Donnerstag, 25. Februar 2016

Was lange währt,...???

Auch hier in diesem Blog habe ich ja schon den Artikel, den ich auch in einer heilpädagogischen Zeitschrift veröffentlichen konnte, eingestellt, in welchem ich über die traumatische Suche nach einer Anerkennung eines Traumas berichtet habe. Auch habe ich hier bereits in anonymer Form die Aussage eines Klassenkameraden eingestellt, was damals alles mit mir gemacht wurde, die ich dann auch zu Ärzten mitgenommen hatte. Lange habe ich nach jemandem gesucht, der eine Traumadiagnostik durchführen kann. Im Jahr 2014 war ich im Trauma- und Opferzentrum, wobei hier nicht viel herausgekommen ist. Dort arbeiten vom Landesministerium geförderte Psychologen, die auch noch in Ausbildung zum Psychotherapeuten sind. Dort hat sie ein strukturiertes Interview namens CAPS mit mir durchgeführt. Witzig war schon einmal, dass sie sogar die Anleitungen Haarklein herunter las. In diesem Fragebogen ging es darum, ob man eine posttraumatische Belastungsstörung hat. Es wurden eigentlich nur die drei klassischen Symptome der über Erik Tight, der Vermeidung und der Rückblende ( Flashback) abgefragt. Man sollte nur erklären, im Hinblick auf das schlimmste Ereignis, welches man erlebt hat, ob man heutzutage noch Probleme hat. Ich konnte kaum eine der Fragen mit Ja beantworten. Bei mir ist die Sache etwas komplexer. Auch ließ sie meine emotionalen Spannungszustände, die ich bekomme, wenn mir Leute heutzutage meine Probleme nicht glauben, nicht gelten, obwohl dies eigentlich emotionale Flashbacks sind. Denn man fühlt sich dann wieder genauso, als sei ich in der damaligen Situation, wo ich meinen Eltern, Lehrern und Erziehern sagte, dass ich gequält wurde, und diese mir nicht geglaubt haben. Auch hatte ich kein bestimmtes „schlimmstes Ereignis“, da diese Geschichten über einen längeren Zeitraum passiert sind. Auch war es häufig emotionale Gewalt, wobei ich nicht körperlich verletzt wurde. Sie hatte einige Aussagen von mir oder anderen, wie es bei uns zu Hause war, und auch die Aussage meines Klassenkameraden vorher schon durchgelesen, so meinte sie, meine Erlebnisse seien zumindest nicht das, was man durchschnittlich erlebt, es sei schon etwas mehr. Auch schrieb sie in ihr Gutachten, ich sei emotional vernachlässigt worden und hätte Mobbing erlebt. Wer ab dem sechsten Lebensjahr ins Internat muss und dort ganz alleine auf sich gestellt ist und alles mit sich selbst abmachen muss, ist meistens emotional unterversorgt, und wer obendrein in einem Umfeld aufwächst, wo Gefühle eher ironisch betrachtet werden, oder wo man eher für seine Gefühle getadelt wird, was bei mir der Fall war, der kann sich durchaus als emotional vernachlässigt anschauen. Zumal ich ja auch in der Zeit, als ich in meinem Umfeld von diesen Quälereien erzählte, keine Hilfe bekam. Sie meinte aber, nachdem sie den Fragebogen ausgewertet hatte, und ich noch einmal zu ihr fahren musste, da sie nicht über Telefon mit mir kommunizieren wollte, dass ich nicht traumatisiert sei. Ich hätte keine der Anzeichen, die für ein Trauma sprechen würden. Ich fand dies schrecklich, denn ich konnte ihr das, was wirklich innen drin los ist, nicht vermitteln. Offenbar greift dieser Fragebogen hier nicht. Außerdem meinte sie, ich solle noch zu anderen Tests kommen, denn ich könnte ja andere Störungen wie Depressionen oder Zwänge haben. Als ich also noch einmal zu einer Diagnostik zu ihr kam, fragte sie mich, ob ich mir Sorgen über meine Gesundheit mache. Ich sagte ihr, dass ich Angst hätte, ebenfalls wie mein Bruder Epilepsie zu bekommen, da er dasselbe Syndrom hat wie ich, und dies daher nahe liegt. Sie meinte, wer sich Sorgen um seine Gesundheit macht, leidet an Hypochondrie. Ich sagte ihr, dass es ja bei mir schließlich eine Ursache gibt und einen berechtigten Grund, da meinte sie, das sei egal, Sorgen um die Gesundheit machen sich Hypochonder, und jemand, der traumatisiert sei, sei häufig ein Hypochonder. Da haben wir es doch, ich sei doch angeblich gar nicht traumatisiert! Ihr Gutachten war so mager, das ist das Papier nicht wert war, auf dem es gedruckt war. Da stand noch nicht einmal meine Geschichte drauf, sondern lediglich die beiden Begriffe Mobbing und emotionale Vernachlässigung, und dass ich eben nicht traumatisiert sei, sondern dass vielleicht andere Störungen abgeklärt werden müssten. Da mir die Sache zu heiß wurde, da ich merkte, dass dies in eine ungute Richtung läuft, wenn sie mich in die Hypochonder-Ecke steckt, brach ich die Diagnostik dort umgehend ab. Mir war diese Frau sowieso nicht sehr sympathisch, da sie einen sehr reservierten Eindruck machte. Sie schien auch noch sehr jung zu sein. Ich habe im Internet noch weiter recherchiert und einige Buchautoren angeschrieben, deren Bücher über Trauma ich gelesen hatte. Unter anderem habe ich an einen sehr netten Therapeuten geschrieben, der ein dickes Buch über Trauma und Persönlichkeitsstörungen geschrieben hatte. Dieses hatte ich gelesen, und ich habe mich mit einigen Bemerkungen über sein Buch an ihn gewandt. Er hat mir auch geantwortet und sogar gemeint, er würde einige der Passagen, die ich geschrieben habe, gerne als Zitate verwenden. Zum Beispiel hatte ich ihm geschrieben, dass ich es ein Problem finde, immer nur auf seine eigenen Ressourcen zurückgeworfen zu werden, was ja häufig in den Therapien gemacht wird, da ich zum Beispiel gar keine Ressourcen mehr habe, da diese erst einmal wieder aufgefüllt werden müssten. Menschen, die wirklich stark sind, oder die als stark empfunden werden, werden nicht dauernd auf ihre Ressourcen hingewiesen, sondern man gestattet ihnen vielmehr, sich nun doch endlich auch mal auszuruhen. Menschen dauernd auf ihre Ressourcen hinzuweisen ist meines Erachtens ein therapeutischer Trick, den man eher bei schwachen Menschen anwendet, um sie endlich einmal dazu zu bringen, sich selbst etwas zuzutrauen und selbständiger zu werden. Kein Mensch kann dauernd nur von seinen Ressourcen zehren. Es heißt dann auch immer, man solle sich selbst trösten, oder die Erwachsene sollen nun das Kind in sich trösten. So etwas gefällt mir gar nicht, denn ich bin ein und dieselbe Person, ich leide heute noch unter dem, was damals passiert ist, ich bin nicht aufgeteilt in eine kleine und in eine große, und ich möchte nicht dauernd nur mich selbst trösten. Ich möchte, dass man auch einmal von Außentrost erhält. In der heutigen Zeit ist es typisch, dass man alles selbst tun muss, dass man von außen nichts mehr erwarten darf, da jeder nur noch sich selbst der Nächste sein soll. All dies habe ich ihm geschrieben und ihm auch einen Brief zugeschickt, den ich mithilfe einer Frau aus dem Internet, die bei einem Netzwerk arbeitet, formuliert habe. Dies wollte ich dann einem Therapeuten zeigen, wenn ich einmal jemand finden würde. Er meinte, der Brief sei gut, allerdings könne ich nicht erwarten, dass eine