Samstag, 24. Mai 2008

Shunt-Aktion

Da die Schmerzen im Shunt immer schlimmer wurden, und da sich alle Venen-Seitenäste füllten und schon hart und prall waren, habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich wollte nicht tatenlos zusehen, wie es mir immer schlechter geht, und ich mich am Ende doch noch umbringe. Also habe ich einen Termin in Offenburg gemacht und habe die Anmeldung dort schon eingeweiht, daß ich heimlich komme, ohne Einverständnis meiner Nephrologen. Sie meinte, ich solle vorsorglich schon mal einen Koffer mitbringen. In meiner Dialyse log ich, ich würde eine Freundin besuchen und bräuchte daher meine Unterlagen, da ich eventuell dort auch dialysieren könnte. Ich würde dann anrufen, falls es mit der Dialyse bei der Freundin klappt, und ab wann ich wieder heimkomme.

Die Reise hat reibungslos geklappt, sogar der Speisewagen hielt direkt vor meinen Füßen. Die Umsteigehilfe lief wie am Schnürchen. In Offenburg wurde ich dann sogar vom Chef selbst untersucht. Der sah sofort, daß die Engstellen, die auf dem Röntgenbild aus Fürth waren und damals aufgedehnt wurden, sich wieder gebildet hatten. Er bot mir an, eine zusätzliche Anastomose -- Verbindung zwischen Arterie und Vene -- unterhalb vom Oberarm in Seit-zu-Seit-Technik anzulegen. Da legte ich die Karten auf den Tisch und meinte, daß mein Nephrologe nichts von meiner Reise weiß, und ob er ihn vieleicht über die OP informieren könnte. Das mußte ich dann schon selbst machen. Der Nephrologe war zwar nicht dafür, aber er wünschte mir freundlich schöne Pfingsten und ließ mich gewähren. Vor der OP hieß es wieder, die Engstelle sei nur "relativ". Die Frau in meinem Zimmer meinte, vielleicht hätte ich ja wirklich nichts, und daß es mir nach den Shunt- Aufdehnungen besser ginge, sei nur der Placebo-Effekt. Die Krankenschwester beruhigte mich dann, daß eine OP niemals aus Spaß gemacht wird, und daß die letzten Male auch was gewesen sein mußte, sonst hätten sie ja nicht operiert. Am nächsten Tag wurde die OP unter Einwirkung von örtlicher Betäubung und klassischer Musik vorgenommen. Danach gab es eine Brez'n und einen Kaffee, um das belämmerte Gefühl etwas wegzubekommen. Während der OP fand man zwei Engstellen und "baute" die zusätzliche side-by-side-Anastomose. Als ich dies meiner Zimmerkollegin unter die Nase hielt, meinte sie: Da hatten Sie doch mal wieder recht. Die Dialyse am nächsten Tag lief ebenfalls reibungslos. Am Sonntag durfte ich gehen, und der Ehemann meiner dann anderen und netteren Zimmergenossin brachte mich freundlicherweise zum Zug. Auch die Heimfahrt klappte reibungslos. Leider habe ich den Verdacht, daß die Engstellen wieder zu sind. Es tut wieder furchtbar weh. Bisher stellt sich auch noch kein besseres Befinden ein. Meine Nephrologen daheim waren schön ruhig, als ich ihnen das mit den Engstellen hinrieb. Aber als sich dann nun die Naht entzündete, mußte mir der Nephrologe natürlich reindrücken, daß ER nicht diese Engstellen hätte aufdehnen lassen. Angeblich liefen alle Dialysepatienten mit mehr oder weniger vielen Engstellen herum, was sich ja nicht unbedingt auf den Fluß auswirken müsse. Gebracht hat es also mal wieder nichts. Das nächste Mal gehe ich wieder einfach ohne Einverständnis zur Shunt-Revision, aber ich muß aufpassen, daß meine Nephrologen nicht wie in Neumarkt die Ärzte dort gleich "impfen" und "briefen", so daß sie dann wieder nichts finden.

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