Mittwoch, 3. Januar 2018

Aus der Reihe Alltagsdramen, oder: Das geht doch allen so!


Anfang Dezember hatte ich einen Zahnarzttermin, da ich mir meine neue elektrische Zahnbürste genauer erklären lassen wollte. Als ich dort war, war ein junger Mann hinter dem Tresen, und ich dachte, weil er von den Sprechstundenhilfen eingewiesen wurde, dass er vielleicht neuer Sprechstundenhelfer werden würde. Ich hatte mal eine Praxis gesehen, wo dies der Fall war. Als der Zahnarzt ihm dann sagte, dass er mich einweisen sollte, bin ich schon erschrocken, aber er sollte mich lediglich in die Benutzung der elektrischen Zahnbürste einweisen. Ich war schon ganz enttäuscht, dass keine der Prophylaxehelferinnen mich in die Benutzung der elektrischen Zahnbürste einweisen würde. Geschlafen.  Er nahm mich dann bei der Hand und führte mich ins Behandlungszimmer, und ich fragte ihn, ob er denn der neue Lehrjunge sei. Er meinte, nein, er sei der neue Zahnarzt. Er wolle mal einen Tag hinter dem Tresen verbringen, um das zu lernen. Er sei seit November hier, der Chef hätte ihn  als neuen Kollegen dazu genommen. Das war mir dann sichtlich peinlich, aber er nahm es sportlich. Nachdem er mir dann alles gezeigt hatte, führte er mich sogar, wie es sein Kollege auch getan hatte, in das benachbarte Café, in dem ich dann immer auf das Taxi warte. Ich finde das total nett, gerade deshalb bin ich zu diesem Zahnarzt gegangen, weil er früher in einer anderen Praxis war und seine eigene nun eröffnet hat, und ich ihn schon dort so nett fand, dass ich ihm sozusagen gefolgt bin. Er meinte damals, er führt mich jetzt rüber, er hätte den besten Job, die Sprechstundenhilfen würden die Arbeiten machen, und er würde dann nur noch nachschauen müssen. Das fand ich total klasse. Sein junger Kollege war genauso drauf. Denn dort kaufe ich immer gute Sachen, und dann muss der Taxifahrer nicht so lange warten, bis ich mit dem Kauf von Brot, Kuchen und Plätzchen fertig bin. In der Zwischenzeit kann ich dann auch einen schönen Kaffee trinken. Ich schrieb also dem  Disponenten, dass ich schon in dem Café  säße und dort auf die Heimfahrt warten würde. Ich erhielt eine merkwürdige Nachricht über WhatsApp, dass eine gewisse Petra, Name geändert, keine Zeit hätte. Daraufhin rief ich ihn an, da meinte er, diese Nachricht sei nicht für mich bestimmt, es würde jemand geschickt werden. Nach einer Weile rief er dann an und bat mich, ein Taxi über die Zentrale zu nehmen, man könne nicht kommen, alles sei dicht. Eigentlich hatte ich einen Transportschein, aber jetzt musste ich eben erst einmal selbst zahlen, um dann das Geld wieder zu kriegen. Ich rief also bei der Zentrale an, aber leider rührte sich dort gar nichts. So rief ich nochmals bei dem Disponenten meines festen Unternehmens an, bei dem ich immer bin, und bat ihn, auf jeden Fall zu kommen, denn ich könnte ja bis 18:00 Uhr im Café sitzen bleiben. Eigentlich war ich um 17:00 Uhr mit einem Assistenten verabredet, um mit ihm Einkaufen zu gehen. Zuvor sollte er in einem anderen Geschäft die Zutaten für die Plätzchen kaufen, wobei ich ihm das Rezept bereits über WhatsApp zugeschickt hatte. Denn ich fürchtete, wenn wir jetzt einkaufen gingen, würde es dann die Zutaten vielleicht in meinem Laden wieder nicht geben. So schrieb ich ihm, dass er auch die anderen Lebensmittel alleine kaufen müsste, denn ich käme hier nicht weg und hinge fest. Er fragte mich, wo er denn jetzt mit der anderen Tüte hin solle, denn er hätte ja jetzt schon die  Zutaten für die Plätzchen eingekauft, und er könne diese ja nicht mit in den anderen Laden schleppen. Ich bat ihn, doch bei einem Nachbarn zu klingeln und die Tüte einfach vor meiner Wohnungstür abzustellen. Dies klappte aber nicht. Ich bat ihn, trotzdem für mich einkaufen zu gehen, denn ich konnte ja schließlich nichts machen und brauchte ja die Lebensmittel. Somit schrieben wir hin und her, welche Lebensmittel es denn sein mussten. Mittlerweile war es schon fast 18:00 Uhr, und irgendwann warf mich dann die Bäckerin hinaus, denn sie müsste den Laden schließen. So stand ich mitten auf der Straße, aber kein Taxi war in Sicht. Ich war völlig verzweifelt, und ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Ich rief nochmals an, aber es war besetzt. Dann rief eine andere Frau über ihr Handy bei der Zentrale an, und es hieß, ein Taxi würde bald kommen. Aber ich wartete vergebens. Ich hatte jetzt die Wahl, irgend jemanden nach dem Weg zur Haltestelle zu fragen und dort hinter der nächsten Ecke links ins Gebüsch gezerrt zu werden, per Anhalter nach Hause zu fahren oder zu erfrieren. Ich machte erst einmal meine Jacke fest zu, da ich um meine transplantierte Niere fürchtete, die ja noch ein paar Jahre halten sollte, und eine Blasenentzündung hätte ihr bestimmt nicht gut getan. Drinnen war immer noch Licht , die Bäckerin saugte fleißig Staub, aber ich musste draußen stehen. Ich wollte schon die Polizei rufen oder das Rote Kreuz, denn irgendwie hätte ich ja Heim gemusst. Mittlerweile hatte der Assistent alles eingekauft und wollte die Tüten abgeben. Das Geld hatte er mir zwischenzeitlich vorgestreckt. Ich bat ihn, doch noch mal bei einem anderen Nachbarn zu klingeln, denn meine Nachbarin sei alt, sie würde wahrscheinlich die Tür einfach nicht aufmachen, da normalerweise nur der Pflegedienst zu ihr kommt oder ihr Sohn. Er hatte das Glück, konnte einen Nachbarn erreichen, der die Türe öffnete, und er stellte alle Tüten inklusive tiefgekühltem Fisch neben meiner Wohnungstür ab. Das Geld würde er sich dann irgendwann später bei mir holen. Mandarinen hat er nicht gekriegt, die hätte es in dem Laden gegeben, wo er auch die Zutaten für die Plätzchen gekauft hat, normalerweise gibt es die immer in meinem Geschäft, wo ich sonst einkaufe, aber dieses Mal halt nicht. Ansonsten hatte er alles sogar extrem günstig bekommen. Ich war schon den Tränen nah und völlig am verzweifeln, als dann um 18:30 endlich das Taxi von der Zentrale kam. Ich rief dann meinen Disponenten an und sagte ihm, dass jetzt ein Taxi von der Zentrale käme, und ich sein Taxi nicht mehr bräuchte, denn ich müsste jetzt mit irgend einem Taxi nach Hause fahren, egal, welches kommt. Um 19:00 Uhr war ich endlich zu Hause, der Fisch war zum Glück immer noch genießbar, ich konnte ihn in die Tiefkühltruhe packen, er war noch nicht aufgetaut. Als ich später einen der Taxifahrer wieder traf, erklärte er mir, dass irgend ein Taxifahrer einen Bock geschossen hatte, und der Chef ziemlich sauer war, und daher dieses Chaos entstanden sei, und zusätzlich auch aufgrund unseres berühmten Weihnachtsmarktes leider kein anderes Taxi in der Zentrale verfügbar gewesen war, und die ganze Stadt dicht war. Somit kam eins zum anderen, deshalb war die lange Wartezeit entstanden. Ich war um 16:30 Uhr fertig gewesen und wurde um 18:30 Uhr abgeholt. Der Taxifahrer erzählte mir auch, als er um 19:00 Uhr zu der Bäckerei kam, brannte dort immer noch Licht. Sie hätte mich gut und gerne in den Laden sitzen lassen können, ich fand es einfach grausam, dass sie mich einfach hinausgeworfen hatte. Es gibt Vorschriften, doch hätte sie einfach sagen können, ich sei eine gute Freundin oder eine Bekannte oder Verwandte, schließlich bin ich doch gute Kundin.

 

Am nächsten Tag wollte ich dann zu einer Selbsthilfegruppe fahren, und für 17:30 Uhr hatte ich das Taxi bestellt.  Um 17:35 Uhr war immer noch kein Taxi dar, somit rief ich an und erfuhr, dass noch nicht einmal ein Taxi gefunden worden war. Da ich fürchtete, um 19:00 Uhr dann in der Pampa herumzustehen und kein Taxi nach Hause zurück zu bekommen, sagte ich kurzerhand den Termin ab, wobei ich noch nicht einmal die Handynummer der Leiterin der Gruppe hatte, und ihr lediglich eine Mail schreiben konnte in der Hoffnung, dass sie nicht sauer sein würde. Sie schrieb mir dann, dass das nächste Mal ein Gruppenmitglied mich nach Hause fahren könnte, wenn ich wieder bedenken hätte, kein Taxi zu kriegen. Diese Tage war es extrem schwierig, überhaupt ein Taxi zu bekommen, dies nahm schon wirklich dramatische Ausmaße an.

 

Normalerweise muss ich bei jedem Quartalswechsel eine Überweisung zu meinem Nephrologen bringen, denn ohne Überweisung werde ich in der Transplantationssprechstunde nicht genommen. Ich bekomme zwar eine Untersuchung oder eine Blutabnahme, aber Rezepte bekomme ich nur nach Vorlage eines gültigen Überweisungsscheins. Es fügt sich aber jedes Mal so, dass genau nach Beginn des neuen Quartals ein Termin ansteht, und ich zwischendurch erst zum Hausarzt rennen muss, um noch eben schnell eine aktuelle Überweisung zu bekommen, wobei ich zunächst einmal mein Kärtchen beim Hausarzt einlesen lassen muss, um die Überweisung zu bekommen, um dann mit ihr zum Nephrologen zum Termin zu kommen. Da ich selbst nicht Auto fahren kann, gestaltet sich dies recht schwierig, denn die Krankenkasse bezahlt keinen Transport, wenn es sich nur darum handelt, eine Überweisung oder ein Rezept bei einem Arzt abzuholen. Unsere Fahrten vom Bezirk bekommen wir nicht zum Arzt, denn diese sind nur für die Teilhabe am öffentlichen Leben gedacht und nicht für Arztbesuche. Meine Assistenten haben größtenteils kein Auto, so müssen wir die meiste Zeit dafür vergeuden, mit dem öffentlichen Nahverkehr durch die Gegend zu gondeln. Das wäre mir dann auch zu viel. Ich habe schon einen Packen Briefmarken bei meinem Nephrologen hinterlassen, falls ich Rezepte brauche. Aber bei Quartalsbeginn muss sich ja erst einmal einen Überweisungsschein dorthin schicken, was ja auch einige Tage dauert, dann muss das Rezept zu mir kommen, und dies dauert auch wieder einige Tage, bis dahin ist das Medikament meistens schon zu Ende. Im Oktober, als das Quartal begann, hätte ich am 2. Oktober zu meinem Hausarzt gehen können, um für den 4. Oktober einen Termin beim Nephrologen zu bekommen. Aber meine Hausärztin hatte Brückentag, sodass dies nicht möglich war. Zum Glück gab es einen gewissen Doktor Notnagel, den ich hier nur erwähne, da der Name so schön passt. Dort bekam ich dann zumindest die Überweisung zum Nephrologen und einen einmaligen Beförderungsschein für die Ergotherapie und Physiotherapie. Dieses Mal sollte der Termin am 10. Januar 2018 für die Nephrologie sein, daher freute ich mich schon, dass mehr Zeit und Raum dazwischen war, gemütlich beim Hausarzt die Überweisung zu holen, um sie dann am 10. Januar den Nephrologen vorzulegen. Aber der Teufel wollte es, dass eines meiner wichtigsten Medikamente, welches ich nur beim Nephrologen bekomme, vier Tage vor dem Termin leer werden würde. Bei 250 Pillen dieses Medikamentes, also fünf  Packungen à  50  Tabletten, von denen ich vier pro Tag nehmen muss, schaffe ich es nicht, im Voraus zu berechnen, wann genau die Tabletten denn zu Ende sein würden. Daher ist es mir schon einmal so gegangen, dass drei Tage vor dem nächsten Termin genau diese Tabletten zu Ende waren, sodass dann der Nephrologe ein Fax an die Apotheke schicken musste mit dem Rezept, damit ich zumindest schon einmal das Medikament bekommen sollte, so das ich dann später das Original nachreichen konnte. Ein drittes Mal wird mir dies nicht passieren, dann werde ich schon dann, wenn das Medikament zur Hälfte aufgebraucht ist, ein neues Rezept verlangen. Somit musste ich auch dieses Mal wieder schnellstmöglich zum Hausarzt hetzen, um dort eine Überweisung zum Nephrologen zu bekommen. Ich wollte diese nicht per Post an den Nephrologen schicken, da ich nicht wusste, wie lang sie unterwegs sein würde. Somit schickte ich schon am 1. Januar ein Fax mit allen Wünschen an meinen Hausarzt, damit die Rezepte, Transportscheine und Beförderungsscheine und Überweisungsscheine die ich alle brauchen würde, schon fertig gemacht werden konnten. Denn wenn ich zur Ergotherapie und zur Physiotherapie möchte, muss sich das Rezept innerhalb von zehn Tagen antreten. Bei der Terminvergabe hat aber dieses Zentrum eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Wochen. Daher muss das Rezept immer etwas später datiert werden, wann es beginnen kann. Das ist immer recht kompliziert, denn letztes Mal bin ich dann auch noch ins Krankenhaus gekommen, und der Beginn hatte sich wieder verzögert, so das ich beinah noch einmal ein neues Rezept mit einem neuen Datum für den Beginn hätte beantragen müssen. Die Sprechstundenhilfe meinte, sie könne das alles nicht auf einmal machen, sie müsse es erst an einem späteren Tag erledigen, aber ich erklärte ihr, dass ich zumindest die Überweisung für den Nephrologen dringend schon am 2. Januar brauche, da ich sie so schnell wie möglich dorthin bringen möchte, um ein Rezept für  ein Medikament zu erhalten. Somit ging ich dann am 2. Januar direkt dorthin, um zumindest einmal die Überweisung abzuholen. Die anderen Dinge soll ich dann am Donnerstag erhalten, bzw. würde die Sprechstundenhilfe die Verordnung für die Physiotherapie und Ergotherapie schon einmal an das Zentrum hinfaxen, damit diese mit der Terminvergabe beginnen könnten. Normalerweise hätte ich am 2. Januar schon eine Assistenz, doch musste diese auf Mittwoch  verschoben werden, da sie erst einmal die Termine bei den Kunden abarbeiten musste, die über Weihnachten und Neujahr keine Assistenz hatten. Ich  brauchte ja  zwischen den Jahren niemanden, da ich Besuch hatte.  Eine Assistentin hatte sich vor Weihnachten  von  sich aus angeboten, dass ich sie kontaktieren könnte, und ich sagte ihr, ich wüsste noch nicht, ob ich sie am Dienstag brauche, da ich ja am Mittwoch dieser andere Assistenz hätte, die zwar am zweiten nicht könnte, aber dann eben am 3.  Das hinge nun davon ab, ob  ich  am Dienstag schon  eine  Einkaufshilfe brauchte oder bis  Mittwoch damit warten könnte. Da ich Besuch hatte, wusste ich ja nicht, wann meine Lebensmittel zu Ende gehen würden. Der Teufel wollte es, dass am Montag fast alles aufgebraucht war bis auf ein paar Gläser und eine Scheibe Brot und etwas Butter. Somit brauchte ich am Dienstag auf jeden Fall Assistenz, zumal ich jemanden benötigte, der mit mir zusammen die Überweisung zum Nephrologen schaffen und das Rezept  mit mir dort abholen  würde. Ich rief also die junge Dame an, und sie meinte, das sei doch etwas kurzfristig, sie habe keine Zeit. Als ich sie daran erinnerte, dass sie mir selbst diesen Termin angeboten hatte, sagte sie, das sei für Mittwoch gewesen. Somit rief ich mehrere über WhatsApp an, wobei ich dann endlich eine fand, die ab 14:00 Uhr Zeit hatte. Ich war erleichtert, zumal diese ein Auto hatte. Somit konnten wir sehr schnell zu Nephrologie fahren. Ich rief also am Vormittag nicht nur bei meinem Hausarzt sondern auch bei meinem Nephrologen an, da die Transplantationssprechstunde nur bis 13:00 Uhr sein würde, wir aber erst um 14:00 Uhr kommen konnten. Sie sollten das Rezept an der Dialyse abgeben, wo wir dann hingehen würden, um dort die Überweisung gegen das Rezept einzutauschen. Zum Glück hatte ich das alles organisiert, die Überweisung hatte ich auch schon geholt, und um 14:00 Uhr konnte es dann losgehen. Auch dies hat gut geklappt, ich hatte das Rezept in Händen und rief bei der Apotheke an, um dann die Bestellung für das wichtige Medikament zu machen, wobei ich dann auch noch zwei andere Medikamente gleich mit bestellt hatte. Dann gingen wir noch zum Einkaufen, wobei wir Mühe hatten, die Lebensmittel alle zu finden, die ich brauchte. Ich suchte auch ganz bestimmte Vorlagen, wobei meine Assistentin nicht wusste, was ich wollte, und meinte, die gebe es nicht. Somit gingen wir noch in eine Drogerie, und dort stellte sich dann heraus, dass sie nach der falschen Sache gesucht hatte. Mittlerweile hatte sie schon wieder eine andere Kundin und musste schnell machen, lieferte mich mit meinen Habseligkeiten und Einkäufen schnell zu Hause ab und fuhr weiter. Ich räumte dann alles alleine ein, fand aber dann die Flüssigseife nicht, weil ich ja nicht weiß, wo die Assistenten die Sachen hingestellt haben. So reichen sie mir die Dinge an, und ich packe sie dann dahin, wo ich sie wieder finde. Das war aber aus Zeitgründen jetzt nicht möglich, ich war ja froh, dass sie überhaupt eingesprungen war. Dann stopfte ich mir noch schnell ein paar Kekse und Kaffee hinein, denn ich hatte den ganzen Tag nichts als ein Frühstück mit einem Brot mit Erdnussbutter, mehr nicht. Um 17:30 Uhr sollte dann alles in der Apotheke geliefert sein, so rannte ich noch einmal los. Für die Helligkeit hatte ich gelernt, dass dann, wenn die Bank an der Bushaltestelle kommt, die Apotheke genau gegenüber ist. Im Dunkeln sehe ich das aber nicht, und ich kann schlecht tasten und würde wahrscheinlich mit dem Stock nicht gegen die Bank stoßen, um dann zu wissen, wann ich abbiegen muss. Somit bin ich noch zu weit gelaufen, sodass mich jemand aufgefischt und in die Apotheke gebracht hat. Da ich laut rief, weil ich den Eingang nicht fand, und einen Passanten ansprach, öffnete die Frau vom Haushaltswarenladen die Tür und rief hinaus, dass sie dachte, ich wollte zu ihr. Endlich war ich dann in der Apotheke und reichte ganz verwirrt die Rezepte an den Apotheker. Der suchte dann erst einmal in seinem Computer, was ich nicht mitbekam, und ich wunderte mich, warum er nicht wieder mit den bestellten Medikamenten zurück kam. Auf einmal meinte die Apothekerin böse: Anführungsstriche die hat doch längst alles telefonisch bestellt.“ Dann maulte sie mich an, dass ich doch das nächste Mal bitte sofort dazu sagen sollte, dass ich schon alles bestellt hätte, der Kollege hätte jetzt noch einmal alles in den Computer eingegeben, das sei alles doppelte Arbeit. Ich sah das ein, fand aber den Ton irgendwie nicht sehr nett. Es klang so, als hätte sie Haare auf den Zähnen. Dann sagte er, es sei kein Haken bei der Befreiung gemacht, und ich sagte, ich sei doch befreit. Da fuhr sie mich wieder an, ich solle doch bitte das neue Kärtchen mit der Befreiung für 2018 zeigen. Das tat ich dann auch und sagte zu ihm ganz demonstrativ laut, er soll bitte die Befreiung eintragen, damit die Kollegin nicht wieder schimpft. Dann bekam ich meine Medikamente und ging. Wegen der Flüssigseife rief ich dann noch mal meine Helferin an und fragte sie, wo sie denn die Flüssigseife hingepackt hätte, und sie meinte, sie habe sie in einen der beiden Wasserkästen gelegt, die sie hereingeschleppt hätte. Da fand ich sie dann auch und war froh, dass ich jetzt nicht noch einmal zur Drogerie dackeln musste. dort hätte ich nämlich wieder eine Verkäuferin bitten müssen, mit mir durchzugehen, zumal ich erst einmal mit der Straßenbahn dort hätte hinfahren müssen,  Und dann hätte ich noch den richtigen Weg finden müssen.

Ich schildere das nur, um zu zeigen, dass all diese Aktionen mit wesentlich höheren organisatorischen Aufwand behaftet sind, und dass sich keiner vorstellen kann, wie aufwendig es für mich ist, einen Schritt vorwärts zu gehen oder vorwärts zu kommen. Ich gehöre zu den Blinden, die nicht so fit sind, da ich eben auch mehrfach behindert bin. Andere blinde sind wesentlich fitter, nicht, dass hier ein falsches Bild entsteht. Aber dennoch ist für uns der Aufwand wesentlich höher.

 

Ich hatte einmal bei dem Oberarzt der Nephrologie angefragt, ob es nicht möglich wäre, dass mir das mit der Überweisung erspart bliebe, und ich er klärte ihm und schilderte ihm den Aufwand, den ich hatte, um diese Überweisungen zu erhalten und dann rechtzeitig vorlegen zu können, wenn ich in der Nephrologie etwas haben wollte. Er meinte, das ginge nicht, das sei Vorschrift, und außerdem würde ich doch Blut abgenommen kriegen, die Sprechstundenhilfen hätten das mir doch auch gesagt, und er hätte sie gefragt, sie hätten mich doch trotzdem behandelt. Aber Rezepte bekomme ich eben nicht, es sei denn, ich habe eine gültige Überweisung dabei. Und genau das ist eben das Problem. Außerdem fragte ich noch beim medizinischen Dienst der Krankenkassen an, ob man nicht eine Sondergenehmigung  erteilen könnte, dass ich auch spezielle Medikamente beim Hausarzt kriegen kann, die man normalerweise nur beim Nephrologen bekommt, da der Hausarzt hierfür kein Budget hat. Der medizinische Dienst der Krankenkassen ließ mich aber gar nicht erst zu einem Arzt vor, Kunden würden nicht mit einem Arzt verbunden. Außerdem sagte man mir, man sei hier kein Arzt, man könne nicht entscheiden, ob ich ein Medikament bräuchte oder nicht. Ich sagte, dass die Entscheidung, ob ich das Medikament brauche, längst getroffen sei, die Frage sei nur, wie ich das Medikament bekomme, ob über den Hausarzt oder nur über einen Facharzt. Man verwies mich zur Krankenkasse, und dort rief ich dann wiederum an, um dort eine Genehmigung zu erhalten, dass das Medikament, welches ich ja sowieso brauchte, auch vom Hausarzt und nicht nur vom Facharzt verordnet werden könnte. Die Sachbearbeiterin meinte, das müsse der Hausarzt selbst entscheiden, sie käme in Teufels Küche, wenn sie das genehmigt, denn dann würde der medizinische Dienst der Krankenkassen ihr aufs Dach steigen. Notfalls müsse sogar sie das Medikament bezahlen. Die Sprechstundenhilfen beim Hausarzt meinten, das könne nur der medizinische Dienst entscheiden, schließlich würde ja sonst der Hausarzt in Regress genommen, wenn er sein Budget überschreitet. Somit schiebt es der eine auf den anderen, und niemand ist zuständig. Das ist ja alles ganz normale Bürokratie, das mag ja sein, aber mich trifft sie eben in einer existenziellen Notlage. Mich nervt es wirklich, dass nicht jeder immer nur erzählt, dass es doch allen so geht, aber bei mir ist eben die Konstellation eben auch besonders heikel. Das kann man aber niemandem klarmachen, es sei denn, man verbindet jemandem die Augen, zieht ihm dann noch Handschuhe an undpumpt  ihm vielleicht noch Wasser in die Ohren, damit er möglichst noch ein schlechtes Gleichgewicht hat. Und dann würde man ihm noch einen Bildschirm mit Augenflimmern oder verschiedenen Farben vor den Augen einspielen, und vielleicht könnte man da noch hinkriegen, dass es denjenigen nicht ganz so gut ist, und er vielleicht weniger Kondition hat, kurzatmig ist oder schneller die Kraft verliert, wie das bei mir eben der Fall ist. Ja, und Autofahren  darf er dann auch  nicht  sondern muss dann  mit dem ÖPNV  durch die Gegend  taumeln. Aber das liegt ja alles nur am Alter, man nimmt ja nur 14 verschiedene Medikamente und hat mehrere Operationen hinter sich und mehrere chronische Erkrankungen. Alt werden ist halt nichts für Feiglinge, wie mir eine meiner Assistentinnen mal erklärt hat. Finde den Fehler, ich habe diese Erkrankungen schon seit meiner frühesten Jugend.

