Dienstag, 7. Mai 2019

Sieben Schichten


Vor einigen Wochen habe ich mich mit zwei ehemaligen  Kolleginnen aus unserem inklusiven Theaterclub getroffen. Sie wollten, dass ich wieder mitmache, und sie fragten mich, ob ich denn Lust hätte, bei dem Stück Romeo und Julia den Prolog, den Epilog und die zwischen Monologe zu sprechen. Sie würden mir den Text zukommen lassen, mehr wäre nicht zu tun. Ich dachte, diese Aufgabe schaffe ich doch leicht. Ich sollte an einem Samstag wieder  mitmachen, sie würde mich sogar abholen. Ich dachte, das wird einfach, das Stück ist schon fertig, und ich muss nur die Sätze üben.

 

Der Text war ziemlich gestelzt, die Sprache ist sehr geschraubt und sehr schwierig. Ich dachte, in Blindenschrift, also der Punktschrift werde ich das nicht lesen können, da ich späterblindet bin und die Kurzschrift ja erst vor ein paar Jahren gelernt habe. Mir schien es damals fast unüberwindlich, das auswendig zu lernen. Nach einer Weile, nachdem ich alle Silben mehrfach gezählt hatte, und nachdem ich mir die Metrik und die Syntax der ganzen Sache irgendwie zusammengereimt hatte, habe ich auch verstanden, wie das ganze richtig zu betonen ist, wo eigentlich die Komata sein müssten, und wie ich es betonen muss. Dann konnte ich es auch auswendig lernen, da ich den Sinn der Sache dann verstanden hatte.

 

In England hatten wir auch sehr viele Shakespeare Stücke in dem Seminar, dass ich besucht hatte. Als Übersetzerin brauche ich so etwas eigentlich nicht, da es Frühneuenglisch ist, aber ich dachte, für meine eigene Bildung schadet ja nichts. Die Sprache habe ich nicht verstanden, aber nachdem wir in den Seminaren den Inhalt ausgiebig diskutiert hatten, konnte ich dann natürlich auch mitreden. So hab ich es in der Schule auch mit Goethes Faust gemacht, die Sprache habe ich zwar nicht verstanden, aber nachdem dann alle anderen den Inhalt ein paar Mal wiedergegeben hatten, habe ich dann so getan, als könnte ich mitreden. Für mich ist Lyrik chinesisch. Ich täte mir leichter, einen medizinischen Fachtext zu lesen. Lyrische Texte sind für mich wie Juristendeutsch oder wie eine Fremdsprache. Aber nach einer Weile ging es dann. Vielleicht lese ich sogar das ganze Stück durch. Das ist wie im Lateinunterricht, wo man die Wörter  erst zusammensuchen muss, denn die Syntax ist so verdreht, und es gibt wenige Kommata, und daher wird es dann schwierig. Anfangs übte ich jeden Tag alle drei Absätze, aber es wurden  dann nur zwei gebraucht.

 

 

Ich sollte also dann zur Probe kommen. Es erwartete mich damals noch eine ziemlich unangenehme Überraschung, denn alles sollte mit den anderen Clubs zusammen im Freien stattfinden, da wir für eine längere Nacht probten, die bei uns jedes Jahr stattfindet. In allen Museen, Theatern und sämtlichen öffentlichen Stellen gibt es verschiedene Veranstaltungen. So eben auch im Staatstheater. Es war ein einziges Chaos, es war bitter kalt, und niemand wusste, wo er zu stehen hatte. Ich dachte, was tue ich mir hier wieder an, ich fühlte mich wie auf einem Exerzierplatz, vor, zurück, links, rechts, alle wieder rein, alle wieder raus, ewig lange stehen, und dann sollten wir auch noch im Chor singen. Alles war so durcheinander, dass es uns so vorkam, als ob die Sache niemals gelingen würde.

 

Die nächste Probe wäre dann schon am Montag gewesen, aber ich hatte schon einen Volkshochschulkurs gebucht, nämlich das Thema smarte grüne Welt, wozu ein Vortrag stattfinden sollte, und der hatte Eintritt gekostet, das wollte ich mir dann nicht entgehen lassen. Am Dienstag fiel die Probe aus, und da musste ich sowieso zum Zahnarzt, denn meine Krone war schon wieder rausgebrochen. Da war ich dann auch nicht böse drum, dass dieses damals noch existierende Elend und Chaos mir erspart geblieben war.

 

Am Mittwoch war er der 1. Mai, da habe ich getreu dem Motto Tag der Arbeiter einmal wirklich gefaulenzt.

 

Am Donnerstag ging es dann weiter, und die Sache bekam langsam aber sicher ein Gesicht. Irgendwie haben wir dann schon kapiert, dass das ganze wohl recht ausgeklügelt  war und die Probleme langsam ausgebügelt waren, und dass es irgendwann auch funktionieren könnte.  Am  Freitag war dann die Generalprobe . Ich hatte dann schon mehrere Strickjacken untereinander und noch einen Pullover, den ich aber da noch nicht anhatte, sondern eine dünnere Bluse. Ich sollte in schwarz-weiß gehen, denn die zwei verfeindeten Familien wären jeweils in schwarz und in weiß, und ich war ja die Ansagerin und somit neutral.

 

Die Generalprobe fand dann schon mit den Kleidern statt, ich hatte eine weiße Hose und eben diese mehreren Schichten an. Langsam bekam die Sache Hand und Fuß, und dieses Mal wurde sogar für unser leibliches Wohl gesorgt, indem einige Brezeln und Kekse bei uns in der umkleide standen. Wir hatten dieses Mal eine eigene Seitenbühne, wo wir unsere Sachen lagern konnten, und wo ich auch meinen Stuhl wiederfand, auf dem die Kleider waren. Wir hatten sogar eine Kostümbildnerin, die uns half und uns gut versorgte. Die anderen halfen mir, die vielen Knöpfe zuzumachen, denn die Bluse hatte Knöpfe, die man nicht sehen sollte, und da der Saum darüber war, war alles extrem kompliziert. Dennoch fror ich immer noch sehr, obwohl ich ziemlich viel übereinander anhatte.

 

Ich war todmüde, aber ich konnte die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen. Am nächsten Tag wollte ich ja dann auch noch beim UN behinderten rechts-Konvention-Umzug mitmachen, dem UN Zug, wo es darum ging, dass Deutschland bereits 2009 den Vertrag unterschrieben hatte, das aber in den zehn Jahren in punkto Teilhabe nicht sonderlich viel passiert ist. Ich hatte zum Glück eine Assistenz, die mit mir lief, denn wegen meiner Transplantation wollten die Organisatoren keine Verantwortung übernehmen, falls irgendjemand mich versehentlich stößt. Außerdem sollte jeder für seine eigene Barrierefreiheit sorgen, es war Eigenverantwortung gefragt. Die Veranstaltung sollte barrierefrei sein, aber die Assistenz musste schon jeder selbst mitbringen. Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte gewesen, wenn ich aufgrund meiner Behinderung nicht zu dieser Veranstaltung hätte geben können, daher habe ich sehr darauf gedrungen, eine Assistenz zu finden. Das hat dann zum Glück auch geklappt.

 

Ich war todmüde noch vom Theater, und wegen meiner schlechten Feinmotorik, die dann noch schlechter ist, wenn ich müde bin, brach mir an dem Tag alles ab. Zuerst einmal riss ich wieder die Kette von meinem Duschrollo heraus, und danach stieß ich mich an sämtlichen Möbeln. Auf dem Weg zur U-Bahn habe ich mich dann verlaufen, nur, weil ein Auto etwas blöd geparkt hatte, und ich dadurch komplett aus dem Konzept gekommen war. Dazu braucht es bei mir leider nicht viel. Als ich dann bei der U-Bahn-Station angekommen war, ist mir dann auch noch die Stockspitze abgebrochen. Eine Passantin half mir zwar, sie wieder hinzumachen, meinte aber, ja, solche Tage kenne ich. Da sagte ich, ja, das glaube ich Ihnen, dass sie das kennen. Sie hat schon gemerkt, dass das ironisch gemeint war, denn schließlich hat die ja Augen im Kopf und brauch keinen Blindenstock, der ihr abbricht, und ist auch nicht komplex schwer mehrfach behindert, sodass ihr mehrere Dinge auf einmal am Tag kaputtgehen, wenn sie etwas müde ist. Und sie muss sich auch nicht wie ein Flugkapitän auf den Weg konzentrieren, wo schon die kleinste Ablenkung reicht, um von der Route abzuweichen.

