Freitag, 6. Januar 2023

Neues schloss

In einem Verlag für Tonzeitschriften gibt es eine Zeitschrift namens Marktreport, in der Artikel aus dem Testheft der Stiftung Warentest für blinde aufgelesen werden. Vor einigen Monaten wurde dort gemeldet, dass ein bestimmtes elektronisches Türschloss mit einer bestimmten Seriennummer durch eine Sicherheitslücke nicht mehr den gängigen Sicherheitsstandards entspräche, und daher die Firma einen Rückruf dieses Türschlosses veranlasst hätte, obgleich es nur mit hoher krimineller Energie sowie guten Programmiererkenntnissen möglich sei, ein Türschloss zu knacken. In einem vorherigen Blogeintrag hatte ich bereits erzählt, dass ich aufgrund meiner motorischen Schwierigkeiten ein elektronisches Schloss mit Transpondern und einem Nummernkästchen habe montieren lassen. Kriminelle Energie hin oder her, ich wohne nun mal im Hochparterre und bin blind, daher war es mir zu heiß, diese Nachricht zu ignorieren. Irgendwann habe ich also einmal beiläufig eine meine Assistentin gebeten, die Seriennummer meines Türschlosses mit den Angaben des Testheft zu vergleichen. Und nun darf man dreimal raten, ich würde hier nicht schreiben, wenn es nicht genau dasjenige welche gewesen wäre. Somit habe ich mich also an diese Firma gewandt, zunächst hatte ich angerufen. Man bat mich, eine E-Mail zu schreiben, man würde dann die Sache klären. Nach meiner E-Mail kam nichts mehr. Ich habe noch einmal geschrieben, es kam nichts mehr. Irgendwann habe ich dann mit einem Rechtsanwalt gedroht. Ich hatte schon meine Rechtsschutzversicherung angerufen, und mein damaliger Assistent, der mich wegen des Autismus im Alltag begleiten sollte, hat mir angeboten, mit mir zum Rechtsanwaltstermin hinzugehen. Die Rechtsschutzversicherung hat zuvor also ihr Einverständnis erteilt, dass sie die Kosten für einen eventuellen Rechtsstreit übernehmen würde. Tatsächlich hat meine Drohung aber auch schon so gewirkt, denn die Firma hat mir eine E-Mail geschrieben mit dem bereits oben zitierten Passus, kriminelle Energie, gute Programmierkenntnisse usw., aber wenn ich mich unsicher fühlen würde, würden sie mir aus Kulanz den Nachfolger dieses Schlosses zu schicken, der auf Basis von Bluetooth funktioniert, somit also ein anderes Funkprotokoll hat. Ich willigte ein, obwohl ich mir noch nicht sicher war, wer dann das Schloss eigentlich auswechseln sollte. Ich hatte bei der Firma, die mir damals das Schloss eingebaut hatte, schon einmal angerufen, als mit dem damaligen Schloss etwas nicht stimmte, wobei es sich dann herausstellte, dass nur die Batterie leer war, aber damals wollte der Mann nicht kommen. Dieses Mal hatte er auch gemeint, sie haben mir jetzt gerade noch gefehlt, ich habe andere Dinge zu tun, ich kann Ihnen jetzt nicht helfen. Denn ich hatte ihn zunächst gebeten, bevor die Firma sich zurückgemeldet hatte, mir sämtliche Unterlagen zu schicken, die er damals wegen der Montage angelegt hatte. Nein, ich müsste ja selbst alles haben, damit sollte ich jetzt alleine klarkommen. Als dann das neue Schloss samt Zubehör an mich geschickt wurde, dachte ich, der soll jetzt nicht auch noch mal an mir verdienen, wenn jetzt also doch die Montage des neuen Schlosses ansteht. Ich fragte also bei der Firma nach, ob sie mir einen anderen niedergelassenen Partner nennen könnten. Sie verwiesen mich auf einen Link im Internet, und ich klapperte dann einige der Anbieter ab. Nein, wir montieren nur die Schlösser, die man bei uns gekauft hat. Auch meine Erwähnung, dass es ja genau um diese Schlösser ging, und die Firma, mit der sie zusammenarbeiteten, mir ja das Schloss geschickt hätte, hat nichts geholfen. Irgendwann hatte ich dann doch jemanden an der Leitung, der mir anbot, diese Schloss auszuwechseln, er sei zwar nicht begeistert von dieser Firma, er würde eigentlich mit anderen Modellen arbeiten, aber er würde das tun. Er macht auch gleich einen Termin mit mir aus. An dem besagten Tag kam aber niemand. 