Donnerstag, 11. Februar 2016

Antistadl mit Marihuana und Kiffael

Vor einigen Monaten schrieb mir eine bekannte, dass es bald in unserer Nähe eine Veranstaltung namens Antistadl geben würde. Dies sei eine Gegenveranstaltung zum Musikantenstadl. Dort würde Volksmusik in progressiver Weise dargeboten. Sie fragte mich, ob ich im Radio darüber berichten könnte. Ich schaute sofort im Internet nach und hörte mir die Musik an. Ich mag echte Volksmusik auch, wobei ich volkstümliche Musik nicht einmal anhören kann, weil mir körperlich schlecht wird. Es gibt aber wunderschöne Stubenmusik oder Musik mit Gitarre, Dudelsack und anderen alten Instrumenten. Ich finde es auch schade, dass unsere Volksmusik so negativ besetzt ist durch das Dritte Reich und dadurch, was Biedermann und Co. daraus gemacht haben. Schon immer habe ich Gruppen wie Zupfgeigenhansel oder Liederjan sehr gerne gehört. Da ich auch Folklore aus anderen Ländern sehr gerne höre, gefällt mir auch die echte Volksmusik und echte Volkslieder aus Deutschland. Daher war ich natürlich an dem Thema sofort interessiert. Ich kannte die Frau bereits von einer Freizeit unseres blinden Verbandes, und ich erinnerte mich, dass sie wunderschön Akkordeon spielte. Sie hatte auch als Kind bei meinem Bruder Akkordeonunterricht. So packte ich die Gelegenheit beim Schopf und fragte sie, ob sie einmal Lust hätte, mit mir zu musizieren. Ich habe ja schon länger nach einem Musikpartner gesucht. Sofort stimmte sie zu, und sie reiste von weiter her an, wobei ich sie dann vom Bahnhof abholte. Zunächst einmal tranken wir Kaffee und stärkten uns, und dann ging es los mit der Musik. Wir fanden einige Stücke, die wir zusammen gut spielen können. Da ich ja ein Interview mit ihr machen wollte, wie sie auf diesen Antistadl gestoßen ist, dachten wir, dass wir auch selbst einige Stücke im Radio spielen könnten. Wir mussten überlegen, damit wir nicht versehentlich ein Stück aus Welten, welches von einer Gruppe komponiert war, und wir dann Probleme mit der GEMA und dieser Gruppe bekommen hätten. Wir fanden auch einige Volkslieder aus Irland und Deutschland, zum Beispiel "Dat Du min leevsten bist" oder ein selbst geschriebenes Stückchen von mir, welches ich hier in diesem Blog auch verlinkt habe. So trafen wir uns mehrmals, um unsere Stücke zu proben. Hier kam auch einmal wieder meine Querflöte zum Einsatz. Igeltanz Im Oktober gab es dann einen musikalischen Frühschoppen, bei dem wir ebenfalls teilnahmen. Dort wollten wir dann den Begründer des Antistadl treffen, um ihn zu interviewen. Bei der Musik-Session bin ich kläglich mit der Gitarre gescheitert, da wegen der vielen Bläser sehr seltsame Tonarten wie Es-Dur , F-Dur oder B-Dur gespielt wurden. Ich war schon glücklich, wenn einmal ein Stück in C-Dur vorkam. Nach der Veranstaltung setzte ich mich mit diesem Mann, der auch in einigen Formationen spielt, zusammen. Er kam eigentlich aus dem Punk-Rock und stellte bei einem Auslandsaufenthalt in Finnland fest, dass andere Länder ganz anders mit ihrer traditionellen Volksmusik umgehen. Er dachte, dies müsste in Deutschland trotzalledem doch auch möglich sein. Als dann einmal der Musikantenstadl in der Stadt auftrat, in der er studierte, organisierte er eine Gegenveranstaltung, den ersten Antistadl. Dieses Interview unterlegte ich dann mit den Stücken, die wir während dieses Frühschoppen gespielt hatten. Auch der Dudelsack kam zum Einsatz, und ich durfte ein Exemplar aus Ziegenfell abtasten und den Hörern im Radio beschreiben. Im Dezember produzierten wir dann die Sendung, in der wir meine Freundin interviewen wollten, und in welcher dann auch unsere Stücke gespielt werden sollten, die wir vorher