Montag, 23. September 2013

Im Schwarzwald war es schön aber kalt!

Am Dienstag den 10. September war es endlich soweit, nachdem es wegen MRT und Zahn-OP zunächst dauernd verschoben werden mußte. Ich hatte alles beim Mobilservice der Bahn bestellt und ging mit meiner neuen Thermoskanne auf die Reise. Ich wurde plangemäß in den Zug gesetzt bei sauwetterartigem Regen und Kälte. Die Frau, die am Fenster sitzen sollte, machte zunächst ein großes Theater. Ich stellte meine Brotzeit und die besagte Kanne auf den Tisch vor meinen Sitz. Gleichzeitig sinnierte der Begleiter der Bahnhofsmission darüber, ob er mir den Koffer nun hochhieven oder unten stehen lassen sollte, da am Zielort niemand da sein würde, ihn mir wieder herunter zu holen. Gleichzeitig wies mich die andere Begleiterin drauf hin, daß meine Kanne ausgelaufen sei, und ich inspizierte den Schaden. Die mitreisende Frau wollte zu ihrem Fensterplatz und meckerte ungeduldig, daß ich gefälligst Platz machen soll. Ich meckerte zurüc, daß ich blind bin und nicht so schnell kann. Statt aber zum Fenster durchzurutschen bleib sie vorne stehen, und als dann wiederum die Bahnhofsmissionsleute siebaten, doch endlich reinzurutsczen, meinte sie, sie müsse auf ihren Mann warten. Ich wurde auf den Gangplatz gegenüber hinplaziert und dachte schon, ich hätte einfach zuvor den falschen Sitz gehabt. Nun kam ihr Mann, und es stellte sich heraus, daß die beiden nebeneinander in Fahrtrichtung sitzen wollten anstatt wie vorbestellt eniander gegenüber. So saß sie auf meinem Platz, der Mann saß am Fenster, wir könnten ja wechseln, sobald jemand den Platz, auf dem ich nun provisorisch saß, jemand beanspruchen würde. Ich war schon total nervös, und ich wäre am liebsten mit den beidne Begleitern wieder ausgestiegen, und er meinte, daß der GANZE Waggon frei sei, sich nun alles nur aufdiesen einen Tisch konzentrieren würde. Super! Ich wartete dann mit dem Essen, bis der Schaffner kam, damit er mich nicht beim Essen stört. Als auch nach mehreren Haltestellen niemand kam, beschloß ich, mit dem Esse anzufangen. Kaum hatte ich die Kanne berührt, wurde kontrolliert. So ist es häufig, ich werde oft genau beim Essen um meine Fahrkarte gebeten, egal, wie lange ich damit warte. Die Frau war dann doch sehr nett und half mir beim Einschenken. Wie (nicht) erwartet war der Kaffee lauwarm. Ich kann die Kanne selbst nicht alleine zudrehen und die Klappe vom Eingießer so zumachen, daßü es hält, so muß ich mir das künftig von einem Nicht-Behinderten machen lassen. Nach drei Stunden kam ich dann in Pforzheim an, wo mein Bekannter mich abholte. Es war saukalt und regnerisch. Wir gingen in ein Café, um dort auf den Anschluß zu seiner Stadt zu warten. Alles klappte wunderbar. Wir kauften dann dort noch ein: Obst, Brot, Käse… Da er nie frühstückt und wenig frische Sachen ißt, hab ich meine Wünsche direkt angemeldet, die dann so umgesetzt wurden. AmAbend aßen wir dann Nudeln mit Tomatensauce, und ich hatte die ganze Fahrt über zwei große Kaffeestückchen gegessen und hatte riesigen Durst, und ich darf ja nichtviel trinkenwegen der Dialyse. Dann kam er auch noch mit Schokonüssen, bei denen ich nichtaufhören kann, wenn sie mal dastehen. Das weiß der ganz genau. "g" Di Dialyse hatte mich zuvor noch angerufen, ob ich auch nachmittags kommenwürde. Da ich dies ja eh gewollt hatte, war ichfroh, daß sie in der Mittagsschicht einen Platz frei hatten. Früher bin ich immer morgens zur Dialyse und habe dann nachmittags was unternommen. Dies wird aber mit den Jahren immer anstrengender nach sieben J ahren Dialyse. Ich rief also abends beim Taxi an und bestellte es für 11 Uhr, damit wir am Dialyseort noch etwas herumlaufen konnten. Ich hatte nur meine Jeansjacke dabei, und ich fror entsetztlich. Ich erfuhr, daß Calw die Hermann-Hesse-Stadt ist, und so erkundigten wir uns, wann das Hesse-Museum geöffnet hat. Anschleßend gingen wir in einen Schuhladen, um uns aufzuwürmen, wo ich ein paar schöne Socken fand. Dann gingen wir noch ins Café. Der Aufstieg zur Dialyse war ziemlich hart, da es sehr steil bergauf geht. Wir gingen sehr langsam, aber wir kamen rechtzeitig an. Dort erkannten mi ch einige der Pfleger wieder und umgekehrt. Wir hatten uns bei einer Conditorei jeder ein Kaffeestückchen mitgenommen, da es bei der Dialyse nur belegte Brötchen gibt. Der Pfleger war super-korrekt und wollte NUR mir Brötchen geben. Als ich zwei halbe wollte, gab er noch eines dazu, damit wir zusammen drei hatten, er hat es sehr genau genommen. Aber einen Kaffee hat der Bekannte doch noch gekriegt, immerhin! Abens ließen wir uns dann von der sehr freundlichen Taxifahrerin nach Hause fahren, um unsere Miracoli fertig zu essen. Am Tag zuvor hatten wir auf Dreisat einen super Film gesehen, der eine Fortsetzung hatte, es ging um zwei Freunde vor dem Hintergrund des 11. Sep tember 2001. Leider sagten sie nicht an, wann der Film weitergeht, und wir vermuteten, daß die Fortsetzung am 11. Sein würde. Leider fanden wir aber nichts mehr, wir waren beide sauer, weil wir lange brauchten, um in die Handlung reinzukommen, und es ein sehr guter Fi lm war. Er hieß: "Für immer und einen Tag". Die sollten ihre Ankündigungen mit dem Zwei-Sinne-Prinzip ausstatten, also hinschreiben und ansagen, so daß jeder, sowohl Hör- als auch Sehbehinderte es erfahren können. Am Donnerstag fuhren wir in Richtung Stuttgart, stiegen aber schon in Ludwigsburg aus, um uns das Schloß anzusehen. Es fing gerade eine Führung an. Der Mann war sehr engagiert und zeigte uns von 400 Zimmern 64. Wir erfuhren viel über die Gepflogenheiten, über das strenge Hofprotokoll und über die Gemächer von König und Königin sowie über die Behandlung der Diener und deren spärliche Behausungen. Einer der Könige hat dann mehr für sein Volk ausgegeben und weniger für sein Schloß und wird daher heute noch hoch gelobt, da er viel Soziales für das Land eingeführt hat. Da ich sehr gerne das Nachtcafé im SWR anschaue, wollte ich unbedingt das Schloß Favorite sehen, wo diese Sendung produziert wird. So gingen wir noch einige Meter weiter in dieses Jagdschloß, wo wir auch eine Führung haben wollten. Genau an diesem Tag wurde dort wieder eine Folge vom N achtcafé gedreht, und wir konnten in den besagten Saal nilcht rein. Die Beleuchter un dTontechniker erzählten uns aber, daß heute Abend jemand auf einem Pferd hereinreiten würde, und daß üdies eine besondere Herausforderung für die Tontechnik sei. Ich fragte, ob Dr. Wieland Backes, der Talkmaster, auch da sei, und ob wir ihn sehen dürften. Nein, der bereite sich gerade vor und wolle n icht gestört werden. Die Schriftzüge waren bereits angebracht und leuchteten in Blau und Orange. Ich bestand darauf, unbedingt vor diesem Schriftzug photographiert zu werden und drückte meinem Bekannten mein Handy in die Hand. Aber das Photo wurde nicht ausgelöst, und in dem Moment kam auch schon wieder einer der Filmleute und wollte uns rausschicklen, weil es zu gefährlich sei, wenn wir im Weg stünden. Ich stand nur in der Türe und war gar nicht im Saal und wollte daher UNBEDINGT ein Photo machen und war so sauer, daß es nur um Haaresbreite geklappt hätte, daß ich ein fürchterliches Gesicht zog. Mein Bekannter machte dann ein Bild mit seinem Smartphone und noch eines zur Sicherheit. Später mußte ich furchtbar lachen, als ich mein Gesicht auf einem der Bilder erkennen konnte. Aber wir hatten das Photo. Die Führung ging dann auch sehr schnell. Da wir nur zu zweit waren, wollte der Guide noch wrten, bis um halb vier genug Leute da waren. Aber ich sagte ihm, daß ich nicht so lange warten würde und dann lieber einen Kaffee trinken würde und nur jetzt um drei gehen wolle, dann solle er halt die Führung ganz schnell machen, wenn wir nur zu zweit seien. Da meinte er, er würde uns kostenlos durchführen. Er sprach sehr schnell und zeigte uns die Räume wie Jagdzimmer mit Jagdmotiven oder andere Zimmer, wo die Herrschaften lustwandlen konnten. Zum Schlafen wurden sie dann mit der Kutsche wieder ins Hauptschloß gefahren. Der Urlaubsort Favorite war dazud a, daß sie mal frei und ohne Protokoll leben konnten. Der Name kam vom Lieblingswald, wo gejagt wurde und vom Favorite-Park. Danach gingen wir ins Café, weil ich schon total ausgehungert war. Ich wollte etwas Herzhaftes und ein Stück Kuchen. Aber es gab kein Croissant, keine Breze, kein Brötchen, nur Kuchen. Ich suchte also eines mit Heidelbeeren aus, und es schmeckte grauenvoll. Die Heidelberen, ansonsten ja auch schon von sich aus süß, waren total sauer, der Teig war ebenfalls ungesüßt und schmeckte ölig. Der Kaffee war viel zu dünn. Dann liefen wir noch etwas in der Innenstadt herum, wo ich zum Geldautomaten mußte und unbedingt noch etwas Herzhaftes brauchte. Wir fanden dann ENDLICH eine Bäckerei, wo wir ein Schinkenhörnchen aßen. Ich fragte meinen Bekannten, ob wir uns die Biopizza dann zum Abendessen mitnehmen könnten. Er meinte, er wolle lieber Essen gehen. Ich versuchte ihm klarzumachen, daß wir aber noch für den n ächsten Tag einkaufen mußten, und es dann mit dem Essengehen zu spät würde. Er verstand gar nicht, was wir denn einkaufen müßten, und er habe ja gar keinen Hunger. Ich verklickerte ihm, daßü ich aber irgendwann doch mal wieder Hunger kriegen würde, und daß wir für den nächsten Morgen ja Brötchen brauchten. Wir fuhren also ohne Ökopizza nach Stuttgart weiter, wo er mireinen amerikanischen Laden zeigen wollte. Die Klamotten dort waren wirklich der Inbegriff von Geschmacklosigkeit, was mih sehr amüsierte. Wir wollten es wieder probieren, mit dem Paternoster im Rathaus zu fahren, und auch diesmal hatten wir kein Glück, da der alte Aufzug schon ab 17 Uhr den Betrieb einstellt. Wir fuhren nun also mit dem Zug nach Hause, und als ich ihn fragte, ob er nun Essen gehen wolle wie gewünscht, meinte er, er habe keinen Hunger. Ich