Sonntag, 16. September 2012

IQ-Test und alles drum herum

Vor einigen Wochen habe ich einen IQ-Test gemacht. Zum einen ist es laufend anderen und mir aufgefallen, dass ich oft Dinge nicht kapiere, die mir andere erklären. Außerdem stelle ich fest, dass ich seit meiner Dialyse geistig etwas nachgelassen habe. Ich kann mich schlechter konzentrieren, und ich kann mir Dinge schlechter merken. Außerdem habe ich immer nur Tests für Sehende machen müssen, wobei dann einige Aufgaben nicht gelingen, weil ich schlicht und einfach nicht genug Saar. So mußte ich im Arbeitsamt als zwanzigjährige einen IQ-Test machen, da waren so viele Aufgaben mit Bildern, daß ich unterdurchschnittlich abschnitt. Damals wurde dann noch ein Test gemacht, da man einsah, dass ich mehr könnte, wenn ich es sehen würde. Die Crux war aber, dass es wieder ein Bild-Test war. Nach dieser Testung hätte ich eigentlich nicht studieren können. Ich habe dann im Internet nochmals ein paar Tests gemacht, allerdings waren die Ergebnisse sehr widersprüchlich. Bei uns im Internat war eine Lehrerin, die auch Psychologin war. Bei der habe ich ebenfalls einmal einen Test gemacht. Der war allerdings ziemlich realistisch bei 110. Da ich aber nun zur Asperger-Diagnostik gehen will, da ich diesen Verdacht habe, und auch schon mehrere Untersuchungen diesbezüglich gemacht habe, und bei Asperger oft ein sehr unterschiedliches Profil in unterschiedlichen Teilbereichen vorkommt, wollte ich dann den jetzigen Test zur Diagnostik mitnehmen. Aber ich mußte ja einen Test finden, der für Blinde geeignet ist. Über meine Helfer vom persönlichen Budget ließ ich eine Stelle suchen, wo ich so einen Test machen könnte. Ich hatte bereits an unsere ortsansässige Blindenschule gedacht. Die Helfer haben eine Anlaufstelle bei der Blista in Marburg gefunden. Da hätte ich aber hinfahren müssen, und die hätte mich auch nur genommen, wenn das Arbeitsamt gezahlt hätte. Dies ist aber ja mein Privatvergnügen gewesen. So verwiesen sie mich wieder an unser Blindi. Dort haben wir dann mit der Psychologin Kontakt aufgenommen. Später rief mich ein Psychologe an, dem sie diese Aufgabe übertragen hatte. Er fragte, was ich denn genau wissen wollte, und welche Untertests ich bräuchte. Ich erklärte ihm das, was ich vorhatte bezüglich Asperger-Diagnostik und berichtete von meinen vor Erfahrungen mit IQ-Tests. Außerdem hatte ich ja den Verdacht, bei räumlichen Dingen eine Teilleistungsstörung zu haben. So machten wir einen Termin aus zu Beginn der großen Ferien. Wir hatten das ganze Haus für uns und konnten in einem großen Raum, der schön Helber und luftig, die Tests machen. Zuerst musste ich mir Muster merken und sie dann mit Würfeln nachlegen, ähnlich dem Spiel Tangram. Danach bekam ich in Punktschrift eine Liste mit Wörtern, bei denen immer mehr Buchstaben fehlten. Hierzu gab es dann Beschreibungen, die immer schwieriger wurden. Zum Beispiel hieß es: es steigt mit der Sonne. Gemeint war ein Thermometer. Bei dem Wort waren aber ganz viele Buchstaben weggelassen. Ich hatte ungefähr 26 von 30 Wörtern. Danach musste ich mehrere Texte auf CD anhören und den Inhalt wiedergeben. Der letzte Text war so schwer und lief so schnell, dass ich fast nichts verstand. Dennoch konnte ich einige Fragen beantworten. Dann wurde noch ein anderer Worttest gemacht, Und man kam wieder auf das Gehörte zurück, umzutesten, was ich mir inzwischen noch davon merken konnte. Da war doch noch einiges dar. Der schwierigste Teil war dann der haptische, wo ich verschiedene Muster ertasten mußte, die als Relief auf ein Papier geprägt waren. Einmal sollte ich aus vier Figuren die heraussuchen, die einer Modellfigur am ähnlichsten war. Dann sollte ich weiterführen, welche Figur jetzt wohl als nächstes in der Reihe kommt. Als drittes mußte ich