Donnerstag, 26. Dezember 2013

Schokoladenessen

Schokoladenessen Aus Kindertagen kenne ich ein Spiel, das heißt „Schokoladenessen“ dieses Spiel geht folgendermaßen: alle Spieler würfeln, und wer eine sechs würfelt, muss sich Handschuhe anziehen, eine Mütze aufsetzen, die Augen mit einem Schal verbinden, Messer und Gabel nehmen und eine Tafel Schokolade aufreißen. Er darf dies so lange tun und auch davon essen, bis ein anderer Spieler eine sechs würfelt. Dann muss er Schal, Handschuhe und Mütze abgeben. Hierbei kann es sein, dass, kurz bevor er etwas von der Schokolade essen kann, genau dann ein anderer Spieler eine sechs würfelt. Ich habe diese Kinderbelustigung, die bei jeder Geburtstagsparty auf dem Programm stand, regelrecht gehasst. Ich fand dieses Spiel demütigend und ärgerlich. Dieses Jahr hatte ich viele Szenen, die mich an dieses Spiel erinnerten. Kurz bevor ich mit einer Mail fertig war, schloss sich versehentlich mein Mailprogramm. Ich hatte gerade ein Formular im Internet ausgefüllt, als sich der Internet Explorer wegen einer Fehlermeldung schloss. Ich hatte gerade mein Punktschrift Buch zur Hand genommen, um einige Seiten zu lesen, als das Taxi für die Dialyse klingelte. Ich war gerade dabei, eine Stelle in einem Text wiederzufinden, als das Telefon klingelte, oder mein Kater vor der Balkontüre stand und herein wollte. Der Kulminationspunkt war, als ich eines Abends von der Dialyse nachhause kam. Nach der Dialyse bin ich immer sehr hungrig, so dass ich alles schon vorher vorbereite. Meistens trinke ich einen koffeinfreien Mokka und esse Joghurt, Studenten Futter und etwas Süßes. Vor dem Essen, während der Mokka noch in der elektrischen Mokkakanne nach oben gurgelte, rief ich noch einen Bekannten an, da er mich an der Dialyse angerufen hatte, und ich das Handy nicht so schnell abnehmen konnte. Nun war auch der Mokka fertig. Gerade wollte ich mich setzen, als Isidor auf der Klingelmatte stand, und ich ihm die Türe öffnen musste. Zur gleichen Zeit flitzte Jakob aus der Tür. Kaum wollte ich wieder nach meinem Essen greifen, wollte Jakob wieder rein. Dieses Spiel wiederholte sich noch einmal. Als ich dann nun endlich mein wohlverdientes Essen zu mir nehmen wollte, klingelte das Telefon. Ich gab nur noch ganz verzweifelt der Frau am anderen Ende der Leitung zu verstehen, dass ich am Verhungern bin, und dass ich schon seit einigen Minuten versuche, einen Bissen zu essen, aber laufend unterbrochen werde. Sie empfahl mir nur, nicht mehr ans Telefon zu gehen. Ich bin halt leider sehr gewissenhaft, und es könnte ja auch der Anruf sein, der mir die neue Niere bringt. Solche Situationen finden häufiger nach der Dialyse statt, genau dann, wenn ich einen Bissen in den Mund stecken will. Hier ist das Spiel „Schokoladenessen“ sehr wörtlich zu verstehen. Der Computer ist ein ideales Werkzeug, um mit seinem Besitzer virtuelles „Schokoladenessen“ zu spielen. Nun habe ich ein neues Programm, welches mir den Bildschirminhalt vorliest. Das alte, NVDA, welches ein sehr gutes Programm ist, ist mir laufend abgestürzt. Dauernd musste ich jemanden kommen lassen, wobei ich jedes Mal 1 Stunde mit 70 € entlohnen musste, damit das Programm wieder lief. Da mir das nun zu dumm wurde, holte ich mir die Demo-Version von JAWS. Dies ist ein teures Programm, welches 1700 € kostet. Nun spare ich auf die Vollversion dieses Programmes. Mir wird ja als Grundsicherungsempfängerin bekanntlich die Kohle sonst wo reingesteckt. Allerdings bekomme ich auch etwas Geburtstags -und Weihnachtsgeld. Somit kann ich mir dieses Programm vielleicht in ein paar Monaten anschaffen. Dieses Programm hat in der Demo-Version die Tücke, sich alle 40 Minuten abzuschalten. Dann muss man den Rechner komplett herunter- und wieder erneut hochfahren. Da kann es schon einmal sein, dass man gerade bei einer Tätigkeit ist, bei der auf keinen Fall die Sprachausgabe fehlen darf, und die man unbedingt zu Ende führen muss, da beim Herunterfahren sonst alles gelöscht wird. Kaum habe ich etwas im Internet eingetragen, oder kaum habe ich eine Mail im Recht schreibe-Modus, um sie soeben zu versenden, droht mir das Programm an, sich in ein paar Minuten zu schließen. Dieses Programm kann ich besser mit meinem neuen E-Mail-Programm benutzen, denn ich bin von Windows Live Mail auf Outlook umgestiegen. Mein neues Spracherkennungs-Programm, welches ich auch übrigens hier benutze, schafft es