Samstag, 15. November 2014

Der sprechende Fernseher

Letzten Donnerstag war es soweit, der sprechende Fernseher wurde geliefert. Im Vorfeld waren einige Vorbereitungen nötig. Da ich eigentlich ein kleineres Modell wollte, folgte ich zunächst dem Rat meines Bruders, der sich ebenfalls so ein Gerät angeschafft hatte, und rief drei kleinere Fernsehgeschäfte an. Das erste Geschäft war überhaupt nicht erreichbar, das Telefon war laufend besetzt. In dem anderen Laden sagte man mir, man führe keine Panasonic-Geräte, und dies sind ja die einzigen, die eine Sprachausgabe haben. In dem dritten Fernsehgeschäft war der Händler ziemlich skeptisch und meinte, ob es denn überhaupt so einen sprechenden Fernseher gäbe, wie ich ihn mir wünsche. Ich erklärte ihm, dass ich hierfür schon drei Interviews für eine Radiosendung mit Personen geführt hatte, die so ein Gerät bereits besitzen oder getestet haben. Außerdem hatte ich mich per Mail an den Manager von Panasonic gewandt, der mir um die 20 Fragen zu diesem Gerät beantwortet hatte. Diese Mail schickte ich an den Händler, der von meinen Fragen ziemlich beeindruckt war. Dennoch befürchtete er, dass er sich 5 Stunden lang oder mehr in dieses Gerät einarbeiten müsse, die ihm keiner bezahlt, und dass er mir als blinder Frau dieses Gerät dann gar nicht erklären könnte. Mein Vorschlag, mir das Gerät in Anwesenheit einer sehenden Person zu erklären, hat ihn offenbar nicht überzeugt. Er fürchtete, ich würde das Gerät dann doch nicht haben wollen, und es ihm wieder zurückgeben. Wir sind erst einmal so verblieben, dass ich ihn wieder anrufe, und er es sich bis dahin überlegt, ob er diese Aufgabe übernehmen möchte.

In der Zwischenzeit bin ich in ein größeres Geschäft gegangen zusammen mit meiner Helferin, um mir dort ein Gerät anzuschauen. Der Verkäufer fragte nach der Reihe und der Marke, und er fand sofort das richtige Gerät. Er und die Helferin fanden dann auch den Menüpunkt, bei dem man die Sprach Hilfe einstellen kann. So hatten wir sofort die Sprachausgabe entdeckt. Da ich einen Twintuner wollte, musste ich nun doch ein größeres Gerät nehmen, da in den kleineren Geräten nur ein einfacher Tuner enthalten war. Ich entschied mich also für dieses Gerät und bestellte es. Der Verkäufer war mir sehr dankbar, denn er wusste gar nicht, dass so ein Gerät auch sprechen kann, und er habe eine alte Mutter, die aus dem Heim zu ihm ziehen würde und blind sei, der würde er nun auch so ein Gerät kaufen. Ich bestellte noch eine fünfjahresgarantie für 100 € dazu und den Lieferservice mit der Einstellung von 20 Programmen und der sprach Hilfe. Eine Festplatte schaffte ich mir ebenfalls an, denn ich wollte ja hauptsächlich Aufnahmen machen.

