Sonntag, 23. Mai 2021

Voll durchgeimpft

eigentlich wollte ich ja nach der Erfahrung mit AstraZeneca nicht noch mal geimpft werden. Meine Hausärztin hat sich alle Symptome aufgeschrieben, aber meine anderen Ärzte waren auf das Thema Impfreaktionen bei AstraZeneca nicht ansprechbar. Ich hab dann noch mal ans Gesundheitsamt geschrieben, und tatsächlich haben sie mich angerufen. Ich bat um die Sicherheit, dass ich dann auch notfalls die 112 wählen dürfte, und mich dann auch jemand abholt, wenn es mir nach der 2. Impfung mit AstraZeneca wieder so schlecht geht. Denn ich hatte guten Grund zu befürchten, dass man mich dann einfach nicht mitnimmt. Ich habe das von anderen gehört, die sogar einen Zucker von 900 hatten, und die dann, nachdem sie mit dem Taxi hingebracht wurden, auf der Intensivstation laden. Aber der Krankenwagen hatte sie nicht mitgenommen. Das konnte sich die Dame vom Gesundheitsamt nicht vorstellen. Ich habe aber insistiert, dass ich das unabhängig von ihrem Vorstellungsvermögen bitte geklärt haben möchte. Tatsächlich rief dann der Leiter des Impfzentrums bei mir an, es war derselbe Arzt, der mich damals geimpft hatte. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass er bereits der Leiter des Zentrums war, denn er war noch sehr jung. Er meinte, ich könne mich getrost auf ihn berufen, wenn ich einen Krankenwagen rufe, dass er dies befürwortet, und dass ich dann mitgenommen werde. Denn die Transplantationsstation würde mich natürlich aufnehmen müssen, da sie keinen Transplantierten abweisen können. Aber ich müsste ja erst mal hinkommen, und mit dem Taxi wäre ich dann zu schwach gewesen, hinzufahren. Einen Tag, nachdem ich diesen Wirbel veranstaltet hatte, wurde das Zeug sowieso für unter 60-jährige nicht mehr empfohlen. Mein Neurologe meinte, er habe sogar zuvor etwas gegen Kopfschmerzen eingenommen, und trotzdem sei es ihm mit dem AstraZeneca so schlecht gegangen. Ich dürfte das wohl nicht mehr kriegen, denn ich sei noch unter 60. Ein anderer Arzt meinte nämlich auch noch, ich könne doch froh sein, jüngere Menschen hätten viel stärkere Immunreaktionen, und ich nehme ja Immunsuppressiva ein, und da wäre die Immunantwort sowieso nicht mehr so hoch. Ich hätte am liebsten gesagt, seine Sprechstundenhilfen, die er damit meinte, könnten ja gerne mit mir tauschen, und sie könnten sich auch eine Niere transplantieren lassen, damit sie nicht so starke Nebenwirkungen beim Impfen hätten. Aber nachdem der Impfstoff sowieso nicht mehr für Menschen unter 60 zugelassen war, waren dann auch meine Ärzte etwas zugänglicher bei diesem Thema. Ich ging also dann ganz zuversichtlich zur nächsten Impfung. Ich hatte eine andere Assistentin dieses Mal, und die war eine leidenschaftliche Gegnerin des Impfens. Sie meinte, wenn man seinen Körper pflegt, Sport treibt und sich gut ernährt, bekommt man sowieso kein Corona. In meinem Fall sei das natürlich was anderes, aber prinzipiell bräuchte man keine Impfung. Sie würde ihrem Körper so etwas niemals antun. Ich würde meinem Körper lieber kein Corona zumuten wollen. Das Taxi kam, und es ging im Impfzentrum wie beim 1. Mal wieder sehr schnell. Wir warteten dann eine Weile vor dem Zimmer, in welches wir dann zum Impfen aufgerufen werden sollten. Irgendwann holte uns dann die noch sehr junge Ärztin. Sie meinte, sie teile sich die Patienten mit einer anderen Kollegin, das würde schneller gehen. Wir müssten jetzt noch warten, bis diese kommt, um mich dann zu spritzen. Während dessen hatte sie dann eine Diskussion mit meiner Assistentin, da diese sofort etwas gegen das Impfen sagte. Die Ärztin meinte, es gehe hier nicht um hedonistische Selbstoptimierung sondern um Solidarität mit der Gesellschaft. Die Ausdrucksweise fand ich toll. Allerdings hatte ich auch etwas einzuwenden, denn Menschen, die geimpft sind, tragen ja das Virus noch auf der Haut oder in Rachen, Nase und an den Händen durch die Gegend, daher fällt es mir etwas schwer zu glauben, dass ich andere nicht mehr anstecken kann. Ich selbst bin zwar immun, zumindest zu 95 %, aber das Virus klebt ja doch noch irgendwie an mir dran, das weiß ja nicht, dass ich geimpft bin. Ich hatte zuvor irgendwo im Radio von einem Arzt gehört, der trotz Impfung in seinem Rachenraum immer noch eine Viruslast hatte, die hoch genug war, um ansteckend zu sein. Sie meinte aber, es stünde ja so viel im Internet, und man sei geschützt. Natürlich, wann immer man ein Argument bringt, das andere nicht passt, hat man den Quatsch natürlich aus dubiosen Quellen. Das ist natürlich das beste Argument, die Quellen des anderen einfach zu demontieren. Das zeigt aber auch, dass man selbst keine mehr hat. Ich fragte sie, warum muss ich denn dann eigentlich noch eine Maske tragen. Sie meinte, die Maske würde ja auch für andere Viren helfen. Ja, deswegen würde ich auch vorschlagen, dass man in der Grippesaison immer eine Maske trägt. Denn seitdem die Menschen alle eine Maske tragen, stecke ich mich auch nicht mehr an. Zuvor war ich mindestens 2 bis dreimal im Jahr krank. Daher finde ich das schon praktisch. Vor Corona durfte ich, wenn meine Leukozyten zu niedrig waren, nicht aus dem Haus. Oder ich musste eine Maske tragen, und so wäre ich niemals rausgegangen. Jetzt aber muss jeder eine Maske tragen, da würde ich gar nicht auffallen. Daher ist das Tragen einer Maske für mich sogar sehr praktisch. Danach kam dann die Kollegin. Sie war schon älter und hatte eine Stimme wie eine Krähe. Sie stellte mir einige Fragen, welche Medikamente ich nehmen würde, und warum ich Atropin nicht vertrüge. Meine Erklärungen hörte sie aber dann gar nicht mehr an. Ich hatte den Eindruck, sie wollte testen, ob ich tatsächlich transplantiert bin, oder ob ich mir die Dokumente vielleicht illegal beschafft hätte. Denn es gibt im Moment ziemlich viele Menschen, die betrügen, um schnell geimpft zu werden. Sie klärte mich noch darüber auf, welche Schmerzmittel ich nehmen dürfte, was ich aber schon wusste, aber dennoch stellte ich fest, dass sie ziemlich viel wusste. Wenige Ärzte wissen so viel über Menschen mit Niereninsuffizienz, das habe ich auch schon festgestellt. Sie rammte mir aber dann die Nadel wirklich so rein, dass mir 3 Tage lang der Arm weh tat. Aber das ist auch eine Nebenwirkung der Impfung. Ich habe darauf bestanden, dass ich kein AstraZeneca mehr wollte. Dem wurde ohne weiteres stattgegeben, ich bekam dann Biontech. Ich fühlte mich nur etwas schlapp, der Arm tat mir weh, aber das war alles. Das war um Weltklassen besser. Nun bin ich gespannt, ob diese 2. Impfung ausreicht, oder ob wir noch eine 2. Impfung mit Biontech brauchen. Irgendwann im Herbst oder Winter soll es in jedem Fall eine Auffrischung geben. Zumindest war ich sehr froh, dass ich nicht mehr AstraZeneca bekommen musste. Die Ärztin war sich aber nicht sicher, ob ich die Nebenwirkungen haben würde, wie bei der 2. Impfung mit Biontech, oder ob, da ich dieses Medikament zum 1. Mal bekommen hatte, die Nebenwirkungen so wären, wie bei der 1. Impfung mit Biontech. Ich lag wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Nach 3 Tagen ließen auch die Schmerzen im Arm nach. Ich war wirklich überglücklich, dass ich keine solchen Beschwerden mehr hatte wie nach AstraZeneca. Nun bin ich vollständig geimpft, die 14 Tage sind rum, in denen man sich noch anstecken könnte. Dennoch habe ich einen Tag nach der Impfung schon meine Taxifahrerin begrüßt, und sie hat mich gleich umarmt, da ich ja jetzt geimpft bin. Man ist halt doch unvernünftig und vergisst dann, dass man ja noch 14 Tage warten muss. Denn wir haben ja alle so sehnsüchtig darauf gewartet, wieder ein normales Leben zu führen. Zumindest kann ich jetzt einige Utensilien im Baumarkt besorgen, nachdem ich mir einen Termin über ein Ticket im Internet reserviert habe. Das war schwer, denn meine Begleitperson hat erst eine Viertelstunde später einen Termin erwischt. Jetzt hoffen wir, dass wir trotzdem gemeinsam rein dürfen. Denn das Zeitfenster beträgt 90 Minuten. Vielleicht kann man sicher irgendwo in der Mitte treffen. Dann gehen wir eben nicht um 10:00 Uhr und auch nicht um 10:15 Uhr, sondern um 10:10 Uhr. Vielleicht klappt das. Ich kann nur hoffen, dass all diese Maßnahmen endlich was bringen, und dass die Zahlen nicht nur immer um denselben Wert herum schwanken, sondern dass sie endlich mal weiter herunter gehen. Warten wir aber erst mal den Winter ab, denn das ist der Lackmustest, ob die Maßnahmen wirklich greifen. Im Sommer, wo die Menschen sich mehr draußen aufhalten, war es ja letztes ja auch ohne Impfung besser. Daher muss sich die Wirkung der Impfung erst noch im Winter beweisen. Hoffen wir also, dass wir nicht die indische Variante noch bekommen, die sich noch schneller ausbreitet, und dass wir nicht gegen die Zeit impfen. Hier noch kurz meine Ansicht darüber, ob Menschen, die jetzt geimpft sind, wieder ihre alten Grundrechte zurückbekommen sollten. Ich finde, wir sollten noch alle warten, bis alle Menschen die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Denn man kann keinen Anreiz schaffen, wenn nicht einmal alle die gleichen Möglichkeiten haben. Es ist zwar nicht so, dass die Rückgabe der Grundrechte als Anreiz gedacht ist, dennoch wirkt es so. Das fördert natürlich auch den Betrug. Und der Druck auf die Ärzte oder Zentren, die impfen, wird unheimlich stark. Auch wenn ich zu einer Gruppe gehöre, die eine höhere Priorität hat, ist die Impfung doch ein Privileg. Jetzt habe ich schon ein Privileg, und dann krieg ich auch noch mehr Rechte. Mehr Rechte sind aber normalerweise auch immer mit größeren Pflichten gekoppelt. Demnach müssten jetzt alle, die geimpft sind, für diejenigen, die nicht geimpft sind, die Dinge besorgen, die sie wegen ihres Status als Ungeimpfte noch nicht selbst erledigen dürfen. Es sind aber sehr viele Menschen geimpft, die sehr alt oder krank sind. Natürlich sollte man in Altenheimen, wo die Menschen wirklich auf Besuch angewiesen sind, Lockerungen einführen. Das gilt meiner Meinung nach auch für Krankenhäuser, wenn dort zum Beispiel Menschen liegen, die keinen Besuch kriegen dürfen, und die auf den Besuch angewiesen sind. Wer geimpft ist, sollte auch rein dürfen. Sich impfen zu lassen ist zwar auch eine Pflicht, die man erfüllt hat, demnach würde das wiederum die Rückgabe von Rechten, die man sowieso von Grund auf hat, begründen. Aber aufgrund der Knappheit des Impfstoffes ist die Impfung eben nun mal auch ein Recht. Grundrechte sind freilich nichts, was man vom Staat geschenkt bekommt, sondern sie sind selbstverständlich. Aber im Staat hat man natürlich auch Pflichten, wenn es darum geht, andere zu schützen oder dazu beizutragen, dass sich ein Zustand im Land wieder bessert. Daher finde ich, man sollte jetzt nicht gleich alle Rechte wieder ausnutzen, denn man kann nicht kontrollieren, wer nun tatsächlich berechtigt ist, sich wieder normal zu bewegen. Zum einen würde man das nicht schaffen, und zum anderen wird dies auch durch Betrugsmaschen oder gefälschte Dokumente vereitelt. Das erfordert einen hohen Aufwand an Kontrollen. Dies schafft Unruhe und Neid. Aus Gründen der Solidarität sollten daher diejenigen, die geimpft sind, dass nicht so demonstrativ ausleben sondern weiterhin solidarisch mit denen sein, die aus welchen Gründen auch immer (noch) nicht geimpft sind.

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