Montag, 21. Mai 2018

Gute Nacht , gut verkabelt


Da ich ja häufig Schlafstörungen habe, nachts raus muss und dann nicht wieder einschlafen kann, und da ich dann am nächsten Morgen tot müde bin, weil ich kurz vor dem Wecker dann doch noch kurz eingeschlafen bin, und da ich tagsüber  bei Nicht-Aktivität  sehr  schnell  einnicke, habe ich an einer Telefonkonferenz über non 24 teilgenommen. Dort wurde erklärt, dass blinde, Sehbehinderte aber auch sehende zuweilen einen gestörten Schlaf-wach-Rhythmus haben. Denn die Netzhaut hat Zellen, die lichtempfindlich sind, die aber nicht für das Sehen zuständig sind, die das Licht dann aber an einen  Knotenpunkt weiterleiten, wo sich die Seebahnen kreuzen. Dieser Punkt leitet das Lichtsignal dann wieder an die Zirbeldrüse weiter, und dort wird dann Melatonin produziert, und auch sonst der Schlaf-wach-Rhythmus geregelt. Von diesem Knotenpunkt aus wird dann auch gesteuert, dass die ganzen Organe dementsprechend des Tag-nach-Rhythmus'  arbeiten. Denn nachts bewegt sich einiges, und auch wenn das Gehirn scheinbar ruht , ist es ziemlich aktiv. Manche Organe arbeiten auch nachts mehr. Bei manchen Leuten ist diese Lichtweiterleitung aber gestört, und daher wird die Funkuhr nicht immer wieder neue justiert. Normalerweise hat man einen Rhythmus von 24 Stunden, aber jeder Mensch weicht ein paar Minuten davon ab. Im Normalfall wird dies aber, analog einer Funkuhr, durch das Licht und durch diesen Kern über  der Sehbahnkreuzung gesteuert. Wenn dies nicht möglich ist, läuft man sozusagen frei, indem man dann 24 Stunden plus oder 24 Stunden minus den Tag verbringt, so dass sich der Zeitpunkt, an dem man einschläft, immer weiter nach vorne oder nach hinten verschiebt. Diese Abweichungen sind so minimal, dass man erst nach ein paar Monaten  bis  hin zu einem halben Jahr halb um die Uhr herum ist, dann aber müde ist, wenn die anderen wach sind, aber nicht einschlafen kann, während alle anderen friedlich schlafen. Da man aber den normalen sozialen Tagesrhythmus mitmachen muss, ist man dann zu bestimmten Zeiten weniger leistungsfähig. Denn eigentlich sollte man sich zu dieser Zeit im Tiefschlaf befinden. Da man aber die ganze Nacht nicht gut geschlafen hat, ist man außerdem tagsüber abgeschlagen. Hierfür gibt es jetzt ein neues Medikament, welches aber zunächst nur für blinde zugelassen ist. Im Schlaflabor sollte bei mir getestet werden, ob eventuell andere Faktoren für meine Schlafstörungen verantwortlich sind. Im Jahr 2008 war ich schon einmal im Schlaflabor, damals gab es aber diese Diagnose namens non 24 noch nicht. Die Krankheit gab es natürlich schon, aber noch nicht die Erkenntnis darüber. Somit wurde man zu dieser Zeit häufig einfach in die Schublade psychisch gesteckt. Da ich mich durch diesen Vortrag am Telefon angesprochen fühlte, der durch einen Telefonservice organisiert wurde, der irgendwie mit dieser Pharmafirma zusammenhängt, die dieses Medikament entwickelt hat, habe ich mich sogleich mit diesem Service in Verbindung gesetzt. Dort hat man mir dann Adressen in meiner Umgebung gegeben von Ärzten, die sich mittlerweile auf dem Gebiet dieser Art von zirkadianen Schlaf-wach-Rhythmusstörungen weitergebildet haben. Irgendjemand muss auch wohl mal einen Nobelpreis dafür erhalten haben, da er Näheres darüber herausfand, wie unser Tagesrhythmus und unser Schlaf-wach-Rhythmus funktioniert. In diesem Zusammenhang hat man eben auch raus gefunden, dass einige Sehende dieses Problem auch haben können. Denn das Licht, das man sieht, ist zwar auch ein Faktor, wie auch die Töne, die man um sich herumhört oder den Lärm, aber entscheidend ist das Licht, welches eben durch diese intrinsischen lichtsensitiven retinalen Ganglienzellen an  diesen sogenannten subchiasmatischen  Nukleus (SCN) weitergeleitet wird, wobei diese  Zellen  meines Wissens  eben aber nicht für die bewusste Wahrnehmung von Licht oder  für das Sehen zuständig sind. Das blinde sozusagen frei laufen, habe ich schon in den neunziger Jahren im Radio gehört. Ich kenne auch einige blinde mit Schlafstörungen. Die haben schon länger Melatonin oder andere ähnliche Präparate bekommen. Früher hieß es immer, Du siehst noch, Du kannst das nicht haben. Jetzt aber weiß man eben, dass sogar Menschen, die normal sehen, dies haben können, und mein Sehvermögen ist ja näher an der Blindheit als an einem normalen Sehvermögen dran. Meine Vermutung ist, dass bei Menschen, die erblinden, vielleicht die Netzhaut mit schuld ist, und dass daher dann auch diese besagten Sinneszellen mit untergehen. Die können halt dann auch bei sehenden einfach so mal kaputt gehen, ohne, dass andere Augenerkrankungen vorliegen.

 

 

 

Seit längerem muss ich  zur  Messung meiner Aktivität eine Uhr tragen, die die Bewegungen und den Puls misst, damit man sieht, wann ich geschlafen habe, und wann ich wach bin. Ich hatte diese Uhr schon einmal sechs Wochen, aber die letzten zwei Wochen waren unbrauchbar, da ich ja so lange krank war und nur im Bett lag. Somit war die Auswertung nicht repräsentativ für meinen normalen Tagesablauf. Daher haben wir dann noch einmal einen Durchgang von sechs Wochen gemacht. Während dieser Zeit hatte ich auch zwei Termine für zwei Übernachtungen im Schlaflabor. Zum Glück fiel ein Tag auf den Abgabetermin dieser Uhr, denn da die Uhr ziemlich viel messen kann, sind die Batterien alle zwei Wochen leer, und ich musste eine neue Uhr mit vollen Batterien abholen und die andere ins Klinikum zurückbringen. Dies war jedes Mal recht umständlich, denn die Kasse zahlt ja keine Krankenfahrt, nur, um etwas abzugeben und etwas anderes abzuholen. Daher musste ich immer jemanden organisieren, der die Uhr dorthin bringt und eine neue für mich holt, da ich persönlich zu dieser Prozedur nicht anwesend sein musste. Wir haben also, da die Schwester, die das normalerweise organisiert, in Urlaub war, schon im Vorhinein besprochen, dass jemand von den medizinisch-technischen Assistentinnen im Schlaflabor die Uhr in die psychiatrische Ambulanz zurückbringen muss, wo eine andere Frau die Vertretung dieser Schwester innehaben würde. Das Schlaflabor selbst hat noch keine solchen Aktimeter , daher bekommen Sie sie vom psychophysischen Labor der Psychiatrie. Das Schlaflabor gehört ja indirekt auch zu Psychiatrie. Natürlich gibt es auch Schlafstörungen, die nichts mit der Psyche zu tun haben, wie zum Beispiel Schlafapnoe, also Atemaussetzer, rastlose Beine (RLS), periodisch rastlose Beine (PLMS) oder irgendwelche Atemwegserkrankungen. Da ich ziemlich häufig Probleme mit den Nebenhöhlen habe, hatte ich den Verdacht, eventuell im Schlaf Atemaussetzer zu haben. Daher dachte ich, es wäre sinnvoll, dies auch mit abklären zu lassen, denn eventuell hätte man ja etwas dagegen unternehmen können. Es muss ja nicht gleich die befürchtete Atemmaske sein, vielleicht würde die Operation ausreichen, wo man die Nebenhöhlen wieder befreit, oder wo man sonst irgendetwas strafft oder kürzt. Da dachte ich mir, ich bin gespannt, was alles herauskommt, eine Diagnose kriege ich in jedem Falle, sei es nun non 24 oder etwas anderes, oder gar nichts, aber vielleicht wird auch eine Lichttherapie helfen, da ich im Jahre 2008 ein Gerät hierfür gekauft hatte. Nach meinen vielen Schlafprotokollen und dieser Uhr würde ich dann wieder mit Lichttherapie beginnen. Ich habe das Gerät jetzt schon bei mir in die Küche gestellt, denn es ist egal, ob man direkt hinein sieht, Hauptsache, man schaltet es für eine halbe Stunde an, während man im Raum ist. Das finde ich sehr praktisch, denn am Morgen halte ich mich ziemlich lange in der Küche auf.

