Dienstag, 31. Mai 2011

Kleine Katze, neues Glück

Nun hab ich mich doch nochmal getraut, mir eine "Zweitkatze" anzuschaffen, nach all dem, was ich an Enttäuschungen erlebt habe. Jakob ist der treueste Kater der Welt, aber er wird nicht ewig leben, und er braucht ja auch etwas Gesellschaft, wenn ich weg bin. Meine Helferin hat eine Katze, die dieses Jahr zum zweiten Mal Junge bekommen hat. Da Stoffel letztes Jahr weggelaufen ist, habe ich mich schon früh für ein Kätzchen bei ihr "angemeldet". Am 16. März kamen drei Kätzchen zur Welt. Ich sollte mir also nach meinem Urlaub ein Kätzchen holen, damit es während meiner Urlaubsabwesenheit nicht schon alleine mit Jakob in einer für es fremden Umgebung sein müßte. Jakob ist zwar friedlich, aber man weiß nie, wie die beiden zurechtgekommen wären. Ein paar Tage vor meiner Abreise rief meine Helferin an, ich solle kommen, um mir ein Kätzchen auszusuchen, damit sie die anderen dann endlich weggeben könne, sie "habe die Nase voll", weil die Bande so wild überall herumhüpft und alles kaputt macht. So fuhr ich zu ihr. Es waren zwei rote und ein grau-weißes Kätzchen. Was für ein Geschlecht die jeweiligen Katzenjungen waren, wußte man noch nicht, aber es wurde stark vermutet, daß die beiden Roten Kater sind und das kleinere Graue eine Kätzin ist. Der eine rote verkroch sich ganz und gar, das kleine graue Kätzchen wollte auch nicht kommen. Der andere Rote ließ sich auf den Schoß setzen, sprang aber sofort wieder weg. Aber immerhin versteckte er sich nicht. Ich entschied mich, ihn zu nehmen, sagte aber, falls er bei einer anderen Person zutraulicher sei, solle sie ihn dort hingeben, denn dann würde er sich dort wohler fühlen, und dann wäre es ja unsinnig, ihn für mich zu "reservieren". Als ich aus dem Urlaub kam, meinte sie, es hätten sich ganze VIERZIG Leute gemeldet, um die anderen beiden abzuholeln, sogar bis in andere Bezirke hinein hätte der Aufruf Interessenten gefunden. Die Katzenmutter ist zur Hälfte Perserin, und so ist auch der Meinige ein Viertelperser, was dann beim Tierarzt als "Perser-Mix" bezeichnet wird. Das finde ich stark übertrieben, denn zu drei Vierteln ist er ja ein Europäisch Kurzaar, also ein ganz normaler Hauskater. An seinem Abholtag setzte er sich sogar kurz neben mich. Seine Mutter wollte den Kleinen immer noch Fangunterricht geben und schleppte alte Lappen an, aber nun war nur noch er da, und sie suchte immer noch nach ihren Kindern, die Arme. Ich packte ihn in den Katzenkorb und fuhr mit dem Taxi heim.

Am ersten Tag fütterte ich ihn mit dem mitgegebenen Babyfutter, aber er wollte nicht. So ließ ich ihn erst mal in Ruhe. Schon kurze Zeit später kroch etwas an meinen Beinen hoch. Das war der Kleine. Er hüpfte auf den Schreibtisch und kletterte auf der Tastatur herum. Ich ließ ihn gewähren, obwohl ich das nicht sehr mag, denn am ersten Tag wollte ich nicht schon schimpfen, damit er keine Angstkriegt.
Ich kaufte Katzenmilch und Katzenwürstchen und paßte auf, daß der gefräßige Jakob ihm nicht alles wegfraß. Der fauchte kräftig, weil er auf Besuch nicht eingestellt war. Der Kater wurde schnell zutraulich, hüpfte überall herum, schaute sich alles an, sprang um mich oder über mich und wollte immer in meiner Nähe sein. Er läßt sich grundsätzlich gut anfassen, ist wenig scheu und schnurrt wie ein Rasenmäher. Am ersten Abend ging er schon in mein Bett, und am nächsten Morgen schnurrte er um meinen Kopf herum und weckte mich mit seinem Rasenmähermotor.
Ich gab ihm Katzenmilch und eingeweichtes Trockenfutter. Er mochte das Trockenfutter lieber nicht in Milch schwimmend. Er aß jetzt schon gut und kam auch von selbst in die Küche. Ich fütterte erst Jakob ab, damit der erst mal Ruhe gab. Bald fraßen beide nebeneinander, und ich hatte nur noch eine Blauhelmfunktion, indem ich meinen Arm zwischen die Näpfe hielt, um Jakob abzuhalten. Wenn der Kleine fertig ist, dann lauert Jakob schon drauf, daß der Kleine was im Napf gelassen hat und stürzt sich drauf. DAher gebe ich ihm schon von vornhereinweniger, da er eh beim Kleinen mitfrißt.
Am Sonntag lag der Kleine sogar schon eine halbe Stunde auf meinem Schoß. Das tut er jetzt grade nicht mehr so oft, vielleicht kommt das wieder. Jedenfalls hat er sich sehr gut eingelebt.

Einmal bin ich furchtbar erschrocken. Ich mußte den Balkon mit Brettern und Steinen sichern, bzw. die Ritzen abdecken, damit der Kleine nicht rauskann. Jakob stieß die Bretter immer beiseite, da er seinen Zwangsarrest nicht einsah. An einem Nachmittag war der Kleine unauffindbar. Normalerweise höre ich ihn, da er immer irgendwo herumspringt und Krach macht. Aber es war totenstill. Auch auf das Rascheln mit dem Trockenfutter kam keine Katze. Ich rief verzweifelt bei meiner Bekannten an, die sich um meinen Jakob während meines Urlaubes gekümmert und mir damals den Stoffel gebracht hatte. Sie kam und meinte: "Du machst mich wahnsinnig. Lang mal da rauf auf den Kratzbaum!" DA lag der Kleine und schlief friedlich. Ich war erleichtert. Wir stellten noch ein größeres Brett vor die Lücke, und die Bekannte holte noch mehr Steine, um alles wie Fort Knox abzusichern. Jakob schafft dennoch den Weg nach draußen, was ja nicht schlimm ist, so lange er die Bretter nicht umwirft, daß der Kleine rauskann. Wie Jakob die Hürden überwindet, ist mir ein Rätsel, aber eine Katze, die rauswill, hält nichts.
Das Katzenklo kannte er schon von daheim, aber er wußte nicht so genau, wo er in meiner Wohnung hinmachen soll. Ich hatte ihm das Klo gezeigt, aber meine Bekannte fand Würstchen in der Küche. Einmal beobachtete ich, daß er in die Dusche gepinkelt hat. Da nahm ich ihn sofort und setzte ihn aufs Klo. Als er das nächste Mal wieder in die Dusche wollte, drehte ich das Wasser auf, und er flüchtete sofort klatschnaß. Das wird ihm eine Lehre sein. Er geht auch immer an die Pflanzen, wobei das Ultraschallgerät zur Abschreckung nicht wirkt. Ich spritze ihn immer mit der Blumenspritze naß, aber das läßt ihn wenig beeindruckt.

Heute waren wir beim Tierarzt. Die Tierärztin war ganz hingerissen von dem Kleinen und meinte, ich müsse sehr aufpassen, daß ihn mir keiner klaut, da er so schön sei. Ich hätte ihn nach zwei Monaten rausgelassen, aber sie riet mir ab, da er irgendwann den Kätzinnen nachläuft und vielleicht nicht mehr heim findet. Daher solle ich warten, bis er kastriert sei, und das ginge frühestens in sechs Monaten. Ich entschied, ihn zu tätowieren, damit nachgewiesen ist, daß er mir gehört, wenn ein Fremder ihn hat. Ich werde ihn aber nicht bei TASSO registrieren lassen, da dies überhaupt nichts nützt. Die Nachbarn sind beim Suchen hilfreicher als irgendein Verein in der Nähe von Frankfurt. Er bekam dann noch seine Impfung und eine Entwurmung. Nun heißt er ISIDOR, da ich schon immer einen roten Kater namens Isidor haben wollte. Das paßt zu ihm, befand ich und die Tierärztin. Alle anderen finden kürzere Namen besser, aber mir gefällt Isidor sehr gut.
Ich hoffe, daß Isidor sich gut einlebt, daß er mir nicht abhanden kommt, und daß er sich mit Jakob verträgt. Bisher beißt er Jakob immer in den Schwanz, und der faucht dann wütend. Wenn er etwas älter wird, gibt sich das sicher. Jakob hat ihn auch schon mal abgeleckt. Isidor hat ein längeres Fell und daher viele Knoten im Haar. Die muß ich mit einem Flohkamm herausmachen. Er hielt bislang still, wenn ich die Haarbutzeln mit der Hand herausmachte. Ich hoffe, daß es auch mit dem Kamm reibungs- und verletzungslos läuft, was ich alle zwei Tage tun soll, damit es nicht so viele Knoten gibt.

Bislang bin ich sehr zufrieden und hoffe, daß das so bleibt. Als ich das schreibe, l liegt er grade auf meinem Schoß. Er ist wirklich ein guter Charakter.

Keine Kommentare: