Samstag, 10. August 2019

Mein schlechtestes Musikfestival aller Zeiten


Bei uns findet alljährlich ein Musikfestival statt, auf das ich mich jedes Jahr riesig freue. Bisher habe ich fast noch nie eines davon verpasst. Es handelte sich ursprünglich um ein Treffen von Liedermachern und auch von Folkbands. Das hat sich aber ziemlich ausgeweitet, sodass auch Popgruppen oder Kabarettisten kommen.

 

Es gibt immer ein Motto, allerdings ist es so, wenn das Motto ein Instrument ist, wird meistens nicht sehr viel draus. Dieses Jahr war das Motto Akkordeon. Mich erinnerte das an diese fürchterlichen Akkordeonspieler in der Fußgängerzone, obwohl es wunderschöne Musik mit Akkordeon gibt.

 

Ich durchforstete also mit meiner Helferin das Programm, das ich dieses Mal wieder in gedruckter Form erworben hatte, da es jedes Mal so umständlich war, auf der Homepage nachzuschauen und dann jedes Mal wieder zu YouTube zu wechseln, sich die Sachen anzuhören, dann wieder auf die HPO  und dort  dann wieder ins Programm zu gehen und wieder umzuschalten usw.

 

Die Textbeschreibungen der Gruppen in diesem Programm sind hanebüchen, ich frage mich jedes Mal, was die geraucht haben, oder was man dienen gegeben hat, ehe sie diese Gruppen beschreiben. Mir reicht eigentlich das Line ab, also die Besetzungen, die Instrumente, der Stil, mit welchen berühmten Leuten und  in welchen Settings sie schon gespielt haben, was sie für Musik machen, und welches berühmte Lied oder Stück sie vielleicht schon gemacht haben, dass einem bekannt vorkommen könnte. Aber diese Beschreibungen sind dermaßen verschwurbelt, zum Beispiel fand ich dieses Jahr eine Formulierung wie „Humor im Schritt“, wobei meiner Helferin meinte, was Du schon wieder denkst, Du alte Sau. Aber das fragt man sich schon manchmal.

 

Wir hörten uns dann alles bei YouTube an, und ich stellte das Programm zusammen. Ich hatte auch alle Helfer organisiert, wann wer mit mir wohin gehen sollte.

 

Außerdem hatten wir, da wir uns  als Welt Kulturhauptstadt  beworben hatten, auch eine ganze Reihe an Veranstaltungspunkten, die den ganzen Juli überliefen. Ich war schon bei verschiedenen  wie Slams, bei einem Konzert, und auch bei einer Hörspielnacht. Ich hatte allerdings jedes Mal Ärger, da ich die Assistenten zu festen Zeiten sozusagen gebucht hatte, um es mal so auszudrücken, da dies der Sache am nächsten kommt. Die Veranstaltungen begannen aber immer zu spät, sodass wir früher gehen mussten, und ich das Ende nicht mehr mitbekam. So habe ich ein Fax an die Veranstalter geschickt und gemeint, sie sollten mal dran denken, dass es Menschen gibt, die auf Assistenz angewiesen sind, die ihren Zug kriegen müssen, und die am nächsten Tag wieder raus müssen, weil vielleicht auch einige Menschen noch arbeiten. Die Hörspielnacht fing dann sage und schreibe auf die Minute an, und ironischerweise waren dann wir es, die zu spät waren. Viel verpasst hatten wir allerdings noch nicht ,  und ich konnte  alles noch in vollen Zügen und sogar  mit Kopfhörern  genießen, da  bei der Aufnahme  Kunstkopfmikrophone  benutzt worden waren, um einen besonders räumlichen  Klang  zu  bewirken.

