Sonntag, 3. August 2008

Aus Lilo wird Kitty

Die kleine Katze, die ich mir geholt habe, war tatsächlich ein Weibchen. Ich habe es an der ganzen Ausstrahlung und ihrer Art gemerkt. Mein neuer Vorhang ist an einigen Stellen stark angegriffen, mein Inlet vom Bett ist kaputt gerissen. Ich hatte schon Angst um meinen Shunt, da die kleine beim Spielen so brutal war. Mein Kater fauchte und rannte weg vor ihr, wenn sie ihn kratzte oder biß, was ihr noch mehr Spaß machte, weil der Große sich so von ihr ärgern ließ. Auf einmal entdeckte ich bei Jakob einen Knoten im Nacken zwischen den Schulterblättern. Da ich die Kleine ja auch mal der Tierärztin vorstellen mußte, damit sie die Grundimpfungen erhielt, habe ich Jakob gleich mitgenommen. Die Tierärztin bestätigte zunächste mal, daß es s ich tatsächlich um ein Weibchen handelte und meinte, es sei eine richtige kleine Hexe. Wir impften sie und entwurmten sie zunächst, was nach vier Wochen wiederholt werden muß. Dann wurde Jakob angeguckt. Die Tierärztin betastete den Knoten und sagte: "Das ist ein Fibrosarkom, das ist bösartig, man kann es operieren, aber es kann schon beim Fädenziehen wieder da sein." Somit ließ ich den Jakob gleich da und war todtraurig. Sollte mir nun, nachdem Fridolin dieses Jahr schon überfahren wurde, auch noch Jakob genommen werden? Wie oft würde der Tumor wieder kommen? Würde es sich dann lohnen, das Tier laufend zu operieren? Das wäre abgesehen von den Kosten eine hohe Qual für das arme Katerchen. Somit war ich furchtbar am Boden zerstört. Die Katzen-Ära sollte wohl gewaltsam beendet und die Hunde-Ära eingeläutet werden. Die kleine Katze fraß wieder nichts mehr und hatte wieder ihre Allüren, sich nur von Katzenmilch und aus der Hand gefütterter Katzen-Wienerle, die wie Menschen-Wienerle schmeckten, zu ernähren. Sie kam auch zu mir her, wie sie es immer tat. Jakob hatte ja eh keine Chance, solange sie da war, da sie immer um mich war und Jakob sofot wegbiß oder wegkratzte, wenn er kam. Als ich dann in der Tierarztpraxis anrief und sagte, daß ich eventuell nicht bis achtzehn Uhr da sein könnte, da ich auf die Anlieferung einer Spülmaschine wartete, kam der erlösende Satz: "Sie hatten übrigens Glück gehabt, es war kein Fibrosarkom, es war eine entzündete Talgdrüse." Ich bin vor Freude fast in die Luft gesprungen. Ich holte Jakob also ab, da die Spülmaschine rechtzeitig gekommen war. Dort erzählte man mir in der Praxis dann, daß es wohl eine äußere Wunde gewesen sein muß, die sich Jakob zugezogen hatte. Ich zählte eins und eins zusammen, denn mit dem Einzug dieses Kätzchens hatte Jakob diese Wunde erworben, und wenn es ein Tumor gewesen wäre, hätte die Ärztin ihn ja beim Impfen zwei Wochen zuvor auch schon sehen müssen, wenn er nicht innerhalb von drei Tagen gewachsen ist. Daher war klar, daß Jakob mal wieder einen ABszeß hatte, wie er damals auch von Fridolin durch eine Kratzwunde zweimal entstanden war. Hätte man auch gleich draufkommen können. Nun war die Frage, was tun, sollte dieser Satansbraten von Kätzin wirklich bei uns bleiben? Würde sie sich mit Jakob irgendwann mal vertragen? Ich wollte sie keine Minute länger mehr in meiner Wohnung haben und rief den Tiernotdienst. Die weigerten sich jedoch, sie abzuholen, obwohl ich meine Angst kundtat, daß sich die beiden während meiner Dialysezeit zerfleischen würden. Mir wurde wieder mal keine Gnade zuteil, und es wurde stattdessen nur lapidar geraten, sie in separaten Zimmern aufzuteilen. Ich erzählte alles meinem Taxifahrer, mit dem ich ja immer zur Dialyse unterwegs bin. Er hängte sich da so rein und meinte, man könne doch so ein armes Tier nicht einfach ins Tierheim abschieben, nur weil es einem nicht mehr paßt, und es sei doch "noch ein KIND", und ich solle doch mehr Geduld haben. Alle anderen rieten mir, daß ich das Tier weggeben solle, da Jakob sonst darunter leiden würde, und der is tmir wichtiger als dieses kleine Kätzchen. Ich meinte zum Taxifahrer, der sehr gut mit der Kleinen konnte, wenn er sich schon so engagiere, solle er doch die Katze nehmen. Ich rief im Tierheim an. Dort machte man mir erst mal Vorwürfe: "WER gibt IHNEN ein SECHSwochen altes Kätzchen, das ist VERBOTEN! Jetzt hat es eh einen Treffer, weil es so früh von der Mutter weg ist, das gibt sich nicht mehr." Als ich ihm erklärte, daß ich meinem neun Jahre alten Kater wieder Gesellschaft zukommen lassen wollte, da er ja seit Fridolins Tod alleine war, meinte er, man könne doch so einem alten Kater kein BABY vorsetzen. "Sie haben alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann." Ich meinte, nun sei es halt so, und es nütze jetzt nichts mehr, mir im Nachhinein dies zu sagen, was solle ich JETZT tun? Er meinte, in zwei Wochen habe man einen Platz für das Tier, jetzt habe man so viele Babies, man wisse nicht, wohin damit. Am Abend rief der Taxifahrer an und meinte, wie es stünde. Ich erklärte ihm alles, und da meinte er: "Lassen Sie m ich doch mal zu Wort kommen, wir nehmen die Katze!" Ich war so froh, richtete sofort alles her: Katzenklo, Trocken- und Naßfutter, Spielmläuse, Katzenmilch, Katzenwurst, und schon klingelte der Fahrer und holte die kleine ab. Nun höre ich täglich von ihr, daß er ihr alles beibringt, daß sie langsam kapiert, wer der Cher im Hause ist, daß er alles aus dem Internet gelesen hat, was man bei Katzen so macht und braucht, und überhaupt scheint er ganz verliebt in die Katze zu sein. Seine Freundin, die mich auch öfter fährt, war auch begeistert, die Katze aufzunehmen. Die Hauptbezugsperson ist wohl eher. So erhärtet sich wieder mal meine Theorie, daß Kätzinnen eher zu Männern und Kater eher zu Frauen gehen. Ich werde Jakob nun erst mal zur Ruhe kommen lassen, ihn viel streicheln und die Wunde abheilen lassen. Dann, nach meinem Urlaub, können wir uns immer noch überlegen, ob wir uns unter dem Vorbehalt der Rülckgabe falls es nicht gutgeht, einen etwas gesetzteren Kater aus dem Tierheim holen.

Die kleine Katze wurde übrigens sofort umbenannt. Da die Taxifahrerin jemanden in der Verwandtschaft hat, der Lilly heißt, wollte sie Lilo nicht so nennen, so heißt sie jetzt eben Kitty. Darauf wird sie sicher auch bald hören -- oder nicht hören, wie sie es wohl eher machen wird.

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