fand, daß ich nicht ohne Abendessen ins Bett wolle, und so nahmen wir beim Einkaufen eine Tiefkühlpizza mit. Da hätten wir auch besser die vegetarische Pizza mitgenommen. Ich denke halt immer weiter voraus. Brötchen gab es auch keine mehr, so nahm er Toast und auf meine Bitte auch Vollkornbrot mit. Er habe daheim noch Toast, u nd ichdachte, dann könnten wir ja Toast Hawaii machen. Das fand ich eine gute Verwettung von angebrochenem Toastbrot. Am Freitag gingen wir also dann ins Hesse-Museum. Der Audioguide ließ SEHR viel zu wünschen übrig. Es hieß nur: "Hier in diesem Raum können Sie erfahren, wie Hesse aufgewachsen ist." Für Blinde ist das ungefähr so eine Information wie: "Hier hängt ein Bild." Es gab aber noch einen Fernsehfilm, den wir ansahen, wobei aber dann zwei Frauen hereinkamen, sehr laut redeten, sehr laut auftraten beim Gehen und sich dann auch noch vor meine Nase setzten. Dennoch war der Fiolm sehr informativ. Wir fanden dann noch eine Museumsangestellte, die uns noch einiges erzählte, unter andrem auch, daß Hesse auch Maler war. Ich bin eine der Wenigen, die das nicht wußte. Da meine Schwester in ihrer Jugend viel Hese las, habe ich ihr ein kleines Büchlein mit Bildern und Texten von Hesse gekauft. Nach unserem Museumsausflug gingen wir noch in ein Café, welches sogar Biosachen anbot. Der Espresso kam mit einem Glas Wasser und einem Vollkornkeks. Das muß ich mir merken, es hieß: Montagnola, oder so ähnlich. Der Aufstieg zur Dialyse war diesmal schon einfacher, da wir schon bewußt langsamer gingen, und so kamen wir oben ganz entspannt an. Während der Dialyse hörten wir "Die Säulen der Erde" und "Die Tore der Welt" von Ken Follett als Hörspiel. Wir konnten uns einen Kopfhörer teilen, jeder bekam ein Ende des Kopfhörers mit einem Ohrhörer. So wurde uns nie langweilig. Abends machten wir dann Toast Hawaii. Der Bekannte hatte nun doch den alten Toast einfach weggeworfen und den neuen aufgemacht, obwohl der alte sicher auch noch gut war. Wir belegte 10, in Worten ZEHN Scheiben Toast und verbrauchten alle Zutaten, da wir abgepackten Schinken hatten. Ich fragte mich schon, wer denn um Himmels Willen all diese Toasts essen sollte. Zudem wollte ich den Käse nur einfach drauflegen und nicht die ganze Scheibe für einen Toast nehmen und doppelt falten, da das sonst zuviel würde. Aber er wollte unbedingt eine ganze Scheibe pro Toast, also doppelt gefaltet haben. Da er schon bei der Dialyse diesmal von einem weniger bürokratischen Pfleger als beim ersten Mal vier Brötchenhälften bekommen hatte, (vier bestellte und zwei übrig gebliebene vom Nachbarn, von denen ich zwei aß), hatte er keinen Hunger mehr und nahm nur zwei, ich drei Toasts. So mußten wir dann n och welche zum Frühstück verzehren. Am Abend suchten wir also das Nachtcafé im SWR, und ich sagte ihm genau, wann und wo es lief. Er fand aber nichts. Er meinte, naja, wir wissen es ja beide nicht, wo es läuft. Da wurde ich sauer, denn ich wußte es ja. Es kommt mir immer so vor, als wenn ich mit jemandem einen mir bekannten Weg gehe, der andere aber nicht weiß, wo es hingeht, mir aber nichtglaubt und alles selbst recherchieren will, weil "wir ja bedie nichtwissen, wo es ist." Einfach mal mir glauben, das können andere nicht. Es stellte sich dann heraus, daß es eine halbe Stund espäter erst gebracht wurde, und die Videotextseite war da genau zu Ende, und es hieß: "Abendschau aktuell bis 22 Uhr 30". So dachte er, das Programm sei da zu Ende, anstatt einach mal eine Seite weiter zu blättern. Wir mußten aber am nächsten Tag früh raus, weil ich am Samstag in die Vormittagsschicht der Dialyse mußte, weil sie da keine Mittagsschicht anbieten. Ein bißchen sahen wir aber noch, wo wir am Tg zuvor gestanden waren, wo er mich photographiert hatte usw. Ich habe die Sendung aber daheim sowieso aufgenommen. So knnte ich mir in Ruhe nochmal alles ansehen und nachvollziehen. Am Samstag holte uns die Tochter der Taxifahrerin, die ebenso nett war. Sie erzählte u ns von einem Scheich, den sie mit seinem Kind in die berühmte Kinderklinik gefahren hätte, und diese Leute werfen alles weg, egal, ob es noch brauchbar ist oder nicht, gehen alle zwei Tage zum Friseur und benehmen sich auch sonst wie die Herren der Welt. Das war mal sehr interessant. An der Dialyse habe ich dann notgedrungen einen der übrig gebliebenen Hawaii-Toasts gegessen, weil das Frühstück wieder ewig auf sich warten ließ, und mir dann an der Dialyse schlecht wird, wenn ich nichts zu Essen bekomme. Nach der Dialyse sind wir dann nach Karlsruhe und haben dort erst mal das Café aufgesucht, in dem wir letztes Jahr schon einmal waren. Letztes Jahr hatte ich eine Maroni-Mousse-Torte, die mir garn icht geschmeckt hat, und dafür war der Marmorkuchen am allerbesten. Ich ließ mir erst mal alle Kuchen ansagehn, aber als die beiden, die ichwollte, nicht mehr zu haben waren, nahm ich wieder den altbewährten Marmorkuchen, und er war so gut wie im letzten Jahr. Danach gingen wir wieder zum Schluß, wollten aber diesmal reingehen. Diesmal war es auch geöffnet, und als wir an der Kasse nachfragten, wurde uns gesagt, daß gerade eine Führung für Blinde angefangen hätte. Wir konnten noch dazustoßen und rannten die zwei Stockwerke hoch. Dort fand eine Sonderführung zum Thema Orient statt. Die Frau gab uns mehrere Gegenstände in die Hand, von denen wir sagen sollten, welcher typisch deutsch sei: Orange, Joghurt, Kasperlfigur und Kartoffel. Ich hätte zumindest die Kasperlfigur als etwas typisch Deutsches angesehen. Ich wurde also aufgeklärt, daß die Apfelsine aus China kommt, was ich mal wieder als einzige nicht twußte, da Sina -> China im Wort Apfelsine steckt. Die anderen Dinge wie Joghurt und Kartoffel und auch die Tomate konnten wir alle zuordnen. Bei der Kasperlfigur waren wir alle überrascht. Zur Römerzeit gab es wohl ein Volk, die Frygier, die Müthen mit der Spitze nach vorne trugen, und alles, was heidnisch wr, wurde dann mit dieser Mütze dargestellt, nachdem Rom christianisiert war. Auch der "typisch deutsche Gartenzwerg" hat so eine Zipfelmütze auf. Im Orient wurden wohl irgendwelche Dreikönigsspiele aufgeführt, wobei in der Bibel erst nur von drei Magas die Rede war, daher auch das Wort "Magier", und das mit den Königen dann erst nachträglich dazugedichtet wurde wegen dieser Königsspiele. So hängen der Name Caspar des Mohrs und der Kasper wirklich näher zusammen als mir bekannt war. Dann wurden auch Gegenstände gezeigt, die der Orient von uns hat, wie z.B. die Teegläser ohne Henkel, die man in der türkei in jedem Café bekommt, die aber ursprünglich aus Böhmen stammen, oder der Tee selbst samt Samowar, den die Perser aus Rußland hatten. Auch Stühle waren ja im Orient nicht bekannt und kamen erst später aus Europa. So lernten wir, daß Vieles eben doch einen "Migrationshintergrund" hat, von dem wir es nicht vermutet hätten. Dann ging es wieder in den Regen hinaus. Wir liefen noch etwas herum und fuhren dann mit dem Zug nach Hause. Zuvor waren wir von Pforzheim aus mit der Straßenbahn gekommen. Das dauerte eine Stunde, und es wurde immerstickiger, bis ich es dann nichtmehr aushielt. Daher war mir die Zugfahrt später lieber. Zum Abendessen ging es dann mal wieder in ein Restaurant in C alw, das wir das letzte Mal schon sehr toll fanden, wo der Koch selbst herumläuft und die Leute fragt, wie es geschmeckt hat. Das fand ich damals so schön, wie persönlich das gemacht wurde, und wie stolz der Koch noch war, daß er selbst die Maultaschen gemacht hatte. Da die Portion das letzte mal so mächtig war, nahm ich nur die Hälfte der Käsepsätzle, und diesmal war es dann zu wenig. Aber geschmeckt hat es doch, nur die Zwiebeln haben gefehlt. Am Sonntag wollten wir nun endlich meine Studienfreundin treffen. Sie hatte vor ungefähr eineinhalb Jahren mit ihrem Mann ein Kind aus Rußland adoptiert. Sie spricht selbst Russisch, und der Zufall wollte es, daß es bei einer russischen Oranisation dann auch geklappt hat. Der Junge hat aber innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt und spricht gar kein Russisch mehr, auch wenn sie i hn in eine russische Schule einmal die Woche gibt, damit er es nicht vergißt. Er versteht es wohl noch und schaut sich russische Kinderfilme an. Ein Jahr zuvor war ich ja im November in dieser Gegend u n dhatte ihr mehrere Vorschläge gemacht, wann und wo wir uns treffen könnten. Keiner der Vorschläge hatte ihr gefallen. So einigen wir uns, daß üwir uns in Herrenberg treffen, das von derDialyse aus nicht weit entfernt war, und wir wollten uns ursprünglich also an einem Samstagnachmittag dort treffen. Damals fing es aber an zu schneien, und da sie ziemlich weit oben wohnen, hat sie sich nicht mit dem Auto herunterfahren getraut. Als ich ihr aber dann erzählte, daß wir einen Tag zuvor in Tübingen waren, meinte sie, DAS hätte ich ihr ja sgen können, daß wir nach Tübingen gehen, das hätten wir ja machen können. Sie beharrte darauf, daß ich ihr TÜBINGEN nicht vorgeschlagen hätte, aber sie hätte ja auch drauf kommen können, wenn sie gewollt hätte. So sagte sie also damals ab, und ich war schon etwas sauer. Aber da ich dieses Jahr ja wieder kam, wollten wir es nochmals versuchen. Sie hatte den Sontag schon mal zugesagt, und bevor ich in den Schwarzwald abfuhr, versicherte ich mich nochmals, ob es dann auch wirklich klappt. Wir hatten den Ort nicht verändert, und so blieb es bei Herrenberg. Sie kamen mit dem Auto, wir hingegn mußten 3 Stunden mit dem ÖPNV fahren. Sie schlug uns den Treffpunkt bei einer "dicken, fetten Kirche, Stiftskirche, ode so ähnlich", vor. Ich sagte ihrn, daß wir um 12: 15 ungefähr eda sind, wer zuerst da ist, solle halt auf den anderen warten. Nein, meinte sie, sie könne mit dem Kind nicht so lange warten, wir sollten von vorneherein erst um 12:45 da sein. Wir fuhren über Calw, Stuttgart und Böblingen, mit Bussen und S-Bahn. Der Busfahrer fuhr wieeine Gesenkte, und Herrenberg war nur 15 Kilometer entfernt, aber wir mußten mit der Kirch' ums Dorf fahren. Als wir ankamen, suchten wir nach der Kirche, aber keiner wußte, wo sie war, und so orientierten wir uns nach den Hinweisschildern und stiegen die Treppen und den steilen Hant hinauf. Oben angekommen warteten wir auf meine Freundin. Sie kam dann auch relativ pünktlich, steckte uns aber gleich, daß sie zu früh da gewesen seien und daher in ein Cafè gegangen seien. Das fand ich allerhand, zumal sie ja wußte, daßwir früher als 12:45 schon angekommen wren. Der Vater war mit dem Jungen auf den Glockenturm gestiegen, wo der Kleine unbedingt hinwollte. Das hätten sie in der Zeit statt des Cafébesuches ja machen können. Nun mußten wir wieder warten, aber ich war so durchgefroren und ausgehungert, daß ich unbedingt schon ins Restaurant wollte. So gingen wir vor zu einer Pizzeria, wo wir auf die Familie warteten. Der Kleine war wirklich sehr quirlig, aber ich fand das sehr niedlich. Sie meinte, er verdirbt sich so schnell den Magen, und als ich ihr vorschlug, einige Kekse von der Schale auf dem Tisch zu nehmen, meinte sie, nein, das stünde ja schon so lange dort, das würden sie nicht mehr esse wollen. Dann bestellten a lle, aber der Junge bekam zunächst nichts, bis ich fragte, was sie denn für ihn bestellen würde. Er bekam also einen Kinderteller mit Pommes, Schnitzel und Ketchup. Bei jeder seiner Bewegungen hatte sie was zu meckern. Er solle sie nicht aufs Bein hauen, er so le die Pommes nicht mit den ungewaschenen Fingern anfassen usw. Mein Gemüse kam dann auch, und es war so schwer zu essen, weil der Spinat so fußplappig war, und die Blätter so groß, daß ich dem nicht beikam. Das erinnerte mich an den Italiener in Freiburg, offenbar essen die Italiener Spinat nicht rahmig sondern fußlappig. Ich kämpfte mit dem Gemüse, was der Kleine total lustig fand und er laut loslachte. Da schämte ich mich, daß ich so schlecht essen konnte, daß sogar Kinder das lustig finden. Sie ermahnte ihn dann auch gleich, daß ich ja nicht sehen könne. In dem Falle war ich erleichtert, da es mir selbst furchtbar peinlich war. Der Kleine aßü ganz wenig, da er im zuvor schon im Café Ziwebelkuchen bekommen hatte. "Naja, er hatte halt Hunger." Da mußman natürlich sofort was dagegen tun…, egal, ob man später eh zu Mittag ißt….!!! Wir wurden von meiner Freundin eingeladen, was ich ganz schönf and. Danach gingen wir also etwas Spazieren, um un sdie Beine zu vertreten. Der Junge war sehr bewegungsfreudig und sprang wie ein kleiner Wirbelwind herum. Sie schimpfte natürlich die ganze Zeit, er solle nicht hüpfen, er solle normal gehen, er könne das doch schon usw. Dann schimpfte sie, weil er meinen Stock nahm. Ich nahm ihn fest bei der H and, damit er mir nicht auskam, denn auch in einer Fußgängerzone weiß man nie, wann die nächste Straße mit Autos ko mmen würde, und ich hatte Angst, daß ihm was passiert. Er legte sich absichtlich vor mich, weil er mal gucken wollte, ob ich ihn sehe, so sind halt Kinder. Dann stieß er laufend beim Gehen gegen meine Seite, boing, boing, boing, aber mir machte das nichtsaus, da Kinder halt so sind. ER war wie ein kleiner Flummi! Irgendwann entwand er sich dann m einem Griff und rannte zu seiner Mutter, die ich schnellstens warnte, damit er nicht vor ein Auto lief, trotz Fußgängerzone, aber ich wäre meines L ebens nicht mehr froh gewesen, wäre dem Kind was passiert, und ich kann so etwas nicht einschätzen. Meine Freundin unterhielt sich zu meinem Ärger N UR mit meinem Bekannten, sie fragte mich so gut wie gar nichts, knüpfte an gar nichts an, was sie wußte, und wo sie noch mehr erfahren wollte, wie z.B: die Sache mit meinem Zahn ausgegangen war usw. Ich war ziemlich enttäuscht. Auch h at sie die Angweowozhnheit, einem ständig ins Wort zuf allen, bzw. Wenn SIE sprach, sich unter KEINEN Umständen jemals unterbrechen zu lassen, auch wenn man zu dem Thema, über das sie gerade was erzählte, eine Zwischenfrage hatte. Irgendwann beklagte ich mich dann, daß ich nie zu Wort käme, und sie meinte, sie habe erst ihrem KIND antworten mßssen, dabei hat sie da gerade nicht mit ihm gesprochen sondern mit meinem Bekannten, aber Kinder sind halt immer eine gute Entschuldigung. Ich sagte gerade zu meinem Beklannten, daß das nicht stimmte, daß sie mit dem Kind gesprochen hatte, und sie hörte nur den letzten Satz und meinte: "WAS stimmt mit meinem Kind nicht?!!" Ich sagte, mit IHM stimme alles, und sie meinte, "aber mit UNS nicht!" Das kommentierte ich nicht weiter, da ich fand, daß es zeitweise so war. Ich kam mir vor wie in meiner Familie, wo ich auch wie ein Kind behandelt werde und nicht zu Wort komme, wenn die anderen sich unterhalten, und alles z ehnmal sagen oder nachfragen muß, bis ich mal gehört werde. AB 3 Leuten ist für mich die Beteiligung an einem Gespräch sinnlos! Wir gingen dann in ein Eiscafé, u nd ich fand die Stimmung ziemlich gereizt. Dann wunderte ich mich, daß sie mich zumindest fragte, wie es meinen Katzen geht. Der Kleine bekam schon wieder was, eine Eisschokolade, und dann wurde ihm schlecht, kein Wunder! Aber er hat ja soooooo einen empfindlichen Magen! Ich sagte ihr geradeheraus, daß bei dem Durcheinander, den er gegessen hatte, dies kein Wunder sei, wenn es ihm schlecht wird. Ich wollte diesmal zahlen, aber das wollten sie nicht, und so lud ich nur meinen Bekannten ein, und jeder zahlte für sich. Sehr abrupt standen sie dann auf, dem Kleinen sei schlecht, sie müßten nach Hause. Draußen schüttelte sie mir dann die Hand, natürlich bekam ich wie immer die Hand als Letzter, sowohl von ihm als auch von ihr. Mein Bekannter meinte, daß sie daher mit mir gesprochen hatte, da diesmal ihr Mann mit ihm gesprochen hatte, und somit niemand anderes zur Verfügung stand, daher war ich dann doch mal gut genug. Als ich dann auch noch hörte, daß sie in der Nähe des Ortes, wo mein Bekannter wohnt, immer vorbeikomkmen, und wir dennoch mit dem Zug so umständlich herfahren mußten, war ich wirklichbedient. So schnell treffe ich mich mit der nichtmehr. Mein Bekannter meinte, er kenne mich, das würde ich nur JETZT sagen, aber nach drei Tagen sähe es schon wieder andersaus. Sie lädt immer ihren ganzen Mistbei mir ab, redet ohne Punkt und Komma, wenn sie mich anruft, und sie bestimmt alle Themen und das Gesprächsende, und ich komme kaum zu dem, was ich sagen will. Da bin ich dann auch nicht mehr Willens, diese Funktion zu übernehmen und werde beim nächsten Telefonat sehr schnell versuchen, zum Ende zu kommen, FALLS mir das gelingt. Da wir noch viel Zeit hatten, und der Nachmittag erst angebrochen war, fuhren wir beide nach Stuttgart und wollten auf den Fernsehturm. Auf der Fahrt mit der U-Bahn dorthin klärte uns eine Frau auf, daß Fritz Kuhn als erste seiner Amtshandlungen den Fernsehturm wegen mangelndem Brandschutz geschlossen habe. So hat er sich gleich bei der Bevölkerung unbeliebt gemacht. Wir üäberlegten, wo wir stattdessen hinfahren könnten. Er schlug die Zahnradbahn vor, aber die war mir nicht geheuer. Eine Frau mischte sich ein und meinte, dann könnten wir auch gleich noch die andere Gondelbahn wieder runter fahren. Dann erzählte er ihr, daß wir auch Paternoster fahren wo llten, und sie verriet ihm noch einige Orte, wo es noch andere dieser Aufzüge gab. Ich meinte scherzhaft-vorweurfsvoll: "JAJA, nennen Sie ihm RUHIG noch mehr Orte, wo wir noch s olche Abenteuer unternehmen können…" Die andere Frau, die zugehört hatte, lachte, und wir hatten unseren Spaß, da ich ziemlich Schiß vor all diesen Sachen hatte und spaßeshalber schimpfte, daß sie ihm auch noch weitere Ideen in den Kopf setzte. Ich zog es vor, lieber nach Kantstadt zu gehen, wo mein Bekannter aufgewachsen war. Leider war der Wasen noch nicht eröffnet, aber das Gelände konnten wir uns schon mal anschauen. Wir kamen dann auch an einigen Mineralbrunnen vorbei, derer es in Stuttgart und Kantstadt sehr viele gibt. Ich fand das Wasser sehr eklig und salzig, aber es war schon von Natur aus mit Kohlensäure versetzt. Wir gingen dann noch in die Stadt in eine Eisdiele für einen Capuccino. Da wir Zwiebelkuchen mitgenommen hatten, brauchten wir daheim nichts zu kochen sondern aßen später den Kuchen. Die Heimfahrt war recht anstrengend. Es gab einen IC um 20:15 und einen RE um 20:20. Ich schlaug vor, mich lieber zu erklundigen, wie wir schneller heimkämen, ob mit dem IC oder RE, da es vielleicht gar nicht viel kostet, und wir vielleicht wesentlich schneller daheim waren. Er wollte lieber aufs Geratewohl heimfahren und sagte, möglicherweise kommen wir dann mit dem IC sehr früh in Calw an und müssen dann ewig auf eine Heimfahrt warten. Ich meinte, daß wir das nur rauskriegen, wenn wir fragen. Tatsächlich waren wir natürlich mit dem IC schneller und h atten dann sofort einen Anschlußzug in Calw und waren eine Stunde früher daheim. Die Fahrt kostete nur 7 Euro, da wir keine Rückfahrt brauchten, und ich eine BahnCard hatte, und er nicht zahlen mußte. Im Zug von Calw aus war es so stickig, daß ich fast keine Luft mehr bekam. Ich stellte mich also mit ihm zusammen neben die Türe, um immer einen Schnapperer zumachen, sobald sie aufging. Ich hatte solche Atemnot und sagte dauernd, daß ich am Ersticken bin, so daß die Leute um uns h erum schon dachten, ich sei irgendwie gestört. Aber ich konnte nicht anders. Die Luft war so verbraucht, es stank so dermaßen nach Mensch, und ich rang so arg nach Luft, daß ich schon Panilk hatte. Seit der Dialysezeit merke ich Sauerstoffmangel sehr extrem, wobei andere dann eher müde werden, ich aber dann wirklich Luftnot kriege. Wir haben bei uns im Zentrum eine Patientin, die nicht in geschlossenen Räumen sein kann, da sie dann Atemnot hat, ich fand das immerk omisch, da ich immer im Luftzug liegen muß wegen ihr, aber nun kann ich das etwas nachvollziehen. Auch in dem Kinosaal meeines Stammkinos kann ich nicht biszum Ende ohne Luftnot sitzen, daher gehe ich nur noch in Filme, die imgroßen Saal sind. Leider konnte uns das Taxi nicht abholen, und wir hatten zu seinem Ortsteil einen rieigen Aufstieg. So waren wir gezuungen, das örtliche Taxi anzurufen, obwohl wir das beim letzten Besuch als Dialysetaxi hatten, und wir nicht zufrieden waren. Ichh offte nur, daß er mich nicht erkennt und nicht nachfragt, wer mich diesmal fährt. Mit dem jetzigen Taxi waren wir so sehr zufrieden, daß wir es auch für Ausflüge außerhalb der Dialysefahrten anriefen. Da sie sich so darüber freute, gab sie uns Ferrero-Rocher als kleine Anerkennung. Das hat man auch selten. Siemachte auch immer einen Sonderpreis, wohingegen das andere Taxi sehr teuer war. Wir kamen dennoch gut oben an und aßen unseren Zwiebelkuchen zu Abend. Am Montag gingen wir nach Unterreichenbach ins Honig-Eck. Die Taxifahrerin hatte die Ö ffnungszeiten für uns herausgefunden. Dort kann man an einer Honigbar insgesamt um die 26 Honige probieren. Wir kamen an, und die Frau im weißen Kittel gab mir immer auf einem frischen Plastiköffel verschiedene Hongsorten zum Probieren. Da war der Eukalyptushonig, der mir furchgbar schlechtschmeckte, sehr gesund und medizinisch! Dann gab es einen, der war wir Marzipan und schmeckte auch so. Es gab noch einige aus dem Ausland, von sehr weit her. Ich entschied mich für einen pfälzer Kastanienhonig und nahm ein kleines Glas mit. Für mich und meine Katzenbetreuerin kaufte ich noch ein Duschgel mit Honig und Honig-Caramel-Bonons, sowie für die Katzenbetreuerin eine Seife, die sehr intensiv nach Honig roch. Die Frau ließ mich noch an verschiedenen Kosmetika schnuppern, zeigte mir einen Lippenpflegestift und einen speziellen Honiglöffel zum Einhängen ins Glas, erklärte mir die Verwendung und Anwendung von Gelee Royal und zeigte mir noch andere Produkte außer Honig, die sie zum Kauf anhoten. Wir blieben bei den gekauften gekauften Sachen, bedankten uns für die eingehende Beratung und gingen aus dem Laden. Ich hatte so um die acht verschiedene Honige versucht, und ich war pappsatt! Ich hätte am liebsten alle durchprobiert, aber das schafft wohl keiner! Das unterschätzt man zu Anfang sehr. Wir gingen noch einen Espresso trinken und nahmen uns was für die Dialyse zum Naschen mit. Danach liefen wir noch etwas Spazieren und kehrten dann bei einem Italiener ein, wo wir uns eine Calzone teilten. DA man an der Dialyse vor 14:30 nichts zu Essen kriegt, wollte ich einmal vorher einkehren, um nicht jedesmal so ausgehungert zu sein, bis Brötchen kamen. Ich verzichtete daher diesmal auf selbige und aß nur den mitgebrachten Amerikaner. Leider hatte die richtige Bäckere montags zu, und so mußten wir in meine "heiß und innig" geliebten Bäckersketten, wo wir eben auch den Espresso tranken. Während der Dialyse kaufte mein Bekannter die Sachen ein, die wir für die Crèpes brauchten, welche wir abends machen wollten. Er wollte eine Verkäluferin fragen, was man dafür braucht. Dann h atte er den Apfelmus vergessen und mußte nochmal los. Am Abend also waren wir die Crèpe -Pfanne an. Ich fand, daß die ersten nach Papier schmeckten und schlug ihm vor, sie doch der Kirche nebenan als Hostien zu spenden. Ich bat ihn, noch ein Ei und etwas Mineralwasser dazu zugeben. So wurden die Crèpes ganz eßbar. Er hatte zwei Gläser Apfelmus gekauft, eines zusätzlich mit Mango. Ich riet ihm, erst einmal nur EINES aufzumachen und dann erst das andere, FALLS wir es noch braudhen, aber er schraubte gleichbeide auf. Mir ist so etwas immer ein Rätsel, zumal ich nur das einkaufe und esse, was ich auch brauche, damit ich nichts wegwerfen muß. Alles andere kaufe ich so ein, daß es eine Weile hält. Aber es hat uns dennoch gut geschmeckt. Am nächsten Morgen, dem Tag meiner Heimfahrt, frühstückten wir erst einnmal. Es war nur noch eine Scheibe Käse da, da er so großzügig mit den Toasts Hawaii umgegangen war, wobei wir den Käse auf den weggeworfenen Hawaii-Toasts nun gut hätten brauchen können, damit ich mir für die Fahrt was zurechtmachen konknte. Die Eier, die wir übrig hatten vom Crèpe, aßen wir dann morgens, wobei ich ihm erkälrte, daß er keine DREI Eier zu machen brauchte, sondern ein Ei für sich aufheben sollte. Er dachte, daß sich das nicht hielte, machte aber dann doch nur zwei Eier. Manchmal braucht es eine Weile, bis meine Vorschläge durchkommen. Ich sagte ich m z.B.., er solle die Eier abschrecken, und er meinte, seine mutter habe ihm gesagt, das brauchte man nicht. Er tat es aber dann doch, wahrscheinlich wußte er es einfach selbst nicht und wollte sich keine Blöße geben. Die Käsescheibe landete dann auf meinem Reiseproviant. Da ich die Thermoskanne vielleicht wieder nicht selbst zuschrauben können würde, und da mir der Pad-Kaffee sowieso nicht schmeckte, schlug ich vor, mir am Bahnhof die Kanne füllen zu lassen. Auch mein Beklannter meinte, daß die Thermoskanne wohl undicht sei, und ich mir daher lieber dafür eine ohne Ausgießer geben l a ssen sollte. Ich dachte, mit Ausgeißer sei es leichter, aber dessen Klappe ist nicht ganz dicht, bzw. ich tue mir schwer, sie richtig zuzzumachen. Ich bat meinen Bekannten noch, daß er nachschauen sollte, ob nichts von mir mehr daliegt, und er meinte, alles sei drin. Wir fuhren also los, wie imme rbei Regen, und in Pforzheim gingen wir wieder in das Café in dem Einkaufszentrum, wo wir auch bei der Ankunft auf den Anschlußzug gewartet hatten. Auch hier gab es zum Espresso ein Wasser und ein Schokokügelchen, so, wie es sein soll. "g" Wir gingen dann zum Bäcker, kaufgen mir noch ein Marzipanhörnchen für die Fahrt und ließen die Kanne füllen, was der Verkäufer auch anstandslos tat. Und diesmal , siehe da, blieb der Kaffee sehr heiß, zu meiner gorßen Freude und Verwunderung. Mein Bekannter setzte mich in den Zug, wir verabschiedeten uns und hatten angedacht, uns einmal in Dresden zu treffen und dort einiges anzuschauen, da wir in seiner Gegend nun schon sehr viel gesehen hatten, und weil mir, ehrlich gesagt, seine Wohnung überhaupt nicht gefällt, zumal wir dann auch noch ewig fahren müssen, um dort hin- oder wegzukommen. Ich schlug ihm mehfach vor, doch zmzuziehen und sich in Calw was zu suchen. Aber seine Wohnung ist sehr günstig. Vielleicht hat er bis zum nächsten Mal ein Auto. Schon meinte er, daß wir in Dresden dann lieber in ein Hotel außerhalb gehen sollten, was ich aber sofort ablehnte, weil man dann zwar billig wohnt, aberdoch wieder ein Taxi braucht, bzw. die nächste Haltestelle auch wieder sehr weit ist, und man abends dann auch wieder keine Lust hat, noch so weit in der Dunkelheit zu laufen. Es muß ja nicht im Stadtkern sein, aber wenigstens zentral. Diesmal hatte ich während der Fahrt eine Frau mit Kind neben mir sitzen, und die Mutter erzählte mir, daß sie mit ihm auf Kur war, und es dort bereits zu schneien begonnen hatte. Während der Fahrt redete eine Frau SEHR laut in ihr Handy, so daß sie darauf aufmerksam gemacht wurde. Ich habe mal wesentlich leiser telefoniert, da hat schon jemand gemeckert. Als ich mit der Mutter drei-vier Sätze wechselte, motzte schon ihr Jugne: "RUHE, ich will schlafen!" Dann quasselte er selber mit ihr. Meine Stimme ist wohl so durchdringend, daß sie sofort stört, auch wenn ich objektiv nachweisbar wesentlich weniger und wesentlich leiser gesprochen habe. Daheim angekommen nahm ich ein Taxi und fuhr nach Hause. Die Katzen waren wohlauf, wobei mir aber die Katzenbetreuerin später am Telefon sagte, daß sie stinksauer auf meine Putzfrau war, da diese die Balkontüre aufgemacht hatte, und Isidor abgehauen sei. Ich hatte vergessen, der Putzfrau zu sagen, daß sie die Türe zulassen sollte, wobei sie ja auch auf die Katzen ihrer Tochter aufpaßte und wußte, daß man bei Abwesenheit des Besitzers die Türe lieber zu lassen sollte, aber so weit hat sie wohl nicht gedacht. Ich hatte aber auch versäumt, meiner Katzenbetreuerin zu sagen, daß die Putzfrau am Montagmorgen da ist, u nd sie da nicht zu kommen braucht. Daß da solche Folgen draus entstehen, habe ich nicht bedacht. Aber Isidor ist es gewohnt, mal vor verschlossener Türe zu stehen und kommt dann eben später wieder. So tat er es auch diesmal und stand auf der Klingelmatte, als die Katzenbetreuerin am Dienstagmorgen zum Füttern kam. Ich erklärte ihr, daß er sich dann in der Nähe aufhält und wartet, bis er innen Licht sieht und dann kommt. Es ist zwar nicht schön, wenn er abhaut, und für sie ist das unangenehm, aber bei Isidor braucht man sich da nicht allzluviele Gedanken machen. Mittlerweile weiß er, wo er daheim ist. Insgesamt habe ich trotz des schlechten Wetters die Urlaubstage sehr genossen und hoffe, daß sich der alltag nicht allzu brutal wieder einschleicht. Die Bahn hat noch immer keine Entschädigung für die zweistündige Verspätung geschickt, meine Einlagen sind noch immer nicht fertig, die Taxirechnungen wurde wieder an mich statt direkt an die Kasse geschickt. Gewählt habe ichnun auch schon, gebracht hat es nicht viel. Ich hoffe, daß sich alles noch regelt. Die Urlaubszeiten sind nun vorbei, es müßte jetzt alles etwas schneller gehen. Für meine sechsmonatige Begleitung habe ich nun auch jemanden für zwei Stunden die Woche , denjenigen, den ich ursprünglich auch wollte. Einiges vom Geld, das der Bezirk mir aufs Budgetkonto für Juli und August überweisen wollte, ist auch da. Der Rest wird dann erledigt, wenn die Betreuerin aus dem Urlaub zurück ist. Morgen wird mir eine neue H elferin vorgestellt, da ich ja nun ZWEI 23-Euro-Kräfte statt einer 23- und einer 39-Euro-Kraft bekommen soll, und diejenige, die ich wollte, dauernd krank ist. Bin gespannt, wie es weiter geht. Mitt Oktober wird dann das Implantat eingesetzt. Ich hoffe, daß alles gut geht.

Montag, 9. September 2013

Drunter und drüber

In letzter Zeit ging es bei mir drunter und drüber, wie der Titel schon sagt. Vor einigen Wochen wollte ich wegen Fersen- und Kniebeschwerden zum Orthopäden. Ich rief meinen an, und da kam nur die Bandansage, daß er in Urlaub ist. Seine Vertreter bekam ich ebenso wenig an die Strippe. Dann probierte ich es bei einem anderen, der war auch im Urlaub. So probierte ich noch zwei-drei weitere Adressen durch. Ich hörte dann von einem guten in der Nachbarstadt, und als ich den Leiter meines Helfer-Vereins fragte, nannte der mir ebenfalls eine HP. Zu meinem Erstaunen war es genau der Orthopäde, den man mir bereits als gut empfohlen hatte. Ich ging also hin, und tatsächlich, ich war zufrieden. Er hat mir Einlagen und eine Kniebandage verordnet. Endlich konnte er auch im Röntgenbild die Verkalkungen an der linken Ferse sehen, die mir schon seit dem 16. Lebensjahr Beschwerden machen, was aber niemand erkennen konnte. Er meinte, ich hätte an beiden Fersen Sehnenansatzprobleme im Sinne eines Fersensporns. Bis die Einlagen fertig sein würden, bekam ich einstweilen Silikonkissen, wobei mich das Anfassen dieses Materials schon ziemlich ekelt. Aber was macht man nicht alles. Da bei mir ziemlich viel los war, und zielich viel daneben ging, habe ich die Schuhmacherin gefragt, ob sie mir die Einlagen an ihre Zweigstelle in meiner Stadt schicken könne, damit ich nicht wieder eine Fahrt dorthin organisieren mußte. Sie bot mir sogar an, mir die Einlagen persönlich daheim vorbei zu bringen. Das ist schon eine Entlastung, allerdings wurden sie nun vor meiner Reise in den Schwarzwald nicht fertig. Als ich dem Orthopäden sagte, daß ich öfter Sehnenansatzprobleme hätte, zumal das Knie ebenfalls ein Sehnenansatzproblem aufweist, meinte er, ich solle mal zum Rheumatologen. Ich erklärte ihm, daß ich bereits dort war, und dass dieser nur meinte, ich hätte nichts, meine Beschwerden kämen vom Alter und von der Dialyse, obwohl ich ihm gesagt hatte, daß ich das alles schon mit 22 Jahren hatte, also die Hälfte meines nun ach so langen alten Lebens. Da meinte dieser nur, das gibt es halt. Diese Story erzählte ich nun dem Orthopäden, worauf dieser wörtlich sagte: "Ich schicke öfter Patienten dorthin, und wie diese sich dort angenommen fühlen, ist sehr unterschiedlich. Die Briefe sind aber soweit immer in Ordnung." Das interpretiere ich jetzt mal als: "Einige haben sich schon über die Art beschwert, wie sie dort abgefertigt werden. Du bist damit nicht die einzige." Es ist auch selten, daß Orthopäden vom "sich angenommen fühlen" reden. Ich versuchte noch, ihm zu verklickern, daß diese Sehnenansatzprobleme mit meiner Grunderkrankung zu tun haben könnten, daß ich davon aber noch nichts gehört habe, es aber durchaus möglich wäre, daß Augenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Nebenhöhlenbeschwerden und neurologische Erkrankungen nicht die einzigen Symptome dieses Syndromes sein könnten. Er meinte, ich solle mal nachfragen, wenn ich wieder bei so einem Experten vorbeikomme. Allerdings machen die sich sehr rar mit ihren Auskünften. Somit war nun endlich ein Termin beim Orthopäden zustande gekommen. Er deutete auch an, daß Anspannung oft der Grund für derlei Probleme sei. Diese Anspannungen kann man nun im Laufe dieses Textes miterleben. Dann mußte ich mir unbedingt eine Bio-Hose aus fairem Handel kaufen, damit die Leute, die meine Kleider machen, nicht lauter giftiges Zeugs einatmen und zu billigen Arbeitslöhnen arbeiten müssen. Als ich mit der Helferin dort war, hatten sie nur ein Modell: Die Farbe war mir viel zu dunkel. Der Schnitt war nicht ausgestellt mit boot-cut sondern eher enger an den Beinen. Der Stoff war so weich wie eine dieser Ungarn-Jeans aus der DDR, da sie keine Schwermetalle benutzen. Die Länge stimmte auch nicht, da ich sehr klein bin, und es nicht überall Kurzgrößen gibt. So riet man mir, zur Schneiderin in der Nähe des Biosupermarktes zu gehen. Ich traf aber mal wieder die falsche Entscheidung und dachte, ich gehe zu dem Schneider bei mir in der Nähe, da kann ich dann die Hose auch leichter wieder abholen. Als ich also losging, um den Schneider zu finden, behaupteten einige Passanten, es gäbe ihn nicht mehr, da sei nun ein Tortengeschäft drin. So kehrte ich wieder um. Zum Glück traf ich eine Frau, die mir den Laden zeigte. Allerdings war er vormittags geschlossen. Da ich da alleine nicht mehr hinfinde, weil mein Sehvermögen sich so weit verschlechtert hat, daß ich die Schilder an den Türen nicht mehr lesen kann, wollte ich mit zwei Freunden hingehen, die zwei Tage später zu Besuch waren. Als wir hingingen, hieß es, er habe am Nachmittag außer Donnerstag geöffnet. Da ich schon stinksauer war und ein drittes Mal nach einem vergeblichen Weg sicher ausgeflippt wäre, beschloß ich, mir einen anderen Schneider zu suchen, der auf hat, wenn ich mit meiner Helferin zusammen hin kann. Ich fragte also im selben Brief, wo ich um den Namen eines Orthopäden bat, ob der Leiter auch einen guten Schneider kennt. Ja, kannte er. Als ich dort anrief, ging keiner hin. Als meine Helferin kam, meinte sie, wir könnten die Hose auch wieder zurückgeben. Sie schlug vor, wir sollten nun zu ihrer Schneiderin gehen, wenn die nicht da sei, könnten wir in die Stadt fahren und die Hose zurückgeben. Auch diese Schneiderin hatte nur nachmittags auf. Immer zu den Zeiten, an denen ich Hilfe hatte, war kein Schneider offen, und wenn jemand geöffnet hatte, hatte ich niemanden, der mit mir hinging. Da meinte die Helferin, sie würde ausnahmsweise meine Hose hochstecken und sie am Nachmittag hinbringen. Damit sie ihre Nadeln nicht mitschleppen mußte, schlug ich vor, da wir ja sowieso grade in ihrer Nähe waren, daß ich kurz mit in ihre Wohnung hochkomme, ich schau mich auch nicht um, und da könne sie es dann hochstecken. Sie willigte ein. Zum Glück hat da mal eine nicht Dienst nach Vorschrift gemacht, denn sonst hätte die tolle Hilfe, die ich kriege, nicht gegriffen. Die Hose hat sie dann beim nächsten Mal mitgebracht. Nun kann ich sie mit in den Schwarzwald nehmen. Auch dieses umständliche Kapitel hat dann doch noch ein gutes Ende gefunden. Vom Kauf einer weiteren Biohose werde ich allerdings Abstand nehmen, denn auch mein Idealismus hat Grenzen, sollen doch diejenigen die Welt retten, die es besser können. Da ich die Fahrten zum Arzt über die Kasse abrechnen kann, dies aber nur noch mit Rückerstattung im Nachhinein geht, habe ich Probleme, da ich die Rechnung nicht alleine an die Kasse senden kann, ohne, daß mir jemand den Umschlag beschriftet. Daher wurde vereinbart, daß die Taxizentrale nun doch die Rechnung direkt an die Kasse schickt, und ich eine Abtretungserklärung unterschreibe, daß die Kasse das Geld direkt an die Taxizentrale zahlt, damit ich damit keine Schererein habe. Der leitende Buchhalter war aber in den Urlaub gegangen, ohne seinen Untergebenen zu sagen, daß sie die Rechnung nicht an mich schicken sollten. So kam also die Rechnung doch bei mir an. Als ich nachfragte, sagte man mir, daß sie nicht Bescheid wußten. Nun hatte ich in jedem Falle die Arbeit, ob ich die Rechnung nun an die Kasse oder zurück an die Zentrale senden würde. Ich fragte also nach, ob ich die Rechnung dem Fahrer mitgeben könnte, der mich zum Arzt bringt. Nein, das ginge nicht, denn der müsse dann extra hinaus zur Zentrale fahren, der würde dafür was verlangen. Ich erwiderte, daß das ja nicht mein Problem sei, denn ich hab das ja nicht verbockt. Da meinte di Dame, ich hätte ja schließlich nichts Schriftliches erhalten, daß die Rechnung direkt an die Kasse geschickt würde. Mit der Bemerkung, daß ein Wort heute wohl nichts mehr gilt, legte ich auf. Ich mußte also nun einen Brief an die Kasse schreiben, um die Rechnungen zu erklären. Aber mein Drucker ging schon seit Langem nicht mehr, und ich wußte nicht warum. Ich hatte es daher immer so gemacht, daß ich per Mail einen Brief an einen guten Nachbarn geschickt hatte, der hat es mir ausgedruckt und in den Briefkasten geworfen. Der konnte aber nicht, weil er den PC schon abgebaut hatte, um in den Urlaub zu fahren. So gab er mir die Nummer eines anderen Tauschringmitgliedes. Der sendete ich die Unterlagen per Mail zu. Die bekam die Sachen aber nicht auf. So sendete ich die Sachen dann an den Leiter von dem Helfer-Verein, der druckte alles aus und schickte es mir zu. Da ich gerade zu meinen Eltern nach Hause fuhr, nahm ich alles mit, damit meine Eltern es zur Post bringen konnten, weil mein Vater gerne mal einen Spaziergang macht und außerdem auch zur Not eine Briefwaage hat, weil der Umschlag schwerer war. Vor meiner Heimfahrt kam jemand, der sich mit PC s auskannte und meinte, daß die Druckerpatrone leer sei. Ich rief also meinen Neffen an und fragte, ob er mir eine Druckerpatrone besorgen könne, da das Kaufhaus, bei dem ich sonst diese Patronen kaufte, zugemacht hatte. Als ich daheim ankam, hieß es, er habe keine Patronen für den fünf Jahre alten Drucker mehr gekriegt. Mein Vater wußte aber einen Laden in einem kleinen Nachbardorf und fuhr hin. Als ich wieder bei mir zu Hause war, baute mir der PC-Helfer die Patrone ein. So hatte ich über einen langen Umweg doch noch eine Patrone bekommen. Ein paar Tage zuvor war das Internet abgestürzt. Ich hatte drei Tage, bevor ich nach Hause fuhr, versucht, jemandem eine Mail mit einer größeren MP3-Anlage zu senden. Dabei war alles hängen geblieben, und das Internet ging nicht mehr. Ich startete den PC neu, das half auch nichts. Dann wartete ich bis zum nächsten Tag, da ging es ebenso nicht. So rief ich notfallmäßig den PC-Helfer an, und als der den PC nur einschaltete, ging alles wieder. Keiner weiß, warum es bei mir einen ganzen Tag nicht ging und dann auf einmal wieder, nur, weil ein anderer eingeschaltet hat. Das haben wir also auch hinbekommen. Dann wollte ich mein Handy kündigen, das mit einem Festnetzvertrag gekoppelt ist, da ich ein anderes Handy habe, und mir die flat zu teuer war. Ich hatte mühevoll übermehrere Telefonate hinweg die Faxnummer für eine Kündigung erfragt. Ich hatte das Fax auch hingesendet. Dabei ist mir aber das Papier hängen geblieben und hat sich mit der Druckfolie verheddert. Daher war nichtklar, ob das Fax angekommen war, da ich nichts mehr von der Firma hörte. Der PC-Mann und ich saßen stundenlang da, um eine Nummer für die Kündigung zu finden, da bei einem erneuten Faxversuch auf einmal eine Automatenstimme eines Call-Centers hinging, anstatt, daß das Faxgeräusch ertönte. Wir mußten also abends um 22 Uhr ohne Lösung auseinandergehen. Am nächsten Tag kam dann wie von selbst die Kündigungsbestätigung, auch das war nun endlich geschafft. Bei der Bahn hatte ich eine Entschädigungssache laufen, weil ich (siehe Musikfreizeit) zwei Stunden später als geplant ankam, und man da den halben Fahrpreis zurück erstattet erhält. Es kam lange keine Reaktion, über drei Wochen nicht. Ich wußte nicht, wo ich mich da am besten hinwenden kann. Dann endlich kam die Reaktion, man brauche meinen Schwerbehindertenausweis. Ich war der Meinung, daß man den ja vorliegen hat, da ich ja oft über die Mobilitätszentrale eine Fahrkarte buche, und die eine Kopie des Ausweises haben. So rief ich beim Servicecenter Fahrgastrechte an und fragte, ob sie sich den Ausweis in Kopie dort holen könnten. Das dürften sie nicht, ich solle ihn, da ich ihn als jpeg vorliegen hatte, an den Kundendialog mailen, die dürften das weiterleiten. So machte ich es. Mittlerweile hat aber meine Betreuerin auf meine Bitte hin den Ausweis in Kopie an die Servicestelle Fahrgastrechte mit der normalen Post gesendet. Es kam dann eine Mail vom Kundendialog, daß man die Mail