Sonntag, 1. Juni 2014

Warteschleilfe -- Zeitschleife


Vor einigen Wochen habe ich nun an unsere Hausverwaltung geschrieben und sie gebeten, mir doch wegen des Katzennetzes Bescheid zu geben, oder mir zu sagen, wann nun die Eigentümerversammlung stattfindet. Bisher habe ich weder das eine noch das andere erfahren.
Letztes Jahr im August wurde mir ein Zahn operativ gezogen. Im November wurde das Implantat eingesetzt. Am 7. April wurde das Implantat freigelegt. Danach sollte ich einen Kostenvoranschlag für eine Krone vom Zahnarzt einholen, um dann mit diesem Heil- und Kostenplan bei der Kasse die Kostenübernahme zu beantragen. Am 2. Mai hatte ich einen Termin. Hier wurde mir außerdem noch eröffnet, dass ein Abdruck gemacht werden muss, dass der Arzt danach, sobald die Krone fertig ist, diese erst einmal probehalber einsetzt, und erst dann die fertige Krone auf geschraubt wird, eventuell auch mit Zement.
Der Arzt sagte mir auch, dass er zusammen mit der Masse des Abdruckes den Stutzen für das Implantat in meinem Mund halten muss. Da ich sehr schnell würgen muss, und schlecht Luft bekomme, könnte es sein, dass ich Panik bekomme und dies nicht aushalten werde. Daher müssen wir nun überlegen, ob ich eventuell eine Beruhigungsspritze bekommen muss. Ich werde es erst einmal so versuchen, aber es könnte sein, dass ich kurz schlafen gelegt werden müsste. Auch dies müsste man separat bei der Kasse beantragen.
Bis heute habe ich keinen Kostenvoranschlag des Zahnarztes erhalten. Ich habe bereits zweimal angerufen, beim ersten Mal sagte man mir, es sei vom Dentallabor noch kein Kostenvoranschlag beim Zahnarzt eingegangen. Beim zweiten Mal hieß es, der Kostenvoranschlag des Labors sei nun da, der Zahnarzt müsse diesen aber noch prüfen. Ich weiß nicht, wie lange diese Prüfung dauern wird. Der Kostenvoranschlag soll direkt an meine Betreuerin gehen. Sie muss dann die Kostenübernahme beantragen und auch ein geringes Einkommen geltend machen, da bei der Krone 400-500 € Eigenbeteiligung vorgesehen sind. Auch dies wird sicher noch einmal vier Wochen dauern.
Am 26. Juni sollte eigentlich die Nasen-OP sein. Der Kieferchirurg, der auch Gesichtschirurg ist meinte, bis dahin werden wir ja wohl das Implantat mit der Krone fertig haben. Nun muss ich leider die OP verschieben. Denn es ist unwahrscheinlich, dass das Implantat bis dahin überkront ist. Wenn ich gewusst hätte, wie schwierig das Ganze werden würde, hätte ich lieber die Zahnlücke gelassen. Eine Brücke kam für mich nicht infrage, da hier die beiden benachbarten gesunden Zähne abgeschliffen werden müssten. Sollte die Brücke dann heraus brechen, und sollte sie nicht halten, hätte ich dann eine Lücke mit links und rechts zwei Zahnstümpfen.  Außerdem dachte ich, so viele Brücken und Lücken im Mund bilden ein schlechtes Fundament, falls einmal eine Teilprothese notwendig würde. Da ist ein festes Implantat, welches tief im Kieferknochen steckt, vielleicht die sichere Variante. Aber nun stellt sich heraus, dass jedes Mal, wenn ich einen Schritt vollzogen habe, und wenn ich glaube, dem Ziel näher gekommen zu sein, ein weiterer Schritt angekündigt wird, der mich wiederum von meinem Ziel entfernt. Ich wollte eigentlich an Ostern wieder auf beiden Seiten kauen können. Dann dachte ich, es könnte zu Pfingsten klappen. Jetzt habe ich ein endgültiges Ultimatum gestellt: sollte bis August dieser Zahn nicht fertig sein, breche ich ab, egal, wo die Behandlung gerade ist. Das Motto: Jetzt sind wir schon so weit gekommen, jetzt hören wir nicht auf, wäre unsinnig, denn am Schluss muss ich vielleicht sowieso aufgeben, und dann ärgern mich die vielen Schritte, die ich umsonst gemacht habe umso mehr. Ich glaube nicht mehr daran, dass dieses Implantat jemals überkront  wird. Außerdem besteht wahrscheinlich die Schutzkappe aus Nickel, so dass ich dauernd mit Neurodermitis zu kämpfen habe. An der rechten Hand ist es besonders schlimm, da ich hier zusätzlich auch noch meine Uhr mit einem metallenen Zugarmband trage. Die ganze Zeit hatte ich das vertragen, aber mit dem zusätzlichen Faktor Nickel im Mund ist dies doch zu viel. Nun laufe ich die ganze Zeit ohne Uhr herum. Bei Zugfahrten mache ich da aber eine Ausnahme. An den anderen Tagen ist es egal, da an der Dialyse genug Uhren sind. Meine Taxifahrerin ist sowieso immer pünktlich.
Ich komme keinen Schritt weiter, weder mit dem Katzennetz noch mit meinem Implantat. Daran hängt so viel. Ich hätte jetzt am 26. Juni die Besprechung wegen der Ergebnisse bezüglich der ADHS-Diagnostik gehabt. Da aber hier die Nasen-OP sein wird, musste ich den Termin absagen. Ich hätte ihn aber auch genauso gut annehmen können, da die OP mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohnehin verschoben werden muss.
Ich fühle mich wie in einer Zeitschleife. Natürlich erzählt mir mal wieder jeder, es ginge ihm genauso. Wie hätte es auch anders sein können. Dann werden die Highlights aller Wartezeiten herausgekramt, zum Beispiel, dass eine Frau mir erzählte, sie habe zwei Jahre auf das Ergebnis ihrer Mammographie gewartet. Nur ist das bei mir so, dass ich auf jeden Mist viel länger warten muss. Dieses Labor hat sicher nicht zum ersten Mal eine Krone angefertigt, somit könnten Sie einen Kostenvoranschlag innerhalb von zwei Tagen an den Arzt faxen, der mir dann innerhalb von zwei Wochen einen Kostenvoranschlag schicken kann. Vom Gefühl her hätte ich nicht erwartet, dass es länger dauert als zwei Wochen. Aber ein Monat ist einfach zu viel.
Vor einigen Tagen war dann auch meine Karte mit den Kilometern voll, die wir als Behinderte erhalten.  Ich habe noch viele Freikilometer, aber da ich sehr viele kleine Fahrten gemacht habe, gibt es keinen Platz mehr auf der Tabelle, und ich muss eine neue Karte beantragen. Beim letzten Mal bin ich einfach in die Außenstelle gefahren, wobei ich mich zuvor angemeldet hatte, obwohl man angeblich keinen Termin machen müsste. Als ich ankam, war der "Spezialist", der normalerweise die neuen Karten herausgibt, nicht da. So hat ihn jemand angerufen und mit Mühe und Not eine neue Karte für mich ausgefüllt, damit ich sie mit den übertragenen Restkilometern mitnehmen konnte. Diesen Ärger wollte ich mir dieses mal ersparen und habe daher die Karte direkt an das Amt geschickt. Da ich noch zwei alte abgelaufene und fertig ausgefüllte Karten da hatte, dachte ich, die könnte ich auch gleich mit schicken, damit ich sie los habe. Es ist zwar nicht Pflicht, diese Karten zurückzuschicken, aber stichprobenartig wollen die diese Karten vielleicht irgendwann haben, und so lange liegen sie dann bei mir in der Schublade herum. Nun warte ich auch hier wieder, wobei mir klar ist, dass unter zwei Wochen sicher nichts passieren wird. Eigentlich müsste die Dame die verbleibenden Kilometer nur auf die neue Karte übertragen und sie mir zurückschicken. In der Zwischenzeit habe ich nun keine Karte und kann nicht meine Freikilometer nutzen. Ich bin gespannt, wie sehr ich hier wieder kämpfen muss, wie sehr ich hier wieder für Verwirrung gesorgt habe, dass ich die alten Karten mitgeschickt habe, obwohl ich in meinem Anschreiben extra erklärt habe, welches die aktuelle Karte ist. Ich bin gespannt, ob der Name der Dame überhaupt stimmt, oder ob da niemand den Brief erhält, da es eine Dame dieses Namens vielleicht gar nicht gibt. Er lautet so ähnlich wie Gutdiensthuber, nur eben anders, , aber diesen darf  ich ja hier  zur Wahrung der Privatsphäre nicht erwähnen. Auch hier werde ich sicher wieder auf die Warteschleife gesetzt.
Ich kann nur hoffen, dass irgendwann einmal wieder etwas weitergeht. Ich kann es aber gar nicht mehr glauben und es MIR gar nicht mehr vorstellen.

 

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