Samstag, 12. März 2016

Kino für die Nerven

Am Dienstag wollte ich in einen Kinofilm, der wieder einmal für die Ohren, nämlich mit einem Kopfhörer mit Bildbeschreibung für Sehbehinderte und blinde, der sogenannten Audiodeskription angeboten wurde. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, und ich plante, in einer nahe gelegenen Pizzeria eine Pizza zu holen, dann 20 Minuten vor Filmbeginn dazu sein, um die reservierte Karte noch zu bekommen, und dann in das Bistro des Kinos zu gehen, um dort etwas zu trinken zu bestellen und die Pizza zu essen, und danach wollte ich dann in den Film gehen. Wie meine Mutter immer zu sagen pflegt, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Als ich zu dem Italiener gehen wollte, stellte sich heraus, dass er genau am Dienstag Ruhetag hatte. So brachte mich eine hilfsbereite Frau zu einem anderen Italiener in der Nähe, von dem aus ich aber das Kino nicht so gut finden kann. Irgendwie schlug ich mich dann doch zu dem Kino durch mit der Pizza in der Hand. Ich war schon ziemlich verärgert, dass ausgerechnet wieder so ein Pech passiert war. Ich ging zur Kasse und holte mein Ticket und sagte zu der Frau, sie solle unbedingt jemanden für ein paar Minuten an meine Seite setzen, bis auch wirklich gewährleistet ist, dass die Kopfhörer diesmal funktionieren. Sie meinte, ich sei das letzte Mal nur ungeduldig gewesen, ich hätte warten müssen, bis der Film beginnt, und es hätte doch dann auch funktioniert. Ich erwiderte ihr, dass es nicht an meiner Ungeduld gelegen hatte, denn tatsächlich musste mein Kopfhörer ausgetauscht werden, und ich bekam dann den vom Chef, der auf jeden Fall funktioniert hatte. Ich ging also schon ziemlich geladen in das Bistro, um mir einen Platz zum Verzehr meiner Pizza zu suchen. Als ich hilflos herumstand, rief mich ein Mann und meinte, da sei noch ein Platz. Ich fragte, wo denn „da“ sei. Denn ich kann ja nicht sehen, wo jemand hindeutet. Da meinte die Frau, die neben ihm saß: „Na, da!" Erneut fragte ich: „wo ist denn da.“ Da meinte sie: „na hier!“ Da meinte ich etwas aggressiv: „Ach, wie interessant, hier ist also da.“ Es ist ja durchaus verzeihlich, dass man erst einmal mit dem Finger zeigt, da man das gewohnt ist. Wenn man dann aber mehrfach darauf hingewiesen wird, dass Worte wie hier und da für einen Blinden sinnlos sind, sollte man dann irgendwann dazu übergehen, die Richtung mit links oder rechts anzugeben. Bei anderen Blinden klappt das auch, dann sagen die Leute meistens: „Ach so, ich meine links.“ Ich schaffe es leider nicht, die Menschen zum Umschalten zu bringen. Der Mann meinte dann, es sei ja schließlich schwierig, sich um zu gewöhnen. Irgendwie fand ich dann den Stuhl und wartete, dass eine Bedienung mich fragen würde, was ich will. Ich kann in einem Restaurant mangels Blickkontakt niemals einen Kellner herbeirufen und werde regelmäßig komplett übersehen, wenn ich nicht irgendeine Nachbarn darum bitte, die Kellnerin für mich zu rufen. In diesem Bistro hat man zwar eine Speisekarte für blinde, aber weiter geht dann der Umgang mit blinden doch wieder nicht. Ich saß einmal mit zwei anderen Blinden bei einem Italiener, und wir riefen uns die Lunge aus dem Hals, aber niemand kam. Da rief ich ganz laut „Feuer!!!“ Und tatsächlich kam der Kellner und fragte ganz normal: „ja, was hätten Sie denn gern.“ Er musste uns also schon die ganze Zeit bemerkt haben, sonst hätte er ja auf den Schrei wegen Feuer ganz anders reagiert. Ich bat also den Mann neben mir, die Bedienung zu holen. Die Frau meinte ziemlich gereizt, die Bedienung sei alleine, die würde doch schon irgendwann kommen. Ich erwarte ja nicht, dass jeder sofort springt, wenn ich hereinkomme und rufe. Aber man könnte einmal signalisieren: „ich habe sie gesehen, ich bin alleine, ich komme bald.