Dienstag, 3. Oktober 2017

Langsam aber sicher --- wurde Rom erbaut ---


Irgendwann wuchs das Inventar und die Einrichtung der neuen Wohnung. Nachdem ja die Küchenzeile schon stand, und die Regale im Wohnzimmer auch vorhanden waren, wurden dann auch allmählich die Garderobenhaken im Flur montiert. Die neue Garderobe und auch das neue Schuhschränkchen, über das ich regelmäßig drüberfalle, hatten wir neu angeschafft, die hat ja noch mein Bekannter  zusammengeschraubt.

 

Nachdem es aber ewig nicht weiterging, hatte dann eine Bekannte, die auch Assistenten hat, eine meiner Assistentinnen angerufen   und ihr gesagt, dass bei mir wirklich die Hütte brennt, wenn auch nicht im wahrsten Sinne des Wortes. Meinen Herd von der Genossenschaft konnte ich jetzt schon etwas benutzen, er war aber nicht für blinde markiert, so zitterte ich jedes Mal, wenn ich ihn einschaltete. Sicherheitshalber machte ich auch jedes Mal die Sicherungen raus, erwischte aber eine verkehrte. Aber immerhin, ich überprüfte jedes Mal, ob die Herdplatten kühler wurden. Die Helferin brachte dann eine Heißklebepistole und noch einen Bekannten mit, der mir bei der Montage half. Jetzt war der Herd markiert, und ich konnte ihn ruhigen Gewissens benutzen. Wir hängten langsam auch alle Bilder auf, und endlich wurden auch die Regale montiert, in die ich noch einige Küchenutensilien stellen wollte. Alle Haken, die zum Trocknen oder zum Aufbewahren von Kleidungsstücken oder zum Deponieren von Jacken gedacht waren, wurden endlich an den Ort gebracht, an den sie sollten. Endlich waren einmal die gläsernen Wand-Gegenstände  wie Spiegel oder größere Bilder aus dem Weg, die wir schon sorgfältig in Decken eingewickelt hatten. Der Spiegel wurde aufgehängt, aber unten am Ende wurde ein ziemlich großes Stück von der Mauer rausgerissen, als er einen Haken rein machte. Das haben wir jetzt zum Glück schon wieder zugeklebt.

 

In der Küche mussten noch einige Haken und Stangen angebracht werden, um feuchte Lappen oder Handtücher etc. darauf zu hängen.

 

Das Schwierigste war die Nische, die aber ziemlich eigenwillig konstruiert ist. Da die Küche eine tragende Säule hat, ist die Nische 70 cm breit, auf der einen Seite 26 und auf der anderen 40 cm tief. Hier konnte man unmöglich Bretter anbringen, somit mussten wir uns etwas ausdenken. Die Nische war aber wichtig, um all meine Küchengeräte, Espressokanne oder Milchschäumer unterzubringen. Eine große Arbeitsplatte auf meinem neuen Unterschrank musste noch festgeschraubt werden, und überall fehlten noch die Sockelleisten, damit nichts hinten runter lief, oder die Silikonverkleidungen, um die Zwischenräume abzudichten. Somit gingen wir noch einmal in den Baumarkt, da war dann mein Bekannter dabei, der sich darüber mokierte, dass ich um das Holz auch noch einen Umleimer haben wollte, und sein Urteil, ich sei anspruchsvoll, damit begründete, obwohl er zuvor auf meine Klage reagiert hatte, dass alles so langsam ging, und ich daher im Chaos versinken würde. Somit hatte das wenig mit dem Holz zu tun. Aber alle anderen, die in meine Wohnung kamen, sagten als zweites, nachdem sie den Aufbau in der Küche bewundert hatten, da fehlt aber noch ein Umleimer . Somit war meine Empfindung spontan bestätigt worden von anderen Leuten. Denn wir hatten mal wieder das Pech, als ein Flüchtling und ich zusammen im Baumarkt waren, das es die Bretter, die ich brauchte, nur in 90 und nicht in 60 cm Breite gab, sonst hätten wir zu viel Verschnitt gehabt, was unendlich teuer geworden wäre. Daher schnitt er die Bretter so zurecht, dass die schöne Kante an der Seite war, wobei dann die abgeschnittene Kante nach vorne zeigen musste. Dies war zumindest in der Nische so, die eine große Herausforderung darstellte. Da war es schon schöner, wenn das Holz nicht so angefressen aussah, zumal es durch die in der Küche entstehende Feuchtigkeit wahrscheinlich irgendwann aufquellen würde.  Wir  hatten  noch  aus der  alten Wohnung  einen  Hängeschrank mitgebracht, unter den  auf der anderen  Seite  der Kochnische  der Kühlschrank  und die Gefriertruhe  stehen sollte.  Darüber sollte auch noch eine Arbeitsplatte, auf die dann noch  Geräte montiert werden sollten. Der Gedanke war, die gleichen Arbeitsplatten zu verwenden, wie sie auf dem gekauften Unterschrank schon war. Daher kaufte ich auch den Unterschrank zuerst, da dieser meistens schon eine Arbeitsplatte hat, an die dann der Rest angepasst werden kann und nicht umgekehrt. Die Herausforderung war aber jetzt, dass der Kühlschrank eine normale Höhe hatte, die Gefriertruhe aber noch wachsen musste. Denn ich hatte kein Geld mehr für so einen Luxus , und ich wollte für meinen Geburtstag im Januar auf  einen richtigen Gefrierschrank sparen. Einstweilen wurde also der kleine Backofen dorthin gestellt, da er Energie sparen würde, wenn man nur kleine Sachen hat, bis ich mich mit dem größeren Herd auskennen würde. Mir wurde geraten, den Backofen auch hinterher zu behalten, da er energiesparend und daher Gold wert sei. Es musste also eine Stütze angebracht werden, damit die Arbeitsplatte nicht auf einer Seite herunter kippte. Dies hat einer der Flüchtlinge auch wunderbar hinbekommen. Das Problem war aber, dass die Sockelleisten an der Wand, durch welche auch die Heizungsrohre gingen, so dick sind, dass der Kühlschrank nicht ganz an der Wand steht, und hinten eine große Lücke klaffen würde, wenn man die Arbeitsplatte nach vorne ziehen würde. Daher schaute der Kühlschrank vorne etwas heraus. Wir kauften dann ein Vierkantholz, welches hinten angebracht wurde, um die Arbeitsplatte nach vorne zu bringen. Dies sieht man gar nicht, da sowieso genügend Geräte draufstehen, sowie unter anderem auch mein Brotkasten und die Brotschneidemaschine, die noch mit einer Kurbel betrieben wird. Meinen UFO-Wecker, der in der Küche die Zeit ansagen kann, habe ich dort auch platziert. Wir haben auch wieder die große Steckdosenleiste mit den einzelnen abschaltbaren Steckdosen an die Wand  montiert, auf der die Geräte mit Punktschrift markiert sind. Jetzt kann irgendwann noch der Gefrierschrank kommen, dann wird die Stütze abmontiert, die aus demselben Material wie die Arbeitsplatte besteht. Hier haben wir dann auch einen  Umleimer an die Seite  der Arbeitsplatte aufgebügelt, da die Platte hier auch einfach abgeschnitten war. Somit sieht jetzt alles sehr schön und ordentlich aus.

 Nach und nach wuchs alles,  und ich konnte auch endlich alles auspacken und aufstellen.  Die Umzugsfirma konnte die letzten Umzugskisten mitnehmen.  Es ging dann noch um die heikle Frage, wie man es verhindern kann, dass in der Badewanne zu viel Wasser herausspritzen würde, wenn man duscht. Aus hygienischen Gründen wurde mir bei der Reha davon abgeraten, einen Duschvorhang zu benutzen, denn der würde schimmeln, und es würden sich Keime bilden. Die teuerste Variante wäre eine Falttüre, die mit einer Schraube an der Wand montiert werden musste, und die man dann jeden Morgen auf den Badewannenrand setzen und umfalten müsste. Mir schien dieses Konstrukt auch sehr kompliziert, da ich Dinge erst dann im wahrsten Sinne des Wortes begreife, wenn ich sie mal angefasst habe. Ich bin durchaus ein haptischer Lerntyp, weder auditiv noch visuell würde ich etwas kapieren. Somit beschlossen wir, wenn wir den Baumarkt aufsuchten, auch gleich nach so einer Konstruktion zu schauen. Es wurde uns aber nichts geboten, es hätte nur das aller billigste Plexiglas gegeben. Ich bin zwar mit Plexiglas durchaus einverstanden, zumal mein Vater meinte, Glas nehme nur die vornehmen Leute, aber dieses Plastik hatte ziemlich komische Riffel-Muster. Die einfachste Variante wäre eine Glasscheibe, die man einfach einmalig auf den Badewannenrand montiert. Man würde dann wie hinter einem Röntgenschirm beim Duschen immer dort stehen und darauf achten müssen, dass man nicht neben diese Wand spritzen würde. Bisher hatte sich dann also noch nichts gefunden.

