional darauf reagieren, wenn jemand mit einer Seheinschränkung seine speziellen Bedürfnisse anmeldet. Schließlich stört sich auch niemand an Untertiteln, wobei man hier auch sagen könnte, das Bild wird dadurch verschandelt. Aber Untertitel gibt es halt schon sehr lange, an die Audiodeskription muss man sich erst gewöhnen. Ich nehme ja niemandem etwas weg, es kommt ja nur etwas hinzu. Wir trafen dann die Frau, die wütend rausgerannt war, und ich sagte ihr in ziemlich harschem Ton, dass sie jetzt wieder reingehen könne, der Film läuft jetzt ohne Bildbeschreibung. Ich sagte ihr auch, dass wir eine Sondervorstellung bekommen würden. Wenn Inklusion schon unter Behinderten nicht klappt in so einem Rahmen, dann bezweifele ich, dass sie überhaupt möglich ist. Später kam eine Rollstuhlfahrerin auf mich zu und entschuldigte sich, sie habe nicht gewusst, dass ich diese Audiodeskription brauche, sie habe mich ja zuvor auch schon in einem anderen Film gesehen, wo ich auch ohne Audiodeskription zuschaute. Ich erklärte ihr, dass ich diesen Film schon gekannt hätte, und dass ich bei dem anderen Film daher gerne die Audiodeskription gehabt hätte, wenn sie denn schon angeboten wird. Zumindest waren wir beide froh, dass sie sich entschuldigt hatte, dass sie ihren Fehler eingesehen hatte. Die andere Frau, die wütend aus dem Zimmer gestürmt war, haben wir nicht mehr gesprochen. Hinter mir hatte noch eine Frau gesagt, wenn ich diese Audiodeskription brauche, dann soll ich sie auch bekommen. Sie war aber die einzige, die in dieser Situation für mich in die Bresche gesprungen war. Ich hatte zwar dann meinen Film, aber dennoch war ich ziemlich enttäuscht, wie wenig Verständnis man für meine speziellen Bedürfnisse hat. Überhaupt hatte ich das Gefühl, es gab behinderte aller Art, mit den unterschiedlichsten Gefährten und Transportmitteln, vom elektrischen Rollstuhl bis zu einem Liege Rollstuhl, und ich war die einzige, die wenig bei Gruppen teilnehmen konnte, weil ich eine Sinnesbehinderung habe. Ich bekam so langsam das Gefühl, Blindheit ist wohl die schwerste Behinderung neben Taubheit oder wenn man keine Hände hat. Alles andere lässt sich heute mit einer Rampe und einem Aufzug offenbar erledigen. Aber sich die Mühe zu machen, Dinge zu verbalisieren, oder Gebärdensprache einzusetzen, wenn ein sinnesbehinderter sonst nicht teilnehmen kann, das ist heute immer noch schwierig. Das mag jetzt ein verzerrtes Bild sein, aber mir persönlich erschien es ebenso, dass bauliche Probleme einfach leichter zu lösen sind als Probleme von Menschen mit eingeschränkter Sinneswahrnehmung. Auch hatte ich sehr wenige Anwendungen, da die Ärzte nicht wussten, wo sie mich hin stecken sollten, denn ihrer Meinung nach konnte ich nicht an Gruppen teilnehmen, da ich ja nicht sehen konnte. Man hätte es mich ja, wie eine ebenfalls betroffene bekannte zu mir sagte, wenigstens mal versuchen lassen können. Ich ging auch trotzig weiterhin zum Taichi mit der Einstellung, dass ich mich als blinde ruhig auch einmal einem Kursleiter zumuten kann, dass andere davon lernen können, dass wir eben auch mitmachen wollen, und weil er die Bewegungen ja auch teilweise verbalisierenkonnte, und meine Begleitung mich korrigieren konnte. Die Herausforderung bestand auch darin, alles möglichst langsam zu machen, da es sich ja um Bewegungsmeditation handelte. Das war eine Übung, die jeder tun kann, ob er blind ist oder nicht. Der Kursleiter erzählte ziemlich viel von Entschleunigung , und als ich einwendete, dass ich ja aufgrund meiner Behinderung sowieso schon extrem langsam sei und immer mit angezogener Handbremse durchs Leben führe, meinte er, ich würde auch schon irgendetwas finden, wo ich entschleunigen könnte. Er erklärte, dass es ja Ying und Yang gibt, und man sich auch erst einmal auspowern könnte. Daraufhin sagte ich ihm, dass mir dies ebenfalls nicht möglich sei, da ich ja aufgrund meiner Blindheit keine ausladenden Bewegungen machen kann, nicht schnell rennen kann und auch meinem Temperament nie so richtig freien Lauf lassen kann. Da meinte er, ich könne mich auf dem Heimtrainer auspowern. Die Leute haben noch immer für alles eine schnelle Antwort, ohne sich wirklich in meine Situation einzufühlen. Mein Temperament passt eben einfach nicht in so einen Körper. Und dann auch noch langsam zu sein, wo ich sowieso schon für alles zehnmal so lange brauche, und der Tag für mich ebenfalls nur 24 Stunden hat, das soll mir erst einmal einer vormachen. Im Gegenteil, manchmal hetzten wir von einer Übung zu anderen, manchmal saßen wir wie im Altersheim herum und warteten, bis es die nächste Mahlzeit gab. Zu meiner Freude bekam ich aber ziemlich oft Massagen oder Fango. Als ich einmal wegen Abwesenheit meiner Begleitperson nicht am Terratraining teilnehmen konnte, wurde ich gefragt, was ich stattdessen denn haben wollte. Ich gab an, dass mir Massagen guttäten, wobei aber kein Termin frei war. Nach 1 Stunde wurde ich auf meinem Zimmer angerufen, es habe jemand abgesagt, ich könne kommen. Hinterher stellte sich heraus, dass es eine Physiotherapeutin von einer Station war, die wegen mir 1 Stunde länger bleiben musste. Das war mir dann doch etwas peinlich. Die Fango-Packung dauerte mir immer nicht lange genug. Solange ich meine Arme draußen lassen kann und nicht wie in einer Zwangsjacke eingeschlossen bin, kann ich die Fango sehr gut vertragen, und ich war immer ganz traurig, wenn der Therapeut hereinkam und sagte, so, jetzt sind die 20 Minuten um. Ich hätte ewig so liegen können, bis die Packung ganz und gar kalt geworden wäre. Aber leider stand ja schon der nächste Patient vor der Kabine. So genoss ich den Umstand, sehr viele Massagen und sehr viele Fangopackungen zu bekommen. Einmal hatte ich einen Masseur, der richtig dicke Muskeln an den Armen hatte, und ich dachte, wenn der mit mir durch ist, kann man mich vom Boden auflesen. Er meinte, es sei zwar schön, von einem Mann gestreichelt zu werden, aber wenn er nicht hinlangt, dann bringt es auch nichts. Zu meiner großen Überraschung waren seine Bewegungen fest, kurz und schmerzlos. Das waren richtig gute Handgriffe, die mir so gut taten, dass ich ihm sagte, ich würde am liebsten jedes Mal bei ihm Massage haben. Das klappte auch 3-4 Mal, wobei ich dann aber am Ende einen anderen Masseur hatte, da mein Lieblingsmasseur einen anderen Termin hatte. Da war ich richtig enttäuscht, zumal ich mangels Information beinahe den Termin nicht bekommen hätte, da es nicht zu mir durchgedrungen war, dass der Termin schon eine halbe Stunde früher war. Da ihm aber ein Patient abgesprungen war, hatte ich das Glück, noch eine letzte Massage zu erhalten. So fing ich mit Massage an und hörte mit Massage auf. Während der Wochenenden wollten wir dann einmal freiwillig in die Turnhalle, aber ich wurde so häufig aufgehalten, dass, als ich dort ankam, der Raum schon zu war. Das war natürlich schade. Einmal habe ich's geschafft, freiwillig mit meinem Bekannten dorthin zu gehen, um 20 Minuten Rad zu fahren. Ich schaffte es, 10 Minuten mit 20 W und 10 Minuten mit 25 W zu fahren. Ich war zwar immer noch traurig, dass ich so ein Wrack geworden war, aber ich hoffe, dass dies auch zu Hause dann wieder besser wird. Er hat sich dann einmal aufs Rad gesetzt, um zu ermitteln, wie hoch die Wattzahl bei mir zu Hause war, und er meinte, 50 W seien das schon gewesen. An den Wochenenden wollten wir immer Ausflüge machen, aber die Busverbindungen waren mehr als lausig. Ich sah auch nicht ein, eine Mahlzeit zu versäumen, zumal die Krankenkasse dafür bezahlt hatte, und ich dann, die ich sowieso schon häufig genug in der Cafeteria war, dann auch noch das Mittagessen selbst hätte bezahlen müssen. Meine Begleitperson verstand das zu Anfang nicht, da er früh los wollte, damit wir den ganzen Tag zur Verfügung hätten und nicht erst nach dem Mittagessen losfahren würden, und uns dann nur kurz dort aufhalten könnten, damit wir pünktlich zum Abendessen wieder zu Hause waren. Das erste Mal fuhren wir in einen Ort , den ich sehr interessant fand, da meine Oma mir davon erzählte, und mich immer mit einer geschichtlichen Figur von dort verglich, wenn ich wütend herum schrie. Als wir dort waren, stellte sich sogar heraus, nachdem wir die Skulptur auf dem Sockel gesehen hatten, die ich leider nicht anfassen konnte, da sie zu hoch angebracht war, dass es sich sogar um einen Revolutionär und Bauernführer gehandelt hatte. Das war natürlich besonders toll, da mich Revoluzzer sowieso schon immer beeindruckt haben, und da ich auch im Geschichtsunterricht viel über die Bauernaufstände gehört hatte, und dies auch häufig in der mittelalterlichen Musik vorkommt, die ich sehr gerne höre. Ich selbst war auch schon auf sehr vielen Demos, traue mich das aber seit meiner Nierenerkrankung nicht mehr. Mit einem Transplantat kann man sich doch leicht verletzen, wenn irgendjemand ausflippt und mir vielleicht dabei versehentlich in den Bauch schlägt. Daher kann ich "Revolution" nur am PC machen, wenn ich irgendwelche Internet-Petitionen unterschreiben kann. Mehr ist da leider nicht mehr drin. Es gab auch ein Restaurant, das nach diesem Herren benannt war. Wir mussten aber noch mit dem Bus über einen Berg, der sehr viele Serpentinen hatte, um zur Seilbahn zu kommen. Ich hatte etwas Angst in der Seilbahn, da sie doch ziemlich schwankte, und einige Male, als wir über irgendwelche Schwellen fuhren, ruckelte es sehr stark. Als wir oben ankamen, ging ein Sturzbach los, und wir konnten uns gerade noch in die Haltestelle der Seilbahn retten. Ich war stinksauer, da wir in eine Hütte zum Kaffee trinken wollten. Es hörte aber sofort wieder auf, und wir gingen los. Leider gab es nur eine Sorte Kuchen, nämlich Käsekuchen, den ich, wie mir im Nachhinein einfiel, gar nicht hätte essen dürfen wegen dem Calcium. Er war aber dennoch sehr gut und sättigte auch sehr. Als wir dann herunterfuhren, hatte ich nicht mehr so große Angst, und wir kamen auch ganz gut und heil wieder unten an. Dann ging wieder die Serpentinenfahrt los, wobei es mir nicht mehr so lange vorkam wie bei der Hinfahrt. Ich schlug vor, noch schnell ein Wiener Würstchen zu essen, da wir nicht sicher waren, ob wir noch etwas zu essen bekämen, wenn wir heim kommen würden. Da die Portionen in der Klinik sowieso sehr überschaubar waren, dachte ich, dann brauche ich keine zweite Portion mehr. Wir gingen in eine Wirtschaft, wobei wir das andere Restaurant mit dem berühmten Namen nicht mehr fanden. Die Wirtin war sehr nett und brachte uns sofort die gewünschten Wiener, da wir es eilig hatten. Als wir heraus kamen, sahen wir doch prompt das Schild mit dem anderen Restaurant. Das ist uns schon häufig so gegangen. Wir erwischten den Bus und kamen nach Hause, und da ich bei den Schwestern angerufen hatte, hatte der Speisesaal und auch die Schwestern auf Station für jeden von uns ein Abendessen aufgehoben. Der Teller im Speisesaalwar, wie schon erwähnt, extragroß , aber ich schaffte ihn nicht ganz, da ich ja schon ein Wiener Würstchen gegessen hatte. Der Ausflug war aber insgesamt ganz schön, wenn ich auch am Anfang ziemlich sauer war. Denn wir gingen auch noch dorthin, wo Wicki gedreht wurde, fanden aber nur drei Hütten vor, in die man nicht einmal hineingehen durfte, und oben waren auch noch Überwachungskameras angebracht. Das Schiff, welches ebenfalls dort ausgestellt war, war schon in die nächst größere Stadt gebracht worden. Mir taten die Beine weh, da mir seit der Transplantation damals die Beine noch immer sehr schmerzten, wenn ich einmal eine längere Strecke lief. Wir hatten die ganzen Strapazen, rannten von einem Ort zum anderen und erlebten doch nichts, daher war ich ziemlich schlecht gelaunt, wobei mich erst der Käsekuchen und der Cappuccino wieder freundlicher stimmten. An einigen der Wochenenden, ich war ja nur drei Wochen dort, saßen wir auch nur blöd herum, da einfach die Busse immer um Haaresbreite dann ab fuhren, wenn wir zur Haltestelle kamen, da mein Bekannter einige Mühe hatte, den Busfahrplan zu lesen, denn einige der Blöcke waren auf der Rückseite , oder es war noch ein Block eingebunden, so das es ziemlich kompliziert war, den Fahrplan zu lesen. Da machte ich dauernd den Scherz mit dem Altersheim, da wir immer von einem Essen auf das nächste warteten. Wir lungerten dann mehr oder weniger auf dem Balkon herum oder gingen spazieren. Oder wir saßen in der Ferienwohnung meines Bekannten. Er war mittlerweile umgezogen, aber diese Ferienwohnung war zwar sehr modern, hatte aber leider nicht den Charme der anderen Wohnung. Tatsächlich, wie mein Bekannter es vorhergesagt hatte, gab es keine Badewanne. Ich war wirklich enttäuscht. Die Möbel waren zwar sehr schick, aber es roch furchtbar nach abgestandenen Polstern. Teilweise würgte es mich richtig im Hals. Aber es gab ein Telefon, auf dem man kostenlos angerufen werden konnte, so musste ich nicht auf meinem Handy meinen Bekannten anrufen, wenn ich etwas von ihm wollte, oder wenn ich auf ihn wartete. Außerdem konnte auch ich dort kostenlos meine Wäsche waschen, denn in der Klinik hätte es je nach Waschgang, 4 × 0,50 € mindestens gekostet. Der Trockner in der Klinik war umsonst. So schleppten wir in der Stofftasche, die wir als Transporttasche für unser Therapiebuch mit dem Logo und der Anschrift der Klinik bekommen hatten, meine Wäsche in die Ferienwohnung, wo wir dann, nachdem wir im Kiosk der Klinik zwei Waschmaschinen-"Plätzchen", wie mein Bekannter sie nannte, gekauft hatten, die Wäsche wuschen. Wir wollten sie eigentlich in die Maschine stecken und dann zum Essen in die Klinik gehen, aber die Vermieterin stand gerade in der Tür und hörte nicht auf, sich mit uns zu unterhalten. Sie war sehr nett, aber wir konnten ihr nicht richtig klarmachen, dass wir es etwas eilig hatten. Außerdem wollte ich nicht, dass sie die Wäsche sieht. Nach einer Weile trat ich von einem Bein auf das andere, und sie merkte, dass ich langsam nicht mehr stehen konnte und ließ uns gehen. Wir stopften alles in die Maschine und dachten, in 90 Minuten ist alles sauber. Aber es dauerte länger, wir konnten das beide nicht einschätzen, zumal ich zu Hause bei meiner Wäsche niemals auf die Uhr schaue, sondern einfach alles herausnehme und in den Trockner stecke, wenn es fertig ist. Nachdem dann alles fertig war, hatten wir Glück, der Trockner in der Klinik war leer, meine Unterhosen stopften wir also in den Trockner und wuschen. Danach nahm ich alles mit aufs Zimmer. Versehentlich hatte ich eine fremde Unterhose mitgenommen, denn ich wunderte mich, woher dieser Liebestöter stammte, in den mein Hintern dreimal hineingepasst hätte, und auf dem ein Herz in Relief aufgedruckt war. Ich legte die Unterhose auf den Tisch, damit wir nicht vergessen würden, sie irgendwann einmal mit hinunter in den Waschraum zu nehmen, um sie dort irgendwo zu deponieren, wo derjenige sie mitnehmen konnte, der sie vielleicht vermisste. Die Putzfrau war inzwischen reingekommen und muss sich ihren Teil gedacht haben, was ich für riesengroße Unterhosen trage. Dies war wirklich eine komische Situation, und mein Bekannter und ich lachten uns scheckig. Auch die Buntwäsche schleppten wir mühelos in die Pension, wuschen alles, und warteten wieder vergebens, bis die Wäsche endlich durch war, wobei dann mein Bekannter alles abpumpte und den Schleudergang einschaltete, sonst säßen wir vielleicht heute noch da. Wieder hatten wir Glück, der Trockner war frei, und so konnten wir alles problemlos waschen. Einmal fiel mir beim Zähneputzen das Provisorium heraus, welches ich noch immer in dem Zahn hatte, in welchem die Wurzelbehandlung einen Tag vor meiner Transplantation durchgeführt worden war, die noch nicht ganz abgeschlossen war. Mein Arzt sagte mir, ich dürfe erst ein Vierteljahr nach meiner Transplantation, wenn wir in einer sichereren " Flugphase“ wären, die Wurzelbehandlung fortführen. Daher musste ich mehrmals ein Provisorium bekommen, da es immer wieder heraus fiel, entgegen dem Spruch: nichts hält besser als ein Provisorium. So musste für uns ein Zahnarzttermin in einem in der Nähe gelegenen größeren Ort vereinbart werden. Das Taxi war auch bestellt, und wir bekamen eine Verordnung von der Ärztin, die wir mitsamt der Quittung bei meiner Kasse einreichen sollten. Die Verordnung wurde uns aber noch nicht mitgegeben, sodass die Taxifahrerin sie noch nicht abzeichnen konnte. Dies wurde dann nachgeholt, die Taxifahrerin konnte die an der Rezeption deponierte Verordnung unterschreiben, die wir dann von der Rezeptionistin ausgehändigt bekamen. Bei der Zahnärztin im Haus roch es so furchtbar, da die Praxis am Bahnhof gelegen war, wo offensichtlich irgendwelche Leute, die kein anderes Klo hatten, hineingepinkelt hatten, dass es mir schlecht wurde. Ich hatte wieder einen dieser Tage, wo es mich sowieso dauernd im Hals würgt. Daher war mir sowieso schon übel. Kaum waren wir in der Praxis angelangt, konnte ich gerade noch mein Kärtchen hinlegen und rannte auf die Toilette. Da die Patiententoilette besetzt war, kotzte ich alles, was der Magen hergab, in das Ärzteklo. Ich hatte nicht viel gefrühstückt, ein halbes Wurstbrötchen und eine Birne, aber alles begegnete mir rückwärts wieder. Danach ging es mir besser. Die Ärztin war