Sonntag, 7. Januar 2018

Vorhang auf für das neue Jahr


Letztes Jahr habe ich als Krönung meines Umzugs meine Vorhänge bekommen. Das war wirklich der krönende Abschluss, und die Vorhänge sind wunderschön. Sie sind in dunklem orange gehalten und gehen von der Decke bis zum Boden. Ich habe 3 m hohe Decken. Ich wollte Vorhänge, die ganz zu zuziehen sind und keine Schals. Denn im Sommer, wenn Sehende bei mir sind und einmal fernsehen möchten, können Sie einfach den Vorhang zu ziehen. Im Winter empfiehlt sich dies nicht, denn dann würde man die Heizung verdecken. Daher habe ich meinem Besuch immer eingeschärft, erst dann die Vorhänge zu zuziehen, wenn man nach Mitternacht ins Bett geht, denn da schaltet die Heizung herunter. Dann muss man auch nicht mehr an die Rollläden, das ist wesentlich einfacher. Da der Fernseher über Eck steht, kommt man nicht direkt an den Vorhang, sodass wir Schleuderstäbe kaufen mussten. Ich wollte Geld sparen, und da ich im Baumarkt sowieso noch einige Dinge brauchte, fuhren wir dorthin. Dort hatten sie nur Schleuderstäbe von 1 m 25. Ich dachte, wenn die Decken 3 m hoch sind, müsste ich bis auf 1,75 m greifen können, um die Vorhänge zu schließen oder zu öffnen. Somit fuhren wir in ein Gardinengeschäft in der Hoffnung, dort hätten sie vielleicht längere Modelle. Genau das Gegenteil war der Fall, dort hatten sie nur noch kürzere. Da ich noch etwas im Baumarkt vergessen hatte, fuhren wir noch einmal zum Baumarkt zurück, um dann diese Schleuderstangen zu kaufen. Wir waren überrascht, dass die Schleuderstäbe von 1,25 m doch niedrig genug waren, dass ich sie mit meinen 1,56 m leicht erreichen kann. Die Gardinen haben ebenfalls Schleuderstäbe, denn auf einer Seite möchte ich lüften können. Da möchte ich schon die Gardine zurückziehen, damit sie sich beim Öffnen und Schließen des Fensters nicht jedes Mal ein zwickt. Das Fenster kann ich nur bis zum Fernseher öffnen, und wenn der Wind geht, würde der Flügel des Fensters dauernd gegen den Fernseher schlagen. In der Mitte der beiden Fenster habe ich bewusst keinen Vorhang gemacht, denn das würde das Zimmer erdrücken, und so wirkt es, als sei es ein einziges großes breites Fenster. Hätte man in die Mitte noch einen Vorhang gemacht, würden sich beide Fenster lang und schmal in die Höhe ziehen. Auf der anderen Seite habe ich nur Pflanzen, da habe ich bewusst verhindert, dass man den Fensterflügel öffnen kann, denn bei geöffnetem Fenster würde ich mich laufend stoßen oder gar aus dem Fenster fallen. Nun haben wir beschlossen, dass ich eine Wandhalterung für den Fernseher brauche, damit ich ihn, wenn ich das Fenster öffne, bequem zurückschieben kann. Allerdings befürworte ich eher eine Halterung, die man an das Tischchen des Fernsehers montieren kann, so das ich den Tisch ganz und gar in die Ecke schiebe, und bei Bedarf nur den Fernseher vorziehe, der an einer Halterung an einem Schwenkarm angebracht ist. Ich habe ihn schon einmal fast hinuntergeworfen, als ich einen kleinen Wagen mit Blumen beiseite schob, und sich dieser im Fernseher verhakt hatte. Dann fiel beinahe der Fernseher herunter, und als ich den gerade noch gerettet hatte, krachte fast das Wägelchen mit den Blumen zusammen, sodass ich den großen Blumentopf mit der Yucca Palme gerade noch festhalten und auf den Boden stellen konnte. Das war, kurz bevor ich fortgehen wollte und noch einmal die Fenster zum Lüften öffnen musste. Es kam mir vor, als sei ein Poltergeist in der Wohnung, da eines nach dem anderen zusammenfiel. Leider sind ja meine Wände aus Sandstein, so das eine Wandhalterung eines Fernsehers nicht möglich ist. Aber wir können ihn entweder an dem Fernsehtischchen befestigen oder an einem Brett an einem Regal. Zumindest sieht es jetzt wunderschön aus, und es halt auch nicht mehr so, auch die Stereoanlage und der Fernseher haben einen wesentlich besseren Klang. Insgesamt fühlt es sich jetzt viel gemütlicher an. Da das ganze Zimmer in Erdtönen gehalten ist, passen die Vorhänge wunderbar dazu. Schade, dass ich durch das Augenflimmern oft Farbschleier vor den Augen habe und daher die schönen Vorhänge gar nicht immer wirklich sehen kann. Aber ich bin gut beraten worden. Wir waren gerade dabei, die zweite Sorte Plätzchen zu backen, als der Mann kam, der sie montierte. Die ganze Angelegenheit war nicht billig, denn wir mussten noch eine zweiläufige Schiene an der Decke anbringen lassen, die Gardinen und die Vorhänge, deren Stoff natürlich auch nicht gerade günstig war, mussten ja genäht werden, und es wurde schließlich  auch viel Material gebraucht, da ja die Übervorhänge sehr lang sind. Die Gardinen wollte ich nur bis über die Fensterbank haben und nicht bis zum Boden. Das hätte nicht gut ausgesehen, da dahinter genau die Heizkörper sind.

 

So schön wie das alte Jahr aufgehört hatte, so blöd fing das neue Jahr an. Wir waren auf einem Festival und mussten von einer Spielstätte zu anderen Rennen, da wir den Weg nicht wussten und uns erst einmal durch fragen mussten, bis wir die verschiedenen Veranstaltungen besuchen konnten. Mein Bekannter hatte kein Geld dabei, und ich hatte gerade noch zehn Euro, da ich immer noch viel in der Wohnung machen muss und daher sparen muss. Somit konnten wir nicht mal einen Sekt kaufen, und wir saßen irgendwo und warteten auf den Beginn eines Konzerts, da die Dachterrasse schon überfüllt war, und der Sicherheitsdienst keinen mehr rauf ließ. Als das neue Jahr anfing, gab mir mein Bekannter lediglich förmlich die Hand und meinte, ich wünsche Dir alles, was Du Dir selbst wünscht. Ich hätte mir den Beginn des neuen Jahres wirklich etwas herzlicher vorgestellt. Danach sind wir dann nach Hause gelaufen, das war ein schöner Spaziergang.

 

Am 2. Januar ging der Ärger schon los, besser gesagt am ersten, um eine Assistenz zu finden, die mit mir am zweiten einkauft, und dann musste ich ja, wie in dem anderen Blogeintrag bereits beschrieben, diese ganzen Angelegenheiten mit Überweisungen und Rezepten regeln.

 

Das ging dann gerade so weiter, denn ich bekam zwar beim Nierenarzt mein Rezept für das Medikament, aber für die Ergotherapie und Physiotherapie, deren Rezepte an das Behandlungszentrum gefaxt wurden, hieß es, das Kontingent sei ausgeschöpft, ich müsste eine Pause machen, die Ärzte hätten ein Kreuzchen bei dem Vermerk außerhalb des Regel falls machen müssen. Jetzt müssen wir hier noch einmal zur Ärztin laufen und alles klären. Es hört einfach nicht auf.

 

Dann hatte ich noch Ärger mit einem Bekannten, der sich fürchterlich aufgeregt hat, weil ich ihm eine Fernsehsendung nicht aufgenommen hatte. Denn sein Gastgeber bekommt bestimmte Programme nicht, und ich wusste nicht, dass dies bedeutet, dass ich das aufzunehmen habe. Nun würde er drei Jahre warten müssen, bis diese Sendung wiederholt wird, und bis dahin würde er doch gar nicht mehr leben. Ich sei seine letzte Hoffnung gewesen, nachdem ein anderer die Aufnahme schon  verpeilt hätte. Ich dachte schon, es ginge um eine Knochenmarkspende oder um  eine Herztransplantation. So eine Szene hatten wir vor ein paar Jahren schon einmal, als ich eine Aufnahme versehentlich gelöscht hatte, die er unbedingt haben wollte, und er fürchterlich am Telefon getobt hatte. Ich dachte, dieses Jahr fängt wirklich gut an. Mittlerweile habe ich aber einen Link zu einer allgemeinen Mediathek gefunden, wo selbst ich bequem eine Sendung nach hören kann, wenn ich sie wirklich einmal verpasst habe. Diesen habe ich jetzt auch an meinen Bekannten weitergegeben, damit ist jetzt sein Leben gerettet.

 

Zu allem Überfluss wollte dann auch noch meine Stereoanlage den Geist aufgeben.

 Während des Umzugs ist sie heruntergefallen. Über diesen turbulenten Umzug hatte ich ja berichtet, wir wollten eigentlich genau dies vermeiden, daher hatten wir die Stereoanlage selbst rüber gebracht und in der Umzugskiste ins Regal gestellt. Sie rutschte aber immer weiter nach vorn, und ich reagierte zu spät, und als oben jemand ziemlich heftig über den Boden rannte, rutschte sie ganz und gar herunter und knallte direkt auf die Vorderfront. Dabei wurden die Eingangswahltasten des Verstärker so zusammengedrückt, als hätte die Stereoanlage jetzt ein schiefes Gebiss. Gestern drückte ich dann auf den Knopf für die Eingangswahl für Kassette, und als ich dann etwas anderes hören wollte, klemmte dieser Knopf. Somit war der Monitor eingeschalten, sozusagen die Hinterbandkontrolle, und man konnte alle anderen Eingänge nicht mehr auswählen. Die Taste klemmte, und ich rief in meiner Verzweiflung einen Bekannten vom Tauschring an, der mir während des Umzugs ziemlich viel mit der Einrichtung von elektronischen Dingen geholfen hatte. Ich hatte mein ganzes Kontingent an Tauschring Stunden bereits erschöpft. Er kam aber trotzdem, ich dachte, er wüsste das, würde aber dennoch kommen. Als er kam, zog er erst einmal die kaputte Taste etwas heraus, und dann ging es wieder. Dann nahm er die ganze Stereoanlage, bzw. den Verstärker, baute ihn auseinander, zerlegte ihn und schweißte einige Tasten wieder an. Dann baute er alles ordnungsgemäß wieder zusammen, nachdem er auch noch alles mit dem Handstaubsauger gereinigt hatte. Wir holten dann Nagellackentferner mit Aceton und reinigten auch die Blende, so dass die Stereoanlage jetzt wieder aussieht wie neu. Sie funktioniert auch wieder, zum Glück. Das hätte man schon längst mal tun sollen, aber es wäre ziemlich teuer gewesen, dies in einem Radiogeschäft zu machen. Eine meiner Helferinnen schlug daher vor, einfach einen neuen Verstärker gebraucht zu kaufen, denselben, den ich schon habe. Den gäbe es bei eBay für 60 EUR. Daher war ich auch nicht sonderlich verängstigt, ob die Sache nun klappt oder nicht, da ich immer im Hinterkopf hatte, notfalls gibt es halt für 60,00 EUR einen neuen. Aber er hat es geschafft. Als ich im Geld geben wollte, meinte er, er nimmt prinzipiell kein Geld. Ich sagte ihm, dass ich ja keine Stunden mehr hätte, ich hoffe, dass er das vorher wusste, denn das ist bei uns öffentlich angegeben. Sonst wäre er in dem Glauben gekommen, Stunden zu kriegen und hätte keine erhalten. Ich hatte mir schon überlegt, wie viel Geld ich ihm geben würde, aber er wollte ja keines. Das war mir dann unangenehm, denn ich konnte ihm ja vom Tauschring keine Stunden mehr geben. Ich hoffe, mir wird noch irgendetwas einfallen, dass ich ihm eine Freude machen kann. Auf jeden Fall bin ich froh, dass die Sache geregelt ist. Einige Dinge sind jetzt anders mit dieser Anlage, und ich hatte wohl einiges auch vergessen. Früher habe ich noch besser gesehen, hatte ein besseres Gedächtnis und ein besseres Verständnis. Er versuchte, mir noch einmal die Tasten zu erklären, die ich mittlerweile vergessen hatte, deren Bezeichnung ich nicht mehr lesen kann, und bei deren Bedienung ich mich aufgrund meiner Probleme mit dem Verständnis auch schwertue. Mittlerweile habe ich kapiert, was ein Monitor ist, und dass eigentlich dieser dazu da ist, damit man kontrollieren kann, ob eine Aufnahme funktioniert. Daher könnte man rein theoretisch den Kopfhörerausgang des Kassettendecks benutzen, um bei eingeschaltetem Monitor alle anderen Eingänge abzuhören. Außerdem steckte früher alles, was in einen Hilfseingang gehört, auf dem Wahlschalter Tape zwei, der unsinnigerweise links ist, und Tape eins ist rechts daneben . Daher kam ich total durcheinander, da ich das nicht mehr im Display lesen kann und vergessen hatte. Nun musste ich mir die Tastenbelegung noch einmal ganz neu merken, und außerdem hab ich jetzt verstanden, dass ganz früher alles, was von außen kam, wie zu Beispiel Bluetooth oder Dinge, die ich an einem Klinkenstecker gesteckt hatte, immer am Monitor gehangen hatte, und deshalb konnte man es nur hören, wenn man dieses kleine Zeichen mit dem Kästchen auf den Bildschirm sah. Ich dachte, das sei einfach nur die Eingangswahl für den ersten Schalter, und das Zeichen würde nur bedeuten, dass da einfach kein Tapedeck dranhängt sondern irgendwas anderes. Ich musste schon immer ein zweites Mal draufdrücken, damit das Kästchen weg war, und ich stellte nur fest, als ich noch besser sah, dass alle anderen Geräte , die  gerade ausgewählt waren, zwar  angezeigt wurden, und dennoch dieses Kästchen zu sehen war, und man halt dann nur die  Sachen  vom  Klinkenstecker hören konnte. Dem Maß ich aber keine Bedeutung zu, jetzt weiß ich, dass es lediglich der Monitor war, der alles andere stumm geschaltet hatte. Da aber an diesem Monitor immer die Sachen  vom Klinkenstecker wie Bluetooth, Walkman etc. hingen, war mir das nie klar. Ich fand das alles ziemlich verwirrend, zumal Tape eins der zweite Schalter ist und umgekehrt. Somit werde ich nachher noch etwas damit üben, um noch  besser rauszufinden, welche Funktionen man mit w e lcher Taste erzielen kann. Früher konnte man zum Beispiel auch den Hauptschalter ausschalten, wobei sich dann das Doppeltapedeck automatisch mit ausschaltete. Das geht jetzt leider nicht mehr. Warum, weiß ich nicht. Früher konnte man auch einfach ein Gerät einschalten, und am Verstärker veränderte sich die Eingangswahl automatisch, jetzt muss ich das von Hand machen. Es geht nur noch beim CD Player, bei allen anderen Geräten muss ich es selber wählen. Das ist aber kein Problem, die Hauptsache, alles funktioniert. Es war mir nur einfach ein Rätsel. Jetzt kann man zum Beispiel das Radio einschalten und gleichzeitig das Kassettendeck, und beides spielt gleichzeitig. Wenn ich früher das Radio einschaltete und dann die Kassette einschaltete, schaltete das Radio automatisch ab. Seitdem das Kassettendeck jetzt nicht mehr an der zwei sondern an der eins hängt, ist es auch wesentlich lauter. Wenn ich es noch direkt einschalte, ohne, dass ich vorher eine Eingangswahl getroffen habe, geht es zwar noch an, aber es ist auch wesentlich leiser. Dies sind alles merkwürdige Rätsel. Das Kuriose ist aberfolgendes:  Ich habe die Stereoanlage mit dem Fernseher verbunden. Dabei ist eine weiche am Ausgang des Kopfhörers des Fernsehers. In einem Schenkel steckt ein paar Computerlautsprecher mit Bass, damit der Fernseher nicht so flach klingt wie er aussieht. Am anderen Schenkel ist das Kabel, welches direkt zur Stereoanlage geht, damit ich den Fernseher auch mal über die Stereoanlage laufen lassen kann. Wenn ich jetzt in die Stereoanlage eine CD einlege, kommt die Musik nicht nur aus den Boxen sondern auch aus dem Computerlautsprecher am Fernseher. Das Signal gehta also auch  in die andere Richtung. Ich vermute mal, dass das Geräusch einfach durchgeschleift wird. Außerdem habe ich einen Bluetooth Sender an der Stereoanlage, damit ich alles in die Küche senden kann. Ich habe aber auch einen Bluetooth Empfänger an der Stereoanlage, damit ich Sachen, die ich auf dem Handy habe, auf der Stereoanlage hören kann. Ich hatte nicht gewusst, dass ich diesen Empfänger ausschalten muss, ich hatte es zwar vermutet, aber man sagte mir, das macht nichts, den kann man anlassen. Auf einmal fing es an, furchtbar zu Hallen, und der Hall wurde lauter und lauter und lauter und schwoll immer mehr an. Bis ich festgestellt habe, dass es koppelt, der Sender von der Stereoanlage sendet nicht in die Küche, sondern er sendet direkt an den Empfänger, und dieser spielt es dann über die Stereoanlage ab, was dann wieder über den Sender geht, der dann wieder an den Empfänger sendet, sodass sich alles im Kreise dreht und immer weiter koppelt und koppelt. Dies ist auch ein kurioses Phänomen. Als ich dann auch noch diesen Bluetooth Empfänger an das Stromnetz angeschlossen hatte, hatte ich laufend das Phänomen, dass der Kopfhörerausgang an der Kabel-Fernbedienung der Computerboxen unter Strom stand. Oder wenn ich die 3,5  Klinke der Computerboxen an den Schenkel der weiche am Kopfhörerausgang vom Fernseher stecken wollte, bekam ich eine gewischt. Somit ist der Strom durch den Bluetooth Empfänger in die weiche gegangen, die an der Stereoanlage hängt, denn ich habe dort zwei Dinge, zum einen den Bluetooth Empfänger und zum anderen das Kabel, das zum Fernseher führt. Somit ging der Strom also über diese weiche wieder an das Kabel vom Fernseher zurück und wurde dann über die weiche am Fernseher zu dem Computerlautsprecher durchgeschleift. Jetzt lasse ich den Bluetooth Empfänger ganz ausgesteckt, wenn ich ihn nicht brauche, so hängt er weder an der weiche der Stereoanlage, um dort zu empfangen, noch ist er an den Stromkreis angeschlossen.

 

Das neue Jahr fing auch insofern blöd an, dass ich mit meiner Betreuerin eine Debatte darüber hatte, inwieweit Ausnahmeregelungen machbar sind oder nicht. Ich hatte nämlich überlegt, ob wir an den medizinischen Dienst der Krankenkassen herantreten sollten, um anzufragen, ob ich meine Rezepte nicht direkt vom Hausarzt anstatt immer vom Nephrologen kriegen kann. Da meinte sie, da könnte ja jeder kommen, wo ist dann die Grenze, dann würde auch ein gehbehinderter sagen, mir fällt es schwer, zum Hausarzt zu gehen und dort erst die Überweisung für den Nephrologen zu holen usw. Wäre ich jetzt gehbehindert, würde ich mir ein Liegerad oder ein Fahrrad für Behinderte anschaffen, oder ich würde einen Führerschein machen. D.h. nicht, dass gehbehinderte es besser haben, aber in dieser Hinsicht halt schon. Dafür haben wir vielleicht in der Freizeit wieder mehr Möglichkeiten. Aber ich finde diesen Kindergarten, wenn der eine etwas will, dann kommt der andere auch, ziemlich blöd. Ich sagte ihr, jeder blinde mit Krückstock von hinten sieht, dass wer wenn nicht ich eine Ausnahme brauche, da ich mir wirklich extremschwertue, und meine Situation extrem komplex ist. Sie fragte, wo ist dann die Grenze, und ich sagte ganz frech, bei mir. Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand um das zweifelhafte Privileg reißt, seine Medikamente nicht beim Facharzt sondern direkt beim Hausarzt zu bekommen, wenn er dies nicht lebensnotwendig braucht und  mobil genug  ist,  sie  ohne größere  Umstände   und  mit gewährleisteter Kontinuität  zu bekommen. Wenn man so denken würde, hätte ich während meiner Schulzeit als blinde keine Zeitverlängerung bekommen, denn dann könnte ja jeder kommen, und ich hätte auch während des Studiums meine Klausuren und meine Prüfungen nicht auf dem Computer schreiben dürfen, denn da könnte ja auch jeder kommen. Ich glaube schon, dass jemand, der für ein paar Cent Verstand hat, ermessen kann, wem er so eine Ausnahme gewährt und wem nicht, und dies ist nun mal eine Ermessenssache. Dasselbe Problem hatte ich schon einmal, da ich vor meiner Transplantation zur Tafel ging. Das geht jetzt nicht mehr, denn dort bekommt man häufig Lebensmittel, die grenzwertig sind, und aus hygienischen Gründen darf jemand mit unterdrücktem Immunsystem dies besser nicht essen. Bei uns ist es so, dass man nicht jeden Tag dort hingehen kann, um günstige Lebensmittel zu kaufen, sondern man wird einer bestimmten Tafel zugeteilt, wobei man an festen Tagen immer zu unterschiedlichen rotierenden Uhrzeiten bestellt wird. Wenn man aber Assistenz braucht, ist dies nicht machbar, denn die Assistenz hat ja noch andere Kunden und  ist daher  nicht so flexibel, ihre Zeiten  nach  den Vorgaben der Tafel zu planen. Somit hatte ich vorgeschlagen, dass ich immer zu einer festen Zeit kommen kann, und dass ich gleich dran komme, damit ich mit der Assistenz nicht ewig lang warten muss, da diese ja nicht unbegrenzt Zeit hat. Da hieß es dann, dass kriegen sie niemals durch, denn da könnte ja jeder kommen, alle, die arbeitslos sind, sind doch irgendwie behindert, sonst hätten sie ja Arbeit. (Es sei hier mal angemerkt, dass deswegen nicht alle Menschen Arbeit haben, da nicht genügend Bereitschaft besteht, genügend bezahlte Arbeit zur Verfügung zu stellen, und daher der Selektionsdruck immer größer wird, und nur noch diejenigen Arbeit kriegen, die 100 % fit sind. Das bedeutet aber nicht, dass diejenigen, die keine Arbeit haben, deswegen per Definition behindert sind.) . Meine Helferin erzählte mir von einem Fall, wo eine Frau weder sitzen, liegen noch stehen kann, zumindest nicht sehr lange, und selbst die hätte eine Ausnahmeregelung nicht durchgekriegt, und ich würde das dann schon gar nicht durchbekommen. Ich rief daraufhin jemanden an, der im Behindertenrat ist, und der sprach mit dem Vorsitzenden der Tafel, und prompt erhielt ich diese Ausnahmeregelung. Als ich das dann meiner Helferin sagte, wurde ich nicht etwa gelobt, sondern dann hieß  es auf einmal, das war ja auch nicht schwer, das war ja klar, dass sie das durchkriegen. Als ich sie an den Fall erinnerte, dass nicht einmal die Frau, die weder sitzen, stehen noch liegen kann, dass geschafft hatte, und man  mich daher  sehr  entmutigt und mir keine Aussichten auf  Erfolg  gemacht hatte, meinte sie auf einmal, die hat sicher auch nicht sonderlich angestrengt. Dieses Beispiel erzählte ich meiner Betreuerin mit dem Hinweis, dass sehr wohl auch Ausnahmeregelungen gemacht werden, und das bei der Tafel alle mich entmutigt hatten, und ich es doch geschafft hätte, und dass ich es daher auch hier schaffen würde. Da meinte sie dann, ja, bei der Tafel, da ist das ja auch was anderes, das  ist ja auch  ein kleines Unternehmen  im Vergleich zum MdK. Ich verliere langsam wirklich die Achtung vor den Menschen, dass sie alles so drehen, wie sie es brauchen. Ich habe irgendwie wenig Solidarität in meinem Umfeld, die Pädagogen und Betreuer und all diese Leute könnten doch einfach mal sagen, ich sehe ein, dass sie das brauchen, und bei ihnen ist es wirklich nötig, wir sehen ja den Stress und den Ärger, den sie haben, ich kann Inen natürlich nicht versprechen, ob der medizinische Dienst das genauso sieht. Aber ich habe das Gefühl, dass diese Leute noch nicht einmal dahinter stehen. Ich habe dann auch selbst den Brief an den medizinischen Dienst formuliert und ihn an meine Betreuerin geschickt und sogar auch noch die Adresse herausgesucht, wo man den MDK kontaktieren kann.

 

Ich habe schon manchmal eine richtige Wut, dass die Leute nicht verstehen, dass ich nicht aus Mitleid lauter Ausnahmeregelungen will, weil ich zu allem zu faul bin, sondern dass dies eindeutig Nachteilsausgleiche sind, um mir die objektiv  sehr  komplexe Sache etwas zu erleichtern. Eigentlich sollte man das in meinem Fall schon einsehen, und es sollte einmal diese Unart aufhören, dass man immer behauptet, allen ginge es genauso, und dass alle Schwierigkeiten nivelliert und über einen Kamm gezogen werden. Es sind halt leider nun mal nicht alle Päckchen gleich groß. Wenn jemand neidisch ist, dass ich so gute Ausreden habe, wobei dies keine Ausreden sind, kann er gerne mit mir tauschen.

 

Mir hat jemand erzählt, es gäbe sogenannte Raunächte , und alles das, was in diesen Nächten vom 24. Dezember bis zum 6. Januar geschieht, würde einem übers Jahr hin geschehen. In der Esoterik steht ja immer irgendetwas für etwas anderes, die haben ja diese simplen Entsprechungen und Analogien . Somit steht jeder Tag für einen der zwölf Monate, und daher ist das eine Vorhersage, da sie ja in der Esoterik immer gerne alles vorhersagen, was im nächsten Jahr alles passiert. Wir saßen gemütlich beim Essen, und ich hab mal wieder dummerweise zugegeben, dass ich nicht weiß, was Raunächte sind. Da hat mein Tischnachbar sich dann natürlich wieder wie ein Geier auf mich gestürzt und geschrien, was, Du weißt nicht, was Raunächte sind? Bei mir ist das immer so, wenn ich zugebe, etwas nicht zu wissen, dass andere sich wie ein Geier darauf stürzen. Ich bin dann immer tot unglücklich, zum einen darüber, dass dies so ausgeschlachtet wird, und zum anderen, dass ich immer so blöd bin, das zuzugeben. Ich lebe halt einfach nicht in einer vertrauensvollen Umgebung, wo man sich einfach mal fallen lassen und etwas zugeben kann, was man nicht weiß. Bei mir wird das immer ganz besonders hämisch aufgenommen. Warum ich das auslöse, weiß ich nicht, aber ich weise hier die Verantwortung von mir. Zumindest denke ich mir, wenn das wirklich stimmt, dann erwartet mich kein sehr schönes Jahr. Das Jahr 2008 war fürchterlich, damals ist mein Kater überfahren worden, die erste Nasen-OP ist misslungen, ich hatte zwei Wasserschäden, aber ich hatte am Ende meinen ersten festen Freund. 2013 war auch so ein Jahr, wo so viele Pechsträhnen hintereinander aneinanderhingen, dass ich sogar einen Beitrag hier darüber gemacht hatte. Jetzt haben wir 2018, ich hoffe, dass hier keine so simplen Analogien wie bei der Esoterik vorkommen. Oder steht dann die acht wieder für irgendein komisches Symbol, was dann wieder dies oder jenes  bedeutet. Manchmal glaube ich schon, dass Zahlen eine gewisse Bedeutung haben. Die sieben ist bei mir immer eine Pechzahl, genauso wie die vier. Die fünf bringt mir immer mehr Glück, aber das kann auch reiner Zufall sein. Ich kann nur hoffen, dass dieses Jahr trotzdem ein schönes Jahr wird.

 

Vielleicht klappt das ja mit dem Film, aber ich hätte noch ein schönes anderes Projekt: ich habe mich immer für Disability Studies  interessiert, konnte aber aufgrund meiner Dialyse früher nie einen solchen Studiengang verfolgen, da ich ja nicht so flexibel war. Nun gibt es im September ein Seminar zu diesem Thema, und ich dachte mir, vielleicht kann ich ja doch noch irgendwie eine Arbeit darüber schreiben, wie komplexe Sprache, wie ich sie jetzt mal nenne, in leichte oder einfache Sprache übersetzt wird, was man hierbei beachten muss, wie dies in anderen Ländern, zum Beispiel im englischsprachigen Raum gehandhabt wird. Das würde mich reizen, vielleicht kann ich ja dann doch noch einmal mit irgendeiner Sache durchstarten. Das wäre toll. Vielleicht wird ja das ja doch noch ganz gut.

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