mit meinem Ausweis nicht an die Fahrgastrechtsstelle weiterleiten dürfe. Ich bestand aber darauf, da ich nicht jedesmal jemanden habe, der für mich eine Kopie per Post schicken kann. Dann kam ein Anruf eines Mannes am Abend über mein Handy, es sei ja nicht so einfach, den Ausweis weiter zu leiten. Ich entgegenete, daß dies höchstens ein paar Mausklicks an Arbeit machen würde. Nein, das ginge nicht, und außerdem brächte er die Anlage nicht auf. Ich sagte, er solle sie halt so weiterleiten, die würden das dann schon aufbringen. Nein, er dürfe nichts weiterleiten, was er nicht aufbringt. Ich sagte ihm dann nach längerem Hin und Her: "Wissen Sie was, wir beiden kommen nicht weiter. Ich will jetzt zu Abend essen, auf Wiederhören!" Ich hoffe, daß irgendwann der Brief mit der Ausweiskopie bei der Bahn ankommt, und ich meine Entschädigung erhalte. Den Gutschein hätte ich jetzt für meine Fahrt mit dem Zug in den Schwarzwald gut brauchen können. Dann stand noch etwas an: Ich hatte eine Begleitung beantragt zur Reflexion meiner Diagnose (siehe: In Höherer Mission). Ich hatte mir auch schon jemanden ausgesucht. Diese Hilfe geht nur über den Bezirk im Rahmen des Persönlichen Budgets. Der Bezirk wollte aber die Person, die ich mir ausgesucht hatte, nicht bezahlen, obwohl er für das Persönliche Budget zugelassen ist. So wurde mir der Auftrag erteilt, mir zunächst jemand anderen zu suchen, und wenn ich da niemanden fände, dürfe ich die gewünschte Person nehmen. Bei mehreren Stellen sagte man mir, daß nur jemand mit praktischer Hilfestellung da sei, daß Leute erst noch ausgebildet würden für dieses Krankheitsbild, oder daß sie niemanden haben, oder daß sie sich mich nicht zutrauen. Einer von der Lebenshilfe meldete sich und vereinbarte einen Schnuppertermin mit mir. Er meinte aber, da ich noch andere Diagnosen habe, traut er sich das nicht so zu, ich würde aber bis Ende August Bescheid bekommen, wie er sich entschieden habe, ich könne aber auch anrufen, wenn ich wolle. Da sich keine andere Möglichkeit aufgetan hatte, sah ich dazu keinen Anlaß, denn außer ihm hatte ich keinen, und ich wartete also auf seine Entscheidung. Bis Ende August kam nichts. Am 31. August rief ich an und sprach ihm auf den AB. Es kam aber keine Reaktion, so daß ich es zwei Tage später nochmals probierte. Ich erhielt von seiner Kollegin die Auskunft, er sei nur donnerstags ein paar Stunden im Büro telefonisch erreichbar. Ich mußte doch dem Bezirk Bescheid geben bis Ende August, und da hing ein ganzer Rattenschwanz dran. Ich bekam seit Juli kein Budget mehr, da der Bezirk sich nur einmal die Arbeit machen wollte, alles zu berechnen, und meine Stunden für diese besagte Person waren ja noch nicht bestätigt worden. So mußte ich bei meinem Helferverein die Zahlung für Juli und August stunden, und die warten nun auf ihr Geld, obwohl sie mit diesen Coaching-Stunden gar nichts zu tun haben. Ich solle am Donnerstag ab 10 einen Anruf des Mannes erhalten, wie er sich nun entschieden hat. Als um 12 noch kein Anruf da war, dachte ich, ehe der in die Pause geht, rufe ich lieber mal an, sonst ist er vielleicht wieder weg, wenn seine Bürozeiten nur so kurz sind. Die Frau dort meinte, er würde mich nun zurückrufen. Eine Stunde später kam ein ärgerlicher Anruf, ich sei auf dem AB so "fordernd" gewesen, und er beharre darauf, daß wir so verblieben waren, daß ich ihn GENAUSO anrufen könne, wenn ich wollte. Ich sagte ihm, daß ich ihn angerufen hätte, wenn sich an meiner Entscheidung etwas geändert hätte, aber da sich kein anderer außer ihm angeboten habe, hatte ich zum Anrufen keine Veranlassung gesehen, da er in jedem Falle bis Ende August Bescheid geben wolle. Er meinte, wenn mir das so auf den Nägeln gebrannt hatte, hätte ich ja VOR dem Ende August mal anrufen können und nicht warten, bis die Frist abgelaufen ist und dann Druck machen. Ich erklärte ihm, daß er ja selbst noch nicht so weit war mit seiner Entscheidung, da er noch nicht mal beim Bezirk oder bei meiner Betreuerin angerufen hatte, und daß somit ein Anruf eine Woche vor Terminende auch nicht viel gebracht hätte, und ich hielte mich eben an Versprechen genau. Er meinte, das habe wohl mit meinem Krankheitsbild zu tun, und ich würde alles viel zu wörtlich nehmen. Ich sagte, er müsse ja mit solchen Leuten wie mir umgehen können, daraufhin meinte er, ABER NICHT mit solchen mit dieser Persönlichkeitsstruktur, das sei ja ein ganzes Spektrum, und das kenne er so nicht. Ich meinte daraufhin, daß ich unter solchen Bedingungen keine Basis für eine Zusammenarbeit sähe, und er kam zu demselben Schluß. Wir vermuten, daß er sowieso nur ungern meinen Fall übernommen hatte und wohl gehofft hatte, daß ich ihm absage. Er behauptete, ich hätte mich von Anfang an auf die andere Person eingeschossen und wollte ihn sowieso nicht. Das stimmte so nicht, ich hätte ihn genommen, hatte nur das Gefühl, daß der andere sich eben noch viel besser auskennt, aber wenn ich den nicht kriegen konnte, dann wenigstens den Zweitbesten. Ich hatte eher umgekehrt den Eindruck, daß ER sich mich nicht zugetraut hat. Nun hoffe ich, daß der Bezirk meine Entscheidung akzeptiert und mich meinen Wunschkandidaten nehmen läßt. Wie man es macht, ist es verkehrt, ruft man vorher an, dann drängelt man, wartet man, dann ist man auf Kohlen und hat noch mehr Druck. Dann hatte ich noch eine Rechnung offen. Ich war ja bei einem Diagnostiker und hatte mit dem noch Mailkontakt. Den mußte ich aber privat zahlen. Die Dezemberrechnung erhielt ich erst im Juni. Er hatte die Rechnung an eine ausgelagerte Verrechnungsstelle weitergegeben, und die waren ziemlich chaotisch. Da ich aber im Oktober wieder meinen Kontostand offenlegen muß, um weiter Grundsicherung zu kriegen, mußte ich das Geld nun endlich loswerden, denn sonst hätte ich einen Überschuß gehabt, den mir der Bezirk abgezogen hätte. Dann hätte mir das Geld für die Zahlung der Rechnung wiederum gefehlt, wenn ich diese dann endlich erhalten hätte. Nun ist der Arzt in Elternzeit gegangen, und zuvor hat er die aktuelle Rechnung für den zweiten Zeitraum an die Verrechnungsstelle geschickt mit einem Vermerk "eilt". Dennoch kam keine Rechnung. Somit überwies ich den Betrag einfach von mir aus und avisierte die Zahlung per Mail bei der Verrechnungsstelle. Nach drei Wochen kam der Betrag wieder auf mein Konto zurück. Ich mailte also und erklärte, daß ich noch eine offene Rechnung hätte und daher den Betrag zahlen wolle, um mein Konto von Überschüssen zu reinigen. Daraufhin kam eine Mail, man habe keine offene Rechnung mehr von mir. Ich schrieb denen, daß der Arzt einen EILT-Vermerk gemacht habe, daß ich in die Bredouille komme, wenn ich diesen Betrag nicht spätestens bis Oktober loswerde, daß ich schwerstbehindert bin und am Rande einer Krise, weil momentan so viel schief geht. Daraufhin kam dann endlich die Antwort, man habe nachgeforscht, ja, da sei noch eine Rechnung offen. Ich hatte mit einem Anwalt gedroht und meine Betreuerin gebeten, bei der Rechtsschutzversicherung anzufragen, ob sie diesen Fall übernehmen würde, falls es notwendig würde. Aber ich hörte nichts mehr von ihr, so war ich total verzweifelt. Dann aber entschuldigte man sich schließlich seitens der Verrechnungsstelle für meine Umstände und versprach, die Rechnung umgehend an mich zu senden. Dies geschah dann auch innerhalb von drei Tagen, und endlich konnte ich die Schulden begleichen. Zwischenzeitlich hatte mich auch noch meine Helferin versetzt, da sie nur die Vertretung für eine neue Helferin übernommen hatte, die aber krank war, und sie konnte mich, wie sie behauptete, nicht anrufen. Ich hatte mir dann aus Verzweiflung jemanden vom Blindenverein organisiert, der ich dann zum Glück wieder absagen konnte. Denn es standen noch andere Sachen an, wie z.B. die Briefwahl und der wöchentliche Einkauf. Nun kam sie am Nachmittag, und wir konnten alles erledigen. Endlich kam auch die Bestätigung der Fahrtkostenübernahme des Taxis zur Dialyse während meines Aufenthaltes im Schwarzwald, auf die ich auch schon zwei Wochen gewartet hatte. Beinahe wäre ich noch krank geworden, aber die Erkältung zog nochmal an mir vorüber. Dann ging wieder was am PC kaputt, bzw. die Sprachausgabe war komplett abgestürzt. Ohne die kann ich nicht arbeiten. Ich hatte eine Mailflut zu bearbeiten, da ich wegen der Woche bei der Musikfreizeit länger nicht zum Durchlesen all meiner Mails kam. Es waren viele englische dabei, und so stellte ich die Sprachausgabe auf Englisch um. Als ich sie, wie ich dies schon öfter getan hatte, wieder auf Deutsch einstellen wollte, war die Sprachausgabe gecrasht, Ich fand mich nicht mehr zurecht. In meiner Not rief ich bei dem Blindenhilfsmittelladen an, wo ich die Sprachsynthesen her hatte. Der Mann versuchte zunächst, mir am Telefon zu helfen, war auch ziemlich unfreundlich, bis er merkte, daß ich kein dummes Trutscherl war, sondern, daß wirklich was Ernstes los war, und daß er was dran verdienen konnte. Ich kannte ihn auch etwas privat von Blinden-Stammtischen. So holte ich ihn von der Straßenbahnhaltestelle ab. Er schaffte es, innerhalb von 10 Minuten alles wieder herzustellen. Allerdings mußte er dafür die ganze Sprachausgabe deinstallieren und nochmals installieren. WAS genau da passiert war, wissen wir gar nicht. Da ich mit ihm um eine Tafel Schokolade gewettet hatte, daß er das nicht in einer halben Stunde hinkriegt, ging der Wetteinsatz an ihn. Er mampfte die ganze Tafel innerhalb von fünf Minuten hinein, was meinen Neid kitzelte, denn ich brauch eine Tafel Schokolade nur anzusehen und nehme zu. Dann richteten wir noch einige andere Sachen, und die Stunde war voll. Heute wäre beinahe wieder was schiefgegangen, aber da war ich nur zu schnell, und es fand sich alles wieder. Nun hoffe ich, daß diese Turbulenzen und Umstände endlich vorbei sind, und ich dann doch noch einen schönen Urlaub im Schwarzwald habe. Mittlerweile habe ich einen Kommentar zu meinem Post: "Bitte helft mir!" gefunden, wobei der / die Schreiber/in offenbar aus all dem, was ich schreibe, Rückschlüsse zieht auf das Leben, das ich im Schlaraffenland führe. Wer also gerne mit mir tauschen will und wie die Made im Speck leben will, der kann sich gerne bei mir melden! "Anonym hat einen neuen Kommentar zu Ihrem Post "BITTE helft mir!!!!!!!!!!!!!" hinterlassen: Meine Güte, was für ein Gejammere. Mir wird kotzübel bei so einem Selbstmitleid. Du hast es nicht schwerer als andere ! Dir steckt man doch die Kohle sonstworein, ohne dass Du arbeiten mußt ! Schäm Dich ! " Von Anonym am 24. Juni 2013 07:30 unter Mit den Hörnchen durch die Wand eingestellt. Mittlerweile habe ich den Eindruck, es geht wirklich allen so wie mir, wie ja die obigen Beispiele zeigen. Mit dem Unterschied, daß andere zusätzlich finanziell schlechter gestellt sind als ich. Der "Geldsegen" hat nur einen Schönheitsfehler, ich würde liebend gerne das Geld selbst verdienen, nachdem ich 15 Jahre in einem Internat war, schlimmstes Mobbing ertragen und dann 7 Jahre lang studiert und mit 1,3 mein Studium abgeschlossen habe. Aber man ließ mich nicht arbeiten, und die Teilhabe am Berufsleben ist mir daher verwehrt geblieben. Freilich hatte ich von ANFANG an vor, mich beim Staat durchzuschmarotzen, darum hab ich ja auch all den Aufwand mit einer harten Ausbildung betrieben! Alle anderen Dinge wie Krankheiten usw., haben ja alle Menschen auch, also geht es denen in der Summe gerechnet genauso wie mir, nur, daß sie halt arbeiten müssen und ihr Geld selbst verdienen, und ich das Privileg habe, mich vom Staat aushalten lassen zu dürfen. Wie gesagt, ich bin so dumm und würde diese Privilegien gerne eintauschen für ein Leben mit Arbeit.

Sonntag, 8. September 2013

Musikfreizeit

Dieses Jahr habe ich einen besonderen Urlaub gemacht. Ich fuhr zu einer Musikfreizeit mit Chor und kleinen Ensembles, die sich dort bilden konnten. Ich nahm meine Gitarre mit. Zuvor hatte ich schon Kontakt zu zwei Leuten, mit denen ich dann auch musizieren könnte. Meine Gitarre war neu besaitet worden und ließ sich seither nichtmehr stimmen. Im Musikgeschäft, bei dem ich um Rat fragte, nahm der erfahrene Mann die Gitarre, zog etwas an den Saiten, und schon stimmte alles und ließ sich perfekt nachstimmen. So konnte ich die Gitarre getrost mitnehmen. Dann wäre fast noch was mit der Dialyse schief gelaufen. Da ich ja am Samstag auch noch eine Zwischendialyse habe, hat man mir zugesagt, daß ich diese machen dürfe, daß ich hierzu aber in ein anderes Zentrum fahren müsse, welches eine Zweigstelle sei. Kurz vor meiner Abfahrt rief dann eine Schwester an und meinte, daß ich nun doch nicht am Samstag kommen könne, der Doktor wolle dies nicht. Auch meine Dialyseanfangszeiten wurden zum Negativen hin vorgeschoben, somit hätte ich sehr ungünstige Zeiten gehabt, um an den Chorproben noch sinnvollteilnehmen zu können. Ich war stinksauer und rief schnell in meiner Dialyse an, um die Telefonnummern von anderen Zentren in der Nähe des Urlaubsortes zu erfahren. Auch bei der Taxizentrale, die mich dort fahren sollte, rief ich an, ob sie noch andere Zentren anfahren und mir eines empfehlen könnten. Zum Glück fanden wir ein Zentrum, das mich nahm. Auch der Pfleger dort wollte mich, wie das zuvor angerufene Zentrum, auf eine Wartezeit von einer Stunde vertrösten, aber ich erklärte ihm, daß ich bald weg müsse, und daß ich unterwegs nicht ans Handy gehen könne. So sagte er spontan zu, und ich hatte einen neuen Dialyseplatz. Am nächsten Tag fuhr ich los, und beinahe wäre alles vorbei gewesen, da der Zug mitten auf der Strecke halten mußte, da die elektronische Signalgebung nicht funktionierte. Ich hätte am nächsten Tag nicht fahren können wegen der Dialyse, und einen Tag später, also erst nach zwei Tagen zufahren, hätte sich bei einem sechstägigen Aufenthalt mit drei Dialysen nicht mehr gelohnt. Dann fuhr der Zug aber zum Glück weiter. In Hannover kam ich schon 90 Minuten zu spät an, so daß mir eine Entschädigung zustand. Da ich aber noch weiter fuhr, dafür aber nicht mehr zahlen mußte, sich aber die Verspätung auf 2 Stunden belaufen würde, ließ ichmir dies in Hannover bestätigen. Der Zug zu meinem Zielort war mit Neigetechnik versehen, was mir sehr unangenehm war. Der Schaffner kam dann und bot mir an, mir beim Ausstieg zu helfen, ich solle aber noch sitzenbleiben. Dann meinte er auf einmal: "Haben Sie Ihre Gitarre, Ihre Handtasche?" Ich verstand das als Signal, nun aufzustehen. Ich tat dies, aber da kam eine so scharfe Kurve, daß ich brutal in die Ecke geschleudert wurde. Der Schaffner meinte dann auch noch erzieherisch wie eine Krankenschwester: "Sie müssen halt auch das machen, was man Ihnen sagt!" Ich erwiderte, daß er mir ja schließlich sagte, ob ich alles habe, und ich daraus schließen mußte, daß ich aufstehen soll. Ich hatte hinterher ganz viele blaue Flecken, und meine Hüfte tat mir noch sehr lange weh! Dann kam ich fast heile an und erhielt sogar noch ein Abendessen. Die Chorstücke waren für mich zunächst etwas schwierig, zumal meine Stimme nicht so recht mitmachen wollte. Dann aber gewöhnte ich mich an die Lieder und lernte sie auch ganz gut. Ich konnte etwas später zur Dialyse los, weil ich das Mittagessen an der Maschine einnehmen konnte. Das war von Vorteil. Es ergab sich auch, daß eine Frau, die schon wußte, daß ich komme, mit mir Mandoline und Gitarre spielen wollte. Dann aber wurde sie beim Flötenensemble gebraucht, und ich war total enttäuscht, dennoch schafften wir es, daß wir zusammenkamen. Wir suchten zwei Stücke aus, die wir dann am bunten Abend vortragen wollten. Wir hatten einen großen Spaß dabei! Mit dem anderen Mann machte ich eine richtige Session, wir spielten Gitarre und Keyboard zusammen, und er improvisierte total klasse auf dem Keyboard. Das wollten wir in jedem Falle vortragen, das hatten wir quasi schon in der Tasche, da es sehr einfach war, dachten wir. Auch bei den Chorsachen war ein Lied dabei, welches ich mit Gitarre begleiten durfte, und andere spielten die Percussion mit Rumbagurke, Frosch, Rasseln und Congas dazu ein. Mit der Gruppe war es anfangs schwierig, da ich mich immer sehr hart tue, in einer Gruppe fuß zu fassen. Zunächst fragten alle anderen einander laufend, ob sie sich da und dort treffen könnten, und ich wurde nie gefragt, sondern schloß mich halt einfach so an. Wenn ich jemanden ansprach, dann bekam ich freilich Antwort, aber es war auch oft so, daß es hieß: "NA, ko mmst Du zurecht, (Schulter klopfen), alles klar, ich bring Dich da und da hin, und tschüs." Obwohl ich hier auch unter Blinden war, kamen die meisten besser zurecht als ich. Bei Tisch fand ich nichts und mußte mir laufend helfen lassen. Wenn ich alleine am Tisch saß, genug Ruhe hatte, und noch nicht viel los war, dann fand ich alles sehr schnell. Ich fragte oft "ist da noch frei", aber ich wurde dann immer weiter geschickt: "Geh mal zum CH., der hat Dich doch das letzte Mal auch so schön betütelt." Ich empfand das als ziemlich demütigend. Wenn ich dann einen Platz fand, dann meistens da, wo alle diejenigen saßen, die auch so keinen Platz fanden und sich einander nicht ausgesucht hatten. Aber durch das Gitarrenspielen bekam ich dann doch einen besseren Status. An einem Abend gab es extra Volkslieder für diejenigen, die sich so etwas unter einer Musikwoche vorgestellt hatten, und eben nun auch auf Ihre Kosten kommen wollten. Da spielte ich den ganzen Abend mit, unterstützt zuweilen von Akkordeon, Klavier, Trommeln und Mundharmonika. Einige wunderten sich, daß ich so lange durchhalten konnte, und mir die Hände nicht wehtaten. Aber ich hatte so viel Spaß dabei! Wir blieben dann noch etwas zusammen und erzählten einen Witz nach dem anderen. Da endlich war das Eis gebrochen. Auch dann kam endlich mal einer auf MICH zu und sagte, daß er sich gewundert hatte, daß ich so viele Witze kenne. Manche Menschen sind halt erst auf den dritten Blick interessant. Einen Ausflug gab es auch, zu einer Jodlerstube. Eigentlich dachte ich mir schon, was da rauskommt, aber ich fand, das muß man mal mitgemacht haben. Der Bus dorthin war total holperig, und uns allen war schlecht. Als wir dort ankamen, wurden wir zunächst draußen plaziert, aber da wir darauf bestanden, auch bei der Musik zu sein, wurde sehr schnell umdisponiert. Wir bewunderten die Damen, die so schnell bedienten, daß wir innerhalb von 20 Minuten "fertig gemacht" waren, wie sie sich uncharmant ausdrückten. Dann kam eine Gruppe von 50 Leuten, und die wurden ebenfalls schnell bedient, es ging sehr geordnet und organisiert zu, das war das, was mich am meisten fasziniert hat. Dann ging das Jodeln los. Die Anlage, die Playback spielte, war höllisch laut. Die beiden Jodlerinnen sagten laufend, wenn es zu laut sei, dürften wir das auch sagen. Eine Dame beklagte sich, und es hieß, man drehe selbstverständlich die Lautsterke herab, aber es blieb genauso laut. So verarschen die die Leute. Ich bewundere schon diese Kunst, obwohl ich diese Musik nicht mag, zumindest nicht die volkstümliche Variante. Die Sängerinnen waren eigentlich eher mit den Gesichtern dem anderen Publikum, einer Betriebsausflugsgesellschaft, zugewandt. Sie meinten es gut und wollten uns ebenso einbinden. Sie gingen herum und tätschelten den Männern auf die Schulter, die aber nur erschraken, weil sie die Frauen ja nicht kommen sahen. Da die Lautsprecher ja nicht mitliefen, wußten wir Blinden nicht, wo die Sängerinnen sich gerade befanden und waren nicht darauf gefaßt. Tja, gut Meinen ist das Gegenteil von Gut, und der Umgang mit Blinden will halt gelernt sein. Als aber dann Heidi und andere Schlager dargebracht wurden, war ich froh, daß die ganze Sache ein Ende nahm. Der Kuchen war super, auch wenn ich mindestens 3 Kirschkerne im Kuchen hatte, als einzige, wohl gemerkt! Der Cappuccino war sehr gut für deutsche Verhältnisse. Es war halt mal eine Erfahrung der anderen Art. So probten wir und gingen zum Chor, machten viel Musik, bis dann der bunte Abend kam. Die Chorleiterin war total aufgeregt, wobei ich dachte, daß wir ja sowieso nur für uns selbst spielten, und nur einige Freunde und Bekannte da waren, und es somit keinen Grund zur Aufregung gab. Alles lief glatt. Sogar das Stück, das ich mit der Mandolinenspielerin geprobt hatte, vor dem ich Bammel hatte, ging tadellos über die Bühne. Aber dann kam die Session mit dem Keyboard. Auf einmal drückte er den falschen Knopf, und ein Rhythmus ging los. Er rief aus: "SCHEISSE!" Alle lachten, es war eine super Stimmung im Raum. Wir fingen nochmals von vorne an. Das, was in der Generalprobe am besten klappt, geht bei der Aufführung schief. Davor, vor dem man zuvor am meisten Angst hatte, und was zuvor nie fehlerlos geklappt hat, das funktioniert dann bei der Aufführung super. Wir boten alle unsere Stücke da, dann kam der inoffizielle Teil. Meine Stimme war nun nur mehr ein Krächzen, ich bekam keinen Ton mehr heraus. Wir saßen noch etwas zusammen und erzählten Witze und andere Anekdoten oder sangen Kanons. Am nächsten Tag sollte es mit der Mandolinenspielerin zusammen in die Stadt gehen, wie wir schon ausgemacht hatten. Die Taxifahrer hatten mir von der schönen Stadt vorgeschwärmt, und ich wollte nicht nur zum Proben in Urlaub fahren sondern auch was Neues sehen. Beim Frühstück war ich mies gelaunt. Ich kam in den Speisesaal und sagte laufend guten Morgen, aber ich bekam keine Resonanz. Das ging mir schon öfter so. Ich traf dann auch noch jemanden, die ich eigentlich mag und rief ihr ganz deutlich ein GUTEN MORGEN!!! Ins Gesicht. Anstatt aber daß sie mich mitnahm, klopfte sie mir nur auf die Schulter und meinte: "NA, kommst Du zurecht?" Ich klapperte einige Tische ab, und dann hieß es auch noch: "Da ist BESETZT" DA flippte ich aus und rief: "WER NIMMT MICH?! WER ERBARMT SICH MEINER!?" Das wurde dann mir als "Dünnhäutigkeit" ausgelegt. Das können diejenigen, die Hans Dampf in allen Gassen sind und überall dabei sind, nicht nachempfinden. Mir war dann nicht mehr nach Taizé-Gebet zumute, und so ging ich auf mein Zimmer und grollte.. Dann kam meine Ausflugspartnerin, die meine Wut auch nicht so ganz verstehen konnte. So gingen wir los. Der Bus kam pünktlich, und als wir ausstiegen, sahen wir ein wunderschönes Porzellangeschäft, das mich magisch anzog. So gingen wir rein. Als dann die Porzellansachen auch noch den Namen meines Katzenbetreuers trugen, dachte ich, mach ich mir den Spaß und kaufe ihm eine schöne Tasse mit blauer Kornblume und Untersetzer. Er hat sich auch tatsächlich sehr darüber gefreut. Dann suchten wir eine Toilette auf und konnten mit dem Euro-Behindertenschlüssel im Rathaus fündig werden. Das hat uns beide sehr erfreut. Danach wollte ich unbedingt Kutsche fahren, aber leider waren noch nicht genügend Leute zusammen. Ich dachte, lieber Gott, mach die Kutsche voll, und Schwups waren lauter Leute da, und es ging los. Die Fahrt war nicht sehr holperig, und es machte viel Spaß. Wir bekamen auch einige Erklärungen. Am Schloß angekommen, wollten wir nach einigem Aufstieg mit Treppen erst mal eine Rast