“ Als ich schon die Hälfte meiner Pizza aufgegessen hatte, rief der Mann noch einmal nach der Bedienung, und ich rief auch ziemlich laut noch einmal Hallo. Da wurde der Mann sauer und meinte: „wenn es Ihnen zu langsam geht, dann rufen Sie die Bedienung doch gefälligst selbst.“ Wie gesagt, ich war schon ziemlich auf Krawall gebürstet. Die Bedienung kam, ich bestellte mein Getränk, das auch sehr schnell kam. Ich aß den Rest meiner Pizza auf und trank meine Johannisbeerschorle. In der Zwischenzeit kamen mir Erinnerungen an die letzten Kinobesuche, die fehlgeschlagen waren, und die meine Stimmung nicht gerade verbesserten. Im Jahre 2015 wollte ich meinen Geburtstag feiern, indem wir Pizza essen gehen und danach den Film „Die Sprache des Herzens“ anschauen wollten. Am 2. Januar wollte ich diesen Film schon sehen, bin aber krank geworden. Als ich an meinem Geburtstag dorthin kam, funktionierte mal wieder der Kopfhörer nicht. Dies war mir schon ein paar Mal passiert, einmal waren die Kopfhörer nicht geladen für alle, so das ein paar Sehbehinderte uns notdürftig die Bildbeschreibung lieferten, die sie noch erkennen konnten. Daher war ich an meinem Geburtstag schon sauer, als es wieder mal nicht klappte. Den Film konnte ich am nächsten Tag nicht sehen, da ich ja dann an die Dialyse musste. Man hatte die ganze Zeit die falsche Filmspur eingelegt, da ich die einzige gewesen war, die diesen Dienst mit der Bildbeschreibung abgerufen hatte. Daher wusste niemand, dass es die ganze Zeit schon gar nicht ging . Der Film wurde im Laufe des Jahres noch einmal gezeigt, doch hatte ich da wieder Dialyse und konnte nicht. Dieses Jahr wurde er noch mal gegeben, zu meiner größten Freude, denn ich hatte ihn zuvor nur mithilfe meiner Helferin sehen können, die ihn mir bei einem online-Filmverleiher für mich ausgeliehen hatte, wo er allerdings ohne Bildbeschreibung lief, und ich mir einige Szenen notdürftig zusammenreimen musste. Vor einigen Wochen also wurde der Film noch einmal gezeigt, und ich war natürlich sofort Feuer und Flamme, reservierte und ging dorthin. Bevor der Film los ging, hielt der Chef des Kinos eine kleine Ansprache darüber, wie eine Bildbeschreibung für blinde funktioniert und zeigte einen Ausschnitt mit offener Audiodeskription über Lautsprecher. Früher wurden die Filme so gezeigt, es gab spezielle Nachmittage für blinde. Er war nun ganz stolz darauf, dass diese Nachmittage nicht mehr notwendig seien, und dass blinde nun ganz normal mit ihren Freunden ins Kino gehen und den Kopfhörer benutzen konnten. Als diese Nachmittage abgeschafft wurden, schrieb ich eine traurige Mail an den Chef mit der Befürchtung, dass dann die Kopfhörer vielleicht nicht funktionieren, und dass ich ja schließlich genauso mit meinem Bekannten ins Kino gehen kann, den ja die offene Bildbeschreibung über Lautsprecher nicht stört. Somit können blinde ja auch an diesen Nachmittagen, die einmal im Monat stattfanden, ihre Freunde mitnehmen. Aber mein flehen blieb unerhört, der Kinonachmittag wurde abgeschafft. Ein Stück des Filmes wurde für alle mit Bildbeschreibung gezeigt, dann wurde der Film gestoppt, und er lief dann ganz normal an, und wir sollten über Kopfhörer die Beschreibung erhalten. Ich saß also an jenem Abend im Kino und wartete, bis die Beschreibung losging. Aber es kam nichts, und aufgrund meiner Vorerfahrungen geriet ich schon in Panik. Da wurde mir geheißen, ich solle warten, bis der eigentliche Film losgeht, dann käme auch die Beschreibung. Ich hatte gedacht, dass auch der Filmton selbst über die Kopfhörer geliefert würde und war daher beunruhigt. Aber als der Film losging, hörte ich wieder keine Beschreibung. Ich war ziemlich sauer, aber ich bekam dann den Kopfhörer des Chefs, und da ging es dann, nachdem wir die Lautstärke hoch geregelt hatten. Mittendrin fiel dann der Kopfhörer plötzlich wieder aus, aber dies geschah nur für einige Minuten. So konnte ich den Film in befriedigender Qualität genießen. Neben mir saßen einige geistig Behinderte, da der Abend als inklusives Kino angeboten war. Inklusiv heißt ja immer,es sind nur Behinderte da, aber die eben mit unterschiedlichen Arten von Behinderung. Somit nahm ich die Geräuschkulisse gelassen hin, denn schließlich möchten ja alle Menschen ins Kino gehen. Ich würde mir aber wünschen, dass Inklusiv bedeutet, dass sowohl Nichtbehinderte als auch Behinderte, egal wann, in jede Vorstellung gehen können. Dieser Abend war von der Lebenshilfe organisiert worden. Als ich dann, nachdem mir all dies noch einmal durch den Kopf gegangen war, meine Pizza fertig gegessen hatte, wollte ich wieder die Kellnerin rufen. Ich war schon stinksauer und hob einfach die Hand mit dem Geldbeutel in der Hoffnung, dass sie dieses Zeichen verstehen würde. Aber nichts dergleichen geschah, sie war sogar bei mir in der Nähe, kassierte gerade ab, und ich wollte nicht wieder ungeduldig wirken und hineinquatschen, wenn sie gerade bei anderen Leuten ist, auch auf die Gefahr hin, dass sie dann weg geht, und ich sie wieder nicht zu fassen kriege. Ich musste wieder die Leute neben mir fragen, ob sie mir die Bedienung rufen, da sie auf mein Winken nicht reagierte. Dies machte mich noch wütender. Ich gab ihr aber dennoch Trinkgeld und rundete das Getränk von 3,60 € auf vier Euro auf. Nun ging ich mithilfe der Dame an der Kasse in den Kinosaal. Zu meinem Schrecken war es Kino zwei, ein extrem kleiner Saal mit extrem wenig Sauerstoff, wobei ich aufgrund meiner Erkrankung mit einem sehr niedrigen Hämoglobin spätestens nach 1 Stunde anfange, kräftig zu ziehen, um überhaupt noch genügend Luft zu bekommen. Der Rest des Filmes ist ein reines Durchhalten. Da machte ich mich schon wieder auf etwas gefasst. Die Dame meinte, sie könne dies jetzt nicht ändern, und sie brachte mich dann ganz nach oben, wobei wir über mehrere Treppenstufen an das hinterste Ende des Saales gelangten. Ich setzte die Kopfhörer auf, ein Techniker kam, um sich noch einmal von der Funktionstüchtigkeit des Geräts zu überzeugen. Mir wurde noch einmal eingeschärft, zu warten, bis der Film tatsächlich startet, und dass ich geduldig sein sollte. Meine Erklärungen, dass ich das letzte Mal auch geduldig war, der Kopfhörer aber tatsächlich nicht funktioniert hatte, ehe wir ihn austauschten, Verhallten im Nirgendwo. Darüber war ich schon wieder genervt. Und als der Film losging, hörte ich nichts. Ich wusste nichtgenau , ob der Film bereits gestartet hatte, da ich ja die Leinwand schlecht sehe. So fragte ich meine Nachbarn, ob denn der Film schon losgegangen sei. Tatsächlich war er angelaufen, und wieder gab es keine Bildbeschreibung. Ich bat meine Nachbarn, doch einen Techniker zu holen. Ein Techniker kam und versprach, gleich wieder zu kommen. Natürlich kam niemand, sodass ich auf eigene Faust den Abstieg von der hintersten Reihe zum Ausgang des Saales wagte. Aufgrund meiner miserablen Orientierung griff ich die nächste Türklinke, riss sie auf und wäre beinah über eine große Stufe ins Freie gestolpert, da dies offenbar der Notausgang war. Ich konnte gerade noch von jemandem zurückgehalten werden, sonst wäre ich böse gefallen. Ich ging also zum richtigen Ausgang, wo schon der Techniker an der Kasse stand und versuchte, das Problem zu lösen. Die Dame meinte, dass noch ein Kopfhörer geladen würde, ich solle etwas warten. Ich sagte ihr, dass das Laden eines Kopfhörers wahrscheinlich so lange dauern würde, dass der Film dann zu Ende sei, und dass sie doch noch einen anderen Kopfhörer in vollgeladenem Zustand haben müssten. Der Techniker erklärte, dass es nicht am Kopfhörer sondern am Server liegen würde. Ich war wirklich aufgebracht, zumal man mich vorher bezichtigt hatte, ich sei einfach nur ungeduldig. Ich sagte zu der Frau, dass es schon wieder nicht geklappt hatte, und sie meinte nur immer, sie könne dies nicht ändern. Ich sagte ihr, dass ich dieses