umfassende Vergangenheitsbewältigung durchgeführt würde, da dies zu teuer sei, so etwas zahlen die Kassen nicht mehr, da werden Therapeuten dann abgeschreckt und wollen dies lieber nicht angehen. Er meinte aber, alle anderen Punkte seien in Ordnung. So hatte ich zum Beispiel geschrieben, dass es mich nervt, wenn mich aktuell in einem Dialog etwas ärgert, dass es viele Leute gibt, die in solchen Berufen arbeiten, die dann sagen, es läge lediglich an meiner Vergangenheit, dass mich diese Sache nun stört. Somit wird die Vergangenheit benutzt, um aktuelle Konflikte auf mich zu schieben. Er meinte, ich solle anstatt einer umfassenden Aufarbeitung meiner Vergangenheit lieber die Erfahrung machen, dass ich einmal so angenommen werde wie ich bin, und dass ich nicht dauernd die Verantwortung zugeschoben bekomme. Ich würde mir beides wünschen, es muss ja nicht stundenlang um die Vergangenheit gehen, aber es sollte schon Thema sein. Dann meinte er, er habe in meiner Stadt einen Kontakt, den würde er einmal ansprechen. Er schrieb mir aber nach einer Weile zurück, dass dieser Kontakt zu ihm sagte, dass es zwecklos sei, es gäbe einfach keinen Platz. Darüber war ich sehr traurig und enttäuscht. Über ein Netzwerk namens initiative Phoenix habe ich dann zwei Stellen genannt bekommen, wo man eine Traumadiagnostik machen lassen kann. Ich hatte schon einmal im Internet bei einer Klinik angefragt, ob ich zu einer Diagnostik einmal ambulant kommen könne, da hieß es, das kostet 1500 €. Das hat mich natürlich abgeschreckt. Nun schrieb ich also an eine der beiden Kliniken, die mir von der Initiative Phoenix empfohlen wurden. Zunächst passierte einmal gar nichts, und ich musste, wie immer, mehrmals schreiben. Dann endlich rief die Sekretärin des Professors an und meinte, dieser wolle einmal kurz mit mir telefonieren, um nachzufragen, um was es genau mir den ginge. Sie meinte, ambulant könne sie nicht über die Kasse abrechnen, nur dann, wenn ich in die Klinik käme, würde das die Kasse zahlen. Dies wollte ich aber nicht, ich wollte ja lediglich eine Diagnose. So rief mich der Professor an, und ich erklärte ihm, ich wolle endlich die Anerkennung, dass die Dinge, die mir zugestoßen waren, traumatisch waren, und dass ich nicht nur einfach überempfindlich bin, und das ich nicht einfach nur verrückt auf die Welt gekommen bin, sondern, dass hier überdurchschnittlich schwere Dinge passiert sind. Dies wollte ich dann gerne zu meinen Ärzten mitnehmen, da ich häufig den Eindruck habe, man hält mich einfach nur für jemanden, der verletzlicher ist als andere. Das hier auch wirklich schlimme Dinge passiert sind, ist trotz der Aussage meines Klassenkameraden, die ich zu den Ärzten mitgenommen hatte, noch nicht wirklich durchgedrungen. Der Professor verstand dies auch, und ich solle einen Termin ausmachen. Als ich anrief, wurde mir bereits der 15. Dezember als Termin genannt. Da ich mit einer wesentlich längeren Wartezeit gerechnet hatte, und zu diesem Zeitpunkt gerade ziemlich im Stress war, vereinbarte ich mit der Sekretärin, dass ich Mitte Januar noch einmal anrufen würde. Mitte Januar kam dann aber eine E-Mail eines anderen Arztes. Er schrieb mir, der Professor habe spontan die Klinik verlassen. Er habe ihn mit einem Bergarbeit zurückgelassen, unter anderem mit meinen Unterlagen und der Bitte, eine Traumadiagnostik durchführen zu lassen. Er wolle dies gerne tun, und er würde gerne mit mir einen Termin vereinbaren. Mir ist schon einmal so etwas passiert, allerdings ist es da nicht so glimpflich abgelaufen. Ich wollte noch einmal auf Anraten eines Versuchsleiters aus dem Max-Planck-Institut, der mich nicht für seine Studie nehmen wollte, den Autismus bestätigen lassen. So riet er mir damals zu einem Arzt, der Chefarzt einer Klinik sei. Dort hatte ich einen Termin ausgemacht, dann aber nach Monaten einen Anruf von der Sekretärin erhalten, der Arzt habe spontan und fluchtartig die Klinik verlassen, man wisse nicht, wo er sei, die Sekretärin sei gebeten worden, alle Termine zu stornieren. Ich wollte dies nicht noch einmal miterleben. Offenbar ist es wohl so Usus, dass irgendwelche Koryphäen dann einfach spontan und ohne Vorankündigung alles hin schmeißen und abhauen. Nun denn, ich hatte ja jemanden, der sich um die Sache kümmern wollte. Damals hatte ich mit dem Professor ausgemacht, dass ich die Diagnostik bezahlen würde. Zunächst einmal bot der neue Arzt mir an, mit mir 55 Minuten zu reden. Ich sagte ihm, dass ich privat bezahlen wolle, und da meinte er, wir könnten 2 Stunden ausmachen. Er würde 100 € die Stunde nehmen, 2 Stunden Gespräch und 3 Stunden Durchlesen der Materialien und Schreiben des Gutachtens, das wären dann 500 €. Ich sagte ihm, dass ich dieses Geld erst zusammen sparen müsste, und dass wir daher einen Termin erst Ende Januar oder Anfang Februar ausmachen sollten. So gab er mir für den 9. Februar einen Termin. Ich organisierte alles, rief sogar in der Klinik an, um die Telefonnummer eines Taxis zu bekommen. Denn der Zug kam eineinhalb Stunden vor dem Termin an, so musste ich die Zeit in einem Café verbringen. Da die Stadt sehr klein ist, ging das nur am Bahnhof. Somit wollte ich mir dann von diesem Kaffee aus ein Taxi rufen. So machte ich es denn auch. Als ich in der Klinik ankam, kam schon nach 5 Minuten der Arzt und begrüßte mich. Er eröffnete mir, dass er nun 1 Stunde mit mir reden würde, 1 Stunde würde dann eine Psychologin noch Tests mit mir machen, danach würde er noch eine halbe Stunde eine Besprechung mit mir durchführen, was herausgekommen sei. Ich war leicht enttäuscht, da ich dachte, er hatte doch eigentlich 2 Stunden für mich eingeplant. Er sagte mir, er müsse zwischendurch zur Visite. Ich dachte mir, die Fragebögen hätte ich auch zu Hause über den Computer ausfüllen können. Aber ich musste mich nun eben damit abfinden. In der 1. Stunde, die er mit mir verbrachte, befragte er mich zunächst einmal über die Krankheiten in der Familie, welche Medikamente ich nehme usw. Da dachte ich erst, das wird nichts. Doch dann fragte er mich, was ich erlebt hätte, und wie es in meiner Familie und in dem Internat zugegangen sei, und ich sollte ihm meine ganze Lebensgeschichte erzählen. Da ich darin bereits geübt war, ratterte ich alles herunter, erzählte ihm von meinem Studium, der Arbeitslosigkeit, meiner Erkrankung, der Frühverrentung, der Dialyse und der heutigen Situation. Dann fragte er mich, was denn konkret im Internat vorgefallen sei. Er hatte ja von meinem Klassenkameraden die Aussagen, somit erzählte ich ihm noch andere Dinge, die nicht in dieser Aussage erwähnt wurden. Zum Beispiel hatten mir die anderen Hering ins Bett gelegt, sind mir hinterher gelaufen, haben sich vor mir auf den Boden geworfen, damit ich über sie stolpere, haben meine Sachen heruntergeworfen, damit ich sie nicht finde, haben mich Ekel, Krätze oder aussätzig genannt. Außerdem wollte niemand neben mir sitzen, mir wurde ein Bein gestellt, man rannte mir hinterher, um mich zu zwingen, mich auszuziehen mit der Drohung, dass man mich sonst ausziehen würde. Man ist mir bis auf die Toilette hinterher gelaufen, hat dauernd böse Bemerkungen gemacht, wenn ich irgendwo entlang kam. Außerdem wurde ich aus Spaß zur Klassensprecherin gewählt, wobei sich alle Absprachen, meinen Namen auf den Stimmzettel zu schreiben, um dann hinterher zu sagen, dass dies nur ein Scherz war, und man sich lieber erschießen würde, als mich zur Klassensprecherin zu haben. Ich erzählte ihm, dass ich in eine Blindenschule aufs Gymnasium gehen wollte, dies aber vom Bezirk nicht bezahlt wurde, und ich daher nicht weg konnte. Ich sagte ihm, dass ich dann wegen Essstörungen und Kontaktschwierigkeiten nach Bad Grönenbach gegangen sei. Er fragte mich, ob ich immer noch Essstörungen hätte. Ich sagte ihm, dass ich ganz normal esse, aber immer noch Panik hätte, zuzunehmen. Da meinte er, diejenigen, die von einer Essstörung geheilt seien, hätten immer noch diese Gedanken, das Verhalten sei aber anders. Offenbar kannte er sich wohl aus. Das Thema Arbeitslosigkeit und Frühverrentung konnte ich ihm nicht so gut vermitteln. Er meinte, ich sei wohl mit Leib und Seele Übersetzerin gewesen, deswegen sei es für mich so schlimm gewesen, dass ich keine Arbeit gefunden hätte. Mir ging es aber mehr darum, dass ich ein Berufsleben haben wollte, dass ich mein Wissen einbringen wollte, und dass ich ja wenig Alternativen gehabt hätte, mich zu verwirklichen, und dies nun auch weggebrochen sei. Ich glaube aber, hier muss ich noch länger warten, bis das jemand verstehen kann. Danach ging er, und die Psychologin Ka mit den Fragebögen. Ich war schon ein gebranntes Kind, was solche strukturierten Interviews und Fragebögen anging, siehe oben. Ich sagte ihr, dass ich durch die Maschen fallen würde , da die meisten Fragebögen die Dinge, die ich erlebe, nicht erfassen. Sie hatte einen Fragebogen zum Thema Dissoziation, was bedeutet, dass man bestimmte Teile des Bewusstseins ausschaltet, bestimmte Erinnerungen nicht hat, oder dass bestimmte Dinge getrennt werden, die eigentlich normalerweise zusammen erlebt werden, wie zum Beispiel ein Ereignis und die dazu passende Emotion . Es kann dann dazu kommen, dass man das Gefühl hat, dass man träumt, eine Sache unwirklich ist, und manche fühlen sich dann so, als seien sie nicht mehr in ihrem Körper. So etwas Extremes habe ich Gott sei Dank noch nicht erlebt. Aber ich kenne das Gefühl, als sei eine Wand zwischen mir und meinem Gegenüber, als würde das gegenüber immer kleiner, immer verschwommener, oder als sei das alles nicht real, was gerade passiert. Besonders dann, wenn jemand Dinge sagt, die mich stark verletzen, oder wenn etwas gesagt wird, dass ich im Moment einfach nicht glauben kann, dass jemand so gemein ist, so etwas zu sagen. Es kann aber auch sein, wenn jemand ohne Ende redet, gar nicht mehr aufhört, und die Stimme total monoton wird, dass ich dann ebenfalls das Gefühl habe, es wird irgendwie unwirklich. Gott sei Dank waren einmal diese Dinge dabei, so konnte ich doch einiges mit Ja beantworten. Es gab auch sehr merkwürdige Fragen, zum Beispiel, ob man manchmal Dinge täte, die man hinterher nicht mehr weiß, ob man sich manchmal als eine andere Person fühlen würde, oder ob man Gedächtnislücken hat, ob man teilweise als andere Person auftritt, ob man Dinge weiß, von denen man nicht mehr herleiten kann, wo man sie gelernt hat, oder ob man irgendwo gesehen wurde, wo man nicht mehr weiß, dass man dort war. Das trifft dann eher auf Menschen mit multipler Persönlichkeit zu, was man heute moderner Weise dissoziative Identitätsstörung (DIS) nennt. Dann kamen noch einige Fragen, die in den Bereich der Persönlichkeitsstörungen gehen, zum Beispiel, ob man impulsiv ist, ob man Dinge tut, die man hinterher bereut, ob man sich absichtlich in Gefahr begibt, oder ob man seine Emotionen teilweise nicht kontrollieren kann. Es wurde getestet, ob man sehr risikofreudig ist, ob man sich dauernd umbringen will, ob man Probleme in Beziehungen hat usw. Risikofreudig bin ich nun wirklich nicht. Aber impulsiv bin ich schon, und ich kann auch unheimlich wütend werden. Manche Fragen haben mich regelrecht geärgert, denn wenn man in einer solchen Situation ist wie ich, dann ist es ja wohl verständlich, dass man so denkt. Zum Beispiel Aussagen wie: ich mache mir häufig Sorgen um meine Zukunft, andere Menschen nutzen einen aus, wenn man es zulässt, ich mache mir Sorgen um meine Gesundheit etc., diese Fragen muss ich ja in meiner Situation mit Ja beantworten. Da sollte man aber dann auch die Hintergründe kennen. Diese Fragen hören sich so an, als sei man ein Mensch, der prinzipiell herumjammert, die Welt sei schlecht, alle Menschen seien böse, und dann wird einem ein total negatives Menschenbild und Weltbild angedichtet. Ich bin zwar eher pessimistisch, war ich schon immer, aber diese unreife Art, keiner liebt mich, alle müssten mir zu Füßen liegen, und wenn sie es nicht tun, ist die Welt böse, so wie es in diesen Tests suggeriert wird, das möchte ich für mich nicht in Anspruch nehmen, auch wenn ich viele dieser Sätze mit Ja beantworten muss, weil es durch meine Umstände eben häufig so war. Aber dann kommt der Eindruck auf, man hätte eigentlich ein ganz normales Leben und wäre halt einfach ein unzufriedener Typ, wenn die Umstände des Befragten gar nicht bekannt sind, und die Aussagen dann nicht relativiert werden können. Ich mag es auch nicht, wenn Fragen gestellt werden wie: „meine Grenzen werden leicht überschritten, stimmt dies oder nicht?“ Warum deutet dies auf eine psychische Störung meinerseits, wenn meine Grenzen laufend überschritten werden? In diesem Falle sind es doch die anderen, die respektlos sind. Was kann ich dafür, wenn meine Grenzen zum Beispiel oft überschritten werden, und wenn ich mehr kämpfen muss, damit sie gewahrt werden? Das ist genauso dämlich wie zum Beispiel, als ich einem Gutachter einmal sagte, dass ich immer an allem die Schuld bekomme, wenn etwas schief läuft, und er dann in sein Gutachten schrieb: „Sie nimmt immer die Sündenbockrolle an.