Samstag, 7. Januar 2023

Neurofeedback

Da ich auf der Suche nach einer Ergotherapie war, um meine Wahrnehmung, Geschicklichkeit und meine Feinmotorik zu verbessern, sowie Koordination und Gleichgewicht, habe ich auch das Stichwort Autismus eingegeben. Dabei stieß ich dann auf eine Ergotherapiepraxis, die eine Methode namens Neurofeedback anbietet. Ich wollte eigentlich eine ganz normale Ergotherapie, bei der man mir zum einen Tricks und Kniffe zeigen kann, wie ich im Alltag Dinge besser bewerkstelligen kann, andererseits wollte ich auch jemanden, der mir meine Diagnosen erklärt, damit zum einen ich und zum anderen auch andere sie besser verstehen. Ich hatte auch schon vorher Ergotherapie, ich hatte auch da ein einziges Mal schon eine sehr gute Ergotherapeutin. Wir hatten eine Zeit gebraucht, um uns zusammen zu raufen, aber danach hat es wirklich viel Spaß gemacht. Wir haben Übungen gemacht, bei denen ich auf einem Pedalo , einem Wackelbrett stand, dabei Bälle fangen und werfen und mir Städtenamen merken und neue Städtenamen mit dem letzten Buchstaben des vorherigen Städtenamens suchen musste, beim Werfen und fangen sollte ich dann jeweils vorher oder hinterher in die Hände klatschen. Wir hatten ziemlich viel Spaß, und sie hat sehr viele Dinge miteinander verbunden. Auch sollte ich teilweise auf einer weichen Matte stehen und dann mit den Füßen um den Rand mit meinen Zehen um die Kante herum die Matte umlaufen. Sie ist dann leider gegangen, da sie ein Kind bekam und geheiratet hatte. Davor hatte ich einen ziemlich chaotischen Ergotherapeuten, der noch nicht mal richtig vorbereitet war und laufend vergessen hatte, was er noch holen musste, und der mit mir nie irgendwelche Übungen gemacht hat, die den ganzen Körper oder das Gleichgewicht betreffen. Danach hatte ich fürchterliche Ergotherapeutinnen, die mir zum einen laufend erklärten, dass dieses oder jenes Ihnen genauso ginge, und die mir irgendwelche fadenscheinigen Ratschläge gaben. Die eine hat mich dann irgendwann mal nach draußen geschleppt zu einer komplizierten Kreuzung und wollte von mir wissen, warum ich mich ohne blinden Ampeln nicht getraue, sie zu überqueren. Außerdem wollte sie mich in die Sonne schleppen, um mit mir positives Denken zu üben. Ich sagte ihr, sie solle bitte ganz ruhig sein, denn sie wisse ja nicht, was ich eigentlich habe, und welche Probleme bei mir eigentlich anstünden, und was ich eigentlich im Alltag erlebe. Schließlich habe ich nach einem erfolgreichen Studium und langer Arbeitslosigkeit nur die Rente als Aussicht gehabt. Und in der Sonne sollte ich eigentlich auch nicht so viel sein, da ich nach einer Nierentransplantation Medikamente nehme, die die Lichtempfindlichkeit der Haut steigern. Das wollte ich ihr aber denn nicht auch noch sagen, damit sie nicht auch noch glaubt, ich würde mich nur zu Hause im Dunkeln verkriechen und trauern. Aber ich lasse mir von so einem jungen Ding nicht mein Leben und die Welt erklären. Die anderen, die nach ihr kamen, waren auch nicht viel besser, sie waren teilweise überhaupt nicht vorbereitet oder wussten gar nicht, was sie mit mir anfangen sollen. Während die gute Ergotherapeutin mir zum Beispiel mit Bauglatzen das gesamte Layout der Praxis erklärte, um mit mir zu üben, alleine in der Praxis klar zu kommen, hat mich die andere auch noch an gemeckert, weil ich mit dem Stock gependelt habe und vorsichtig durch die Tür ging, ich solle doch nicht zu überängstlich sein, und dann wollte sie mir noch Tipps geben, wie ich den Stock halten sollte. Dies habe ich aber sofort unterbunden, in dem ich es sagte, meine Stocktechnik bespricht mein Mobilitätslehrer mit mir. Ich bin dann dort weg, weil auch die Physiotherapeuten nicht wesentlich besser waren. Auch die Frauen an der Rezeption waren regelrecht gemein. Einmal habe ich 1 € zu wenig rausbekommen, als ich therapeutische Knetmasse kaufte, und als ich sie darauf hinwies, warf sie mir den Euro mit einem also gut, auf den Tresen. Bei jedem anderen Menschen würde man sich entschuldigen und sagen, Tschuldigung, sie haben recht, hier ist der Euro. Die haben sich auch darüber beschwert, wenn ich meine Sprachausgabe von Handy benutzt habe, oder sie haben sogar mich und meine Taxifahrerin angeschrien, wenn wir uns kurz besprachen, wenn die Taxifahrerin mich abholte, wir sollten doch gefälligst leise sein. Eine der Physiotherapeuten hat mich bei der Massage so gequält, und wenn ich dann auf stöhnte, sagte er, habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass dies hier kein Wellnessprogramm ist? Zuvor war er total nett und hat sogar mit mir Sachen auf Inlineskates, mit dem Wackelbrett oder mit anderen Dingen gemacht, wo wir einen ziemlich komplizierten Geräteaufbau benötigten. Am Ende sind die mit mir nur noch durch den Fitnessparcours durch und haben mit mir MTT , medizinisches Therapietraining gemacht. Mehr war da nicht mehr. Der eine hat mich dann so sehr mit Gewichten und Fitnessübungen geplagt, dass mir die Muskeln wehtaten, und als ich das sagte, meinte er, ach Gott, sie Arme. Danach war ich dann 4 Wochen lang im Bett. Das versteht halt leider keiner , dass ich eine Belastungsintoleranz habe, seitdem ich eine Infektion mit dem Epstein- Bar-Virus hatte. Ich rief also in der jetzigen Ergotherapiepraxis an, und man erklärte mir, das Neurofeedback sei eine ganz neue Methode, genau habe ich das damals noch nicht verstanden, aber ich sollte doch nicht einfach nur in die Praxis kommen und Papier falten, das Neurofeedback sei doch wesentlich besser, da könnte ich mich entspannen und müsste noch nicht mal was tun. Man würde mir lediglich ein vibrieren des Stofftier in die Hand geben. Dabei wäre dann ein EEG auf meinem Kopf. Das klang für mich ziemlich merkwürdig. Ich bekam relativ schnell einen Termin, erst hieß es , eine neue Therapeutin würde anfangen, aber ich wollte nicht bei einer neuen Therapeutin sein, ich wollte jemanden haben, die bereits schon Erfahrung hat, insbesondere mit Menschen auf dem Autismusspektrum. Es hat aber dann trotzdem geklappt , dass ich am 5. September beginnen konnte, mein Neurologe kannte die Methode und hat mir ein Rezept ausgestellt. Ich bin also mit dem Taxi hingefahren, obwohl die Praxis relativ nahe bei meinem Neurologen war und ich prinzipiell den Weg kenne, aber es ist alles so zugestellt, dass man die Abzweigung in diese Straße mit dem Stock nicht erfassen kann. Das wäre toll, wenn ich da einfach kommen und gehen könnte, ohne auf das Taxi angewiesen zu sein, geht aber leider nicht. Beim 1. und 2. Mal hat sie mir sehr viele Fragen hinsichtlich meiner Symptomatik gestellt. Sie hat mich auch einiges hinsichtlich psychischer Gewalt gefragt, wobei ich da lieber mal nicht alles erzählt hatte, da vieles, was ich als Gewalt erlebt habe, für manche Menschen nicht verständlich