 

Wir wollten vor  Beginn des  Musikfestivals noch zu einer offenen Bühne der Weltkulturhauptstadtbewerbung, allerdings war es an diesem Tag extrem heiß. Die Leute  für  die Bühne hatten sich nicht angemeldet, sodass niemand wusste, ob überhaupt jemand kommt. Ich bin also mit meinem Assistenten dort hin, danach wollten wir eigentlich dann zu diesem Festival. Aber auf der offenen Bühne war niemand, und man konnte uns nur einen geretteten kalten Kaffee anbieten. So sind wir wieder nach Hause und haben uns entschieden, einige bürokratische Dinge zu Hause zu erledigen. Nachdem wir zu Hause dann einen warmen Kaffee getrunken hatten, der übrigens auch aus fairem Handel stammte, fuhren wir dann noch mal los, in der Hoffnung, dass dieses Mal vielleicht jemand auf der offenen Bühne singen würde. Natürlich haben wir mal wieder die Straßenbahn verpasst. Ich dachte, da kommt ja  sowieso gleich die nächste, daher warten wir. Als aber keine Straßenbahn kam, entschied ich, dass wir jetzt zur U-Bahn laufen würden. Kaum waren wir einige Meter gegangen, kam die Straßenbahn. Wir waren aber schon zu weit weg, um sie noch zu erwischen. Somit fuhren wir zur U-Bahn zu offenen Bühne, aber wieder war niemand da. Wir beschlossen also, nun direkt zu diesem Festival zu fahren. Aber nun kam eine Durchsage in der U-Bahn, wegen eines Rettungseinsatzes fuhr die nächste Stunde keine U-Bahn mehr. Somit beschloss ich, dass wir jetzt aufgeben, denn ich dachte, es bringt doch nichts, dauernd durch die Gegend zu fahren, alles zu verpassen, sämtliche Transportmöglichkeiten nicht zu erwischen, und dann am Ende keine Musik zu haben. Ich war dann schon todmüde, meine Tasche wog gefühlte zwei Zentner, und ich wollte nur noch nach Hause. Meinem Helfer ging es nicht anders.

 

Wir hatten uns verabredet, und ich würde am nächsten Tag um 13:00 Uhr an einer U-Bahnhaltestelle in der Stadt stehen, wo er mich abholen sollte. Ich hatte aber vergessen, dass er nicht zu mir nach Hause kommen würde und wartet auf ihn. Dann läutete mein Telefon, und ich kann ja leider nicht abnehmen und nicht abheben. Beides trifft es nicht richtig, ich kann zumindest das Telefonat nicht entgegennehmen. Die intelligente Anrufverwaltung funktioniert einfach nicht. Somit rief ich ihn dann an und sagte, ich würde bald da sein.  Es gab aber eine Baustelle auf dem Weg zu meiner U-Bahn-Haltestelle, was ich nicht wusste, und so wurde ich vom Weg abgebracht, ohne es zu merken. So  verlief  ich mich  und wunderte mich, dass ich schon seit Tagen dauernd in die falsche Richtung gelaufen war. Ich fürchtete, dass ich in  puncto  Orientierung irgendwie einen Rückfall erlitten hatte, da ich am Anfang, als ich dort einzog, massivste Schwierigkeiten hatte, zur U-Bahn zu finden. Ich hatte schon Angst, dass das jetzt so bleiben würde. Diese Ängste schilderte ich auch meinem Assistenten, der hörte aber nicht sonderlich viel zu.

 

Irgendwann war ich dann sauer, weil ich wollte, dass jemand einmal meine Befürchtungen verstehen könnte, und ich nicht immer alleine mit all diesen Quatsch sein müsste. Immerhin sind das doch angeblich Pädagogen oder gewollte Pädagogen, dann müssen Sie ja auch mal etwas aushalten. Er meinte plötzlich, dass er leider nur bis 17:00 Uhr bleiben könnte, da er eingeladen sei.

Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass er mich bis 23:00 Uhr begleitet. Er hatte zwar  zwischendurch einen Termin, da irgend eine Sicherheitsübung für die Assistenten durchgeführt werden würde. Er meinte aber, er könne diese Übung auch noch an einem anderen Datum machen. Er hatte zwar niemanden erreicht, um abzusagen, aber er sagte, das sei ihm jetzt auch egal, er würde mit mir bis 23:00 Uhr dortbleiben. Auf einmal meinte er, er sei privat eingeladen, und ich sagte, wer zuerst kommt, malt zuerst. Hättest Du mir gleich Bescheid gegeben, dass Du nicht bis 23 Uhr  mitkommen kannst, hätte ich mir jemand anderen gesucht. Jetzt muss ich allerdings mit Dir um 17:00 Uhr nach Hause, da ich jetzt auf die Schnelle keine andere Assistenz bekomme, und in dem Gewühl komme ich alleine nicht zurecht. Ich sagte ihm, er könne doch nicht einfach einen Job annehmen und dann sagen, tut mir leid, ich kann doch nur bis 17:00 Uhr. Ich sagte, sie zu, dass Du einen Ersatz für Dich findest, egal wen, ich gehe mit jedem, aber ich brauche jemanden, und eigentlich ist das nicht korrekt, mich dann einfach im Stich zu lassen. Er meinte, ja, das sei sein Fehler. Er rief dann an und fand aber niemanden. Er sagte, er würde mich dann also für die Übung irgendwo lassen, und dann würde er wiederkommen, um mich abzuholen.

 

Wir wurden dann bei der einen Veranstaltung reingelassen, eigentlich sind da sehr viele Sicherheitsleute, die die Leute abzählen, aber wir hatten Glück, dass sie uns einließen,  da einige wieder rausgingen.

 

Danach gingen wir einen Kaffee trinken, und ich war total Happy, dass dieses eine Café, das früher so gut war, und zwischendurch einen so schlechten Besitzer hatte, wieder in guten Händen war. Wir haben dort sehr gut gegessen, und mittlerweile hatte auch ein Freund angerufen, den ich immer nur bei diesem Festival sehe. Wir haben uns  vor  fast 20 Jahren  dort  kennen gelernt, weil wir uns zufällig  laufend über den Weg liefen,  und selbst dann, wenn wir uns geplant an irgendeiner Stelle verabreden, laufen wir uns schon vorher zufällig vorher über den Weg. Er wohnt bei mir in der Nähe, und wir haben uns noch nie in der U-Bahn getroffen, aber genau um die Zeit herum, als das Festival stattfand, haben wir uns letztes Jahr zum ersten Mal an der U-Bahn gesehen, obwohl ich schon seit 2017 dort wohne. Einmal wollte er mich dann zum Essen einladen, und ich sagte zu, und urplötzlich erwischte mich eine Grippe, die binnen 3 Stunden zuschlug. Ich hatte schon befürchtet, dass er sauer wäre und mir nicht glauben würde, wobei mir das so peinlich war, dass ich so blitzschnell eine Grippe bekam. Diese Grippe hat dann auch eine Weile gedauert. Somit hatten wir jedes Mal Pech, wenn wir uns unter dem Jahr verabreden wollten. Er rief also an, und ich sagte ihm, dass wir in diesem Café saßen, und ob er  denn kommen   wollte. Ich sagte zu meinem Assistenten, wenn Du Glück hast, übernimmt er mich, und wir können dann zusammen gehen, und Du bist sozusagen frei.

 

Als der bekannte dann kam, meinte er, er habe ein Antibiotikum genommen, er wüsste noch nicht, ob er die ganze Zeit bleiben könnte. Der Assistent  und er tauschten  Telefonnummern aus, und er würde  den Bekannten  ca. um 19 Uhr anrufen, um  nachzufragen, ob  er mit mir dort bleiben würde, oder ob ich ihn dann  bräuchte. Er ging dann weg, und ich erzählte dem Bekannten, dass ich das unfair finde, dass jemand mir bis 23:00 Uhr zusagt und dann bis 17:00 Uhr bleibt. Sonderlich beeindruckt hat ihn das nicht. Das kenne ich ja schon, dass bei mir selbst krasse Schnitzer oder ziemlich grobe Klopse einfach so locker hingenommen werden, bei denen man bei anderen schon ausflippen würde. Aber ich dachte, immerhin hast Du jetzt jemanden, der mit Dir geht.

 

Wir gingen dann nach dem Kaffeetrinken in ein Konzert, aber das war so schrecklich und so laut, dass ich sofort wieder flüchten wollte.  Während  des Sound-Checks hatten wir eine Bekannte von meinem Bekannten wiederum getroffen, und ich erzählte ihr, dass ich schon öfter an diesem Veranstaltungsort war, dass aber bei bezahlten Konzerten Stühle dort stehen. Wir hatten aber dennoch damals keinen bekommen. Sie meinte, wenn man rechtzeitig kommt, bekommt man auch immer einen Stuhl. Ich erklärte ihr fünfmal, dass wir immer rechtzeitig da waren, aber wie das bei mir immer so ist, sprang sie nicht von ihrer Spur raus, und sie sagte immer nur wieder, dann muss man eben rechtzeitig  da sein. So etwas passiert mir immer, die anderen sind wie eine Schallplatte und können die Spur nicht mehr wechseln. Einem anderen würde man sagen, nun, dann weiß ich auch nicht,  dann hattet  Ihr  einfach Pech. Ich muss immer den Ruf auf mir sitzen lassen, ungeduldig, unpünktlich, unachtsam oder planlos zu sein. Dass ich einfach so Pech habe, kann sich keiner vorstellen.

 

Wir sind dann nun endlich in dieses Restaurant gegangen, in das er mich schon immer einladen wollte. Eigentlich hatte ich zwar keinen Hunger und wollte noch auf ein anderes Konzert. Dann hat mir aber der Salat mit Putenbruststreifen doch geschmeckt. Er hat mich zum Kaffee und auch in dieses Restaurant eingeladen, was ich sehr nett fand.

 

Abends gingen wir dann in verschiedene Konzerte, aber er hat mich wieder abgeholt. Das war das erste schöne Konzert, besser gesagt dass andere, in dem ich als  erstes mit dem Assistenten war, war auch nicht schlecht gewesen. Aber dieses Konzert hier schlug alles, ich wurde förmlich aus dem Sitz hochgerissen, und ich war wieder jung, ich tanzte wieder, es war wieder so, als wäre ich nie krank. Es war wirklich wunderbar. Danach war ich natürlich todmüde, da ich die schwere Tasche die ganze Zeit bei mir hatte, und da ich halt doch nicht mehr jung bin. Aber die Musik macht mich all das vergessen.

 

Ich rief dann meinen Bekannten an, weil ich unbedingt wollte, dass es sich die tolle Musik noch anhört. Ich war gerade schon beim CD stand, aber er meinte, dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr, das kriegst Du überall, ich bringe Dich noch nach Hause. Das fand ich total nett.

Auf dem Nachhauseweg stellte sich dann auch heraus, dass der Grund, weshalb ich mich in der letzten Zeit dauernd verlaufen hatte, eine Baustelle war.    Mein Bekannter bestand darauf, dass ich das jetzt alleine übe und ging hinter mir her und lieferte mich dann noch sicher zu Hause ab.

 

Am nächsten Tag hatte ich mich mit einer Assistentin verabredet, die ich schon ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte einen schweren Unfall, und ich freute mich auf sie, dass wir nun wieder was zusammen machen würden. Sie kam also in meine Wohnung, und erst einmal zeigte ich ihr alle Neuerungen, die sich bis dahin ergeben hatten, und dann gingen wir los. Natürlich haben wir mal wieder die U-Bahn verpasst.

 

Als wir dann bei dem Veranstaltungsort waren, waren wieder die Sicherheitsleute dar. Sie sagten, immer nur eine könne rein, aber ich sagte, uns gibt es nur im Doppelpack, wenn einzelne Personen reingelassen werden, müssen sie erst die dran nehmen, und wir warten, bis zwei rein dürfen. Sie meinte, sie sind Begleitperson, o. k., sie können rein. Irgendwann waren wir dann  drin.

Nach dem Konzert gingen wir wieder in das tolle Café, in dem ich am Vortag schon gewesen war. Ich hatte aber einen so großen  Hunger, ich weiß nicht, warum das dieses Mal so extrem war. Wir gingen dann noch in  den Innenhof  eines  Altersstifts, wo klassische Musiker  ein Konzert als Straßenmusiker gaben. Wir hatten am Tag zuvor schon eine ganz tolle Rockband getroffen, das war eines der besten Dinge, die ich dieses Jahr gehört hatte. Wir waren ganz beeindruckt, da zwei ältere Männer sangen, und ich fand das total komisch und lustig. Meine Assistentin filmt immer ganz gerne mal, und sie hat mir dann auch einige der Videos zugesendet.

 

Danach war ich mit der Assistentin verabredet, die mir immer beim Computer hilft. Wir hatten ja zusammen die Konzerte herausgesucht, sie meinte, dieses eine Konzert von  Imarhan, welches auf der großen Bühne stattfindet, möchte sie schon unbedingt gerne hören. Da wir auch andere Konzerte bis 23:00 Uhr ausgesucht hatten, war eigentlich klar, dass sie bis zum Ende bleiben würde. Als sie kam, meinte sie, nein,  das habe sie   nicht gewusst, sie dachte,   der Termin bis  23 Uhr  würde  sich auf  den Vortag beziehen. Sie  habe nicht gewusst, dass  sie  so lange bleiben müsste, sie  habe sich gar nicht an die anderen Gruppen danach  erinnert.  Sie wolle nur dieses Konzert anhören und sonst keines. Sie habe am Vortag zu viel getrunken und ihr Auto bei ihrer Freundin stehen lassen, sie müsse mich sonst irgendwo lassen und das Auto holen und dann wiederkommen. Wieder das gleiche Spiel. Bei mir wiederholt sicher immer alles genau nach demselben Muster. Daher glaube ich, dass alles vorbestimmt ist.

 

Es fing dann aber so stark zu regnen an, und obwohl uns die  Band sehr gut gefiel, entschied ich, dass ich nach Hause wollte. Vor 20 Jahren hätte ich den Regen noch locker ausgehalten und mich durchweichen lassen und hätte   nach dem  Regen so wild getanzt, dass ich  trocken geworden wäre. Aber dieses Mal entschied ich, dass das nicht geht. Es ist  eben doch ein Unterschied, ob man Ende 20 ist, oder ob man Anfang 50 ist, und ob man eine Niere transplantiert bekommen hat oder nicht. Man kann es natürlich nicht replizieren, aber ich glaube, ohne diese vielen Erkrankungen wäre ich zwar auch älter geworden, aber nicht ganz so widerstandsunfähig. Ich wollte aber kein Risiko eingehen. Wir standen noch fast eine Dreiviertelstunde im Regen, und wir mussten dreimal anrufen, ehe dann ein Taxi kam.

 

Zu Hause sprang ich sofort in die heiße Badewanne, sodass ich mich nicht erkältet hatte. Diese Badewanne ist wirklich ein Segen. Danach hörte  es auf  zu regnen, und ich überlegte mir, ob ich noch einmal losziehen würde. Aber meine Assistentin hatte mir gesagt, dass es bis 2:00 Uhr nachts regnen würde, das sei so gemeldet. Somit entschied ich, zu Hause zu bleiben.

 

Als ich dann um Mitternacht  ins  Bett ging, las sich die SMS meines Bekannten, der mir schon um  19 Uhr geschrieben hatte, dass er am Abend erst losgezogen war und während des großen Regens noch gar nicht dort gewesen war. Somit hatte ich gedacht, schade, wenn ich doch noch  einmal gekommen wäre, hätten wir uns noch verabredet und wären gemeinsam in ein  schönes Konzert gegangen. Ich schrieb ihm dann, dass ich diese SMS zu spät gelesen hatte.

 

Am nächsten Tag schickte ich ihm eine SMS und fragte, ob wir mal gemeinsam in diesen russischen Supermarkt gehen würden, der bei uns in der Nähe ist, da wir ja recht nah beisammen wohnen. Da rief er mich an und meinte, er sei gestürzt, er habe einen Sockel eines Baustellenschildes übersehen, da kein Schild mehr drin steckte, und sei der Länge nach aufs Gesicht gefallen und  läge mit einer Gehirnerschütterung oder gar mehr im Krankenhaus. Ich sagte ihm, das war das beschissenste Festival, das wir je miteinander erlebt hatten, und das ich überhaupt je erlebt hatte. Ich dachte, wenn ich mit ihm zusammen gewesen wäre, hätten wir vielleicht einen anderen Weg genommen, weil er dann auf mich hätte achten müssen, oder weil wir dann vielleicht noch etwas angeschaut hätten, und er wäre nicht über  diesen blöden Sockel gefallen. Aber es soll nicht sein, wir beide können unterm Jahr zusammen nicht kommen, es sei denn, wir haben das Musikfestival.

 

Alles in allem kann ich sagen, dass dieses Festival mir überhaupt nicht gefallen hat. Allerdings war das eine Konzert dieser Gruppe total klasse, und auch das Konzert der Liedermacherin  Fee Badenius, die ich am Sonntag mit meiner Assistentin sehen konnte, wo uns dann der Sicherheitsdienst so großzügig reingelassen hatte. Das war die einzige, die ich wirklich unbedingt nicht verpassen wollte. Ich habe auch zwei CDs von ihr gekauft, und sie hat mir eine davon signiert.

 

Ich habe dann später zwei Sachen von der tollen Band  vom Samstagabend namens Bukahara bestellt. Leider war wieder mal der Spruch Gier frisst Hirn am Werke, und meine Assistentin hat mir vorgelesen, dass es für sieben Euro mehr ein Doppelalbum geben würde. Dass da auch Vinyl stand, habe ich vor lauter Gier überhört, denn ich dachte, sieben Euro mehr und gleich doppelt, das muss ich haben. Ich habe dann mit Schrecken bei der Bestellbestätigung erst festgestellt, dass es sich um zwei Schallplatten handelt, ich hatte nicht geglaubt, dass es das wieder oder noch gibt. Ich weiß zwar, dass Vinyl eine Schallplatte ist, doch das hatte ich im Eifer des Gefechts und in der Hitze der Habgier einfach überhört. Ich habe zwar einen Schallplattenspieler, aber ich dachte, sieben Euro mehr für vier mal Aufstehen  und Platte Umdrehen, da will ich doch lieber die CD. Die Schallplatte kam, obwohl ich mehrfach geschrieben hatte, ob sie mir vielleicht nicht doch die CD schicken könnten. Als dann die Schallplatte schon da war, ich sie ausgepackt, die Verpackung vernichtet und die Schallplatte blindengerecht beschriftet hatte, kam die E-Mail, selbst verständlich senden wir Dir eine CD zu, schick die Schallplatte einfach an uns zurück. Ich schrieb denen dann wiederum, dass ich alles jetzt schon ausgepackt und angehört hätte, und dass ich das jetzt so hingenommen und mich damit abgefunden hätte. Diese E-Mail erreichte sie wohl wieder nicht, denn jetzt kam eine eingespeiste CD. Ich werde diese dann zurückschicken und habe denen jetzt mit einer Lesebestätigung eine E-Mail geschickt, dass ich die Schallplatte bereits benutzt hätte, und dass ich nun die CD  wieder originalverpackt an sie zurückschicken würde. Wenn ich schon einmal am organisieren bin, muss ja was schief gehen. Ich habe noch nie eine Bestellung  ohne Pannen  betätigt.

 

Aber die Musik ist wirklich phänomenal, und ich habe im Moment sehr viele CDs bestellt. Ich habe auch eine neue von Synthia  Nikschas, Egoschwein, leider ist aber die von Raul  Midón nicht gekommen, denn die musste irgendwo aus Amerika bestellt werden.  Man schrieb  mir,  dass die Bestellung  noch dauern würde, und ich die  Sache auch  Stornieren könnte. Ich hatte aber gedacht, bist halt mal geduldig, frisst ja kein Brot, wartest einfach, mehr wie nichts passieren kann ja nicht. Aber tatsächlich musste sie dann doch wegen  nicht Lieferbarkeit storniert werden, das Geld habe ich zurückerhalten. Soviel zum Thema, sei nicht immer so ungeduldig.

 

Bisher war es meistens so, dass sich gute und schlechte Festivals abgewechselt haben, nachdem dieses Festival wirklich den Tiefpunkt erreicht hatte, hoffe ich, dass es nächstes Jahr dann wieder umso besser wird.

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