“ Ich finde das eine Unverschämtheit, denn ich kann ja nichts dafür, wenn dauernd die Schuld auf mich geschoben wird, obwohl ich mich dagegen wehre. Etwas anderes wäre es, wenn ich von mir aus dauernd sagen würde, das ist meine Schuld. Man wird dauernd für Dinge verantwortlich gemacht, gegen die man sich wehrt, aber einfach zu schwach ist, da die Umwelt stärker ist. Daher war ich dann schon etwas angefressen, nachdem diese Stunde herum war. Der Arzt war mittlerweile wieder hereingekommen, und die Psychologin sagte ihm, dass ich sehr flott sei. Da meinte er, es sei eine Freude mit mir zu arbeiten, da ich so schnell sei. Das hat mir auch noch niemand gesagt, normalerweise wird mir dies eher zum Vorwurf gemacht, dass ich so schnell sei, andere nicht mitkämen, und ich so impulsiv sei und mich so schwer zurückhalten könne. Er legte dies eher positiv aus, dass ich schnell antworte, und er mir nicht alles aus der Nase ziehen muss. Die Psychologin ging dann, und er verkündete mir seine Diagnose. Tatsächlich, so meinte er, habe ich eine komplexe Traumafolgestörung. Ich sei emotional vernachlässigt worden und hätte emotionale und körperliche Gewalt erlebt. Er meinte, die Zeit im Internat würde Lagerbedingungen ähneln, da dies solange gegangen sei. Außerdem sei ich nicht gut genug geschützt worden. Man habe mich, wie er sich ausdrückte „nicht artgerecht behandelt“. Ein blindes Mädchen hätte man mehr schützen müssen, und einem blinden sich noch in den Weg zu legen, sei besonders schlimm. Ich hoffe mal, dass dies nicht wieder so gemeint war, dass blinde eben besonders empfindlich sind, und dass dies normale Dinge sind, die aber ein blindes Kind schlimmer auffasst. Ich hoffe mal nicht, mal sehen, was das Gutachten bringt. Er sagte auch, dass ich mein Schicksal mit vielen Behindertenteile, die nicht genügend geschützt werden, offenbar stecke die Botschaft dahinter, behinderte seien weniger wert. Ich sagte ihm, dass ich auch einmal überfallen worden sei, als ich in Prag bei einer Anti-Globalisierungs-Demo mitgemacht habe, dort nach dem Weg fragte, wobei mich dann zwei Typen zu einer abgelegenen Stelle geführt hatten und überfallen haben. Ich stand an der Landstraße und winkte eine Streife heran, sprang hinein und wurde zur Polizei gefahren. Da ich ehrlicherweise angab, zu einer Demo unterwegs gewesen zu sein, und auf dem Weg dorthin überfallen worden sei, schickte man mich weg, ohne den Fall aufzunehmen, da die Polizei stinksauer war, da es wieder einmal Randale gegeben hatte, für die aber die friedlichen Demonstranten ja nichts konnten. Damals bin ich dann zur deutschen Botschaft und habe mir jemanden gesucht, der für mich dolmetschen kann. Als ich dem Arzt dies erzählte, meinte er, es sei gut, dass ich das noch einmal erzählt hätte, das würde die Situation noch einmal verdeutlichen, dass ich auch hier wieder keinen Schutz bekommen hätte. Ich sagte ihm, dass ich von anderen auch gehört hätte, dass ich selbst schuld bin, und dass ich das auch glaube, da ich leichtsinnig war. Da meinte er, ich hätte schon viel zu häufig die Schuld bekommen, das hätte man mir viel zu häufig eingeredet. Er sagte mir auch, dass ich nicht mehr Schäden abbekommen hätte von alldem, was ich erlebt habe, läge daran, dass ich eine große Stärke hätte. Das hat mir eigentlich so noch niemand gesagt, es sei denn, man wollte dies therapeutisch nutzen, um mich mit meinen ressourcenanzustacheln. Da habe ich das aber nicht annehmen können. Normalerweise haben mir Leute, die ich wegen einer Traumadiagnostik aufsuchte, immer gesagt, ob man von etwas traumatisiert würde oder nicht, hinge von der eigenen Resilienz ab, was für den einen der blanke Horror sei, sei für den anderen noch kein Problem. Dies hat mich immer sehr stark verletzt, da es sich so anhört, als seien die Taten an sich gar nicht schlimm oder seien gar neutral, es käme nur auf die Einstellung des Opfers an, ob er etwas schlimm findet oder nicht, und wie ist damit fertig würde. Somit liegt der Fokus nicht auf der Tat sondern auf der Einstellung des Opfers. Mir wurde einmal gesagt, es gäbe Menschen, die wären schon traumatisiert, wenn man sie Idiot nennt, wohingegen Victor Frankl im KZ gewesen sei, und es habe ihm nichts ausgemacht. Es ist aber nicht jeder ein Victor Frankl, ich würde mich eher in der Mitte der Skala verorten. Nun aber wurde mir hier bestätigt, dass die Dinge, die ich erlebt hatte, tatsächlich schwerwiegend waren, und dass ich sogar noch recht normal aus der Sache herausgekommen sei. So habe ich es zumindest verstanden. Ich habe ihm auch erzählt, dass ich nach dem Überfall mich selbst wieder stabilisiert hätte, da ich genug über Trauma gelesen hätte, und da dies ein singuläres Ereignis war, mit dem ich besser fertig wurde als mit all der Gewalt, die ich über Jahre hinweg erlebt hatte, die noch nicht einmal anerkannt wurde. Er meinte, dies spreche auch für mich, dass ich das selbst geschafft hätte. Ich fragte ihn auch, ob er glaubt, dass ich schon verletzlicher als andere auf die Welt gekommen sei, und bereits von Geburt an eine Störung gehabt hätte. Er sagte, dass meine Hardware kaputt gewesen sei, da ich ja behindert auf die Welt gekommen bin. Dass aber durch meine nicht artgerechte Haltung, und das, was ich erlebt hätte, eine Softwarestörung dazugekommen sei. Dies hat mich sehr beruhigt, denn es zeigt mir, dass ich nicht von Geburt an einfach nur mit einer erhöhten Vulnerabilitlt ausgestattet bin und alles einfach nur schwerer niemals andere, sondern, dass ich vielleicht sogar ganz normal auf die Welt kam, aber durch die Ereignisse dann einfach einen Schaden bekommen habe. Der atypische Autismusweiher schon da, so meinte er, dass bestimmte Dinge entweder durch ein sehr frühes Trauma oder durch den bereits vorhandenen Autismus so gekommen seien. Aber insgesamt glaubt er nicht, dass ich nur einfach von Geburt an einen Schaden gehabt hätte, sondern, dass dies durch die emotionalen Vernachlässigungen und das Trauma so gekommen sei. Nun fragte ich ihn, ob ich denn eine Traumatherapie machen sollte, und er bejahte dies sofort und spontan. Bisher hieß es immer, ich könnte auch einen normalen Therapeuten nehmen, ich hätte zwar schlimme Dinge erlebt, aber ein Trauma sei ein einmaliges schwerwiegendes lebensbedrohliches Ereignis. Ich fragte ihn, ob er denn in meinem Ort einige Adressen hätte, wobei er mir zwei Namen nannte. Den einen hatte ich einmal aufgesucht, das war ziemlich schlimm. Dieser Arzt war ziemlich unfreundlich gewesen und hatte mich ziemlich harsch gefragt, was denn meine Erlebnisse von damals heute noch für Auswirkungen hätten. Damals war ich dann so blockiert, dass ich auf einmal keinen Zugang mehr zu meinen Gefühlen hatte, und ich konnte ihm nur ganz dünn und müde und matt erklären, dass ich Angst hätte, an einer Schule vorbei zu gehen. Ich sagte ihm auch, dass bei uns in meinem Umfeld einige Menschen psychisch krank seien, und da meinte er, dann hätte ich doch die Erklärung, das würde doch reichen. Normalerweise wird so etwas viel länger aufgearbeitet, wenn man in einem dysfunktionalen Umfeld lebt, aber bei mir reicht halt schon, dass ich das weiß, damit sollte für mich die Sache abgehakt sein. Ich fragte ihn auch, ob ich Gefühle zeigen dürfe, während einer Therapie, und da meinte er, aber nur dann, wenn das keine masochistische Veranstaltung wird. Ich fand dies damals ziemlich verletzend. Er fragte mich auch, warum ich so wenig Kontakte hätte, da sagte ich ihm, dass ich einen atypischen Autismus hätte. Da meinte er: „das ist nur ein Wort, darauf brauchen Sie sich nicht auszuruhen.“ Ich bat ihn, mit mir auch meine Vergangenheit zu bewältigen, da meinte er, er würde mit mir keine Biografie Arbeit machen, solange ich nicht aktuell in meinem Leben etwas verändern würde. Dabei kann ich ja in meinem Leben jetzt aktuell nichts verändern. Dies ist ja keine Ausrede, es wäre unrealistisch, jetzt irgendetwas äußeres an meinem Leben umzustellen, wobei dies sicher keine Auswirkung auf innere Probleme hat. Außerdem sind meine Umstände realistischerweise ja so, wie sie sind, wie sollte man dann hier noch Etwas verändern? Ich fand diesen Mann damals sehr unsympathisch und hatte das Gefühl, dass er mich überhaupt nicht verstehen kann. Ich sagte ihm, dass ich in meinem Leben nie gesagt bekommen habe, dass mir bestimmte Dinge zu stehen, oder dass bestimmte Gefühle von mir berechtigt sind, oder dass ich mir bestimmte Situationen nicht einbilde. Ich bat ihn, dass wir das in einer Therapie nachholen müssten. Da meinte er, das müsse ich mir selbst geben, das müsse ich selbst wissen, und wenn ich von der Therapie herausginge, sei doch dann auch keiner mehr da, der mir das Laufend sagt. Dabei muss man das doch erst einmal überhaupt lernen. Ich sagte ihm, dass ich nur nach außen so stark wirke, dass ich aber innerlich sehr unsicher bin. Da meinte er ziemlich spöttisch „oh, dann ist ihre selbstsichere Art wohl nur eine Fassade, soso ?" Dies hörte sich so an, als ob er mir das gar nicht glaubt. Ich sagte ihm, dass ich mir in einer Therapie wünsche, bestimmte Ereignisse noch einmal emotional durchzuarbeiten, nur mit dem Unterschied, dass dieses Mal jemand da ist, da ja damals, als dies alles geschah, niemand da war. Da meinte er, das sei nicht der Sinn einer Therapie. Mir war dieser Mann sehr unsympathisch. Ich sagte dem Arzt, der mich jetzt diagnostizierte, dass ich schon negative Erfahrungen mit diesem Mann gemacht hätte, und dass ich Mühe hatte, ihm zu vermitteln, dass ich tatsächlich ein Problem habe. Da meinte der Arzt, es irritiert die Kollegen, dass ich so große Bewältigungsstrategien hätte. Ich glaube nicht, dass so etwas positiv gemeint ist, sondern eher, dass ich die Dinge gut verstaut habe, und man mir emotional nichts mehr anmerkt. Er sagte, ich hätte eine strukturelle Dissoziation, das bedeutet, dass die Emotionen vom Ereignis abgespalten sind. Er meinte, dies könne auch mit meinem Autismus zusammenhängen. Endlich hat es mal einer kapiert! Mir geht es nämlich häufig so, dass ich Dinge erzähle, die anderen aber die Emotionen dahinter nicht mitbekommen, da ich sie nicht mit transportieren kann, und jeder dann denkt, es sei nicht so schlimm, was ich erlebt habe. Zum Beispiel habe ich meiner Helferin erzählt, dass mein Kater überfahren wurde. Ihre einzige Antwort war: „o. k.“. Ich sagte ihr, ist das das einzige, was sie dazu zu sagen haben. Da meinte sie, ich hätte alles so emotionslos erzählt, dass sie glaubt, es hätte mir nichts ausgemacht. Für mich ist das völlig unlogisch, denn es ist doch klar, dass einem das etwas ausmacht, wenn die Katze stirbt. Das Ereignis selbst spricht doch schon dafür, dass dies eine traurige Situation ist. Wenn man etwas Trauriges hört, egal, wie es der andere sagt, dann ist das traurig, und dann sollte man auch traurig werden. Es hätte ja sein können, dass sie von der Nachricht von selbst traurig wird, und dass sie mir sagt, dass es ihr auffällt, dass ich gar nicht traurig wirke. Seine eigene Gefühlslage aber davon abhängig zu machen, ob der andere etwas unter Tränen erzählt oder nicht , was schlimm war, leuchtet mir einfach nicht ein. Daher bin ich auch jedes Mal total verstört, wenn andere bei meinen Erzählungen so emotionslos und kalt reagieren. Dass meine Gefühle aber nicht mitkommen, wenn ich etwas erzähle, liegt auch daran, dass ich für meine Gefühle so häufig gescholten und verachtet wurde. Ich bin zu oft verletzt worden, wenn ich mich geöffnet und meine Gefühle gezeigt habe. Daher ist es ein Zeichen von Klugheit des Körpers, wenn ich keine Gefühle mehr zeige. Ein Ziel wäre es daher, die Dinge so erzählen zu können, dass Emotion und Ereignis wieder zusammen gehen. Daher war ich froh, dass dies einmal jemand erkannt hat. Normalerweise erkennen die Therapeuten nicht, dass hinter der harten, temperamentvollen Person, die alles sachlich erzählt, viele Verletzungen sind. Mir wird dann eher vorgeworfen, ich würde andere unter Druck setzen, und sie zwingen, mich zu verstehen. Es ist für mich einfach unverständlich, was man daran nicht verstehen kann, was ich alles erlebt habe. Wahrscheinlich spüren die meisten intuitiv, dass da eine ganze Menge an Gefühl dahinter ist, und das schreckt die Leute ab, denn dann denken Sie, wenn man das einmal öffnet, dann hört die nie wieder auf. Bei diesem Arzt , der mich nun diagnostiziert hat, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass jemand mehr sieht, als sich nur von dem äußeren Eindruck verwirren und irritieren zu lassen. Die zweite Adresse, die er mir gab, ist eine sehr viel beschäftigte Therapeutin. Ich hatte einmal bei ihr angerufen, und da hieß es auf dem Anrufbeantworter nur: „Bitte sprechen Sie nicht drauf, ich kann nicht zurückrufen, ich habe keine Zeit.“ Als ich ihm das sagte, meinte er, ich solle es halt so oft versuchen, bis sie einmal persönlich am Apparat ist. Ich solle ihr einen schönen Gruß von ihm sagen, ich sei ein besonderer Fall. Dies wiederholte er mehrfach. Ich sagte ihm, dass die meisten Psychologen und Therapeuten keine Wartelisten führen. Er sagte mir, ich müsse auch nicht jetzt sofort eine Therapie haben. Es wäre aber schon einmal schön, wenn diese Frau mir vielleicht jemand nennen könnte, bei dem ich dann nach einer Probesitzung auf die Warteliste könnte. Nun habe ich an das Zentrum für seltene Erkrankungen geschrieben, damit diese schon einmal an diese Dame schreiben. Jetzt warte ich noch auf das Gutachten, welches ich dann an sie schicken werde mit der Bitte, mich an jemanden zu vermitteln. Ich bin durchaus bereit, ein oder zwei Jahre auf einer Warteliste zu sein mit der Perspektive, dann aber auch eine gute Adresse zu bekommen, und endlich gut aufgehoben zu sein. Habe ich jetzt schon über 30 Jahre gewartet, kann ich auch noch weitere zwei Jahre warten. Mit einem guten Gefühl bin ich wieder nach Hause gefahren. Zwischenzeitlich habe ich aber Angst, dass ich wieder enttäuscht werde. Es ist mir schon zu oft passiert, dass ich dachte, dieser Arzt versteht mich, das ist ein toller Mensch, hier wird es jetzt gehen, und wieder hat es nicht funktioniert. Vor zwei Jahren waren meine Freundin und ich mit meinem Bekannten aus dem Schwarzwald bei einer Psychologin, die meine Persönlichkeit testete. Meine Freundin hat ihr erzählt, dass sie mich für traumatisiert hält. Diese Dame versprach, mich dann noch einmal zu einem Besprechungstermin einzuladen, und mir dann weiterzuhelfen. Stattdessen schrieb sie mir irgendwann, sie wolle mir jetzt den Brief zu schicken. Damals