Samstag, 27. Dezember 2014

Katzennetz ohne Katze

Endlich war es soweit, am 28. November tagte die Eigentümerversammlung, und bereits am Folgetag wurde mir von einer Wohnungseigentümerin, die allerdings nicht selbst bei der Versammlung dabei war, mitgeteilt, dass es wahrscheinlich mit meinem Katzennetz klappt. Dies war mir natürlich noch keine Sicherheit, denn ich wollte es von jemandem hören, der auch dabei war. Der Verwaltungsrat, den ich Tags darauf ansprach, sagte, es sei genehmigt, er könne mir eine Kopie des Ausschnittes vom Protokoll geben. Dies ist zwar bis heute noch nicht erfolgt, aber ich habe trotzdem gehandelt und nun, da es offiziell genehmigt ist, bei dem schon zuvor informierten Monteur angerufen, dass er nun das Katzennetz anbringen kann. Da sein Besuch schon sehr lange her war, bei dem er sich von den Örtlichkeiten ein Bild machen konnte, verabredeten wir einen neuen Termin, wo er sich noch einmal alles ansehen konnte. Nach der Weihnachtsfeier unseres blinden Verbandes an einem Samstag rief ich ihn also an, da wir abgemacht hatten, sobald ich von dort zurück sei, solle ich ihm Bescheid geben. Er kam, und nach einem kurzen Besuch vereinbarten wir, dass ich 600 €, wie gehabt, zahlen solle, und er mir das Netz am Samstag darauf anbringen würde.

Er kam also auch pünktlich um die abgemachte  Zeit. Er hat allerdings wesentlich weniger  Zeit gebraucht, um das Katzennetz zu montieren. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mir einen Preisnachlass gewähren würde, da er ja statt 3 Stunden nur ein bis eineinhalb Stunden gebraucht hatte. Ich hatte 500 € und musste noch an meinen Geldbeutel, um die restlichen 100 zu holen. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass er mir sagen würde, passt schon, die 100 € brauchen Sie mir nicht zu geben, ich habe ja nicht zu lange gebraucht. Aber nichts dergleichen. Ich weiß nicht, ob ich mehr hätte zahlen müssen, wenn es länger gedauert hätte, als er veranschlagt hatte. Auf jeden Fall hat er einen guten Stundenlohn erzielt. Ich war aber glücklich, dass das Katzennetz nun endlich angebracht war.

 

Nun fehlt noch die richtige Katze dazu. Eine Freundin von mir hat mir schon vor einem halben Jahr erzählt, dass so viele Leute ihre jungen Katzen nicht los bekommen. Daher rechnete ich damit, dass ich sicher ganz schnell ein Tier finden würde. Meine Sozialpädagogin sagte mir zu, mit mir zum Tierheim zu gehen, da sie dort gutes Vitamin B hätte, da sie dort eine Frau kennt. Ich dachte, obwohl die zuvor immer sehr zurückhaltend waren, und mir nie ein Tier gaben, dass sie es mit einem guten Leumund wohl tun würden. Bei der Weihnachtsfeier unseres Vereins von den Helfern, bei denen ich meine Assistenz her habe, war sie dabei, um diese Feier zu organisieren. Wir verabredeten, dass sie am Samstag  drauf kommen würde, also am 20. Dezember, damit wir ins Tierheim fahren. Denn dann hat das Tierheim geöffnet, damit man sich ein Tier mitnehmen kann. Als ich dort ankam, erklärte man mir schon, man würde nur zwei Katzen abgeben. Nachdem ich dann erklärte, dass ich bereits einen Kater habe, durfte ich in das Welpenhaus, in dem auch die jungen Katzen sind. Dort war aber nur ein einziges Kätzchen, das alleine hätte abgegeben werden können. Sie war schwarz, und man sagte mir, dass sie ziemlich viel faucht und etwas zickig ist. Solche Katzen kenne ich zur Genüge. Meine Felltheorie , nach welcher schwarze Kätzinnen ziemlich biestig und zickig sind, hat sich nun erneut bewahrheitet. Wir gingen also in das Haus, in dem die etwas älteren Katzen waren. Dort gab es aber seltsamerweise nur Freigänger oder Katzen in Quarantäne. Als die Frau dort hörte, dass mein Kater bereits 15 Jahre alt ist, hatte sie sowieso bedenken, mir eine Katze mitzugeben. Schon im Welpenhaus wollte man mir keine Katze mitgeben, da mein Kater zu alt sei für ein junges Kätzchen. Ich habe ihnen erklärt, dass mein Kater sehr friedlich ist, und dass es ihn nicht stört, wenn eine andere Katze spielt oder wild herum läuft. Hauptsache, sie tut ihm nichts. Ich erzählte natürlich, dass ich schon einmal eine kleine schwarze Katze hatte, die ihn verletzt hat. Unter anderem habe ich aber auch berichtet, dass es schon mehrfach gut gegangen ist. Aber sie haben sich nur das Schlechte herausgepickt und mir gesagt, das sei ja der Beweis, dass es nicht geht. Ich fragte, ob ich eine Katze aus der Quarantäne reservieren lassen könnte. Dies sei nicht möglich. Auch ein Besuch, bei dem das Personal vom Tierheim meinen Kater hätte kennenlernen können, sei nicht drin. Die Katzen in der Quarantäne waren Rasse Katzen, zum Beispiel eine Karthäuser Katze und  zwei rote Maine-Coon. Die hätten sowieso 400-500 € gekostet. Die Katzen in Quarantäne hatten außerdem irgendwelche Erkrankungen, und zwei kranke Katzen, da mein Kater ja ziemlich alt und krank ist, wollte ich nun auch nicht haben. Es war also unmöglich, aus dem Tierheim eine Katze zu bekommen. Man bat mich, immer wieder anzurufen, es sei doch immer mal wieder was dabei. Auch die Sozialpädagogin meinte, sie habe mehrfach dort anrufen müssen. Einerseits wollen die ihre Tiere loswerden, andererseits braucht man nahezu ein psychologisches Gutachten der Zweitkatze und womöglich noch ein polizeiliches Führungszeugnis, einen Einkommensnachweis und einen Grundriss der Wohnung, um eine Katze zu erhalten. Dann habe ich wiederum gehört, dass sogar tätowierte und gepiercte Leute mit Kampfhund eine Katze übereignet bekamen. Vielleicht hatten die das nötige Kleingeld, aber das darf man nicht so laut sagen.

 

Am Abend habe ich dann stundenlang im Internet recherchiert, um eine Katze zu finden. Ich dachte eigentlich, in einschlägigen Anzeigenblättern würde ich bestimmt fündig werden. Aber auch da gab es nur Rasse Katzen ab 200 € aufwärts. Entweder, ich war zu blöd, in den richtigen Anzeigenblättern zu schauen, oder es ist wirklich wie verhext. Auf einmal gibt es nur noch Rasse Katzen, die viel kosten, obwohl einem normalerweise Katzen buchstäblich nachgeworfen werden. Entweder, ich gehe immer genau gegen den Strom des Lebens, und ich gehe immer gegen die Zeit, und bin nie im Fluss, oder ich bin extrem lebensuntüchtig und schaue immer in den falschen Anzeigenblättern. Ich war leider auch zu dumm, eine eigene Anzeige zu schalten, und nun habe ich jemanden gebeten, dies für mich zu tun.

Jakob wird bald nicht mehr da sein, und ich habe immer noch keine Niere. Wenn Jakob geht, und ich bis dahin keine neue Niere habe, und auch kein neues Kätzchen, für welches ich verantwortlich sein kann, hält mich eigentlich hier nicht mehr viel. Dies ist ein rein rationaler Gedanke. Ich hoffe, dass auch für mich das Leben noch irgendetwas bereithält. Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Katze ist zwar möglich, aber sinnlos.

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