Freitag, 17. August 2018

Ferien in den Ferien

Jetzt,  da meine Spracherkennung streikt, muss ich  länger  überlegen, ob ich was im Blog  eintrage oder nicht. Da aber momentan  sowieso überal  Ferien sind, und ich  zur Abwechslung mal jede Menge Zeit  habe, werde ich  diese Mühen jetzt auf  mich nehmen. Die Spracherkennung  habe ich von meinem PC  runter geworfen.  Mal sehen, ob ich  sie nach längerer Übung mit  den Fingern  überhaupt noch brauche, da sie  mehr Zeit  zum  Einpflegen  der  neu trainierten Wörter  erfordert, als sie mir  überhaupt  je nützt, da  sich dieser Aufwand  nie  amortisiert. Denn kaum ist mal alles  eingepflegt und aktualisiert  auf dem neuesten Stand, stürzt  das doofe Programm sowieso wieder ab.  Dann  geht alles von vorne los, gnädigerweise  dann aber  ausgehend vom letzten  abgespeicherten  update  des Vokabulars.  Jetzt, da ich wegen  der Transplantation aber wieder  fitter bin, kann ich wieder besser mit den Händen  tippen, weil  ich mehr Kraft und mehr Konzentration  und mehr Durchhaltevermögen  habe.  
 
Endlich habe ich auch den Dankesbrief   an meine Spenderfamilie  geschrieben, der aber  noch  von einigen "versuchskaninchen"  durchgelesen werden  muss, ehe der dann auf die Reise zur DSO, DeutscheStiftung Organspende gehen kann,  um  nur ja niemanden zu  verletzen.
 
Ansonsten  war ich  in der  Vor-Hitzewelle im Juni  im Schwarzwald  bei meinem guten  Freund.  Er ist jetzt umgezogen.  Seine Wohnung ist wesentlich schöner und bequemer  zu erreichen. Er wohnt auch besser als vorher. Allerdings  ist die Wohnung  unter dem Dach, was  schon im Juni kaum  auszuhalten war.  Außerdem musste man sehr  komplizierte Treppen  an der Außenseite  seines  Wohnhauses  hochgehen, um dann schon  im ersten Stock  ins Haus zu gelangen.  Die Treppen waren laufend unterbrochen, dann musste ich wieder den neuen Absatz finden.  Irgendwie fühlte ich mich permanent von  den Hausbewohnern beobachtet, da mein Bekannter  sagte, dass sie nicht gerade sehr freundlich  sind.  Als wir einmal  gerade  nach unten gingen,  machte  eine Frau  die  obligatorische  Kehrwoche, die ja im Schwabenland schon zur folklore gehört. Das ist  eine bitterernste Angelegenheit.  Da fragte also  der Bekannte von mir, ob wir die Türe offen lassen sollen, und  sie entgegnete  in sehr   kaltem und knappem   Ton, JA, KÖNNETSE!  Ich dachte, die Hölle friert zu!  Überhaupt ist die Kehrwoche  ein sehr  schwieriges Thema. Da  er mit einem anderen Junggesellen   ganz  oben wohnt, haben die beiden  Nachbarn unter sich ausgemacht, dass sie  nicht jedesmal ihren  Treppenabsatz kehren. Der Nachbar  hat sogar  gar nichts gemacht, was aber beiden egal war. Da hat dann einer  der weiter unten lebenden Hausbewohner sofort einen  Beschwerdebrief  an den Vermiter  geschrieben, dass der  eine  von den beiden  da oben die Kehrwoche nicht  macht.  Denn jeder  kommt auf seinem Stockwerk  alle zwei Wochen  dran  mit der kleinen  Kehrwoche, und alle sechs Wochen müssen  alle Mietparteien im Turnus  dann  das  untere Treppenhaus, die Eingangshalle  und die Außentreppe kehren.  Daraufhin  bot dieser Nachbar meinem  Bekannten an,  jetzt eben  für  seine nicht erledigten  Pflichten  dann  die  nächsten  Wochen  den Treppenabsatz und  den Flur   vor  ihren Wohnungen zu reinigen.  Daraufhin meinte aber  mein Bekannter, dass  dann womöglich  einer der anderen Hausbewohner  wieder einen  Beschwerdebrief an den Vermieter sendet, dass er nun  wiederum die Kehrwoche nicht einhält.   Was soll man  dazu noch  sagen?  Zum glück haben wir  einen Hausmeister. Er erzählte mir auch, dass mal ein  Bauteil  seines Modellfliegers versehentlich  auf die Terrasse  seiner unten drunter lebenden   Mitbewohner gefallen ist. Statt aber einfach mal rauszuschauen, wenn er  an deren Wohnung vorbeiläuft, rief  die Frau von oben, als er gerade unten sein  Auto geparkt hatte, dass   ein Bauteil  auf ihrer  Terrasse  gelandet sei,  und prompt warf sie es ihm nach unten  zu.  Er  meinte, was habe ich denen denn getan?  Solche Probleme haben  wir in der Großstadt  nicht, da  man  sich da  aufgrund  der Anonymität   nicht so kontrolliert fühlt.
Da er oben  am Berg wohnt, mussten  wir  die sogenannte Himmelsleiter runter,  um abends noch ein Eis zu essen. Die  Bahnfahtt  war nämlich  denkbar  anstrengend.
 
Die Deutsche Bahn hat so ziemlich alles  geboten,was  die Deutsche Bahn nun einmal so an Unbill  auf Lager hat.   Da  die  direkte Verbindung wegen  Stuttgart 21 gesperrt ist, musste  ich  umsteigen. Daher  waren es nur  Regionalzüge, bis auf einen  einzigen IC, und der  kostete mit BahnCard 50  nur  15 Euro. Ich hätte das Dreifache  gezahlt, wenn ich dafür  nicht all den folgenden Horror erlebt hätte: Erst einmal hatte man meine  Umsteigehilfe  beim  Mobilitätsservice nicht bestätigt. Sonst bekomme ich immer  vier SMS und vier  E-Mails, nämlich, dass  die  Hilfen  für die  Hinfahrt angemeldet  sind, dass die Hilfen für die Hinfahrt jetzt  bestätigt wurden, dass die Hilfen für die Rückfahrt angemeldet  sind, und dass die Hilfen für die Rückfahrt  jetzt auch bestätigt wurden. Das   habe ich nie so genau durchgelesen, da  es bisher ja immer geklappt hat. Diesmal war ich froh, nur  zwei  Mails  und  nur zwei SMS erhalten   zu haben.  Das war  aber  der Fehler, denn  es waren  nur die Benachrichtigungen darüber, dass die Fahrten  angemeldet  waren, aber die Bestätigungen waren  eben nicht  dabei. Somit insistierte ichdann  beim Infopoint, dass  ich erst dann fahren würde,wenn gewährleistet sei, dass ich in Stuttgart auch die nötige Hilfe   bekommen würde.  Das wurde dann garantiert, und daher  entschied ich mich zur Abreise.  Als  dann die Einsteigehilfe mich  in den Zug brachte, stellte sich heraus, dass auf meinem Platz jemand   saß. Der maulte gleich los, dass er nicht  aufstehen würde, denn  seine Familie hätte auch reserviert, die  Platznummern würden nicht stimmen, und  er  hätte ja auch daraufhin nicht  an  seinen  eigentlich  reservierten Platz  gehen können, daher würde er jetzt  mit seiner Familie da sitzen bleiben.  Es sei ja noch genug Platz  da. Ich sagte, ich bin blind, und wenn dann jemand  anderer  auf  den Platz  will, den ich mir dann aussuche, kann ich  nicht umziehen, da ich  mir  damit schwer tue. Außerdem   muss ich  genau  hier sitzen,  da ich  ja  Umsteigehilfe  habe, und die müssen ja wissen,wo ich ungefähr aussteige. DA  stand  er unter lautem Schimpfen  und  Meckern  auf  und wechselte  den Platz. Ich sagte, das fängt ja alles gut  an, denn meine Umsteigehilfe  wäre fast auch nicht gekommen. Da maulte der auch noch los,  ich solle halt entspannter bleiben, dann würde es schon gehen.  Dann half mir  die Frau hinter mir, meinen Koffer  ins Gepäcknetz hochzuwuchten, und da keifte er auch gleich wieder los: "Und mir hilft mal wieder keiner!"   Da hätte ich am liebsten gesagt, wie war das  noch  mit der  Entspanntheit!? Aber ich sagte lieber  nichts, weil ich in solchen Situationen eh immer der Verlierer bin.   Ich war entsetzt und sagte zu der Frau hinter mir,  "haben Sie das gehört, was der gerade gesagt hat, der sieht doch, der ist doch  groß und stark!" DA sagte sie, sie habe einen Mann im Rollstuhlgehabt, der sei jetzt verstorben, aber sie wisse, wie das sei.  Die Kinder des Mannes waren extrem laut. Normalerweise  stört mich  Kinderlärm nie, da Kinder  was Wertvolles sind, aber weil mir die ganze Familie schon zutiefst unsympathisch war, bewertete ich den  Lärm  als  absolut  unerträglich. Ich hatte  aber Kopfhöerer  dabei. Bei dem Vorbild wundert es  einen nicht, was mal aus solchen Kindern werden  wird.
In Stuttgart  wurde ich  dann wie vereinbart erwartet. Aber ich musste nochmal auf die Toilette. Die Behindertentoilette, zu der man mich brachte, stand komplett unter Wasser. Es wurde abgestritten, dass es sichdabei um Urin handelt. Aber ich vermute mal.  Ich bat darum, dass man die erst sauber macht, da ich transplantiert  bin und mir daher aufgrund des unterdrückten Immunsystems nicht  erlauben kann,  in so einem Infektionsherd zu sitzen, obwohl ich immer ein Spray dabei habe, denn einmal Rotaviren  sind genug !  Dann dauerte es ewig,  bis der Zugkam, und ich war auf einmal hundemüde. Zugfahren  ermüdet  mich  ungemein  wegen  der künstlichen  Klimatisierung und dem Sauerstoffmangel im Zug, und die Luftveränderung   in Richtung  Schwarzwald tat  den ganzen Urlaub ihr  Übriges  dazu. Ich konnte kaum noch stehen.  Endlich fuhr der Zug ein, aber er fuhr ewig nicht ab. Es war brütend heiß,  denn die Klimaanlage war ausgefallen, und man kann  heute ja die Fenster  nicht mehr öffnen.  Zwanzig Minuten später ging sie immer noch nicht,aber  wir fuhren dennoch los. Ich frage mich, warum man dann zwanzig  Minuten vergeudet hatte und uns in der Hitze  schmoren ließ, um   dann später sowieso auch mit kaputter  Klimaanlage  loszufahren. Die Leute  schimpften  und wetterten, selbst in einem  Tiertransporter  würde man das  nicht erlauben usw., wobei ich glaube, dass es da noch wesentlich  wüster zugeht, denn da kümmert sich keiner mehr.  Ich  sagte lieber nichts, denn jedesmal, wenn ich auch mit schimpfen will, dann kommt ja eh wieder so ein Gelassenheitsspruch von wegen, was man nicht ändern könne, müsse man halt  hinnehmen. Ich  würde auch so gern  mal mit anderen   zusammen in einer Gruppe rummaulen, damit ich auch mal dazugehören kann , aber ich  werde dann eher wie ein Kind behandelt. Andere  schimpfen über das Wetter, aber sobald ich dann auch mit  einstimme, kommt sofort  bei den Erwachsenen  die Erzihermasche  durch, und sie sagen, der Regen ist doch nötig, und  ändern könne man es jetzt  ja eh nicht, man müsse das so nehmen, wie es sei. Dann vergeht   mir die Lust.  Ich rief  bei meinem Bekannten an und fragte, ob ich nicht früher aussteigen könne, oder ob das zu weit wäre, da ich es in dem Zug nicht mehr aushilet. Da  meinte er, ich müsse durchfahren, da das  der näheste  Ort sei. Ich jammerte dann schon, und da keifte dann eine Frau gleich los, man kann das doch nicht ändern usw. DA sagte  dann ihr Freund zu ihr, dass ja nicht jeder  alles gleich gut aushalten könne, für manche Leute sei das halt schwerer als für andere. DA haben  wir es wieder! Der eine ist halt hart im Nehmen, und der andere ist ein Schwächling! Dass die anderen, die mittlerweile  ausgestiegen waren, geschimpft  hatten wie die Rohrspatzen, wurde dann vergessen.  Und auch die riesige Reisetasche, die darauf hindeutete, dass ich ja  schließlich  schon länger unterwegs war, wurde nicht bemerkt. Denn  wenn man erst einsteigt, dann ist es vielleicht auch leichter, als wenn man  schon eine längere Fahrt   unter diesen widrigen Umständen  hinter sich  hat. Mal  ganz zu schweigen  von  dem Umstand, dass ich ja  auch chronisch  krank bin. Das sieht man aber ja nicht. Als ich dann endlich  ankam, war ich  triefend  nass, und ich wollte  ein Eis oder  was zu trinken. Letzteres war gerade noch möglich, dann war aber  die Parkzeit  zu Ende, und wir mussten  weg.  Wie gesagt, ich hätte lieber keine Behinderung  und keine dadurch  gewährten Vergünstigungen, wenn ich dafür etwas  weniger umständlich  reisen müsste, oder wenn der  Komfort besser wäre. Aber  die Preise ziehen  immer mehr an, auch wenn   wir Behinderten viel billiger fahren.
 
 
Als wir dann das Eisessen abends nachholen wollten, waren alle Eisdielen  zu. Es war ja immerhin schon  achtUhr abends, da ist der  brave Bürger  und der therapietreue Kurgast  in diesem Ort im Bett oder zu Hause  vor dem Fernseher. Dennoch fanden wirdann eine  Möglichkeit, dass ich ihn dann doch noch zum Eis einladen konnte, weil ich unbedingt eines wollte. Das  hat wenigstens  auch geschmeckt. Wir stiegen  dann die Himmelsleiter wieder rauf, und es ging mit einer  einzigen Pause, da  es mittlerweile schon abgekühlt hatte.  Eigentlich war es sogar schon so kalt, dass man eine Jacke gebraucht  hätte.
Am nächsten  Tag wollten wir etwas den Ort ansehen, aber es war sehr heiß.  Wir ließen die Füße  in eiskaltes  Flusswasser hängen, und schon  ging der Donner los, und ich fand es ratsamer, dann uns  lieber vom Wasser  fernzuhalten.  Nichts kann man hier machen. Ich wollte unbedingt wieder Eis essen gehen, da ich  Eis so gerne mag, und  die Eisdile  war  sehr schön, die Besitzer waren nett, und es gab  einen  riesengroßen Erdbeerteller . Wir kauften auch ein,denn  mein bekannter hat  ganz viele  lustige Küchengeräte wie  Dampfgarer, Backofen mit Glasglocke zum Zuschauen, Crépe-Gerät, Raclette, Fritteuse  etc.  Da Essen gehen immer so teuer ist, dachte ich, wir probieren alle  seine Gimmicks  und Gadgets  mal durch.  Es war schon interessant,  mit meinem verbliebenen Sehrest dann durch die  Käseglocke  durchzuschauen, wie  der Toast Hawaii  dann langsam  braun  wurde.   Wir mussten  noch eine  Personenwaage  kaufen, da ich mich  jeden Tag  wiegen muss, um  den Wasserhaushalt  zu kontrollieren.  So etwas  hatte er nämlich noch nicht.  Aber  er hatte zuvor  nichts  gefunden, und so schlug ich dann vor, beim Tchibo  zu gucken, und  da war sie, und ich hatte sie gefunden.  Ich  habe ihm 5 Euro  zu den 15 Euro für die Waage  dazu  gegeben, weil  er sie ja sonst  nicht bräuchte, meinte  er zumindest.  Die Gebrauchsanweisung  haben wir später genauestens studiert, weil ich  das mit  der Bio-Impedanz-Analyse  mal  ausprobieren wollte,wo einem  Wasser,  Fett- und Muskelanteil  aufgeschlüsselt  werden.  Ich lese alle  Gebrauchsanweisungen  sonst immer sehr genau durch, und das war  für  meinen guten Freund hier  ganz neu, weil er alles  so macht, aber das geht halt nicht  immer.
 Daher hatten wir mit Waage  und sonstigen Drogerieeinkäufen sehr viel den Berg hoch zu schleppen. Leider  war es dann  tagsüber schon so heiß, dass ich  , als wir dann die Strecke ohne Treppen  hochliefen, "liegen blieb", und ich  sagte, ich könne jetzt keinen Meter  mehr laufen. DA holte er dann  das Auto und brachte mich nach oben. Er erzählte  mir dann später,dass er  auf dieser Höhe mit seinem    E-Bike  auch  jedesmal  schlapp machen würde.  Das Problem war nur, dass dann  urplötzlich sein Außenspiegel  vom Auto abging, weil  es so heiß war. Das  "Tablett" , auf dem der Spiegel festgeklebt  war, fiel heraus. So saßen  wir  oben erst mal fest, da ich ja  zwar den Berg runter aber nie wieder  raufkommen  würde. Daher mussten wir dann zu einem  Auto-Ersatzteil-Händler, damit er für sein  gebrauchtes  etwas älteres Modell was finden würde. Ich schlug vor, dort  erst einmal anzurufen, und das taten wir dann auch.  Wir fuhren erst zu  dem  nächst gelegenen, aber da  hätte man es erst bestellen  müssen, und  es wäre obendrein auch viel teurer gewesen.  Daher  gingen wir dann eben  noch zu dem, bei dem ich angerufen  hatte. Der  Verkäufer  war total nett. Er meinte, das nächste Mal müssten  wir es aber auch gleich reservieren lassen, denn der Teufel wolle  es, und  genau  bis wir dann ankämen, würde jemand anderer, der dann rein zufällig  genau dasselbe Auto  hätte,  den Spiegel dann wegkaufen.  Ich  schlug vor, dass wir das Teil gleich  vor Ort anmontieren , denn,falls es nicht passt, könnte er  es dann auch gleich wieder  zurückgeben.  Es funktionierte erst mal nicht,  und ich  schlug vor, doch den netten Verkäufer zubitten, es hinzumachen. Der meinte aber, er dürfe das  nicht. Normalerweise  gelingt mir das nie, aber ich hatte so einen  guten Draht  zu dem Verkäufer  erlangt, dass ich ihm mit  einem gewissen  Augenaufschlag  erklärte ,  dass ich ja als Beifahrerin blind sei, und dass er alleine das nicht machen kann. Da sagte er dann, gucken  könne er ja mal. Er verglich dann das  alte Teil  mit  dem neuen, und es sollte eigentlich  passen. Wir übten auf  Anraten  des Verkäufers dann den Einbau erst nochmal mit dem alten, damit nichts  kaputt ging, aber dann klappte es. Ich war  schon stolz, dass ich da so viel mit organisieren konnte.
Danach gingen wir noch in einen Hosenladen, da es hier angeblich günstige  Hosen  in allen Größen  gibt.  Ich muss immer die teuersten  nehmen, da ich Unterlänge  von 30  cm brauch, was man uncharmant auch untersetzte  Größen  nennt, auch wenn man vielleicht gar nicht untersetzt ist.  Die Verkäuferin sagte aber sofort, nachdem ich den Laden betreten  hatte, in Ihrer Länge haben wir gar nichts,  es ist Schlussverkauf, und so musste ich  wieder gehen. Mal wieder keine  Hose, aber jeder  erklärt mir ja, das ginge ihm oder ihr genauso. Wenn das wirklich  so  stimmt, warum presst dann die Kleiderindustrie alle in ein Procrustes-Bett,  wenn angeblich doch keiner  dafür geschaffen ist? Das kann ja nicht sein, dass niemandem  das Zeug passt. Ich  habe immer eine extrem kleine wenn überhaupt  irgend  eine Auswahl an  Hosen. Daher wäre,   wäre ich sehend, der Baumarkt  eher mein  Metier, da ist es viel interessanter,  und es werden einem die körperlichen  Unzulänglichkeiten nicht ganz so brutal  gespiegelt.
Wir waren dann auch noch bei einem schneider, da die neue fair  gehandelte Recycling-Jeans, die ich  mir  extra gekauft hatte, um auch mal was "Gutes" zu tun, schon wieder nach einem halben Jahr an der  bei mir  üblichen Stelle  am linken Knie ihr Loch bekam. Denn ich rutsche  so viel am Boden rum, weil ich laufend  was suche, oder ich hocke am Boden, weil ich  da was machen kann,  bei dem mir  dann nichts  mehr runterfallen kann. Auch wenn man die Knie anzieht,  gehen die  Hosen genau da immer  kaputt. Das passierte  früher nach einem Jahr, jetzt  ist es schon nach einem  halben Jahr so weit, und bei mir kosten Jeans oft 60-90 Euro.  Die Qualität  läßt  aber offenbar mehr und mehr zu wünschen übrig. Und dann muss man  ja auch noch im Hinterkopf behalten, dass  ich ja durch meine   "Kleine" (Grüße kann man ja da gar nicht  mehr sagen)  dann auch wieder  Schwierigkeiten habe, eine neue  zu finden.   Daher ließen wir sie flicken. Das ist zwar eh gerade modern, aber  ich  finde, mit 50 muss man nicht mehr mit künstlich reingeschnittenen löchern  rumlaufen, weil das dann einfach nur noch peinlich ist.  Und bei  einer Blinden  denkt man dann womöglich  noch, die  merkt  das  mit dem Loch einfach  nur nicht   und läuft  unachtsam  damit herum.  Und weil ich so klein  bin, hält mich dann  jeder für  ein kleines Mädchen  mit Flicken auf  der Hose. Daher  hat sie es dann so genäht,dass man es nicht sieht.  IN der Stadt guckten wir dann so rein zufällig mal in ein Schuhgeschäft  rein, weil ich  keine Sandalen mehr in meinen Koffer  bekommen  hatte.  Mein Bekannter findet  immer mit  schlafwandlerischer  Sicherheit genau  die Sachen, die mir gefallen.  So hab ich  mich gleich in die Sandalen verguckt, aber ich  wollte sie  erst nicht nehmen, weil sie so teuer waren. Aber sie ließen  mir keine  Ruhe.  Sie sind  vorne geschlossen, so dass man  sie  mit und ohne Strümpfe  tragen kann.  Die sind aus  hellem Wildleder, und  das hat  mir sofort gefallen. Außerdem  bat ich die Frau,  mir ein paar  Filzpantoffeln  zu suchen, und sie kam  nach  langer Zeit mit SIEBEN  Paar zurück!! Bei  uns in der Großstadt, wo es  so viele dieser furchtbaren  Ketten gibt, habe ich keine gefunden, und auch die  Bestellungen aus dem Internet gingen  alle wieder zurück. Aber in diesem kleinen Ort,   in diesem kleinen  Laden fand diese Verkäuferin  gleich SIEBEN paar. Sie hat ihren Beruf  mit so viel Liebe   und Herz ausgeführt, dass man  die kleinen Läden  wirklich  nur loben  und  lieben kann. Also  war ich hin und weg,  und auch die Sandalen  gingen dann auch gleich mit auf die Rechnung. Ich kaufte dann beide, und das war sündhaft teuer. Doch halten  bei mir die Sachen sehr lange, und ich habe sogar  noch  zwei Paar Sandalen aus dem Jahre 2007  und 2008. Die ziehe ich heute auch noch an. Alle anderen Schuhe oder Kleider, die billiger waren, gingen sofort kaputt und waren außerdem extrem  unbequem. Ich  habe am liebsten  die ganz bequemen Schuhe, mit denen man wie auf Watte läuft. Natürlich brachte mir das gleich wieder die Bemerkung ein,  bei mir sei das ja einfach,  ich könne ja  einfach mal eben so eine Entscheidung  für Schuhe treffen. Dass ich aber auch mit meinem  Geld sehr  Haus halte und sehr bewusst einkaufe, das  sieht dann keiner.  Ich  entgegnete, dass ich halt  daher  teurer kaufe, damit es auch  dafür länger hält. Da  meinte er natürlich gleich ,   ich würde ja auch weniger laufen, daher würden bei mir die Schuhe auch länger halten.. Klar,  das wird einfach mal  so angenommen. Dabei ist  der ja Fahrer, der läuft sicher auch  nicht viel mehr.  Warum kann  es nicht einfach mal daran liegen,dass ich einfach gut einkaufe  und gut überlege?
Im Supermarkt war es immer etwas schwierig, weil  wir uns nicht ganz so  einig waren, wer jetzt zahlen muss. Denn ich fand,  da ich  bei seinem Besuch bei mir immer alles gezahlt hatte, sogar die Eintritte  ,  bei denen die Begleitung frei war, und er das nicht mit mir geteilt hat, und weil  ich sogar  die Extras   wie Kuchen   etc.  gezahlt   hatte, als  er bei  mir  zu Gast  war, und weil ich ja  bei ihm  auch  , wenn wir ausgingen, ihn mal einlud, fand ich, dass ich dann im Supermarkt bei  ihm nicht auch noch mit  zahlen müsste. Das hat er dann wohl geschluckt  mit der Argumentation, er wolle ja nur nicht, dass  er dann nicht genug Bargeld dabei  hätte, und ich ihm dann aushelfen müsste. Das ist eine bemerkenswerte Logik, ich soll also  was dazu zahlen, damit er  an der Kasse nicht  dasteht und mich um  Aushilfe bitten muss? Das wäre ja dann nicht der Schutz meines Geldbeutels sondern eher der  Schutz  vor Blamage für ihn.  Heutzutage hat man ja Karten, aber  manche wollen das nicht. Aber zum Glück konnten wir das dann klären. Denn er hat dann auch von sich aus zugestanden , dass die Sachen , die ich     unter anderem auch bei Bofrost vorbestellt und  besorgt hatte, bei mir zu  Hause  auch nicht gerade  so ganz billig waren.
Wir sind dann öfter mal zu dem Konditor , wo man sehr guten  Kuchen bekam , und  haben  auch  seine  Kanne mit  dem  Sieb drin  ausprobiert.  Das war billier, als wenn man  ins Café  geht.  Aber  dann waren wir ja  bei diesem Baumarkt, wo wir  das mit  dem Spiegel gemacht  hatten. Da das Wetter anzog, meinte  er eben, wir sollten dort bei der Bäckerkette den Kuchen  mitnehmen, aber dazu hatte ich keine Lust. Ketten gibt es bei mir in der Großstadt genug. Als wir aber dann im  Ort waren, stürmte und schüttete  es derartig, dass wir nicht mehr aus dem Auto kamen und bei dem Bäcker nicht mehr aussteigen konnten, wo wir sonst immer hingehen. Ich hätte mich in den selbigen beißen können, da ich  nicht auf ihn gehört hatte, und da ich unbedingt dort  einkaufen wollte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Da schlug er dannvor, dass wir jetzt ganz schnell dort hinrennen, dort Kafee trinken,  er würde mich einladen.  Ich  fürchtete, dass das Wetter danach auch nicht besser wäre, also könnten wir genauso  gut auch den Kuchen holen und wieder ins Auto rennen und daheim  Kaffee trinken. Aber er   hatte Recht, und ich  hatte das mal wieder schlecht vorhergesehen. Als  wir fertig waren, hatte es tatsächlich aufgehört. WIE machen das andere immer, dass sie alles so gut vorhersehen  können? Und warum lerne ich das nie?  Auf jeden Fall waren wirdann endlich  wieder daheim, und es klarte sich  genau dann auf.
 
An einem Tag sindwir auf  einen nahe gelegenen Berg  gefahen, dort haben wir dann einen Baumwipfelpfad besichtigt. Das war  für Blinde mal wieder sauspannend! Denn die Wipfel waren so weit weg, dass man sie nicht greifen konnte.  Es war ,als würde man haltso durch  den Wald  gehen.  Daneben waren etwas kleinere Brücken  an der Seite, auf die man seitlich abweichen und andere Dinge abtasten konnte. Als er mir gerade was zeigte,  und wir daher etwas länger brauchten, haben sich aber gleich wieder Leute hinter uns mockiert, dass wir den Weg blockieren würden. Die haben da wenig Verständnis, dass ich da  etwas mehr tasten muss und  somit mehr Zeit brauche. Denn ich wollte mal  fühlen, ob da  ein Netz  unter den  Zwischenräumen  der Brücken  ist,  wenn  man versehentlich  daneben  tritt,  weil diese kleineren Brücken  extra etwas abenteuerlich  gebaut waren. Das konnte ich mir ansonsten ja nicht  vorstellen.  Irgendwann kamen wir dann  an  einem Teil vorbei, wo man Fußabdrücke  von Tieren  in Mulden gegossen ertasten  konnte. Aber was es für ein Tier war, stand  weder  in Schwarzschrift   geschweige  denn in Punktschrift  dort. Einmal  sah  er ein Bild mit einem Eichhörnchen, darunter stand: Eichhörnchen  Hans, fünf Jahre alt.  So ein Quatsch! Was fängt man  als  jemand, der wenig  mit Eichhörnchen zu schaffen hat, jetzt  mit dieser Info an? Wie alt wird  denn ein Eichhörnchen überhaupt?  Ist das jetzt alt  mit  fünf Jahren, oder jung? Und was sonst hat so ein Tier an sich, was  interessant  wäre, und warum es hier abgebildet ist? Der  Weg hatte sich nun echt gelohnt.  Am Ende war dann noch eine Art Serpentinenweg  zu einem Turm, wo ich dann mehrfach  anhalten musste, weil mir schwindelig wurde. Oben  konnte  man dann die tolle Aussicht  genießen, wenn man denn konnte.  Es hätte auch  innen  in  dem Turm so eine Art Rutschbahn  gegeben,  auf der man wie auf  den Spiralen eines Tauchsieders  nach unten gerauscht  wäre.  Der Hintern wird dabei sicher auch  genauso heiß.  Darauf verzichteten  wir aber lieber. Ich hatte zuvor schon  Angst vor dem Baumwipfelpfad, da ich  dachte, das sei wie eine Art  Hängebrücke  in  den Bäumen, wo man dann wie ein  Äffchen  runklettern müsste. Dass es aber stattdessen so sterbenslangweilig  war,  hätte ich jetzt auch nicht erwartet. Immerhin durften  wir mit der Seilbahn kostenlos  hoch, und der  Eintritt zu diesem Baumwipfelpfad  kostete  ermäßigt  für mich "nur" 9 Euro, die wir uns auf  meinen Vorschlag  hin dann teilten.  Was soll man da sagen, hätte ich lieber mehr bezahlt  und dafür was gesehen? Aber  auch für Sehende war das sicher  nicht  allzu spannend  geschweige denn lehrreich, weil man nur erfuhr, dass da ein Eichhörnchen lebte oder gelebt hat, das  fünf Jahre alt war, als das Foto geschossen wurde. Immerhin  hatten  wir  was zu lachen.
In dem Ort  waren auch behinderte Menschen integriert, denn  einer von ihnen, welche  weiter oben  auf einem Berg wohnten, kam immer in den Ort und besuchte reihum die Geschäfte, begrüßte  die  Verkäufer und  wollte ein Schwätzchen  mit ihnen  halten. Ich habe ihn  mehrfach erlebt, da er öfter genau  da auftauchte, wo  ich auch gerade war.  Ich durfte mich zum Beispiel  in  einem kleinen Supermarkt  am Bahnhof  problemlos  unterstellen, während   mein Bekannter  sein Auto  holte, weil  der Wind  so stark  ging, dass ich  da keine Luft kriege.  Bei uns hätte man da sicher gemeckert, dass ich im Weg  stehe, und dass das keine Wartehalle sei. Das ist dannder vorteil  einer Kleinstadt, wo die Leute gerade in den Geschäften  total  freundlich  und sogar herzlich  waren. Eines Tages saßen wir dann  da und zerbrachen uns den Kopf, was man denn hier im Schwarzwald  noch machen könnte. Bei uns gibt   es Museen, Kabarett, Konzerte, Kino etc.   IN Stuttgart gibt  es nicht viel, da kann man nur Geld lassen. Ich hatte mich in einem Ort mit Honigprodukten eingedeckt, wo wir jedesmal hinfahren, wenn ich zu Besuch bin. DA habe ich dann mehrere Flaschen Honigduschgel, Honigbonbons  und Honig-Handcreme  mitgenommen. Das war also jetzt auch schon  erledigt.  Das Burger-Essen in dem Laden, wo man bei der Zubereitung  zusehen kann, wollten wir machen, wenn ich dann  nach Stuttgart zum Bahnhof gebracht  werden würde, denn  die Fahrt mit  dem Pendelzug  wollte ich mir bei der Rückfahrt  ersparen. Das fiel also auch aus. Bis das Auto  den neuen Seitenspiegel   hatte, waren wir sowieso  schon viel zu Hause in der Wohnung geblieben. Er hat einen lustigen  Saugroboter, der von  alleine durch die Wohnung fährt. Das  wollte ich unbedingt  mal sehen. Daher  saßen wir einen ganzen Vormittag  im Wohnzimmer, das  sehr groß ist, und wir beobachteten  das Ding, wie es um die Möbel  herumfuhr. Manchmal kam es genau an meinen Fuß und knabberte  an meinem Zeh herum.  Das war wie ein  Haustier,  und  immer  dann,  wenn er  es  mal hochhob, piepste es, weil es dann  durch die Sensoren  registrierte ,  dass es keinen Kontakt mehr zum Boden hatte. Oder es verhedderte sich in den Gardinen, dann musste man es befreien, damit es weiter kam.  Es ging auch von alleine in seine Ladestation zurück, wenn es wieder neu laden musste. Und das konnte man  auch selbst  einleiten, wenn man die Fernbedienung  betätigte. Ich fand das Teil megaspannend. So was habe ich nicht, daher wollte ich mir all die Spielerein mal ansehen.  Als wir also dann auf der Bank in der Sonne  in der Stadt  saßen und überlegten, was wir denn noch machen konnten,  fiel  mir ein, dass wir ja seine ganzen Modellboote, Drohnen oder  Modellflugzeuge auch mal  ausprobieren könnten. Denn in seiner  Nähe ist ein kleiner See. Genau in dem Moment, als wir das  besprachen, kam  ein  enormer Regenguss, und  wir hatten nicht mal Zeit,   dieRegenjacke anzuziehen. Wir rannten nur noch unter  ein Dach, und genau  dann, als wir  klatschnass dort  ankamen, hörte  es  zu regnen auf. Da hat es mir gereicht.  Ich hatte zuvor schon  gesagt, dass ich, wenn er mir nicht böse wäre, lieber heimfahren wollte, weil man hier absolut nichts unternehmen kann.  Dieser Regenguss, der offenbar nur uns gegoltn   hatte, hat mich dann  darin bestärkt. ER meinte, er würde mich fahren, dann könnte er auch noch mit, aber ich müsste ihm dann das Benzin  zahlen.  Außerdem  hatte ich so viele  Dinge  gekauft  wie  die Honigerzeugnisse, dieSchuhe, und dann hatte ich ihm auch noch einen Wäschetrockner für  über die Badewanne  abgekauft, den ihm jemand  mal geschenkt  hatte, für  den er selbst aber keine Verwendung  hat, weil  die Wände  unter  dem  Dach ja schräg  sind.  Das alles hätten wir  dann entweder schicken müssen, oder  er hätte  es mir bei seinem nächsten Besuch  mitbringen  müssen. Daher   sagte ich, dass ich   dieses  Wäscheding und die Hinfahrt bezahlen  würde, und  er meinte, von ihm aus könnten wir heute noch fahren. Daher packten wir dann alles zusammen, nachdem wir zuvor noch einige Lebensmittel  eingekauft  hatten, weil ich ja nichts  mehr zu Hause hatte.  Das ging  alles relativ schnell. Wir tranken noch  Kaffee, aber dann ging es los. Abends   hatten wir nämlich auch wenige Dinge, die man im Schwarzwald unternehmen konnte, außer, dass wir  jeden Abend  die  aufgezeichneten Folgen  von  Ottfried Fischers  Pfarrer Braun angeschaut hatten, aber selbst das wird irgendwann langweilig.  Viel laufen konnte man da auch nicht, weil  es überall gleich so  arg steil war, dass man kaum noch  gehen konnte. Ich bin da schlecht in Form, mir taten  sofort die Beine weh, auch wenn ich abends gern  mal  losziehen wollte, um wenigstens  in der Kühle mal einen  kleinen Abendspaziergang zu machen.  Einmal  sind wir ins Nachbarort  gelaufen und   dann  auf  einem  anderen Weg  wieder zurück, da  wir so  flach wie möglich  laufen  wollten, und so kamen  ganze  acht Kilometer zusammen. DA war ich schon  stolz. Somit war wirklich  alles ausgereizt, und die Fahrt  nach Hause konnte losgehen.  Ich hatte noch gesagt, was wir alles von  ihm mitnehmen müssen, damit  es bei ihm nicht vergammelt, wie  Kartoffeln, Joghurt etc., aber das meiste hat er dann doch vergessen, da wir so eilig gepackt  hatten.  Das verlief dann auch nicht ganz spannungsarm, da  ich   meine Sachen kaum fand, weil ich ja  nicht meine  daheim  gewohnten Plätze  hatte,und  weil er gleichzeitig  sein Zeug packen  musste, mir helfen  und dann auch noch  die allgemeinen  Dinge  zusammenstellen  musste. Denn das  Raclette sollte auch  mit, weil wir das noch nicht  ausgetestet  hatten.   Leider konnte ich beim Schleppen nicht wirklich helfen, da ich schon mit mir selbst   zu tun hatte, um die vielen Treppen heile herunterzukommen, und für die Nachbarn muss das wie ein Exodus  ausgesehen  haben.  Aber dann konnten wir fahren.  ER  wollte das Geld gleich, damit er  tanken konnte.  Ich hätte es ihm natürlich auch selbstverständlich  bei Gelegenheit gegeben, aber er wollte es halt sofort. Beinahe wären wir gar nicht  aus der Gegend rausgekommen, weil wir immerwieder  auf Baustellen oder Umleitungen  stießen, aber irgendwann nahmen wir dann  den Weg, den das Navi NICHT  angezeigt hatte, nämlich über die Autobahn, und dann  konnten wir uns endlich  von dieser Umlaufbahn entfernen und  in meine Welt zurückfahren.
 Zu Hause  in meiner  geliebten  Großstadt  angekommen gingen wir erst mal in das  tolle Restaurant bei mir um die Ecke, wo es richtig gute Hausmanskost  gibt, und da konnten  wir uns eine  riesige Portion  teilen, weil das sehr viel ist. Die Bratkartoffeln  nahmen wirdan noch extra. Das  ganze Gepäck musste dann ja noch ins Haus. Aber da nahmen wir erst  einmal das Nötigste  mit.
Mein netter Taxifahrer, der  bei mir auf der Straße wohnt, hat derweil  auf meine Wohnung aufgepasst. Dem habe ich dann  einen  Krug mitgebracht, den mein Bekannter zu Hause hatte,  und den habe ich dann mit Bonbons  gefüllt, denn Trinkgeld will er immer keines.  Auch einige der Honigbonbons landeten im  Krug.
Am nächsten Tag gingen wir in den Baumarkt, wohin auch sonst.  Mein Bekannter hatte nämlich eine ganz  tolle Klobrille , die ganz langsam  und leise  von selbst runtergeht ,wenn man  sie anstößt, und sie knallt nicht auf   die Klobrille  oder  den Toilettenrand drauf, wenn man  den Deckel fallen lässt. Das wollte ich auch haben.  Da fanden  wir die einzige, die mir gefiel, und es war natürlich mal wieder die, die am meisten gekostet hattte, aber es hielt sich im Rahmen. Er hatte sie damals  als non-food  in  einem  Lebensmittelladen gefunden, der aber bei uns abgebrannt ist.  Ob der je wieder  aufgebaut wird, ist die Frage.  Ich finde ja nie die Sonderangebote, daher muss ich oft  teurer kaufen, weil  wir ja als Blinde   eben nicht mal so eben sehen können, wie und wo es  günstige Dinge gibt. Die  hat er mir dann auch  hingemacht.  Sie passt sehr gut bei mir rein.  Abends haben wir dann das Raclette  ausprobiert, und  am besten war es, als wir das  Essen  oben auf die  Platte  legten,die wir  zuvor mit Öl  eingefettet hatten. Das hab ich so noch nie  gesehen. Aber es war klasse.   Die  Beilagen  wie Champignons, Paprika, Silberzwiebeln, Raclettekäse, Schinken  und Mais musste ich allerdings alle  selbst zahlen, da  er nur zwei Euro im Supermarkt dabei hatte. Aber er hatte mir ja so viel geholfen und so viel   schleppen müssen an Kästen, Gepäck , Werkzeug , daher sagte ich dann nichts mehr, nachdem ich  ein Gesicht gezogen hatte und sagte, die zwei Euro brauch ich dann jetzt auch nicht.
Am nächsten Tag  sind wir in der Gegend herumgelaufen, damit ich bestimmte Wege übe, aber in meiner  Gegend ist das sehr schwer,weil alles krumm und schief  ist.  Aber wir konnten  etwas Spazieren  gehen, und dann ,  nachdem wir  Kaffee getrunken  hatten, fuhr er dann auch wieder los.  Obwohl  das Wetter und das Klima im Schwarzwald  in jeder Hinsicht  wirklich nicht mein Fall sind, war der Urlaub doch gelungen.
 
Jetzt habe ich immer noch "Ferien", da ich weder Physiotherapie  noch Ergotherapie  noch sonst etwas  habe.  Ich hatte noch einmal  eine Runde Krankengymnastik und ein paar Arztbesuche, aber jetzt ist  Pause. Die Besuche  in der Nephrologischen  Ambulanz sind  sehr  weit auseinander, jetzt "schon"  ACHT Wochen Intervall! Daher  genieße ich die Zeit, denn kein Menschwill was von einem . IN dieser Hitze passiert sowieso nichts. Ich  mache  am Mittag die  Schotten  dicht, mache  manchmal den Ventilator  an und  tue all die Dinge, die sonst liegenbleiben.  Als ob ich sonst keine Ferien hätte, wo ich ja berentet bin, aber  das Krankheitsmanagement  ist  halt doch ein  Fulltime-Job. Aber  einige Rezepte  musste ich schon organisieren. Ich habe jetzt zwei Hausärzte. Denn der eine ist in der einen Richtung, der andere ist in  der Nähe meiner  Fußpflege "stationiert", so dass ich strategisch gut planen kann, wo ich hingehe, wenn ich   ein Rezept  brauche. Der Sozialpädagoge hat wegen eines Notfalls  die Termine bis  6.September abgesagt.
DA ich viel mehr wieder alleine in die Hand nehme, habe ich auch kaum mehr Assistenz, so dass diese Termine auch wegfallen. Denn ich  suche mir  über eine App  alle Lebensmittel in  Ruhe im Internet aus und  hole es dann ab. Das geht bei einigen Lebensmittelmärkten. Da können wir dann, mein Lieblingstaxifahrer und ich,  alles  mitsamt Wasserkästen auch  gleich mitnehmen.  Das ist  viel bequemer, und ich bin nicht mehr  an die Zeiten der Assistenten gebunden.    Ich gehe auch in die Drogerie, wo sie  helfen,wenn man an der türe  steht und um  Einkaufshilfe  bittet. Einige Einkäufe mache ich  dann auch im Tante-Emma-Laden um die Ecke, den ich in meinem Gebiet noch habe, und das ist auch sehr schön. Das Brot  ist bei  unserem Bäcker  hier viel besser, da die  kette  wesentlich kleiner  ist, und  es nur ein paar Filialen  davon gibt.
Die Spanierin, mit der ich immer Deutsch und sie mit mir Spanisch macht, ist bis  20. August  in Italien mit ihren Freunden, und  so  entfällt auch  das . So  habe ich momentan  wenig zu tun. Auf Veranstaltungen gehe ich jetzt mehr oder weniger alleine,denn es war mir zuviel arbeit, jedesmal  eine Assistenz zu organisieren. Die eine kann nicht, die  andere ist krank, die Vertretung findet meine Wohnung nicht ,  weil man ihm  die alte Adresse  gegeben hatte, und er  trotz  Beschreibung den Weg zu mir nicht findet usw. Daher bin ich  alleine besser unterwegs.  Und ich habe wieder etwas mehr Mobilität. Den Weg zur Straßenbahn vom Bahnhof aus kenne ich, so dass ich die U-Bahn  vom Bahnhof  aus nur tagsüber  nehme  und abends  nicht mehr  an  meiner U-Bahnhaltestelle  ankommen  muss, die ich ab einer  gewissen Uhrzeit nicht mehr aufsuchen will. Tagsüber geht  es, aber  wäre  die Straßenbahn nicht wesentlich  nähe, und  würde ich den Weg  zur Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof nicht kennen, wäre meine Mobilität  wesentlich stärker eingeschränkt. 
Ich war lediglich mit der Assistenz auf einem Vortrag eines Jungen  mit Autismus, der mit seinem Vater  durch die Weltfährt, um endlich einen Lieblingsverein  zu finden, und darüber  ein Buch  geschrieben hat. "Wir Wochenendrebellen", über das ich  dann auch gleich spontan ein  Interview  mit den beiden Autoren  geführt habe. Das  wird dann auch in unserer Radiosendung  gebracht.  So kann man spontan  Interviews  machen und Themen finden.   Die Veranstaltung  wäre mit dem Taxi  oder  dem ÖPNV  nicht erreichbar gewesen, da wir einen Lageplan  erhielten, da war die Assistenz schon nötig. Bei unserem Musik-Festival  habe ich auch  fast alles alleine gemacht, und ich konnte die Spielstätten dennoch finden. Nur  am Sonntag war eine Assistenz am Abend  zu einem Konzert mitgegangen, und die wollte mich noch nicht mal heimfahren,weil sie  bis acht  Uhr morgens in  der Disco war und  nun müde war und  nur noch heim  wollte.  DA hatte ich dann  wie auch am Freitag  den Mut,  die U-Bahn zu nehmen, nachdem  ich das auch am Freitag  schon gewagt  hatte.  Die Bahn  selbst ist nicht das Problem, aber diese Haltestelle  liegt schon  in  einer etwas  verkrachten  Gegend. Bis zu einer gewissen Uhrzeit geht das auch im  Sommer noch abends, da dort einige Gaststätten  auf haben. Später  habe ich dort dann schon ein mulmiges  Gefühl. Ich habe  aber wieder wie jedes Jahr einen Bekannten  getroffen, den ich nur dort treffe, und das ist immer reiner Zufall,  Aber sonst  treffen  wir uns nie,  obwohl ich ja jetzt sogar in seine Gegend gezogen  bin.  Mit dem  bin ich auch  , als wir uns eben zufällig  auf dem Weg in ein Konzert  schon  an der U-Bahn begegneten, dort  hin und wäre beim Warten auf  den Einlass fast zerquetscht  worden.  Und dann traf ich eben noch einen Kumpel  von meinem Taxifahrer, bei denen ich im altenheim mal Gitarre gespielt  hatte.  Er ist Altenpfleger  dort und hat mir eben  den Taxerer  besorgt, weil der  den Weg zu der Pflegeeinrichtung kennt und sogar  in meiner Straße wohnt, und so kam damals  der Kontakt  mit  dem  Fahrer  zustande. Der  Altenpfleger ging auch  mit mir herum auf  dem  Festival , baggerte mich aber dermaßen  schräg an, dass es mir schon unangenehm war. Aber zunächst  war ich gebauchpinselt, dass jemand mal  sagte, dass nicht alle  Männer nur den Blindenstock oder den  Shunt am Arm  sehen sondern auch  eine  hübsche Frau. Aber dann wurde mir  das suspekt, da er dann  auch abends anrief. DA verwies ich ihn dann  dezent darauf, dass er eine Freundin  hat, die in  dem Heim arbeitet, und die ich ja daher auch kenne, und ab da war  dann Funkstille. Den Likör, den er mir als Geschenk  für  den Taxifahrer vorbeibringen wollte, weil mir sonst nichts einfiel, und er den wohl gerne trinke, hat er mir dann natürlich auch nicht vorbeigebracht. Aber  das ist dann eben so.   Schade, ich hätte gerne mal  ehrliche  Komplimente gehört. Aber da lob ich mir meinen guten Freund, der nie auf so etwas käme, und  der aber dennoch was an mir findet, sich aber nie  einfallen ließe, so ranzugehen. Der ist da seriös.
 
Somit bin ich froh, dass  es zwar extrem heiß ist, aber ich endlich  mal  Zeit habe. Sonst  springe  ich ja aus dem Taxi und hüpfe gleich wieder rein, nachdem ich  noch  eben schnell meine Medikamente und Wasser  geschnappt  habe, um dann wieder zur Ergotherapie  zu fahren.  Das geht dann alles im Septemberwieder los. Da  wird dann derZeitplan wieder enger. Jetzt ist auch weniger Kampf  mit den Elementen, wie meine Spanieren  das nennt, luchar contra los elementos, weil  nicht  so viel  passiert, man nicht  dauernd  was beantragen oder ausfüllen muss, oder weil medizinisch gerade bei mir  zum Glück wenig  los ist. Ich habe also  Ferien.
 
Dass  es dennoch  ein paar Dinge  gibt, die weiter  voran  gehen müssen, und die  organisiert werden müssen, das kommt   dann noch. 

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