Freitag, 25. Juli 2008

Aus der Traum

Das Traumseminar ist abgebrochen. Wieder einmal hat es sich so ergeben müssen. Am 17. Juli fiel das Seminar aus. Es sollte am 24. weiter gehen. Das erste Mal holte mich die Frau des Kursleiters von der Bushaltestelle ab. Es gab aber auch eine U-Bahn-Haltestelle in der Nähe. Eine Kursteilnehmerin stellte fest, daß sie den gleichen Weg hat wie ich. Wir wollten uns das zweite Mal also dann um 19:40 an der U-Bahn treffen. Sie rief an und sagte ab, da sie einen größeren Eingriff mit Betäubung an diesem Tag hatte und nicht mehr raus wollte. Sie versprach, dem Kursleiter Bescheid zu geben, daß mich jemand anderes abholt. Ich rief also beim Kursleiter an in der Annahme, daß er ja Bescheid weiß. Der schickte auch sofort einen der Kursteilnehmer los, der schon eingetroffen war. Dieser holte mich ab. Das nächste Mal versetzte mich die Frau ohne Absage, so daß ich dann wieder einfach in die U-Bahn einstieg und dort anrief, daß ich nun losgefahren sei. Wieder schickte der Kursleiter den einen Teilnehner los. Am 24. ging ich wieder los und rechnete nicht mehr damit, daß mich diese Frau an der U-Bahn treffen würde und stieg so ein. Als ich bei dem Kursleiter anrief, ging die Mailbox dran. Ich war verwirrt, da ich dachte, das Seminar findet doch wieder statt, es war doch nur eine Woche Pause. Als ich an der Haltestelle ankam, an der ich abgeholt werden wollte, rief ich wieder an. Wieder war die Mailbox dran. Ich sah zwar wenig Sinn, draufzusprechen, sagte aber dennoch, daß ich nun eine U-Bahn abwarten würde, wenn niemand käme, würde ich heimfahren. Ich sagte noch, daß ich es schade finde, daß halt jemand mit so einer Behinderung wie ich dann an solchen Dingen nicht mehr teilnehmen könne, weil es an so einfachen Dingen wie dem Hinkommen schon scheitert. Ich war sauer, da ich an diesem Abend einen Chorauftritt absagte, weil mir das Seminar, für das ich ja auch bezahlt hatte, und das mir sehr gut tat, wichtiger war. Es wäre das erste Mal gewesen, daß mir vergönnt gewesen wäre, bei einem Chorauftrit dabei zu sein. Ich vermutete, daß das Seminar einfach noch eine Woche länger ausfiel, und daß man mir womöglich vergessen hatte, Bescheid zu geben. Am nächsten Tag kam der Anruf des Kursleiters, das sei blöd gelaufen. Er habe bis 19:50 telefoniert, und da sei währenddessen die Mailbox hingegangen. Ich hätte um 19:40 und um 19:48 angerufen, und das sei ja zu früh gewesen, ich hätte schließlich noch ein drittes Mal anrufen sollen, und das hätte ich ja nicht getan. Sie hätten sich alle Sorgen gemacht und gedacht, ich sei wieder im Krankenhaus. Als ich ihm erklärte, daß ich ja nicht ahnen konnte, daß er lediglich telefoniert, und daß ich ja schon zweimal drauf gesprochen hätte und dachte, wenn die einen Kurs machen würden und daheim wären, würde ja jemand hingehen, also ist keiner da, und das hört keiner mehr rechtzeitig ab, und es sei mir daher gar nicht eingefallen, ein drittes Mal aus meiner Warte sinnlos auf eine Mailbox zu sprechen, wenn ja eh keiner da ist, und ich könne ja nichts dafür, meinte er, er habe es jetzt eilig, und er wollte nicht mehr darüber diskutieren, ich könne ja an einem Montag nochmal einen Kurs mitmachen. Ich war überrascht über diese Wendung mit dem von mir versäumten dritten Anruf und verärgert darüber, daß es nun wieder mal so ausgelegt wurde und an mir gelegen haben sollte, weil ich hätte hellsehen und ahnen müssen, daß er ja nur telefoniert und zwei Minuten später ein drittes Mal hätte anrufen müssen. Ich fühlte mich nun so, als sei ich in der Defensive und müsse mich rechtfertigen. Nicht die Verkettung unglücklicher Umstände war schuld sondern natürlich wieder ich. Zu meiner Ehrenrettung, weil ich das nicht einfach so auf mir sitzen lassen wollte, habe ich ihm erklärt, daß ich ja nicht wissen konnte, daß er daheim war, und daß ich ja schon zwiemal aus meiner Warte unnütz auf eine Mailbox gesprochen hatte, von der ich nicht wußte, wann sie abgehört wird. Ich ärgerte mich außerdem, daß ich jetzt in der Position