nicht, mehrere Mails hintereinander über Diktat zu schreiben, da im Windows Live Mail ein Fehler auftritt, so dass ich nach jeder Mail den Rechner neu starten muss. Im Outlook kann ich mehrere Mails hintereinander schreiben, ohne jedes Mal den Rechner herunter-und wieder hochfahren zu müssen. Leider liest aber der NVDA keine Mails in Outlook vor. Dies war ohnehin der Grund, weshalb ich schon länger vorhatte, auf das sündhaft teure JAWS umzustellen, um mit Outlook arbeiten zu können. Dann kann ich mehrere Mails hintereinander schreiben. Aber den Rechner muss ich sowieso alle Nase lang neu starten. Sei es nun, weil ich keine zwei Mails hintereinander schreiben kann, da das E-Mail-Programm einen Fehler hat, oder sei es, weil die Demo-Version der neuen Sprachausgabe dies alle 40 Minuten so will. Ich glaube, dass viele Menschen, unter anderem auch Programmierer, dieses elendige Spiel „Schokoladenessen“ so häufig gespielt haben, und nun ihren Frust mit sadistischer Freude an anderen ausleben, um ihnen das Leben schwer zu machen. Genauso frustran finde ich das Spiel „Die Reise nach Jerusalem“, bei dem immer ein Stuhl weggezogen wird, und auf ein Signal hin alle einen Platz finden müssen, wobei derjenige ausscheidet, der keinen Stuhl mehr findet. Ich verstehe den Sinn und Spaß an solchen Spielen nicht. Ich glaube, das Selbstbewusstsein der Menschen und somit auch der Umgang untereinander wäre um vieles besser, wenn andere, weniger Konkurrenz-orientierte Spiele gespielt würden, bei denen es mehr auf gemeinsames Handeln ankommt, und bei denen immer eine Gewinn-Situation entsteht, und es allen danach richtig gut geht. Ich kann nur noch berichten, dass es trotz alledem ein wesentlich angenehmeres Arbeiten mit dem neuen Programm ist. Nun ist Heiligabend, und einige Geschenke sind bei mir eingetroffen. Außerdem habe ich mir eine Serie gekauft, die ich aus den siebziger Jahren kenne, und die ich sehr mag. „Der Doktor und das liebe Vieh“. Diese schaue ich mir nun auf Englisch an, um mich in der Sprache, die ich studiert habe, zu üben. Am Ende dieses Jahres konnte ich dann auch endlich meinen neuen unbefristeten Schwerbehindertenausweis in Händen halten. Aus anderen Blogeinträgen weier ersichtlich, wie schwierig es war, an diesen Ausweis zu kommen. Auch meine Taxifahrten zur viermaligen Dialyse in die Nachbarstadt wurden erneut genehmigt. Ich habe ein neues Taxiunternehmen aufgetan. Allerdings beginnt es schon wieder recht gut in Anführungszeichen, da die Frau häufig etwas zusagt, was dann ihr Mann widerruft. Ab dem neuen Jahr werde ich nun mit diesem Unternehmen fahren und hoffe, dass es besser läuft. Am Heiligabend wurde ich sogar eine dreiviertel Stunde zu spät abgeholt. Das neue Unternehmen hat dann nur zwei Autos, und sie muss auch erst jemanden aus der Nachbarstadt holen, so dass sie auch im Stau stecken bleiben könnte. Mal sehen, ob es dennoch funktioniert. Da mir die Fahrt aufgrund der langen Wartezeit beim Hinbringen und Abholen, sowie der Stau und die dadurch entstehenden Verzögerungen zu stressig werden, möchte ich mir eine Dialyse vor Ort suchen, die mich viermal nimmt. Allerdings wurde mir davon abgeraten, da mir ein Vertretungsarzt durch die Blume sagte, dass ich hier in den besten Händen sei, und dies woanders nicht unbedingt so wäre. Aber bei einer Netto-Dialysezeit von 4,5 Stunden dann effektiv 8 Stunden außer Haus zu sein, bzw. durch Wartezeit zu verlieren, ist einfach nicht hinnehmbar. Jakob, meinem Kater, geht es wieder ausgesprochen gut. Ich kann nur hoffen, dass dies noch lange so bleibt, nach alldem, was wir in den letzten Wochen durchgemacht haben. (Siehe „Von der Schippe gesprungen“). Dann wünsche ich mir noch, dass ich meine Lampe wiederbekomme, die meiner Helferin beim Durchsuchen meines Schreibtisches nach dem Schwerbehindertenausweis heruntergefallen ist. Insgesamt wünsche ich mir einen reibungsloseren Ablauf meiner ganzen Behördenangelegenheiten, und ich wünsche mir endlich den Therapeuten oder Coach, nachdem ich schon immer gesucht habe. Dieses Jahr 2013 war wohl für viele nicht sehr gut gelaufen. Ich hörte, dass bei vielen ziemlich viel schief gegangen ist. Ich hoffe, dass das Jahr 2014 wesentlichbesser wird. Und ich hoffe, dass dieses dämliche Spiel „Schokoladenessen“ für immer verboten wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Guten Tag, bieten Sie noch Übersetzungen aus dem Englischen an?