 

Am Montag den 7. Mai sollte ich mich um 19:00 Uhr im Schlaflabor einfinden. Die Leute dort empfingen mich sehr freundlich. Zuvor hatte ich noch einen Vortrag in unserem Beratungszentrum für blinde über die Erkennung von Geldscheinen angehört, daher war ich ziemlich im Stress, denn ich musste noch nach Hause und meine Tasche packen, die Medikamente vorbereiten, etwas zum Abendessen mitnehmen, da es um 19:00 Uhr dort wahrscheinlich nichts mehr geben würde, noch ein paar E-Mails schreiben, um den Leuten wie  Freunden und Verwandten  und Familie  kurz  Bescheid zu geben, und vieles mehr. Auf einmal war es 18:30 Uhr, die Taxifahrerin stand vor der Tür, die Tasche war fast gepackt. Ich stopfte noch den Rest hinein, schnappte mir das Vollkornbrötchen und den Leberkäse, den ich mitnehmen wollte, verschloss die Tasche und setzte mich ins Taxi. Die Taxifahrerin hatte alle Mühe, das Schlaflabor zu finden, welches bei uns auf dem Klinikgelände extrem versteckt ist. Eine sehr nette medizinisch-technische Assistentin empfing mich dort und brachte mich in mein Zimmer. Als ich 2008 das erste Mal dort war, waren sie auch die erste Übernachtung sehr freundlich. Als ich dann zur zweiten Nacht kam, hatte sich das Blatt aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen auf einmal gewendet. Ich fürchte, dass dies auch heuer wieder so sein würde. Bis jetzt war sie noch nett, sie brachte mir auch einen Pfefferminztee, damit ich mir mein Abendbrot machen konnte. Denn ich wollte meine mitgebrachten Habseligkeiten nicht trocken herunter schlucken. Dann musste ich noch unterschreiben, dass ich diese Nacht im Schlaflabor verbracht hatte, damit sie auch wirklich abrechnen konnten, ich reichte ihr mein Kärtchen und das Befreiungskärtchen, damit ich keine Zuzahlungen leisten müsste, da ich dieses Jahr zum Glück noch nicht im Krankenhaus war. Ich war aber durch die Zahlung von einem einmaligen Betrag für das ganze Jahr von den Zuzahlungen befreit worden und hatte das dementsprechende Kärtchen. Ich steckte sämtliche Abspielgeräte wie mein Notizgerät Namensmilestone oder mein Android Handy in Steckdosen hinein, packte meine Tasche aus und schrieb noch meine restlichen E-Mails. Um 9:00 Uhr sollte ich dann verkabelt werden.

 

Zuvor putzte ich mir noch schnell die Zähne, zog mich  zur Nacht um und machte mich bettfertig und legte mich hin. Es kam dann eine andere medizinisch-technische Assistentin und erklärte mir, dass sie die Kabel jetzt schon einmal fixieren würde, dass die Hauptverbindung zum Computer aber erst um 22:00 Uhr gelegt würde. Ich bekam an jedem Bein zwei Elektroden, um die Beinbewegungen zu messen, und dann legte man mir um den Bauch eine Art Geschirr an, was mich an ein Führgeschirr für Katzen erinnerte oder für kleine Hunde. Dies musste sie mehrmals um meinen Leib wickeln, da es für sehr große Personen ebenfalls gedacht war. Daran wurden auch einige Elektroden befestigt, ein kleines EKG wurde angelegt, und dann erhielt ich noch einige Elektroden auf dem Kopf. Diese wurden mit einer Graspaste fixiert, damit sie nachts nicht abrutschen würden. Das hatte ich schon einmal erlebt, daher wusste ich, dass ich mir jedes Mal die Haare würde waschen müssen, da dieses Zeug nur in extrem eingeweichtem Zustand wieder aus den Haaren zu entfernen ist, ohne sich selbst zu skalpieren. Am Kinn wurde ebenfalls eine Elektrode angebracht, da dort der Muskeltonus am besten zu messen ist, wie weit der Muskel angespannt ist oder nicht, dieser  am Kinn würde sich wohl  am meisten entspannen. Somit konnte man die Muskelspannung dort am besten ermitteln. Links und rechts von den Augen bekam ich auch Elektroden, um die schnellen Augenbewegungen während der Traumphase zu messen. Eine Elektrode wurde an  einem Auge etwas höher und eine am  anderen etwas weiter unten im jeweils äußeren Augenwinkel festgeklebt. Den Grund dafür sollte ich dann später erfahren. Auf die Stirn wurde ebenfalls eine Elektrode geklebt, und hinten am Hinterkopf wurde auch eine angebracht. Ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich war ziemlich verkabelt. Alles wurde ganz gekonnt an meiner Schlafanzugsauce fixiert, damit ich noch die Möglichkeit hatte, auf Toilette zu gehen. Dann hängte man mir ein Kästchen um den Hals, in das dann die Kabel gesteckt wurden, die von den Elektroden an meinen verschiedenen Körperteilen abgingen. Ein Loch wurde freigelassen, dort würde dann das Hauptkabel zum Hauptcomputer hineingesteckt werden.

 

Ich legte mich noch etwas hin und hörte einen Hörfilm, der leider dann doch ohne Audiodeskription war. Ich hatte mir in weiser Voraussicht einige Filme heruntergeladen, denn ich habe eine App, mit der man Aufnahmen machen kann, die man dann in einer klaut abhören kann. Diese werden binnen kürzester Zeit, 2-3 Tagen, gelöscht, aber man kann sie sich zuvor herunterladen, wenn man weiß, dass man sie später anhören möchte. Außerdem habe ich ja im Krankenhaus kein WLAN, das würde also ziemlich teuer werden.

 

Um 22:00 Uhr kam dann die MTA und schloss den Hauptstecker an. Dieses Mal war es so, dass ich Bescheid geben musste, wenn ich auf Toilette wollte, früher konnte man einfach den Stecker ziehen und mit den ganzen Kabeln auf Toilette gehen, aber die Stecker mussten wohl laufend kaputtgegangen sein, daher ist man davon abgekommen. Ich bekam noch etwas ganz ekelhaftes, nämlich eine Nasenbrille. Es wurden zwei kleine Stäbchen in meine Nase gesteckt, die mittels eines Bügels an den Ohren befestigt wurden. Diese Stäbchenrochen unheimlich ekelhaft, denn sie waren aus Silikon. Außerdem hatte ich das Gefühl, Schnupfen zu haben. Hiermit sollte der Atem in der Nase gemessen werden. Zu Anfang bekam ich Panik, ich fing an, vermehrt Luft zu holen, und es fing an, überall zu kribbeln. Das Zeug roch entsetzlich, und ich hatte fast schon Panik. Ich dachte, das werde ich niemals dulden.

 

Zur gewohnten Zeit nahm ich dann meine Medikamente ein, denn schließlich will man ja seinen normalen Rhythmus beibehalten, sonst ist die Messung auch für die Katz. Die Medikamente müssen sowieso in ihrem Abstand so gehalten werden, denn schließlich haben sie ja immer dieselbe Wirkung.

 

Dann schaltete ich mein Handy ab und legte mich schlafen. Ich konnte sehr gut auf einer Seite liegen, und ich merkte nur, dass ich mich während der Nacht ein paar Mal drehte. Aber ich schlief erstaunlich gut. Die MTA hatte mir geraten, wenn ich tagsüber müde werden würde, auf keinen Fall ins Bett zu gehen, denn dann würde ich am nächsten Tag müde genug sein, um die zweite Nacht besonders gut zu schlafen. Die meisten älteren Herrschaften können die erste Nacht nicht schlafen, dann würden sie sich am Tag drauf für  ein-zwei Stunden hinlegen und könnten danach wieder nicht schlafen. Wenn sie aber wach blieben und der Versuchung wieder stünden, wären sie abends so müde, dass sie die zweite Nacht ziemlich fest schlafen würden. Falls also mal jemand der Leser und Leserinnen hier in Schlaflabor muss, dies sei also mein guter Rat. Ich schlief aber erstaunlich gut. Das hat mich sehr gefreut.

 

Am nächsten Morgen wurde ich schon um 5:00 Uhr geweckt, denn die  Aufzeichnungen waren beendet. Ich durfte aber noch etwas im Bett liegen bleiben, denn das Frühstück sollte erst um 8:00 Uhr kommen. Ich durfte am Tag zuvor sogar bestellen, was ich möchte. Als ich das erste Mal im Jahre 2008 da war, gab es nur abgepackten Käse und etwas Marmelade. Daher hatte ich für den zweiten Tag einen vegetarischen Brotaufstrich mitgenommen, der sehr gut nach Leberwurst schmeckt. Den hatte ich in den Kühlschrank legen lassen und mehrfach darum bitten müssen, dass sie ihn mir dann  zum Frühstück  auch bringen. Daher entstand wahrscheinlich damals der Unmut, als ich die zweite Nacht im Jahre 2008 dort war. Dieses Mal sollte es Wurst und Käse geben, zwei Brötchen und Marmelade. Ich stand ungefähr um 7:30 Uhr auf. Zuvor hatte ich den Leuten mehrfach eingeschärft, dass sie bitte um 8:15 Uhr unbedingt kommen mussten, meine Uhr abzuholen, damit die Vertretung der Krankenschwester in der Psychiatrie diese Uhr in Empfang nehmen konnte. Denn die Schwester hatte dieser Vertretung genau diesen Termin genannt. Sonst würde diese durcheinander kommen. Tatsächlich kam auch um 8:15 Uhr jemand und nahm die Uhr mit. Ich konnte zuvor noch duschen, leider war die Dusche nicht auf dem Zimmer, aber die Damen waren sehr hilfsbereit. Als ich 2008 zum ersten Mal da war, haben sie mir beim ersten Mal die Dusche auch gezeigt, am zweiten Tag meinte aber eine, jetzt wissen Sie doch schon, wo sie ist. Dann ließ man mich einfach im ganzen Haus herumirren, bis ich irgendwann bei der Ambulanz gelandet war. Damals hatte ich ebenso lange Haare wie jetzt, und ich musste auch die ganze Paste aus den Haaren bekommen. Als ich damals um einen Fön bat,  hörte  ich, wie die eine mich lächerlich machte und zu ihren  Kolleginnen meinte, als die andere sie fragte, was will sie denn jetzt, sie will einen Fön für ihre langen Haare. Das hatte ich noch so am Rande mitbekommen. Daher war ich vorsichtig, noch mal um einen Fön zu bitten. Ich hatte aber am Tag zuvor gefragt, ob sie einen hätten, prinzipiell hätten sie schon einen. Da es aber im Gegensatz   zu  vor 10 Jahren, wo der  Termin im Januar war, diesmal  schon warm genug war, ließ sich die Haare an der Luft trocknen.