einlegen und fanden ein schönes Café. Genau, als wir saßen, fing es zu regnen an, aber wir hatten große Schirme über uns. Als wir weiter gingen, hörte es auch genau dann wieder auf. Wir erkundeten das gesamte Gelände vor dem Schloß, denn ich wollte nicht rein, weil man drinnen nichts anfassen konnte. Da war mir selbst der ermäßigte Preis noch zu schade. Aber wir konnten viel ertasten, z.B. einen sehr hübschen alten Briefkasten mit ganz vielen Ornamenten dran. Dann ging es wieder hinunter, und diesmal bestand ich auf dem Bähnchen, denn ich wollte eine andere Erfahrung machen. Kutsche kannte ich ja jetzt schon. Aber es war ein einziges Geholpere und lang nicht so schön wie die Kutsche. Unten wollten wir dann ein Eis essen, aber die Eisdiele war total voll! Ich sagte, lieber Gott, mach, daß wir jetzt einen Platz kriegen, denn solche Stoßgebete für kleine Wünsche werden mir dann doch oft erfüllt. Wir hätten auch sofort einen Platz gekriegt, aber dann wurden wir sogar von einem Paar gerufen, das wir von unserer Musikfreizeit kannten, und so setzten wir uns dorthin und hatten dann noch einen schöneren Platz. Wir aßen ein riesengroßes Eis, und wir hatten viel Spaß mit den beiden. Dann ging es auch wieder zurück in unsere Tagungsstätte. Der Tag war einmalig! Am Abend kam ich dann in den Speisesaal, und diesmal wurde ich sofort angesprochen und zu einem Platz mitgenommen. Es war das Pärchen, das mit uns Eis gegessen hatte. So endete der Tag sehr gut. Am nächsten Tag war eigentlich Abreise. Es gab noch eine Abschlußrunde. Danach hatten wir ein schönes Lied gesungen, die Frau neben mir hat geschluchzt. Die Stimmung war so schön, wir sind so gut zusammengewachsen. Ich bin am Morgen in den Frühstücksraum gekommen, und es wurden meine Morgengrüße erwidert, und ich wurde sogar von anderen von sich aus angesprochen. Als ich an einen Tisch gebracht wurde, sagte diesmal dieselbe, die mich vor einigen Tagen noch zum "Betütler" weiter geschickt hatte: "AUJA, komm her zu uns!" DAS tat gut, so eine Erfahrung zu machen! Da ich ja montags nochmals an die Dialyse mußte, konnte ich erst am Dienstag fahren. Außer mir waren noch zwei andere da. Es kamen noch Leute hinzu, die in unserem Haus keinen Platz mehr hatten und daher anderweitig untergebracht waren. Wir hatten einen sehr schönen Abend. Der Chef hatte extra für uns Soljanca gemacht, das ist eine Suppe aus Tschetschenien, die sehr gut schmeckte, mit Paprika und Gulasch. Wir saßen noch eine Weile beisammen und musizierten später noch ein bißchen, da ich das noch ausnutzen wollte, so viele Musiker auf einen Haufen zu haben. Am nächsten Tag zeigte mir die Chorleiterin ihr Gerät mit Overdub. Da singt man rein, dann hört man sich den Gesang mit Kopfhörern an und kann dann gleichzeitig eine andere Stimme dazu singen, die dann wiederum aufgenommen wird. Ich fand dies sehr interessant. Sie hatte schon zwei Stimmen drauf und wollte mich als Alt noch haben. Meine Stimme war wirklich am RANDE einer Kehlkopfentzündung. Ich gab das LETZTE, was ich hatte, und als wir es hinterher anhören wollten, hat die Aufnahme nicht geklappt! Ich war enttäuscht! Aber ich bekam beim besten Willen keine zweite Version mehr zustande. Vielleicht machen wir es nochmals. Ich überlegte, ob sich für mich so ein Gerät lohnt, da ich auch oft Gitarre und Querflöte zusammenmische, aber der Preis von 500 Euro für ein Gerät, das ich nicht oft benötige, und das obendrein nicht einfach zu bedienen ist, ließ mich dann doch davon Abstand nehmen. Nun kam auch meine Heimreise. Auf der Rückfahrt ging alles glatt. Ich entschied mich, mir auch beim Aussteigen helfen zu lassen, da ich mit Trolly und Gitarre doch überfordert war. Auch das klappte gut. So hatte ich eine Freizeit hinter mir mit einem Sack voll guter Erinnerungen, von denen ich noch zehren kann. Das Pärchen, das wir in der Eisdiele getroffen haben, die auch beim Seminar waren, kommt im September in meine Stadt, so daß wir schon ein Treffen vereinbart haben. Mit der Mandolinenspielerin bin ich in sporadischem Kontakt. So haben sich doch wieder neue Bekanntschaften ergeben. Vielleicht fahre ich wieder hin, mal sehen, was nächstes Jahr kommt.

Zahn

Nun ist das Gröbste überstanden, und ich komme wieder zum Bloggen. Vor einigen Wochen hatte ich Kieferschmerzen und ging zum HNO, da ich meinte, es könne eine Kieferhöhenentzündung sein. Er fand nichts. Also ging ich zum Zahnarzt und ließ dort nachforschen, ob es eventuell in diesem Bereich ein Problem gibt. Der Zahnarzt fand ein kleines Loch, röntgte alles, bevor wir es mit Compositfüllung schlossen, wobei ich mir die Panoramaaufnahme statt der Einzelzahnaufnahme aussuchte, was im Nachhinein ein Fehler war. Er fand nichts im Röntgenbild. Also beschloß ich, zum Neurologen zu gehen, da es eine Trigeminusneuropathie sein könnte. Die Neurologin schickte mich zum MRT, und ich hatte furchtbar Angst, da es obendrein auch noch mit Kontrastmittel gemacht werden sollte. Meine Helferin ging mit, damit sie mir die Hand auf die Füße legen konnte, die aus der Röhre herausschauen, da ich erfahrungsgemäß dann nicht solche Angst haben würde. Es klappte alles, und ich merkte nicht mal, wann das Kontrastmittel kam. Die Ergebnisse erhielt ich dann einen Tag später. Eine Gefäßschlinge sei etwas nah am rechten Trigeminus, und das sei eigentlich kein Problem, aber wenn man Schmerzen hat, dann könne also die Ursache hier liegen ,müsse aber nicht. Ich solle mich mal bei einem Hirnchirurgen erkundigen, ob man das gegebenenfalls entfernen lassen könne. Da ich ja schon irgendwann transplantiert werden wollte, wollte ich hier keine zweite Baustelle eröffnen und fand, daß es nicht dafür steht, hier eine Hirn-OP machen zu lassen. Das fand die Neurologin auch. Ich spürte aber, daß bei meinem Zahn immer noch was nichtstimmte und sagte es ihr auch. Sie meinte etwas begütigend: "Aber wenn man doch im Röntgenbild nichts sieht, dann kann da auch nichts sein." Ich dachte, es gibt Dinge, die man auch mit Geräten nicht sehen kann, und die trotzdem da sind. Ich ging später wieder zu meinem Zahnarzt, um eine professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen. Ich erwähnte, daß ich immer noch Zahnschmerzen hatte, und daß es beim Zubeißen ein komisches Gefühl gäbe, und daß es seltsam schmeckt, daß ich also Eiter vermute. Er schaute sich alles an und meinte. "DER ist durch!" Der Zahn war der Länge nach gespalten, da er eine sehr große Füllung hatte. Ich sagte ihm, daß ich damals wollte, daß er diesen Zahn aufbohrt, denn die kleine Füllung, die er mit Composit gemacht hatte, war wohl an einem anderen Zahn. Damals traute er sich nicht, weil er meinte, dann könne er jeden Zahn der Reihe nach aufbohren, weil der Schmerz schlecht zu lokalisieren war. Er meinte aber nun, wenn man den Zahn aufgebohrt hätte, hätte man auch nicht mehr machen können, klar, muß er ja sagen. Ich hätte wohl zweimal ungünstig zugebissen, einmal sei der Zahn also innen gebrochen, beim zweiten Biß dann außen, wo man es dann auch sehen konnte. Man habe dies im Röntgenbild nicht sehen können, weil die Panoramaaufnahme irgendwie von einer anderen Seit eher kommt. Dachte ich es mir doch. Ab nun sagten alle Ärzte, mit denen ich zu tun hatte, daß es klar sei, daß es viele Dinge gibt, die man im Röntgenbild auch nicht gleich sehen kann. Zuvor bedeutete man mir quasi, daß ich plemplem sei, weil ich am Röntgenbild gezweifelt hätte, und daß man da nichts sähe, also auch da nichts sein könne. Warum hat man dann zuvor nicht an die Variante gedacht, bei der man im Röntgenbild nichts sieht? Ich wurde also zum Kieferchirurgen geschickt, da sich der Zahnarzt nicht zutraute, den Zahn heil rauszubekommen. Es könne zwischen 5 Minuten und einer Stunde dauern. Ich hatte furchtbar Angst. Eine meiner Helferinnen ging mit. Der Arzt war richtig witzig. Er fragte mich, ob ich denn bald eine Niere bekäme. Als ich ihm sagte, daß ich schon lange warte, meinte er, ich solle mal ein paar Leuten ein Motorrad schenken, damit sie einen Unfall bauen. Das fand ich so lustig, daß ich die ganze OP nicht mehr so schwer nahm. Ich liebe schwarzen Humor. Der Arzt war selbst mal schwer krank, daher hatte er diesen Galgenhumor. Übrigens ist es auch veraltet, daß man nach einer Zahn-OP keine Milchprodukte zu sich nehmen dürfe, das wäre sogar gut für die Mundflora, da der PH-Wert angehoben würde und die Mundflora damit nicht mehr so sauer wäre. Das sei wie bei Pilzinfektionen. Ich genoß also mein Joghurt hinterher und alles andere, was mir nicht wehtat beim Kauen. Die Betäubung war ein Klacks, das ging mit dem Computer, der den Kolben der Spritze elektronisch gesteuert herunterdrückte. Die letzte der drei Spritzen spürte ich kaum noch. Die Betäubung wirkte auch sofort, man mußte gar nicht ewig warten. Es war zwar alles pelzig, aber es war nicht so taub, daß man sich wie bei einer Gesichtslähmung fühlt. Der Arzt nahm eine Zange, die ältere, sehr nette Helferin hielt meinen Kopf dagegen, der Arzt meinte, daß es jetzt mal knackt, und schon war der ganze Zahn mit einem RATSCH draußen! Der Arzt war selbst erstaunt, daß der Zahn WIRKLICH gespalten war, offenbar, weil er so ohne Weiteres an einem Stück herauskam. Ich fand den Arzt sehr geschickt. Er meint, daß ich ein Implantat haben könne, und daß kein Kieferaufbau nötig sei. Der Zahnarzt wollte mir eine Brücke machen, da muß man aber dann die Nachbarzähne abschleifen, und das will ich nicht. Bei der Brücke verdient der Zahnarzt mehr, beim Implantat verdient der Kieferchirurg mehr. Daher rät mir der eine zu dem, der andere zu dem. Ich erwäge eine Drittmeinung von einem Neutralen einzuholen, der gar nichts dran verdient. Ein Implantat ist mir schon lieber. Preislich hält es sich die Waage, da bei der Brücke drei Kronen notwendig sind, und die Kasse ja sicher auch nur einen Festbetrag übernimmt. Beim Implantat muß man dieses zahlen, aber die Krone übernimmt dann wohl größtenteils die Kasse. Mitte Oktober kann ich mir dann ein Implantat machen lassen, das ginge dann genauso flott und geschmeidig wie das Herausoperieren, das müsse dann 4 Monate einheilen, dann könne ich die Krone bekommen. Da freu ich mich schon drauf, wenn ich dann im Frühjahr 2014 endlich wieder auf beiden Seiten kauen kann! Die Backe war nach der OP furchtbar dick, ich dachte schon, es sei was schiefgegangen, aber es lief alles nach Plan. Ich spülte mit Kamille, das half am besten, daß die Schwellung wieder abnahm. Ich schrieb der Neurologin noch eine Mail, daß es nun doch der Zahn war, und daß man dies auf dem Röntgenbild nicht sehen konnte. Ich schrieb: "Ich bin mehr als mein Röntgenbild!" Diesen Satz sollten sich alle Ärzte über ihren Schreibtisch hängen! Es gibt immer Sachen, die man mit Geräten nicht sofort sieht, an die ein guter Arzt aber denken muß! Nicht alles, was man nicht sofort erkennt, ist daher nicht vorhanden. Ich hoffe, daß die Neurologin das gelernt hat, und daß sie beim nächsten Patienten mehrgleisig denkt und dann auch solche Möglichkeiten mit in Betracht zieht. Jeder Arzt sollte dies tun. Ich bin froh, daß alles gut verheilt ist, und hoffe, daß die nächste Etappe genauso nach Plan läuft! Und ich hoffe, daß die anderen Zähne gefälligst drin bleiben! Dies ist der erste Zahn, den ich verloren habe, seit dem mein Gebiß als Jugendliche reguliert wurde. Wir werden alle nicht jünger!