Nach einer Woche war es soweit, und ein Termin für die Lieferung des Gerätes wurde ausgemacht. Am Donnerstag zwischen elf und 15:00 Uhr kamen nun zwei Monteure und schleppten das relativ große Gerät in die Wohnung. Man konnte es aber gut vor dem Regal aufstellen, sodass man noch leicht hinter das Gerät in das Regal greifen kann. Da die Schrift weiß auf blauem Grund ist, kann ich sogar die Menüpunkte noch sehen, die nicht von der Sprachausgabe angesagt werden. Nun versuchten wir, die ganze Peripherie meiner anderen Geräte wieder anzustecken. Da das Gerät nur eine Scart-Buchse hat, verbanden wir das Videogerät zunächst mit dem Receiver und diesen dann mit dem Fernseher, denn ich wollte mehrere Möglichkeiten haben, Filme aufzunehmen. Meinen alten Receiver ließ ich daher noch hängen, denn, obwohl ich mit meinen Augen ohne Sprachausgabe nichts mehr programmieren kann, kann ich immer noch die Sendungen, die regelmäßig kommen, mit diesem Gerät aufzeichnen. Ich schaue nicht den ganzen Tag fern, aber meistens kommen dann alle guten Sendungen auf einmal, und dann muss man sich entscheiden. Leider konnten wir meinen BLU-Ray-DVD-Spieler nicht anklemmen, da ein HDMI-Kabel noch fehlt. Dies finde ich äußerst merkwürdig, denn ich konnte den BLU-Ray-Spieler an meinen alten Röhrenmonitor nur in die Video-Line-in-Buchse stecken, wobei man mir sagte, sobald ich einen Flachbildschirm hätte, wäre dies kein Problem mehr. Nun habe ich den Flachbildschirm, und dennoch lässt sich das Kabel nicht anschließen. So muss ich extra noch einmal in das Geschäft, um mir ein solches HDMI-Kabel zu besorgen. Dann steckten wir den Klinkenstecker  in die beiden farblich dafür vorgesehenen Buchsen. An dessen Ende wollte ich dann meinen Milestone hängen, um Tonaufnahmen in MP3 zu machen, die ich dann anderen in die Dropbox stellen kann. Denn von der Festplatte kann man nichts kopieren und anderweitig verwenden. Dies klappte mit meinem alten Röhrenmonitor hervorragend. Leider kam aber kein Ton heraus, nachdem ich mit dem Milestone versucht habe, eine Aufnahme vom Fernsehton zu machen. Die Monteure wussten auch nicht, woran das liegt. Dann versuchten wir, den Fernseher auf Audiodeskription umzustellen. Die Monteure zeigten mir das Menü, aber es klappte nicht. Ich war ziemlich traurig. Sie versprachen mir, noch einmal zu kommen und es mir dann zu erklären. Mittlerweile habe ich mit einem Bekannten gesprochen, der ebenfalls einen sprechenden Fernseher hat. Über Telefon gab er mir Anweisungen, wie ich die Audiodeskription einstellen kann. Es gibt neben dem Hauptmenü, welches nicht von der Sprachausgabe unterstützt wird, noch ein Menü mit Optionen, welches über eine separate Taste anzusteuern ist. Dieses Menü ist sprachlich unterlegt, sodass man als blinde darin navigieren kann. So konnte ich auch den Menüpunkt finden, bei dem ich die Audiodeskription einstellen kann. Am Abend habe ich es gleich versucht, und bei einer Sendung hat es auch geklappt. Bei einer anderen hat es nicht funktioniert. Während wir alle Geräte an steckten, hat zunächst mein Receiver, den ich ja auch angesteckt hatte, nur einen Ton aber kein Bild ausgegeben. Dies monierte ich, und der Stecker wurde noch einmal fester eingedrückt, und schon erschien auch das passende Bild dazu. Einer der Monteure hatte bei mir sein Handy vergessen. Als er noch einmal kam, sprach ich die Sache mit dem HDMI-Kabel noch einmal an. Er versprach mir, am nächsten Tag anzurufen und zu kommen, und mir dann ein solches Kabel mitzubringen, aber ich hörte nichts mehr von ihm. Ich rief noch einmal in dem Geschäft an, aber ich wurde nicht zurückgerufen. Ich hoffe, dass ich am nächsten Dienstag mit meiner Helferin so ein Kabel besorgen kann, und dass wir dann den BLU-Ray-Spieler anschließen können.

Der Ton des neuen Flachbildschirms ist mehr als mäßig. Ich muss mich schon sehr konzentrieren, wenn ich etwas verstehen will. Ich muss den Fernseher wirklich sehr laut einstellen, da das Volumen einfach sehr dünn ist. Wenn ich im raumherumlaufe, muss ich Kopfhörer aufsetzen, denn der Ton breitet sich nicht wie beim Röhrenmonitor im ganzen Zimmer aus. Daher überlege ich mir, ob ich mir separate Lautsprecher anschaffe. Da ich an meine Stereoanlage bereits einen Bluetooth-Empfänger angeschlossen habe, bietet es sich auch an, über USB einen Bluetooth-Sender an den Fernseher zu stecken, der dann das Tonsignal auf die Stereoanlagestriemen kann. Glücklicherweise ist die Kopfhörerbuchse so eingestellt, dass man, wenn man den Kopfhörer hinein steckt, dennoch die Fernsehlautsprecher hören kann. So kann ich die Kopfhörer beliebig aufsetzen oder absetzen. Außerdem kann ich den Milestone in die Kopfhörerbuchse einstecken und dennoch mithören. Wenn ich dann einmal den Bluetooth-Sender habe, und das Signal auf die Stereoanlage gesendet wird, brauche ich nicht dauernd den Kopfhörer und das Verbindungskabel zwischen dem Milestone in die Kopfhörerbuchse Rhein- und wieder raus zu stecken. Denn der Austausch erfordert einiges Geschick, da die Buchse am Rande des Fernsehers angebracht ist. Dann lasse ich das Verbindungskabel zum Milestone einfach in der Stereoanlage stecken, streame den Ton auf die Anlage und nehme von da auf den Milestone auf. Dann habe ich allen Komfort, den ich möchte.