30 Minuten nach dem ausgemachten Termin rief ich ihn an. Er hätte schon einen Mitarbeiter zu mir geschickt, aber Ach, übrigens, wo wohnen Sie denn eigentlich? Ich sagte, wenn sie meine Adresse gar nicht haben, wie konnten sie denn jemanden zu mir schicken? Ich hatte ihm vorher schon mindestens 2 oder dreimal die Adresse genannt. Ja, er hätte denjenigen schon losgeschickt, aber er hätte noch mal selbst sich vergewissern müssen, dass die richtige Adresse angefahren würde, und er habe jetzt das Buch nicht dabei, er sei unterwegs. Nach ungefähr 30 Minuten kam jemand, und der Stimme nach war es genau der gleiche Mann, mit dem ich gerade telefoniert hatte. Das ist mir schon häufiger passiert, dass Leute sagen, ich bin unterwegs, und in Wirklichkeit waren sie noch gar nicht eingestiegen sondern noch zu Hause. Als der Mann dann bei mir war, meinte er, das Schloss sei doch steinalt, das sei doch altes Klumpe. Ich sagte ihm, lesen Sie doch mal die Seriennummer, da steht doch, dass es der Vorgänger von dem aktuellen Schloss ist. Da meinte er, nein, mit Bluetooth usw. kenne er sich nicht aus, und obwohl ich ihm sagte, dass er mir doch zu gesagt hätte, ging er einfach weg. Das ist mir ja mit anderen Dingen auch passiert, so musste ich zum Beispiel mehrfach jemanden suchen, der mir eine Glaswand am Kopfende der Badewanne anbringen sollte, und erst als eine frühere Assistenz da war, hat dann der Mann auch wirklich definitiv zugesagt. Auch beim Einbau meiner Katzenklappe verhielt es sich so, und einer der Glaser hatte mich dann aber sogar zurückgerufen, obwohl er nur meine Nummer im Display gesehen hatte, und der hat es dann auch wunderbar gemacht. Er war mittlerweile aber leider Regiemeister geworden, er hat auch bei meinem Kater Louis Reiki probiert, aber der wollte nicht. Daher hat er es dann bei mir gemacht und nichts verlangt, da es nicht die volle Sitzung war. Er war wirklich ein anständiger Kerl, leider ist er aber kein Glaser mehr, und Ricky wäre jetzt auf Dauer nichts für mich. Als mir die Schublade meiner Kommode am Bett herausgebrochen war, weil Louis draufgesprungen war, habe ich auch mehrere Schreine anrufen müssen, und endlich kam dann jemand, der hat aber dann auch nur 30 € verlangt, da er es nicht vollständig reparieren konnte. Ich habe ihm aber dann 40 € gegeben. Ich habe noch einmal bei der Firma angerufen, die mir das 1. Schloss eingebaut hatte, da ich dachte, du hast ja eh keine andere Wahl, nur derjenige, der das Schloss besorgt hat, wird es die auch einbauen. Und wenn er was verdient, wird er sicher auch machen. Er sagte halbwegs zu, aber er hat sich nicht wieder gemeldet. Danach habe ich beim Tauschring angerufen, man hat mir den Namen eines Mitgliedes gegeben, der sich recht gut auskennt, nachdem ich einige andere abgeklappert hatte. Bei dem war ich einmal im Reparaturcafé wegen meines Kopfhörers, damals war ein blinder Bekannter mit seiner Kaffeemaschine auch dort. Dem haben sie den Hintern nachgetragen, sie haben ihm den Schalter wieder angebracht und die Kaffeemaschine sogar nach Hause gebracht. Mir hingegen sagten sie nur, da kann man nichts machen, obwohl nur ein Kabel gefehlt hat, welches mir dann ein Freund dieses blinden bekannten ausgewechselt hatte, und der Kopfhörer hatte dann noch ziemlich lange funktioniert. Ich sprach also mit dem man vom Tauschring, der erst meinte, er sei nicht mehr im Tauschring, und er könne das nicht. Ich sagte, ich war einmal mit einem blinden bekannten bei euch in Reparatur Kaffee, dem habt ihr den Hintern nachgetragen und Kaffeemaschine noch nach Hause gebracht, mir hingegen habt ihr noch nicht mal das Kabel vom Kopfhörer ausgetauscht, was habe ich eigentlich verbrochen, dass ich immer schlechter behandelt werden als andere? Ich gebe dir auch Geld dafür, wenn du das für mich machst. Gut, er machte dann einen Termin mit mir aus, und ich bat ihn, dann zu kommen, wenn auch meine Assistentin da wäre, die sich gut mit Elektronik auskennt, damit sie dann auch gleich alles mit den Strichkauz für die Transponder und für das Kästchen einrichten kann. Tatsächlich kam er sogar noch vor der Assistenz und erklärte mir, dass er sich sogar alles im Internet angeschaut hätte. Er wusste, wie man das Ganze einbaut, aber er wusste nicht, wie das alte Schloss auszubauen war. Ich sagte, ist egal, den Plunder benutzt hinterher sowieso keiner mehr, reiß es einfach raus, wenn es kaputt geht, dann ist das eben so. Natürlich hatte die Firma mich gebeten, das alte Schloss wieder an sie zurückzuschicken, damit sie denn Prozess abwickeln könnten, und sie haben sogar eine kostenlose Retoure zugeschickt. Er hat es aber doch heil herausbekommen. Der Einbau gegen sehr flott, und ich fragte ihn, was er denn jetzt haben wollte. Er meinte, er wolle gar nichts. Ich sagte, das geht ja nicht, ich muss jedoch was geben. Nein, das sei in Ordnung so. Ich wollte ihm eine Tafel Schokolade anbieten, nein, er will nichts. Ich war wirklich erstaunt und bedanke mich herzlich, und dann war die Sache erledigt. Meine Assistentin konnte auch alles gut einrichten, wobei am Anfang erst einmal ein Problem darin bestand, dass ich die Nummer auf dem Kästchen nicht richtig eintippen konnte. Aus irgendeinem Grund ging die Tür nicht auf, obwohl ich mir sicher war, den richtigen Code benutzt zu haben. Ich musste einen etwas anderen Code benutzen, da der Mastercode ja jetzt nicht mehr nötig war, weil man ja mithilfe der App in das Programm für das Schloss kommen würde. Irgendwann hatte ich es dann geschafft, dass das Türschloss sich immerhin schon halb drehte, und nach ein paar weiteren Versuchen hat sich die Tür nach Eingabe des Codes ganz geöffnet. Das ist bei mir immer so, dass alles erst nur nach Salamitaktik scheibchenweise funktioniert. Jetzt geht es aber schon richtig gut, wenn ich mich auch nicht ohne Schlüsselbund mit Transponder raus traue, da ich dem Bluetooth Protokoll nicht so wirklich traue nach den anfänglichen Erfahrungen. Die neuen Transponder brachten wir dann erst einmal unters Volk, die alten haben wir eingesammelt, und das Päckchen konnte zur Firma zurück auf die Reise gehen. Jetzt funktioniert das Schloss, aber nur auf die Eingabe am Zahlenkästchen würde ich mich nicht verlassen, weil die Verbindung vom Kästchen zum Türschloss offenbar nicht sonderlich gut ist. Das ging mit dem alten Schloss besser, denn das alte Funkprotokoll war wesentlich stabiler, aber damit kommen natürlich meines Erachtens auch leichter Einbrecher hinein. Wenn das Bluetooth noch nicht mal bei mir selbst funktioniert, dann haben es Einbrecher noch wesentlich schwerer. Was leicht aufgeht, ist halt auch unsicherer, und etwas, was sicher ist, geht halt auch nicht so leicht auf. Aber mit dem Transponder geht es wunderbar. Somit habe ich jetzt kostenlos das neue Schloss ausgetauscht bekommen, sowohl das Gerät selbst als auch den Einbau. Das ist dann doch relativ schnell für meine Begriffe über die Bühne gegangen. Ich hoffe, dass es jetzt lange halten wird.

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