ist. Daher wollte ich nicht, dass mir wieder jemand erklärt, dass Mobbing eine Frage der Empfindlichkeit sei, oder dass es Menschen gäbe, die er gemobbt würden als andere. Da ich ja einmal ein 48 Stunden EEG gemacht hatte, und da ich meine Unterlagen vom medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung geschickt hatte, bei denen noch der Verdacht auf Epilepsie bestand, der sich zum Glück nicht begründet hatte, hatten sie geglaubt, dass eine Epilepsie der Grund sei, weswegen ich kommen wollte. Das haben wir dann relativ schnell geklärt. Beim 2. Mal haben wir dann schon ein paar Minuten begonnen, wobei ich mir extra etwas Beruhigendes ausgesucht hatte. Denn das Gerät ist an YouTube und an Netflix angeschlossen, und so habe ich mir Reinhard May als vertraute Musik ausgesucht. Es kam auch gleich ein schönes Lied, ich führe dich durch alle Stürme , durch Loof und Lee, usw. und sofort, ich fand das ziemlich passend. Ich bekam einen riesengroßen Stoffhund auf den Schoß, von ihm gegen ein Kabel zu einem Gerät, und der Stoff und hat vibriert. Zum Glück kann ich noch etwas sehen, daher konnte ich auch das Video von YouTube erkennen. Ich bekam einige Elektroden auf den Kopf geklebt, wobei die Befestigungsmasse relativ schnell wieder abgeht. Die Therapeutin schaut ziemlich genau darauf, dass die Haare hinterher wieder sauber sind. Eigentlich muss man zweimal die Woche kommen, um die neu erworbenen Verbindungen besser zu festigen. Das Problem war, dass ich einen festen Termin bekam, der andere wurde immer spontan vergeben. Es stellte sich heraus, dass das ziemlich schwierig war, denn ich musste ja immer erst das Taxiunternehmen fragen, ob die mich da fahren konnten. Die waren nicht sonderlich begeistert, wenn ich ziemlich spontan einen Termin wollte. Dann war es auch ziemlich schwierig, nachdem das Taxiunternehmen sein o. k. gegeben hatte, dass noch rechtzeitig der Therapeutin mitzuteilen. Diese Termine waren auch oft mal morgens um 8, und da ich extrem schlecht schlafe, und um 6:00 Uhr große Mühe habe, aufzustehen, weil ich da erst wieder einschlafe, nachdem ich lange wach gelegen war, war das schon ein großes Opfer, so früh aufzustehen und dorthin zu gehen. Der reguläre Termin ist um 13:00 Uhr, das geht. Einmal habe ich dann sogar ein Theaterstück, für welches ich eine Freikarte vom Kulturticket hatte, Don Carlos von Schiller, abgesagt, weil ich befürchtete, zu spät nach Hause und ins Bett zu kommen und mir den ganzen Tag Angst gemacht hatte, dass ich am nächsten Tag eventuell nicht rauskäme. Um 19:00 Uhr, als genau das Theaterstück angefangen hätte, hat dann meine Ergotherapeutin angerufen, dass sie krank sei, und die Stunde am nächsten Morgen um 8:00 Uhr ausfiele. Ich habe dann keine so frühen Stunden mehr genommen, sie meinte auch, ich müsse mich da nicht rechtfertigen und nicht erklären. Es hätte auch sein können, dass ich nachts Besuch hätte, und dass es daher zu viel Stress sei, um 8:00 Uhr auf der Matte zu stehen. Es gibt ja alle möglichen Gründe, weswegen jemand einen bestimmten Termin nicht wahrnehmen kann. Aber sie hat immer zunächst gemeint, das Gehirn müsse das alles besser festigen, und das sei dringend nötig, es zweimal die Woche zu machen. Nachdem aber mehrfach solche Probleme auftraten, dass das Taxiunternehmen so schnell den Termin frei schaufeln musste und dann herumgemeckert hat, oder dass ich das Angebot, welches die Ergotherapeutin mir über WhatsApp schickte, zu spät gesehen hatte, und dann nicht mehr rechtzeitig geantwortet hatte, war das für mich so ein Stress, dass ich sie bat, mich bitte nur noch einmal die Woche einzuteilen. Als sie dann selbst gemerkt hat, welche Mühe mir das bereitet, all das zu organisieren, unten mit wie viel Stress all dies verbunden ist, wobei dann ja der Therapieerfolg meines Erachtens dadurch wieder zunichte gemacht würde, und jeder sowieso ein anderes Tempo hat, indem er lernt, oder manche Leute vielleicht auch nur eine Sitzung brauchen, weil jeder Mensch meines Erachtens anders ist, hat sie dann auch zugestimmt und gesagt, gut, wir machen nur noch einmal. Ich habe einen riesengroßen Luftsprung gemacht, nicht etwa, weil mir die Therapie als solche keinen Spaß macht, sondern weil die Organisation mich schlichtweg überfordert hatte. Hätte ich 2 feste Termine, wäre das auch kein Problem. Vor einer Woche hatte ich 2 Termine, da sie mir einen Ausweichtermin nach Weihnachten gegeben hatte und dann über WhatsApp versehentlich einen anderen Termin bestätigt hatte, und ich sagte, gut, ich nehme auch gerne beide. Da der Vorlauf hier groß genug war, habe ich das mit dem Taxi auch gut organisieren können. Somit hatte ich jetzt auch mal wieder 2 Termine in der Woche. Das Prinzip ist ungefähr folgendes: es wird eine Art kleines EEG abgeleitet, es gibt mehrere Punkte, einen zur Stabilisierung, einen für die Körperwahrnehmung etc., und es kommen dann auch immer mehr dazu. Es gibt ein Gerät, welches die Hirnströme aufzeichnet, wobei erst die richtige Frequenz gefunden werden muss. Innerhalb einer Welle gibt es ja verschiedene Frequenzen, zum Beispiel geht die Alphawelle, soviel ich mich noch erinnere, von 8-12 kHz. Und dann gibt es eben noch die Il F, eine Infra-Low- Frequenz. Die geht extrem langsam. Es gibt auch noch SCP, single cortical potentials. Die sind extrem schnell und dafür da, um das Gehirn vom Ruhemodus zum Aufmerksamkeitsmodus und umgekehrt zu bringen. Es gibt ein Buch von einer Maike Wiedemann mit Namen Neurofeedback. Dieses habe ich gelesen. Früher hat man ein sogenanntes Frequenzbandtraining gemacht, d. h., man hat ein Frequenzband genommen und dann das Gehirn darauf gebracht. Heute gibt es eben dieses von dem Ehepaar Ottmar entwickelte Verfahren. Von den verschiedenen Punkten am Kopf gehen dann also die Hirnströme zu einem Gerät, und die Therapeutin kann dann die gewünschten Frequenzen einstellen. Wenn die ankommenden Frequenzen nicht den gewünschten entsprechen, dann wird das Bild im Fernsehen schlechter, der Ton wird leiser, der Ton kann auch etwas springen, der Bildschirm wird kleiner, oder es wird alles verschwommen. Das Gehirn muss dann überlegen, was es machen muss, damit es das tut, was von ihm erwartet wird. Zuerst hat sie einen Punkt, der die Wahrnehmung anspricht, d. h., wenn von dem Punkt dann etwas in das Gerät geht, kann sie eine bestimmte Frequenz einstellen, und dann sucht sich das Gehirn die Position, in dem es sich so reguliert, dass das Bild wieder schön wird, und das gewünschte Verhalten erreicht wird. Und da es eben bei den verschiedenen Wellen mehrere Frequenzen gibt, muss ich ihr dann immer sagen, wie ich mich die Woche über gefühlt habe. Wenn Sie zum Beispiel alles zu niedrig eingestellt hätte, dann kann es passieren, dass Leute weinerlich werden, weil ihre Selbstbeherrschung auch etwas