schon etwas älter, sie sprach vorwiegend mit meiner Begleitperson, offenbar hielt sie mich für etwas grenzte Biel, und sie meinte, sie würde so behutsam wie möglich vorgehen. In dieser Hinsicht war sie sehr lieb, erneuerte lediglich das Provisorium und ließ den Rest in Ruhe. Eine weise Entscheidung. Als wir wieder aus der Praxis traten, holte ich einmal tief Luft, und wir rannten das eine Stockwerk hinunter bis zum Ausgang, wo ich dann erst wieder atmete. Ich hatte den ganzen Weg geschafft, ohne ein einziges Mal Luft zu holen. Sonst hätte ich wahrscheinlich noch Galle gespuckt. Wir riefen das Taxi, und er fuhr uns wieder zurück. So ging doch alles schnell über die Bühne. Das Taichi war jedes Mal während der Visite, sodass wir jedes Mal die Ärzte bitten mussten, etwas früher zu uns zu kommen, oder wir melden uns nach dem Taichi. Die Ärztin meinte wieder, ob das überhaupt etwas für mich sei, und ich entgegnete ihr, dass ich dortbleiben wolle. Obwohl ich nicht immer alles mitbekam, konnte meine Begleitung mich gut korrigieren, und ich lernte ziemlich viel. Am Ende habe ich mir sogar die CD gekauft mit den Anweisungen des Kursleiters, und ich hoffe, dass ich mich bald dazu aufraffen werde, die Übungen zu machen. Leider kam ich nur bis zur vierten Übung, da ich am letzten Tag das Abschlussgespräch nicht verpassen wollte. Aber dennoch war es eine gute Anregung, sich einmal mit Taichi zu befassen und vielleicht regelmäßig diese Bewegungsmeditation durchzuführen. Am letzten Wochenende kam dann eine Freundin von mir zu Besuch, die auch immer mit mir musiziert. Sie gab uns durch, wann sie kommen würde, und sie sollte in der Ferienwohnung übernachten, da zwei blinde Frauen in dieser unbekannten Umgebung des Klinikzimmers und der Klinik vielleicht überfordert wären. Die Zimmerwirtin stellte uns ein zusätzliches Bett ins Wohnzimmer, da meine Begleitperson natürlich nicht im Ehebett mit meiner Freundin schlafen wollte. Dies kostete noch einmal elf Euro pro Nacht, zehn Euro für das Bett und einen Euro für die Kurtaxe. Wir holten meine Freundin am Bahnhof des nächstgelegenen größeren Ortes ab, wo es aber keine Schließfächer gab, in die wir den Koffer hätten einsperren können, so lange, bis wir mit dem Kaffeetrinken fertig waren und etwas die Stadt angeschaut hätten. Ich hatte das Glück, dass ich am Vormittag einen Termin bei der Kosmetikerin in diesem Ort bekam. Dies hatte aber eine längere Vorgeschichte. In dem Ort der Klinik wollte ich zur Kosmetikerin gehen, und wir gingen in den Frisörladen, wo sie ihre Wirkungsstätte hatte. Man sagte mir, sie seien Urlaub, ich solle am Montag noch einmal anrufen. Am Montag rief ich an und hörte auf dem Anrufbeantworter, dass sie erst am Dienstag zurückkommen würde und dann zurückrufen würde, wenn man die Nummer hinterließ. Am Mittwoch geschah weiterhin nichts, und wir gingen noch einmal in den Frisörladen, wo man uns sagte, dass die Kosmetikerin gerade bei der Arbeit war, und dass sie sich bei uns melden würde. Mein Bekannter hatte noch eine andere Kosmetik entdeckt, aber dort hieß es, dass erst die Eröffnung einen Tag später war. So gingen wir zur Rezeption und baten darum, dass man uns bei der Buchung einer Kosmetikerin helfen möge. Zuerst wurde dies abgelehnt mit der Begründung, wir könnten das doch selber machen. Ich erklärte, dass ich damit überfordert sei, und als die Dame meinte, mein Bekannter könne das doch für mich machen, sagte ich, der war auch überfordert. So gab sie uns die Adresse der Tochter einer der Rezeptionistinnen, wo sie auch sofort anrief. Wir gingen mit dem Therapeuten Buch in den Ortskern hinunter, um einen Termin außerhalb meiner Anwendungen zu vereinbaren. Wir hatten großes Pech, denn zu den Zeiten, wo ich Therapie hatte, hätte sie Termine frei gehabt, und immer dann, wann ich hätte kommen können, hatte sie keinen Termin. Ausgerechnet diesen Freitag musste sie ihre Eröffnung vorbereiten, da hätte ich den ganzen Nachmittag Zeit gehabt. Am Samstag war die Eröffnungsfeier, da konnte sie auch nicht. Wir gingen also wieder zur Rezeption, die langsam merkte, dass wir wirklich mit der Sache überfordert waren. So gab sie uns eine Telefonbuchseite mit vier Kosmetikerinnen aus dem Ort, wo wir meine Freundin vom Bahnhof abholen wollten. Ich betete, dass es eine Kosmetikerin geben möge, die am Vormittag Zeit hatte. Tatsächlich hatte ich beim ersten Anruf bereits Glück. Nach vier Versuchen war das aber auch wirklich Zeit. Dann wollten wir einen Tisch in einer Pizzeria buchen. Wir gingen zur nächstgelegenen Pizzeria, die ausgerechnet zu dieser Zeit geschlossen hatte. So gingen wir wieder an die Rezeption und baten, uns einen Tisch in einer anderen Pizzeria zu reservieren. Mittlerweile hatten die Damen an der Rezeption verstanden, dass wir uns besonders schwertaten und besonderes Pech hatten, und sie rief bei einer anderen Pizzeria an und bestellte uns für 18:30 Uhr am Samstag einen Tisch. So konnten wir um 9:30 Uhr am Samstag mit dem Bus in die Stadt fahren, wo mich mein Bekannter bei der Kosmetikerin ablieferte. Zuvor haben wir das Viertel etwas erkundet, und es war wirklich wunderschön. Zum Beispiel gab es ein hölzernes Boot, in welches Blumen eingepflanzt waren. Die Atmosphäre in dem Viertel war wirklich sehr schön, es waren lauter alte Häuser, und mein Bekannter zeigte mir die Holztüre, wo es zur Kosmetikerin ging. Die war noch beschäftigt, hörte uns aber und kam heraus und meinte, ihr seid es, ich bin gerade noch dabei, eine Braut zu schminken. Wir kamen dann zum vereinbarten Termin um 10:30 Uhr. Die Kosmetikerin meinte, mein Mann könne mich hier lassen und in der Zeit etwas spazieren gehen und mich dann um ca. 12:30 Uhr wieder abholen. Das fand ich sehr lustig, da wir häufiger als Ehepaar angesehen werden, und mein Bekannter mit meinem Nachnamen angesprochen wird. Das fand ich total goldig. Manche sagten zu ihm Betreuer, was ich nicht so schön fand. In dem Zimmer der Kosmetikerin war es total schön. Ich konnte anhand der Lichter erkennen, dass an der Decke ein Kronleuchter war. Es war nicht sehr hell in dem Zimmer, doch es war ein sehr altes und gemütliches Haus. Die Liege war wirklich wunderbar, man konnte so gut wie alles verstellen. Die Frau war auch sehr freundlich. Mir wurden die Nägel gefeilt, da ich meine eigene Feile nicht dabei hatte, sie pflegte meine Füße und schnitt mir die Nägel, zwickte mich ein paarmal, aber ansonsten machte sie es genauso gut wie meine Kosmetikerin zu Hause. Die Augenbrauen zupfte sie mir wesentlich schmerzfreier und viel langsamer und vorsichtiger. Als sie mir die Achseln mit Wachs enthaarte , hat es nicht einmal gekitzelt wie sonst. Ich konnte also gut und gerne sagen, insgesamt war es genauso schön wie bei meiner Kosmetikerin, nur noch viel gemütlicher. Um 12:30 Uhr kam dann meine Begleitung wieder, die ich gebeten hatte, jedem von uns ein Leberkäsebrötchen zu kaufen. Wir wollten dann noch beim Metzger etwas Wurst und Brötchen holen, da wir zu dritt in der Ferienwohnung frühstücken wollten. In der Wohnung war alles nur für zwei Personen ausgelegt im Gegensatz zu der anderen Wohnung, wo auch gut und gerne eine Familie mit zwei oder drei Kindern Platz gehabt hätte. Als wir die Vermieterin fragten, ob sie auch Familien mit Kindern beherbergen würde, meinte sie, sie hätte einen guten Parkettboden, und die Leute, die dort fest wohnten, wollten ihre Ruhe, und das sei nur für zwei Personen ausgelegt. Dies fand ich etwas komisch, und außerdem sprach die Dame so vornehm wie Gisela Schneeberger aus der Serie „Im Schleudergang ". Aber insgesamt war sie recht nett. Wir holten also, nachdem wir die Leberkäsebrötchen gegessen und uns im Supermarkt eine Limo geholt hatten, meine Freundin ab. Sie hatte eine große Tasche mit Rädern dabei, aber wir konnten sie, wie erwähnt, nicht einschließen. Wir gingen wieder in das Café, wo ich einmal für 0,50 € auf der Toilette war. Dort gab es neben warmen Speisen Kuchen und auch Eis. Die Bedienung war sehr freundlich. Es schmeckte auch alles sehr gut. Wir aßen alle drei ein Eis, das ich spendierte, da ich ja froh war, dass meine Freundin extra 5 Stunden mit dem Zug zu mir gefahren war und bereit war, Geld für Übernachtung und Essen auszugeben. Wir schleppten dann den Rollkoffer wieder zum Bahnhof, wobei ich ihn zog, da mein Begleiter uns beide links und rechts führte, und meine Freundin den Beutel meines Bekannten trug. So kamen wir mehr oder weniger gut zurecht. Als wir an der Bushaltestelle waren, hätten wir noch 1 Stunde warten müssen, daher bestellten wir uns ein Taxi. Am Abend setzten wir uns dann gemeinsam mit meiner Freundin an den Tisch, wo uns die Leute sehr hilfsbereit und fürsorglich halfen und meine Freundin unterstützten, ihr einen Löffel brachten usw. Wir aßen das Naseegoring, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte, aber es schmeckte fürchterlich. Es war eigentlich nur Reis mit Resten und ein paar Erdnüssen. Meine Freundin meinte, ihr würde schon schlecht werden, und es sei die ganze Nacht in ihrem Bauch herumgegangen. Am Abend saßen wir dann in der Cafeteria, wo es wieder einmal Rentner Musik gab. Ein Alleinunterhalter mit einem riesengroßen Keyboard stand da und sang, aber er bekam nicht so wirklich die Resonanz vom Publikum, die er sich vielleicht erhofft hatte. Ich versuchte, der ganzen Sache etwas Komisches abzugewinnen, und ich lachte die ganze Zeit und versuchte, die anderen dazu anzustiften, auch etwas Blödsinn zu machen. Die standen aber nach einer Weile auf und gingen, und mein Bekannter und meine Freundin und ich blieben zurück. Sie hatten nicht einmal gefragt, ob wir vielleicht Lust hätten, mitzugehen. Der blinde Mann im Rollstuhl, der behauptet hatte, immer sofort von jedem angesprochen zu werden, saß in der Ecke und hielt sich die Ohren zu. Ich fand das seltsam, denn wenn mir bestimmte Musik nicht gefällt, dann gehe ich eben einfach woanders hin, anstatt mich hinzusetzen und mir die Ohren zu zuhalten. Ich mag solche Musik absolut nicht, aber ich dachte, wenn wir in einer großen Gruppe sind und Blödsinn machen, und uns gemeinsam über das Ganze lustig machen, dann kommt schon die richtige Stimmung auf. Aber meinen Sinn für Humor teilte niemand so richtig. Dann spielte er einige modernere Stücke, und ich hätte gerne getanzt, mein Begleiter traute sich aber nicht. Es war nur eine einzige Person auf der Tanzfläche. Es ist halt immer so, erst muss einer den Anfang machen, einige andere dann hinterher gehen, und dann kommen sie alle. Das ist eigentlich schade. Am nächsten Tag frühstückten wir gemeinsam in der Ferienwohnung, wobei mein bekannter am Wohnzimmertisch saß, da er nicht so kleckerte wie wir, und meine blinde Freundin und ich lieber am Esstisch saßen. Der Esstisch war lediglich eine Steinplatte, die an eine Mauer montiert war. Dazu gab es zwei Stühle aus Plastik, die etwas hin- und her schwangen. Es war eine sehr moderne Küche, aber es fehlte einfach die Gemütlichkeit wie in der anderen Ferienwohnung. Dann saßen wir da, es regnete, wir hörten Radio und wussten nicht, was wir tun sollen. Ich schlug vor, wieder in die Stadt mit dem Monument zu fahren, und dieses Mal an den kleineren sie spazieren zu gehen. Natürlich hatten wir einmal wieder auf Deutsch gesagt ums Arschlecken den Bus verpasst, da ich annahm, dass es derselbe war, der auch in die andere Stadt fuhr, aber dieser fuhr 1 Stunde früher. So waren wir zu spät dran. Wir saßen also da und hörten Radio und warteten, dass die Zeit verging, damit wir dann 2 Stunden später einen Bus nehmen konnten. Mein Bekannter meinte, er habe nur noch wenig Geld, er würde in der Klinik Essen. Meine Freundin fand das fürchterlich, denn sie mag den Geruch im Krankenhaus sowieso nicht, und ihr ging immer noch das Essen vom Abend im Magen herum. So ging mein Bekannter hinauf in die Klinik und rief uns an, um durch zu geben, was es gab. Wir wollten aber nicht essen, da ich in dem Restaurant essen wollte, dass wir das letzte Mal nicht gefunden hatten. Meine Freundin aß eine Brezel und ein Ei, ich hatte kaum Hunger, hatte auch nur ein Brötchen und ein Ei zum Frühstück gegessen. Er kam dann vom Essen zurück und meinte, er hätte nur noch wenig Geld übrig. Wir fuhren dann mit dem Bus dorthin und fanden auch das Restaurant. Die Bedienung zeigte uns einen Platz, aber sie kam nicht auf die Idee, uns schon einmal zu fragen, was wir trinken wollten, oder uns die Speisekarte hinzulegen. Da mussten wir erst selbst darum bitten, und ich suchte mir, da ich ja keine Käsespätzle essen darf, die Ruesdi aus. Meine Freundin bestellte sich lediglich einen Eiskaffee, da wir ja noch abends in die Pizzeria wollten. Die hatten aber beide zwei Brötchen zum Frühstück gegessen, mein Bekannter hatte ja zu Mittag gegessen, und sie eine Brezel und ein Ei. Daher hatte ich wie üblich mal wieder den meisten Hunger. Die Rösti waren ganz gut, auch das Gemüse, aber auf den Rösti lag ein fürchterliches Fleisch, das war in kleine Bröckchen geschnitten und hatte lauter Flechsen. Mein Bekannter aß es für mich auf, und ich gab ihm auch einige der Rösti , er ließ mir aber den Löwenanteil. Dann bestellte ich mir auch einen Eiskaffee, der von meiner Freundin war ewig nicht gekommen. Dann kamen beide gleichzeitig, und wir stellten mit befremden fest, dass der Kaffee heiß war, und dass die Eiskugeln hinein getan wurden, und sich beides zu einem undefinierbaren Brei verschmolzen hatte. Der Kaffee schmeckte fürchterlich und auch das Eis. Als mein Bekannter den Rest meiner Rhabarberscholle trank, stellte er fest, dass unten ein Pulver Rest war. Nicht einmal die Schorle war echt gewesen. Es war einfach schrecklich. So fuhren wir zu dem kleinen See, der zu dem Ort gehörte, und wollten dort etwas spazieren gehen. Aber es regnete, und überall waren Pfützen. So blieb uns einmal wieder nichts anderes übrig, als in das nächste Café zu gehen. Das war ein Café innerhalb eines Schwimmbades, und so roch es etwas nach Chlor, und überall war Dampf. Aber der Eiskaffee war gut, und es war ein Fenster offen, wobei ich dann mit meinem Bekannten den Platz tauschte, wo es etwas kühler war. Danach gingen wir wieder und liefen den kleinen steilen Berg, den wir zuvor erklommen hatten, wieder hinunter. Danach fuhren wir wieder nach Hause, denn viel konnten wir dort nicht machen. Wir bestellten uns ein Taxi, welches meine Freundin zum größten Teil übernahm. Der letzte Bus war gefahren, obwohl es erst 15:00 Uhr war. Der Taxifahrer war sehr gesprächig, und als ich ihm erzählte, dass wir in dem Restaurant solches Pech hatten, meinte er, das sei mittlerweile bekannt, er höre häufiger solche Geschichten. Die Bedienung sei schon immer langsam gewesen, man könne ihr beim Bedienen die Schuhe besohlen. Dann erzählte ich ihm, dass wir in der Gaststätte zur Post waren, wo die Bedienung total nett war, und wo sie uns sofort die Würstchen brachte, als ich ihr sagte, dass wir es eilig hätten. Da meinte er, das sei seine Frau. Das fand ich lustig, zumal ich Gott sei Dank etwas Positives über sie sagen konnte. Dort scheinen sich alle zu kennen. Ich erzählte ihm auch, dass ich in dem Ort der Klinik in einem sehr netten Café war, wo mir sogar die Bedienung ein kleines Stück Kuchen zum Versuchen gebracht hat, da ich dachte, ich weiß nicht, ob er mir schmecken wird. Schon zu oft habe ich einen Kuchen bestellt, der mir nicht schmeckte, und da musste ich wieder ein neues Stück kaufen. Sie hat es mir sogar ganz umsonst gegeben, obwohl es ein halbes Stück Kuchen war. Dann erzählte ich ihm, dass ich mit meinem Bekannten in einer guten Bäckerei war, für die er als Kurgast einen Gutschein bekommen hatte. Da meinte er, die Inhaber dieser beiden Cafés seien Geschwister. Ich schwärmte von der wunderbaren Eierlikörtorte mit dem herrlichen Nussboden. Da erzählte er mir, dass die Frau aus dem einen Kaffee ihm jedes Jahr zum Geburtstag so eine Eierlikörtorte backt. So klein ist dort die Welt. Am Abend gingen wir dann zur Pizzeria. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass mit meinem Geschmack etwas nicht stimmt, da mir manche Dinge auf einmal nicht mehr süß erschienen, und da ich dauernd dachte, alles sei ohne Salz. Das kommt von den Medikamenten, insbesondere von dem Zeug, was ich zur Vorbeugung von Lungenkeimen inhalieren muss. Als wir also in der Pizzeria waren, bestellte ich Spaghetticarbonara, da mir dies von den blinden Mann sehr empfohlen wurde. Als die Spaghetti kamen, waren es lediglich gekochte Spaghetti ohne Salz mit etwas Sahnesauce. Ich habe schon häufiger Carbonara gegessen, insbesondere an der Dialyse in einer Aluschale einer Firma, oder von bofrost, da haben sie mir immer gut geschmeckt. Ich fand das aber so furchtbar, blanke Spaghetti mit Fett zu essen, dass ich darum bat, man möge mir noch etwas Schinken und ein paar Erbsen hinein tun. Es dauerte auffällig lange, und dann kam der Kellner mit einem ganz neuen Gericht. Es waren Nudeln mit einer roten Sauce, die aber wesentlich besser schmeckten. Als es dann ans Zahlen ging, rundeten wir die 48 €, die wir zu dritt bezahlen mussten, auf 50 € auf. Dies teilten sich mein Bekannter und ich, da wir meine Freundin einladen wollten wie versprochen. Mein Begleiter erklärte mir, dass der Kellner ziemlich komisch geschaut hätte, da er wohl mehr Trinkgeld erwartet hätte. Da er seine Lesebrille nicht dabei hatte, konnte er nicht erkennen, ob ich beide Gerichte hätte zahlen müssen, oder ob nur ein Gericht auf der Rechnung stand. Zu Hause stellten wir dann fest, dass er mir ein Gericht erlassen hatte. Der Kellner nahm den Rest der Nudeln mit der roten Sauce, die ich nicht mehr geschafft hatte, und fragte, "Mitnehmenm?" Wir dachten, er wolle wissen, ob er den Teller mitnehmen könne. Dies bejahte ich, und dann kam er mit einer Aluschale mit Deckel. Da ich in der Klinik war, hätte es mir nicht viel geholfen, den Rest der Nudeln mitzunehmen. So ließ ich es stehen, und er rannte mir hinterher, wobei ich ihm dann erklärte, dass ich die Nudeln nicht mehr wollte. Mein Bekannter meinte, ich hätte ihn damit beleidigt, denn erst hatte ich ein Essen zurückgehen lassen, und dann wollte ich auch noch den Rest meines Essens nicht mitnehmen. Meine Freundin und ich haben noch einen Amaretto und einen Cappuccino bestellt, und dann hätten wir sogar, nachdem wir gezahlt hatten, einen Amaretto umsonst bekommen. Das hatte ich schon gedacht, aber ich wollte unbedingt einen Amaretto haben. Hätte ich gewartet, hätte ich ihn kostenlos erhalten. Einen zweiten hätte ich nicht geschafft. Als wir dann zu Hause waren, besprachen wir, wie die Heimfahrt aussehen sollte. Denn ursprünglich wären wir alle drei am 19. gefahren, da mein Bekannter am 20. wieder hätte arbeiten müssen. Er hat aber bis zum 23. noch frei bekommen. So konnte meine Freundin vom 18. bis zum 20. bleiben, wobei mein Bekannter und ich dann am 21. Wie geplant nach Hause gefahren wären. Nun hatten die Leute am Tisch mir aber erklärt, dass ich mit dem Taxi hätte fahren müssen, da man nach einer Transplantation nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren dürfe, um Keime oder Ansteckungen zu vermeiden. Ich solle doch einmal die Ärztin fragen, ob ich ein Taxi bekäme. Ich hatte aber bereits eine meiner Reisetaschen per Hermes aufgegeben, die dann am 20. ab 8:00 Uhr in der Früh abgeholt werden sollte. Ich wollte aber nicht 17,90 € umsonst bezahlen, um dann zu Hause auch noch meiner Tasche nach rennen zu müssen. Daher baten wir die Rezeption, die Tasche so lange zurückzuhalten, bis ich mit der Ärztin gesprochen hätte. Sie meinten, diese Ärztin käme immer erst nach 8:00 Uhr. Ich hatte sie aber schon zum Blut abnehmen um 8:00 Uhr, daher hoffte ich, dass ich sie antreffen würde, damit sie mir die Frage beantwortet, ob ich mit dem Taxi fahren könnte, dann hätte ich die Tasche mit dem Taxi mitnehmen können. Kurz vor 23:00 Uhr rannten wir aber noch zum Geldautomaten hinunter, da ich das Geld für Hermes abheben musste, weil mein ganzes Geld schon ausgegeben war. Wir rannten wieder zurück und kamen kurz vor Toresschluss in der Klinik an. Ich übergab dem Wachdienst das Geld und die Tasche. Meine Freundin hatte mit dem Wachmann gesprochen, und ich erklärte dann noch den Rest, so war er auch sehr freundlich und verstand mein Problem. Mein Bekannter hätte meine Freundin mit dem Bus in den anderen Ort fahren müssen, sie dort in den Zug setzen müssen und wäre dann wieder zu mir gekommen. Wenn ich mit dem Taxi gefahren wäre, hätte er bis in meinen Heimatort mitfahren müssen, da er unterwegs ja nicht woanders hätte aussteigen können, um dann mit dem Zug weiter zu fahren, sonst hätte der Taxifahrer ja von der Autobahn weg und in die Großstadt fahren müssen. Er wollte aber nicht mehr mit mir nach Hause fahren und einen Tag bei mir übernachten, um dann zu sich nach Hause zu fahren und mit der Arbeit beginnen, sondern er wollte einen Tag früher nach Hause, um sich noch etwas auszuruhen. Daher beschlossen wir, dass er meine Freundin bis in die nächste Großstadt begleitet, die beiden sich dort trennen, und er in seine Heimat und sie in ihre fahren sollte. Ich würde mich vom Hol- und Bringedienst zu den Anwendungen begleiten lassen. Die beiden sollten um 8:00 Uhr, nachdem sie der Vermieterin das Geld und die Schlüssel überreicht hätten, mit dem Bus und dann mit dem Zug weiterfahren sollen. Dies klappte auch gut. Am Morgen hatte ich Blutabnahme und fragte eine Ärztin, die ich noch nicht kannte, ob ich denn ein Taxi bekäme. Sie meinte, wenn meine Leukozyten in Ordnung sein, bräuchte ich das nicht, ich könne mit dem Zug fahren. Die Leukozyten waren in Ordnung, so rief ich in der Rezeption an und gab die Tasche für die Abgabe an Hermes frei. Am Nachmittag erhielt ich dann den Gepäckschein. Ich rief bei der Mobilitätszentrale der Bahn an und machte eine Zugverbindung ab 10:00 Uhr, wobei ich dann ungefähr um 13:00 Uhr bei mir Zuhause sein würde. Es ging nur noch darum, dass ich den Arztbrief erhalten sollte. Ich hatte noch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, die aber um 7:30 Uhr fertig sein sollte. Am Tag zuvor, als die beiden abreisten, wurde ich vom Service der Klinik überallhin begleitet. Ich nutzte die Zeit, um dann auch gleich Termine in der Transplantationsambulanz in meinem Heimatort und zur Inhalation von Pentacarenat in der Universitätsklinik auszumachen. Ich war ganz stolz, alles schon so schön vorbereitet zu haben. Beim Terraintraining konnte ich mit der Praktikantin laufen, wir hatten einen sehr netten Therapeuten, der selbst in der Mitte mit lief und dauernd schaute, ob wir noch mitkämen. Es war ein sehr gemütlicher Spaziergang. Da die anderen von unserem Tisch bereits weg waren, gesellte sich eine der Frauen beim Terratraining zu mir. Am Essenstisch war nur noch der ältere Herr und diese Frau. Sie fragten mich, ob ich denn das nächste Jahr wiederkommen würde. Ich meinte, medizinisch sei ja nun alles geregelt, nach einem Jahr könnte ich dann auch in einem blinden Hotel in der Nähe eine Kur machen, da uns nach einer Transplantation jedes Jahr zwei Wochen Kur zu stehen. Ich erklärte, dass ich hier nicht viel machen konnte, da die Gruppentherapien mehr auf Sehende ausgerichtet seien, die Ausflüge 30 € kosteten, das Freizeitangebot wenig für blinde geeignet war, und in dem Ort sowieso der Hund begraben sei, und man ohne Auto schlecht weg käme. Daraufhin redeten die beiden auf mich ein: man bräuchte doch kein Auto, man könne doch auch hier etwas machen, es käme doch nur darauf an, was man aus der Situation macht. Man könne doch auch mit dem Bus in die Stadt fahren, und man sei doch selbst dafür verantwortlich, was man aus einer Situation macht oder nicht. Ich erklärte den beiden, dass es leicht sei, so etwas zu sagen, wenn man genügend Kontakte hat, um mit denen mitzufahren, und sich einem mehrere Mitfahrgelegenheiten anböten. Da meinte die eine Frau, sie sei nur einmal mit ihrer Tischnachbarin mitgefahren, sie sei ja oft zu krank gewesen, um mitzukommen, wobei ich ihr sagte, das stünde ja auf einem anderen Blatt. Sie meinte, sie bräuchte keine anderen Menschen, man könne auch alleine klarkommen, man bräuchte doch andere nicht, um glücklich zu werden, man solle doch sein Glück nicht von anderen abhängig machen. Der Mann meinte, er sei gerne alleine, dann könne er wenigstens machen, was er wollte. Sie wollten einfach nicht sehen, dass ich aufgrund meiner mehrfachen Behinderung wesentlich schwieriger Kontakte fand, und dass ich mein ganzes Leben gelernt hatte, alleine klar zu kommen und alleine zu sein und mich alleine zu beschäftigen. Ich stand da wie jemand mit einer geringen Frustrationstoleranz, der dauernd von anderen unterhalten werden wollte, der nicht einmal 1 Minute alleine sein konnte, und der nichts aus seiner Situation machen könnte. Ich fand das ziemlich bitter, da die beiden anderen ja dauernd in ihrer Clique mit den anderen Zusammenhängen, und mein Bekannter und ich mehr oder weniger außen vor waren. Sie meinte, ich hätte ja immerhin ihn gehabt, sie sei ja ganz alleine gewesen. Sie war wesentlich weniger einsam als ich, denn wir beiden hatten schon gerne einmal Anschluss mit anderen, sprachen andere auch an, die uns dann später aber überhaupt nicht mehr grüßten, obwohl wir schon ein paar Worte mit ihnen geplaudert hatten. Auch mein Bekannter hatte das Gefühl, dass die anderen lediglich aus Pflichtgefühl uns ab und zu mit Namen oder uns an ihren Tisch heranwinkten. Aber kaum waren ein oder zwei Leute abgereist, fand die Clique schon wieder andere Leute, mit denen sie herum zogen. Ich erklärte ihr, dass ich aufgrund meiner Behinderung wesentlich eingeschränkter sei, da ich weniger mitmachen könnte, und sie meinte dann, ja, ich sei schon etwas eingeschränkter. Ich war aber ziemlich verletzt, da ich dachte, man hielt mich für jemanden, der es alleine nicht aushält, und der