Beziehungen setzen, z.B.: Kreis mit Streifen zu Kreis ohne Streifen verhält sich wie Dreieck mit Streifen zu Dreieck ohne Streifen. Das wurde dann allerdings immer schwieriger. Es gab dann noch einige Fragen zum Allgemeinwissen. Hierbei ergaben sich einige Differenzen, Denn ich sollte alle Kontinente aufzählen. Ich zählte also auf: Amerika, Asien, Australien, Afrika, Europa. Aber er meinte, das sei falsch. Es seien: Nordamerika, Südamerika, Asien, Afrika, Australien, Europa, und die Antarktis. Meine Proteste halfen alle nichts, und ich versuchte klarzumachen, dass dies eine reine Glückssache war, welcher geographischen Schule man anhing. Denn ich hatte ja die ganze Erde abgedeckt. Die Einteilungen sind dann nur willkürlich. Es gab noch andere Fragen, z.B.: Wer war Kleopatra, wer war Katharina die Große, bei wieviel Grad kocht Wasser, wieweit Ist die Erde vom Mond entfernt usw.. Einige Fragen konnte ich beantworten. Es gab dann auch solche Fragen des gesunden Menschenverstandes, z.B.: Warum bekommen Verbrecher Hafturlaub, warum ist es wichtig, die Geschichte eines Landes zu kennen, was muss man tun, wenn man sich im Wald verlaufen hat. Der Teil, wo es ans Rechnen ging, hat mir schon am meisten Angst gemacht. Ich konnte allerdings erst einmal die Gedächtnis-Aufgaben ganz gut bewältigen. In dem Rechenteil konnte ich auch einiges beantworten, aber auf einmal hatte ich bei einer Aufgabe Mattscheibe. Da musste man berechnen: acht Maschinen brauchen zwölf Tage, wie viele Maschinen bräuchte man, um einen Tag zu brauchen? Ich habe alles schön geteilt und auf der anderen Seite mal genommen, Aber am Ende habe ich dann versehentlich versucht, 32 durch drei zu teilen, anstatt einfach 32 mal drei zu nehmen oder gleich 8x12. Da es ein Zeitlimit gab, bin ich zwar aufs Ergebnis gekommen, aber es war zu spät. Ich habe mich oft ziemlich geärgert, wenn ich etwas nicht wußte. Das wurde dann auch in der Testbeurteilung angemerkt. Ich war allerdings schneller fertig, als wir gedacht hatten. Es waren sechs Stunden mit Pausen anberaumt. Ich war aber nach fünf Stunden schon fertig. So ging ich nach Hause, um auf die Testergebnisse zu warten. Ich hatte den Psychologen gefragt, was passiert, wenn wir nicht in einem Tag fertig werden. Ich hatte für die ganze Testung 600 € bezahlt. Er meinte, dann würden wir nochmals einen Termin machen, und das sei im Preis inbegriffen. Außerdem sagte er mir, ich könne ihn jederzeit anrufen, er würde mir noch Fragen beantworten, auch wenn das nicht im Preis drin sei. Ich wußte ja, daß Ferien waren, dachte aber, irgendwann wird er einmal seine Mails abrufen. Eine Woche später erhielt ich dann die Ergebnisse. Im sprachlichen Bereich war ich, wie zu erwarten war, überdurchschnittlich. Bei Allgemeinbildung und Mathematik reichte es noch für durchschnittlich. Bei den anderen Dingen war es durchschnittlich bis überdurchschnittlich. Damit war es besser ausgefallen, als ich erwartet hätte. Den Gesamt-IQ kann man nicht berechnen, da die Aufgaben für jüngerer Blinde aufbereitet sind. Somit kann man nur innerhalb meiner Person vergleichen, wo ich besser oder nicht so gut bin. Aber das war ja auch die Absicht. Ich hatte allerdings noch einige Fragen an den Psychologen, und mailte ihm diese zurück. Da eher Jahr von dem PC der Schule schrieb, nahm ich an, er würde ab und zu einmal ins Büro gehen. Ich erhielt keine Antwort. Ich stellte fest, dass die E-Mail nicht hinausgegangen war. Daraufhin schrieb ich eine Woche später nochmals eine Mail. Wieder erhielt ich keine Antwort. Dann kam per Post auf Papier nochmals der Testbericht mit einer handschriftlichen Notiz des Psychologen. Daraufhin mailte ich nochmals und fragte nochmals an, warum denn meine Mails nicht beantwortet werden. Ich dachte, wenn ein Brief auf Papier der Blindenschule gedruckt kommt, muss er ja meine Mails im Büro abgerufen haben. Ich probierte nochmals, ihn telefonisch zu erreichen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ganze sechs Wochen der großen Ferien auf eine Antwort warten muss. Ich hatte schon Angst, dass er meine Mails sieht, aber einfach keine Lust hat. So schrieb ich nochmals einen Brief per normaler Post. Ich schilderte ziemlich verständlich meine Not, Daß ich Angst hatte, dass man mir nicht antwortet. Mir war zwar klar, dass große Ferien waren, aber da ich den Test als Privatperson gemacht hatte, dachte ich, solange würde man mich sicher nicht warten lassen. Nach den großen Ferien kam dann der trockene Kommentar: Sie haben richtig kombiniert, da wir Ferien hatten, war der PC aus, und das Telefon ging nicht. Er wollte mir noch meine Fragen beantworten. Ich schrieb ihm, Daß ich es nicht in Ordnung fand, dass er nicht zumindest gesagt hat, tut mir leid, dass sie sich hängen gelassen fühlten. Schließlich musste ich ja verwirrt seien, wenn ich Post bekomme, meinerseits aber niemanden erreiche. Daraufhin wurden auch nur meine Fragen beantwortet, und nicht darauf eingegangen, dass ich mich beschwert hatte, dass mein vorheriger Vorwurf ignoriert wurde. Mir tat das weh, weil ich das Gefühl hatte, ich war nur eine Nummer. Während des Tests hatten wir ein sehr herzliches Verhältnis, er hat mich viel gefragt, sich auch persönlich und privat für viele meiner Anliegen und Interessen interessiert, die nichts unmittelbar mit dem Test zu tun hatten, mir viel von sich erzählt, und hat mir als Abschiedsformel in der Mail mit den Testergebnissen geschrieben: „Jetzt wird es nochmal schön warm, aber Sie lieben ja die Hitze, liebste Grüße“. So dachte ich, Daß er mich auch als Mensch gerne hat. Ich hoffte, dass ich ihn auch fragen könnte, ob er einen guten Kollegen als Therapeuten kennt. Außerdem hoffte ich insgeheim, dass er hinterher, wenn ich bei der Asperger-Diagnostik war, Nachfragen würde, wie es denn gelaufen sei, da ich das Gefühl hatte, ihn würde dieser Fall auch persönlich interessieren. Nun war ich total enttäuscht, und drückte schriftlich meine seelischem not aus. Auch an seine Vorgesetzte schrieb ich, da ich mich etwas rüde behandelt fühlte. Da kam nur der Satz, ich solle mit meinen Problemen zu meinen Helfern des persönlichen Budgets gehen, der Arbeitsauftrag sei nun hiermit beendet. Bei Psychologen habe ich immer das Gefühl, Sie sind ein Gefühls-Automat, wenn man Geld einwirft, spucken sie Interesse und Mitgefühl aus, aber wenn das Geld abgelaufen ist, schalten sie komplett auf null, bis man wieder Geld nach wirft. Psychologen können ihr Interesse und ihre Anteilnahme automatisch an und abstellen. Mir ist das immer unbegreiflich. Ich möchte über das professionelle Verhältnis keinerlei Kontakte hinaus, aber innerhalb dieser Kontakte möchte ich das menschliche Maß an Interesse und Mitgefühl. Dazu gehört auch, dass die Kommunikation drum herum genauso freundlich ist. Und ich finde, dazu gehört auch, dass man auf Dinge eingeht, die nur mittelbar mit dem Anliegen selbst zu tun haben. So finde ich es z.B. auch normal, dass man sich für Informationen bedankt, dass man sich entschuldigt, wenn sich der andere über etwas geärgert hat, oder dass man Verständnis für Verwirrung oder für das Gefühl von Alleingelassen-Werden äußert und dies klärt. So finde ich es auch normal, dass ich jemandem, wenn ich einen interessanten Artikel über etwas finde, diesen zusende, oder dass ein Helfer, der gerade keinen Auftrag von mir hatte, einmal an mich denkt, und mir z.B. ebenso etwas zukommen lässt, dass mit dem zu tun hatte, über das wir gesprochen hatten. So hätte ich vielleicht jemanden gehabt, den ich ab und an auch einmal etwas fragen kann. Das wäre genau so, als wenn mir ein Handwerker einen Tisch baut, und wenn ich ihn später kontaktieren will, und ihm das sage, daß ich etwas verwundert war, niemanden zu erreichen, er sich nicht entschuldigt, weil sein Arbeitsauftrag nur lautete, einen Tisch zu bauen. Ich finde es blöd, dass Leute in sozialen Berufen sich so über die Maßen abgrenzen. Ich kann zwar verstehen, dass man irgendwann abschalten und Grenzen setzen muss, aber hier wird oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, und es wird sich dann nur noch auf die Kernaufgaben konzentriert, alles andere drum herum ist dann schon zu viel. So fand ich es z.B. unmöglich, dass wir uns in der Mittagspause bei den Test zusammen an einen Tisch auf den Balkon setzten, und der Psychologe sagte, er mache sich nur schnell sein Essen warm. Ich wartete, und wartete, und wollte mit meinem Essen nicht anfangen, um gemeinsam anzufangen, aber niemand mehr kam. Zufällig kam dann seine Vorgesetzte vorbei und erzählte mir, er habe eine Kollegin getroffen, mit der er etwas besprechen wolle, damit er nicht nochmals extra während der Ferien kommen müsse. Anstatt aber noch einmal zu kommen und mir zu sagen: Ist das in Ordnung, ich muss noch mit jemandem etwas besprechen. Essen Sie schon mal eine Weile alleine, oder anstatt jemanden zu schicken, der mir das ausrichtet, wurde ich einfach im Ungewissen sitzen gelassen. Psychologen ist so etwas nie unangenehm, daß andere auf sie warten etc., da sie nur an ihr eigenes Gefühl und ihr eigenes Wohl denken. Mir wäre schon aus Anstand so etwas einem anderen gegenüber unangenehm. Bei einem Arbeitstreffen, bei dem man eine Mittagspause zusammen vereinbart hat, ißt man für gewöhnlich auch zusammen. Wenn nicht, sollte man das dem anderen schon sagen, und nicht mit seinem Essen davon gehen und einfach nicht mehr wiederkommen. Am liebsten wäre ich fort gegangen und hätte ihn eine Weile nach mir suchen lassen, nachdem er wieder von seinem Gespräch mit der Kollegin zurückgekommen war. Aber da ich meinen Test ungestört und ohne Aufregung absolvieren wollte, ließ ich diesen kindischen Impuls fallen. Aber an solchen Beispielen sieht man eben, dass man keine wirkliche Wertschätzung als Mensch erfährt sondern nur ein Proband, eine Nummer ist. Schade, daß ich immer wieder solchen Irrtümern aufsitze, und die Freundlichkeit, die nur ein psychologischer Trick ist, um die Leute zu öffnen, mit echtem Interesse verwechsele. Ich würde mir wünschen, einmal so eine Person zu finden, die zwar Beruf und privat nicht verwechselt, dennoch aber im Rahmen des beruflichen Interesse S auch ein persönliches Interesse für meine Person entwickelt. Wenn ich jemandem Englisch-Nachhilfe gebe, habe ich zwar privat auch kein Interesse an der Person, oder ich würde mich nicht laufend mit ihr treffen (es sei denn, es ist ein privater Bekannter, dem ich Unterricht gebe). Ich wäre aber sehr daran interessiert, wie eventuelle Prüfungen oder Jobsuche etc. ausgegangen sind und würde nicht sagen: Mit dem Unterricht ist mein Arbeitsauftrag beendet, und hier erschöpft sich mein Interesse. Aber man sollte nicht von sich auf andere schließen, denn offenbar fühle ich mich anderen schneller und stärker verbunden, als sie es tun. Ich habe in einem Buch gelesen, daß Menschen mit hoher Sensibilität dazu neigen. Offenbar trifft das bei mir zu. Mich stürzt das immer sofort in totale emotionale Verzweiflungsstürme. Immer wenn ich jemanden sehr nett finde oder wirklich gut, dann bin ich hinterher umso herber enttäuscht. Ich suche immer noch nach jemandem, den ich total nett und klasse finde, von dem ich aber dann nicht enttäuscht werde. Ob ich das jemals finde? Zumindest in einem bitteschön VORHER definierten Rahmen mit vorher klar definierten Grenzen!

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