Da ja bei mir die Leukozyten gesunken waren, haben wir das
Medikament abgesetzt, welches als Nebenwirkung eine Verringerung der Anzahl von
Leukozyten hat. Das hat aber zur Folge, dass die Niere weniger gut geschützt
ist, und dadurch ging das Kreatinin in die Höhe, so auf 1,5. Bei der
ein-Jahres-Biopsie kam ja eine grenzwertige Abstoßung heraus, wobei dann eines
der Medikamente erhöht wurde. Das Kreatinin hatte sich vorher ja endlich wieder
gefangen. Da es sich nun wieder gesteigert hatte, beschloss mein Arzt, mich nun
doch ins Krankenhaus zu einer Nierenpunktion zu schicken. Am Mittwoch den 13.
September sollte es soweit sein. Am Freitag zuvor hatte er mich angerufen, um
mir zu sagen, dass er mir die Aufklärung als E-Mail zuschickt, die sollte ich
ausdrucken und unterschreiben und dann am Mittwoch den 13. ins Krankenhaus mitnehmen. Es war ziemlich umständlich
gewesen, ein Rezept für die Ergotherapie und die Physiotherapie ab dem 13.
September zu bekommen, da diese normalerweise nur zehn Tage gültig sind, und
die Ärztin extra auf das genaue Datum ausstellen musste. Ich hatte bei der
Anmeldung erst versehentlich anstatt des Rezeptes das Formular für die
Befreiung von der Zuzahlung dabei, und es war ziemlich umständlich, dann das
Rezept noch zu kriegen, da es mit den Faxen Probleme gab. Daher war ich schon
etwas verärgert, dass leider kein anderer Termin möglich war. Ich ließ mir aber
dann eine Bescheinigung geben, dass ich aufgrund eines akuten Notfalles am 13.
ins Krankenhaus musste, da es ja nicht anders ging. Es war dann recht
umständlich, das Rezept wieder auf den 20. umzustellen, aber das überließ ich
dann der Ergotherapie und Physiotherapie .
Um 8:00 Uhr spätestens sollte ich mich am 13. einfinden.
Als ich dort ankam, wurde zunächst einmal Blut abgenommen.
Das war mir noch vom letzten Mal in Erinnerung. Dann kam ein Arzt, mit dem ich
schon einmal über meine Grunderkrankung gesprochen hatte, und bei dem ich
erstaunt war, wie viel er über meine Erbkrankheit wusste, und wie sehr er sich
mit der Materie befasste. Er meinte, er habe eine Bitte an mich, ob ich den
bereit wäre, mir am Arm eine kleine Biopsie machen zu lassen. Er habe das
bereits fünfmal an sich selbst ausprobiert, um die passende Stelle am Arm zu
finden, wobei dies dann international so gemacht wurde. Ich sagte ihm, ich sei
nur unter der Bedingung bereit, dass ich auch die Ergebnisse erfahren würde.
Ich hatte schon einmal an einen Forscher geschrieben, der mittlerweile in den
USA ist, da ich über ein Forschungsprojekt eine Blutprobe an ihn gesendet
hatte, um ihm eine Frage zu stellen, und
da hatte ich keine Antwort erhalten. Er versprach mir, mich auf jeden Fall auf
dem Laufenden zu halten. Ich habe ja eine Erkrankung, bei der die Zilien, Flimmerhärchen
, die sehr viele Dinge im Körper bestimmen, wie zum Beispiel auch die Anordnung
der Organe, und die auch in sehr vielen Organen vorkommen, defekt sind. Daher
sind auch die Außensegmente meiner Sinneszellen kaputt sowie die Nierenkanälchen.
Es können auch die Nebenhöhlen und die Atemwege betroffen sein, und daher kommt
es auch zu den anderen Schwierigkeiten wie Gleichgewichtsproblemen usw. Ich
habe mich bei diesem Arzt beklagt, dass die Ärzte meine Symptome meistens als
psychisch hinstellen, und dass sie nie auf die Idee kommen, dass ich vielleicht
Symptome habe, die bisher noch nicht erforscht sind. Normalerweise würde man
bei jedem anderen Patienten sagen, ihr Krankheitsbild ist noch so unbekannt, da
kann es durchaus sein, dass sie diese oder jene Beschwerden haben. Er meinte, die Ärzte würden langsam aufgeschlossener,
früher sei dies leichter gewesen, man habe einfach gesagt, die Augen und die
Nieren sind betroffen, und das war's. Und man hat ein bestimmtes Krankheitsbild
mit bestimmten Erscheinungsformen und Symptomen einer bestimmten Erkrankung mit
einem bestimmten Namen zugeordnet. Heute weiß man, dass ein- und dasselbe Gen, je nachdem, welche Stelle an
diesem Gen verändert ist, verschiedene Erkrankungen machen kann. Er klebte mir
ein Betäubungspflaster auf die Stelle, die nachher herausgeschnitten werden
sollte, damit ich nicht zu viel spüren würde. Dann sollte ich 20 Minuten dieses
Pflaster drauf lassen.
