Mittwoch, 24. April 2024

Der lange Weg zum Schmuckkästchen

Da ich von meiner Nachbarin über die Plattform nebenan.de jede Menge günstigen Modeschmuck gekauft hatte, wollte ich dafür ein Schmuckkästchen haben. Denn ich wollte, dass die Ketten sich nicht alle ineinander verhaken. Es gibt allerdings auch Kleiderbügel mit einer Stoffwand, an der mehrere Haken für Ketten, die man dann in ihrer entsprechenden Länge noch in Schlaufen hängen kann sowie Taschen für Ohrringe oder Ringe angebracht sind. Dies eignet sich besonders gut für sehr lange Ketten, die sich in einem Kästchen verheddern würden. Ein Bekannter von mir, der Schreiner ist, hat mir einmal ein sehr schönes Holzkästchen für meine Ketten gemacht, allerdings war dies nun zu klein geworden. Ich hatte sehr viele verschiedene Kästchen in allen möglichen Größen, aber ich wollte alles zentral in einem Kasten haben. Ich habe lange im Internet gesucht, ich habe aber nichts gefunden, was meinen Vorstellungen entsprach, und womit sich eine Lösung umsetzen ließe. Auf meinem Schreibtisch habe ich allerdings einen Kasten mit oben drei, in der Mitte zwei und unten einer langen Schublade, in denen Briefumschläge, Farberkennungsgerät, Maßband, Tesafilm und vieles mehr Platz finden. Dieses System haben wir damals mit Schmirgelpapier bearbeitet und mit Leinöl eingelassen. Für ein Schmuckkästchen wollte ich zwar das gleiche System, aber ich wollte schon etwas Schöneres daraus machen. Daher bestellten wir goldfarbene Ornamente, und Steinchen in verschiedenen Farben. Damit wollte ich das Kästchen verzieren und hinterher lackieren. Da ich mich um Nachhaltigkeit bemühe, wollte ich keinen eigenen Lack kaufen sondern mir welchen ausleihen von jemandem, der vielleicht schon eine Dose geöffnet hatte, diese aber nicht weiterverwenden wollte. Sehr viele Dosen dieser Art mit Farben und Lacken landen hinterher im Sondermüll. Ich habe also inseriert, dort hat sich auch jemand gemeldet, die mir versprach, einen Lack mitzubringen. Sie brachte auch künstliche Stuck-Elemente mit, außerdem hatte sie Goldstaub in einer kleinen Glasviole mitgebracht, und ich durfte die beiden Sachen behalten. Auch hatte sie jede Menge Steinchen, mit denen ich ursprünglich das Kästchen verzieren wollte. Zunächst sagte sie mir, dass sie für den Lack gar nichts wollte, dann aber wollte sie 20 €. Denn sie hatte plötzlich festgestellt, dass sie nun doch keinen offenen Lack mehr hatte, und dass sie selbst erst welchen bestellen müsse, und dass sie mir daher dann nur ihren noch verschlossenen Lack verkaufen könne. Der Lack bestünde aus zwei Komponenten. Den Namen weiß ich nicht mehr genau, aber es handelte sich um ein Harz, welches man auftragen und dann nur vier und 20 Stunden trocknen lassen musste. Zunächst bat ich sie darum, mir im Internet den entsprechenden Link zukommen zu lassen, damit ich mir den Lack selbst bestellen könnte. Sie wusste aber nicht, wie das geht. Ich schlug ihr also vor, ihr 15 € zu geben, den Rest der geöffneten Dosen würde ich ihr wieder bringen, denn es waren zwei Flaschen, das eine war ein Härter, den man mit dem anderen Stoff mischen sollte. Wir machten alles nach Vorschrift und trugen alles fein säuberlich auf. Zuvor hatte eine Assistenz gemäß meinen Ideen und ihren Weiterentwicklungen dieser Ideen das Kästchen verziert. Wegen der Luftfeuchtigkeit im Badezimmer wollte ich es aber eben nicht ohne Lackierung belassen. Mit einer anderen Assistenz trugen wir dann also das Harz auf. Zuvor holte sie noch andere Steine, da die Steinchen, die mir die andere Frau überlassen hatte, nicht passten. Leider war nach mehreren Tagen das Kästchen immer noch klebrig. Ich rief bei der Frau an, die mir diese Chemikalie gegeben hatte, nun fällt es mir wieder ein, es ist das englische Wort für Harz, "resin", da sie es aber anders ausgesprochen hatte, hatte ich das nicht erkannt. Sie meinte, sie könne da auch nichts mehr machen, sie würde die Flaschen an sich nehmen und mir die 15 € wiedergeben. Mehr könne sie nicht tun. Ich bat sie, sich das Kästchen doch noch einmal anzuschauen, da sie uns wahrscheinlich sagen könnte, was schiefgelaufen war. Nein, sie übernehme hierfür keine Gewähr, und sie könne da auch nichts mehr machen. Es stellte sich heraus, dass es mehrere Arten von Harz gibt, manche benutzt man zum Kneten von Figuren, andere Harze werden dafür benutzt, sie in mehreren Schichten aufzutragen, damit die darunter befindliche Ornamentik hinter einer glatten Oberfläche verschwindet. All dies wäre aber für mich unbrauchbar gewesen. Ich war total verzweifelt und fragte bei diesem Forum nach, wer mir denn nun helfen könnte, das Kästchen noch zu retten, welches ich sonst hätte wegwerfen müssen. Denn so klebrig, wie es war, hätte ich es natürlich nicht als Schmuckkästchen in meinem Badezimmer verwenden können. Ich hatte mir noch einen Tacker von der Frau ausgeliehen, welcher ebenfalls 15 € kostete. Mehrmals hat sie mir abgesagt, nachdem sie zunächst erst ihr Kommen angekündigt hatte, sodass ich dann dazu überging, den Tacker notfalls auch als Pfand zu behalten. Mit dem Tacker wollte ich eigentlich samt im Inneren der Schubladen befestigen. Da sie aber immer wieder die Rückgabe des Geldes verschob, kündigte ich ihr an, dass ich dies in dem Forum publik machen würde, wenn ich bis zum gestellten Ultimatum das Geld nicht wieder hätte. Sie kam dann doch endlich und hat mir das Geld entgegengestreckt und schnell die beiden Flaschen und das Tütchen mit den Steinchen an sich gerissen und ist davon gerannt. Den Tacker habe ich hier natürlich auch wiedergegeben. Ich wusste, was er wert war, weil ich das Produkt eingescannt und bei der entsprechenden Lieferfirma gesucht hatte. Das geht heutzutage sehr einfach. Es meldete sich auf meinen Aufruf hin jemand, welcher laut seinen Angaben in einer Fabrik für Lacke arbeitete, und er wollte mir im Baumarkt einen Lack für 20 € kaufen und das Kästchen für mich lackieren. Ich schaute bei der großen Lieferfirma nach, es gab schon Lacke zum Aufsprühen für zehn Euro, das hätte ich die ganze Zeit einfacher haben können, wenn ich nicht diesen Filme mit der ewigen Nachhaltigkeit hätte, von dem ich mehr und mehr abkomme. Theoretisch ist dieser Ansatz zwar notwendig wegen des Klimawandels, praktisch lässt er sich aber für jemanden wie mich als Mensch mit mehrfacher Behinderung einfach nicht umsetzen, auch wenn ich für diese Aussage gesteinigt werde. Der Mann kam dann und sprühte mir, nachdem ich das klebrige Zeug mit Schmirgelpapier abgerieben hatte, das Kästchen mit Lack ein. Es dauerte keine 6 Stunden, dann war das Teil trocken. Allerdings war der Lack zu dünn aufgetragen, sodass manche Stellen sehr unregelmäßig wirkten. Ein junger Assistent, der damals eine sich im Urlaub befindliche Assistentin von mir vertrat, nahm die Sprühdose und sprühte locker und lässig darüber und erhielt innerhalb kürzester Zeit eine schöne und glatte Oberfläche. Auch die trocknete in Windeseile, und endlich war das Kästchen äußerlich fertig. Danach gingen wir noch in ein Geschäft für Stoffe, welches mir eine Assistentin, gelernte Schneiderin, empfohlen hatte. Dort hat man uns leider nicht beraten sondern lediglich darauf verwiesen, dass in dem anderen Gebäude jede Menge Stoffe seien, und wir uns da welche aussuchen könnten. Der Taxifahrer, ein lieber Mensch, schleppte die von mir ausgesuchten Stoffe in Form von drei riesengroßen Samtballen in den anderen Ladenteil, und wir schnitten das ab, was ich mithilfe des anderen Assistenten ausgemessen hatte. In dem Laden riet man mir allerdings, nicht zu tackern sondern einen Textilkleber zu nutzen, denn das Sperrholz würde sonst zersplittern. Dies haben wir dann auch gemacht, der junger Assistent und ich, sodass wir ganz oben alles in Sandfarben, in der Mitte in Petrol und ganz unten in Bordeaux aus kleideten, zumindest am Boden der jeweiligen Schubladen. Mit dem künstlichen Stuck, den wir mit dem Goldstaub zunächst eingefärbt und dann darüber lackiert hatten, ist das Kästchen nun ein wahrer Hingucker, und die defekten Stellen, die noch als Überbleibsel von dem verpfuschten Lack auf der Oberseite des Kästchens entstanden sind, überklebten wir mit Dreiecken aus Samt. Das Kästchen ist also sehr praktisch und trotzdem sehr hübsch geworden, und der Weg dorthin war ziemlich steinig. Das nächste Mal kaufe ich mir alles selbst, das ist das Beste, denn dann weiß man wenigstens selbst am besten, was man versaut und was nicht. Gott sei Dank konnte man es ja noch retten. Und nun findet mein ganzer Schmuck und Modeschmuck darin Platz. Meine kleine Katze Lina hat auch schon gelernt, die Schubladen zu öffnen und den Schmuck raus zu holen. Den findet sie nämlich sehr interessant, ein richtiges Mädchen eben.

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