 

Schon eine längere Zeit habe ich ein Sprach-Tandem mit einer spanischen Frau, die ich einmal rein zufällig in der U-Bahn traf, und die mir ihr Leid klagte, dass sie niemanden habe, der mit ihr Deutsch spricht. Somit treffen wir uns regelmäßig jeden Montag zum Frühstück, wir unterhalten uns auf Spanisch, und dann gehen wir eine Lektion in ihrem Buch durch. Sie erzählte mir, dass sie vom vierten Stock in den ersten Stock gezogen sei, und dass sie ein Duschrollo übrig hätte, dass sie mir gerne schenken würde. Möglicherweise würde ein solches Duschrollo  eventuell dieselben hygienischen Probleme bieten. Man muss darauf achten, es immer trocknen zu lassen und dann erst hochzuziehen. Wir machten einen Termin aus, an dem meine Assistentin einmal zum Frühstück dabei sein würde, um das Duschrollo  zu begutachten. Es war aber zusammen gefaltet, dennoch nahm sie es mit nach Hause, als sie meine Zuhause vergessenen Tabletten holte. An diesem Tag war alles etwas anders. Ich hatte gelernt, wie man zur U-Bahn läuft, aber es regnete, und da ich bei dem Weg noch unsicher war, disponierte ich um, um ein Taxi zu nehmen. Somit hatte ich dann vor lauter durcheinander vergessen, die wichtigsten Tabletten einzupacken. Nun war aber das Duschrollo bei mir Zuhause, und Tabletten waren dann auch in meinem Bauch. Wir wollten das ausprobieren, das hätte dann der Handwerker anmontieren sollen, der normalerweise bei dieser Vereinigung von Assistenten arbeitet, und der dort einige Stunden macht. Die Frage war dann auch, wo wir eine Handtuchstange hin montieren könnten. Auf dem Turm mit der Waschmaschine und den Trockner ist ein Brett, dass ich schon in der alten Wohnung hatte, um Sachen  draufzustellen. Das ist nicht dick genug, um dort eine Handtuchstange hinzumachen, somit schnitten wir von dem Vierkantholz  aus der Küche etwas ab, damit es dicker würde. Daran wurde dann die Handtuchstange befestigt. Denn falls ich doch eine Falttüre für die Badewanne brauchte, könnte ich keine Handtuchstange an der Wand neben der Badewanne montieren. Einige andere Regale oder Haken hatten wir ja schon im Bad befestigt. Meine Helferin und ich strichen noch mit roter Lasur,  mit der auch das Brett gestrichen war, dass Vierkantholz und ließen es in der alten Wohnung zum Trocknen. Am nächsten Tag, wenn wir den Teppich aus der alten Wohnung holen sollten, könnten wir es dann mitnehmen.

 

 

Leider musste ich dann noch kurzzeitig ins Krankenhaus, da sich aufgrund meiner Grippe die Zahl meiner Leukozyten verringert hatte, und wir dadurch die Immunsuppression etwas herunter fahren mussten, was der Niere nicht sonderlich gut gefallen hatte. Das Kreatinin war gestiegen, daher sollte ich ins Krankenhaus zur Punktion.  der Handwerker wäre aber genau am Folgetag gekommen. Somit organisierten wir ein ziemlich kompliziertes Konstrukt, bei dem ein Bekannter, der mit mir an der Dialyse gewesen war, zu mir ins Klinikum fahren sollte, meinen Schlüssel abholen und den Handwerker einlassen sollte. Zu der Punktion kommt dann noch in einem anderen Kapitel etwas, aber zumindest durfte ich am nächsten Tag wieder nach Hause. Meinem Bekannten sagte ich darauf hin, er könne gerne zum Frühstück kommen, ich hätte Schinken, Eier und Brot, und er könnte dann mit dem Handwerker sprechen, da er auch etwas von ihm wollte. Alles war schon organisiert, und dann kam eine WhatsApp des Handwerkers, sein Vater sei urplötzlich verstorben, er könne nicht kommen. Er würde sich wieder bei mir melden. Selbstverständlich wünschte ich mein Beileid, dachte aber, egoistisch wie ich bin, warum musste der ausgerechnet jetzt sterben? Natürlich ist das ein gemeiner Gedanke, aber aus meiner Perspektive lag er eben mal nahe in diesem Moment.

 

Somit musste ich schon wieder meine Helferin bitten, jemanden anzuschleppen, der mir helfen würde. Sie meinte, sie würde mir nur Leute bringen, die in Not seien, und die gerne arbeiten würden. Einer der beiden wollte nach Kanada, sein Bruder hatte Familie, er lebe von Sozialhilfe und brauch unbedingt Jacken für seine zwei Kinder. Mit 15 EUR pro Stunde seien Sie also nicht einverstanden, meinte sie, er müsse 20 EUR haben. Meine Notlage wurde indirekt ja auch ausgenutzt, denn ich hatte ja keine andere Wahl, als diesen hohen Stundenlohn zu zahlen, bzw. musste ich mal wieder zu Hause anrufen, was mir langsam auch unangenehm  wurde.  Wieder musste mir meine Familie unter die Arme greifen, denn das hätte ich nicht schaffen können. Den anderen Handwerker hätte ich von meinem persönlichen Budget bezahlen können, zumindest war dies einmal genehmigt worden, die Genehmigung muss aber wieder aufgefrischt werden. Denn als Behinderte kann ich ja solche handwerklichen Tätigkeiten nicht selber machen.

 

Eine der Aufgaben war es, den noch aus der alten Wohnung mitgebrachten riesengroßen Vorhang, der zuvor in meinem Schlafzimmer vor der Balkontüre hin, nun vor das riesengroße und lange Fenster in meinem neuen Schlafzimmer zu hängen. Zufällig passte er genau dorthin, denn diese Fenster sind sehr hoch, da die Decken eben auch hoch sind. Er musste mit einer Leiter auf mein Bett steigen, um die Holzstange anzubringen. In meiner alten Wohnung hatte mein Vater einfach einen Besenstil und zwei Eisenträger dorthin montiert. Mein Bekannter hatte dies gesehen und fand dies furchtbar.  Denn unsere ästhetischen Vorstellungen, die von mir und meinem Vater, sind, sagen wir mal,  sehr unterschiedlich. Ich wusste das gar nicht mit dem Besenstiel, und wir kauften für ganze 15,00 EUR eine Stange aus Holz mit Holzringen, die wesentlich besser aussahen. Den Besenstiel habe ich jetzt noch, man könnte eine Bürste dran machen. Der Flüchtling musste aber einiges von der Holzstange abschneiden, mir blieb fast das Herz stehen, ich kann so etwas immer gar nicht sehen. Er meinte, er sei Schreiner, er wisse, was er tue, ich solle ihn einfach lassen. Sein Bruder war ähnlich, er montierte eine Lichterkette bei mir am Küchenfenster, und Widerrede war zwecklos, Du siehst nichts, lass mich das machen. Der  eine montierte dann also die Stange hin, unter mehrmaligem Jammern und Klagen, wo ist meine Mutter, meine Mutter ist weit weg, oh je, wo ist meine Mutter. Ich fand es lustig und meinte, Du bist doch selbst Vater, Deine Mutter ist weit weg, jetzt bist Du doch erwachsen. Er meinte, in seiner Kultur seien die Kinder immer die Kinder der Eltern. Auf jeden Fall schaffte er es, und es sah sehr gut aus am Ende. Dann musste er auch noch ein elektronisches Thermostat an meine Heizung im Schlafzimmer montieren und nahm einfach eine Feile und schlug eine riesengroße Rundung in meine Mauer, mitten ins Mauerwerk, mir stockte fast der Atem, aber als ich es bemerkte, war er schon fast fertig damit. Der andere, der später von unserer Vereinigung kam, spachtelte es dann etwas zu, und da er weiße  Spachtelmasse benutzte, sieht es jetzt nicht mehr so schlimm aus wie der rote Sandstein, der auch noch von der Wand bröckelte. Dann hängten wir noch einige Bilder auf, wobei im Schlaf-Arbeitszimmer fast mehr Bilder sind als im Wohnzimmer. Aber laut meiner sehenden Helfer sieht es gut aus so.

 

Dann mussten wir noch einige Kleinigkeiten kaufen, wie zum Beispiel zwei schöne rote Schals aus dünnem Stoff für die Küche. Und ich brauchte unbedingt einen Bettvorleger , da es bei dieser Kälte eine Zumutung ist, seine Füße am Morgen auf den nackten Boden zu stellen. Außerdem friere ich in dieser Wohnung jämmerlich, da die Decken so hoch sind. Daher haben wir jetzt die Thermostate,  die ich bereits habe, im Schlafzimmer und im Bad montiert. Im Bad ist es jetzt am Morgen 25°, nach 10:00 Uhr ist es dann 18°, so ist es immer schön warm, wenn ich aufstehe, um zu duschen. In meinem Schlafzimmer, wo ich ja auch den Computer habe, ist es jetzt immer 20°, ab 12:00 Uhr nachts dann 16°. Außerdem haben wir Gummi um die Türe herum gemacht, das gibt es, um die Wohnungstür zu dämmen. Unten ist ein Besen, damit die Kälte nicht durch den Türschlitz durchgeht. Meine alte Stoffschlange, die schon komplett mit Flusen übersät war, hat meine Helferin wieder gesäubert, und sie liegt jetzt im Schlafzimmer vor meinem Fenster, wie ein Dackel, damit die Kälte nicht rein kommt. Eigentlich sind die Fenster schon aus Kunststoff, aber manchmal zieht es doch etwas. Ich gewöhne mir jetzt auch an, immer die Türe zuzumachen, zumal ich ja jetzt eine wunderbare Aufteilung in der Wohnung habe, wo ich die Türen einzeln schließen kann.

 

Nun ging es daran, dass Duschrollo zu montieren und auch die Vorhänge in der Küche anzubringen. Wir haben eine schöne Stange aus Edelstahl gekauft. Der Witz ist, dass über den Fenstern eine Rundung ist, wahrscheinlich waren dort die Fenster einmal rund wie in einer Kirche. Wenn man draußen steht, ist es noch relativ überschlagen, aber sobald man ins Haus tritt, fröstelt man. Daher sage ich spaßeshalber schon immer, jetzt gehe ich wieder in meine Kirche. Daher haben wir vorgehabt, die Vorhangstange über diese Rundung zu hängen. Wir fanden auch wunderschöne dunkelrote Vorhänge aus sehr dünnem Stoff, wo auch das Licht durch scheint, und für das Schlafzimmer fanden wir auch noch ein Gardinenrollo , das wie eine Gardine ist, die man hinauf und hinunter fahren kann, sowohl unten als auch oben. Dies ist jetzt sehr modern, im Wohnzimmer möchte ich es aber nicht haben, hier im Schlafzimmer sieht es aber sehr hübsch aus. Das sollte alles auch noch montiert werden. Somit kam noch mal jemand, und wieder ging es ans Zahlen. Zuerst versuchte er, das Rollo in der Dusche zu montieren, und die Schraube war mindestens 12 cm lang. Er erklärte mir, dass mein Bohrer kaputt sei, denn man käme nicht mehr durch die Decke. Dass mit dem Bohrer etwas nicht stimmt, den ich vor meinem Umzug kaum benutzt hatte, hat mir schon jemand anderer gesagt. Wir befürchteten schon, dass die Schraube oben bei meiner Nachbarin im Bad herauskommen würde, und dass er eventuell ihren Badevorleger  oder  ihre Badelatschen festschrauben würde. Aber der Bohrer ging gar nicht so weit, und somit musste der Handwerker eine kleinere Schraube nehmen. Als er fertig war, ließ er mich die Sache testen. Ich zog einmal an der Kette des Rollos, und es krachte alles hinunter. Ich war am Boden zerstört und schimpfte  auf Luzifer, der es  mal wieder auf mich abgesehen hatte…. Dann schaffte er es tatsächlich, nachdem er mir altväterlich erklärt hatte, dass solche Dinge eben nun mal passieren, das Rollo wieder hochzumontieren. Diese Leute sind gerade mal 22 Jahre alt, und ich komme mir jedes Mal vor, als hätte ich überhaupt keine Frustrationstoleranz, weil ich jedes Mal stöhne, wenn schon wieder etwas schief geht. Diese Leute legen eine Gelassenheit an den Tag, für die man ihnen am liebsten eine kleben würde. Auf jeden Fall schaffte er es dann, und ich war zufrieden. Es stellte sich heraus, dass die Decke einfach extrem hoch ist, und dadurch, dass ich eben sehr klein bin, muss ich so an der Kette ziehen, dass ich nicht nur an der Kette sondern am ganzen Rollo ziehe. Zusätzlich habe ich eben auch eine sehr schlechte Motorik, sodass ich schwer unterscheiden kann, ob ich jetzt nur an der Kette oder an dem ganzen Teil herum ziehe. Nun müssen wir auch noch eine längere Kette besorgen. Aber für den Anfang geht  es  schon Mal. Dann versuchte er, die Vorhänge in der Küche anzubringen. Egal, wo er es versuchte, die Wand hielt nicht stand. Der Bohrer war auch nicht in Ordnung. Somit beschlossen wir, dass er sich irgendwo anders einen Bohrer ausleihen würde und am nächsten Tag wieder käme. Dies war ein Sonntag, so konnten wir gar nicht sehr viel machen, aber die Vorhänge könnten wir noch schnell montieren, dies wäre nicht allzu laut. Da ich am nächsten Tag eigentlich ins Konzert wollte, hatte ich eine Helferin gebeten, mitzukommen. Der fiel es dann urplötzlich am Samstag ein, dass sie schon genug gearbeitet hatte, und am Sonntag mal frei haben wollte. Ich solle mir doch eine andere Begleitung suchen. Eine meiner Helferinnen, die auch meine Schlange gesäubert hatte, schenkte mir eine Silikonspritze, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Es war aber kein Silikon drin, daher rief ich sie an und fragte nach. Bei dieser Gelegenheit erkundigte ich mich, ob sie vielleicht am nächsten Tag mit ins Konzert kommen könnte. Sie meinte, sie würde mir am nächsten Tag Bescheid geben.

 

Am Abend versuchte dann der junge Mann, einen Bohrer zu organisieren. Er rief mindestens fünf Leute an. Bei einer der Leute, bei der er anrief, war eine ziemlich hysterische Frau am Telefon. Ich hörte, wie sie schimpfte, er habe sich bei ihr neulich nicht entschuldigt, er habe schlecht gearbeitet, und sie würde ihm ihren Bohrer nicht geben. Ich war stinksauer. Nach dem fünften Anruf klappte es dann endlich. Ich sagte der Helferin provisorisch wieder ab, da ich nicht wusste, wie lange wir  am Sonntag noch brauchen würden, da sie von sehr weit her kommen müsste, und dann hätte sie den Weg umsonst gemacht, um mich fürs Konzert abzuholen, wenn wir noch nicht fertig gewesen wären.

 

Am nächsten Tag ging aber alles recht schnell. Wir hatten noch zwei Stangen für links und rechts vom Herd gekauft, um zu verhindern, dass Dinge zwischen Herd und Arbeitsplatte auf der einen und zwischen Herd und Spüle auf der anderen Seite fallen könnten. Dazu brauchten wir das Silikon, welches er dann netterweise auch mitgebracht hatte. Dass Duschrollo hatte gehalten, zum Glück. Und er hatte dann vor, die Vorhänge direkt an die Decke zu hängen. Auch das funktionierte, er musste nur zweimal kurz bohren, das konnten wir an einem Sonntag noch vertreten. Endlich war alles fertig, und er überstrich die umsonst gebohrten Löcher, wobei er auch einige andere Löcher, wie zum Beispiel das unter dem Spiegel und das bei der Heizung mit dem Thermostat ordentlich auskleidete. Die Vorhänge wurden schon bewundert, eine meiner Assistentinnen meinte, dass sähe wunderschön aus. Sie sind lang genug und hängen von der Decke bis fast auf den Boden. Wir tranken noch Kaffee, der junge Mann und ich, und es war gerade noch Zeit, dass ich in das Konzert gehen konnte. Da es in einer Kirche in einer evangelischen Gemeinde stattfand, waren die Leute sehr hilfsbereit, und somit brauchte ich gar keine Assistenz.

 

Nun müssen wir noch eine Anti-rutsch-Unterlage für meinen Bettvorleger kaufen, da er jedes Mal rutscht, wenn ich mein Bett mache, und ich möchte nicht, wenn ich aus dem Bett steige, durch die halbe Welt segeln. Eine Sache zieht immer eine andere Sache nach sich.

 

Wir hatten auch versucht, elektronische Thermostate zu bekommen, die ich selbst bedienen konnte, und die man über das Internet mit einer barrierefreien  App steuern könnte. Dies wäre schön, denn dann wäre ich unabhängig von sehender Hilfe. Ein Mann vom Tauschring, der mir auch beim Fernseher und der Stereoanlage  geholfen hatte , wobei mein Sozialpädagoge auch bei der Stereoanlage erfolgreich mit tätig war, ging mit mir zusammen zu einem Elektronikhandel. Dort fanden wir sehr günstig zwei Thermostate, und uns wurde sogar genehmigt, die App zu installieren, um zu prüfen, ob sie mit Talkback funktionierte. Da man ein Passwort brauchte, kamen wir mit dem Test auf Barrierefreiheit nicht sehr weit, aber wir beschlossen, die Geräte und auch noch einen Würfel zur Steuerung zu kaufen, die man an der FRITZ!Box anmeldet. Wir wollten auch einen Bluetooth Sender, den man an die Stereoanlage anbringen könnte, da ich in der Küche ebenfalls Lautsprecher haben will, wenn ich dort  koche  oder  Kaffee trinke oder  frühstücke. Ich hatte einmal für 99 DM sehr schöne Boxen gefunden, die wie ein Möbelstück aussehen. Und ich hatte für 500 DM, als ich meine Stereoanlage anschaffte, schöne Kompaktboxen erhalten, die ich nicht wegschmeißen wollte. Denn alles, was man heutzutage kauft, geht sowieso recht schnell kaputt. Leider ist dies alles passiv, sodass man einen Verstärker braucht. Der Plan war, von einem Sender der Stereoanlage via Bluetooth die Musik an einen Verstärker in der Küche zu senden, der ebenfalls einen Bluetooth Empfänger haben sollte. Allerdings wurde uns gesagt, es gäbe keinen Sender mehr, die Leute würden heute nur von ihrem Handy oder vom Tablett aus Musik Striemen. Dies tue ich zwar auch manchmal, aber ich habe noch sehr viele CDs, Schallplatten und Kassetten. Ein Kabel in die Küche zu verlegen wäre hirnrissig, da der Weg viel zu lang wäre, und man die Kabel nicht an der Wand befestigen könnte, und da ich die Lautsprecherboxen auf dem Schrank haben wollte, müsste man das Kabel dann auch noch nach oben verlegen. Wir haben 5 Stunden damit verbracht, diese Dinge anzuschaffen, bzw. nicht anzuschaffen, und dann auch noch, den Würfel an die FRITZ!Box anzumelden, und alles auszuprobieren. Ich war leider erfolglos, da ich es nicht hinbekam, die Temperatur so einzustellen, dass die App sie sich auch Märkte. Jedes Mal, wenn ich umstellte, war wieder die Temperatur der Werkseinstellung zu sehen bzw. zu hören. Ich dachte, vielleicht bin ich einfach zu blöd für solche Thermostate,  und wir beschlossen, diese Dinger zurückzubringen, zumal eines auch noch durch eine ausgelaufene Batterie defekt war. Glück muss man eben haben. Ich war erneut frustriert. Der Mann vom Tauschring kam dann am Samstag, um alles abzuholen, und ich bat ihn, zwei einfache elektronische Thermostate zu besorgen, die ein sehender mir einmal einstellt. Denn es ist einfacher, die Temperatur konstant zu halten, als immer wieder zu heizen und dann wieder zurück zu drehen, da dies mehr Energie verbrauchen würde. Im Wohnzimmer würde ich zum Beispiel zwischen 10:00 Uhr morgens und 24 Uhr auf 20° stellen, und zwischen 24 Uhr und 10:00 Uhr auf 16°, da ich vor 10:00 Uhr mit Sicherheit nicht im Wohnzimmer herumhängen würde. Somit spart man schon wieder eine Menge Energie, denn abends müsste man sonst kräftig einheizen, damit man nicht zittert vor Kälte. Denn ich hätte schon fast wieder etwas ausgebrütet, aber es ist zum Glück wieder vergangen. Ich muss mir auch an gewöhnen, in regelmäßigen Abständen einmal alle Fenster zu öffnen, um wieder trockene Luft hereinzulassen. Da meine Wohnung im Altbau ist, ist das Gemäuer schon etwas klamm. Solche Probleme hatte ich zwar in meiner alten Wohnung nicht, diese war praktisch, aber dafür hässlich. Andere Wohnung, andere Sitten, sagte mir ein Bekannter, daran muss man sich erst gewöhnen. Dafür habe ich jetzt eine Küche, in der man sitzen und essen kann. Daher gehe ich da nicht mehr ins Wohnzimmer, wenn ich Kaffee trinke oder etwas esse, um dort nichts zu versauen. Früher fand ich das immer spießig, über solche Leute habe ich immer gelacht, jetzt mach ich es genauso.