 

Die Ärztin hatte den Termin extra so gelegt, dass ich zu dem Zeitpunkt in Schlaflabor kommen würde, an dem sie auch wieder aus ihrem Urlaub zurück wäre. Seltsamerweise war sie dann doch nicht da. Ich nahm das so hin und dachte, besser so, dann komme ich wenigstens schneller wieder nach Hause. Nachdem ich dann die neue Uhr mit frischen Batterien wieder in Empfang genommen hatte, bestellte ich mein Taxi und wurde auch pünktlich abgeholt.

 

Zuhause angekommen klingelte dann schon meine Assistentin, die ich gebeten hatte, mit mir zum Baumarkt zu fahren, um eine 3 m lange Wandabschlussleiste wieder zurückzubringen, die wir nicht gebraucht hatten. Ich war stinksauer, denn ich bekam 27 EUR für diese Wandabschlussleiste zurück, obwohl ich für drei Wandabschlussleisten A 3 m und eine A 60 cm sowie für vier Packungen mit Ecken und Endstücken sowie einer Feuchtraumsteckdose insgesamt Ca. 130 EUR bezahlt hatte. Da dachte ich schon, dass die 3 m Stange etwas mehr kosten würde, und ich mehr rausbekäme. Dann brauchte ich aber noch zwei linke und zwei rechte Endstücke, und in jeder Packung sind nur ein linkes und ein rechtes en Stück. Daher musste ich für je acht Euro noch mal zwei Packungen kaufen, macht zusammen 16 EUR, und so erhielt ich nur elf Euro zurück.  Da war die Brühe teurer als die Brocken. Das sind reine Wegelagerer, die packen extra so wenig in die Tüten, und von den  anderen Teilen hat man dann zu viel. Man müsste eigentlich ein Tauschgeschäft anleiern, wo alle ihre überflüssigen Teile zusammenlegen. Jetzt habe ich einen Haufen  Innenecken und Außenecken übrig, mit denen ich nichts mehr anfangen kann, aber ich bin acht Euro losgeworden pro Packung. Das ist schon so einkalkuliert. Geplante abzocke.

 

Nach meinem ärgerlichen Besuch im Baumarkt habe ich dann noch eine Übersetzung angefertigt, die auch schon wie jeden Monat auf mich wartete. Am  Nachmittag  kam die andere Assistenz ohne Auto , damit wir dann in der Stadt eine neue Brieftasche kaufen würden. Denn meine alte hielt bereits 30 Jahre und war ziemlich ramponiert, so das die Papiere schon rausquollen. Wir kauften eine sündhaft teure mit lebenslanger Garantie, aber die hat jetzt so viele Fächer, dass ich jetzt wirklich gut zurecht komme. Da ich mir ja immer merken muss, wo ich alles reingesteckt habe, weil ich es ja nicht sehen kann, betrachte ich so eine Brieftasche als mein Hilfsmittel. Ich möchte mir daher nicht alle 4-5 Jahre eine neue kaufen müssen, wo ich mich dann wieder  umgewöhnen muss. Daher darf diese Brieftasche ruhig etwas teurer sein. Sie fühlt sich aber auch schön an und hat eine schöne Farbe. Der Umwelt zuliebe benutze ich keine Plastiktüten sondern kleine Netze, in die ich das Obst und Gemüse packe, dass ich im Supermarkt einkaufe. Da sind aber so kleine Stopper dran, wo man auf der Seite drauf drückt, um sie hoch und runter zu bewegen. Diese Stopper sind so klein, dass ich nicht damit zurecht komme. Eine meiner Helferinnen hat sämtliche dieser Stopper von ihren Jacken abgemacht, aber sie hatte keine mehr. Somit riet sie mir, in einem größeren Kaufhaus oder in einem Outdoorgeschäft welche zu besorgen. Wir haben tatsächlich noch die letzten beiden ihrer Art, nämlich sehr große Stopper gekriegt. Ich hoffe, dass die noch mal wieder geliefert werden. Das sind oft Kleinigkeiten, an denen es hängt, und auf die man achten muss. Somit hatten wir dann alles besorgt, wir gingen dann noch zum Becker und kauften etwas für mein Abendessen im Schlaflabor. Zuhause bestückten wir dann gleich die neue Brieftasche, so das ich gleich anfing, auswendig zu lernen, wo ich was hin gepackt hatte.

 

Nachdem  meine Assistentin weg war, ging es wieder in Schlaflabor. Ich hatte meine Reisetasche und auch meine Pflegeutensilien alle dort gelassen, denn ich würde ja sowieso wieder ins selbe Zimmer kommen. Dieses Mal war ich auch pünktlich fertig, und es kam wieder dieselbe Taxifahrerin, sodass ich ihr auch zeigen konnte, dass ich mich dieses Mal bemüht hatte.

 

Wieder wurde ich freundlich empfangen. Ich hatte dieses Mal die Sachen vom Becker dabei, und ich bekam wieder den allabendlichen Pfefferminztee und wieder eine Karaffe mit Wasser.

 

Um 21:00 Uhr begann wieder die Verkabelung. Dieses Mal war ich angenehm überrascht, denn es kam ein Auszubildender mit, und eine andere medizinisch-technische Assistentin erklärte ihm genau, warum was wo hingehört. Somit konnte ich etwas mithören. Es gibt eben auch das PL MS, das bedeutet periodisches Beinbewegung Syndrom. D.h., dass man eben nur ab und zu rastlose Beine hat, was dann auf einen Sauerstoffmangel hindeutet. Ich hatte auch in der letzten Nacht eine Sauerstoffsättigung an den Finger gesteckt bekommen. Dann erklärte sie ihm, wo welche Elektroden hinkommen. Die Fachbegriffe wie  Mastoid  oder  okzipital   oder  REM kannte ich ja, da ich ja medizinische Fachübersetzerin bin und kurzzeitig angefangen hatte, eine Ausbildung zur Physiotherapeutin zu machen, die ich aber dann aufgrund meiner Mehrfachbehinderung besser abgebrochen habe. Die Körperteile sind mir aber noch gut erinnerlich, auch die Knochen und die Muskeln und die Stellen am Kopf, die sie erwähnt hatte. Warum werden also am Auge die Elektroden auf der einen Seite höher und auf der anderen Seite niedriger angebracht? Sie erklärte, dass während der REM-Phase (rapid eye movement) die Augen gegengleich nach oben und nach unten gehen, ich dachte immer, man würde mit den Augen rollen. Somit merkt man, dass ein Auge oben und das andere unten ist. So hatte ich es zumindest verstanden. Ich stelle mir das merkwürdig vor, das muss Aussehen wie  eine Wippe. Ich fragte sie, ob man den nicht auch mit den Augen rollen würde, und sie erklärte mir, dass dies höchstens in der ein Schlafphase passiert, da die Augen dann noch einen Punkt suchen, an dem sie zur Ruhe kommen. sie erklärte ihm dann noch, wie man bei übergewichtigen Patienten das Schienbein findet, indem man die Fußspitzen anzieht. Das musste ich mehrfach tun, obwohl ich ja zum einen nicht übergewichtig bin, und obwohl ich an einer Zehe dauernd Gelenkschmerzen habe. Aber davon sagte ich nichts, ich wollte ja auch nicht stören. Und sie waren ja auch alle sehr freundlich. Das habe ich dann schon mal kurz ausgehalten. Ich wurde wieder genauso verkabelt, und dieses Mal roch die Silikonbrille nicht so furchtbar. Ich hatte mich auch in der ersten Nacht schon dran gewöhnt. Irgendwann bemerkte ich sie gar nicht mehr. Erstaunlich, wie schnell sich der Mensch an etwas gewöhnen kann. Ich legte mich wieder hin, und um 22:00 Uhr kam sie, um den Hauptstecker anzuschließen. Ich hörte auch, dass eine Kamera mitlaufen würde, um aufzuzeichnen, welche Bewegungen ich machen würde. Manche Patienten wandeln im Schlaf umher, oder sie bekommen epileptische Anfälle oder strampeln mit den Beinen. Manchmal musste ich auf Toilette, dann klingelte ich. Als ich dann wieder von der Toilette zurück kam, machte ich extra faxen, wo ich dachte, dass die Kamera sein würde. Zum Beispiel hob ich die Arme, winkte, verbeugte mich kurz, legte mich ins Bett und hob noch einmal wie bei einer Show die Arme. DA kam ein Medizinstudent oder dergleichen Nachtwache rein und meinte, ich hab sie schon gesehen, warten Sie  etwa schon lange? Und ich sagte nein, ich wollte nur Spaß machen. Das fand er dann auch lustig. Ich war ganz beeindruckt, dass man dann die ganze Nacht gefilmt wird. Daher habe ich da manchmal extra in die Kamera gewinkt, hallo, seht ihr mich auch. Ich bin gespannt, welche Bilder sie da aufgenommen haben.