Mittlerweile wurde ich in mein Zimmer gebracht, in dem eine
sehr angenehme und nette Frau war, die sofort bemerkte, dass ich fast blind
bin. Sie erklärte mir, dass sie mit Verena Bentele, der schwer
Behindertenbeauftragten des Bundes zusammenarbeitet, und dass sie Mitglied des Bundestages
sei und sie sei Regierungsrätin und würde mit Andrea Nahles zusammenarbeiten.
Ihren Nachnamen verriet sie mir nicht, sie meinte, der sei zu kompliziert. Ich
hatte ihn dann später ein paar Mal gehört, ich glaube, die wollte einfach
nicht, dass sie bekannt wird.
Irgendwann kam der Arzt vorbei, um das Pflaster zu entfernen
und die Biopsie vorzunehmen. Trotz der Betäubung tat es immer noch sehr weh.
Ich meinte trocken, die Betäubung hätten sie sich auch sparen können. Aber es
sei für einen guten Zweck, und ich musste noch unterschreiben, dass das Gewebe
aufbewahrt und zu Forschungszwecken verwendet werden dürfte.
Irgendwann kam dann jemand und meinte, meine Blutwerte seien
dar. Der Arzt meinte, es sei ein Kreatininwert von 1,37 , und da sei es an der Grenze, man müsse nicht
unbedingt punktieren. Ich sagte ihm, dieser Meinung sei ich übrigens auch, ich
könne ja dann wieder gehen. Er sagte mir, er würde noch mit meinem Nephrologen
sprechen, denn der muss ja einen Grund gehabt haben, mich hierher zu schicken.
Ich erklärte ihm, dass mein Arzt befürchtete, wenn das Kreatinin jetzt besser sei,
und man mich laufen ließe, würde es bestimmt wieder hochgehen, und man würde
dann sowieso punktierenmüssen. Er meinte, ich solle jetzt erst einmal das
Gespräch abwarten. Nach einer Weile kam dann eine Schwester mit einem Tablett und
sagte, ich dürfte Essen. Ich fragte sie, ob ich nach Hause dürfte, da meinte
sie, nein, ich würde am nächsten Tag punktiert.
Ich war am Boden zerstört, denn wenn ich am Donnerstag den
14. punktiert würde, könnte ich am Freitag den 15. September nicht zu Hause
sein, wo ja die Schlüsselübergabe mit der Vermieterin stattfinden sollte.
Ich hatte schon mit Mühe und Not jemanden organisiert, der
am Donnerstag den 14. einen Handwerker unseres Vereins reinlassen sollte, der
weiter an meiner Wohnung arbeiten würde. Es war ein Bekannter, der früher mit
mir an der Dialyse war, und der ebenfalls etwas von diesem Handwerker wollte.
Er wäre extra zu mir ins Krankenhaus in die nächstgelegene Stadt, wo ich war,
gefahren, hätte sich dort den Schlüssel abgeholt, hätte den Handwerker
eingelassen, wo aber dann der Schlüssel hingekommen wäre, hatten wir noch nicht
ganz besprochen. Es wäre also ein Chaos geworden, wenn ich erst am Donnerstag
punktiert worden wäre. Ich war in Tränen aufgelöst, als der Arzt hereinkam. Ich
sagte ihm, er könne mich auch gleich einweisen, ich würde verrückt werden. Ich
erklärte ihm meine Situation, und er meinte, man könne doch mit ihm reden. Ich
sagte nämlich, das Kreatinin würde am nächsten Tag auch nicht anders, warum
würde man dann gerade mal einen Tag warten, um zu entscheiden, ob ich punktiert
würde oder nicht, dann könne man es auch gleich heute machen oder in ein paar
Wochen. Schließlich war es ja nicht lebensnotwendig sondern grenzwertig. Da
meinte er, wir sind die Guten, mit uns kann man reden, sie können auch in drei
Wochen wiederkommen. Daraufhin wurde ich noch zum Ultraschall geschickt, um zu
schauen, ob nichts Anatomisches los war, zum Beispiel ein Stau im Harnleiter,
oder ob vielleicht etwas sichtbar wäre, dass behandelt werden müsste. Im
Ultraschallraum waren einige Ärzte zusammen, auch der, der mich während der
Transplantation geschallt hatte, und der der erste war, der den Ultraschall
nach der Operation vorgenommen hatte. Ich konnte mich noch sehr gut an ihn
erinnern, da er so nett war. Er erklärte mir, dass man sich entschieden hätte,
mich auch erst in ein paar Wochen zu punktieren, da ich ja jetzt unbedingt nach
Hause musste, und man habe damit gerechnet, dass ich gar keine Aufklärung dabei
hätte, da es normalerweise nicht üblich sei, seine Aufklärung per E-Mail zu
erhalten und unterschrieben mitzubringen. Man habe nun mit meinem Arzt
gesprochen, und der sei für eine Punktion, aber man könne es auch noch in ein
paar Wochen machen. Hätte ich jetzt ein Kreatinin von 1,6 gehabt, wäre es
sinnvoll gewesen, zu punktieren, daher war es kein Fehler, dass ich gekommen
war. Ich war erst einmal erleichtert, und der Ultraschall ergab auch nichts
gefährliches. Somit durfte ich nach Hause.
Mein Nephrologe hingegen gab mir eine andere Version der Sache
, da man wenig Zeit hatte, weil erst Blut abgenommen worden war, wollte man am
nächsten Tag erst punktieren, und daher hätte man mich nach Hause geschickt.
Ich glaube, man hatte einfach nicht damit gerechnet, dass ich die Aufklärung
schon dabei hatte, man wollte mich vielleicht an diesem Tag erst aufklären und
sowieso erst am nächsten Tag punktieren. Ich hatte ja die Punktion schon einmal
durchgemacht und war daher schon aufgeklärt. Ich muss allerdings gestehen, dass
ich am Tag zuvor noch einmal schnell auf Station anrief und nachfragte, ob ich
nüchtern bleiben musste oder nicht, da ich dies vergessen hatte.
Bei der Blutabnahme eine Woche drauf am 20. kam zum Glück
heraus, dass das Kreatinin wieder bei 1,23 war, und zur Sicherheit wollte man
dann am 4. Oktober wie geplant noch einmal Blut abnehmen, da die Punktion auf den
6. Oktober veranschlagt gewesen war. Meine Theorie, die ich auch den Ärzten unterbreitete,
war die, dass ich, da ich wegen der Leukozyten Myfortic solange reduzieren
musste, Probleme bekommen hatte, und die Niere mir dies übel genommen hat. Sie
meinten, das könne wohl sein, aber dennoch müsse man punktieren, wenn das
Kreatinin hochginge. Nachdem ich ja das Medikament Myfortic, das ich während meiner Erkrankung bis auf die Hälfte
reduzieren musste, ab dem 6. September wieder
etwas erhöhen konnte, war das Kreatinin sowieso wieder gesunken. Somit hatte
sich wohl diese Theorie bestätigt.
Da die Leukozyten wieder im Normbereich waren, durfte ich
dann das Medikament ab dem 20. wieder voll einnehmen, und am Mittwoch den
vierten war die nächste Blutabnahme. Und da war das Kreatinin zu meiner größten
Freude auf 1,09 gesunken, sodass mein Arzt beschloss, die Punktion abzusagen.
Mein Blutdruck war in der Zwischenzeit auch etwas gestiegen,
und ich musste ein paar Mal ein Medikament, dass ich nur bei Bedarf nehmen soll,
einnehmen. Wenn der Blutdruck recht niedrig war, hatte mein Arzt immer gesagt,
ich solle mit den Medikamenten ruhig spielen, wenn der Blutdruck zu niedrig
wäre, wäre das auch nichts. Als dann der Blutdruck kletterte, meinte er, sie
haben ja ab und zu mal die Medikamente weggelassen. Darauf entgegnete ich,
jetzt aber nicht mehr, da er ziemlich hoch war. Da meinte er, ja, aber davor.
Das klang so, als ob er mir dies zum Vorwurf gemacht hätte, dass der Blutdruck
jetzt gestiegen sei, weil ich die Medikamente nicht regelmäßig eingenommen
hätte. Beim nächsten Mal, wenn er mir wieder sagt, ich solle ruhig mit den
Medikamenten spielen, dann werde ich dies nicht machen. Egal, wie niedrig der
Blutdruck wird, dann nehme ich sie ein. Unter spielen verstehe ich sowieso,
dass man damit Klötzchen baut oder vielleicht irgendwelche Bildchen legt. Aber
ich wusste schon, dass er damit meint, dass ich variieren darf, je nachdem, wie
hoch oder niedrig der Blutdruck ist, da ich als erfahrene Blutdruckpatientin
gut damit umgehen kann. Da ich sowieso viermal ein Blutdruckmittel einnehmen
muss, messe ich viermal, und wenn der Blutdruck unter 115 ist, lasse ich das
Medikament schon auch mal weg. Im Sommer ist es durchaus vertretbar, denn sonst
würde der Kreislauf viel zu sehr absacken. Ich glaube aber, der Blutdruck hat
sich auch wieder gefangen. Wahrscheinlich lag das daran, dass wir das Cortison
etwas erhöht hatten, zum Ausgleich, weil sie eine Zeit lang eines der
Immunsuppressiva, eben dieses Myfortic reduziert hatten. Aber da ich das
Cortison wieder normal einnehme, hat sich wahrscheinlich alles wieder
reguliert.