immer nur herumjammert und nichts mit sich anzufangen weiß. Ich gehe doch nicht auf eine Reha, um dann alleine im Zimmer herum zu sitzen. Und es war sie, die einmal meinte, sie würde ja gerne eine Verlängerung annehmen, aber sie fürchte, dann alleine zu sein, weil wir alle schon weg seien, und sie dann wieder eine Bindung zu neuen Leuten aufnehmen müsste. Soviel zum Thema, es sei doch nicht nötig, Gesellschaft zu haben, man könne doch auch alleine glücklich sein. Ich bin zwar gerne alleine, aber ich finde, allein ist es im Himmel nicht schön. Am Abend, als ich dann alle Anwendungen und meine schöne Massage zum Schluss hinter mir hatte, ging ich zum Abendessen. Dort überschlugen sich die beiden fast, mir zu helfen. Ob ich dennoch Suppe wolle, ob er mir sie holen solle, ob sie mir noch einen Teller zu essen bringen sollte usw. Sie würden jetzt in die Cafeteria gehen, sie würden aber den blinden Mann dazu holen, damit ich nicht so alleine sei, da sie Karten spielen wollten. Ich verspürte nicht viel Lust und meinte, sie könnten mich ja anrufen, sobald etwas los sei. Ich hatte daran gedacht, falls vielleicht mehrere Leute zusammensitzen würden, dass sie mich schnell anrufen und sagen, komm runter, wir sitzen alle ganz lustig beieinander. Sie kam dann in mein Zimmer und sagte, sie habe ein Geschenk für mich. Sie überreichte mir eine kleine Tafel Schokolade mit der Aufschrift: „am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, so ist es noch nicht das Ende." ich hatte häufig geklagt, dass ich von einer Diät in die andere falle, was sie übrigens auch häufiger gesagt hatte. Außerdem meinte ich, dass mein Wohlbefinden sich trotz der Superwerte, die ich hatte, mit einem Kreatinin zuweilen bei 0,7, immer noch noch nicht gebessert hatte. Sie versuchte laufend, mich zu trösten und mir zu sagen, dass dies alles noch wird. Teilweise war es auch gut, dass Leute, die schon länger transplantiert waren, mir sagten, dass die Medikamente bald reduziert würden, dass man sich bald besser fühlen würde usw. Zwischendurch hatte mir die Ärztin noch gesagt, dass meine Zuckerwerte zu hoch sein, ich vielleicht aufgrund des Cortison und des Advagraf einen Diabetes entwickeln könnte. Die Frau, die schon dreimal transplantiert war, hatte bei der zweiten Niere einen Diabetes entwickelt. Ich dachte mir, jetzt, da ich kein Calcium mehr essen darf bis zu meiner Operation, brauche ich nicht noch Zucker zu haben. Gott sei Dank stellte es sich dann heraus, dass der HbA1c bei 5,0 war, und man ihn zuvor nicht gemessen hatte. Die akuten Zuckerwerte gingen manchmal nicht runter, obwohl ich schon mehrere Stunden nichts gegessen hatte. Daher aß ich noch ein riesengroßes Eis, bevor dann am nächsten Tag ein zweites Zuckerprofil gemacht werden sollte. Mein Bekannter meinte immer: "Iss, so viel du noch kannst, wer weiß, was sie dir als nächstes verbieten.“ Am Tag der Zuckermessung riss ich mich dann zusammen, und der Zucker war gut. Auch der Langzeitzucker, wie erwähnt, war ein Spitzenwert. Er war wirklich toll. Kein Zucker, Gott sei Dank! Mir fiel aber auf, dass gerade diese Frau häufig irgendwelche Dinge erzählte, und sobald ich dieselben Beschwerden erwähnte, meinte sie, das sei doch nicht so schlimm, sie würde da ganz anders damit umgehen. Das hat mich jedes Mal genervt. Die Schokolade war natürlich gut gemeint, daher nahm ich das Geschenk als Aufmunterung, hätte mir aber vielleicht auch etwas anderes gewünscht. Aber sie gab sich zumindest Mühe. Sie verabschiedete sich und meinte, wir würden uns morgen wieder sehen. Von der Cafeteria erwähnte sie nichts mehr. Ich wollte mich aber dennoch noch einmal sehen lassen, nicht, dass es dann hieß, wir laden Sie ein, und sie will gar nicht. So kam ich dann herunter und bestellte mir einen sanften Engel, einen Orangensaft mit Vanilleeis. Die Frau erklärte mir die Regeln des Kartenspieles, da sie zu dritt gerade in dem Spiel vertieft waren. Der ältere Herr saß auch daneben und meinte, er wolle jetzt nicht spielen, er wolle sich lieber mit mir unterhalten. Er war nicht mehr so locker wie am Anfang mit mir, die Unterhaltung verlief sehr verkrampft. Er fragte mich, wie ich denn Einkaufen ginge, wer mir kochen würde, ob ich denn selbst putzen würde usw. Dann meinte er, ich könne doch auch in das Altenheim ziehen, in dem er lebt, dort gäbe es einzelne Wohnungen, und die Geschäfte, der Arzt und die Apotheke seien vor Ort, man hätte also alles beisammen. Er ist mit 75 Jahren einer der jüngsten dort, und ich meinte, mit meinen 48 würde ich den Durchschnitt noch einmal drastisch drücken. Ich meinte, ich wolle noch lange nicht ins Altersheim. Dann bat ich ihn, doch etwas von Afrika zu erzählen, weil mir das sehr interessant vorkam. Er lachte nur und schaute dem Kartenspiel zu. Nach einer Weile, nachdem sie mir das Spiel erklärt hatten, meinte die eine Frau, sie sei jetzt müde, sie wolle gehen. Nacheinander standen alle auf, und die Frau meinte, ob ich mit ihr nach oben gehen wollte, da unsere Zimmer genau nebeneinander lagen, sie würde mich mitnehmen. Sie hatte mir auch schon mal zuvor angeboten, mich zu einem der Ärzte Vorträge mitzunehmen. Das fand ich sehr nett. Es hatte sich herausgestellt, dass sowohl der Franzose als auch diese Frau nur eine Straße von mir entfernt wohnten. Ich musste mehrfach erwähnen, dass ich auch dort wohne, ehe mir überhaupt jemand zuhörte. Aber meine Adresse wurde nicht verlangt. Mein Bekannter merkte schon, dass sie das gar nicht interessierte. Als wir uns verabschiedeten, meinte der ältere Herr, wir würden uns sicher einmal in meinem Heimatort begegnen, er habe ja schließlich die Adresse der einen Frau, die neben mir wohnt. Ich meinte etwas spitz „wir treffen uns also in meiner Stadt , da du die Adresse der anderen Tischnachbarin hast.“ Den Fehler in seiner Logik, den ich versuchte, hervorzuheben, zu gehen besitzen wird bemerkte er dennoch nicht. Die Frau nahm mich mit nach oben, und ich hatte das Gefühl, sie hätten vielleicht noch länger weiter gespielt, wenn ich nicht gekommen wäre. Irgendwie hatte ich das Gefühl zu stören. Aber sie war wohl tatsächlich müde. Als ich mich an diesem Abend vor meiner Zimmertüre von ihr verabschiedete, meinte ich beiläufig, wir könnten doch einmal in das Café in unserem Viertel gehen, welches bei uns beiden in der Nähe ist. Sie meinte nur, sie würde mal drauf achten, ob sie mich irgendwo laufen sieht, und ich bat sie, dass sie mich dann ansprechen möge. Ein konkretes Treffen wurde aber nicht vereinbart. Am nächsten Morgen gab ich mein Blutdruckgerät ab, ging zum Blut abnehmen und erfuhr eben, dass ich getrost mit dem Zug fahren könnte. Meine Ärztin kam dann noch einmal ins Zimmer und meinte, sie warte noch auf den Arztbrief. Zuvor hatte ich mit der Rezeption ausgemacht, dass „der Diener“ mich um 9:30 Uhr mit meinem Gepäck im Zimmer abholen würde. Es kam dann vor der Visite auch ein Mann und nuschelte in unverständlichem Dialekt irgendetwas und nahm meine Tasche mit. Die Ärztin und ich saßen nach unserer kurzen Abschlußbesprechung noch da und unterhielten uns eine Weile, bis dann ein riesengroßer Umschlag mit mehreren Arztbriefen an mehrere Adressen abgegeben wurde. Ich hatte nicht mehr auf die Uhr geschaut, da ich annahm, um 9:30 Uhr würde ja jemand kommen und mich holen. Dann kam eine andere Frau und meinte, der Diener habe sie geschickt. Als ich unten ankam, war es bereits 9:50 Uhr, und es war zu spät, um den Zug um 10:00 Uhr noch zu erreichen. So ging ich völlig aufgelöst ins Schwesternzimmer und bat darum, mir ein Taxi zu genehmigen. Die Schwester fragte mich mehrmals, was sie denn tun solle, was ich denn von ihr wolle. Ich erklärte ihr, dass sie der Ärztin Bescheid geben solle, damit diese mir ein Taxi verordnet. Ich erklärte der Ärztin kurz die Situation, und die meinte, ich solle noch einmal versuchen, ob 1 Stunde später auch ein Zug führe. Ich setzte mich also mit meinem Handy nach draußen und rief für teures Geld die Mobilitätszentrale an, da mein Telefon im Zimmer bereits abgemeldet war. Ich hatte einen super Sparpreis mit BahnCard 50 für 21 € erhalten. Da dieser aber an den Zug gebunden war, hätte ich noch einmal eine Karte für den neuen Zug lösen müssen. Von den 21 € bekomme ich auch nur vier Euro zurück, da die Stornogebühr 17 € beträgt. Ich sah nicht ein, noch einmal eine Fahrkarte zu lösen, und die Frau am Telefon schlug vor, dass ich mit den Regionalzügen fahren sollte, die mich ja nichts kosten. So brauchte ich 4 Stunden, bis ich nach Hause kam. An dem größten Bahnhof hatte ich 1 Stunde Aufenthalt. Ich gab also der Schwester an, dass ich 1 Stunde