 

Meine Helferin kam dann auch noch zu spät und meinte, ja, solche Tage kenne ich auch. Das hat mich dann total wütend gemacht, am liebsten würde ich solchen Leuten die Augen , die Nieren und die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen ausstechen, die immer sagen, jaja, mir geht es genauso, das kenne ich auch. Ich glaube schon, dass auch Nichtbehinderten mal ein Pech passiert, aber die können sich dann wenigstens wieder helfen, im Gegensatz zu mir, die ich mehrere Behinderungen habe, und wo schon sehr wenig ausreicht, dass ich nicht mehr weiter komme, da ich mich sehr stark auf alles konzentrieren muss.

 

Es schien, als ob der liebe Gott nicht für Inklusion  war, denn es war bitter kalt, der Regen fiel in Strömen, und es waren nicht sonderlich viele Menschen dar. Die Demonstration war außerdem recht lahm, es kam überhaupt keine richtige Stimmung auf. Ich hätte einige Sprüche gewusst, aber es gibt bestimmte Alphatiere, wenn die ihre Sprüche rufen und schreien, dann schreit gleich jeder mit, und bei mir hätte sich wieder keiner angeschlossen. Als wir dann auf dem Platz waren, wo ein Markt der Möglichkeiten stattfinden sollte, habe ich zum Glück einige Töne einfangen können und auch einige Interviews geführt, die jetzt in einer Radiosendung der anderen Redaktion kommen, nämlich der Redaktion Handikap. So muss ich sie schon nicht schneiden, und unsere Sendung kommt ja wesentlich später erst wieder, nämlich am 27 Juni, und da ist die Sache sowieso schon um die Ecke.

 

Mir graute schon vor dem Abend, wo ich dann in dieser Eiseskälte spielen sollte, wo ich doch schon so fror. Als ich dann dort angekommen war, hatte ich sage und schreibe sieben Schichten anzuziehen vor mir. Mein Unterhemd, einen dunklen Rollkragenpullover, zwei Strickjacken mit zahlreichen Knöpfen, meinen eigenen dicken schwarzen Wollpullover und noch eine schwarze Bluse und eine weiße Bluse. Ich hatte also sieben Schichten übereinander an. Unter der weißen Hose trug ich noch ein Paar Leggings, denn es war wirklich bitter kalt. Aber es war, als ich aus dem Haus ging, nicht mehr so kalt wie am Morgen gewesen, was mich sehr überrascht hat. Mir taten schon Tage zuvor die Gelenke weh, wobei ich dachte, ich sei vielleicht gestürzt oder hätte mich gestoßen, aber es war tatsächlich nur die Änderung des Wetters. Das kündigt sich bei mir schon immer einige Tage zuvor an, aber jedes Mal weiß ich nicht, was es ist, erst dann, wenn sich das Wetter geändert hat, wird mir klar, warum mir das Knie weh tat oder ein Ellbogen oder ein Fußgelenk.

 

Die Theaterpädagogin half mir, mich anzuziehen und knöpfte alles zu. Sie war selber total aufgeregt, was mich eigentlich verwundert hat, denn es waren ja  schließlich wir, die spielen mussten, und sie als erfahrene Schauspielerin braucht ja nicht aufgeregt zu sein. Aber ich musste immer etwas aufpassen, wenn ich zu viel fragte, weil sie dann genervt war. Mit meinem Autismus und meiner Blindheit ist es schwierig, den richtigen Zeitpunkt bei den Menschen ab zu passen. Zu meiner Verärgerung lag dann die Spindel mit den DVD Rohlingen, die ich der leitenden Theaterpädagogin gegeben hatte, damit sie endlich den Film unseres alten Stückes aufnehmen möge, wieder bei mir bei meinen Kleidern. Es hat sich aber herausgestellt, dass sie nur versehentlich dort gelandet war, und dass wir endlich irgendwann eine DVD mit unserem Film bekommen sollten. Wir werden sie halt immer wieder löchern. Irgendwann wird es klappen.

 

Ich habe mich sehr gefreut, dass es dieses Mal auch wieder etwas zu essen gab, und dass wir, nachdem unser Stück immer viermal hintereinander gespielt wird, jedes Mal in der Pause ins warme durften. Ich habe von meinem guten Bekannten eine wunderbare Tasse bekommen, die man außen anfassen kann, da sie sehr dicke Wände hat, selbst dann, wenn extrem heißer Kaffee darin ist. Unsere Älteste Mitspielerin, die sich immer sehr um mich bemühte und sich dauernd um mich kümmerte, hat auch eine große Kanne Kaffee mitgebracht, und die Mutter einer Frau mit dem Down-Syndrom hat wieder ihre legendären Muffins gebacken, und ich hatte sie sogar darum gebeten. Sie hat eigentlich auch bei dem UN Zug mitgewirkt, fand aber dennoch die Zeit, uns die tollen Muffins zu bringen. Ich habe mich auch total gefreut, dass wir dieses Mal bei der Feuershowstühle kriegen sollten. Das wurde uns dann auch noch angekündigt. Denn bei der Generalprobe hatten wir die Feuerschau, und da das Feuer so gesprüht hat, bin ich in Panik geraten und habe meine Begleiterin gepackt und gesagt, schnell, schnell, wir müssen hinter, dass Feuer kommt. Ich dachte, eine riesige heiße Feuerwand würde auf uns zu rasen. Ich kann ja aufgrund der Blindheit die Entfernung schlecht abschätzen. Mir taten bei der Generalprbe hinterher die Beine total weh, da wir schon den ganzen Abend gestanden waren.  Bei der Aufführung  bekamen wir Stühle, und sie setzten  uns weiter nach hinten. Ich wurde bei der Aufführung auch von einem Mitspieler gewarnt, wann das Feuer wieder sprühen würde, damit ich nicht erschrekce. Jetzt hatten wir auch endlich den Ablauf, und alles hat prima geklapptDie Feuershow war erst am Ende, und sie war bei der  echten Aufführung  gigantisch!  Bei der Generalprobe hat es noch einige Schwierigkeiten gegeben, aber dafür ist die sie ja dar. Am Abend selbst haben dann alle Theaterpädagogin aller Gruppen noch einige Übungen mit uns gemacht, und wir hatten einen genauen Zeitplan, wenn wann wer wohin muss. Das fand ich super, denn es war wirklich organisiert. Irgendwann musste ich auch in die Maske, und ich habe der Maskenbildnerin  genau eingeschärft, dass ich Neurodermitis habe, und dass sie ganz vorsichtig mit meiner Haut sein müssten. Außerdem hatte ich auch einige Augenoperationen, und ich mag es nicht sehr, am Auge geschminkt zu werden. Aber sie waren sehr vorsichtig. Meine Haare sind jetzt lang genug, um zu einem Mozartzoppf geflochten werden zu können, das hat mich total gefreut.

 

Ich hatte ziemlich viel Hilfe, und wir wussten immer, wo wir hin müssen. Ich habe dann den Schirm genommen, denn jede Gruppe hatte ihre eigenen Schirme, da meine Begleiterin sogar noch kleiner ist als ich, und ich dann ständig den Schirm im Gesicht gehabt hätte. Es gibt selten Leute, die kleiner sind als ich. Es hat alles wie am Schnürchen geklappt. Wir sind dann raus, und als Romeo und Julia sich das Ja-Wort gaben, gab es sogar zwischen Applaus. Die Theaterpädagogin hat mich immer an die Markierung geführt, die ich natürlich nicht sehen konnte, aber in dem Video, welches wir später geschickt bekamen, war sie wohl zu sehen, da mir jemand sagte, ich sei immer genau an der Markierung gestanden. Dann habe ich mein Sprüchlein auf gesagt, dann wurde ich wieder zurückgeführt. Danach ging das Theaterstück los, und wir gingen wieder rein. Ich habe noch am Ende etwas gesagt, damit das Stück sozusagen wieder wie eine Schleife von vorne losgeht. Während die Akrobaten von der anderen Gruppe turnten und eine  junge Frau ein Lied sang, sollten wir zugucken, und dann würden wir Julia verlieren, die anderen würden ihren Romeo suchen, und dann würden wir über den Platz laufen, dann würde ich wieder mein Sprüchlein sagen, dann ging die Vorstellung von neuem los, ich sagte den Abspann, und wir gingen wieder rein. Zwischendrin konnten wir uns immer stärken, heißen Kaffee trinken, Kekse, Brezen,  Muffins essen und uns es gut gehen lassen. Körperlich war das dieses Mal überhaupt keine Anstrengung. Einer hat sogar gepfiffen, als  wieder   der Applaus kam, das hat mich total gefreut. Das eine Lied hat mir nicht so gut gefallen, dass während der Akrobatik gesungen wurde, aber es gab ein arabisches Lied, das mir total ans Herz ging, weil ich diese Musik total gerne höre. Es hat alles wunderbar geklappt, wir haben unsere Durchläufe wie am Schnürchen gemacht, und wir waren hinterher wirklich froh.  

Wir sind dann alle wieder runterzum Umziehen, und es waren ja immerhin ganze sieben Schichten, und davon waren vier mit Knöpfen. Ich hatte einige abschminktücher von der Maske mitbekommen, da ich fürchtete, das alleine nicht hin zu bekommen und dann tagelang mit schwarzer Farbe im Gesicht herumzulaufen. Die Kostümbildnerin half mir dabei, und sie holte extra noch einen Waschlappen, da das Zeug einfach nicht runtergehen wollte. Meinen Pullover habe ich mir etwas eingesaut, aber das soll wohl wieder weggehen, hat man mir gesagt. Es hat auch wieder lange gedauert, alles auf zu kriegen, und ich kam fast nicht aus den Ärmeln raus, da so viele Schichten übereinander waren. Aber die Kostümbildnerin hat immer feste gezogen, damit alles glatt über die Bühne ging im wahrsten Sinne des Wortes. Danach hat mir meine Theaterpädagogin noch einige Gummibärchen in den Mund gesteckt, das war total lustig, und ich habe noch einige Muffins mitbekommen. Ich war fast traurig, dass die Sache zu Ende war, denn es war wirklich toll.

 

Am nächsten Tag war ich auch nicht so erschöpft wie beim ersten Mal, dass Weiher förmlich Raubbau gewesen. Dieses Mal hatte man wirklich gut für uns gesorgt, wir konnten sitzen, wir konnten uns wärmen, wir waren warm genug angezogen, wir haben kaum gefroren, und ich hatte immer meine Sachen, wo ich sie suchte. Es ist wirklich wichtig, eben in seinem Bereich alles so zu haben, wie man es braucht. Jetzt kann ich auch etwas verstehen, warum echte und professionelle Schauspieler da manchmal so komisch sind. Die wollen wir ihren Lieblings Saft, ihre Lieblingszeitung, ihren Lieblingssessel usw. in ihrer Garderobe haben. Wahrscheinlich ist das einfach wichtig, wenn man hart gearbeitet hat, dann vertraute Dinge vorzufinden und zu wissen, wo alles ist. Ich glaube, wenn ich eine echte und professionelle Schauspielerin wäre, wäre ich bestimmt genauso zickig und genauso eine Diva wie einige von denen.

 

Jetzt bin ich wieder dabei und komme jedes Mal wieder mit, und wir werden jetzt bald auch nicht mehr am Samstag sondern am Freitag spielen, und dann habe ich das Wochenende wieder meine Ruhe und ganz für mich. Das ist dann körperlich wesentlich weniger anstrengend, und wir können viel besser für uns sorgen und uns auch viel besser schonen und unsere Kräfte einteilen. Alles in allem hat das wirklich riesengroßen Spaß gemacht. Das wird dann nicht mehr Romeo und Julia in 5 Minuten, sondern wir werden dann das ganze Stück spielen, und ich muss einige Dinge auswendig lernen, wir haben nämlich Romeo und Julia in leichter Sprache und werden es mit der Sprache Shakespeares mischen. Mir wurde gesagt, ich könne das so gut rezitieren, und ich würde diesen Wortlaut so gut hinkriegen. Ich werde mich dann noch einarbeiten, vielleicht ist dann irgendwann Lyrik für mich auch kein Chinesisch mehr.

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