Mittwoch, 29. März 2017

Die Krone der Erschöpfung

Ich hoffe, ich bekomme jetzt keinen Ärger mit der GEMA, wenn ich diesen Ausspruch von Chris Böttcher einmal hier klaue. Es handelt sich aber hier nicht um den Menschen oder um den Mann, sondern um eine Zahnkrone. Vor einiger Zeit habe ich ein Implantat bekommen, wobei ich ja lebhaft in diesem Blog auch schilderte, wie es mir, besonders finanziell, damit ergangen ist. Die Krone wurde dem ganzen relativ zügig aufgesetzt. Am 8. Februar sollte ich sie erhalten. Somit fuhr ich wie immer mit dem Taxi, welches mir immer noch von der Krankenkasse genehmigt wird, zu meinem Zahnarzt, wo ich von meiner Oralchirurgin die Krone aufgesetzt bzw. eingesetzt bekommen sollte. Ich hörte schon meinen Namen an der Anmeldung, und als ich bereits im Wartezimmer saß, kam eine der Sprechstundenhilfen auf mich zu und meinte, es hätte ein Missverständnis vorgelegen, die Krone sei noch nicht da. Nun hatte ich ein Problem, denn unverrichteter Dinge konnte ich nicht nach Hause fahren, da die Krankenkasse mir das Taxi nicht bezahlen würde, wenn dort nichts gemacht würde. Daher sollte ich trotzdem einmal auf den Zahnarztstuhl, damit eine der Ärztinnen meinen Zahnstatus kontrollieren konnte. Tatsächlich fand sie eine nicht mehr ganz so taufrische Amalgamfüllung, die dringend einmal erneuert werden musste. Ich dachte mir, ein Schelm, der Böses dabei denkt, und ließ die Sache über mich ergehen. Sie spritzte wirklich gut, ich spürte fast nichts. Ich entschied mich für eine Komposit-Füllung, da zum einen Amalgam nicht mehr verwendet wird, und Zement nicht sonderlich schön aussieht und zwar kostengünstig ist, jedoch nicht sonderlich viel taugt. Sie meinte, wenn es in Ordnung sei, würde sie mir etwas dafür berechnen. Ich frage mich bei solchen Neurotypischen Phrasen immer, was würden die sagen, wenn ich sagen würde, es ist nicht in Ordnung. Ich hatte sowieso den Satz, wenn es in Ordnung ist, ganz anders verstanden, nämlich, wenn der Zahn in Ordnung ist, würde sie mir nichts verlangen, oder wenn die Füllung in Ordnung käme, dann würde sie etwas berechnen, sonst aber nicht. Ich finde es immer fürchterlich, wenn so viele Gerätschaften in meinem Mund sind, und ich bekomme regelrecht Panik, wenn mit Wasser in meinem Mund herumgespritzt wird. Während sie das ganze abschliff, musste Laufend mit Wasser nachgesprüht werden. Als ich mich beklagte, meinte sie, ohne Wasser würde der Zahn schlichtweg verbrennen. Das beeindruckte mich schon sehr. Ich war heilfroh, als die ganze Prozedur überstanden war. Die Rechnung kam natürlich prompt, es waren 63 EUR. Nun entschied ich mich, endlich eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen. Die Krone würde leider nicht mehr unter diese Versicherung fallen, da sie bereits vor Abschluss der Versicherung angefertigt worden war. Die Berechnung war ziemlich kompliziert, die Zahnärztin meinte, dafür muss man studiert haben, um das zu verstehen. Ich habe versucht, mehrfach nachzufragen, aber sie hatte nicht die Nerven, mir das genau zu erklären. Irgendwie erklärte ich mir dies dann folgendermaßen: Bei einem Implantat kann man keine Metallkrone benutzen, es muss eine Keramikkrone sein. Beim Oberkiefer sieht man beim Lächeln wesentlich mehr, sodass bei einer Brücke, die für den Zahn Nummer sechs gebraucht worden wäre, die Kronen 5-7 betroffen wären, und da der fünfte Zahn im ersten Quadranten, also oben links beim Lächeln noch zu sehen ist, wird eben dann der Sechser auch in Keramik finanziert. Daher bekam ich für das Implantat des sechsten Zahnes im ersten Quadranten eine Keramikkrone bezuschusst, während es beim Sechser im vierten Quadranten, also unten links nur eine Metallkrone sein durfte. Die Differenz zwischen dem, was das ganze kostete und dem, was die Kasse zahlte, war also wesentlich größer. Zum Glück fiel es nicht ganz so schlimm aus, wie ich dann später sehen konnte. Diese beiden Rechnungen, die für die Krone und die für die Füllung, zahlte ich dann in Ruhe von zu Hause mit meinem HBCI-Gerät mit der Chipkarte. Über die Komplikationen, die die Einrichtung und die Erneuerung dieser Gerätschaften mit sich brachten, habe ich ja hier in diesem Blog auch schon berichtet. Am achten fuhr ich also wieder nach Hause, wobei die Hin und Rückfahrt mit dem Taxi wahrscheinlich wesentlich billiger gewesen wäre als die Kompositfüllung, aber die alte Amalgamfüllung musste sowieso irgendwann mal erneuert werden, und wahrscheinlich war sie wirklich schon marode genug. Im dritten Quadranten, also unten rechts von vorne aus gesehen, tut es auch etwas weh, aber nachdem ich schon bei der Füllung im zweiten Quadranten, also oben rechts, so gewinselt hatte, meinte die Ärztin, das würde für heute genügen, und so viel Zeit hätte sie dann doch nicht übrig. Darüber war ich zum einen heilfroh, andererseits habe ich jetzt dort noch leichte Schmerzen, so das ich noch einmal den Zahnarzt aufsuchen muss. Mein Taxifahrer fragte mich schon, ob ich eigentlich noch andere Hobbys hätte, woraufhin ich ihm entgegnete, dass ich auch noch zum Ohrenarzt gehen könnte. Er war immer ziemlich mitfühlend bei meinen Schilderungen, was die Tortur beim Zahnarzt anging. Diese ging dann auch am 10. Februar weiter. Dann sollte die Krone tatsächlich eingesetzt werden. Zwischenzeitlich hatte ich mit einer Bekannten telefoniert, der ich mein Leid geklagt hatte, dass ich umsonst beim Zahnarzt gewesen sei, weil sie die Krone noch nicht hatten. Ich dachte, ich hätte etwas missverstanden, wobei mir aber die Sprechstundenhilfe sagte, das es tatsächlich ein Versehen bezüglich der Organisation war. Meine Bekannte meinte, ich würde mir doch nichts vergeben, wenn ich jetzt noch einmal anrufen würde und nachfragen, ob diesmal die Krone tatsächlich auch da sei. Ich dachte, sie würde zumindest etwas solidarisch mit mir sein und mir beipflichten, das es schon ziemlich allerhand und umständlich war, dass ich noch ein zweites Mal hin musste. Stattdessen meinte sie, so halb im Scherz, wie ich heraus hörte, also Du bist ein unmöglicher Mensch, Du kannst doch dort noch mal anrufen. Prompt war ich wieder total verunsichert, ob ich auch beim ersten Mal hätte anrufen müssen, oder ob ich hätte erwarten dürfen, dass die Krone wie zugesagt auch tatsächlich dagewesen wäre. Wie dem auch sei, zumindest hatte ich auch nach offizieller Lesart nicht die Schuld an diesem Missverständnis, Gott sei Dank, normalerweise ist Missverständnis mein zweiter Vorname. Als ich dann am Vormittag des 10. Februar anrief und nachfragte, ob die Krone da sei, antwortete man mir mit einem Tonfall, "natürlich!", der mir klarmachen sollte, dass diese Frage doch überflüssig sei, anstatt in Bezug auf das vorherige Missgeschick beruhigend zu erklären, dass dieses Mal alles glatt gehen würde. Somit kam ich also mit Vorfreude, bald wieder auf beiden Seiten kauen zu können, da ich schon einmal eine Krone eingesetzt bekam, und dies ging damals ziemlich leicht und unkompliziert vonstatten. Damals hatte der Zahnarzt einen Abdruck genommen, indem er in die Lücke einen Stab einsetzte und dann die Pfanne mit dem Alginat und danach mit dem Silikon durch diesen Stab ein fädelte. Somit erübrigte sich der Abdruck des Unterkiefers, und das einzige Problem war damals, dass er die Pfanne mit dem Silikon kaum von meinen Zähnen lösen konnte, was mich in schiere Panik versetzte, da ich glaubte, er würde mir das gesamte Gebiss herausreißen. Als ich zu ihm damals kam, um die Krone einsetzen zu lassen, entfernte er lediglich die Spange, die das Zahnfleisch weiten sollte, solange das Implantat ohne Krone im Kiefer steckte. Danach zementierte er die Krone ein, wobei er zuvor einen Wattebausch dazwischen legte, falls man irgendwann einmal an die ganze Sache ran kommen müsste. Dann war alles fertig. Dafür hatte die ganze Prozedur mit Implantat und Krone damals wesentlich länger gedauert, was ich in meinem Blogeintrag „Ich habe gezahnt“ hinlänglich geschildert hatte. Bei der neuen Krone, die ich jetzt bekam, gestaltete sich schon mal der Abdruck wesentlich qualvoller. Die Ärztin konnte mir nicht glauben, dass der damalige Zahnarzt nur im Oberkiefer einen Abdruck gemacht hatte und nicht auch im Unterkiefer. Bei dieser Zahnärztin wurde zunächst im Oberkiefer ein Abdruck mit Alginat und Silikon gemacht, wobei sich auch das Silikon locker ablösen ließ. Danach kam der Abdruck sowohl mit Alginat als auch mit Silikon am Unterkiefer. Das war die reinste Qual, da sie, während die Pfanne mit dem Material im Mund verweilte, die Schraube meines Implantates löste und dann wieder festzog. So hatte ich die Pfanne im Mund, den Schraubenzieher im Mund und die Hand der Zahnärztin dazu. Außerdem spritzte sie wie oben bereits geschildert mit Wasser herum, was mich fast in Todesangst versetzte. Sie hatte aber ziemlich viel Mitgefühl und meinte, keine Angst, sie ertrinken hier nicht. Ich hatte wirklich zwischenzeitlich gedacht, ich müsste das ganze stoppen und sein lassen, da ich wirklich glaubte, jetzt würde ich einfach sterben. Die Ärztin riet mir ständig , ich solle durch die Nase atmen, doch war meine Nase leicht verstopft, zumindest bildete sich eine kleine Spur zwischen Nase und Rachen, sodass das Atmen durch die Nase auch nicht sehr effektiv war. Als ich wirklich fest daran glaubte, jetzt gleich ohnmächtig zu werden oder zu sterben und schon dachte, dass ich jetzt vor Panik anfange, um mich zu schlagen, war sie endlich mit der Prozedur fertig, und ich am Ende. Danach wurde noch ein anderer Abdruck gemacht, wobei ich eine Masse nur zwischen die Zähne bekam und darauf beißen musste, und während das Ganze trocknete, musste ich die Zähne aufeinander lassen. Aber immer dann, wenn man eigentlich den Mund offen hat, muss man bildlich gesprochen die Zähne zusammenbeißen. Dieses Mal, als ich die Krone eingesetzt bekam, stand ein fremder Herr mit einer mir unbekannten Stimme neben meinem Zahnarztstuhl und versuchte, die Krone anzupassen. Ich musste leider ohne Betäubung bleiben, damit festgestellt werden konnte, ob der Biss auch wirklich stimmt. Dazu brauchte ich ja mein Gefühl. Er drehte und drehte, aber immer dann, wenn ich zu Biss, hatte ich das Gefühl, dass die Krone zu hoch war, sodass ich auf der anderen Seite mit meinen Kaufflächen nicht auf einander kam. Irgendwann wurde es dem Mann offenbar zu bunt, er meinte, ich würde zu viel denken. Ich kam mir mal wieder blöd vor, er war Zahntechniker und offenbar auch noch Psychiater, zumindest Hobbypsychologe. Die Zahnärztin pflichtete mir aber bei und meinte, hier sei wirklich etwas nicht in Ordnung. Sie drehte noch etwas an der Krone, das Geräusch klang wie angelegte Daumenschrauben, in dem Moment hätte ich alles gestanden. Für den Kiefer ist das total schmerzhaft, da eine immense Spannung und ein großer Druck auf den Kieferknochen kommt. Ich musste mehrfach zubeißen und auf ein Löschblatt meine Zähne zusammen drücken, damit sie beurteilen konnte, ob der Biss in Ordnung war. Ich klapperte mehrfach auf ihre Anweisung hin mit den Zähnen, und sie meinte, dass Klänge noch nicht gut. So schliff sie die Krone noch etwas ab, bis dann endlich alles passte. Ich bewunderte wirklich ihr Gehör, denn ich hätte das alleine nur mit den Ohren nicht entscheiden können, aber ich hatte ja das Gespür durch meine eigenen Kieferrezeptoren. Sie war hingegen außerhalb von mir und konnte dies trotzdem alleine mit ihren Ohren wahrnehmen, ob die Zähne gut zusammenpassen. Nach einer Weile waren wir beide zufrieden, und ich ging nach Hause. Nach ein paar Tagen hatte ich allerdings immer noch Schmerzen, die eigentlich längst hätten nachlassen sollen. Ich stellte auch fest, dass ein kleines Häutchen zwischen Krone und Zahnfleisch war, dass jedes Mal furchtbar schmerzte, wenn ich daran kam, und kauen konnte ich auf der rechten Seite auch noch nicht wirklich richtig. Da ich noch eine Frage wegen der Rechnung hatte, rief ich nochmals in der Praxis an und reklamierte dieses Problem, und sie schlug mir vor, noch einmal zu kommen, was sie mir ohnehin angeboten hatte. Dieses Mal sollte die Prozedur unter Betäubung stattfinden, da sie schon merkte, dass ich ziemlich schmerzempfindlich bin. Sie wollte aber nicht den gesamten Quadranten betäuben und spritzte daher um den Zahn herum. Dieses Mal wurde mir tatsächlich etwas schummrig, was mir normalerweise nicht passiert, wenn ich eine lokale Betäubung erhalte. Aber vielleicht war es auch einfach nur die Angst und die Aufregung. Sie schraubte die Krone auf und fing an, die Lücke durch zu spülen. Trotz der Betäubung hatte ich immer noch immense Schmerzen, besonders von rechts unten nach schräg links oben, auf die rechte Ecke des Unterkiefers zu, kam ein stechender Schmerz. Ich winselte und jammerte, und sie spritzte. Alles half nichts. Die andere Zahnärztin, die mir ein paar Tage zuvor die oben erwähnte Kompositfüllung eingesetzt hatte, kam noch hinzu. Beide wunderten sich, dass ich trotz Betäubung immer noch Schmerzen hatte. Die junge Ärztin meinte, das könne nicht sein, dann wäre ich eine anatomische Besonderheit. Ich hatte den Mund voll, die Nase allerdings im übertragenen Sinne auch, daher konnte ich ihr nicht entgegnen, dass dies ja durchaus möglich sein könnte. Die Ärztin wollte noch einmal spritzen, aber ich meinte, das sei genug. Sie entgegnete aber, sie könne den Ton nicht mehr ertragen, weil ich so jammerte und schrie. In dem Moment hörten die Schmerzen auch urplötzlich auf. Sie vermutete, dass es sich hier um einen akzessorischen Nerven handelte, so ein kleines Biest, das einfach von der Seite noch an den Zahn heranreicht. Sie schraubte alles wieder zu, wobei sie ein kleines Häutchen entfernt hatte, keiner wusste so recht, was es war. Es sei keine Entzündung, aber sie überlegte, ob sie es einschicken sollte. Sie entschied sich aber dann dagegen, da es nicht sonderlich schlimm aussah. Was tatsächlich los war, konnte man sich nicht erklären. Ich bestand dennoch auf eine Röntgenaufnahme, die mir die Ärztin auch gewährte, zu meiner Beruhigung, wie sie meinte. Als die Betäubung bereits im Wartezimmer geringfügig nachließ, hatte ich entsetzliche Schmerzen im Unterkiefer und fing buchstäblich zu weinen an. Ich wartete auf das Taxi, und eine der Sprechstundenhilfen kam und trocknete mir meine Tränen mit meinem Seidenschal. Sie empfahl mir, zu Hause etwas Kühlendes auf die Backe zu tun, damit diese nicht anschwoll. Ich war fix und fertig, und als wir zu Hause ankamen, legte ich mich erst einmal auf das Sofa mit einer Kühlpackung auf der Wange. Eigentlich wollte ich an diesem Abend ins Kino, denn es kam ein interessanter Film, wobei dieser in einer Kirche gezeigt wurde. Es handelte sich um einen israelischen Soldaten, der eingezogen werden sollte, und es stellte sich bei der Untersuchung heraus, dass zwei Kinder vertauscht wurden, und er eigentlich Palästinenser, also arabischen Ursprungs war. Dies sollte die Vorurteile, die die Menschen über das Wesen des jeweils anderen Volkes hatten, infrage stellen. Da ich diesen Film unbedingt sehen wollte, ließ ich mich wie geplant mit dem Taxi zu dieser Kirche fahren. Als der Film anging, stellte sich aber heraus, dass es sich um einen Film mit Originalton mit Untertiteln handelte, was ich mal wieder überlesen hatte. ADHS lässt grüßen. Ich konnte diese Sprachen, Hebräisch, Arabisch und Französisch nicht verstehen, da mein Schulfranzösisch hierfür wirklich nicht ausreichte, dass zumal schon ziemlich lange her ist. So bestellte ich mir das Taxi erneut und war ziemlich sauer. Hätte ich mich doch zu Hause einfach aufs Sofa gelegt und mich aus kuriert. So war mein Kinobesuch mal wieder ein Flop. Zwischenzeitlich hatte ich einige sehr angenehme und erfolgreiche Kinobesuche mit gelungener Audiodeskription mit Kopfhörern im Casablanca. Da diese Stelle an der Krone laufend weh tat, stieß ich dauernd mit der Zunge dagegen oder fasste mit den Händen hin. Auf einmal spürte ich, dass die Krone locker wurde. Ich dachte mir, so stark kann ich doch nicht sein, dass ich mit bloßen Händen eine Krone losschrauben kann, zumal sie ja eigentlich dafür geeignet sein sollte, einige Kilopond an Kraft beim Zubeißen auszuhalten. Sie sollte ja nicht gleich herausfallen, wenn man mal in einem Müsliriegel beißt. Notgedrungen musste ich also wieder einen Termin beim Zahnarzt machen, obwohl ich eigentlich an diesem Tag einen Telefontermin mit meiner Computerfirma hatte, die mir über Tandem-Fernwartung bei einigen Dingen helfen wollte. Als ich dort ankam, entschied die Ärztin, diesmal den gesamten Quadranten zu betäuben, wobei sie mir eine Spritze direkt in die Backe gab, wie ich sie bei der Operation des Kieferimplantates hatte. So war der gesamte Kiefer taub, und auch der böse kleine akzessorischen Nerv konnte nicht dazwischenfunken. Die Geräusche waren dann wirklich amüsant, als sie die Krone weg - und dann wieder hinschraubte. Sie räumte ein, dass sie wahrscheinlich , um mir nicht weiter weh zu tun, die Schraube der Krone beim letzten Mal nicht wirklich fest genug angezogen hatte. Durch mein Wimmern und schreien war sie wahrscheinlich so vorsichtig geworden, dass sie nicht alle Kraft angewandt hatte, die dafür notwendig gewesen wäre. Nun war ich ja betäubt, und das würde ich auch eine Weile bleiben, so das sie hemmungslos agieren konnte. Vorsichtshalber hatte ich eine Verfügung aufgesetzt, dass ich notfalls auch bereit wäre, die Krone zu verwerfen, auch wenn dies zur Konsequenz haben würde, dass ich den Anteil der Krankenkasse auch zurückerstatten müsste. Die Aussicht, jede Woche beim Zahnarzt aufschlagen zu müssen, da irgendetwas mit der Krone nicht in Ordnung war, erschien mir schlimmer als eine Zahnlücke, auch wenn darin eine Schraube eines Implantats herausragen würde. Die Ärztin meinte dann, diese Verfügung brauchen wir ja nicht mehr. Darüber war ich sehr erleichtert. Ich stellte fest, dass die Betäubung eines einzelnen Zahnes bei mir häufig 7 Stunden dauert, und die Schmerzen aber dennoch sehr früh auftreten, da die Betäubung partiell schon nachlässt, besonders da, wo der Kiefer anfängt, und man eigentlich mehr die Spannung im Kiefer und nicht so sehr den direkten Schmerz am Zahn spürt. Bei der Betäubung des gesamten Quadranten wird wahrscheinlich, so vermute ich, ein anderes Mittel verwendet, denn auch bei der Operation des Implantats stellte ich fest, dass schon nach 3 Stunden die Backe wieder wach war. Bei der Betäubung eines einzelnen Zahnes geriet ich schon häufig in Panik in der Annahme, ich hätte eine Gesichtslähmung zurückbehalten. Denn 7 Stunden oder mehr erschien mir doch manchmal ziemlich suspekt. Dieses Mal war ich froh, dass alles so schnell aufwachte, und die Schmerzen waren wirklich erträglich bis gar nicht vorhanden. Es ist noch immer ein kleines Häutchen zwischen Zahnfleisch und Krone, und wenn ich ihn fasse, tut noch etwas weh, aber insgesamt kann ich schon wieder sorglos und beherzt zubeißen, was mir meine Zahnärztin auch dringend riet. Ich kann nur hoffen, dass nicht so schnell wieder einer meiner Zähne kaputt geht, denn ich habe immerhin noch ein paar große uralte Amalgamfüllungen, also Altlasten, die wie kleine Giftmüllfässer in meinen Zähnen ruhen, ich würde jetzt nicht so weit gehen zu sagen, es seien tickende Zeitbomben. Diese alten und nicht ganz so unschädlichen Amalgamfüllungen halten ja ziemlich lange im Gegensatz zu den neuen Kompositfüllungen, die halt nicht ganz so schädlich und ästhetisch wesentlich vorteilhafter sind. Jetzt werde ich doch noch einmal den Zahn Nummer sechs im dritten Quadranten, also den Zahn unten rechts (von vorne angesehen) anschauen lassen, denn dort verhaken sich auch ziemlich häufig Speisen. Ich möchte nicht noch einmal dasselbe erleben, dass ich zu lange warte, und dann die Wurzel schon angegriffen ist. Hätte ich damals am 1. April 2016, als mir bei der professionellen Zahnreinigung die Prophylaxehelferin sagte, dass dort ein Loch war, gleich reagiert und nicht bis zum 11. April gewartet, hätte ich mir viel Leid erspart. Das aber auch innerhalb von zehn Tagen die Karies soweit fortschreitet, dass sie schon die Wurzel angreift, hätte ich auch nicht gedacht. Wer weiß, wie lange dieses Löchlein schon dort drinnen war. Vor den Zeiten, als ich mich einer professionellen Zahnreinigung regelmäßig unterzog, hatte ich nie Probleme mit meinen Zähnen. Entgegen der gängigen Lehrmeinung habe ich die Erfahrung gemacht, dass erst die professionelle Zahnreinigung bei mir so viel aufgewirbelt hat, dass diese Altlasten nun so an die Oberfläche gelangen. Ich war einmal ganze zehn Jahre überhaupt nicht beim Zahnarzt, da ich während meiner Jugend extremgepiesackt wurde mit kieferorthopädischen Folterinstrumenten, Operationen der Weisheitszähne usw. sowie all meinen Füllungen. Als ich, getrieben von unerklärlichen Zahnschmerzen, dann doch mal wieder den Gang zum Zahnarzt wagte, nachdem ich nachts davon schon träumte, fand er nicht ein einziges Loch. Ich dachte schon, der ist blind. Ich blieb aber dann weiter bei diesen Zahnarzt, und er hat lediglich ein paar alte Füllungen gegen neue Kompositfüllungen ausgetauscht, da er mir an Ried, auf keinen Fall alle Amalgamfüllungen wie wild herauszureißen. Die Folgen einer solchen blindwütigen Aktion reichen, was ich von einigen Leuten mitbekommen habe, von Amalgamvergiftungen bis hin zu chronischen Beschwerden. Auch bei der kürzlich erneuerten Füllung musste die Sprechstundenhilfe viel saugen, damit sowohl ich als auch die Ärztin die Dämpfe nicht einatmen würden. Heutzutage bekommt man aber keine Gummimaske mehr in den Mund, was mich damals auch abgeschreckt hatte, mir alle Amalgamfüllungen auf einmal raus reißen zu lassen. Als ich einmal meinen alten Zahnarzt fragte, ob ich alles richtig mache, meinte er, ich sei jetzt schon so lange bei ihm und hätte kaum Löcher, irgendetwas müsste ich ja richtig machen. Leider änderte sich dieser Zustand, als ich dem ganzen im übertragenen Sinne die Krone aufsetzen wollte und mit den professionellen Zahnreinigungen anfing. Da kam schon bald das erste Problem in Form eines gespaltenen Zahnes, weil die Amalgamplombe so riesig war, vielleicht hatte sie bei der Zahnreinigung eine Erschütterung abbekommen, so das dann der Zahn sich eben spaltete, da bei den großen Füllungen die Amalgamfüllungen bei mir fast wie eine Spange jeweils den ganzen Zahn ausfüllen. Nun gibt es aber leider kein Zurück mehr, einmal angefangen sollte man die professionelle Zahnreinigung weitermachen. Mein alter Zahnarzt ist krank geworden, und da ich die kieferchirurgischen Eingriffe sowieso bei der anderen Praxis durchführen lassen muss, und diese eben auch Zahnärzte haben, die die normalen Dinge mit erledigen, bin ich einfach dortgeblieben. Dort war ein sehr sympathischer Zahnarzt aus Sri Lanka, der sich aber mittlerweile mit dem Chef nicht mehr so gut verstanden hatte und seine eigene Praxis eröffnet hat. Ich überlege, ob ich vielleicht zu ihm wechsele, da er mir sehr sanft und sehr nett vorkam. Die Zahnärztin, bei der ich jetzt bin, schwört auf Zahnseide, und so habe ich das auch einmal ausprobiert. Meine Helferin, die immer alles besorgen kann und irgendwo vorrätig hat, brachte mir Zahnseide mit, die auf eine dreieckige Vorrichtung aufgespannt war. Die Zahnseide schob ich in die Zwischenräume der Zähne, und ich dachte, dass ich es doch ganz gut hingebracht hätte. Auf einmal entzündete sich das Zahnfleisch , und ich bekam Schmerzen. Die Zahnärztin konnte erst nicht sehen, was es war. Als ich zu Hause war, fiel mir ein ganzes Stück Nuss, dass ich mit einem Gebäckstück in den Zahnzwischenraum aufgenommen hatte, aus dem Mund. Da ich wahrscheinlich recht ungeschickt mit der Zahnseide hantiert hatte, musste ich dieses Stück Nuss, dass sich bereits im Zwischenraum befunden hatte, noch tiefer ins Zahnfleisch hineingetrieben haben. Ein paar Tage später ging ich noch einmal zur Kontrolle hin, und die Zahnärztin bedauerte, mir nicht sagen zu können, dass sie etwas gefunden hatte, was man hätte beheben können, sodass ich auch am Wochenende Schmerzen würde erleiden müssen. Tatsächlich bekam ich dann am Abend Fieber, nachdem die Behandlung dieser Entzündung bei der Zahnärztin sowieso schon ziemlich weh getan hatte. Als transplantierte ist es nicht lustig, einen Infekt zu bekommen, und ich bekomme sonst eigentlich fast nie Fieber, daher war ich auf Alarmstufe zehn. Ich rief sofort auf der Transplantationsstation an, wobei mir ein Pfleger riet, erst einmal mit Salviathymol zu spülen, welches mir mein Nephrologe bereits wegen einer Afte, über die ich im Zusammenhang mit dem Implantat hier auch schon berichtet habe, empfohlen hatte. Das half schon gut, und das Fieber ging runter. Wäre es gestiegen oder nicht runtergegangen, hätte ich sofort in die Klinik fahren müssen. Das Unterfangen mit der Zahnseide unterließ ich daher, obwohl meine Zahnärztin mir mehrfach versicherte, dass selbst blinde Menschen kein Problem damit hätten, da man dies sowieso nicht vor dem Spiegel üben könne. Dass ich allerdings auch noch ein Problem in meiner Feinmotorik habe, konnte ich ihr halbwegs vermitteln. Dennoch fängt sie immer wieder mit der Zahnseide an, wobei sie ihre Sätze einleitet mit: Anführungszeichen ich weiß, Sie wollen das nicht hören, aber…“ Es geht nicht darum, dass ich das nicht hören will, sondern darum, dass ich es nicht ausüben kann. Daher lasse ich das lieber bleiben, sonst würde ich nur mehr ver-schlimm-bessern . Meine Zahnzusatzversicherung wird jetzt greifen, sodass ich die nächste Füllung, wenn denn wegen der Zahnschmerzen und dem Verhaken der Speisen doch eine notwendig ist, zumindest nicht mehr selbst zahlen muss. Irgendwann werde ich dann einmal die nächste professionelle Zahnreinigung angehen und bin schon darauf gespannt, wie viel Staub dabei wieder aufgewirbelt werden wird.

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