Es sind noch einige Baustellen offen, zum Beispiel haben sich aus meiner Programmliste einfach zwei Programme verabschiedet, die man zwar noch ansteuern kann, die aber nicht mehr im elektronischen Programmführer und auch nicht mehr in der Programmliste auftauchen. Sie sind weiter unten angebracht, sodass ich erst lernen muss, wie ich ein Programm in der Liste verschiebe. Ich habe die Fernbedienung einmal unter das Lesegerät gelegt, da ich mit der Bedienungsanleitung, die ich mir über den Manager von Panasonic besorgt habe, nicht zurechtkomme. Es ist eine geschützte PDF-Datei, die man sich nicht mit einer künstlichen Stimme zu einem Daisy-Buch umwandeln lassen kann. Dann hätte ich sie auf eine CD brennen können, und sie mir von meinem Daisy-Player vorlesen lassen können, während ich die ersten Schritte mit dem Gerät unternehme. Ich hätte dann die einzelnen Menüpunkte ansteuern können, die ich gerade brauche. Jetzt muss ich jedes Mal, wenn ich etwas in der Bedienungsanleitung nachlesen möchte, erst den PC einschalten und die PDF-Datei öffnen, die dann jedes Mal wieder von vorne anfängt. Eigentlich hatte ich den PC so eingestellt, dass er dort weitermacht, wo ich mit dem Lesen aufgehört hatte. Das tut er aber leider nicht. Außerdem liest die Sprachausgabe die Grafiken nicht vor, und wenn die Anweisung gegeben wird, eine bestimmte Taste auf der Fernbedienung zu drücken, höre ich nur eine lange Nummer. Damit kann ich nichts anfangen, denn es wird mir nicht der Name einer bestimmten Taste vorgesprochen. Da ich aber die Fernbedienung unter dem Lesegerät gut erkennen konnte, habe ich mir die Tasten, soweit ich sie brauche und ihren Sinn verstehe, eingeprägt.

Doch der Hauptgrund, weswegen ich diesen Fernseher möchte, damit ich weiterhin Fernsehaufnahmen machen kann, steht noch aus. Der Media-Center, der auch aus meiner Festplatte besteht, die extra formatiert werden musste, und die ich separat dazu gekauft hatte, ist nicht ohne Weiteres für blinde zugänglich. Ich habe auch keine Taste gefunden, die den Media-Center aufruft. Es ist für mich conditio sine qua non, mit diesem Gerät Aufnahmen machen zu können. Nur, um den Namen des Programmes und die laufende Sendung zu hören, ist mir der hohe Preis für dieses Gerät zu teuer. Dann würde ich auch noch notfalls mit meinem kleinen Sehrest den Namen des Programmes auf meinem alten Röhrenmonitor lesen können, wenn ich in dessen Programmliste schalte, und welche Sendung läuft, kann ich im Laufe einiger Minuten auch herausfinden. Aber mit meinen schlechten Äuglein kann ich keine Aufnahmen mehr programmieren, da bei meinem alten Receiver die Schrift schwarz auf weißem Grund ist. Wenn ich gut dialysiert bin, kann ich noch etwas erkennen, an Nicht-Dialysetagen, schaffe ich das nicht mehr. Die Aufnahmen mit meinem alten Receiver abzuhören, ist dann wiederum sehr einfach, denn wenn man in die Liste der Aufnahmen geht, hört man bereits den Anfang des Filmes oder der Radiosendung. So kann ich mit meinem alten Gerät Filme abhören aber nicht mehr programmieren, mit dem neuen Gerät kann ich zwar bereits Filme über den elektronischen Programm-Guide zur Aufnahme vormerken, kann sie aber noch nicht abrufen. Dies ist das A und O, an dem sich nun entscheiden wird, ob ich den Fernseher behalte oder nicht. Sollte ich es nicht schaffen, den Media-Center zu bedienen, und die Sendungen auf der Festplatte zu finden, werde ich in der zweiwöchigen Frist, in der ich das Gerät zurückgeben kann, in den sauren Apfel beißen müssen. Wenn wir noch Zeit finden, mein Bekannter und ich, dass er mir wieder über das Telefonanweisungen gibt, dann könnte es klappen. Allerdings muss man die Taste eine Weile drücken, wobei ich noch nicht mal weiß, um welche Taste es sich handelt. Und ob ich mit meiner Feinmotorik es schaffe, fest genug und lang genug zu drücken, ist die Frage. Da mein Sehrest noch ausreicht, die weiße Schrift auf blauem Grund zu erkennen, kann ich auch ohne Sprachausgabe im Menü des Media-Centers navigieren. Aber dazu muss ich ihn erst aufrufen können. Am Mittwoch kommt dann ein Mann vom Blindenbund, der blinde in lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) unterrichtet. Wir haben mit Mühe und Not einen Termin gefunden, wann er mir helfen kann. Er kennt sich zwar mit dem Gerät auch nicht aus, wird aber vielleicht in der Lage sein, mit seinen Augen die richtigen Tasten zu finden. Außerdem werde ich mir die Bedienungsanleitung im BIT-Zentrum, in welchem Dinge für blinde aufbereitet werden, für meine Bedürfnisse auflesen oder formatieren lassen. Ich hoffe, dass dies noch klappt, denn ich habe noch keine Antwort bekommen.

Bis jetzt bin ich halbwegs zufrieden, die andere Hälfte wird sich hoffentlich noch ergeben. Ich hoffe, dass meinem Fernsehvergnügen dann nichts mehr im Wege steht.

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