Mittwoch, 29. Juni 2016

Ach, wenn doch was käme und mich mitnähme!

an dieses Gedicht denke ich häufig, welches Harry Rowohlt einmal in einer Folge der Lindenstraße einer verzweifelten Frau so rührend vorgetragen hat. In vielen Situationen denke ich genauso. Nun bin ich von der Reha zurück und habe den Brief vorgelesen bekommen, den die Ärztin geschrieben hat. Ich hatte sie gebeten, doch hineinzuschreiben, dass ich einen Sporttherapeuten bräuchte, der mit mir ein Koordinationstraining macht, welches mir in der Klinik so gut getan hatte. Stattdessen steht da nun, dass ich in einem Fitnesscenter oder in einer Gruppe Sporttherapie machen sollte. Von Einzeltherapie und dem Koordinationstraining steht nichts mehr dort. Genau dasselbe hatte ich erlebt, als die Ernährungswissenschaftlerin, die ich mit viel Kampf und Mühen endlich aufsuchen durfte (Siehe Blogeinträge), mir versprach, dies in ihren Arztbrief reinzuschreiben, wobei sie dann nur ein paar Worte über irgend eine Nahrungsmittelallergie und einen Besuch beim Frauenarzt in den Brief hineinschrieb, der sehr kurz war. Nun muss ich weiter kämpfen und bin so klug als wie zuvor. Wann und wo finde ich endlich jemanden, der die Indikation für eine Sporttherapie für eine Einzelperson bei mir stellt? Ach wenn doch was käme und mich mitnähme! Meine Tischnachbarn auf der Reha hatten mir erzählt, dass sie das Medikament Pentacarenat ebenfalls inhalieren, und dass man ihnen hierfür eine Aufklärung zum Unterschreiben gegeben hätte, da das Medikament nicht ganz ungefährlich sei. Ein Tischgenosse hatte sogar von Atemnot nach der zweiten Inhalation gesprochen. So fragte ich bei meinem nächsten Besuch in der Uniklinik nach, wobei niemand etwas von einer Aufklärung und einer notwendigen Unterschrift wusste. Man sagte mir, das Medikament solle deshalb nur eingenommen werden, wenn niemand anderer im Zimmer sei, damit niemand unnötigerweise ein Antibiotikum einatmet. Als ich dann eine Weile inhaliert hatte, schoss ein Schwall bitterenWassers aus dem Mundstück heraus, und ich war erschrocken und wollte das nicht runter schlucken, da ich fürchtete, es sei vielleicht schon das meiste vom Konzentrat, und das könnte vielleicht gefährlich werden. So rief ich nach der Schwester, da diese zwar das Fenster zur Sicherheit geöffnet hatte, damit frische Luft herein kam, und das Medikament abziehen konnte, aber die Türe offen gelassen hatte, falls etwas war. Die Schwester kam nicht, so rief ich immer lauter und lauter: „Hallo, bitte kommen!“ Irgendwann kam dann die Schwester mit einer anderen Schwester wütend herein und meinte, sie sei nun total erschrocken, im Krankenhaus würde man nur dann schreien, wenn es wirklich etwas ernstes war. Ich versuchte vergeblich, ihr zu erklären, dass ich ja nicht beurteilen könne, ob eine Sache ernst sei oder nicht. Später stellte sich dann heraus, dass Tücher zum Hineinspucken auf dem Tisch lagen, die man mir aber nicht gezeigt hatte, und aufgrund meiner Blindheit konnte ich diese auch nicht sehen. Ich war so verärgert über die Reaktion der Schwester, dass ich mich bei einem mir bekannten Oberarzt per Mail beschwerte. Schließlich hätte es ja auch umgekehrt der Fall sein können, dass ich mich nicht melde, und die Schwester hinterher schimpft, ich hätte doch rufen sollen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass die Schwestern aufgeklärt würden, dass sie hier etwas nachsichtiger sein sollten. Nachdem keine Antwort kam, schrieb ich noch einmal dieselbe Mail mit dem Vermerk: "Bitte antworten!