 

Es gibt Aussicht auf einen Sender für die Stereoanlage und einen Receiver mit Bluetooth. Auch eine längere Kette für das Duschrollo werden wir besorgen, und es fehlen noch ein paar Sockelleisten, da einer der Leute, die für teures Geld gearbeitet haben, die Sockelleisten, die ordentlich ausgemessen gewesen waren, ziemlich verschnitten hat. Es hätte wahrscheinlich gereicht, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, etwas mehr nach zu messen. Aber es standen ziemlich viele Zentimeter heraus, bevor er alles befestigte, um den Rest dann abzuschneiden. Wenn ich ihn nicht darauf hingewiesen hätte, dass hier auch Kappen am Ende sind, hätte er die Sockel leisten einfach mit Silikon verschlossen. Die Kappen hatte er wohl übersehen, da hat eine blinde dann mal in die Tüte greifen müssen, um sie ihm zu geben. Aber jetzt ist so ziemlich alles fertig. Es fehlen noch die Vorhänge im Wohnzimmer.

 

Als ich einmal Vorhänge für meine Schlafzimmertüre, die zu einem Balkon hinausging, besorgte, sah ich wunderschöne große über Vorhänge in der Farbe von Terrakotta. Die hätte ich fast genommen, und eine meiner Helferinnen sagte mirdamals , wenn sie einmal in eine Wohnung mit einem Wohnzimmer ziehen, wo das richtig zur Geltung kommt, dann würde ich diese Vorhänge nehmen. Jetzt ist der Moment gekommen, eigentlich, denn das ist ziemlich teuer. Da ich aber keine Katzen mehr habe, die dann diese teuren Vorhänge gleich wieder kaputtmachen, würde sich das lohnen. Vielleicht finde ich sogar jemanden, der sie mir nett, denn es wird ein Vermögen kosten, sie im Geschäft anfertigen zu lassen. Aber genau mit diesen Vorhängen habe ich immer geliebäugelt und immer von dem Moment geträumt, sie mir zu besorgen. Im Wohnzimmer werde ich keine rollos als Gardine nehmen, das sieht mehr nach Arbeitszimmer aus, da werde ich ganz einfache, naturweiße Gardinen aussuchen. Aber die Fenster sind sehr hoch, daher wird ziemlich viel Stoff benötigt werden. Die Vorhänge  und Gardinen sind jetzt die Kür , alles andere war die Pflicht und  hatte erst mal  Vorrang.

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