 

Ich habe außerdem noch drei Onlinebestellungen gemacht. Die eine war wirklich mein Fehler, im Alter werden die Füße größer. Meine Mutter hatte für mich Hausschuhe bestellt, und ich bestand auf Größe 38. Sie fand nur Schuhe in Größe 39, aber es gab dann doch noch einen Versandhandel, der meine geliebten Filzpantoffeln in Größe 38 hatte, die ich wollte. Als die Hausschuhe kamen, stellte sich heraus, dass sie nicht passten. So rief ich bei meiner Mutter an, diese bestellte dann Hausschuhe in Größe 39 von dieser Firma, aber die waren dieses Mal nur in Größe 38 lieferbar, also genau umgekehrt. Jetzt darf ich weitere vier Wochen mit kaputten Hausschuhen herumlaufen und hoffen, dass ich nicht an meinen Türschwellen oder Teppichen hängen bleibe und stolpere, bis  die  Filzpantoffeln  DIESER  Firma in 39 lieferbar  sind. Dann hatte ich noch vier verschiedene Läufer bestellt, zwei Schmutzfänger und  zwei Läufer, wobei zwei Schmutzfänger sofort geliefert wurden, ein Läufer wurde für später angesagt, und der vierte Läufer kam einfach gar nicht. Ich dachte, es kämen drei Sachen und das vierte nicht, und ich hatte befürchtet, dass dritte Teil einfach beim Auspacken irgendwo verloren gehabt zu haben. So stellte ich die Küche auf den Kopf und suchte den Läufer. Es stellte sich dann heraus, dass die schlichtweg vergessen hatten, dazu zu schreiben, dass er später geliefert wird. Ich musste mehrfach dort anrufen und nachfragen, wo er denn jetzt bleibt, eine Entschuldigung wurde natürlich nicht geliefert. Dann bestellte ich noch ein Panzerglas für mein Handy, und wir haben genau die richtige Nummer eingegeben, welche das Modell meines Handys hat. Als dann mein Bekannter aus dem Schwarzwald kam und  mir dabei half, das Panzerglas aufzukleben , welches wir für vier Euro im Internet bestellt hatten, wobei dann gleich zwei kamen, und ich sogar eines weiter verschenken wollte an jemanden, der dasselbe Handy hat wie ich, bemerkten wir, dass die Aussparung auf der falschen Seite war. Kommentar meines Bekannten: bei mir klappt im Internet auch nicht immer alles. Nun ja, von immer war auch nicht die Rede. Es hätte gereicht, wenn mal überhaupt was reibungslos  funktioniert hätte. Immerhin kamen die beiden Gutscheine, die ich an meine beiden Freundinnen verschickt hatte, ordnungsgemäß an. Zum Glück hatte ich einen Bonus von meiner Krankenkasse für meine fleißige Mitarbeit erhalten und konnte es mir daher leisten, meinen beiden Freundinnen einen Gutschein zu schicken. Daher war ich auch ganz stolz, dass dies alles ohne Porto klappte, und dass ich die Panzergläser auf frei Haus geliefert bekommen würde. Umso ärgerlicher bin ich jetzt, da ich eines  davon auch noch einem anderen angeboten hatte, der dasselbe Handy hat, ihm jetzt auch noch sagen zu müssen, dass wir die falschen Gläser bekommen haben. Jetzt müssen wir wieder herum rennen und suchen, wo wir ein Panzerglas für mein Handy bekommen. Aber es kann ja nicht immer alles klappen, es wäre ja langweilig, wenn immer alles glattgehen würde. Ich habe allerdings bessere Beschäftigungen, mir wäre auch so nicht langweilig, keine Sorge. Und zur Abwechslung kann ja auch mal was reibungslos funktionieren, dann wäre es auch nicht langweilig.

Dies war wieder einmal ein Mitleid heischender Bericht darüber, wie es allen Menschen so geht.

 

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