hatten wir noch auf Ergebnisse aus München gewartet, wo ich noch einmal zu einer Autismusdiagnostik gewesen war. Als ich das erste Mal in München war, sagte mir die Ärztin damals, sie wolle erst 1 Stunde mit mir die Biografie besprechen und dann 1 Stunde eine Diagnostik zum Autismus machen. Als ich tatsächlich zu ihr zu dem ersten vereinbarten Untersuchungstermin kam, schickte sie mich wieder weg mit der Begründung, ich hätte schon genügend Ärzte beschäftigt. Sie gab mir einige Fragebögen mit, die sollte ich ausfüllen, diese würde sie dann zu dieser Psychologin schicken. Dies hat sie nie gemacht. Die beiden Damen haben früher an derselben Universitätsklinik zusammengearbeitet. Da es der Psychologin dann zu lang dauerte , wollte sie mir einfach den Arztbrief zu schicken, nachdem ihr Oberarzt ihr unterschrieben hätte. Ich wäre also einfach ohne Besprechung vor die Tatsachen gestellt worden, was sie mir für eine Diagnose gibt. Dies hätte ich nicht verkraftet und bat sie daher, mir lieber den Arztbrief nicht zuzuschicken. Ich hatte auch versucht, einen Kontakt zwischen dieser Psychologin und dem Trauma- und Opferzentrum herzustellen, aber es war schwierig, die beiden jeweils zu überreden, dass die eine die andere anruft. Wir haben jetzt noch einmal miteinander Kontakt aufgenommen, und ich werde bei ihr im Januar 2017 eine Autismusdiagnostik machen. Dann reicht es aber auch mal. Immerhin habe ich eine Diagnose aus Freiburg, die ich einfach noch einmal erhärten lassen möchte. Außerdem bin ich mit "atypisch" noch nicht zufrieden, es gibt Menschen, die sind wesentlich fitter als ich, bekommen aber die volle Autismusdiagnose. Ich war vor einem Jahr in Erlangen bei einer Ernährungsmedizinerin, die mir versprochen hat, in den Arztbrief reinzuschreiben, dass ich unbedingt eine Sporttherapie bräuchte. Sie hat noch einige andere Dinge gesagt, die sie reinschreiben wollte, hinsichtlich meiner Ernährung, und das Dialyse auch zehrend ist, ich also daher mehr essen müsse als jemand, der nicht an der Dialyse ist. Stattdessen kam dann nur ein Dreizeiler, dass ich eine Beifuß- und Roggenallergie hätte, und dass ich einmal zum Frauenarzt müsste, da man da etwas gesehen hätte. Das war alles. Als ich damals bei der Autismusdiagnose war, fragte ich ihn, ob er glaubt, dass ich eine Persönlichkeitsstörung hätte, da im Klinikum eine Ziffer aus dem ICD 10 gestanden hätte. Er meinte, ich solle dies ignorieren, er glaubt nicht daran. Prompt hat er es dennoch in seinen Arztbrief reingeschrieben. Als ich 2011 mit starken Schmerzen im Krankenhaus lag, wurde eine Magenspiegelung gemacht. Während der Magenspiegelung sagte mir der Arzt, ich hätte drei kleine Magengeschwüre. Später stand dann im Arztbrief lediglich etwas von einer Gastritis. Daraufhin meinte dann mein Dialysearzt, das sei eine leichte Gastritis, das sei nichts gewesen, er hätte sowas auch schon mal gehabt. Ich hatte ziemlich viele schlechte Werte, wie zum Beispiel erhöhte Laktatwerte, Lipase, Amylase, ein erniedrigtes Haptoglobin (was bei inneren Blutungen das Hämoglobin aufsaugt), und an der Bauchspeicheldrüse hatte man auch eine Entzündung gefunden sowie eine Bulbitis, das hat etwas mit dem Dünndarm zu tun. Als ich dann wieder in meiner Heimatsdialyse war, hieß es, man habe mich halb tot geschrieben, das seien doch alles nur Messfehler gewesen. Ich hab mich damals so geärgert, dass er das mit den drei Magengeschwüren, was er mir während der Darmspiegelung mündlich mitgeteilt hatte, nicht reingeschrieben hat. So scheint immer alles weniger schlimm als es ist, und alle denken, ich würde nur übertreiben, weil keiner die Eier hat, das, was er mir mündlich mitgeteilt hat, auch schriftlich zu fixieren und zu bestätigen. Als ich beim Genetiker war, sagte er mir damals, meine Probleme mit der Koordination und Feinmotorik könnten mit dem Kleinhirn zu tun haben. Ich sagte ihm, dass ich im MRT keine sichtbaren Veränderungen hätte, woraufhin er meinte, dass dennoch einiges nicht in Ordnung sein könnte. In seinem Arztbrief stand dann wieder nichts davon, und als ich ihn damit konfrontierte, behauptete er, er habe das nicht gesagt, er habe lediglich gesagt, dass beim Joubert- Syndrom, dass ich ja nicht hätte, das aber mit meinem Syndrom verwandt sei, solche Probleme auftreten können. Als ich bei einem Psychologen war, wo ich Tests hinsichtlich ADHS gemacht habe, hat er mir noch mündlich gesagt, dass ich tatsächlich ADHS hätte, und dass ich im Ranking bei den Tests ziemlich weit oben sei. In seinen Brief, wo er die Ergebnisse zusammenfasste, hat er aber geschrieben, ich hätte eine sekundäre ADHS. Ich finde dies einen ziemlichen Blödsinn, denn ADHS wird lediglich auf Basis des Verhaltens diagnostiziert, und wo will man da wissen, was primär oder sekundär war. Wenn ich aufgrund einer Nierenerkrankung hibbeliger bin, oder jemand anders aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung zum Beispiel ziemlich zappelig ist, dann ist es natürlich keiner ADHS. Er meinte aber, ich sei aufgrund meiner vorhandenen vorherigen Probleme ebenso, wie ich sei. Das kann man doch überhaupt nicht beurteilen, wo hier die Henne und wo das Ei war. Somit liest nun jeder das heraus, was er will, nämlich, dass ich keine ADHS hätte. Als ich ihm noch einmal schrieb und nachfragte, meinte er, er habe dies damals auch nicht bestätigt. So ziehen diese Herrschaften dauernd ihren Schwanz ein, so vorhanden. Bisher hatte noch keiner genug Arsch in der Hose, mit Verlaub, einmal das, was er mir mündlich mitteilt, auch schriftlich niederzulegen. Die schreiben meistens voneinander ab, und keiner traut sich, einmal etwas anderes zu sagen als die Kollegen. Das, was ich dann nach Hause zu meinen Ärzten mitbringe, wird dann in Zweifel gezogen. Da die Diagnostika sich nie festlegen wollen und nicht eindeutig ausdrücken sondern immer nur sagen, es könnte sein, es ist atypisch, es fehlen Kriterien usw., glaubt mir dann niemand, wenn ich nach einer Diagnostik mit dem dementsprechenden Ergebnis nach Hause komme. Als ich in meiner ehemaligen Blindenschule war, wo ein Psychologe Wahrnehmungsstörungen testen kann, sagte er mir, nachdem ich ihm meine Schwierigkeiten mit Feinmotorik, Tastsinn und Koordination beschrieben hatte, dass ich eine multimodale Wahrnehmungsstörung hätte. Er meinte, dies sei offiziell keine Erkrankung, sie sei noch nicht im ICD 10 aufgenommen. Bei den Augen könne man keine visuelle Wahrnehmungsstörung mehr testen, da ich zu schlecht sehe. Was haben die dann im Zentrum für seltene Erkrankungen daraus gemacht? Sie haben geschrieben, es sei lediglich ein Verdacht auf multimodale Wahrnehmungsstörungen, da man aufgrund meiner Sehbehinderung, die zu stark sei, nicht mehr eindeutig erkennen könne, ob es sich um Wahrnehmungsstörungen oder um meine Augenerkrankung handelt. Dabei bezog sich diese Aussage lediglich auf den visuellen Teil. Die Probleme mit der Kraftdosierung , dem Gleichgewicht oder der Koordination sind Dinge, die auch ohne Berücksichtigung meiner starken Sehbehinderung festgestellt werden konnten. Somit nimmt sich jeder das heraus, was er schon vorher gedacht hat. Ich bereite mich jetzt seelisch schon einmal darauf vor, dass es hier wieder genauso läuft. Wahrscheinlich wird er schreiben, dass ich aufgrund meiner Behinderung vielleicht empfindlicher bin und daher mehr Schutz als ein normales Kind gebraucht hätte, was dann wieder relativ aufgefasst werden kann, so nach dem Motto, sind sie zu stark, bist du zu schwach. Oder es steht dann doch wieder etwas von einer erhöhten Vulnerabilität dort, oder, dass ich aufgrund des Autismus Dinge anders wahrgenommen hätte, und damit die Dinge anders verarbeitet hätte, die für normale Kinder ganz normal gewesen wären. Oder es heißt wieder, ich hätte so viele andere Störungen, dass man meine Symptomatik nicht eindeutig einem Trauma zuordnen könnte. Es könne daher sein, dass eine Traumafolgestörung vorliegt. Dann haben wieder die anderen, die das Lesen, die Wahl, ob sie das glauben wollen oder nicht. Ich habe sowieso langsam den Verdacht, dass es irgendwo schwarze Listen gibt, oder dass die Ärzte einander informieren, und dass ihm vielleicht mittlerweile jemand gesagt hat, das ist eine ganz Gestörte, oder das er einige Diagnosen und Arzt Briefe von mir irgendwo bekommen hat. Vielleicht hat er auch zwischen den Zeilen herausgelesen, was der Autismusexperte geschrieben hat, und das fällt jetzt wieder so aus, dass ich doch irgend eine Persönlichkeitsstörung habe. Auf jeden Fall habe ich jetzt schon Angst, dass es wieder so ausfällt. Es wäre doch einmal etwas ganz Neues, wenn dann dort tatsächlich stünde, dass ich traumatisiert bin, dass mir tatsächlich objektiv schlimme Dinge passiert sind, die auch ein normales Kind krumm genommen hätte, und nicht nur ich, weil ich schon vorher eine Macke hatte, und das es dann also auch normal ist, von diesen Dingen einen Schaden zu bekommen, und ich nicht nur deshalb einen hätte, weil ich sowieso irgendwie anders bin, sondern, weil die Bedingungen so schlecht waren. Dann würde mir vielleicht mit mehr Wohlwollen begegnet, und die Ärzte würden mich nicht nur einfach als über nervöse und hysterische Kuh abtun. Dann würden sie vielleicht sogar denken, die Frau ist gar nicht so über sensibel und schwach oder übernervös, wie wir sie einschätzen, sondern die hat auch einiges ausgehalten und ist doch ganz schön hart im nehmen. Vielleicht würden sie dann endlich bei allem, was ich an Beschwerden vorbringe, nicht sofort denken, ich hätte nur eine geringere Frustrationstoleranz. Das wäre zu schön, um überhaupt wahr zu sein. Und wenn ich dann auch noch einen passenden Therapeuten finden würde, der wirklich behutsam und traumasensibel mit mir umgeht. Normalerweise habe ich immer solche Therapeuten, die kein Mitgefühl haben, mir erklären, dass meine Eltern doch arm dran seien und sich schuldig fühlen würden, zwei behinderte Kinder zu haben, und ich doch das verstehen müsse. Diese Leute identifizieren sich nur mit meinem Gegenüber und erklären mir, dass andere doch deswegen dauernd mich beschwichtigen und meine Erkrankungen bagatellisieren würden, da sie hilflos seien, das müsste ich doch verstehen. Eigentlich wird hier nur die Gegenseite verteidigt, oder mir wird erklärt, dass ich mit schuld sei. "Das hat alles mit Ihnen zu tun, man ist ja nicht nur Opfer sondern auch Täter", das habe ich mir auch schon anhören müssen. Oder es heißt, "sie sind ja auch das ideale Opfer, deswegen behandeln sie andere Menschen so". Ich habe von einer blinden Psychologin gehört, die mir sagte, dass sie nicht gemobbt wurde, müsse ja wohl einen Grund haben, bei ihr seien doch auch nicht die besseren Menschen in der Klasse gewesen. Sie habe sich als Kind gewährt, als ihr jemand ein Bein gestellt hat, und wenn man sich nicht wehrt, dann merken die anderen, dass man es mit einem machen kann. Heutzutage gäbe es ja genügend Forschung darüber, dass die Spiegelneuronen des anderen wahrgenommen werden, und dass ich ausstrahlen würde, dass man es mit mir machen kann. Jeder, der gemobbt wurde, den sie behandelt hat, hätte im Laufe der Therapie herausgefunden, dass er seinen Teil dazu beigetragen hat. Mir hat der Arzt bei der Diagnostik gesagt, es rechtfertigt noch lange nicht, einen schwächeren zu quälen, weil man es kann. Genau diese Einstellung hatte ich auch immer. Ich habe bestimmt Verhaltensweisen gehabt, die andere ärgern, abstoßen oder zur Weißglut treiben. Das rechtfertigt aber noch nicht, jemand deswegen zu quälen. Immerhin gibt es auch Systeme, in denen andere einem direkt ins Gesicht sagen, was sie stört, einen aber dennoch als Mensch annehmen. Unser System war aber kaputt, unser Heimleiter war Alkoholiker, es herrschte eine Hackordnung, es herrschte ein Code Red, bei dem andere einem Schaden zufügen, wenn man sich nicht in der Gemeinschaft nach deren Vorgaben entsprechend regelkonform verhielt, und dies wurde von der Obrigkeit geduldet. In so einem Klima kann Mobbing gedeihen. Ich bin der festen Überzeugung, Mobbing ist ein systemisches Problem. Daher hätte man von allen Seiten ansetzen müssen. Bis jetzt hat noch keiner gespannt, dass ich damals in eine Situation hineingeworfen wurde, wo die Lehrer selbst noch nicht wussten, was auf sie zukommt, es war ein Experiment, ein Pilotprojekt, das noch nicht ausgereift war. Ich war also eher Opfer des Systems und Opfer des Integrationsversuches, und ich werfe heute noch den Leuten vor, dass sie mich nicht herausgenommen haben, als sie merkten, dass es nicht funktioniert, sondern mir stattdessen die Schuld gegeben haben und mich nur angemahnt haben, mich zu bessern. Jedes Tier, welches in einer Versuchsreihe in einem Käfig mit anderen gesteckt wird, wobei dann festgestellt wird, dass es nicht gut tut, und dass es Ärger gibt, wird wieder herausgeholt. Die ganze Sache war noch nicht ausgereift, und die Lehrer wussten selbst noch nicht, was sie genau machen müssen. Aber ich war in diesem System der schwächste Punkt, so wurde alles auf mich geschoben. Man hat ja gesehen, sobald ein Schüler da war, der anders war, wurde er geärgert, und wenn er weg war, wurde ein neues Opfer gesucht. Daran sieht man schon, dass es nicht nur an mir gelegen haben kann. Wäre ich in eine friedfertige und intakte Gemeinschaft gekommen, und dann hätten auf einmal alle begonnen, mich zu ärgern, hätte man sagen können, es liegt an mir. Wenn ich aber sagte, dass ein andersartiges Benehmen deswegen keine Gewalt rechtfertigt, hieß es immer, das sei ein Wunschdenken, das könne ich ja so wollen, das wäre schön, aber es ist halt nun mal nicht so. Ich sagte damals dieser blinden Psychologin, eine Frau, die nackt auf der Straße herum läuft, darf deswegen auch noch lange nicht vergewaltigt werden. Da sagte sie, dass mag ja sein, aber so eine Frau ist auch ziemlich dämlich, wenn sie nackt durch den Park läuft. Demnach wird mein Postulat, dass Schwäche noch lange keine Gewalt rechtfertigt, als frommer Wunsch abgetan. Bei dieser Diagnostik habe ich das einmal anders erlebt. Normalerweise wird nie nachgefragt, wie ich mich in einer Situation gefühlt habe, sondern es wird mir nur pädagogisch erklärt, dass andere ja schließlich hilflos seien oder unwissend, und dass ich dieses oder jenes Verhalten einfach zu verstehen hätte. Das ist dann die ganze Therapie. Oder es wird mir erklärt, dass ich ja nur froh sein könne, andere Frauen wären auch sexuell missbraucht worden, das sei mir erspart geblieben, und was für den einen schlimm sei, sei für den anderen noch gar nichts, andere würden ja alles wesentlich lockerer wegstecken und hätten die Situationen, die ich erlebt hätte, wesentlich besser weggesteckt als ich. Das war bisher die Therapie, die ich erhalten habe. Ein tatsächlicher Prozess, bei dem es um mich geht, wie es mir ergangen ist, was das mit mir gemacht hat, und was ich dazu fühle, ist noch nie in Gang gebracht worden. Vielmehr werde ich als Opfer beschuldigt, werden die Täter verteidigt, die ich noch nicht mal angeklagt habe, oder ich bekomme Erklärungen, dass bestimmte Dinge halt nun mal einfach so üblich seien. Als ich neulich jemandem erzählte, dass ich zu einer Traumadiagnostik weg war, und ihm auf seine Aufforderung hin mein Leben im Internat geschildert habe, und ihm auch noch sagte, dass keiner eingegriffen hat, meinte er: ich müsse dies positiv sehen, meine Eltern wollten mich abhärten , man hätte gewollt , dass ich stark werde und daran wachse, dass ich lerne, mich durchzusetzen. Ich fragte ihn, ob er denn bei seinem Sohn, wenn er erführe, dass er gequält wird, genauso handeln würde. Das verneinte er. Heute gilt immer noch die schwarze Pädagogik, was mich nicht umbringt, macht mich nur härter. Auch denkt jeder, wenn man einem Kind etwas erspart, schadet man ihm damit, und man täte ihm keinen Gefallen, wenn man es schützt. Als ob man dadurch, dass man von anderen gequält wird, ein stärkerer Mensch wird. Meine Ressourcen als schwer behindertes Mädchen haben schlichtweg nicht ausgereicht, ich hätte mich noch nicht einmal wie diese Psychologin wehren können, wenn mir jemand ein Bein stellt. Ich habe mehrere Behinderungen, so hätte ich es nicht geschafft, hier eine angemessene Grenze zu setzen. Daher ist es sinnlos, jemanden in einer Situation zu belassen, wo es absehbar ist, dass er sich sowieso niemals wehren kann. Obwohl der Arzt bei der Diagnostik meinte, ich hätte teilweise auch Grenzen gesetzt und mich auch gewährt. Das stimmt allerdings nicht. Ich konnte mich schlichtweg nicht wehren, ich konnte nur andere Erwachsene um Hilfe und Solidarität bitten, was mir aber auch nicht gelungen ist. Die Aussage, meine Eltern hätten mich nicht geschützt, soll auch keine Anklage darstellen. Aber es gehört einfach zu meinem Erlebnis dazu. Schon fühlen sich Außenstehende dazu aufgerufen, meine Eltern zu verteidigen, die ich vermeintlich beschuldigt hätte. Es können sich eben viele mit der Elternrolle identifizieren, und unbewusst denken bestimmt viele Therapeuten, mein Gott, bin ich froh, dass ich kein so behindertes Kind habe. So entsteht schon eine gewisse Abwehr. Man kann sich eher mit der Täter Rolle identifizieren, ein Opfer ist einem einfach zuwider. Man ist schon genervt von der hilflosen Art, da man selbst diese Hilflosigkeit spürt und dann wütend wird. Ich selbst empfinde solche Dinge als Kunstfehler. Vielleicht bin ich da aber auch zu streng. Ich weiß nur, dass es mir hinterher nicht gut geht. Aber die Einstellung gibt es eben, eine Therapie ist nicht dazu da, dass es einem gut geht, wie mir der oben beschriebene Therapeut es erklärte. Ich bin der Meinung, um sich weiterzuentwickeln, muss es einem erst mal gut gehen dürfen. Aber ich glaube, da werde ich noch lange suchen müssen. Wenn schon unter Traumatherapeuten solche Verhaltensweisen bestehen, wie ich sie oben von diesem Menschen beschrieben habe, bei dem ich einmal war. Ich kann jetzt nur hoffen, dass das Gutachten nicht so ausfällt, wie ich es befürchte, und wie ich meistens die Erfahrung gemacht habe. Und ich kann nur hoffen, dass dann auch ich einmal auf die Sonnenseite komme und einen Therapeuten finde, der mich versteht, und der genug Schutzraum bietet, dass ich meine Emotionen zeigen und die Dinge dann auch so erzählen kann, dass es einen kathartischen Effekt gibt. Mir ist schon klar, dass so eine Narbe bleibt, und dass man damit leben muss. Ich sagte zu dem Diagnostika, es kommt mir vor, als stecke in mir noch ein rostiger Pfeil oder irgendetwas, was ich mir eingetreten habe, und was jetzt noch schwelt und schwärt , wo noch eine eitrige Wunde ist, was einfach raus muss. Da meinte er, das sei ein gutes Bild. Ich kann nur hoffen, dass jemand dann mit dem Dreck, der da dann herauskommt, auch umgehen kann. Als wir uns verabschiedeten, erzählte mir der Diagnostiker noch , dass er in Marburg studiert hätte, wo es viele blinde gibt. Er habe in der Nähe einer piependen blinden Ampel gewohnt. Da dachte ich mir, wahrscheinlich hat er daher wenig Berührungsängste mit blinden und konnte mich daher besser verstehen und so einen besseren n Zugang zu mir bekommen. Ich glaube, dass ich traumatisiert bin, ADHS habe und eben auch as Berger. Außerdem habe ich neben der Blindheit und der Nierenerkrankung Probleme mit der Feinmotorik und der Koordination, was aber bei Asberger-Betroffenen häufig vorkommt. Es kann aber auch mit der Grunderkrankung zusammenhängen. Ich glaube, dass es eine Mischung von allen möglichen Faktoren ist. Ich bin schon mit einer Behinderung auf die Welt gekommen, die für eine Familie eine Herausforderung sein kann. Wenn dann in der Familie auch einige Personen sind, die wegen Kriegserlebnissen oder anderer schlimmer Dinge in der Kindheit schon einiges hinter sich haben, haben die nicht den Nerv, sich dieser Herausforderung stellen zu können. Dann darf man auch die Zeit damals nicht vergessen, wo es üblich war, Kinder nicht zu schonen, und wo man nicht über Gefühle von Kindern nachdachte. Außerdem war damals die Integration oder auch Inklusion noch nicht so weit. All dies zusammen hat dann zu diesem Ergebnis geführt. Somit hat zwar niemand die Schuld, aber die Auswirkungen auf mich, die trotz alledem nun einmal da sind, müssen ja dennoch gesehen werden. Nun kann man sich wundern, warum ich von Pontius zu Pilatus renne und eine solche Art von Odyssee auf mich nehme. Ich möchte einfach, dass dieses Knäuel so gut wie möglich Ent wird wird, und dass ich endlich auch Entlastung finde und Verständnis sowie Erklärungen für das, wie ich mich fühle. Dies gibt einem auch neue Stärke und Sicherheit, dass das, so wie man ist, und das was man denkt, in Ordnung ist.

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