Mal nicht ungeduldig gewesen sei, und auch das letzte Mal nicht. Ich sagte zu dem Techniker, das nächste Mal solle bitte immer jemand neben mir sitzen, bis der Film auch tatsächlich mit Bildbeschreibung funktioniert. Da meinte die Frau, man hätte nicht die Zeit, jedes Mal neben mich jemanden zu setzen. Ich sagte aber, ich sei ein Sonderfall, da ich schwerstmehrfach behindert bin und ein Problem mit der Technik habe und besonderes Pech. Da meinte er, dies sei doch kein Schicksal, das sei doch Zufall. Ich sagte ihm, dass mir viele Leute erzählt hätten, dass bei ihnen die Kopfhörer funktionieren, und das auch der Vorsitzende des Blindenverbandes sowie der Organisator der Hörfilme das letzte Mal anwesend gewesen sei, und bei beiden hätte die Übermittlung der Bildbeschreibung funktioniert. Ich sagte, sie sollten ja nicht bei jedem daneben sitzen, aber eben bei mir. Die Frau wiederholte andauernd, es hätte doch das letzte Mal geklappt, worauf ich jedes Mal versuchte zu erklären, dass auch beim letzten Mal Pannen entstanden waren. Ich sagte zu dem Techniker, dass ich es leid sei, immer als ungeduldig dargestellt zu werden, wenn doch jedes Mal wieder mit der Technik etwas nicht klappt. Da sagte er, ich bräuchte mir dies ja nicht zu Herzen zu nehmen, wenn andere das sagen. Das sei ja nicht so, und ich solle da nicht drauf führen. Demonstrativ schaute ich in Richtung dieser Frau, die das Laufen behauptet hatte. Man bot mir an, mir ein Freigetränk zu spendieren, woraufhin ich sagte, dass ich bereits eines getrunken hatte. Mein Pech ist eben, dass ich aufgrund meiner Dialyse nicht viel trinken darf. Auf die Idee, mir dann wenigstens den Preis für das Getränk, welches ich genossen hatte, zurückzuerstatten, ist man nicht gekommen. Immerhin hatte ich an meinem Geburtstag, als schon einmal diese Sache floppte, zwei Freikarten bekommen. Eine davon habe ich noch, die andere habe ich meinem Bekannten gegeben, der ja auch dabei war. Ich selbst komme ja immer ermäßigt ins Kino und habe die Begleitung frei. Wütend bestellte ich mir ein Taxi und fuhr nach Hause. Vor einigen Wochen bin ich mit meiner Helferin in ein Theaterstück gegangen, wobei ich zuvor in der Musikschule war und mit Gitarre und Querflöte bepackt vom Taxi in die Nähe des Theaters gefahren wurde, wo wir in einem Irish Pub, der mir in dieser Straße empfohlen wurde, zu Abend essen wollten. Ich freute mich schon auf einen Burger oder auf Hähnchenschlegel mit Pommes, die ich ja aufgrund der Dialyse nicht jeden Tag essen darf. Als wir in dem Pub ankamen, fragte ich den Kellner, welche Speisen er den hätte. Er meinte, ich solle doch in der Karte lesen. Auf meinen Hinweis, dass ich blind bin, las er mir lustlos zwei oder drei Sachen vor, dann ging er. Das Dumme war, dass er nie wieder zurück kam. So entschieden wir uns, dieses ungastliche Lokal zu verlassen und fanden zum Glück einen Italiener, wo es bereits vorgefertigte Pizzastücke gab, die ich schnell hinunter aß, damit wir ins Theater gehen konnten. Hinterher stellte sich heraus, dass es in dieser Straße noch einen anderen Irish Pub gab, und wir den falschen genommen hatten. Es ist ja Teil meines Problems, dass ich immer, wenn zwei Dinge zur Auswahl stehen, das falsche nehme, obwohl es eine Chance von 50 % gibt. Das Theaterstück konnten wir dennoch genießen. Nun möchten wir in zwei Vorträge über das Gehirn gehen, die im Rahmen einer Veranstaltungswoche gegeben werden, und wo die Funktionen des Gehirns und die irrtümlichen Annahmen über das Gehirn auf lustige Weise auch mit Kabarettisten erklärt werden. Wieder werde ich von der Musikschule kommen, und wieder werden wir ein Lokal brauchen, wo ich vor der Vorstellung schnell etwas essen kann. Ich habe schon zu meiner Helferin gesagt, dass sie schon einmal etwas raus suchen soll. Sie meinte, da gäbe es genug, da würden wir bestimmt etwas finden. Mir ist es aber