war, mich verteidigen zu müssen. Er meinte: "Du hättest ein drittes Mal anrufen können, Du hast es nicht gemacht, das ist ja nun OK:" Es klang so, als würde mir "verziehen". Ich bin der Typ Mensch, dem a ndere auf den Fuß treten und sagen: "Macht nichts." Immer ist der Fehler bei mir, der dann gnädig vergeben wird. Jedenfalls war der schwarze Peter wie immer bei mir, und ich erklärte, daß mir nichts verziehen werden müsse, wofür ich ja sowieso nichts könne, daher sei die Aussage, es sei OK, nicht noch ein drittes Mal zwei Minuten später anzurufen, sowieso hinfällig, da der Vorwurf an mich sowieso absurd sei, da schlichtweg kein Fehler vorlag. Da kam er dann mit einer anderen Schuldzuweisung. Ich hätte nie eindeutig gesagt, daß ich abgeholt werden wolle. Ich entgegnete ihm, in einer so kleinen Gruppe spielt sich so etwas automatisch ein, ich sei ja immerhin schon öfter an der Haltestelle gestanden und habe angerufen, und wenn ein Seminar stattfindet, gehe ich einfach sowieso davon aus, auch jemanden zu erreichen und denke ja nicht dran, daß das Telefon blockiert ist und dann kein Besetzt-Zeichen kommt sondern eine Mailbox, die mich vermuten läßt, daß gar keiner daheim ist. Selbst wenn wir das fest ausgemacht hätten, daß ich anrufe, um abgeholt zu werden, wäre dieses Malheur mit den auf die Mailbox fehlgeleiteten Anrufen trotzdem passiert, und ich wäre trotzdem dagestanden, ohne abgeholt zu werden. Er meinte, er würde sich nicht rechtfertigen, daß er telefoniert hätte, während ich anrufen wollte, was ich ja gar nicht verlangt hatte. Aber ich meinte, ich sehe nicht ein, mich meinerseits rechtfertigen zu müssen, daß ich nicht ein drittes Mal angerufen hätte, da ich schließlich nicht wissen KONNTE, daß gerade telefoniert wird und und jemand zu Hause ist und daß zwei Minuten später keine Mailbox mehr hingeht sondern der anwesende Kursleiter. Jedenfalls hieß es dann: "Ich streite doch nicht mit Dir herum, dann komm am Donnerstag wieder, Du weißt jetzt (ja jetzt!), daß nur besetzt ist, wenn die Mailbox dran geht, und wir holen Dich um eine bestimmte Zeit einfach ab." Ich bin aber so verärgert, wie schnell ich wieder in diese Schuld-Ecke absurderweise gedrängt wurde, daß ich den Kurs habe sausen lassen. Ich finde es maßlos ungerecht, daß jedesmal, wenn ich mich mit jemandem verfehle, der schwarze Peter bei mir liegt. Anstatt einfach wie bei jedem anderen Menschen auch anzurufen und zu sagen: "Es tut mir Leid, das ist dumm gelaufen, ich wußte nicht, daß die Mailbox drangeht, während ich telefoniere und kein Besetztzeichen ertönt, und Du hast zweimal angerufen und dachtest, wir seien gar nicht da, das ist einfach ein Mißverständnis gewesen, wofür keiner was kann." Oder anstatt wenigstens dann zu sagen: "Du hast ja gedacht, es sei keiner da und hättest wirklich kein drittes Mal mehr anrufen müssen, das stimmt, da hast Du recht, das wäre aus Deiner Warte ja völlig unsinnig gewesen, versteh ich", stattdessen wurde mir sofort zu Beginn die Schuld gegeben und dann auch noch gnädig verziehen "macht ja nichts", obwohl ja ich die Leidtragende war, und das Ganze lediglich eine Verkettung unglücklicher Umstände zu meinen Ungunsten war.
Es ist noch nie passiert, daß sich ein Konflikt gelöst hat. Immer bin ich schuld, und egal, wie lange ich jemanden kenne, es läuft immer im gleichen Schema und mit einer Härte ab, die nicht normal ist. So streiten nur zwei, die eigentlich viel schlimmere Gründe haben. Und daß sich so etwas nie aufläst, das ist Hexengesetz. Auch bin immer ich schuld. Reihenweise habe ich mich mit anderen im Streit getrennt. IMmer, wenn es Auseinandersetzungen gibt, bin ich die Böse. Immer läuft es so hart ab. Das Kennenlernen und K ontaktabbrechen geht iimmer schneller. Die Zeit, die ich jemanden kenne, wird immer kürzer, bis es zum unvermeidlichen Eklat kommt. Die Freundschaften und Bekanntschaften reihen sich immer schneller aneinander. Und immer, wenn es Streit gibt, bin ich im Unrecht, der KOntakt wird abgebrochen. Und immer wird es so böse und hart.

Im Streit getrennt, im Streit getrennt, im Streit getrennt, im Streit getrennt, im Streit getrennt.

Es kommt zum Streit, und die Freundschaft / Bekanntschaft ist aus. Solange ich im Unrecht bin, geht es immer gut aus, da ich dann schnell mein Unrecht zugebe und fertig. Sobald aber der andere im Unrecht ist, geht es immer so diabolisch zu Ende, der andere ist sauer, ich bin schuld, es ist alles verkehrt, nichts läßt sich mehr klären. Es ist in kürzester Zeit so verclincht, daß man sich das nicht mehr erklären kann.

Zweites Beispiel: Ich war an der Dialyse und sollte abgeholt werden. Die Schwester wählte mehrfach die Nummer des Taxis. Doch wurden wir jedesmal weggedrückt. Auch ich rief von meinem Handy aus an. Auch ich kam nicht durch. Als der Fahrer kam, meinte er, er sei in der Rock-Fabrik gewesen. Als ich dies alles dem Chef erzählte, meinte er, auf der Box sei keine Nummer von mir angekommen, wir hätten uns eben verwählt. Als ich ihm sagte, daß wir aber mehrfach angerufen hätten, und daß das mehrmals hintereinander passiert sei, meinte er, wir hätten eben die Wahlwiederholung gedrückt. Die Schwestern verneinten dies, da sie zwischendurch auch andere Telefonate getätigt hatten. Bei einem Nicht-Verhexten hätte er gesagt: "Es tut mir Leid, ich entschuldige mich für meinen Mitarbeiter, das hätte nicht passieren dürfen." Wenn bei mir so etwas passiert, bin natürlich ich schuld. Es ist die Verhexung, daß sich keiner bei mir entschuldigen kann. Nur neulich hatte ich einmal Glück. Da hat die Schwester das Taxi angerufen, der Chef war nicht da, der Mitarbeiter vergaß mich, ich rief an, ihm tat es furchtbar leid, und er lud mich zum Eis ein. Aber da war ja auch nicht ich beteiligt, sondern die Schwester hat ihn angerufen, er hat es einfach vergessen. Hätte ich angerufen, wäre ich sicher wieder aus irgend einem unerfindlichen Grund schuld gewesen. Die Kreativität ist bei den Menschen hier sehr groß.

Ich haue nun bei jedem dieser Anlässe so oft und so heftig mit dem Kopf gegen die Wand, daß mir schon nachts schwindelig wird. Ich werde dies bei jedem dieser Ereignisse tun, so lange, bis endlich mal Hirnbluten einsetzt, und ich endlich meinen Schädel wie eine Nußschale zertrümmert kriege.

Ich will nicht mehr. Immer bin ich schuld, egal, wie sehr ich mich bemühe, alles richtig zu machen und egal, wie absurd der Grund ist, es gibt immer einen Grund. Siehe oben das mit dem dritten Mal anrufen.

Keine Kommentare: