Montag, 13. Februar 2017

Greta ist eine Diva

Ich habe hier schon über mehrere verzweifelte Anläufe berichtet, dass auch ich ins Kino gehen kann. Zuerst hatte ich aufgegeben und in meinem Blogeintrag „Mein letzter Kinobesuch“ geschildert, dass meine Sehverschlechterung durch das Augenflimmern und durch die falschen Farben während meiner Dialysezeit so stark geworden ist, dass ich nicht mehr ins Kino gehen wollte. Dann keimte Hoffnung auf, aber wie das mit der Hoffnung ist, wissen wir ja bei mir mittlerweile. Eine Zeit lang gab es ja das Hörfilmkino, wo die Audiodeskription über Lautsprecher gesendet wurde, und einmal im Monat an einem Sonntagnachmittag ein Hörfilm im Kino gezeigt wurde. Dies wurde abgeschafft, zum einen gingen zu wenige Leute dorthin, zum anderen erweiterte sich das Angebot, in dem Kopfhörer angeschafft wurden, die über Funk die Audiodeskription empfangen sollten. Wie das funktioniert und geklappt hat, habe ich ja in einigen Blogeinträgen, unter anderen in dem Eintrag „Kino für die Nerven" geschildert. Mittlerweile hatte ich einmal einen Kinofilm, den ich mir zum Glück mit Genuss ansehen konnte, doch hinterher gab es dann Theater, da das Taxi 45 Minuten auf sich warten ließ anstatt der zugesagten 25 Minuten, und ich zunächst in meiner warmen Jacke stecken blieb, um in den 25 Minuten einen Kaffee zu trinken, und mir dann nach weiteren 20 Minuten auch mit ausgezogener Jacke so schlecht war, dass ich fast umgekippt wäre, bis das Taxi dann endlich kam. Dann wollte er noch meine behinderten Karte sehen, da er noch nie mit dem Behindertenfahrdienst gefahren war, so schien es zumindest, und damit es hier keine Missverständnisse gibt, stieg ich erst ein, nachdem er dies geklärt hatte. Im Nachhinein war mir die Freude und der Genuss an diesem Film dann schon etwas verdorben. Zwischenzeitlich waren meine Assistentin und ich zusammen in einem Kinofilm, und ich hatte die App Greta dabei. Falls die Kopfhörer nicht funktionierten, hatte ich nun eine tolle Alternative. Greta funktioniert so, dass eine Audiodeskription zuvor heruntergeladen wird, das Programm über das Mikrofon im Smartphone beim Filmton mithört und sich dann damit synchronisiert und die Audiodeskription über Kopfhörer ausgibt. Eigentlich ist dies ziemlich genial, wenn es denn funktioniert. Denn meine Assistentin hat es vergeblich versucht, weshalb wir dann eben auf die Kopfhörer zurückgreifen konnten, zum Glück. Zuvor war ich mit meinem anderen Assistenten, dem Freund meiner Assistentin im Kino, und als die Kopfhörer nicht funktionierten, hat er dann die Greta bedient. Es scheint so, dass die Diva, die nach Greta Garbo benannt ist, sich lieber von Männern als von Frauen handhaben lässt, denn bei meiner Assistentin funktionierte sie nicht, bei dem ziemlich Computer erfahrenen Assistenten jedoch recht gut. Es war schön, zwei Möglichkeiten zu haben, wenn die eine nicht ging, hatte ich ja immer noch die andere. Zwischenzeitlich hatten wir einen Workshop, wo einer der Erfinder dieser App zugegen war, und ich konnte für unser Radioprojekt einige Probeaufnahmen machen. Auch hier fügte es sich wieder so, dass jedes Mal, wenn ich mein Smartphone Antippte, um die App zu starten, sich dieses Ding quer stellte und nicht funktionieren wollte. Kaum kam aber der Erfinder höchst selbst und tippte das Telefon an, spurte Greta ordnungsgemäß. Zu Hause machte ich dann den Test, der in der App eingebaut ist, den ich auch für unser Radioprojekt aufnahm, um die Funktionsweise noch besser zu demonstrieren. Ich war ganz stolz, dass ich das alleine schaffte. Denn zuvor konnte ich nur mit Assistenz ins Kino, da ich es in der Aufregung nicht hin bekam, dass die App lief. Nun aber erlebten wir danach eine böse Überraschung. Als ich wieder einmal die App öffnen wollte, kam ich nicht mehr rein, da man sich auf einmal registrieren musste. Zuvor stellte ich schon fest, dass man sich über Facebook nicht mehr anmelden konnte. Das war mir aber egal, denn ich hatte ja noch die Möglichkeit, ohne Anmeldung in die App zu kommen. Dieser Weg war nun verstellt. Einer meiner anderen Assistenten, der ebenfalls sehr fit mit Computern ist, versuchte, mich zu registrieren. Doch die Schaltflächen funktionierten nicht. So rief ich bei den Erfindern an, und man erklärte mir, dass man größere Filmproduzenten der Filmindustrie mit aufgenommen hätte, die darauf bestehen, dass der Nutzer sich registriert, da durch die Audiodeskription sensible Daten weitergereicht werden, und dies Kriminalität Vorschub leisten könnte. Wie man denn mithilfe einer Audiodeskription einen Film klauen oder eine Raubkopie anfertigen könnte, ist mir schleierhaft. Aber nun war das eben die Auflage, damit die Erfinder dieser App auch ausländische Filme und größere Blockbastler in ihr Repertoire aufnehmen durften. In der Blindenszene herrschte ziemlicher Aufruhr, soviel ich mitbekam, denn weder die Nutzer eines iPhones noch die Nutzer von Android kamen in die App hinein. Es gab unterschiedliche Tipps, wie man sich registrieren und dann auch anmelden konnte. Da man das Passwort zunächst nicht eingeben konnte, wurde mir geraten, das Passwort auf das Feld für die E-Mail einzutragen und ist dann in das Feld für die Passwörter hinein zu kopieren, da dies die einzige Möglichkeit war, das Passwort einzutragen. Zunächst einmal musste ich aber überhaupt die Registrierung durchführen, ehe ich mich dann anmelden konnte. An dem Tag, als wir das versucht haben , hatte ich zahlreiche Frustrationen. Denn auch mein Bankprogramm hatte sich upgedatet , und die Sprachausgabe konnte es nicht mehr richtig wiedergeben, so das wir für eine Überweisung fast 1 Stunde brauchten. Danach war ich völlig entnervt und frustriert. Ich wollte mir einen Film kaufen, und zwar die DVD über Stefan Zweig mit dem Titel "Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Südamerika“. Bei Amazon ist nicht ausgewiesen, ob dieser Film mit Audiodeskription geliefert wird oder nicht. Wenn ich Pech gehabt hätte, hätte ich dann wohl eine DVD erwischt, die keine Audiodeskription gehabt hätte. Daher war es mir wichtig, dass Greta funktioniert, denn bei meinem Anruf bei Greta und Starks wurde mir mitgeteilt, dass dieser Film auf jeden Fall in der Liste von Greta vorhanden ist. Aber Greta ging ja nicht. Wir versuchten, ein passendes Passwort zu finden, aber jedes Mal wurde uns gesagt, dass Passwort ginge nicht. So war ich ziemlich genervt und gab auf. Denn ich hatte zwischenzeitlich den deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband angerufen und mich erkundigt, ob dieser Film auf jeder DVD mit Audiodeskription zur Verfügung steht, oder ob man hier vorsichtig sein muss, und nur die Filme, die dies explizit ausgewiesen haben, dieses Merkmal haben. Mein Helfer war total genervt, da ich schon total ausgeflippt bin, weil überhaupt nichts funktioniert hat. Ziemlich frustriert ist er dann zum nächsten Kunden gegangen, da die Zeit um war. Genau dann, als mein Helfer weg war, rief mich der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband zurück und sagte mir, dass Amazon es nicht ausdrücklich ausweist, ob ein Film mit Audiodeskription versehen ist oder nicht. Im Nachhinein stellte ich dann fest, dass dies auch andere Firmen nicht konsequent tun. Am nächsten Tag erzählte ich all dies meiner Helferin, die ganz pragmatisch meinte, bestellen Sie den Film, sie können ihn ja immer noch zurückschicken, falls die Audiodeskription nicht dabei ist. Sie bestellte den Film für mich, nachdem ich ihr meine Zugangsdaten gegeben hatte. Zwischenzeitlich hörte ich von einigen Leuten, dass sie in die App Greta nicht mehr hineinkamen. Es sollten neue Updates für das iPhone kommen, für Android würden sie dann auch noch geliefert werden. Ich bekam davon aber nichts mit und wusste daher nicht, wann die Updates auf meinem Handy sein würden. Der Film war mittlerweile eingetroffen, und am Montag kam wieder mein Helfer. Er wollte drauf schauen, ob diese DVD eine Audiodeskription hat, denn wir konnten das Zellophan erst dann entfernen, nachdem wir sicher waren, dass das Zeichen für einen Hörfilm auf der DVD war, denn wenn die DVD einmal ausgepackt ist, darf man sie nicht mehr zurückschicken. Ausgerechnet da, wo alle Zeichen und Merkmale aufgedruckt sind, war das Preisschild, welches wir natürlich auch nicht runter machen konnten. Mittlerweile hatte mir ein Bekannter angeboten, er würde mir seine Zugangsdaten für die App Greta geben, und ich könnte dann damit ins Kino gehen. Eine Bekannte von mir war ziemlich frustriert gewesen, da sie mit der alten Fassung der App ins Kino gegangen war, aber außer dem Herzschlag, der als Zeichen für die Suche nach dem Film ertönt, konnte sie nichts hören. So musste sie sich den Film ohne Bildbeschreibung anhören. Ich gab ihr dann den Tipp weiter, dass man auf die Zeile, auf der die E-Mail steht, zunächst das Passwort schreibt, dieses markiert und dann in die Zeile darunter befördert. Doch hatte sie das Problem, dass sie zwar das Passwort eintragen konnte, aber nicht in die App hinein gelassen wurde. Somit war mein Tipp einmal wieder nutzlos. Mein Helfer und ich registrierten uns dann erneut, er meinte, ich hätte die Woche zuvor kurz vor dem Passwort abgebrochen und die Schnauze voll gehabt, er hätte doch das Passwort noch eintragen können, aber ich sei die Woche zuvor zu ungeduldig gewesen. Ich hatte versucht, ihm zu erklären, dass sich ja noch neue Updates gebildet hatten, die es mittlerweile ermöglichen, sich ordentlich zu registrieren, die aber zuvor nicht vorhanden waren. Wegen meines Bankprogrammes hatten wir während der Woche versucht, mit meiner Computerfirma eine Tandem-Sitzung zu organisieren, wo sie mir die Scripts für die Sprachausgabe und die barrierefreie Bedienung des Programms einbauen wollten. Aber die Tandem-Sitzung misslang, da gerade etwas an diesem Programm repariert wurde, und wir somit keine Verbindung aufbauen konnten. Wieder einmal eine neue Frustration. Dennoch hatte ich es am Wochenende geschafft, eine Überweisung zu tätigen, denn wir hatten dies Schritt für Schritt geübt, und bei einer Überweisung waren alle Kriterien der Sprachausgabe vorhanden. An dem besagten Tag kamen mein Helfer und ich also tatsächlich weiter und konnten mich registrieren. Ich erhielt auch eine E-Mail, in der ich auf einen Link klicken musste, um erfolgreich freigeschaltet zu sein. Dies gelang auch, und ich konnte in die App hinein. Ich musste nur ein einziges Wort eintragen und fand den Film von Stefan Zweig. Somit wagten wir es, meine DVD auszupacken, denn nun hatten wir die Möglichkeit, falls keine Hörfilmfassung auf der DVD vorhanden war, Greta zu nutzen. Als mein Helfer das Zellophan löste, stießen wir beide einen Schrei aus, denn genau darunter stand dann, dass der Film tatsächlich eine Hörfilm Fassung enthielt. Mein Helfer sagte mir, ich glaube ja nicht an Verhexung, aber bei ihnen habe ich manchmal das Gefühl, das ist tatsächlich so. So konnte ich den Film genießen und ihn endlich anschauen. Da ich nun dachte, ich habe es geschafft, ich kann in diese App hinein, sprach ich mit einem Bekannten und sagte ihm, dass ich jetzt überhaupt kein Passwort mehr bräuchte, denn ich könnte ja jedes Mal auch ohne Anmeldung in diese App hinein. Er erklärte mir aber, wenn man einmal einen Film angeschaut hat, und einen neuen herunterladen möchte, muss man sich wieder erneut anmelden und benötigt dann das ausgewählte Passwort. Nun hatte ich von meinem Bekannten und auch von der anderen Frau, die zuerst vergebens im Kino war, gehört, dass sie beide den Film "Mein Blind Date mit dem Leben" angesehen hätten. Ich wollte ihn in dem Kino sehen, wo es notfalls auch Kopfhörer gibt, falls Greta nicht funktioniert. Dort läuft der Film aber nicht. So war ich zunächst froh, dass ich den Film nun in jedem Kino würde sehen können. Ich dachte, ich nehme dann mein Smartphone mit, schalte die App ein und höre über Kopfhörer die Bildbeschreibung mit. In dem Kino waren sie höchst zuvorkommend, sie führten mich, nachdem ich an der Bar einen Kaffee und einen Saft getrunken hatte, da ich eine halbe Stunde früher da sein musste, um meine Karte zu holen, in den Kinosaal, der über den Aufzug im dritten Stock zu erreichen war. Ich durfte sogar schon vor den anderen hinein, da die Kassiererin so nett war und mit mir hinauf ging, um mir meinen Platz zu suchen. In diesem Kino gibt es sogar noch Leute, die die Karten abreißen, und es wird noch Eis verkauft wie in alten Zeiten. Ich musste nun 20 Minuten Werbung über mich ergehen lassen und hörte in der Zeit einen Radio Beitrag, den ich als MP3 auf meinem Smartphone hatte. Pünktlich zum Beginn des Filmes stellte ich dann die MP3 ab und schaltete die App Greta ein. Zunächst hörte ich den obligatorischen Herzschlag, aber weiter kam nichts. Ich versuchte, die Synchronisation zu stoppen und noch mal neu zu starten. Ich drückte auf play und dann auf Pause, dies wiederholte ich mehrfach, nachdem ich immer einige Minuten wartete, bis die App sich mit dem Filmton synchronisiert hatte, was aber nie geschah. Dann bat ich eine Sitznachbarin, ob sie mir vielleicht helfen könnte. Auch sie konnte nichts anderes tun, als immer wieder Pause oder Abspielen zu drücken. Ich dachte, vielleicht braucht Greta wieder ein männliches Wesen, damit es klappt. Es war aber niemand dar. Nach einer Weile war ich dann so verärgert, dass ich mich sowieso nicht mehr auf den Film konzentrieren konnte, und wütend stand ich auf, suchte das Ende der Sitzreihe, fand den Ausgang und ertastete das Treppengeländer, ging die drei Stockwerke nach unten, bis ich anhand des Lärmpegels mitbekam, dass ich nun im Erdgeschoss angelangt war. Dort sprach ich jemanden an, die mich zur nächst gelegenen U-Bahn brachte, die direkt vor der Türe war. Wütend fuhr ich nach Hause. Heute haben mein Assistent und ich dann versucht, den Film über Stefan Zweig einmal mit Greta anzuhören. Ich hatte ihn zuvor schon einmal mit der auf der DVD vorhandenen Audiodeskription angeschaut, doch wollte ich ihn und dann werde ich aufhören ein zweites Mal sehen, da er ziemlich anspruchsvoll ist, und ziemlich viele Untertitel vorgelesen werden müssen, da die Schauspieler in dem Film in mehreren Sprachen sprechen. Wir schalteten also die App ein, aber nichts geschah. Somit deinstallierte mein Helfer die App, und es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie sich wieder installieren ließ. Ich war wirklich verzweifelt. Schon wieder hieß es, ich sei ja so ungeduldig. So entspann sich eine Diskussion. Schon einmal hatte ich mir anhören müssen, und auch des Öfteren von anderen Leuten, ich hätte so wenig Geduld. Mein Problem ist zum Beispiel auch, dass ich aufgrund meiner gestörten Feinmotorik die intelligente Anrufannahme meines Handys nicht ordentlich bedienen kann, bei der man eigentlich nur das Handy wie einen normalen Telefonhörer ans Ohr halten muss. Wenn ich dies tue, klappt es nicht. Sobald ich jemand anderem das Telefon in die Hand drücke, wenn es klingelt, und ihn bitte, es an sein Ohr zu halten, klappt es sofort, selbst dann, wenn die Person, die das macht, sich mit Smartphones überhaupt nicht auskennt. Ich vermute, wie auch mein Helfer, dass es Mikro-Bewegungen oder Nano-Bewegungen gibt, die bei mir anders ablaufen als beei normalen Menschen. Natürlich sagte er gleich wieder, dass ich aufgrund meiner Anspannung, dass es vielleicht nicht klappt, mich anders bewegen würde. Ich sagte, dass es umgekehrt ist, dadurch, dass ich so häufig aufgrund meiner gestörten Feinmotorik diese Probleme habe, bin ich mittlerweile angespannt. Ich habe mir nicht von selbst ausgedacht, dass bei mir Dinge nicht funktionieren und habe dann etwa erst begonnen, mich anzuspannen. Da es mit dem Telefon nun schon öfter geklappt hatte, hatte ich meine Anspannung sogar längst verloren, und dennoch hat es jetzt häufiger wieder nicht funktioniert. Bei anderen Blinden geht es, daher kann es nicht an der Blindheit liegen. Er meinte, als Außenstehender würde er mich für ungeduldig halten. Ich sagte ihm, dass jeder Mensch, der solche Probleme hätte wie ich, mit der Zeit ungeduldig wird. Andere schimpfen ja schon herum, wenn sie irgendwas einmal nicht können, während ich bei sehr vielen Bewegungen den ganzen Tag über mehrfach ansetzen muss, damit sie funktionieren. Ich stoße dauernd an Grenzen und habe laufend irgendwelche Misserfolge oder Frustrationen. Ich sagte, dass eigentlich, selbst wenn ein Außenstehender das nicht verstehen kann, meine Informationen ausreichen müssten, um die Sicht auf mich zu verändern. Ich zitierte einen Indianer, der einmal sagte: „Oh großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht 1 Meile in seinen Mokassins gegangen bin.“ Ich sagte auch, dass ich das Gefühl habe, dass man mich überhaupt nicht verstehen will, und das es als Last angesehen wird, wenn ich solche Diskussionen beginne, anstatt dass man dankbar ist, dass ich den Grund für mein Verhalten so gut erklären kann, welches man dann durch meine Ausführungen vielleicht besser einordnen und damit dann auch besser umgehen kann. Eigentlich müsste man mir dankbar sein und froh sein, dass ich anderen die Augen öffne, und dass sie dann besser mit mir klarkommen, weil sie dann wissen, was los ist. Wenn ein Mensch, der zum Beispiel chronische Schmerzen hat, unfreundlich und übellaunig ist, wird man auch ganz anders über ihn urteilen, als wenn man nicht um seine Schmerzen weiß. Mein Helfer meinte, er würde doch gar nicht über mich urteilen. Ich sagte ihm, und was heißt dann, ich sei ungeduldig? Ich bin nicht ungeduldig, ich bin schnell. Andere Menschen können einfach mal so die Straße runterrennen, sie stoßen sich nicht dauernd, sie können Sport treiben, ohne dauernd schlapp zu sein, sie können sich bewegen, ohne dauernd mit angezogener Handbremse durchs Leben rennen zu müssen, da sie nicht durch ihre Behinderung an allem gehindert werden. Ich bin schon als kleines Kind dauernd an Grenzen gestoßen, und das erste, woran ich mich erinnere, ist neben der Tatsache, dass ich Gummibärchen auf dem Boden sitzend gegessen habe, dass ich im Alter von drei Jahren mit meiner neuen Brille gegen einen Pfosten gerannt bin, und die Brille zerbrochen ist. Ich sagte meinem Helfer auch, dass ich dauernd gegen die Wand rede , und jedes Mal, wenn ich frage, ob man mich jetzt besser verstünde, mein Gegenüber nur ja sagt, damit er seine Ruhe hat. Ich merke das sehr wohl, und eigentlich will man überhaupt nichts daraus lernen oder mehr Verständnis haben. Er meinte, er sei überfordert, weil ich das letzte Mal so ausgeflippt sei, weil nichts funktioniert. Ich sagte ihm, wenn man mit verbundenen Augen und Handschuhen durchs Leben laufen muss, und das für immer, würde jeder ausflippen, die meisten würden sich wahrscheinlich irgendwann umbringen. Hätte ich keine Arme, würde jeder verstehen, dass ich nicht zurechtkomme. Aber ich habe Arme, aber meine Hände funktionieren nicht ordentlich. Er hat einmal zu mir gesagt, jeder von dem Verein, wo sie Hilfe kriegen, hat eine Behinderung. Er kenne zwei behinderte, die dasselbe hätten, und jeder würde anders damit umgehen. Ich interpretierte dies schon so, dass er damit meinte, dass andere, die dasselbe hätten wie ich, wahrscheinlich anders damit umgehen würden. Ich sagte ihm, diese Unsitte, dass mir jeder erklärt, es ginge ihm genauso wie mir, muss jetzt einmal aufhören. Ginge es jedem so wie mir, gäbe es niemanden, der eine Straßenbahn fahren kann, es könnte niemand ein Computersystem verwalten, und es gäbe überhaupt keine Computer, da sie sich niemals durchgesetzt hätten, wenn sie so schwer zu bedienen sind, wie es bei mir der Fall ist. Ich muss mich hier an ein System anpassen, das meinen Behinderungen nicht gerecht wird. Außerdem sagte ich, dass ich mich ungerecht behandelt fühle, wenn man mich für ungeduldig hält oder mir sagt, ich hätte eine zu geringe Frustrationstoleranz, da andere mir erst mal nachmachen sollen, womit ich mein ganzes Leben lang konfrontiert bin. Er meinte, bei diesem Verein gäbe es nicht so viele Menschen, deren Behinderungen so komplex seien, er sei das nicht gewohnt. Ich sagte ihm, selbst dann, wenn ich mit jedem von denen tauschen würde, würde ich noch ein gutes Geschäft machen. Bei mir ist es nicht die Blindheit oder die Nierenerkrankung. Bei mir sind es die anderen subtilen Behinderungen. Diese sind nicht durch die Psyche entstanden, wie man mir immer weismachen will, oder durch erhöhte Anspannung oder geringere Frustrationstoleranz. Ich habe die schon häufiger ausgeführt, dass ich mit schweren Wahrnehmungsstörungen und subtilen Koordinationsproblemen auf die Welt gekommen bin, die man zu meiner Zeit nicht erkannt hatte. Aber ich habe keine Lust mehr, anderen dies zu predigen. Ich fühle mich so, als würde ich anderen eine Gehirnwäsche verpassen. Ich habe es auch satt, immer demütig darum zu betteln, dass mir jemand sagen soll, ob man mich doch verstanden hat, und dass man mir sagen soll, dass man mich nun besser versteht. Ich gebe es auf, ich glaube, die Menschen können und wollen es nicht verstehen. Ich gebe niemandem die Schuld daran, dass ich behindert bin. Aber meine Umwelt trägt die Schuld daran, wie sie mit dieser Behinderung umgeht, und dass niemand verstehen will, wie schwierig das ist, vor allem, dass selbst heute, wo man über all diese Störungen Bescheid weiß, sich jeder weigert, sie mir zu diagnostizieren, sie anzuerkennen und zu verstehen. Heute weiß man so viel über Trauma und die Folgen von Mobbbing und auch von nicht erkannten Behinderungen und dauernden Frustrationen, und dennoch erhalte ich kein Verständnis, obwohl es diese Möglichkeiten mittlerweile gibt. Hier haben die Menschen wahrhaft Schuld auf sich geladen. Es wird niemand all dies lesen, und niemanden interessiert das. Es ist keine Frage des Nicht-Könnens, man WILL dies bei mir einfach nicht. Ich bin es niemandem wert, sich mit mir so zu befassen, wie man es heutzutage mit anderen Betroffenen in meiner Situation tun würde oder mit Opfern, die in der Vergangenheit diese Probleme hatten, wie ich ie hatte. Ich finde aber, ich trage statistisch die genetische Last, das andere gesund sind, weil es eben mich getroffen hat. Ich tue zwar alles, um mit meiner Behinderung zu leben, doch ist meine Behinderung nicht mein Privatvergnügen, welches ich mir aus Spaß angeschafft habe. Es ist eine gesellschaftliche Verantwortung. Ich lasse also den Satz, ich bin überfordert, nicht mehr gelten. Schließlich bin ich auch überfordert. Ich möchte einfach, dass die Menschen mehr Verständnis haben. Ich sagte ihm auch, vielleicht würde man mich anders sehen, wenn man einmal bedenken würde, wer weiß, was diese arme Frau heute schon den ganzen Tag erlebt hat, und wie oft sie versucht hat, ihre Türe auf zu sperren, ihre Knöpfe zuzumachen oder ihren Büstenhalter zu schließen, oder andere Dinge, die schwierig sind, zu erledigen. Vielleicht kann man dann eher nachvollziehen, dass ich sehr häufig frustriert bin. Ich gebe zwar zu, dass ich häufig sehr stark reagiere, und dass dies auch manchmal nicht angemessen ist, aber ich glaube, irgendwann würde jeder wahnsinnig werden, wenn er bei allem, was er tut, an so enge Grenzen stößt wie ich. Wenn ich dann auch noch sehe, dass ich die Menschen um mich herum nicht ändern kann, dass ich trotz meiner großen Werbung für Verständnis nichts erreichen kann, dass niemand seine Meinung ändert, und das ich kein größeres Wohlwollen oder verstärkte Empathie erzeugen kann, wenn ich meine Situation so wortgewaltig schildere, dann ist dies noch ein zusätzlicher Stein in meiner Mauer. Ich sehe dies auch als Nachlass, wenn ich einmal nicht mehr bin, dass dann irgendwann mal jemand, der dies liest, postum Verständnis für mich haben möge. Ich gelte heute immer als jemand, die einfach nur schlechter mit einer Situation zurecht kommt, mit der andere besser klar kämen. Ich höre immer wieder den Satz, der eine kommt mit einer Situation besser klar, der andere eben nicht. Bei mir wird immer kolportiert, dass ich schlechter klarkomme als andere. Würde man zu einer Frau, die vergewaltigt wurde, sagen, die eine geht halt besser damit um und die andere schlechter? Ich finde das eine Unverschämtheit, dass man mich immer in diesen Topf wirft und mir dieses Etikett angeheftet. Andere fangen zu saufen an oder nehmen Drogen, sie sprechen nicht über ihre Probleme, oder sie haben genügend Hanseln um sich herum, denen sie ihr Herzeleid klagen können. Mir hingegen hängt das Schild an, ich würde einfach mit allem schlechter fertig werden als andere. Wenn ich dann mal erzähle, dass zum Beispiel mein Bruder während seiner zehnjährigen Transplantation sofort loslegen konnte und aufgeblüht ist, wird daraus gefolgert, dass er mit der Situation besser klar gekommen ist. Kunststück, wenn es einem körperlich besser geht, kommt man natürlich besser klar. Natürlich wird das gleich wieder umgekehrt interpretiert, wenn man besser mit einer Situation umgeht, fühlt man sich körperlich halt besser. Immer nur die eine Richtung wird gesehen. Ich kann reden, was ich will, mir haftet das Etikett an, die kommt einfach nur schlechter mit allem zurecht, jeder geht halt anders damit um. Keiner sagt, wenn ich gemobbt worden wäre wie Du, hätte ich auch genauso damit umgehen können. Niemand hat mir bestätigt, wenn ich so krank wäre wie Du, dann wäre ich vielleicht auch genauso damit umgegangen. Mir hat noch nie jemand gesagt, es gibt Menschen, die das haben, was Du hast, aber sie gehen weniger gut damit um. Es hat auch noch nie jemand gesagt, bei dem, was Du alles hast, ist es normal, wie Du damit umgehst. Ich werde immer nur negativ ausgelegt. Daher möchte ich nicht mehr, und ich kann nur hoffen, dass postum irgendjemand doch einmal versteht, dass ich nicht schlechter mit einer Situation umgegangen bin, die andere besser gemeistert hätten als ich. Ich finde das eine Ungerechtigkeit und Gemeinheit. Mittlerweile, nachdem wir diskutiert hatten, hatte sich die App Greta neu installiert. Das hatten wir schon gar nicht mehr erwartet. Dennoch hat es nicht geklappt, egal, was wir taten. Mein Helfer, der ja eindeutig dem männlichen Geschlecht angehört, konnte Greta auch nicht betören. Auch bei ihm hat sie nicht gespurt. Er hat es dann auch auf sein Handy heruntergeladen und sich gewundert, warum das Smartphone auf einmal zu sprechen begann. Wahrscheinlich denkt das Smartphone, ein blinder Nutzer ist Besitzer dieses Handys, und so stellt es automatisch die Sprachausgabe an. Aber auch er hat es nicht geschafft. Seltsam war nur, dass wir uns beide gleichzeitig einloggen konnten, obwohl wir mein Passwort zusammen benutzten. Aber auch er hatte keinen Erfolg. So hat sich einmal wieder etwas nicht geändert, was ich in meinem Leben verbessern wollte. Weiterhin kann ich nicht alleine ins Kino gehen, es muss also immer jemand dabei sein. Außerdem kann ich nicht in jedes beliebige Kino, denn ich muss entweder in das Kino gehen, wo man Kopfhörer anbietet, und dann muss ich noch beten, dass diese funktionieren, oder ich muss in eines der großen Kinos gehen, die eine teure Anlage benutzen, die über WLAN den Film auf ein Handy spielt, welches zuvor eine bestimmte App heruntergeladen hat. Somit bin ich weiterhin abhängig und kann nicht überall jede DVD oder jedes Kino nutzen. Ich weiß nicht, wie viele Blogeinträge ich hier noch schreiben muss, bis sich endlich irgendwas mal ändert. Ich habe langsam wirklich keine Lust mehr. Ich hätte so gerne einmal, dass ein kleiner Erfolg sich einstellt. Immerhin war ich gestern ganz stolz, denn mir ist ein Stick heruntergefallen, den meine Freundin mir geschenkt hatte. Ich saß im Kino, und aus meinem Säckchen mit all meinen Utensilien, wie zum Beispiel einem OTG-Adapter, einem Kopfhörer-Adapter für zwei Kopfhörer, einem weiteren Stick und Ähnlichem, fiel der Stick heraus. Ich tastete auf dem Boden und habe ihn sofort wieder gefunden. Das schaffe ich nur ganz selten, somit war ich schon glücklich. Für mich war das schon ein Riesenerfolg, man sagt ja immer, man soll sich auch an kleinen Dingen freuen. Der Vorteil ist, wenn einem große Dinge nicht gelingen, dann wird man immer bescheidener und freut sich selbst darüber. Aber ich sollte stolz sein, denn wer den Pfennig nicht ehrt, ist es Thalers nicht wert. Ich kann nur hoffen, dass irgendwann einmal ein Wunder geschieht, und die Dinge, die andere einfach so können, bei mir auch gehen. Immerhin haben es ja zwei blinde Bekannte von mir geschafft, einen Film mit dem neuen update von Greta anzuschauen. Warum dies bei mir nicht geht, weiß ich nicht. Neulich habe ich eine Kamera ausprobiert, die Gesichter fotografiert, und wenn man den Namen dazu einträgt, kann diese Kamera das Gesicht wieder erkennen und den Namen wiedergeben. Bei mir hat sie das Gesicht einfach nicht fotografiert, egal, was der Vorführer auch machte. Er selbst war total ratlos und wusste nicht, woran das liegt. So langsam glaube ich wirklich, so wie es Menschen gibt, die eine Elektrosensitivität haben, gibt es auch Menschen, die etwas an sich haben, dass elektrische Geräte nicht funktionieren. Irgendwie scheine ich von einem anderen Stern zu sein, irgendwie ist meine Substanz anders. Ich hoffe nur, dass hier auch einmal in dieser Hinsicht Barrierefreiheit eintritt. Greta ist wirklich eine Diva, sie ist wirklich zickig, und sie mag wohl nicht jeden und spricht wohl auch nicht mit jedem.

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