 

Am nächsten Morgen war dann die Ärztin dar. Um 5:00 Uhr wurde ich wieder abgeklemmt, und wieder musste ich meine Haare waschen. Ich fragte nach einem Fön, aber es hieß, es gebe keinen, daher dachte ich, dann lass ich die Haare eben wieder an der Luft trocknen. Auch dieses Mal wurde ich wieder zu Dusche geführt und wieder abgeholt. Ich konnte auch gleich meine neu erworbenen Badelatschen einweihen. Ich zog mich an, bekam wieder ein gutes Frühstück, dieses Mal war eine Kiwi dabei. Beim letzten Mal hatte ich eine Banane. Die Kiwi packte ich ein, da ich aufgrund meiner Behinderung mir schwertue, eine Kiwi zu essen. Ich brauche immer jemanden, der sie mir schält, oder ich muss sie auslöffeln, und das geht dann so schwer, dass ich mich überall eingesaut  hätte. Hinterher klebt  dann alles, und die Schale liegt irgendwo zerfleddert herum, und die halbe Kiwi klebt noch in der Schale drin . Das hätte ich jetzt zu unappetitlich gefunden. Zuhause kaufe ich nur selten Kiwi, nämlich nur dann, wenn genügend Zeit ist, mir die Kiwi zuzubereiten. Zum Beispiel schält meine spanische Sprachpartnerin mir immer eine Orange und schneidet sie, da ich selbst eine Orange nicht schälen kann. Mit dem Messer schaffe ich es nicht, und mit den Fingernägeln bekomme ich unter den Fingerkuppen fürchterliche Schmerzen, da die Schale regelrecht unter die Nägel treibt. Daher genieße ich solche besonderen Früchte immer ganz bewusst. Der Teufel ist , was  solche  technischen Dinge angeht, manchmal im Detail. Ich nahm  die Kiwi  mit  und  war aber auch wirklich froh, dass ich so ein gutes Frühstück erhielt.

 

Die Ärztin kam auf mein Zimmer und erklärte mir, dass nichts Nennenswertes herausgekommen sei. Lediglich dann, wenn ich auf dem Rücken liegen würde und träumen würde, sozusagen in der REM-Phase sei, was äußerst selten in Rückenlage vorkäme, da ich sowieso Seitenschläferin bin, würden kleine Atemaussetzer auftreten. Dies könne man aber noch nicht mal Schlafapnoe nennen, es sei nicht der Rede wert. Dies könne daran liegen, dass der Unterkiefer etwas weiter hinten sei, und dass daher der Zungengrund erschlaffen und etwas nach hinten fallen würde. Ich fürchtete, dass ich aufgrund meiner Nebenhöhlen vielleicht Probleme hätte, aber sie meinte, die Nebenhöhlen wären nicht ausschlaggebend. Die würden meistens keine Probleme machen im Schlaf. Ich glaube, wenn man Probleme mit den Nebenhöhlen hat, macht man nachts den Mund auf, daher haben viele Leute morgens einen trockenen Mund. Dazu gehöre ich auch, oder ich wache auf und fange zu Husten an. Wahrscheinlich hat man dann irgendwelchen Staub eingeatmet, da man nicht durch die Nase sondern durch den Mund atmet. Ich hätte mal fragen müssen, ob ich geschnarcht habe, aber sie haben bei den Patienten die Mikrofone ausgeschaltet, da sie meinten, es würde sie stören, wenn die ganze Nacht jemand schnarcht. Wenn man sich vorstellt, dass diese Leute vielleicht 5-10 Patienten überwachen und dann einen Schnarchchor vor sich haben. Das stelle ich mir äußerst lustig vor.

 

Nun ging es darum, hatte ich noch genügend Lichtwahrnehmung, um das neue Medikament noch nicht zu bekommen, oder würde ich schon blind genug sein, damit mir es verordnet würde. Die Frage war auch, habe ich nun non24 oder nicht. Im Schlaflabor war ja lediglich herausgekommen, dass es zumindest nichts anderes war. Nun sollte noch die Phase von sechs Wochen mit dieser Uhr und die dazugehörigen Schlafprotokolle ausgewertet werden. Ich wandte ein, dass man die Verschiebung des Rhythmus überhaupt nicht feststellen kann, da wir ja aus sozialen Gründen gezwungen sind, den normalen Alltag mitzumachen. Ich bin der lediglich unterschiedlich müde. Ich merke es aber daran, wann ich muss und wann nicht, denn auch der Darm hat ja seinen Rhythmus. Nicht, dass man den ganzen Tag nichts anderes zu tun hätte, aber es ist auffällig, dass dies manchmal am Abend und manchmal am Morgen ist. Die Ärztin meinte, sie sei jetzt auf einem Kongress gewesen, der auf der Sight City in Frankfurt stattgefunden hätte, wo sich alle Forscher trafen, die dieses Thema bearbeiten, und da sei einer ihrer Kollegen gewesen, der sich speziell diesem Thema der Darmaktivität im Zusammenhang mit zirkadianen Rhythmusstörungen widmet. Denn nicht nur der Schlaf ist ja ein Anzeichen dafür, wie der Tagesrhythmus läuft, sondern auch alle anderen Funktionen.

 

Die Ärztin meinte, dieses Medikament sei extrem teuer, daher müsse man genau prüfen, ob jemand wirklich schlecht genug dafür sehen würde. Ich hatte ihr schon gesagt, dass ich gesetzlich blind sei, aber die Frage war eben, geht die Krankenkasse in diesem Falle nach der gesetzlichen Blindheit oder nach den Vorgaben, dass die Grenze eben bei 5 % liegt? Denn das Medikament wurde ja erst an einer bestimmten ausgewählten Gruppe getestet, und für alle anderen gibt es ja keine aussagekräftigen Daten. Daher würde die Kasse sich schwertun, diese Behandlung zu zahlen, wenn es hierfür keine relevanten Daten gebe, dass das Medikament bei Menschen, die besser sehen, genauso wirkt. Sie kam also von diesem Kongress zurück, indem sie meinen Fall eben vorgestellt hatte, mit der Frage, kann diese Frau das Medikament schon kriegen, ja oder nein. Sie meinte, alle Leute, die sie bisher erlebt hatte, seien Grenzfälle, da man eben diese Krankheit schlecht diagnostizieren kann, weil wir ja nicht unserem Schlafbedürfnis nachgeben sondern  genau wie alle anderen auch  aufstehen und  Schlafen gehen. Aber in meinem Falle käme eben dazu, dass ich noch Lichtwahrnehmung hätte. Ich sehe zwar mehr als 5 %, habe aber dafür ein Gesichtsfeld von unter 5°. Dann kam die Ärztin ganz erstaunt   mit  der Neuigkeit und meinte, ein Kollege habe ihr gesagt, dass ich doch den Blinden gleichgestellt sei. Überraschung, Überraschung. Ich sagte ihr, dass ich ihr genau das bereits gesagt hätte. Aber es bleibt immer noch die Frage offen, ob sich die Finanzierung nach den Kriterien der gesetzlichen Blindheit richtet, oder ob hier lediglich die Menschen das Medikament kriegen, die ähnliches Sehvermögen haben wie die Testpersonen. Ich sagte, ich könnte ja das Medikament mal selbst bezahlen und sehen, ob es wirkt. Das wäre aber unbezahlbar. Ich schlug vor, dass ich dann vielleicht eine Probepackung haben könnte. Man muss das Medikament aber eine Zeit lang genommen haben, damit man weiß, ob es auch wirkt. Ich gab der Ärztin meine Simulationsbrille, die mein Mobilitätslehrer einmal für mich gebastelt hatte. Dafür haben wir eine bereits vorgefertigte Brille aus Pappe genommen, die hat Fenstergläser mit 10 %. Die sind aus Plastik. Da haben wir dann Pappe draufgeklebt mit  einer Öffnung  in  der Mitte , die so eng ist wie mein Gesichtsfeld, dass vorne eben nur ein kleiner Lichtpunkt sichtbar ist. Da ich eben dieses komische Farbsehen habe wegen  der Flimmerskotome, haben wir ein Auge mit rosa Folie und ein Auge mit grüner Folie beklebt. Das simuliert etwa mein Sehvermögen. Wenn mich jemand fragt, kann ich ihm immer diese Brille geben. Diese Brille habe ich eben auch der Ärztin gegeben, und sie meinte, das ist ja wirklich wenig. Sie wird aber mal nachfragen, ob ich vielleicht eine Probepackung erhalten kann. Sie meinte aber immer wieder, sie haben ja noch Lichtwahrnehmung. Als ich ihr zu  bedenken gab, dass die Krankheit ja auch bei sehenden vorkommen kann, meinte sie, das ist aber sehr unwahrscheinlich. Ich sagte ihr, dass es bei mir aber umso wahrscheinlicher sei, da ich ja weit weg von Normalsehenden bin. Und je schlechter man sieht, umso höher wird ja die Wahrscheinlichkeit, dass man es haben könnte. Jetzt wird sie aber erst mal die Ergebnisse der Aktigraphie  und die  Schlafprotokolle auswerten. Sie wird mir dann Bescheid geben. Denn wenn es überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür gibt, dass eine Schlaf-wach-Rhythmusstörung vorliegt, muss man sich ja über das Medikament gar nicht mehr unterhalten. Mittlerweile habe ich auch von dem mich   betreuenden  Pfleger des telefonischen Service erfahren, dass das Medikament nur bei komplett Blinden, also bei sogenannten Vollblinden oder Schwarzblinden ausprobiert wurde, und dass die Leute noch nicht mal 5 % sehen konnten. Das Medikament sei für keine andere Gruppe zugelassen. Als ich ihn fragte, ob ich es dann gar nicht bekommen könnte, meinte er, das sei die Entscheidung der Ärztin. Daraufhin sagte ich ihm, dann ist es also doch zugelassen, sonst könnte sie ja nicht entscheiden, ob ich es kriege. Da meinte er, nein, es ist nur für Menschen mit kompletter Blindheit zugelassen. Daraufhin sagte ich ihm, dann kann die Ärztin das ja auch nicht entscheiden, wenn es sowieso für mich nicht zugelassen ist. So ging das eine Weile hin und her, ich konnte einfach seine beiden Aussagen nicht zusammenbringen: das Medikament ist nur an Vollblinden ausprobiert worden und daher auch nur für diese zugelassen, aber ob ich es kriege, ist die Entscheidung der Ärztin. Das ist zu hoch für mich. So fragte ich ihn, wenn es nicht zugelassen ist, und die Kasse es daher nicht zahlt, kann es die Ärztin mir dann trotzdem verschreiben, und ich muss dann halt selbst zahlen? Da meinte er, so einfach ist es auch wieder nicht. Er meinte, ich solle mich damit nicht beschäftigen, das würde meinen Genesungsprozess verhindern. Ich dachte mir, was hat jetzt meine Beschäftigung  mit dieser Frage mit einer Genesung zu tun, wenn die Erkrankung nicht psychisch ist sondern körperlich? Und ich wusste gar nicht, dass ich schon am genesen war. Wir waren doch erst noch bei der Suche nach einer Diagnose. Zumindest sind wir so verblieben, dass ich jetzt auf einen Termin bei der Ärztin warte, sie mir dann die Ergebnisse mitteilt, man wird dann überlegen, wie es weitergeht. Sie hat mir am Anfang schon erzählt, dass sie eine Patientin hätte, die non 24 hat, und die mit Lichttherapie arbeitet. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, habe ich jetzt während der ganzen Zeit der Schlafprotokolle keine Lichttherapie gemacht. Zuvor habe ich sie auch nur sporadisch angewandt. Sobald ich die Uhr abgegeben habe, werde ich vielleicht mal mit der Lichttherapie beginnen.

 

Eines werde ich auf jeden Fall tun, ich werde meine eigene Armbanduhr dann auf die linke Seite stecken, denn da ist jetzt die andere Uhr. Ich habe meine Uhr immer rechts getragen, da diese Uhr aber sehr fragil ist, die ich mir gekauft habe, worüber ich bereits berichtet habe, habe ich entschieden, meine Uhr wieder links zu tragen. Denn mit dieser Uhr stoße ich dauernd irgendwo an, und die nimmt das sofort übel und geht nicht mehr und spricht stundenlang nicht mehr mit mir. Daher muss ich mich wieder umgewöhnen. Jahrelang habe ich meine eigene Uhr immer rechts getragen, daher konnte ich dann die Uhr, die die Aktivität misst, auf der linken Seite tragen. Das werde ich ab jetzt ändern, da  ich  rechts zuviel  mache, und die Uhr laufend  wo anstößt. Ich hoffe, dass dann meine hochempfindliche Uhr nicht dauernd bei jedem Stoß wieder kaputt geht, da ich links ja weniger mache. Vielleicht kann ich dann auch wieder besser schlafen, lach.

 

Nun bin ich bestimmt gespannt, wie es weitergeht. Alles in allem war ich sehr zufrieden im Schlaflabor, es war sehr interessant. Ich habe auch die zweite Nacht ganz gut geschlafen. Die Ärztin meinte, dafür, dass ich verkabelt war, hätte ich ganz gut geschlafen. Sie konnte das ja auch anhand des EEGs erkennen. Ich würde gerne mal solche Auswertungen sehen, oder ich würde gerne mal eine Nacht die Monitore beobachten, aber das scheint ziemlich langweilig zu sein. Sie setzen nachts auch Medizinstudenten ein, da diese billiger sind als medizinisch-technische Assistenten. Das ist zumindest die Vermutung des einen Mediziners, der mich am Morgen dann abgestöpselt hatte. Der ist noch Student, aber er lernte dadurch auch eine Menge. Es war zumindest ziemlich schwierig, jedes Mal dieses Katzengeschirr wieder abzubekommen. Da sie es mehrfach um mich herumwickeln  mussten, hatte der, der es abmachen musste, eine ziemliche Mühe, den Kampf mit diesem Geschirr aufzunehmen. Insgesamt habe ich zu Hause auch nicht besser oder schlechter geschlafen als im Schlaflabor. Vielleicht geht diese Phase auch wieder weg, nach meiner Transplantation habe ich auch eine Zeit lang  anfangs wesentlich besser geschlafen. Während der Dialysezeit hatte ich am Ende massivste Schlafstörungen. Ich bin jede Nacht aufgewacht, musste auf Toilette, und dann war die Nacht vorbei. Ich konnte nur 3-5 Stunden schlafen. Ich habe so darunter gelitten, dass ich fast keine Lebensqualität mehr hatte. Das ist dieses Mal nicht so schlimm.

 

Als ich damals diese massiven Schlafstörungen hatte, sagte die Ärztin damals an der Dialyse, ich sei zu gut ausgeruht. Daher würde ich wohl nachts schlecht schlafen, da ich tagsüber nicht viel machen würde. Meine Mutter meinte das gleiche, man sieht, welche Vorurteile die Leute haben. Du tust ja den ganzen Tag nichts, Du gehst ja auch nie raus,  DU kommst ja nicht weg, daher schläfst Du schlecht. Dabei sitzt sie wesentlich mehr Zuhause als ich. Ich weiß nicht, welches Bild die Menschen von mir haben, aber diese Rückmeldungen spiegeln die Attribute wider, welche man mir zuschreibt.

 

Als ich neulich mit dem Taxifahrer fuhr , der mich öfter schon ins Schlaflabor gebracht hatte, als ich  mit der  Ärztin  Termine hatte, meinte er, ich hatte sie schon so oft gefahren, sie haben so ein verrücktes Leben, sie machen so viel, sie sind so viel unterwegs, kein Wunder, dass sie nicht schlafen können. Da haben wir es ja, jedes Mal ist es ein anderer Grund, meine Krankheiten sind es nicht, es ist lediglich mein Verhalten. Da aber die einen sagen, ich mache zu wenig, die anderen wiederum sagen, ich mache zu viel, kann ja wohl beides nicht ganz stimmen.

 

Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich ins Schlaflabor  gehe, weil ich schlecht schlafe und eventuell non24  habe, kommt immer der Spruch, dann müsste ich das auch haben, ich wache auch nachts immer auf und kann dann nicht mehr einschlafen, sobald der Wecker klingelt, habe ich tief und fest geschlafen, das geht jedem so. Ich schlafe auch nicht mehr als 3-5 Stunden. Ich denke dann immer, was für eine faule Sau bin ich doch, alle anderen Menschen haben  dasselbe wie ich, reißen sich aber zusammen und rennen trotzdem zur Arbeit, obwohl sie kaum geschlafen haben. Und  ich  bin  wegen  meiner  Krankheiten  voll erwerbsgemindert, wo  doch alle dieselben  Symptome haben. Da habe ich die Leute mal drangekriegt. Als wir mit einer Gruppe  vom Blindenverband mal in der U-Bahn unterwegs waren, und wieder jemand so einen Spruch abgelassen hat, habe ich ganz laut gefragt, wer schläft hier 7 Stunden und mehr? Da die Leute den Zusammenhang der Frage nicht wussten, riefen alle ich, und ich sagte, da siehst Du es. Es geht also nicht jedem so. Man würde ja auch zu einem Alzheimer-Patienten nicht sagen, ich bin auch ab und zu vergesslich, dann hab ich auch Alzheimer. Als ich an der Dialyse war, fragte mich mal ein ganz besonders dummer Mensch, was ist denn das, und ich erklärte es ihm, und da meinte er, dann muss ich wohl auch an die Dialyse, das sollte ich das auch mal machen. Ich kann nur jedem einen guten Schlaf wünschen und hoffen, dass es ihm nicht genauso geht. Bei mir ist es zeitweise sehr gut, aber zeitweise ist es katastrophal. Und dem möchte ich aber auf den Grund gehen, und wenn es Möglichkeiten gibt, das zu verbessern, warum nicht. Abwarten und durchschlafen.

Sonntag, 13. Mai 2018

Das nächste Auge Bitte !


Nachdem ich im September 2008 mein rechtes Auge am grauen Star operieren ließ, habe ich mich jetzt entschlossen, auch das linke operieren zu lassen. Ich habe zehn Jahre gewartet, denn das linke Auge ist mein besseres (gewesen). Ich hatte erst das schlechtere machen lassen, da ich dachte, wenn da was schief geht, hast Du nicht allzu viel zu verlieren. Mein heiliges Auge, da wollte ich damals noch keinen ranlassen. Während meiner Dialysezeit haben meine Augen so stark geflimmert, dass ich sowieso fast nichts sehen konnte. Jetzt, da das Augenflimmern etwas, minimal, besser wurde, habe ich gedacht, ich wage jetzt diesen Schritt. Es ist wirklich ein Wagnis, zumal ich von zwei verschiedenen Leuten gehört habe, dass ihr Auge bei einer Operation am Grauen Star verloren ging. Mittlerweile ist aber das linke Auge so schlecht, dass es fast schon wieder egal wäre, wobei ich natürlich nicht weiß, wie es denn wirklich ohne dieses linke Auge wäre. Mit dem rechten habe ich früher überhaupt nichts anschauen können, da ich zwar damit sehen konnte, das Auge aber so schwach war, das es mir schon schlecht wurde, wenn ich es nur einsetzte, was man  wohl Amblyopie  nennt. Früher hat dieses Auge dann geschielt, weil es dann, weil es eben vom Gehirn ausgeschaltet wurde, einfach nach oben rechts abgewandert war. Das habe ich mir in einer kosmetischen Operation 1998 richten lassen. Ich habe auch Übungen mit  dem Finger zur Konvergenz gemacht, bei  denen der Finger immer  näher  kommt, um beide Augen  dazu  zu bringen, dass sie  auf diesen  Punkt schauen, damit das rechte Auge nicht, wie man mir damals  vage prognostiziert hatte,  zwischen drei Monaten und 30 Jahren wieder nach oben abwandern würde, wenn der Augenmuskel sich wieder verlängert und ausleiert. Das ist zum Glück nie passiert, dank des guten Professors aus Heidelberg, der das damals operiert hatte. Da ich aber jetzt dauernd das rechte Auge benutzt habe, hat sich diese Gefahr sowieso nie ergeben, denn es war ja laufend im Einsatz und hatte keine Zeit, sich selbst irgendwo in  einer Ecke zu parken. Und mittlerweile war es so gut geworden, da das andere ja durch  die Cataract im Verhältnis ziemlich schlecht geworden ist. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mit dem rechten Auge mal unter dem Lesegerät ein paar Buchstaben entziffern würde. Das dauert 2 Minuten lang, bis ich ein Wort gelesen habe, aber immerhin reicht es aus, um zu erkennen, um welchen Brief oder welche Art Post es sich handeln könnte. Das meiste, wenn ich sehe, dass es besonders wichtig ist, wird dann sowieso eingescannt.