Beim nächsten Mal weiß ich ja, wie die Niere reagiert, und
dass sie nicht so damit einverstanden ist, wenn Medikamente reduziert werden.
Während der Schilddrüsen-OP musste ich ja auch Myfortic reduzieren, und das hat
sie mir auch krummgenommen. Aber insgesamt ist sie eine sehr starke Niere. Sie
hält schon ganz schön was aus und steckt ganz schön was weg. Neulich hab ich
schon wieder eine Erkältung ausgebrütet und war wirklich in Panik, dass dieser
ganze Rattenschwanz jetzt wieder von vorne losgeht. Ich hatte aber Glück, die
Erkältung ist an mir vorbei gezogen. Am Wochenende hat mich ein Freund besucht,
der meinte, er sei sterbenskrank, er dürfe eigentlich gar nicht raus. Prompt
fiel er mir um den Hals, und ein paar Mal hat er auch gehustet und geschnieft,
ich hoffe, dass ich nichts abgekriegt habe. Es ist schwierig, den Leuten zu erklären,
was für mich so eine Erkältung bedeutet. Als ich wegen der im Ausbrüten begriffenen Erkältung so in Panik war, haben
wir telefoniert, und er meinte, ich solle doch die Grippe nicht zu hoch hängen,
und seine Freundin meinte, das sie psychisch bedingt, und es würde schon wieder
vorbeigehen. Die wenigsten verstehen, dass ich so einen Rattenschwanz nicht
dauernd haben kann. Das muss sich zwar nicht jedes Mal so auswachsen, aber die
Möglichkeit besteht eben. Ich bin aber froh, dass ich dieses Mal um das
Krankenhaus herumgekommen bin. Während meines Umzugs hat mir das nämlich gerade
noch gefehlt, und es ist einiges durcheinandergeraten.
Ich sagte dann meinen Bekannten, dass ich jetzt doch da sei,
dass er nicht kommen müsste, um den Wohnungsschlüssel zu holen, dass ich jetzt
den Handwerker selbst reinlassen könnte. Wenn er aber wollte, könnte er gerne
zum Frühstück kommen, Brot, Schinken und Ei sei da, und dann könnte er, wenn
der Handwerker kommt, direkt mit ihm sprechen. Aber wieder wurde mir ein Strich
durch die Rechnung gemacht. An dem Morgen erhielt ich dann eine WhatsApp des
Handwerkers, sein Vater sei verstorben, er könne nicht kommen. Er würde sich
bei mir wieder melden. Somit habe ich dann meinen Bekannten auch wieder
abgesagt, aber wir führten ein ausgiebiges Telefonat. Da kann man planen, was
man will, am Ende ist man doch immer wieder dazu angehalten und darauf
angewiesen, so schnell wie möglich um zu disponieren.
Aber nun war ich für die Vermieterin bereit, alles konnte
stattfinden. Ich hatte nämlich zuvor nachgefragt, ob sie notfalls bereit wäre,
den Termin auf Montag oder Dienstag zu verschieben. Meine Betreuerin arbeitet
am Freitag nicht und meinte, ich solle alle meine Termine so legen, dass ich nie
am Freitag Termine hätte, an denen sie anwesend sein müsste. Das ist leichter
gesagt als getan. Die Vermieterin hatte sich gerade mal dazu breitschlagen
lassen, am Samstag zu kommen, aber meine Einwände, dass ich auch am Samstag
vielleicht nicht aus dem Krankenhaus hätte raus sein können, wenn ich einen
Cortisonstoß gekriegt hätte, hat sie auch nicht registriert und einfach nicht
mehr geantwortet. Selbst wenn ich am Montag oder Dienstag noch in der Klinik
gewesen wäre, hätte dann meine Betreuerin an meiner statt hingehen können. Mein
Sozialpädagoge darf solche Termine alleine nicht wahrnehmen, da er kein
gesetzlicher Vertreter ist, somit hätte dies auch nichts genützt. Es wäre also
wirklich nur der Freitag der 15. infrage gekommen. Da hat er sich angeboten,
mich zu begleiten, aber nur, wenn ich selbst auch dabei wäre, was ja dann auch
zum Glück der Fall war. Wie dies alles ausgegangen ist, kommt im nächsten
Blogeintrag.
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