“. Dann rief eine andere Ärztin an und meinte auf meinen Vorschlag, mir doch einfach eine Klingel zu geben und die Türe zuzulassen, damit ich nicht rufen müsse, und damit der Dampf nicht in den Flur zöge, ich sollte die Schwestern darum bitten, mir einfach ein Glöckchen hin zu stellen. Ich versuchte noch einmal, ihr klarzumachen, dass sie doch die Schwestern bitten sollte, hier etwas mehr Rücksicht zu nehmen, zumal ich auch noch schlecht sehe und dieses Medikament erst zum zweiten Mal bekommen hatte, und dass sie den Schwestern generell sagen sollte, dass sie nicht schimpfen sollten, wenn ein Patient aus ihrer Sicht unberechtigterweise rief. Dieser Part ist wohl nicht bei ihr angekommen, aber sie erklärte mir, es gäbe keine Aufklärung, und das Medikament sei nicht ganz so gefährlich, wie ich es gehört hätte. Schon bei meiner Transplantationsambulanz sagte mir die Ärztin, dass mir meine Tischgenossen wahrscheinlich nur Angst machen wollten. Ich kann nur hoffen, dass es das nächste Mal besser läuft. Der Alltag hat mich wieder voll im Griff. Ich war ja am 24. März in der Gedächtnisambulanz zu einer Nachtestung, zu der man mich gebeten hatte, da meine Hausärztin mich vor ein paar Jahren einmal dorthin geschickt hatte, da selbst ihr aufgefallen war , dass ich die einfachsten Dinge nicht mehr Begriff oder mir nicht merken konnte. Sie wollte damals abklären, ob ein Prozess dahinter stünde, zu Deutsch eine Demenz oder irgend ein sonstiger Abbau des Gehirns. Unter Laborbedingungen löste ich alle die Merkaufgaben, die mir gestellt wurden, recht gut. So ging ich also wieder in dieser Ambulanz, wobei mir eine Frau, nachdem sie mich auf ein Sofa gesetzt hatte, mein Versichertenkärtchen abnahm und es zu einem Terminal brachte, damit ich nicht überall mit hin laufen müsste. Die Psychologin, der ich meine gesammelten Befunde, Diagnosen und Gutachten mitgebracht hatte, die sich in der Zwischenzeit angesammelt hatten, meinte, nachdem ich mich beklagt hatte, dass sich das Schlaflabor nicht gemeldet hatte, die Ärzte würden wohl auf Distanz gehen, da ich so viel fordern würde und so viel Diagnostik haben wollte. Ich war zutiefst verletzt, daher fiel mir vor lauter Panik nicht ein, ihr zu stecken, dass ich für das eine Gutachten über die komplexe Traumafolgestörung sogar 500 € hinlegen musste, da das Klinikum mich trotz mehrerer Hinweise nicht zu einem Traumadiagnostiker überwiesen hatte. Die anderen Arztbriefe waren inhaltlich ziemlich gleich, da ich den Arztbrief des Genetikers, den des Zentrums für seltene Erkrankungen und den von einem Genetiker, der sich besonders mit meiner Erkrankung auskennt, dabei hatte. Ich finde auch, es ist mein gutes Recht, nachdem ich so lange Jahre um Erklärungen gekämpft und gerungen hatte, warum ich solche Schwierigkeiten habe, dass hier endlich auch Abhilfe geschaffen und Erklärungen gefunden würden. Wir hatten für den 26. April einen telefonischen Termin für die Befundbesprechung ausgemacht, wobei sie mir schon sagte, dass ich mir aufgrund meiner Traumatisierungen Dinge schlechter merken könnte, da das Gehirn schon ausgelastet sei. Ich war nicht sonderlich erpicht darauf, mit dieser Frau noch einmal ein Gespräch zu führen. Nun wurde icher transplantiert und erst am 26. April wieder aus der Uniklinik entlassen. So habe ich das Gespräch abgesagt. Am 19. Mai kam dann ein Schreiben von der Gedächtnisambulanz mit der Bitte, doch mein Kärtchen für das zweite Quartal von April bis Juni einzureichen. So rief ich also dort an, wobei mir die Frau am Telefon sagte, nachdem ich hier keine Leistungen erhalten habe, da das Gespräch ausfiel, könne ich das Schreiben wegwerfen. Ich dachte, ausnahmsweise ist mal ein Problem gelöst, aber ich habe mich mal wieder geirrt, wie sollte es auch anders sein. Ich kam aus der Reha zurück und fand dasselbe Schreiben mit dem selben Datum erneut vor mit der Bitte, doch mein Kärtchen nachzureichen. Als ich dort anrief zusammen mit meiner Helferin, behauptete die Sekretärin, da die Psychologin den Befund erst im April verfasst hätte, müsste ich das Kärtchen nochmals nachreichen für das zweite Quartal. Ich erwiderte, dass es ja schließlich nicht mein Problem sei, wann die Psychologin den Befund macht, und dass man ja deswegen nicht, wenn man gar keinen vor Ort Termin bekommen hat, extra wegen dem Kärtchen irgendwohin fahren muss. Außerdem sagte ich ihr, dass ich aufgrund meiner starken Behinderungen und Erkrankungen nicht in der Lage sei, mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Klinik zu fahren, und das die Kasse mir auch kein Taxi spendieren würde, nur um ein Kärtchen abzugeben. Da behauptete sie, es sei auch für das erste Quartal das Kärtchen nicht eingereicht worden. Ich sagte ihr, dass ich das aber trotz meines schlechten Gedächtnisses noch genau wüsste, denn eine Dame hat es mir extra abgenommen, um es woanders einzulesen, damit ich keinen langen Weg zurückzulegen hätte. Die Sekretärin am Telefon meinte, das könne ja jeder sagen. Ich hätte weder eine Überweisung für das erste noch für das zweite Quartal abgeliefert. Ich sagte ihr, dass ich gar nicht wusste, dass ich auch eine Überweisung hätte mitbringen müssen, und ich fragte sie, ob ich für das erste Quartal die Überweisung nachreichen könnte. Da meinte sie, das ginge nicht, ich würde bald eine Privatrechnung erhalten. Nochmals versuchte ich, ihr meinen Standpunkt klarzumachen und mein Problem zu erklären, dass ich jetzt nicht einfach so ein Kärtchen abliefern könnte, und dass ich es auch nicht schicken könnte, da ich aufgrund meiner zahlreichen "Baustellen" dauernd zum Arzt müsste und daher das Kärtchen immer brauchte. Sie blieb aber stur, worauf ich dann ziemlich wütend zu ihr sagte, ich würde sie jetzt an meine Assistenz weitergeben, ich käme mit ihr nicht weiter. Meine Assistenz bestätigte einfach mal so, dass sie dabei gewesen sei, als ich das Kärtchen abgegeben hätte, doch die Sekretärin meinte, sie würde mit uns nicht weiter diskutieren, wir würden ihr ja überhaupt nicht entgegenkommen. Da fragte meine Assistenz, wie wir ihr den entgegenkommen könnten. Wir sollten das Kärtchen und die Überweisung mitbringen. Wir gingen einfach einmal zu meiner Hausärztin und erklärten der Sprechstundenhilfe am Tresen das Problem. Zufällig stand meine Hausärztin gerade daneben und mischte sich in das Gespräch ein, wobei sie mir anbot, für das erste Quartal eine Überweisung auszustellen. Auch für das zweite Quartal gab sie mir eine mit, denn der Juni ist ja jetzt noch nicht vorbei. Wir fuhren also sofort mit Straßenbahn und Bus zum Klinikum, wo ich drunten blieb, denn ich wollte dieser Sekretärin nicht unbedingt begegnen. Meine Helferin sagte dort einfach, dass sie die Überweisung für das erste Quartal erst jetzt in ihre Handtasche gefunden hätte. Anders wussten wir uns nicht zu helfen. Meine Assistentin erzählte mir später, dass sie angeklopft hätte, wobei aber sich drinnen nichts rührte. Als sie dann etwas lauteranklopfte, kam von innen ein wütendes: "ja, was?!!!“ Als sie eintrat, reichte sie der Sekretärin mein Kärtchen, und obwohl mein Bild darauf war, sprach sie meine Assistentin mit meinem Namen an. Sie konnte noch nicht einmal erkennen, dass auf dem Bild eine andere Person war. Meine Helferin bat sie, die Überweisungen anzunehmen und ihr eine Empfangsbestätigung auszustellen. Die Sekretärin habe daraufhin mürrisch erwidert, dass dies nur eine inoffizielle Empfangsbestätigung sei, ich würde am Freitag noch einmal angerufen, um mir mitzuteilen, ob die beiden Überweisungen akzeptiert würden. Und dann fügte sie noch hinzu: wenn Frau XY je wieder bei uns eine Diagnostik erhält, soll sie gefälligst ihr Kärtchen mitbringen. Dies alles berichtete mir meine Assistentin, und ich war sauer, denn ich fühlte mich in meiner Ehre verletzt, denn ich nehme immer mein versicherten Kärtchen mit, welches in meiner Brieftasche in meiner Handtasche ist. Und ich frage mich auch, warum sie nicht einfach in den Brief hineingeschrieben hatten, dass auch für das erste Quartal des Kärtchen fehlen würde. Wahrscheinlich wurde es nicht korrekt eingelesen, oder es war das falsche Terminal, sodass die Gedächtnisambulanz nicht ersehen konnte, dass das Kärtchen bereits eingelesen war. In meinem Ärger schrieb ich an den obersten Chef der Psychiatrie, bei der die Gedächtnisambulanz angesiedelt war, und schilderte ihm den Sachverhalt. Leider bekam ich aber keine Antwort. Ich werde also jetzt erst erfahren, ob ich das Geld für das erste Quartal selbst hinlegen muss. Das wäre so gut wie die gesamte Testung außer die Verfassung des Befundberichtes. Ich finde es furchtbar, immer so wehrlos zu sein. Ich bräuchte unbedingt jemanden, der von oben einmal ein Machtwort sprechen würde. Ich hatte den ganzen Fall meiner Betreuerin überantwortet, aber diese hat nicht reagiert. Gott sei Dank hat meine Helferin noch einmal vorgeschlagen, in der Gedächtnisambulanz anzurufen, sonst wäre auch das zweite Quartal verstrichen, ohne, dass das Kärtchen eingelesen worden wäre, und ich hätte dann für beide Quartale die gesamte Testung inklusive der Verfassung des Befundberichtes zahlen müssen. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Mein Wohlbefinden hat sich nach der Reha eher wieder verschlechtert. Außerdem habe ich stärkste Unterleibsschmerzen, die in regelmäßigen Abständen kommen, wobei schon in meinem Arztbrief von der Transplantation steht, es gäbe bei mir einen Verdacht auf Endometriose. Diesen Verdacht hatte ich selbst gegenüber meinem Frauenarzt einmal geäußert, der aber meinte, das könne nicht sein. Längst habe ich aber erfahren, dass man nur über eine Bauchspiegelung herausfinden könnte, ob das stimmt. Vermutlich hatten die Operateure während der Transplantation bemerkt, dass ich eine Endometriose habe. Schmerzmittel darf ich nun nicht mehr in so hohem Ausmaße nehmen wir an der Dialyse. So habe ich Buscopan genommen, woraufhin die Krämpfe nachließen. Mitten in der Nacht wachte ich mit erneuten Krämpfen auf, und nun, da ich ja sowieso schon so viele Medikamente nehmen muss und dieses Medikament zusätzlich genommen hatte, hatte ich furchtbare Magenschmerzen bis in die Speiseröhre. So musste ich mein Magenmittel, welches ich normalerweise in der Früh nehme, bereits um 3:00 Uhr in der Nacht schlucken. Ich bin wieder wesentlich schwächer, und auch das Erbrechen ist zurückgekehrt. An manchen Tagen habe ich so starken Würgereiz, dass schon ein übler Geruch ausreicht, damit ich auf die Toilette renne und den gesamten Mageninhalt her gebe. Die Transplantation war ein großes Glück, doch musste ich ausgerechnet an diesem Tag meinen Termin bei einer sehr guten und häufig empfohlenen Traumatherapeutin haben, die mir, weil sie selbst keinen Platz mehr hatte, jemanden empfehlen wollte. Nun, ein Vierteljahr nach der Transplantation, nachdem ich einigermaßen fit von der Reha zurückgekehrt war, wollte ich es angehen und rief erneut bei ihr an. Meine Assistenz hatte damals, da ich ja bereits im Krankenhaus war und die Nummer nicht hatte, auf den Anrufbeantworter der Ärztin gesprochen und ihr gesagt, dass ich heute nicht kommen könne, da ich eine Nierentransplantation hätte, die ich nicht ablehnen wollte. Ich hatte schon befürchtet, dass die Dame jetzt vielleicht sauer ist, da sie mir 1 Stunde reserviert hatte, und ich diese nicht wahrgenommen hatte. Ich hoffte aber, dass sie als Medizinerin so verständnisvoll sein möge, dass sie einsieht, dass eine Nierentransplantation wichtiger ist, da man diese nicht verschieben kann, einen Termin bei einem Traumatherapeuten jedoch sehr wohl. Ich sprach ihr also auf den Anrufbeantworter, erklärte noch einmal den Sachverhalt und bat sie, mich doch zurückzurufen, notfalls würde ich die ausgefallene Stunde auch selbst bezahlen. Dies ist leider nicht erfolgt. So habe ich erneut auf ihren Anrufbeantworter gesprochen und noch einmal den Gutachter erwähnt, der sie mir empfohlen hatte, und von dem aus ich ihr ausrichten sollte, dass ich ein besonderer Fall sei, und sie mir helfen sollte, einen Traumatherapeuten zu finden. Nun stehe ich wieder da wie zuvor, nichts hat sich getan. Ich werde noch einmal an den Gutachter schreiben und ihn bitten, sich doch bei dieser Ärztin für mich einzusetzen, befürchte aber, dass er dies wahrscheinlich nicht tun wird, mit der Begründung, er könne ja schließlich seiner Kollegin nicht vorschreiben, mich zurückzurufen. Das ist meistens die Argumentation. Ich hatte so sehr die Hoffnung, dass jetzt endlich etwas weitergehen würde, und dass ich jetzt endlich die Hilfe bekommen sollte, die ich brauche. Aber leider war diese letzte Hoffnung nun auch für die Katz. Wie sage ich immer: „Hoffnung und Enttäuschung sind ein Gespann, dass niemand niemals trennen kann. Auf eine Hoffnung folgt immer eine Enttäuschung." Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Ich bin nun wirklich zu dem Schluss gekommen, dass folgende Dinge fest und starr dastehen, fest und starr, immerdar! Mir darf es nicht gut gehen. So wie es ist, wird es immer bleiben. Was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Was ich bisher nicht erreichen konnte, wird auch nicht mehr erreicht werden. Mein Leben ist gelaufen, es wird nur noch so weitergehen, wie es ist, bis zum Ende all meiner Tage. Es hat jemand einen Bann über mich erhoben, der mich und meine Bewegungen und meine Fortschritte komplett eingefroren hat. Bei mir wird niemals etwas wieder besser. Was ich einmal habe, habe ich, das geht nie wieder weg. Die Leute sagen mir dann immer: „wenn du dir das schon vor sagst, dann wird es auch so“. Es ist aber umgekehrt, weil es so ist, stelle ich es als Schlussfolgerung fest. Mir wäre nichts lieber, als wenn sich doch einmal noch etwas in meinem Leben ändern könnte. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! Ich gebe der Sache jetzt noch ein halbes bis ein ganzes Jahr, dann werde ich die Konsequenzen ziehen. Wenn mir nicht irgendjemand hilft mit viel Macht und Kraft, wenn sich nicht endlich jemand für mich einsetzt und für mich spricht und sieht, dass ich mich alleine nicht durchsetzen kann, dann werde ich meine Art finden, das Ganze zu beenden. Die einzige Möglichkeit, all diese Symptome und Beschwerden wegzubekommen, ist, Schluss zu machen. Ich möchte, dass folgende Verhexungen sich lösen: Ich möchte endlich einen guten Traumatherapeuten, der mich versteht und annimmt, so wie ich bin, und der endlich auch einmal die Sache aus meiner Sicht sieht, und mir nicht dauernd die Perspektive und die Probleme anderer vorhält und immer nur die Gegenseite verteidigt und in Schutz nimmt oder mir die Schuld an allem zuschiebt. Ich möchte jemanden, der sich für mich einsetzt, der endlich einmal sich für mich verwendet, bislang hatte ich den Eindruck, dass eigentlich niemand so richtig Lust dazu hat, und ich einen größeren Einsatz niemandem wert bin. Ich möchte jemanden haben, der nicht nur immer sagt, das wird schon wieder, und der mir erklärt, andere hätten es noch schwerer, oder ihm ginge es genauso wie mir. Ich möchte es jemandem wert sein, dass er sich mit meinen Emotionen auseinandersetzt und Mitgefühl hat. Ich möchte eine Tätigkeit finden, wo ich meine Fähigkeiten und das , was ich erlernt habe, einbringen kann. Ich möchte endlich engagierte Ärzte, die herausfinden, was ich habe, wenn ich Beschwerden habe. Ich möchte endlich, dass Beschwerden auch einmal wieder Weg gehen, oder dass man sie mit irgendeiner Maßnahme wegmachen kann. Ich möchte eine zweite Chance, ich möchte noch einmal mit meinem Leben etwas anfangen können und nicht nur die restlichen paar Jahre, die mir noch bleiben, sinnlos absitzen. ich möchte in der Welt die Spur hinterlassen, die jeder Mensch hinterlässt, ich möchte mich in die Gesellschaft einbringen können, ich möchte gebraucht und gewollt sein, und ich möchte an der Welt teilhaben können. Und ich möchte nicht dauernd die Schuld dafür, wenn dies nicht klappt. Ach wenn doch was käme und mich mitnehme! In dem Gedicht sieht es so aus, als sei der Junge mit nichts zufrieden, kein Transportmittel ist im gut genug. Aber dies liegt auch daran, dass alle Transportmittel große Nachteile haben. Außerdem habe ich überhaupt kein Transportmittel, ich bin einfach wie eine Fliege in einem Harz Blog eingeschlossen. Dies hat sich auch nach der Transplantation nicht geändert, was mir jetzt noch viel schmerzlicher bewusst ist, da ich mir so sehr erhofft hatte, mein Befinden würde sich ändern, ich würde wieder mehr Energie und Kraft haben, ich könnte vielleicht noch einmal etwas Neues anfangen, es könnte einiges schöner und besser werden als zuvor, wenn sich auch nicht die ganze Welt auf einmal zu einem Rosengarten wandelt. Mein Befinden ist genau wie zu Dialysezeiten, nur ohne Dialyse, ich vermute also, dass hier ein bleibender Schaden entstanden ist. Einen großen Lichtblick gibt es, das Medikament Mimpara, das nach einer Transplantation normalerweise nicht mehr zugelassen ist, wurde mir von der Kasse für ein weiteres Jahr genehmigt. Wenigstens mit meiner Kasse habe ich zumeist großes Glück, die haben meistens ein Einsehen. Ich hoffe aber dennoch, dass ich in einem halben Jahr entweder an den Nebenschilddrüsen operiert werden kann, oder dass sich die Nebenschilddrüsen doch noch eines Besseren besinnen und sich wieder dem Regelkreis unterordnen. Ach wenn das doch käme, damit ich mich nicht Gräme! Hier nun also das Gedicht, welches mir schon häufig im Kopf herumging, und welches ich hier vorstellen möchte. Friedrich Rückert (Reimer) Vom Büblein, das überall mitgenommen sein hat wollen Denke! Das Büblein ist einmal spazieren gegangen im Wiesental; da Wurz müht gar sehr und sagt: ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist das Bächlein geflossen kommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich aufs Bächlein gesetzt und hat gesagt: so gefällt mir es jetzt. Aaber was meinst du? Das Bächlein war kalt, das hat das Büblein gespürt gar bald; es hat's gefroren gar sehr, es sagt: ich kann nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist das Schifflein geschwommen kommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich aufs Schifflein gesetzt, und hat gesagt: da gefällt mir's jetzt. Aber siehst du? Das Schifflein war schmal, das Büblein denkt: da fall' ich einmal; der fürchtet sich gar sehr und sagt: ich mag nicht mehr; wenn doch was käme und mich mitnähme! Da ist die Schnecke gekrochen gekommen und hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich ins Schneckenhäuslein gesetzt und hat gesagt: da gefällt mir's jetzt. Aaber denk! Die Schnecke war kein Gaul; sie war beim Kriechen gar zu faul; dem Büblein ging's langsam zu sehr; es sagt: ich mag nicht mehr; wenn nur was käme und mich mitnähme! Da ist der Reiter geritten gekommen, der hat's Büblein mitgenommen; das Büblein hat sich hinten aufs Pferd gesetzt und hat gesagt: so gefällt mir's jetzt. Aber gib acht! Das ging wie der Wind, es ging dem Büblein gar zu geschwind; es Hopst drauf hin und her und schreit: ich kann nicht mehr; wenn doch was käme und mich mitnähme! Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen und hat das Büblein mitgenommen; er hat's gehängt an einen Ast gar hoch, dort hängt das Büblein und zappelt noch. Das Kind fragt: ist denn das Büblein gestorben? Antwort: Nein! Es zappelt ja noch! Morgen gehen wir 'naus und tun's 'runter. Entstehungsjahr: 1813 Erscheinungsjahr: 1817 aus "Jugendlieder fünf Märlein für mein Schwesterlein" Referenzausgabe: Ludwig Leistner: Friedrich Rückert Werke in sechs Bänden, Band 2 J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger G. M. B. H. 1895 Gedicht eingearbeitet von Clemens Wolter

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