 

Auf der linken Seite ist nun der Nebel so  dicht, dass ich mich entschlossen habe, es zu versuchen. Einer meiner rein ökonomischen Gründe war auch der, dass ich das Lesegerät über kurz oder lang wahrscheinlich von meinem Schreibtisch bannen muss. Das Schlaf-Arbeitszimmer ist extrem klein,  so dass ich mich  beim  Umziehen  häufiger  an  der Tischecke anstoße, und dass das Bett  wie  in  einem Alkoven eingepfercht ist. Daher überlege ich mir dauernd, den Schreibtisch etwas zu verkürzen, also die Schreibtischplatte kleiner sägen zu lassen und den Rest der  Platte dann als Konsole zu benutzen, weil  ich da jetzt ein hässliches Brett zu liegen habe, auf dem meine ganze Peripherie vom Computer wie Kartenleser oder USB-Hubs drauf liegen. Ich dachte, entweder das linke Auge wird jetzt, dann kann ich das Lesegerät wieder mehr einsetzen, oder es wird nicht, dann würde ich es endlich weg geben. Es ist aus dem Jahre 2006 und würde sowieso niemandem mehr dienen können, da es normalerweise zu keinem der heutigen PCs mehr kompatibel ist. Bei mir geht es noch halbwegs, wenn man auch nicht mehr problemlos zwischen Bildschirm und Computer hin- und herschalten kann. Man kann auch den Bildschirm teilen zwischen Lesegerät und Computer, das würde sogar noch funktionieren. Aber mit meinem Gesichtsfeld und meinen sie vermögen würde mir das nicht mehr viel bringen. Somit dachte ich mir, das ist jetzt ein guter Zeitpunkt, diesen lästigen Schleier vielleicht für immer loszuwerden, oder eben das Risiko einzugehen, dass das Auge ganz und gar verschwindet. Dann hätte ich immer noch das rechte, welches mittlerweile ganz gut trainiert ist.

 

Somit habe ich mich entschieden, wieder zu dem Opera Tür zu gehen, der mir 2008 bereits den  grauen  Star  am rechten Auge entfernt hatte. Damals meinte er, ich verspreche Ihnen nichts, wenn sie nach dem rechten Auge nicht wiederkommen, kann ich sie natürlich am linken nicht operieren. Als er das Auge operiert hatte, stellte sich ein kleiner Erfolg ein. Aber nach zwei Wochen hatte ich schon einen nach Star, der dann nach zwei Monaten gelasert wurde. Danach kehrte das Sehvermögen nie wieder so schön wie unmittelbar nach der OP zurück. Aber etwas besser  wurde  es schon, und durch die konsequente Nutzung dieses rechten Auges konnte ich ein bisschen schärfer damit sehen. Somit dachte ich mir, ich versuche jetzt, dem Ganzen noch eins drauf zu setzen und das linke Auge zu machen.

 

Das Augenflimmern ist noch nicht weg, ich sehe immer noch alles in verschiedenen Farben, und manchmal flimmert es noch ziemlich stark. An guten Tagen ist es aber schon so, dass ich recht gut durchschauen und immerhin mit der rechten Seite recht viel erkennen kann.

 

Somit machte ich einen Termin, und ich erhielt relativ zeitnah einen. Ich musste in  eine  andere Großstadt  in der Nähe fahren, und danach ging es noch mit der S-Bahn weiter in  eine Kleinstadt in der Umgebung. Ich fragte mich, ob der Arzt sich noch an mich erinnert oder nicht. Wahrscheinlich hat er noch nie einen Patienten gehabt, der nach zehn Jahren kam, um sein anderes Auge machen zu lassen. Die meisten lassen sich ja den grauen Star unmittelbar nach der Operation des einen Auges dann auch im anderen entfernen.

 

Die Fahrt war problemlos, wenn ich auch etwas auf die Umsteigehilfe warten musste, denen zuerst das falsche Gleis genannt wurde, und daher kamen sie etwas spät. Sie hatten ein kleines Fahrzeug dabei, mit dem sie mich zum S-Bahnhof fuhren. Der ist etwas tiefer gelegt genau auf dem selben Hauptbahnhof.

 

In der S-Bahn war eine Schulklasse mit einem Jungen im Rollstuhl. Als diese ausstiegen, blieb noch eine Frau im  Wagen, die ebenfalls mit dieser Klasse unterwegs war. Als ich in der Kleinstadt angekommen war, wo ich raus musste, erkundigte ich mich, wo der Taxistand sei. Die Frau bot mir an, mich zu Bushaltestelle zu begleiten. Ich sagte ihr, dass ich aber dann, sobald ich ausgestiegen wäre, nicht weiter kommen würde. Tatsächlich fuhr sie die ganze Zeit mit, stieg zusammen mit mir aus, und wir fanden auch den Augenarzt. Sie brachte mich noch in den ersten Stock und ging erst dann, als sie mich bei der Rezeption abgeliefert hatte. Ich fand das wunderbar, dass es noch solche Menschen gibt. Ich wünsche ihr, dass ihr im Leben viel Gutes widerfahren wird. Sie war ziemlich gut sensibilisiert, was Behinderung angeht, da sie ja diesen Rollstuhl fahrenden Schüler hatte. Sie war Schulbegleiterin und unterstützte ihn in der Regelschule.

 

Beim Augenarzt angekommen musste ich nicht sonderlich lange warten, hatte aber auch durchgegeben, dass um 18:11 Uhr mein Zug bereits wieder nach Hause fahren würde. Der Termin war um 16:30 Uhr. Zunächst wurden die Augen gemessen, damit man die Dioptrienzahl sehen würde. Danach kam ich zum Arzt rein. Wenn er überrascht gewesen wäre, dann muss er es ziemlich gut verborgen haben, denn er nahm das alles ziemlich selbstverständlich. Ich wusste auch nicht, ob er mich wieder erkannt hat. Er schaute sich meine Augen an und wunderte sich, dass sich noch kein Nachstar gebildet hatte, und ich erklärte ihm, dass dies bereits nach zwei Wochen der Fall war, und dass man ihn zwei Monate nach der OP dann schon weg gemacht hätte. Auf meine Frage, ob ich denn den grauen Star am linken Auge wegmachen lassen sollte, meinte er, er könne schon selbst nicht mehr durchschauen, und bei blinden Augen würden häufig Tumoren entstehen oder anderer Ärger, den dann auch der Arzt nicht mehr sehen könnte, wenn dieser graue Nebel bestünde. Daher alleine schon wäre es ratsam, den Star wegmachen zu lassen. Vor der ärztlichen Untersuchung war noch die Untersuchung der Sprechstundenhilfen, wo sie mein Sehvermögen testen wollten. Dies geschah unter denkbar ungünstigsten Bedingungen. In einem ziemlich stark abgedunkelten Raum hielt mir eine Frau die Finger vor die Augen und fragte, wie viel ich denn davon noch sehen würde. Ich erklärte ihr zunächst mal, dass ich Retinitis pigmentosa hätte, nachtblind sei und ein kleines Gesichtsfeld hätte, und dass ich so ihre Finger unmöglich erkennen könnte, die  ich  ja erst mal finden  musste. Dann hielt sie mir eine Tafel hin, wobei ich erst mal klarmachen musste, dass ich die Tafel erst mal in meinem  Gesichtsfeld finden müsste. Wenn ich mal etwas in meinem kleinen Fokus drin habe, kann ich noch relativ viel erkennen. Dann hielt sie mir ihre Finger vor die Tafel, und dann sollte ich noch einige Buchstaben lesen, wobei mit meinem linken Auge nur noch schwarzer Vogeldreck zu erkennen war. Ich erklärte ihr dann, dass sie am rechten Auge auch noch mal die Hand davorhalten sollte, denn dann könnte ich zumindest einmal vor dem weißen und sehr hellen Hintergrund ihre Finger erkennen. Ich konnte mit rechts aber sogar noch einige Buchstaben und Zahlen lesen, und somit erübrigte sich der Test mit der Hand. Ich sehe eigentlich noch wesentlich mehr als das, was dort herausgefunden wird, da die Seetests meistens unter Bedingungen abgehalten werden, unter denen ich sowieso nichts erkennen kann. Demnach wäre ich ja dann ganz blind.