lieber, wenn es geplant wird, sonst läuft es wieder so schief. Oder am besten, man plant gar nicht mehr und geht irgendwo rein, Hauptsache, es gibt was zu essen. Da ich aber schon drei Tage in der Woche an der Dialyse nur Brote bekomme, möchte ich an den anderen Tagen schon mal etwas warmes haben. Gestern war ich in einem Konzert und fuhr mit dem Taxi hin, da wir ja Taxischeine haben. Normalerweise klappt das immer sehr gut, aber dieses Mal fand der Taxifahrer den Eingang nicht. Ich stand wirklich da und heulte, da ich dachte, schon wieder wird mir ein Abend versaut. Vor Jahren bin ich einmal mit dem Taxi zur einer Kneipe gefahren, um dort ein Konzert eines Bekannten anzuhören, und der Taxifahrer fand das Lokal nicht, obwohl er überall in der Straße herum fragte und sogar in eine Kneipe hineinging, so das wir unverrichteter Dinge wieder nach Hause mussten, und ich meine Taxischeine umsonst ausgegeben hatte. All diese Vorerfahrungen sind mir dann immer wieder präsent. Aber glücklicherweise fand er dann diesmal doch noch den Eingang, und das Konzert mit Harfe und Mundharmonika, bei dem Klassik und Blues gespielt wurde, war wirklich aller erste Sahne. Ich habe auch zwei gute Bekannte getroffen, zwei Frauen, wobei ich mich mit der einen schon für Ostersonntag verabredet habe. Die andere werde ich besuchen, in deren Wohnprojekt ist ein Café, wo ich sehr gerne hingehe, da werde ich dann mit meiner Freundin Kaffeetrinken, mit der ich wieder anfange, Musik zu machen und zu proben. Am Samstag werde ich in die St. Patricks Knight gehen und hoffe, dass es schön wird, denn mir wurde schon angekündigt, dass hauptsächlich Tanzmusik läuft. Ich hoffe, dass auch eine Gruppe spielt, die schöne irische Balladen spielt. Am Nachmittag gibt es in der nahe gelegenen Blindenschule ein Konzert mit Vertonungen von Literatur, wo es auch Kaffee und Kuchen geben soll. Ich bin schon gespannt, das letzte Mal wusste ich nicht, dass es dort tatsächlich auch Kaffee und Kuchen gibt, und ich hatte zuvor schon gegessen. Dieses Mal nehme ich mir vorsichtshalber etwas Abgepacktes mit, denn wenn ich dieses mal damit rechne, dass es Kaffee und Kuchen gibt, gibt es bestimmt nichts. Wenn es dann doch Kuchen gibt, kann ich meine Sachen wieder mit nach Hause nehmen. Man muss ja auf alles gefasst und für alles gewappnet sein. Ob ich noch einmal in dieses Kino gehe, weiß ich nicht. Nachdem es nun schon das dritte oder vierte Mal war, dass die Kopfhörer bei mir nicht funktionierten, habe ich jetzt erst einmal den Mut verloren. Ich werde lieber in den großen Kino-Komplex gehen, auch wenn dieser von einem Großmogul geleitet wird, der noch nicht einmal einen Betriebsrat zulässt. Aber dort gibt es massenweise Stände mit Essen, da kann schon mal nichts schief gehen, und ich nehme mir jemanden mit, der sich neben mich setzt und mir das Geschehen im Film einfach beschreibt. Andere haben schon eine App auf ihrem Smartphone, wo sie sich die Bildbeschreibung her holen können und sind nicht einmal mehr auf Kopfhörer angewiesen, und ich kann noch nicht einmal mit den Kopfhörern arbeiten. Da ich aufgrund meiner Behinderungen eine riesengroße Hemmschwelle habe, mir ein Smartphone anzuschaffen, werde ich technisch wahrscheinlich bald abgehängt sein. Es war immer mein Traum gewesen, dass ein blinder einfach ins Kino kann, sich die Kopfhörer ausleiht und dann wie jeder andere den Film genießen kann. Von diesem Traum bin ich zumindest noch sehr weit entfernt. In der Theorie ist dies schön, aber in der Praxis geht es halt mal wieder nicht. Daher war ich so sehr dafür, dass die Nachmittage mit der offenen Audiodeskription beibehalten werden . Warum sollen nicht einmal die sehenden von den blinden inkludiert werden, und die sehenden Freunde einfach mit ins Hörfilmkino gehen? Das wäre für die dann auch eine gute Erfahrung.

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