heruntergefahren wird, und dann eben die Emotionen mehr freien Lauf haben. In dem Buch wird das irgendwie mit einem Korken und einer brodelnden Flasche erklärt, wo der Korken dann zu locker wird. Am Ende kommt dann die Stabilisierung, da steckt sie dann noch mal um, das muss aber immer genauso lang sein wie die anderen Punkte. Dann geht wohl eine Frequenz über beide Hirnhälften, und das ist dann ziemlich entspannend. Wenn dann immer mehr Punkte dazukommen, muss die Zeit genau auf diese Punkte aufgeteilt werden, wobei am Ende immer das mit der Stabilisierung ist. Jetzt haben wir schon einen 3. Bereich dazu genommen, die Emotionen, wobei hier die Elektrode an die Stirn geklebt wird. Das bedeutet, dass wohl im präfrontalen Lappen, soviel ich das noch in Erinnerung habe, die Selbstbeherrschung, die Handlungsplanung, die Impulskontrolle und die Emotionsregulierung steckt. Am Anfang habe ich erst mal Kopfschmerzen gehabt und konnte schlecht schlafen. Danach habe ich festgestellt, dass ich während der Behandlung zumindest schon mal merke, wo ich angespannt bin. Außerdem fällt mir mehr auf, wie meine Füße stehen, und dass ich immer mit den Zehenspitzen nach innen stehe. Auch habe ich bemerkt, dass ich auf dem einen Bein mehr stehe und mehr Gewicht darauf verlagere als auf das andere. Ich habe auch festgestellt, dass ich schneller mit beiden Händen tasten kann, und das gesuchte Objekt nicht wie früher an der anderen Hand liegt, und ich merke es noch nicht mal. Jetzt merke ich es, wenn das gesuchte Objekt an der anderen Hand liegt, zumindest dann, wenn mich niemand ablenkt. Außerdem fällt es mir jetzt öfter mal ein, nicht nur auf der linken Seite sondern auch auf der rechten Seite zu suchen, oder ich weiche von meinem Suchschema ab und gehe mal in die andere Richtung und finde etwas schneller. Ich kann mir auch manchmal besser merken, wo mein Handy rumliegt oder finde es auch besser und schneller, wenn es auf dem Tisch liegt. Sonst taste ich immer überall herum, und das gesuchte Objekt liegt genau daneben, und ich ziehe vorher meine Hand zurück. Das fällt vielen Menschen auf, dass sich immer um ein Objekt Herumtaste oder mit der Hand genau bis zu dem Objekt gehe und es nie erreiche, sondern dass ich zuvor immer die Hand schon wegnehme. Das habe ich jetzt nicht mehr ganz so oft. Auch habe ich immer das Problem, wenn ich einen Türgriff suche, dass ich dann rechts vom Türgriff anfange zu tasten und nach rechts gehe, und der Türgriff wäre genau links von mir gewesen, und ich hätte nur nach links greifen müssen. Bei einem Tor ist das ziemlich schwierig, bei einem Türrahmen ist es natürlich so, dass der Griff immer an einer Seite ist. Aber ich greife immer erst auf die falsche Seite. Das ist leicht besser geworden. So haben sich einige Dinge stark verbessert, ich konnte eine Zeit lang sogar Türeingänge hören, wenn ich mit dem Stock vorbeiging, aber einiges davon hat sich leider auch wieder verflüchtigt. Ich habe aber festgestellt, dass ich, wenn ich ein Bonbon aus wickeln möchte, den Anfang schneller finde, oder dass meine beiden Hände besser kooperieren, wenn ich einen Spülmaschinen-Tab öffnen muss. Zuvor war das schier unmöglich, und ein Bonbon konnte ich nur auswickeln, indem ich es irgendwo zur Seite ausgedrückt habe, oder indem ich fluchend und schimpfend irgendwann das Bonbon in meinen Mund befördert habe, weil es zur Hälfte aufgewickelt war, und die