 

Der Arzt erklärte mir dann, dass die Kasse einige der Untersuchungen nicht übernehmen würde. Ich kam ziemlich durcheinander und hab erst mal gar nichts kapiert. Ich erklärte ihm, dass ich unterwegs sei und deshalb nicht unbedingt weit getropft werden wollte, da ich ja dann auch sehr blendungsempfindlich sei. Ich verstand dann irgendwie aus diesem ganzen Chaos heraus, dass die Messung meiner Linse mit dem Laser gemacht werden konnte, und dass dies , je  nach Genauigkeit  der Ermittlung  der Brechkraft entweder mehr  als  ca. 200 oder etwas mehr als  100 EUR kosten würde, und dann käme noch eine Untersuchung des Augenhintergrunds dazu, eine sogenannte optische Kohärenztomographie, OCT, die auch von der Kasse nicht bezahlt würde. Die würde dann noch mal 95 EUR kosten, insgesamt wäre ich dann bei 214 EUR. Denn bei mir  sei es nicht notwendig, die Brechkraft  so  genau zu ermitteln, und man wolle mich ja  nicht  total  ökonomisch  ruinieren, daher  wäre  die günstigere Variante  bei mir ausreichend, und  daher koste der Laser  nur  119 Euro.  Ich hab dann überhaupt nicht mehr kapiert, was jetzt genau eigentlich untersucht wird, und bei welcher Untersuchung jetzt genau weit getropft werden muss, und bei was dann doch wieder nicht. Ich unterschrieb dann, dass ich die Kosten übernehmen würde und steckte auch gleich meine EC-Karte in den Kartenleser der Praxis, und die 214 EUR wurden sogleich abgebucht. Dann habe ich irgendwie kapiert, dass es sich um ähnliche Untersuchungen handelt, die 2008 schon mal gemacht wurden, bei welchen die Linse vermessen wird, damit der Arzt die richtige Größe bestellen kann. Damals hatten wir mit dem Ultraschall versucht, die Größe zu messen, wobei ich mich nicht mehr erinnern konnte, ob ich damals weit getropft wurde oder nicht. Der Ultraschall hat damals wegen  dem Nystagmus nicht geklappt, daher mussten wir es mit dem Laser machen, den ich auch damals  schon selbst zahlen musste. Damals habe ich dann den Arzt gebeten, mir ein Attest  zu schreiben, dass es leider mit dem Ultraschall nicht geht, und ob die Kasse daher den Leser übernehmen könnte. Das hat damals problemlos geklappt. Irgendwann kam ich dann drauf, dass es dieses Mal wieder genauso sein würde, und ich fragte, ob man nicht erst einmal den Ultraschall probieren könnte, denn man wüsste jetzt nicht, ob es bei diesem Auge vielleicht doch mit dem billigeren Verfahren von der Kasse klappen würde. Sie haben mich aber nicht verstanden und haben den Arzt gefragt, und dieser gab immer nur durch, ich solle erst mal den Leser probieren. Ich erklärte, den Leser müsste ich gar nicht versuchen, der klappt ja sowieso, es ginge darum, erst mal zu versuchen, ob es nicht mit der Kassenvariante vom Ultraschall gehen würde. Aber sie setzten mich gleich vor den Leser. Ich fragte dann, ob das jetzt das Ultraschallgerät oder das mit dem Laser sei, und sie meinte, es funktioniert mit Licht. Ich glaube, die hat  mich selbst  nicht verstanden. Es gibt ja Licht, das nicht unbedingt Laser ist, und ich wusste dann gar nichts mehr, was  es jetzt  genau war. Ich fragte, ist das jetzt das Gerät, welches ich zahlen muss, und sie meinte etwas  durcheinander, ich glaube nicht. Hinterher hieß es dann, es war genau dieses. Als ich dann beim Arzt drinnen war, hatte ich drum gebeten, dass er mir wiederum dieses Attest schreibt, dass es mit dem Ultraschall nicht geht, denn wenn es auf der rechten Seite damals nicht geklappt hat, würde es wegen meinem Augenzittern auf der linken Seite wahrscheinlich auch nicht geklappt haben. Das wurde mir dann ein paar Tage später zugeschickt.

 

Außerdem hatte der Arzt noch angeordnet, dass ein Gesichtsfeld gemacht wird. Das hat mir fürchterlich gestunken, denn bei mir ist im Gesichtsfeld so gut wie gar nichts mehr messbar. Ich kann noch nicht mal mehr die Prüfmarken erkennen, die man fixieren muss, um dann, sobald man an der Peripherie einen Punkt auftauchen sieht, ein Signal abzugeben. Vielleicht hätte ich die Prüfmarken gefunden, wenn irgendjemand mit dem Stift darauf  geklopft hätte, damit ich es anhand der Richtung höre, dann hätte ich in die richtige Richtung geguckt. Vielleicht war aber auch die Prüfmarke nicht kontrastreich genug, zumindest konnte ich sie nicht fixieren. Es sollten dann irgendwelche Lichter aufleuchten, bei denen ich drücken müsste. Ich sagte dem Arzt zuvor schon, dass das Gesichtsfeld nicht messbar sei, aber er meinte, setzen Sie sich einfach mal ganz  cool davor, dass machen Sie einfach mal, dann haben wir wenigstens eine Grundlage. Somit saß ich erst einmal mit einem Glas vor dem einen Auge vor  dem Gerät, und mein linkes Auge wurde  und das andere zugehaltengetestet. Dann wurde das Glas weggenommen, und das linke Auge wurde ohne Glas getestet, das gleiche geschah dann rechts, erst mit und dann ohne Glas. Die Gläser wurden ermittelt, als man die Dioptrien gemessen hat. Ich saß also ungefähr eine Viertelstunde nutzlos vor einem Gerät herum, ohne auch nur einmal drauf zu drücken. Einmal flackerte irgendein Lichtpunkt auf, und ich dachte, es sei im Gerät, wusste aber nicht, ob das vielleicht auch einfach nur ein Lichtpunkt vor meinem Auge war, den ich einfach nur gesehen habe, weil meine Augen flimmern. Ich finde Gesichtsfeldsmessungen immer fürchterlich, sie sind schrecklich anstrengend, und die Augen Tränen, und heraus kommt gar nichts.

 

Ich hatte früher einen wunderbaren alten Augenarzt, der hat mir einfach nur ein kariertes Blatt vorhalten lassen, und die Sprechstundenhilfe fragte, wie viele der Kästchen können Sie noch erkennen. Ich sagte vier, und damit waren sie dann zufrieden. Sie fragten noch, ob die Kästchen irgendwie schief oder wellig sein, und ich sagte nein, und das war dann die Gesichtsfeldsmessung. Alles andere macht bei mir sowieso keinen Sinn mehr. Heute würde ich wahrscheinlich noch nicht mal des Papier mit  den  Kästchen erkennen.

 

Danach kam ich dann zu dieser optischen Kohärenztomographie, die der Arzt selbst durchführte. Ich musste in ein Gerät schauen, wobei einmal auf der linken Seite ein rotes Kreuz war, welches ich fixieren musste, und das ganze wurde dann rechts wiederholt.  Meine Augen tränten  schon ganz  schön, aber  was sein muss, muss halt eben sein. Dann war der Augenhintergrund abgetastet, aber der Arzt meinte, wegen des grauen Stars könne man nicht sehr viel erkennen.

 

Danach wurde ich noch mal in sein Zimmer gebeten, und er meinte, jetzt würden wir Tacheles reden. Ich  hatte die ganze Zeit schon befürchtet, dass  ich zu  spät  gekommen war, und  wegen der fortschreitenden Netzhautdegeneration  eine Star-Op sinnlos sei, da vom Auge  nicht  mehr  viel übrig wäre.  Er sagte mir aber, dass er mir zur Operation raten würde, dass ich mir aber nicht allzu viel versprechen sollte. Leider würde das Charles-Bonnet-Syndrom, also das Augenflimmern und die Farben vor den Augen nicht besser werden, das hat er mir schon gleich gesagt.  Das wundert mich,  denn  der  Neurologe  Charles Bonnet hat  das  zum ersten Mal bei seinem Vater  beobachtet, der ja genau  eben  einen grauen Star hatte.  Aber bei mir  ist ja  netzhautmäßig  noch  eine Menge  los,  was  das  Augenflimmern  verursacht. Dazu hab ich ja  auch  einen  Beitrag hier geschrieben.

 

Ich würde wahrscheinlich mehr Licht wahrnehmen und eine bessere Orientierung haben, mehr wahrscheinlich nicht. Aber immerhin wäre das schon eine Menge. Vielleicht könnte ich dann mit dem linken Auge auch wieder am Lesegerät mehr erkennen. Das hatte ich ihn erst gar nicht gefragt, aber nachdem es rechts schon geht, dürfte es links dann wieder erst recht gehen.   Somit hat er mir dann die Risiken und Nebenwirkungen vorgelesen und mich sozusagen aufgeklärt, was aber so schnell ging, dass ich fast nichts verstand. Ich hatte das Ganze aber schon sowieso mal irgendwann gehört, daher war mir das egal. Er meinte, nur in 5 % könne man das Auge verlieren, und bei mir wäre kein größeres Risiko als bei jedem anderen auch. Meine Augenärztin hat mir damals abgeraten und gemeint, es macht sowieso keinen Sinn mehr, und außerdem würde bei einer Operation des grauen Stars ein Risiko einer Netzhautablösung oder sonst etwas bestehen. Jetzt möchte ich es einfach versuchen und hoffen, das klappt.

 

Mittlerweile war das Taxi schon dar, welches ich auf 17:50 Uhr bestellt hatte, damit wir nicht noch Zeit verlören, das Taxi erst rufen zu müssen. Durch die Fragen, die ich zuvor noch hatte, ob nun Laser oder Ultraschall, wobei die Sprechstundenhilfen mehrmals ins Arztzimmer gegangen waren, muss wohl ziemlich viel Zeit vergeudet worden sein, und auch durch diese nutzlose Gesichtsfeldsmessung, die mir sowieso schon zuwider war. Aber was sein muss muss eben sein.

 

Zuerst wollte man mir das, was ich unterschreiben sollte, mitgeben, und ich musste es dann im Original einschicken. Dann habe ich aber gleich vor Ort unterschrieben und bekam eine Kopie davon mit mitsamt einer Aufklärung. Das waren dann so viele Papiere, dass ich hinterher völlig durcheinander war. Zuhause habe ich dann alles ein gescannt und durchgelesen. Als ich den Arzt fragte, wann denn nun der Operationstermin sei, meinte er, ihr Taxi wartet schon, dazu haben wir jetzt keine Zeit mehr, und weg war er. Die Sprechstundenhilfen meinten, ich solle ihnen eine E-Mail schreiben, um sie daran zu erinnern, dass wir einen Termin ausmachen. Dies habe ich mittlerweile getan aber noch nichts gehört.

 

Die Frage ist ja auch, ob ich nach der Operation dann eine Nacht in der Klinik bleiben könnte, denn der Arzt hat in einer Augenklinik Belegbetten. Als ich noch zur Dialyse ging, kam ich an einem Tag an, machte dann am Vormittag die Dialyse, wurde am Nachmittag operiert, übernachtete dann noch einmal und fuhr dann nach Hause. Dieses Mal gäbe es wahrscheinlich nicht wirklich eine Indikation, mich dort zu behalten. Aber ich würde eine andere Art der Narkose kriegen. Während der Dialysezeit durfte ich keine Betäubungsspritze ins Auge kriegen, da ich Blutverdünner zur Dialyse brauchte, und das hätte einen riesengroßen Bluterguss am Auge ergeben. Daher bekam ich damals nur betäubende Tropfen ins Auge. Eigentlich wollte man mir noch eine Beruhigungsspritze damals geben, aber ich hatte zu viel Angst, weil ich es nicht mag, halb bewusstlos und halb wach zu sein. Der Arzt war damals etwas verärgert und meinte, sie werden Schmerzen haben. Ich spürte die Operation aber nur in etwa wie beim Zahnarzt, weh hat es aber nicht getan. Er war damals ganz erstaunt, dass ich das so gut durchgehalten hatte. Ich erinnere mich noch, dass er literweise Wasser über meinen Kopf geschüttet hat, warum weiß ich nicht. Vielleicht war ich aber doch etwas benommen. Auf jeden Fall war hinterher mein Schlafanzug von oben bis unten durchnässt. Ich glaube nicht, dass das mein eigener Angstschweiß gewesen ist. Vielleicht hat er das wegen des Augenzitterns gemacht, keine Ahnung. Meine Oma hat nach  ihrer  Star-Op steif und fest behauptet, während der Operation am Grauen Star hätte man ihr einen Strohhut aufs Gesicht gestülpt, darin wäre eine Röhre gewesen, und durch diese Röhre hätte man sie operiert. Wer weiß, was man während einer Betäubung so alles denkt. Mir hat damals auch nicht viel ausgemacht, dass man mir ein Tuch über den ganzen Körper samt Gesicht gelegt hatte, denn am Kinn war ein Halter angebracht, der das Tuch auf Abstand hielt, und  obwhohl  es von  weitem  wie  ein  dickes  Leintuch aussieht, was ich damals auf  Videos im Internet  noch erkennen konnte, ist es von  Nahem nur wie ein Tüllvorhang . Außerdem konnte ich durch mein gutes linkes Auge noch durchsehen, während das rechte damals operiert wurde. Das Licht blendete, und er meinte, schauen Sie gleich rein, dann sind sie einmal geblendet, und das war's. Als  dann nach  der OP die Lampe ausgeschaltet wurde, sah ich alles schwarz und rief damals ganz entsetzt, ich bin blind. Aber er meinte, nein, sie sind einfach nur geblendet, das vergeht wieder. Bei meinem guten linken Auge würde ich das nicht haben wollen, dass ich nur durch ein Loch in einem Tuch durchschauen könnte. Außerdem habe ich ja jetzt keine Blutverdünnung mehr, und daher kann er mir eine Betäubungsspritze ins Auge geben. Während dieser Spritze würde man mich wahrscheinlich mal kurz ausschalten, ich würde eine kleine Narkose kriegen. Jetzt hatte ich nicht mehr so viel Angst davor, da ich ja schon einmal eine Darmspiegelung hatte, bei der man mir auch eine kurze Narkose mit Dormicum gab. Damals hatte man mir zunächst gesagt, man würde einfach nur alles vergessen. Das fand ich komisch, denn ich wollte nicht einfach verwirrt sein. Bei meiner ersten Magenspiegelung hatte ich mir daher überhaupt keine Narkose geben lassen, da ich mehr Angst davor hatte, verwirrt zu sein, als davor, dass man mir einen Schlauch in den Magen schieben würde. Da aber beim zweiten Mal oben und unten reingeschaut werden würde, habe ich mich für die kurze Narkose entschieden. Es war damals so, als würde ich mal kurz Einschlafen vor dem Fernseher und dann wieder aufwachen, und der Film sei noch weiter gegangen. Ich war natürlich viel zu früh aufgewacht, da bei mir Medikamente häufig nicht gut wirken, und meine einzige Sorge bestand darin, dass sie unten schon reingegangen waren, und sie waren aber zum Glück schon damals auf dem Rückzug, und daher war ich beruhigt. Das ließ sich dann gerade noch aushalten bis zum Ende. Daher habe ich auch jetzt keine Angst bei der Vorstellung, dass ich kurz mal aus geknipst werde, eine Spritze ins Auge bekomme und dann wieder wach werde. Bestenfalls wache ich nach der ganzen Prozedur auf, wenn nicht, dann wache ich wahrscheinlich auf, während sie schon bei der Operation selbst sind. Ich hoffe nur, dass sie dasselbe Mittel verwenden wie bei der Darmspiegelung, weil ich dann nur einfach einschlafe. Es gibt welche wie  Ketanest oder Phentanyl, bei denen man dann verwirrt ist, bei denen einem schummrig wird, oder wo man dann schlimme Träume hat. Dann bekommt man wieder Dormicum, damit man die schlimmen Träume wiederum vergisst. Davor hätte ich furchtbar Angst. Vollnarkose finde ich nicht so schlimm, denn da ist man ganz weg, und das war's dann. Aber so halb  und halb, wo man mal halb da ist, zeitweise wach  und zeitweise nicht, finde ich entsetzlich. Aber ich werde mich halt jetzt mal drauf einlassen.

 

Und nach einer solchen Narkose könnte ich dann nicht mehr am  selben Tag  noch bis nach Hause fahren, das wäre zu riskant. Meine Mutter meinte, damals habe man ihnen verboten, sogar mit Begleitung mit dem Zug zu fahren, man hatte ihnen förmlich ein Taxi aufgedrängt, dessen Kosten sie dann bei der Kasse einreichen konnten und erstattet bekamen. Außerdem wurde ihnen die Gewährleistung abgenommen, dass zwei Tage jemand da sei, der dem Patienten zur Hand ginge, da man sich die erste Zeit nicht bücken darf. Ich hatte also in meiner E-Mail auch nachgefragt, ob ich dann im Krankenhaus eine Nacht bleiben könnte, und ob ich dann erst am nächsten Tag heimfahren könnte. Ich könnte ja am Tag der Operation am Vormittag nüchtern anrücken, mich dann gleich umziehen für die Operation, und dann könnte ich eine Nacht schlafen und am nächsten Tag nach Hause fahren. Ich hoffe, dass die Kasse das übernimmt, wenn nicht, glaube ich, dass eine Nacht im Krankenhaus sicher nicht mehr als 60-100 EUR kosten wird. Damals war eine total nette Schwester dar, Schwester Karin, die den Namen meiner Freundin hatte, und ich mochte sie wirklich gern. Sie war echt lustig, und sie hat mir sogar einen Cappuccino gemacht, da es keinen Kaffee mehr gab. Den hatte sie sogar vom Schwesternzimmer, er schmeckte zwar scheußlich, aber es war echt lieb von ihr gewesen. Vielleicht ist sie sogar noch dort. Das würde mir gefallen, aber sie war schon etwas älter.

 

Ich hoffe, dass sie die Operation irgendwann im Juli oder August machen, denn jetzt fahre ich erst noch mal in den Schwarzwald, und danach möchte ich mal nach Bregenz fahren, wo unsere Familie ursprünglich mal herkam. Und dann hoffe ich, dass ich mein Auge nicht verliere, und dass alles gut geht. Und ich hoffe auch, dass ein kleiner Erfolg für mich drin ist. Und vielleicht krieg ich ja auch was von meinem Geld von der Untersuchung von der Kasse zurück. Wenn nicht, dann wäre es es wert, wenn ich zumindest einen kleinen optischen Zugewinn  hätte.

 

Der Taxifahrer verlangte dann natürlich das Doppelte, weil er so lange gewartet hatte, somit hatte ich den Preis, den ich durch die Begleitung dieser lieben Frau gespart hatte, wieder drin. Zum Glück erreichten wir noch die S-Bahn, und ich wurde auch am Hauptbahnhof abgeholt und wieder in den Zug nach Hause gesetzt. Wir konnten noch ein Leberkäsebrötchen erstehen und eine große Flasche Mineralwasser, und da natürlich mein Abteil wieder am Ende des Zuges war, rannten wir, die Umsteigehilfe und ich, wie mit  dem Teufel im Leib den ganzen Bahnsteig entlang. Aber wir haben es geschafft. Zuhause bin ich dann gut angekommen und mit der U-Bahn wieder in meine Wohnung gefahren. Vielleicht geht das ja irgendwann noch besser, wenn mein damaliges besseres Auge wieder mein Zukünftiges besseres wird.