einspielten. Uns wurde gesagt, man hätte bemerkt, dass wir viel geprobt haben. Unter anderem spielten wir auch ein irisches Stück, bei dem ich die Querflöte spielte, und das meine Musik Partnerin mit dem Akkordeon begleitete. Dies war besonders schön. Dann führte hauptsächlich ich das Interview mit ihr, da ich sie ja kannte und wusste, was ich Sie fragen sollte. Wir gaben auch bekannt, wann also der nächste Antistadl stattfinden würde. Zu diesem wollten wir natürlich auch hingehen. Meine Freundin kaufte mir zum Geburtstag eine Eintrittskarte zu diesem Ereignis. Ich organisierte meinen Helfer, der mich schon häufiger auf Konzerte begleitet hatte. Als sie ankam, holte ich sie vom Bahnhof ab, und wir setzten uns erst einmal zu Hause hin und tranken Kaffee und schauten eine Fastnachtssendung, die ich am Tag zuvor aufgenommen hatte. Danach gingen wir in ein Café, welches zu einem Wohnprojekt gehört, in dem ich einige Leute kenne. Dort ist es sehr gemütlich, und ich wollte sie nachträglich noch zum Geburtstag einladen, da sie zu meinem Geburtstag nicht kommen konnte, sie hätte sonst zusätzlich zu dem weiten Weg, den wir schon zu der Feier zurückgelegt hatten, auch noch von ihrem Heimatort sehr weit fahren müssen. Nun sollte sie über Nacht bleiben, da konnten wir all dies nachholen. Wir fuhren dann wieder nach Hause und schauten den Rest der Faschingssendung an, um darauf zu warten, dass mein Helfer kommt, damit wir dann erst einmal Pizza essen gehen konnten. Wir gingen in eine der besten Pizzarien mit der besten Pizza der Stadt. Leider hat der Service immer mehr nachgelassen, sodass wir auch dieses Mal erst die Pizza erhielten und dann mehrmals um unsere Getränke kämpfen mussten. Auch als es ans Zahlen ging, mussten wir mehrfach dazu auffordern, endlich bei uns ab zu kassieren. Beim letzten Mal hatten wir eine ganze Stunde auf unsere Pizza gewartet. Dieses Mal war es nicht ganz so schlimm. Wir fuhren dann also los, um uns das Konzert anzuhören. Zuerst einmal kamen alle Gruppen auf einmal herein. Eine Bläsergruppe wanderte durch das ganze Publikum. Danach wurden wir von Marihuana und Kiffael begrüßt, die uns auf der Schleimspur durch den Abend führen sollten. Erst einmal dachte ich, mein Gott, wo bin ich da hin geraten! Die Musik war zuerst sehr schön. Die ersten beiden Gruppen spielten gemeinsam, und zu beiden Formationen gehörte der Begründer des Antistadl dazu. Daher konnten die Gruppen gut fusionieren. Sie spielten sehr schöne Weisen, und alles klang sehr schön. Danach kam eine Bläsergruppe, die mehr oder weniger Bierzelt Musik spielte. Aber die hatten solchen Spaß, was man bei ihnen auch spürte, dass dies ansteckend war. Danach kam eine Gruppe aus dem Rheinland, die ihre Volksmusik mit starken Bässen unterlegten, die wummerten und im Kopf dröhnten. Ich hielt es nicht mehr aus und wollte raus. Meine Freundin sagte mir, dass sie sich etwas zu trinken holen wollte. Ich dachte, dass sie alleine losgegangen sei und rief meinen Helfer, damit er mit mir rausgehen sollte. Aber der war auch nicht da, da er sie begleitet hatte, ich dies aber nicht mitbekommen hatte. So war ich schon fast in Panik, da ich das Dröhnen nicht mehr aushielt. Endlich war er da, und wir verließen fluchtartig den Saal. Es klang eigentlich wie irische Riverdance- Musik, und es war ein einziges Gestampfe. Gott sei Dank war es auch irgendwann vorbei. Danach spielten wieder die Bläser. Die letzte Gruppe war dann wirklich furchtbar. Es ging los mit Gebrumme, und ich hoffte, dass vielleicht Oberton-Gesänge mit Schweizer Alphörnern kommen würde, was zuweilen eine interessante und tolle Mischung ergibt. Aber nein, es waren elektronische Bässe, die wirklich unheimlich waren. Es klang wie in einem Kernspintomographen. Wir alle drei empfanden die Musik wirklich als unangenehm und schrecklich und verließen den Saal, der sowieso nur noch halb gefüllt war. Insgesamt waren wir abgesehen vom Anfang ziemlich enttäuscht von dem Konzert. Es fing gut an, aber es wurde immer schlechter. Das ist schade, ich hatte das Gefühl, es fehlt nur noch der Holzmichel. Es war zwar progressiv, doch finde ich, dass es wenig mit ursprünglicher Volksmusik zu tun hatte, und das sicher der normale Musikantenstadl irgendwann auch an diesen Punkt kommen wird. Ich bin nur froh, dass er im Fernsehen jetzt abgesetzt wurde. Aber, bis einmal wirklich gute und echte Volksmusik ins Fernsehen kommt, die vielleicht auch kritische Texte beinhaltet, da müssten noch einige Jahre ins Land gehen, und das wird sicher nur auf randständigen Fernsehkanälen gebracht. Wir gingen also nach Hause und legten uns dann auch alsbald schlafen. Am nächsten Morgen unterhielten wir uns noch etwas. Da ich Probleme mit dem Verstehen habe, musste ich meine Bekannte häufiger einmal fragen, welche Liedtexte hier gesungen wurden. Teilweise kam es mir vor, als hätten sie in einer Fremdsprache gesungen, da mir der Dialekt immer noch nicht so ganz vertraut ist. Sie meinte, sie würde sicher um mich kümmern, und nicht viele Leute würden den weiten Weg hierher fahren, um mit mir in ein Konzert zu gehen. Da hatte ich dann schon einmal das Gefühl, dass ich dazu veranlasst war, ihr mehr oder weniger deutlich oder diskret klarzumachen, dass sie ja unbedingt ebenso in dieses Konzert wollte, dass sie bei mir übernachten konnte, dass mein Helfer ihr ebenso zur Verfügung stand, dass wir mit ihr zum Essen gegangen seien, und dass sie mit dem PKW zu diesem Konzert gefahren wurde. Andernfalls hätte sie in einem Hotel übernachten müssen und den Weg zum Abendessen alleine finden oder ein Taxi nehmen müssen, um in ein Restaurant und zum Veranstaltungsort zu gelangen. Ich wollte nur einmal klarmachen, dass nicht nur immer ich dankbar sein muss, dass sich andere mit mir abgeben, sondern dass auch ich meinen Teil dazu beitrage, und manche Menschen genauso von mir abhängig sind wie ich von Ihnen, und dass dies ein Geben und Nehmen ist. Schließlich wohnt sie in einem ziemlich abgelegenen Dorf und hat durch mich die Gelegenheit, etwas bequemer in der Großstadt zu einem Konzert zu gelangen, als wenn sie alleine dort wäre. Sie meinte, sie wisse das, und deshalb habe sie ja auch das Abendessen bezahlt. Das wollte ich eigentlich nicht, denn ich wollte sie ja zum Geburtstag einladen, und durch ihre Einladung zum Abendessen hatte sie diese Einladung ja wieder wett gemacht. Aber sei es drum, wir hatten eine schöne Zeit, auch wenn das Konzert nicht sonderlich nach unserem Geschmack war. Wir haben nun einmal diese Erfahrung gemacht, wir wollten in dieses Konzert, und nun wissen wir, wie es ist. Wir hätten es ewig bedauert, wenn wir nicht hingegangen wären. Und die ersten Gruppen waren auch mit Abstand sehr gut. Wir haben nun ausgemacht, dass wir nach ihrem Urlaub wieder miteinander proben, und das wir die Einladung meines Bruders annehmen, um im Sommer bei seinem blinden Verband zu spielen. Es wäre schön, wenn wir noch eine dritte Person dazu bekommen würden, ich habe schon eine Idee, wer dies sein könnte. Es ist schön, wenn man jemanden hat, mit dem man musizieren kann. Lange habe ich danach gesucht, und es ist schön, dass über die Radiosendung hinaus etwas gewachsen ist. Es ist auch immer toll, wenn Leute mit Themen auf einen zukommen. So gehen uns die Themen beim Radio auch nicht aus, und es gibt immer was zu tun.

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