später, also um 11:00 Uhr, mit dem Zug fahren könnte, und der Diener brachte mich zum Bahnhof. Zwischendurch hatte mir auch noch der Taxifahrer bei mir zu Hause eine SMS geschickt, dass er mich nicht zur Transplantationsambulanz fahren könnte, da er zu der Zeitdialysen fährt. Da plant man und plant man, und jedes Mal geht es wieder durcheinander. Ich war ziemlich wütend, denn meine Assistentin kann vor 9:00 Uhr nicht kommen, da sie eine spezielle Monatskarte hat, die erst ab 9:00 Uhr gilt. Während der Zugfahrt haben wir uns ein paar mal eine SMS geschickt und telefoniert, und sie erklärte sich bereit, schon um 8:30 Uhr bei mir zu sein, damit wir mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Transplantationsambulanz fahren könnten. Zur Inhalation in die Uniklinik konnte mich der Taxifahrer einen Tag später aber wieder bringen. Ich wurde plangemäß von der Mobilitätshilfe am großen Bahnhof abgeholt, wobei wir vergeblich ein Klo suchten, das halbwegs sauber war, da ich als Transplantierte auf solche stinkenden und dreckigen Bahnhofs Glos lieber nicht gehen möchte. Bei der Bahnhofsmission fanden wir dann endlich eines. Sie wollten mich nämlich nicht in das Mitarbeiterklo lassen. So landete ich wieder in einer behinderten Toilette, was ich als blinde überhaupt nicht leiden kann. Denn da läuft man erst einmal 10 Minuten umher, um überhaupt die Kloschüssel zu finden, da man sich in diesem Riesenklo auch noch verläuft. Das Gestänge ist immer anders angebracht, das Klopapier ist immer woanders, der Schalter, um ab zu spülen ist jedes Mal woanders. So musste der Bahnbeamte auch noch reinkommen, nachdem ich mich wieder angezogen hatte, um ab zu spülen und um mir dann auch noch das Waschbecken und die Seife zu zeigen. Nach langem Suchen fanden wir auch noch eine Gaststätte auf dem Bahnhof. Dort aß ich dann einen Leberkäse mit Bratkartoffeln. Man musste sich aber selbst bedienen, sodass der Beamte, der es eigentlich eilig hatte, da er den nächsten abholen sollte, mir dabei half . Der Verkäufer sprach extrem undeutlich, und so konnte ich das meiste nicht verstehen, was dann der Bahnbeamte übersetzen musste. Er bat den Mann, doch etwas deutlicher zu sprechen. Aber der machte einfach so weiter. Als er mich dann fragte, ob ich noch Ketchupe unde noche e bissela Mayonaise wollte, wiederholte ich, dass ich keine Ketchupe und auch keine Mayonaise habe wollteee. Normalerweise würde ich Leute, die schlecht Deutsch sprechen, nicht nachahmen, aber ich war stinksauer, dass ich noch nicht einmal alleine ein Essen bestellen konnte, und das der Mann auf unsere Bitte hin, sich doch etwas deutlicher auszudrücken, nicht einging. Ich saß dann mit dem Leberkäse und den Bratkartoffeln an einem Tisch, wo ein paar Leute mit spanischem Akzent saßen. Ich hörte auch, dass sie Spanisch sprachen. Ich fragte den einen auf Spanisch, woher sie seien, und sie antworteten mir, dass sie aus Mexiko wären. Keiner interessierte sich dafür, woher ich denn Spanisch konnte, sie gingen wieder ihrer Unterhaltung nach, aber sie waren sehr hilfsbereit, wenn mir etwas fehlte. Ich resignierte und stützte meinen Kopf auf die Hände, da sprach mich ein Mann an und meinte, ich würde so glücklich dreinschauen, wobei ich ihm dann sagte, dass heute überhaupt kein glücklicher Tag für mich sei. Offenbar ist mein Gesichtsausdruck ganz anders als das, was ich innerlich fühle, denn es wurde sich auch schon andersherum beklagt, ich würde so ein böses Gesicht machen, obwohl ich überhaupt nicht schlecht gelaunt war. Zumindest hatte der Mann etwas mit mir gesprochen, und ich nahm mir vor, von mir aus niemanden mehr anzureden sondern nur noch zu warten, bis jemand Lust hatte, das Wort an mich zu richten, denn andersherum fuhr ich nur Enttäuschungen ein, da ich wahrscheinlich auch nicht merke, wer gerade offen war oder wer nicht. Als ich mich dann, als ein neuer Bahnbeamter kam, um mich zum nächsten Zug zu bringen, auf Spanisch verabschiedete, antworteten sie mir auf Deutsch, zuvor hatten sie mich auch erst beim zweiten Mal verstanden. Offenbar ist mein Spanisch ziemlich schlecht geworden. Der Bahnbeamte rannte schon mit meiner Tasche davon, und als ich ihn fragte, ob ich mich einhängen könnte, maulte er mich an, er hätte mir das schon mehrfach angeboten und ich sei aber immer davon gerannt. Das war einer mit Berliner Schnauze . Seltsamerweise sind die mir meistens unsympathisch. Wir fuhren mit einem kleinen Auto, wobei ich dies dieses Mal ganz gut aushielt, normalerweise ist mir das zu schnell, da dann der ganze Wind hereinkommt. Aber er fuhr eigentlich immer im Schritttempo. Wir erreichten den Zug, und endlich begann die letzte Etappe meiner Reise. Um 14:50 Uhr war ich dann endlich zu Hause. Dort holte mich die Bahnhofsmission ab, aber wir fanden kein Taxi, welches behinderten Fahrten macht. Ich bat den Taxifahrer, doch eines zu rufen, doch auf dem Ohr hörte er nicht. Ich wurde wütend und schrie ganz laut, anrufen. Ich war stinksauer, denn meine Nerven lagen blank, da an diesem Tag so gut wie alles schief gegangen war. Insgesamt lief es mit mir und meinem Bekannten ganz gut, zuweilen hatten wir uns in der Wolle. Zum Beispiel, als ich so traurig war, weil der Blutdruck sich wieder nicht einstellen ließ, und er überhaupt nicht darauf reagierte und nur meinte, lass uns frühstücken gehen. Solche Sachen mag ich überhaupt nicht. Oder, als es Differenzen gab, wie er sich polizeilich anmelden musste, ob das für beide Pensionen galt, oder ob er in jeder Pension den Meldezettel erneut ausfüllen musste. Hinterher stellte sich heraus, dass er recht hatte, obwohl es ziemlich uneindeutig formuliert war, aber er hatte eben zwei mal eine Kurkarte vorgefunden, was ich ja nicht sehen konnte. Bei der zweiten Pension hatte er eine wesentlich bessere Kurkarte als ich. Die erste Kurkarte galt natürlich nur die Hälfte der Zeit, solange er in der Ferienwohnung war. Als er umzog, musste er sich wieder neue über einen Meldezettel polizeilich melden, und er bekam von dieser Wirtin eben diese noch viel bessere Kurkarte, wo auch der Gutschein für die Bäckerei drauf war. Insgesamt aber konnten wir solche Streitereien immer ganz gut klären. Manchmal konnte ich ihn irgendwie einfach nicht erreichen, wenn ich etwas wollte, dann saß er einfach da und zeigte überhaupt keine emotionale Regung. Aber irgendwann klärten wir die Situation, und danach ging es wieder. Ich hatte ihm gesagt, dass er doch auch der Frau in der Pension Trinkgeld geben sollte. Dies wollte er dann auch noch nicht einmal selber zahlen, sondern ich hätte dies vorstrecken sollen, sodass dann die Krankenkasse mir die ganzen 400 € inklusive 20 € Trinkgeld zurückerstattet. Ich sagte ihm, das sei nicht das Problem der Kasse und auch nicht mein Problem, er habe dort umsonst übernachtet, unter könne er auch einmal 20 € Trinkgeld geben. Zumal die Wirtin anstatt 39 € pro Nacht nur 38 € verlangt hatte, also mit dem Preis runtergegangen war. Er meinte, ich solle ihn doch nicht sagen, wie viel Trinkgeld er zu geben habe. Ich sagte ihm, manchmal muss man da aber schon einen Anstoß geben. Er gab mir zehn Euro wieder zurück und meinte, wir sollten uns das Trinkgeld teilen, schließlich hätte ich dort ja ein paar Mal gebadet. Ich hatte ihn ziemlich häufig zum Eis oder zum Kaffee eingeladen, und er mich ebenfalls, aber ich wollte schon, dass ich mehr bezahle, da er mich ja begleitet, und da ich seinen Geburtstag vergessen hatte, und ihn dafür ein paar Mal einladen wollte. Irgendwann meinte er dann einmal so nebenbei, dass eine professionelle Begleitperson oder Assistenz 30 € pro Tag gekostet hätte, und sie hätte nur 8 Stunden arbeiten müssen und hätte dann in die Ferienwohnung gehen können. Ich sagte ihm, dass es sogar 30 € pro Stunde sein, dass dies aber dann vom Bezirk übernommen wird. Außerdem sagte ich ihm, er wollte ja dauernd bei mir sein, und er hätte ja auch ab und zu mal sagen können, dass er jetzt in der Ferienwohnung sich zurückziehen und seine Ruhe haben wollte. Er war es ja immer, der am liebsten auch noch mit mir im Zimmer übernachtet hätte. Er betonte auch manchmal, dass es ganz schön viel Arbeit sei, zumal wir dauernd irgend einen neuen Zettel bekamen, auf dem wieder Änderungen standen. Außerdem musste er mit mir dauernd durchs ganze Haus hetzen. Mal hatten wir dauernd was zu tun und waren nur am Rennen, manchmal war es stinklangweilig wie im Altersheim. Die Einteilung des Therapieplanes ließ manchmal etwas zu wünschen übrig. Wir wollten aber sowieso miteinander Urlaub machen und entschieden uns daher, die Reha auch als Urlaub zu nehmen, zumal sie ja für uns beide kostenlos war. Ich habe insgesamt um die 1500 € vorstrecken müssen und hoffe, dass ich dies nun alles von der Kasse wieder bekomme. Ich nehme aber an, dass es klappt, wenn ich wahrscheinlich auch ein bisschen kämpfen muss, wie das bei mir häufig der Fall ist. Ich wunderte mich auch, dass er zu Anfang darauf gedrungen hatte, unbedingt zu mir zu kommen und die ganze Reise mit mir zu machen, anstatt, dass wir uns irgendwo in der Mitte getroffen hätten, um dann gemeinsam dorthin zu fahren. Am Ende auf einmal wollte er unbedingt so fahren, dass er, nachdem wir bei mir angekommen waren, sofort nach Hause fährt, oder er wollte sich dann an einem größeren Bahnhof trennen. Wir fanden ja dann auch die Lösung, dass er meine Freundin nach Hause begleitet, wobei die beiden sich dann eben an einem größeren Bahnhof getrennt hatten, um alleine den Rest der Heimfahrt zu machen. Im Großen und Ganzen kann ich aber sagen, dass wir ganz gut miteinander aus kamen. Leider gibt es noch einige Wermutstropfen, zum Beispiel, dass ich mir frühestens ein halbes Jahr nach der Transplantation die neben Schilddrüsen entfernen lassen muss, da das Calcium zu hoch ist, und sich wider Erwarten nach der Transplantation dieser Zustand nicht gebessert hatte. Bereits nach sechs Jahren Dialyse hatte mir der Arzt in der Gastdialyse bei meinem Bekannten prophezeit, dass sich dies auch nach einer Transplantation nicht bessern würde, und ich mir lieber jetzt schon die neben Schilddrüsen herausnehmen lassen sollte. An meiner Heimatsdialyse waren sie da anderer Meinung, sie dachten genau wie ich, dass nach einer Transplantation sich die Situation bessern würde, da die Niere ja dann wieder aktives Vitamin D herstellt. Auch sagte man mir, die Operation sei nicht ungefährlich, und wenn man alle neben Schilddrüsen herausnehmen würde, von denen wir vier haben, müsste ich mich so durchschlagen. Ich lernte auch eine Frau kennen, bei der die Stimme nun ganz heiser ist, da man bei der Operation den Stimmband Nerv verletzt hatte. Mir hatte niemand gesagt, dass man eine der Nebenschilddrüsen einfrieren konnte, um sie dann bei Bedarf wieder in den Arm zu implantieren. Ich sprach mit einer ebenfalls betroffenen Bekannten, die blind war und sich auf ihre dritte Niere vorbereitete. Die machte mir Mut und sagte, dass sie auch die Nebenschilddrüsen entfernt bekommen hätte, dass man das am besten schon vor der Transplantation hätte machen sollen, um die neue Niere zu schonen bezüglich einer Vollnarkose, und dass es Geräte gäbe, um eine Durchtrennung des Stimmbandnervs zu vermeiden. Auch würde intraoperativ das Parathormon gemessen, sodass nur soviel herausgenommen würde, dass das Parathormon passt. Ich hatte einfach die Befürchtung, wenn die Nebenschilddrüsen entfernt sind, gleichen die andere Nebenschilddrüsen dies wieder aus und fangen wieder heftig an zu produzieren, sodass man sie ebenfalls herausnehmen müsste, und ich dann mehrere Operationen hätte. Nun wurde mir die Angst genommen, und da ich nun auf so viele Dinge verzichten muss, sehne ich mich danach, diese schreckliche Operation endlich hinter mir zu haben. Eine meiner Freundinnen, der man die Schilddrüse entfernen musste, empfahl mir eine gute Chirurgin, die sich vielleicht auch mit Nebenschilddrüsen auskennt. Es gab sogar Lasagne und einmal gefüllte Kartoffeln mit Frischkäse und Gemüse. Da war ich tot traurig, dass ich schon wieder auf etwas verzichten musste, hatte ich doch zehn Jahre während meiner Dialyse dauernd zugucken müssen, während andere irgendetwas essen, was ich nicht essen durfte. Ich war zwar mit meiner Diät an der Dialyse recht mutig, da ich das einschätzen konnte nach so vielen Jahren, aber dennoch musste ich dauernd auf irgendwelche Nahrungsmittel Rücksicht nehmen. Es tat mir richtig weh, und ich musste fast weinen, als die anderen ihre Lasagne futterten . Mein Bekannter gab mir ein Stück ab, an dem kein Käse war. Das alternative Essen war in solchen Situationen zwar genießbar, aber es war eben nicht das, was ich als mein Lieblingsessen bezeichnen würde. Insgesamt war das Essen schon gut, manchmal gab es ein paar Ausreißer, besonders an dem Tag, als wir für genau diesen Tag die Bewertung schreiben sollten. Da war die Fischsuppe, die ich sowieso nicht mag , total versalzen, sowie auch der Hackbraten. Vielleicht wollten sie einen neuen Koch testen, der wurde aber dort bestimmt nicht eingestellt. Der Blutdruck ließ sich auch nicht richtig einstellen, wir probierten mehrfach, die Dosis zu verringern oder die Medikamente umzustellen, aber bei der letzten 24-Stunden-Messung kam heraus, dass der Blutdruck nicht einmal nachts herunterging. So wurden die Medikamente wieder erhöht. Es gab sowieso immer das gleiche Schema, wenn ein Medikament erhöht wurde, war der Blutdruck 2-3 Tage in Ordnung, dann stieg er aber wieder an, sodass weiter aufgerüstet werden musste. So entstand das bei mir längst bekannte Wettrüsten, was ich schon an der Dialyse hatte, und wo ich dann fünf verschiedene Blutdruckmittel fast auf Höchstdosis einnehmen musste. Man hatte mir gesagt, dass dies nach einer Transplantation besser würde, ich solle mich unbedingt transplantieren lassen, was ich auch wollte, da man in punkto Kalzium, Vitamin D und Blutdruck am Ende der Fahnenstange angekommen sei und nicht mehr wusste, was man mir noch geben sollte. Nun, nach der Transplantation verhielt sich die Situation nicht viel anders. Seit ein paar Tagen ist der Blutdruck ganz gut, ich messe ihn immer vor der ersten Einnahme der Tabletten. Mal sehen, wie lange der Schlingel sich in die Knie zwingen lässt. Am Ende wäre ich der Verlierer, wenn das Wettrüsten weitergehen würde. Was die Fitness anbelangt, hat mir die Reha schon etwas gebracht, am meisten hat mir das Spazierengehen mit meiner Begleitung geholfen, wir rannten die ganze Zeit durch die Gegend, wurden auch häufig gesehen, und das Wasser in den Beinen ging weg, und ich konnte am Ende auch etwas schneller laufen. Wir sind teilweise bis zu 1 Stunde gelaufen. Auch das Training an den Geräten hat etwas gebracht. Nun zu Hause habe ich häufig wieder das Gefühl, total schlapp zu sein, oder ichkomme am Morgen schlecht aus dem Bett. Heute war wieder so ein Tag, an dem ich erbrechen musste, wenn auch nicht viel, und dann ging es mir wieder etwas besser. Ich vermute, dass mir das Training fehlt, und das die Wohnung vielleicht irgendetwas hat, was ich nicht vertrage. Vielleicht liegt es an den Möbeln, an den Teppichen oder an irgendetwas, was ich vielleicht mal gesprüht habe. Medizinisch war die Reha auch gut, und ich habe viel in den Vorträgen gelernt. Einiges wusste ich schon, einiges wurde ergänzt. Ich hoffe nur, dass das Problem mit dem Calcium und Blutdruck sich noch lösen lässt. Ich werde aber nicht noch einmal dort hingehen, da es, wie mir auch meine Ärztin zu Hause bestätigte, sehr von dem Publikum abhängt, ob man sich dort langweilt oder nicht. Wir hatten zwar einige Kontakte, besonders an unserem Tisch, aber so wirklich drin waren wir nie. So geht es mir meistens. Ich frage mich häufig, was ich angestellt habe, ob ich auf irgendeiner Fahndungsliste stehe, da die Leute mit mir häufig so verkrampft umgehen, und außer Hilfsbereitschaft keine weitere Kommunikation entsteht. Die Menschen sind sozial, nett und hilfsbereit, aber ich glaube, dass ich nicht wirklich um meiner Person Willen geschätzt werde. Das finde ich sehr schade, dass niemand merkt, dass ich doch nicht so verkehrt bin. Ich hoffe, dass es jetzt noch mehr aufwärtsgeht, zu Hause setze ich mich auch manchmal auf das Fahrrad oder Macheübungen mit dem großen Ball. Ich würde mir auch wünschen, dass ich nicht wieder auf das niveauzurückfalle, welches ich vor der Reha hatte. Ich werde nun versuchen, an meinem Heimatort überall hin zu laufen, um festzustellen, ob ich die Strecken jetzt wieder selbst gehen kann. Dann müssen mich meine Helfer auch nicht überall hinfahren. Ich hoffe auch, dass ich mehr Sicherheit auf der Straße erhalte, sodass ich nicht bei jedem dritten Schritt um knicke, oder dass ich nicht eine Stufe vor dem Laden ohne Geländer nicht hochkomme. In dieser Hinsicht glaube ich schon, dass mir die Reha etwas gebracht hat, und wenn ich dann auch noch Sporttherapie bekomme, werde ich vielleicht noch einiges an Koordination und Gleichgewicht gewinnen. Es war alles in allem gut, dass ich die Reha gemacht habe. Am Schluss habe ich die Ärztin noch gefragt, was denn das Wort "Roborierung" auf meinem Eingangsbogen bedeutet. Sie erklärte mir, das bedeutet die Verbesserung des Allgemeinbefindens. Hoffen wir, dass diese bald möglichst eintritt.