Hälfte vom Papier noch drangeklebt hat. Das ist jetzt auch etwas besser geworden. Auch bei der Suche nach Auswegen am PC habe ich ein bisschen was dazugewonnen, manchmal kommt mir ganz spontan die richtige Idee, wo ich jetzt drauf drücken muss. Sowohl beim Handy als auch beim PC ist mir die schon ein paar mal ganz automatisch gelungen. Normalerweise muss ich die Schritte komplett durch und durch Auswendiglernen, beginnend mit Schritt 1, dann wieder ganz zurück, Schritt 1 und Schritt 2, wieder ganz zurück, Schritt 1,2, 3 usw., da ich nicht nur einfach einen Schritt zurückkomme, weil ich da nicht weiß, wo ich genau bin und wieder von vorne beginnen muss. Wenn mir jemand was zeigt, mache ich immer das Programm ganz zu und beginne ganz von vorne, als sei derjenige nicht da, damit ich es von ganz von Anfang bis zum Ende lernen kann. Wenn ich dann im 100. Durchgang alle 10 Schritte durchgearbeitet habe, sollte sich so schnell an diesem Programm nichts mehr ändern. Von selbst komme ich fast nie auf die richtige Lösung, aber dies ist mir jetzt schon ein paar Mal gelungen, was für mich schon ein großer Erfolg ist. Ein Aha-Erlebnis war mir zuvor noch nie vergönnt gewesen, aber auch dies habe ich schon mal in letzter Zeit sogar geschafft. Für manche Menschen mögen das Kleinigkeiten sein, der Teufel steckt hier aber im Detail, denn wenn man den ganzen Tag mit solchen Dingen kämpft, und schon nach dem Anziehen völlig kaputt ist, weil jeder Handgriff zur Mühsal wird, dann ist das schon eine Erleichterung, wenn man zumindest auf einem Bein stehen und seinen Fuß eincremen kann, ohne jedes Mal fast umzukippen. Mit der Ruhe ist es auch etwas besser geworden, obwohl mich der Alltag, wie in diesem Blog häufig berichtet, sehr häufig sehr stark überrollt. So ist es mir neulich gelungen, den Deckel von der kleinen Tülle , die an meinem Wasserfilter ist, wieder dran zu montieren, weil ich tatsächlich irgendwie von selbst draufgekommen bin, es einfach einmal von der anderen Seite zu probieren, ohne, dass ich dabei schier ausgeflippt bin. Auch waren wir neulich alle weg, da wir einen Trauerfall im Verband hatten, und es ist mir leichter gefallen, die unterschiedlichen Leute auseinanderzuhalten, oder dass ich schneller gemerkt habe, wer jetzt wann wo wie spricht, wer mit wem spricht, und wann ich was sagen kann, und nicht alles im Nebel verschwunden ist. Es war wesentlich klarer als sonst, und ich hoffe, dass das noch besser wird und auch so bleibt. Normalerweise höre ich da nur noch ein Durcheinander, ich kann die Leute nicht unterscheiden, und irgendwann schalte ich dann ab und ziehe mich in mich selbst zurück, und dann finde ich auch niemanden, der mich führt, oder wenn ich jemanden anspreche, reagieren die Leute nur gelangweilt. Dieses Mal war das nicht so, es mag aber auch am Anlass gelegen haben , aber ich hoffe, dass hier auch ein aufsteigender Ast vorhanden ist. Wir haben schon mehrere Staffeln von „Liebe im Spektrum“ geschaut, wo es darum geht, dass Autisten auf Partnersuche sind, und ich habe auch schon „Die Gehörlosen Uni“ angeschaut. Manchmal ist es schon lustig, denn in diesen Serien kommt es zu ziemlich pikanten Szenen, und zuweilen muss ein anderer Therapeut mit seinem Patienten durch unser Zimmer laufen und hört dann ziemlich anzügliche und offenherzige Dialoge, ohne, dass er den Zusammenhang kennt. Das ist mir dann immer ziemlich peinlich, weil ich dann immer denke, wer weiß, was die beiden, die da durchgehen, jetzt denken, was wir da ansehen. Die Therapeutin hat schon mein Gesicht gesehen und hat dann zuweilen angehalten, weil sie gemerkt hat, dass es mir peinlich war. Aber lustig war es auch schon häufig, man darf sich nur nicht viel bewegen und nicht viel lachen, weil sonst die Elektroden verrutschen, oder weil sonst zu viele Artefakte entstehen, und dann das Bild schlechter wird. Das Gehirn macht alles von selbst, man muss eigentlich gar nichts machen, das Gehirn soll sich jetzt reorganisieren und neue Synapsen und neue Axone bilden. Ich hoffe, dass es am Ende auch was bringt, zumindest 40 Sitzungen sind erst einmal vorgesehen, und dann schauen wir, inwieweit es geholfen hat oder nicht. Manche Leute müssen das lebensbegleitend machen, da sie ziemlich stark behindert sind, und manche machen das nur an bestimmten Übergängen, zum Beispiel wenn Kinder in die Schule kommen, oder wenn die Pubertät anfängt, oder, um das Ganze noch mal aufzufrischen. Das ist eine relativ neue Methode, ich finde sie insgesamt sehr interessant. Laut Therapeutin sei das Gerät von Ingenieuren entwickelt worden, es kommt mir aber manchmal mehr vor wie ein einarmiger Bandit, denn man kann eigentlich nie wissen, was man tun muss, um das Bild so oder so zu beeinflussen, aber die werden schon wissen, was sie da entwickelt haben. Das Gehirn soll das ganz alleine regeln, ohne, dass man bewusst etwas dazu tut. Danach sollte man eigentlich schlafen, damit das Gehirn das Gelernte einbauen kann, so wie man es ja auch in der Nacht tut, um die Dinge vom Tag zu festigen, und man soll danach auch nicht am Bildschirm arbeiten. Die Schlafstörungen sind fast weg, die Kopfschmerzen sowieso, die waren nur zu Anfang. Wir machen jetzt dreimal 13 Minuten, und es kommen da noch andere Punkte dazu, so um die 40 Minuten sind insgesamt anberaumt, und es werden dann die verschiedenen Punkte eingebaut, wobei die Zeit gleichermaßen auf alle Bereiche verteilt wird. Jetzt hoffe ich, dass mir das Ganze hilft, ich will nicht repariert werden, damit ich zahmer oder „umgänglicher“ und „friedlicher“ bin, sondern, damit es mir besser geht, und weil mir das selbst guttun soll. Wenn das dann auch noch auf die Umwelt abstrahlt, umso besser, aber vorwiegend mache ich das für mich selbst. Eigentlich sollte man auch begleitende andere Therapien dazu machen, aber bisher habe ich dazu noch nichts gefunden. Da habe ich die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sich in meinem Umfeld einiges ändern würde, um die stressauslösenden Momente zu reduzieren, weil ich von dem Spruch, man kann die anderen nicht ändern, man kann nur sich selbst ändern oder besser lernen, damit umzugehen, nicht sonderlich viel halte. Vieles in meinem Alltag konterkariert natürlich auch wiederum die positiven Auswirkungen von Therapien. Soziale Barrieren oder Hemmnisse sind natürlich wiederum auch Bremsen für positive Entwicklungen. Das Wichtigste ist mir, dass es mir innerlich besser geht, und dass mir mehr Dinge gelingen, wobei sich dies ja auch wieder auf meine Stimmung auswirkt, wenn mehr positive Ergebnisse erzielt werden können wie Erfolge am PC oder weniger Nesteln beim Handhaben von Dingen, weniger kaputt machen oder andere Misserfolge, dann wirken sich Veränderungen bei mir selbst auch positiv auf die Geschehnisse in meinem Alltag aus.

Keine Kommentare: