Sonntag, 7. Februar 2016

Mit Hochdruck ins neue Jahr

Schon während des Jahres stieg mein Blutdruck öfter mal ziemlich stark an. Nach und nach bekam ich immer neue Medikamente. Keines davon half. Irgendwann einmal gab mir dann die Ärztin Lonolox, Wirkstoff Minoxidil, das dann eingesetzt wird, wenn sonst nichts mehr hilft. Im Jahre 2006 sollte ich einmal bei einer ähnlichen Situation, wo kein anderes Blutdruckmittel mehr half, ins Krankenhaus, um dort auf dieses Medikament eingestellt zu werden. Damals verzichtete man darauf und zog einfach mehr Wasser während der Dialyse, um das Blutvolumen und damit den Blutdruck zu senken. Diese Maßnahme hatte dann nach vier Wochen angeschlagen. Diese Methode schien dieses Mal aber nicht zu funktionieren, da ich jedes Mal starke Kopfschmerzen bekam, wenn wir mit dem Dialyseentgewicht weiter heruntergingen. Ich hatte ja dann so stark zugenommen, wobei sich bei der Bio-Impedanz-Analyse (BIA)herausstellte, dass dies alles Wasser war. Warum ich dann jedes Mal bei der Volumensenkung Kopfschmerzen bekam, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte sich durch das Blutdruckmittel das meiste Wasser im Gewebe angesammelt und nicht in den Gefäßen, so das die Dialyse gar keinen Zugriff auf das Wasser hatte, und das Wasser, welches in den Gefäßen war, wäre zu wenig gewesen, umso viel herauszuziehen, daher dann die Kopfschmerzen. Jedenfalls musste ich mehrere verschiedene Blutdruckmittel ausprobieren und landete dann eben bei Minoxidil, welches äußerlich angewandt auch ein Haarwuchsmittel ist. Mit Schrecken stellte ich dann Ende November fest, dass sich in meinem Gesicht ein weißer Flaum an den Koteletten und auch weiter vorne an den Wangen gebildet hatte. Ich rief sofort die Ärztin an und fragte sie, ob ich das Medikament absetzen dürfte. Sie meinte, ich solle es halt einfach weglassen. Ich fragte mich schon, ob ich es nicht besser ausschleichen sollte, dachte aber, die Ärztin wird schon wissen, was sie mir sagt. Ich war einfach nur froh, dieses Mittel loszuwerden. Nach einer Weile stellte ich fest, dass ich häufig starke Kopfschmerzen hatte, und wenn wir dann an der Dialyse den Blutdruckmaßen, war er ziemlich hoch. Ich hatte zu Hause zwar ein sprechendes Blutdruckgerät, aber ich war jedes Mal so stark frustriert, da der Blutdruck zu Hause immer sehr hoch war, dass ich keine Lust mehr hatte zu messen. Dies hatte ich auch der Ärztin gesagt. Sie meinte, da der Blutdruck an der Dialyse zumeist im Rahmen war, dass wir alles einmal so lassen sollten. Jedoch kam ich dann einmal mit starken Kopfschmerzen und dem entsprechend hohen Blutdruck an, wobei ich dann Nitro bekam, und der Blutdruck sich wieder absenkte, die Kopfschmerzen verschwanden ebenfalls. Ich dachte, vielleicht habe ich etwas Falsches gegessen, und hakte die Sache ab. Am 28. Dezember, wobei am 23. Dezember schon mein Besuch wie jedes Jahr angekommen war, hatte ich am Ende der Dialyse wieder extrem hohen Blutdruck und Kopfschmerzen. Wir riefen den Arzt an, und der war derselben Meinung wie ich, dass ich besser ins Krankenhaus gehen sollte. Wir fuhren also direkt mit dem Taxi statt nach Hause ins Krankenhaus. Der Taxifahrer war nicht sonderlich begeistert, da er ja noch andere Leute fahren musste, er bot uns sogar an, uns einfach irgendwo rauszulassen und einen Krankenwagen zu rufen. Dieses Angebot empfand ich als ziemlich zweifelhaft und fast schon herzlos. Wir bestanden darauf, dass er uns bitte ins Krankenhaus bringen möge. Dort warteten wir dann eine Ewigkeit, nachdem ich einem Arzt am Empfang kurz die Situation geschildert hatte. Als ich dann in einem der Zimmer war, bekam ich sofort Nitro, wobei ich dadurch erst recht extreme Kopfschmerzen bekam. Da es schon spät in der Nacht war, schlief ich ein, sodass mich der Arzt, der mich anschauen wollte, schlafend vorfand. Der Blutdruck war dann etwas niedriger geworden. Er fragte mich, ob ich da bleiben wolle oder nach Hause wolle. Ich sagte ihm, nun, da ich schon mal hier sei, und es mitten in der Nacht sei, wolle ich zur Sicherheit lieber gleich hierbleiben. Ich kam auf eine sogenannte Fast-Track- Station, wo Leute hinkommen, die dann sofort wieder nach Hause kommen. Mein Bekannter hatte so lange gewartet, und er musste ja auch wieder nach Hause kommen. Ich bot ihm an, das Taxi zu bezahlen, er solle jetzt nach Hause fahren und mir hinterher sagen, was das Taxi gekostet hatte. Ich wurde auf die Station gebracht, wo es aber ziemlich laut war, da Pfleger und anderes Personal ziemlich laut herumschrieen. An Schlafen war hier nicht zu denken. Neben mir im Zimmer lag hinter einem Wandschirm ein Mann, der sehr freundlich war. Beim Frühstück unterhielten wir uns eine Weile. Dann hörte ich sehr tiefe Töne abwechselnd mit sehr hohen, die in einer langen Kette hintereinander folgten. Mir war sofort klar, dass in der Nähe ein MRT-Gerät stehen musste. Tatsächlich lag unsere Station direkt neben der Radiologie, und die beiden lauten Kernspintomographen waren bis zu uns zu hören. Man konnte immer wieder wahrnehmen, wenn eine neue Untersuchung startete, und die Tonfolge war immer sehr ähnlich. Dann kam der Oberarzt und fragte mich, ob ich denn wieder nach Hause wolle. Ich sagte ihm, selbstverständlich, denn die Blutdruckeinstellung könne man dann auch weiter zu Hause vornehmen. Er riet mir zu einem Entwässerungsmittel, wobei ich ihm sagte, dass dies bei mir wenig Sinn mache, da ich ja nicht mehr ausscheiden konnte. Er meinte, heute wäre man da anderer Ansicht, rief aber in der Nephrologie an, um dies abzuklären. Er kam aber nicht mehr zurück, um mir dann mitzuteilen, was seine Erkundigung ergeben hatte. Ich fragte dann noch einmal den Stationsarzt, wie es denn nun mit einem Entwässerungsmittel aussehe. Er meinte, meine Nephrologen hätten Recht gehabt, bei mir hätte das keinen Sinn mehr, da ich ja sowieso nicht mehr aufs Klo konnte. Somit war meine Ansicht, die ich von meinen Nephrologen übernommen und an den Oberarzt so weitergegeben hatte, richtig gewesen. Ich rief dann meinen Bekannten an, der mich sofort abholte. Er hatte kein Taxi genommen und war um 3:00 Uhr in der Nacht den ganzen Weg nach Hause gelaufen. Ich schimpfte mit ihm, da ich ihm doch das Taxi spendiert hätte, doch er meinte, wir beide haben sowieso zu wenig Geld. Wir dachten nun, dass die Sache mit dem Blutdruck erledigt sei. Der Blutdruck sollte jetzt ambulant neu eingestellt werden. Am Mittwoch dem 30. Dezember wachte ich mit starken Kopfschmerzen auf. Ich maß den Blutdruck, der bereits um die 200 war. Ich maß immer einmal wieder nach, nachdem ich meine Tabletten genommen hatte. Das höchste, was ich gemessen hatte, war 240, danach zeigte das Gerät nur noch Fehlermeldungen an. Ich war so dumm und rief in der Praxis der Dialyse an, da ich dachte, bis Mittag wäre dort jemand. Ich hätte einmal besser in der Dialyse auf Station anrufen sollen. Danach rief ich die bundesweite Nummer an, unter der man diensthabende Bereitschaftsärzte bekommen kann. Dort sagte man mir, ich solle gleich den Rettungswagen holen, was ich aber nicht wollte. Ich bat darum, nachdem ich noch einmal gemessen hatte, dass eine Ärztin kommen sollte, um mir ein Notfallmittel zu geben. Mir wurde dann gesagt, dass eine Ärztin am anderen Ende der Stadt sei, und dass sie wahrscheinlich nicht kommen könne, da sie zu weit weg sei. Noch während ich mit der Leitstelle telefonierte, um zu besprechen, ob ich einen Rettungswagen holen sollte, klingelte es an der Tür, und die Ärztin kam herein. Sie schimpfte erst einmal, warum sie denn vom anderen Ende der Stadt hierher kommen müsse, nur wegen eines Hohenblutdruckes, und ob ich den kein Notfallmedikament hätte. Danach maß sie mir den Blutdruck, dann gab sie mir ein Notfallmedikament. Auch hier war der Blutdruck bei 240 und ließ sich nicht senken. Sie wurde dann freundlicher und untersagte mir, noch einmal aufzustehen, ich müsse sitzen bleiben und dürfe weder stehen noch liegen, mein Bekannter sollte eine Tasche für mich packen. Sie selbst habe bereits an der Dialyse gearbeitet und könne es nicht verantworten, dass ich an die Dialyse gehen würde, da bei uns in der Spätschicht abends kein Arzt mehr da ist außer am Montag. Ich müsse sofort ins Krankenhaus, und sie bestellte einen Rettungswagen, der mich im Sitzen transportieren sollte. Nachdem sie noch einmal gemessen und mir ein Kopfschmerzmittel gegeben hatte, ging sie mit den Worten, dass in 20 Minuten ein Rettungswagen da sein würde. Während dieser Zeit rief ich dann an der Dialyse an, um den Schwestern zu sagen, dass ich nicht kommen würde sondern ins Krankenhaus müsse. Sie verbanden mich dann mit dem Arzt, der am Vormittag noch an der Dialyse war. Der meinte, dass er sich schon Sorgen macht. Ich sagte ihm, dass ich starke Kopfschmerzen hätte und gerne eine CT machen lassen würde, da ich selbst bei hohem Blutdruck normalerweise nie Kopfschmerzen habe. Ich hatte überhaupt noch nie in meinem Leben je Kopfschmerzen außer in diesem Jahr. Außerdem bat ich ihn, im Krankenhaus anzurufen und denen zu sagen, dass ich heute noch an die Dialyse müsse, da dies meine Zeit sei. Ich sollte ja extra in dieses Klinikum gehen, welches eine Dialyse hatte. Er meinte, er könne lediglich an der Dialyse dort anrufen und darum bitten, dass man mir einen Platz freihielte. Als nach 20 Minuten immer noch kein Rettungswagen da war, rief ich bei der Rettungsleitstelle an und fragte nach. Man sagte mir, dass die Ärztin nicht dazu gesagt hätte, dass es dringend sei, und dass heute viel los sei, und man nicht versprochen hätte, in 20 Minuten da zu sein. Ich hatte schon beim Anrufen bemerkt, dass es, nachdem der Spruch kam, man solle nicht auflegen, noch ein paar Mal gepiept hatte, was die Ärztin auch schon verwundert bemerkt hatte. Demnach musste wirklich viel los gewesen sein. Dem Mann am Telefon erklärte ich aber, dass es sich um eine hypertensive Krise handele, und dass ich unbedingt schnell einen Krankenwagen bräuchte. Er meinte, er könne nichts versprechen, aber er würde schauen, was sich machen lässt. Ein paar Minuten später, nachdem ich aufgelegt hatte, war der Krankenwagen dar. Es kamen zwei Sanitäter und eine Frau, die noch in der Lehre war. Alle waren sehr nett. Sie brachten eine Sitztrage herein, um mich die fünf Stufen von meiner Wohnung hinunter zu tragen in den Krankenwagen. Als ich mir einmal den Fuß so stark vertreten hatte, dass ich absolut nicht mehr in der Lage war, aufzustehen, ließ man mich damals auf einem Bein die im Hause befindliche Sanitätsrampe, die auch noch um die Kurve geht, herunterhüpfen, und dann musste ich auch noch auf einem Bein um das halbe Haus herumhüpfen, bis ich endlich im Krankenwagen war. Gott sei Dank haben diese netten Leute mir diese Anstrengung erspart. Sie brachten mich mit einem Schwung, 1,2, drei, die Treppen hinunter und trugen mich zum Krankenwagen, wo sie mich anschnallten. Mein Bekannter durfte ebenfalls mitfahren. Auf einmal hörte ich die typische Musik, und ich fragte, ob wir denn mit Geräusch fahren würden? Er meinte, dass er nicht an jeder Ampel warten wolle, und dass er den Stau umfahren wolle, und dass wir dann schneller im Klinikum seien. Er fuhr ziemlich rasant, ab und zu schaltete er dann die Musik zu, um an einem Stau vorbei zu kommen. Mich hat das verwundert, dass es so schnell gehen sollte. Ich war guter Dinge, ich dachte nur, schon wieder ins Krankenhaus. Dort angekommen wurde ich sofort in eines der Aufnahme Zimmer gebracht. Mein Bekannter behauptete einfach, er sei mein fester Freund, somit durfte er später dann zu mir, nachdem ein EKG gemacht und Blut abgenommen wurde. Ich hörte aber dann ein Telefonat mit, welches der Arzt außerhalb des Raumes führte. Darin sagte der Arzt: „wir können gern ein CT machen, aber diese Frau ist so hochsensibel, ich vermute einmal, dass die Kopfschmerzen psychosomatisch sind.“ Ich fand das eine Unverschämtheit, zumal dieser Arzt mich noch kein einziges Mal im Leben gesehen hatte. Als dann später ein Arzt hereinkam, konfrontierte ich ihn direkt mit dieser Aussage, wobei er beteuerte, er sei nicht derjenige gewesen. Er hatte auch eine etwas andere Stimme. Er meinte dann: „Wir müssen jetzt unbedingt etwas tun, sonst haut es ihnen irgendwann einmal den Deckel weg.“ Diesen Ausspruch fand ich so lustig, dass ich sogar lachen musste. Ich bat ihn, mir bitte kein Nitro zu geben, da ich sowieso schon starke Kopfschmerzen hatte. Mein behandelnder Arzt hatte mir mittlerweile sowieso erklärt, dass, wie ich sowieso wusste, Nitro die Gefäße weiter stellt, und dadurch die Kopfschmerzen noch schlimmer werden, wenn man denn schon welche hat. Außerdem pulsiert dann der Kopf noch, was es noch schlimmer macht. Ich bekam alles, was die Pharmaindustrie zu bieten hatte, um den Blutdruck zu senken. Aber er ging nicht hinunter. Nach einer Weile wurde ich dann endlich zur Dialyse gebracht. Bei dem Gespräch mit dem Arzt hatte ich aber auch noch einmal erwähnt, dass ich unbedingt eine CT haben wolle, da ich eben normalerweise niemals Kopfschmerzen habe. Daher war ich so beunruhigt. Hätte ich bei einem Blutdruckanstieg jedes Mal Kopfschmerzen, würde mich das nicht mehr wundern. Ich dachte, vielleicht ist noch etwas anderes kaputt, und der hohe Blutdruck löst die Kopfschmerzen dann nur aus. An der Dialyse wurden die Kopfschmerzen unerträglich, und ich bekam weitere Blutdrucksenker und Schmerzmittel. Viel hat dies alles nicht geholfen. Als ich dann ungefähr um 22:00 Uhr auf die Station kam, bekam ich noch einmal meine eigenen Blutdrucktabletten, die ich immer nahm, und weitere Tabletten und Spritzen. Endlich ging der Blutdruck etwas herunter. Man hatte mir zusätzlich zu meinen drei Blutdrucktabletten noch ein Mittel gegeben, welches rund um die Uhr wirkt, einen zentralen Alphablocker, und dann noch einen anderen Blutdrucksenker, den ich überhaupt nicht kannte und nicht einzuordnen wusste. Ich nahm die Tabletten, so, wie sie mir gegeben wurden, einfach von der Hand in den Mund ohne weiter nachzufragen. Mir fiel nur auf, dass es eine ganze Menge waren. Ich hatte keine große Lust mehr, die Schwestern danach zu fragen, was die einzelnen Tabletten waren. Am nächsten Tag kam dann mein Bekannter, und wir gingen in die Cafeteria. Das Mittagessen war wirklich abscheulich, es war ohne Salz. Leider durfte ich nichts anderes bestellen, da ich automatisch Dialysekost bekam, bzw. das, was ein Krankenhaus so unter Dialysekost versteht. Es war ein Ausbund an Geschmacklosigkeit. In der Cafeteria aß ich dann ein Stück Torte. Das meiste vom Mittagessen ließ ich jedes Mal liegen. Mein Bekannter brachte mir auch noch einige Dinge mit, wie zum Beispiel Obst, Schokolade und Plätzchen oder Kleidungsstücke, meinen Bademantel oder einen anderen Schlafanzug. Ich fragte dann die Schwester, ob sie einmal den Arzt bitten könnte, meine Kost umzustellen. Am Telefon hätte der Arzt angeblich gesagt, dass er dazu keinen Kommentar abgibt. Dies bedeutete, dass ich weiterhin dieses schreckliche Essen zu mir nehmen sollte. Ab und zu war die Sauce einmal etwas mit Salz versehen, aber es gab immer Nudeln und Braten, Braten und Nudeln. Manchmal war der Braten besser, manchmal schlechter. Der Fisch und der Reis, den es einmal gab, waren komplett ungesalzen. Es gab aber jedes Mal ein Teilchen dazu, das hat einigermaßen gut geschmeckt. Das Frühstück war ganz in Ordnung, da durfte ich mir den Belag aussuchen. Es war aber auch immer ziemlich das gleiche. Ich hätte mir mal einen Apfelbrei, einen Joghurt, ein Ei oder einen wohl schmecken den Kompott gewünscht. Die haben es tatsächlich geschafft, auch noch das schlechteste Kompott und Dosenobst zu servieren, das es auf der Welt gibt, völlig ohne Zucker, selbst die Ananas, die ja eigentlich von Natur aus wohlschmeckend und süß sind, haben nur noch nach Sägemehl geschmeckt. Als einmal nach ein paar Tagen ein Arzt in unser Zimmer kam, nämlich kurz vor Neujahrsbeginn, begrüßte ich ihn mit „Prost Neujahr“, worauf er mir erklärte, dass es noch nicht so weit sei. Ich fragte ihn, ob ich etwas anderes als die salzlose Kost zu essen bekommen könnte. Ich dachte mir, nachdem ich keinen Arzt gesehen hatte außer bei der Aufnahme und dann auf Station, nutze ich jetzt diese Gelegenheit. Da wurde er sauer und antwortete mir: „Fragen Sie so etwas niemals den Nachtdienst, dafür ist der Tag Dienst da und die Pflege, fragen Sie bitte die Schwestern, wenn ihnen das Essen nicht passt.“ Er drehte sich um, ging aus dem Zimmer und schlug die Tür zu. Von Silvester bekam ich im Krankenhaus gar nichts mit, man konnte noch nicht einmal einen Knaller hören. Es war schon traurig, niemand wünschte uns „Prost Neujahr“, keiner sagte am nächsten Tag, dass er uns ein gutes Neues wünscht. Es war ein Tag wie jeder andere, nur eben, dass kaum ein Arzt zu sehen war. An der Dialyse, die dieses Mal am Vormittag war, fragte ich wieder einen Arzt, ob ich denn nicht anderes essen bekommen könnte. Ich argumentierte, dass ich zu Hause sowieso wieder normal essen würde, und es daher sinnvoller sei, die Blutdruckmedikamente gleich so einzustellen, dass ich weiterhin ein normales Leben führen konnte. Mein damaliger Professor sagte mir immer, dass die salzlose Kost nicht sehr viel Einfluss hat, dass die Chemie dies zuverlässiger machen würde, und dass ich meinen Lebensstil so beibehalten sollte, wie er war, dass sie die Therapie darum herum bauen. Dieser Arzt meinte, dass Salz es schwieriger machen würde, den Blutdruck einzustellen. Er fragte mich, ob ich Alkohol trinken würde und rauchen würde, und als ich dies verneinte, meinte er, die einen würden ein Problem damit haben, wenn sie nicht mehr trinken und rauchen dürften, die anderen hätten ein Problem damit, wenn sie kein Salz mehr essen dürften. Für die anderen wiederum sei es überhaupt nicht schwierig, salzlos zu leben. Die hätten dann wieder ein Problem, wenn sie nicht trinken dürften. Ich sagte ihm, dass Alkohol und Nikotin Suchtmittel seien, dass dies Luxusgüter sind, dass aber Salz im Essen ein Geschmacksträger ist und nichts mit einer Sucht zu tun hat, und dass dies zu einem normalen Leben dazu gehört im Gegensatz zu Alkohol und Nikotin. Außerdem sagte ich ihm, dass ich das Rauchen im Jahre 2002 aufgegeben hätte, und dass ich damit ja schon ein Opfer gebracht hätte. Er meinte, die einen würden Salz ohne Ende essen wollen, die anderen hätten damit keine Schwierigkeiten, ohne Salz zu leben. Ich sagte ihm, dass es mir nicht darum ginge, Salz ohne Ende zu essen. Es ärgert mich, dass ich jedes Mal, wenn ich ein normales Bedürfnis habe, in eine extreme Ecke gestellt werde. Von Salz ohne Ende hatte ich niemals gesprochen. Ich will einfach nur ein normales Leben führen. Ich sagte ihm, dass ich sowieso schon behindert bin und sehr viele Einschränkungen habe, und dass das Essen noch eine der wenigen Freuden sei, die ich noch hätte. Da meinte er, das Leben sei halt nicht gerecht. Ich sagte ihm, dass ich aufgrund meiner Behinderung außerdem nicht gut kochen könne und daher viele Produkte von bofrost benutze. Er meinte, er habe noch eine andere Patientin, die Fertigprodukte esse, und wir sollten dies lassen. Er konnte sich überhaupt nicht auf meine Lebenssituation einstellen. Ich sagte ihm, dass ich ja schon meine Trinkmenge einschränken müsse, und dass ich dies auch gut machen würde, und dass ich nur 1 l am Tag trinke. Da meinte er, da ginge ja noch weniger, andere würden nur einen halben Liter trinken. Ich sagte ihm, dass ich oft an die Dialyse nur 1 l mitbringe, und dass viele Leute ganze 4 l mitbringen. Da meinte er: „Wenigstens hier sind sie cpmpliant (= therapietreu)." Ich sagte ihm, dass ich auch in anderen Dingen "compliant"" sei. Er wunderte sich, dass ich dieses Wort überhaupt verstanden hatte, und er meinte, ich wüsste ja sehr viel. Ich klärte ihn auf, dass ich medizinische Fachübersetzerin bin. Ich fragte mich im Stillen, warum er überhaupt Fremdwörter benutzt, wenn er gar nicht damit rechnet, dass die Patienten sie verstehen. Außerdem fand ich es eine Beleidigung, dass er meinte, dass ich wenigstens in diesem Punkt mich an die Therapie halten würde. Das klingt so, als ob ich es sonst nicht täte. Ich fand das ganze Gespräch ziemlich verletzend. Ich hätte mir einmal gewünscht, dass jemand zumindest sagt, dass er anerkennt, dass es nicht leicht ist, und dass ich es doch schon ganz gut mache. Aber das Lob muss ich mir immer selber geben oder darum kämpfen. Aber Eigenlob zählt nicht so viel. Dann wünschte er mir auch noch ein frohes neues Jahr mit viel Gesundheit. Ich wies ihn ziemlich deutlich darauf hin, dass ich nicht gesund sei. Er meinte, zumindest so weit, wie es eben geht. Ich fand, dieser Mann hätte wirklich noch einmal einen Kurs in Takt belegen müssen, da er so ein Trampel war und so eine unbefriedigende Gesprächsführung an den Tag legte. Er riet mir auch noch, dann eben in die Cafeteria zu gehen und dort zu essen. Schade, dass ich nicht schlagfertig bin, sonst hätte ich ihm gesagt, dass er mir ja dann das Essen dort zahlen könnte. Ich hatte sowieso den heimlichen Verdacht, dass das Essen deshalb so schlecht ist, damit die Cafeteria besser läuft. In der Cafeteria aßen wir aber immer Torte. Die konnte ich mir wirklich leisten, da ich das Mittagessen meistens halb stehen ließ. Insgesamt wurde der Blutdruck für meinen Geschmack relativ selten gemessen. Normalerweise gehörte hier eine 24-Stunden-Blutdruckmessung hin. Wenn ich die Pfleger darum bat, noch einmal zu messen, meinten sie immer, er sei schon gemessen worden. Mich hätte dann schon mal interessiert, wie der Blutdruck auf die neuen Medikamente nun tatsächlich reagiert. Am Morgen und am Abend wurde gemessen, aber in der Nacht nicht mehr, obwohl ich da noch einige Medikamente schlucken musste. Ich stellte fest, dass mein Mund immer trockener wurde, was von den Medikamenten kam. Außerdem hatte ich im Zimmer eine Dame mit COPD (= chronic obstructive pulmonary disease), die eine Sauerstoffbrille hatte, und zum Anfeuchten des Sauerstoffes Wasser benutzt werden musste, dass dauernd plätscherte. So konnte ich noch schlechter schlafen als sonst. Die Dame wurde aber etwas gesprächiger, nachdem ich zu Beginn dachte, dass sie aufgrund ihres Alters entweder nicht hört oder nichts mehr versteht. Sie bekam aber doch noch eine ganze Menge mit. Über die Feiertage war ich im Krankenhaus, und es war kaum ein Arzt da, und es passierte auch sonst so gut wie nichts. Obendrein mussten wir auch noch die geplante Geburtstags- und Silvesterparty bei meiner Freundin ausfallen lassen, mit der ich über das Jahr hinweg musiziert hatte. An diesem Tag, dem 31., sollte auch unsere Radiosendung laufen, wo wir gespielt hatten. Wir wären normalerweise beide zu ihr gefahren, mein Bekannter und ich, und hätten dort mit ihr gefeiert. Nun mussten wir dies auch absagen. Wir hatten uns doch so auf diese Feier gefreut, und sie lebt ja in einem Dorf mit ihren Eltern und hat an Silvester normalerweise wenig Gesellschaft. Auch letztes Jahr, als das Jahr 2015 begann, lag ich krank im Bett und musste eine Feier absagen, die schon mehrmals bei einem Freund stattgefunden hatte. Dieser hatte dieses Jahr gemeint, er wisse nicht, ob genug Platz sei. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, ich habe auch noch andere Orte, wo ich feiern kann. Es waren dann dort auch nur drei oder vier Leute, und wir beide hätten dort locker noch hin gepasst. Aber wer nicht will, der hat schon. Um meine Freundin tat es mir leid, und wir hätten so schön feiern können. Es wird einem halt nichts gegönnt. Am Montag den 4. Januar musste ich wieder zur Dialyse, und man hat mich auf dem Gang vergessen. Dies war mein Glück, denn endlich konnte ich einmal mit dem diensthabenden Stationsarzt sprechen. Ich bat ihn nochmals, dass ich gerne eine CT hätte. Die Ärztin, die mich in der Nacht zum 31. aufgenommen hatte, hatte mir damals zugesichert, dass eine CT gemacht würde, nicht heute Nacht, aber morgen, so hatte sie sich ausgedrückt. Es war aber mehrere Tage lang nichts passiert. Ich erklärte dem Arzt, dass ich aufgrund meiner Blindheit häufig einmal mit dem Kopf anstoßen würde. Ich bin auch schon ein paar Mal aus Verzweiflung mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen, wenn ich es nicht mehr aushielt. Daher hatte ich Bedenken, dass man davon Schäden bekommt. Außerdem habe ich Probleme mit den Nebenhöhlen, und mein Bekannter meinte, da ich immer die Nase hochziehe, könnte sich dort etwas angesammelt oder entzündet haben. Das wäre dann die mildeste Variante, man muss ja nicht gleich an einen Tumor denken. Der Arzt, den ich dann auf dem Flur traf, meinte, er wisse noch nicht, ob eine CT gemacht würde, er würde sich einmal darum kümmern. Nach 2 Stunden kam dann endlich jemand, um mich zur Dialyse zu fahren. Zuvor hatte ich eine vorbeigehende Person laut angerufen und sie gebeten, sich darum zu kümmern, man habe mich wahrscheinlich vergessen. Die Frau meinte noch, nein, nein, man habe mich gewiss nicht vergessen. Als ich dann endlich an der Dialyse ankam, meinten die Pfleger dort, man habe schon zweimal auf der Station angerufen, wo ich denn bliebe. Somit hatte meine Vermutung doch gestimmt. Zur Visite kam eine sehr nette junge russische Ärztin, und ich spürte intuitiv, dass ich ihr mein Herz ausschütten könnte. Ich bat sie noch einmal darum, dass ich unbedingt eine CT haben wollte. Sie meinte, ich solle mit den Ärzten auf Station darüber reden. Ich sagte ihr, dass ich das bereits getan hätte, und bat sie, noch einmal ihrerseits mit den Ärzten zu sprechen. Sie sicherte mir dies zu. Ich war aber immer noch traurig und weinte, da ich Angst hatte, dass man mich mal wieder nicht ernst nehmen würde. Da kam eine Schwesternschülerin vorbei und fragte, was ich denn hätte. Ich sagte ihr, dass ich unbedingt eine CT haben wolle, und Angst hätte, dass ich sie nicht bekomme. Da meinte sie ziemlich hart: „dann gehen Sie doch besser zu Hause zum Neurologen, anstatt hier überall um ein CT zu betteln.“ Ich fand das ziemlich unverschämt, aber ich bin es ja gewohnt, dass ich nicht getröstet werde. Nach einer Weile kam die Ärztin und meldete mir, dass eine CT für mich angemeldet worden sei. Ich war erleichtert. Obwohl der Blutdruck nicht anstieg, gingen die Kopfschmerzen wieder los. Ich bekam also wieder ein Schmerzmittel. Dies zeigte mir, dass die Kopfschmerzen tatsächlich nichts mit dem Blutdruck zu tun haben konnten. Am Nachmittag, als mein Bekannter kam, überlegten wir, ob wir noch vorher in die Cafeteria gehen sollten, oder ob er zwei Cappuccino für uns holt. Es tat sich hinsichtlich der CT noch nichts, daher gab ich meinem Bekannten 20 € in die Hand und meinte, er solle mal losgehen. Wie es immer so ist, ging genau in diesem Moment die Türe auf und eine Frauenstimme rief: „So, jetzt geht es zu Untersuchung.“ So wurde ich mit dem Rollstuhl erst einmal zum Röntgen gefahren. Zunächst war die Lunge dran, was sich mir nicht ganz erschloss. Danach wurde ich auf einen Schlitten gelegt, der in einen Bogen fuhr. Ich fand, abgesehen davon, das ist natürlich eine hohe Strahlenbelastung ist, die Untersuchung ziemlich unterhaltsam. Der Schlitten fuhr eine Weile heraus und herein, und es gab ein regelmäßiges Geräusch, zu dem ich dann im Rhythmus die zweite Stimme erfand. Obwohl das natürlich eine schlimme Untersuchung ist, hat es mir irgendwie sogar Spaß gemacht. Ich reiße mich aber nicht darum, dass noch mal zu bekommen wegen der hohen Strahlenbelastung. Aber das mit dem Schlitten fand ich total lustig. Zum Glück kam nichts dabei heraus, um dies schon einmal vorweg zu nehmen. Mein Bekannter und ich bangten und spekulierten noch eine Weile. Wir konnten dann auch in der Cafeteria unseren Cappuccino und die Torte genießen, da wir ja nichts aufs Zimmer holen mussten. Am nächsten Morgen sollte ich entlassen werden. Es kam dann endlich einmal eine Ärztin für ein Abschlussgespräch. Ich hatte in der Nacht einen wahnsinnig trockenen Mund, sodass sogar meine Lippe aufgeplatzt war. Ich versuchte, die Ärztin zu fragen, ob sie nicht lieber die anderen Medikamente erhöhen könnte, und das Medikament, welches die Mundtrockenheit verursacht, weglassen könne. Bei meiner Frage wurde ich aber laufend unterbrochen. Ich sagte ihr, ich wolle jetzt einmal den Satz zu Ende sprechen, da meinte sie schnippisch , sie reden doch schon die ganze Zeit. Dann erklärte sie mir, sie habe mir doch schon längst gesagt, dass ich schon ganz am Ende der Dosiserhöhungsei, und man die anderen Medikamente nicht weiter erhöhen könne, daher müsse ich dieses Medikament mit der Mundtrockenheit einnehmen, es sei sowieso besser, eine Therapie zu machen, wo man von verschiedenen Seiten ansetzt und mehrere Medikamente verwendet. Ich sagte ihr, dass ich nachts aufwache und Panik bekomme, da mein Mund zu trocken ist. Da meinte sie etwas psychologisch, sie würde jeden Menschen ernst nehmen, und dies sei meine Panik usw. Ich sagte ihr, wenn ihr Mund so trocken wäre wie meiner, würde sie auch Panik bekommen. Außerdem darf ich kaum etwas trinken, um den Mund zu spülen, und ich habe noch ein Problem mit der Nase, so das ich nur durch den Mund atmen kann, was den Mund ja sowieso schon trocken macht. Somit habe ich drei verschiedene Probleme, die zu Mundtrockenheit führen. Daher kann man das auch nicht mit anderen vergleichen, bei denen nur die Tabletten den Mund trocken machen. Sie meinte, ich solle, wie es ein anderer Patient macht, mit Wasser spülen und Apfelspalten essen. Ich sagte ihr, dass ich nachts schlafen wolle und nicht umhergehen wolle, um Wasser zu trinken und Apfelspalten zu essen. Ich hätte nachts etwas Besseres zu tun. Genau das sei ja mein Problem, ich wolle ja schließlich schlafen. Sie konnte mir aber nicht wirklich helfen. Vernünftiger von ihr wäre es gewesen, wenn sie mir gesagt hätte, dass wir schon am Ende der Therapie sind, und dass es leider keine andere Möglichkeit gibt, und dass sie auch wisse, dass dies nicht einfach ist. Das ändert zwar nichts an der Tatsache selbst, aber geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Wegen der Kopfschmerzen meinte sie, man habe im CT nichts gefunden, aber ich solle einmal zum Hausarzt gehen, Kopfschmerz und Schwindel seien diejenigen Dinge in der Medizin, denen man am schwersten beikommen könne. Sie würde dies ja ernst nehmen, dass das für mich so schlimm sei, und es gäbe ja Entspannungstechniken oder andere Dinge, die man gegen Kopfschmerzen einsetzen könne. Ich kam mir vor wie beim Psychiater. Leider Gott sei Dank wurde nichts gefunden. Ich kann aber nun sagen, dass die Kopfschmerzen weitestgehend verschwunden sind. Vielleicht hingen sie indirekt doch mit dem Blutdruck zusammen. Da ich aber früher schon munter mit einem Blutdruck von 220 Symptom frei durch die Gegend lief, konnte ich mir das einfach nicht vorstellen. Aber man wird ja auch älter, und der Körper ändert sich. Nun nehme ich fünf verschiedene Blutdruckmedikamente. Mit der Mundtrockenheit komme ich einigermaßen zurecht. In der Nacht schlafe ich halbwegs, ich habe ja schon vorher nicht mehr als 5 Stunden schlafen können. Aber dies ist ein anderes Problem. Am Tag kann ich Bonbons lutschen oder etwas essen. Trinken darf ich ja auch etwas, nur halt nicht sehr viel. Somit vergesse ich meistens die Mundtrockenheit. Es ist auch nur in den Morgenstunden schlimm, tagsüber wird es besser. Der Blutdruck war erfreulicherweise teilweise schon recht gut, kriecht aber immer wieder nach oben. Dies habe ich meinem Arzt gesagt, und er meinte, ich würde mich beim Messen hinein steigern, das könne man nicht verhindern, und dann würde der Blutdruck hochgehen. An der Dialyse ist er immer recht gut. Zuhause habe ich schon wieder keine Lust mehr, ihn zu messen, da er zu Hause immer so hoch ist. Vielleicht mache ich noch einmal eine 24-Stunden-Messung beim Hausarzt, dann kann man zweifelsfrei nachweisen, ob der Blutdruck normal ist, oder ob er tatsächlich hoch ist. Denn dann kann es nicht an meiner Aufregung liegen. Außerdem bin ich sowieso Profi, ich habe schon fast 30 Jahre lang Bluthochdruck, ich bin im Messen geübt, und selbst dann, wenn ich mich aufgeregt habe, und der Blutdruck von sich aus normal ist, bleibt er auch normal. Wenn er von sich aus hoch ist, kann ich machen, was ich will, stillsitzen oder auch nicht, dann ist er einfach hoch. Aber die Ärzte meinen ja immer, alles sei psychisch. Ich habe auch dieser Ärztin , die das Entlassungsgespräch mit mir geführt hatte, noch einmal gesagt, dass ich die Äußerung, meine Kopfschmerzen seien psychosomatisch, die der Arzt zu Beginn getätigt hatte, ziemlich gewagt finde, da er mich ja überhaupt nicht kennt. Sie meinte, damit habe sie nichts zu tun. Als ich später den Arztbrief erhielt, stand darin, dass ich Anpassungsstörungen hätte, da ich einmal, wie zu Beginn dieses Blocks beschrieben war, eine Nacht in der Psychiatrie verbringen musste. Damals war mein Shunt zu, und niemand hat mir geglaubt, und ich fühlte mich so elend, dass ich mit Selbstmord gedroht hatte. Dies ist immer noch im Computer des Klinikums vermerkt. Es stand aber auch in dem Arztbrief: „Die Patientin wirkte bei der Aufnahme aufgeregt und ängstlich.“ Der geneigte Leser möge noch einmal das durchlesen, was ich zu Beginn dieses Beitrages geschrieben habe. Das erste Mal fand mich der Arzt schlafend vor, bei der zweiten Aufnahme war mein Bekannter dabei, und ich war ziemlich ruhig. Was hätte ich mich auch aufregen sollen? Natürlich war ich nicht so entspannt, als ob ich zur Kirmes gehen würde. Aber das kann man von keinem Patienten verlangen. Bei mir wird von vorneherein immer alles auf die Psyche geschoben, und ich werde sofort als aufgeregt und übernervös angesehen. Das ist etwas, was vor mich geschaltet ist, dass um mich herum ist, und wofür ich nichts kann. Mein Helfer meinte, wenn man mich nicht kennt, würde man auch glauben, dass ich aufgeregt sei. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich müsste mir direkt ein Schild umhängen. Nur schade, dass ich dieses neue Medikament, welches ich noch nicht kannte, und welches keine Mundtrockenheit verursacht, das fünfte im Bunde, Dihydralazin, nicht schon vorher ambulant von meiner Ärztin bekommen habe. Dann hätte ich mir das erspart, worüber ich im nächsten Blogeintrag berichten werden muss. Ich kann nur hoffen, dass der Blutdruck einmal wieder einzustellen ist und dann auch so bleibt. Mir bleibt nicht mehr viel Spielraum nach oben, was Medikamente angeht. Niemand weiß, woher der Bluthochdruck kommt, vielleicht auch daher, dass ich so schlecht schlafe, oder umgekehrt. Wenn man Glück hat, geht der Blutdruck einfach wieder herunter, und niemand weiß, warum. Mir hat einmal eine Nierenärztin gesagt: „Bei manchen Menschen muss man alles verabreichen, was die Pharmaindustrie zu bieten hat, und auf einmal, nach einigen Monaten, geht der Blutdruck von alleine wieder runter.“ Ich hoffe, dass dies auch bei mir der Fall ist. Ich ließ mir von dem Oberpfleger den Medikamentenplan vorlesen. Dabei stellte sich heraus, dass ich das Medikament gegen die Überaktivität der Nebenschilddrüse namens Mimpara morgens und abends bekommen habe. Normalerweise nimmt man es abends, da ich es aber morgens besser vertrage, nehme ich es am Morgen. Im Krankenhaus habe ich es sowohl morgens als auch abends erhalten. So hatte ich die ganze Zeit statt Mimpara 90 ganze Mimpara 180 erhalten. Ich hatte mich schon gewundert, warum mir am Morgen häufiger etwas übel war. Ich dachte, dass sie vielleicht das Mimpara auf den Abend verlegt hatten, und ich das nicht gewohnt gewesen war. Dass ich es gleich doppelt bekommen hatte, wusste ich nicht. 180 ist sogar die Höchstdosis. Nun denn, bei meinem hohen Parathormon hat mir das sicher nicht geschadet. Dies erklärt auch, warum ich fast bei jeder Mahlzeit eine ganze Hand voll Tabletten schlucken musste. Natürlich ist das eine Schlamperei, und dies darf eigentlich nicht vorkommen. Die können froh sein, dass ich in dieser Hinsicht so locker damit umgehe. Der Pfleger rief sofort bei der Ärztin an und fragte, ob ich tatsächlich zweimal Mimpara bekommen sollte, was sie verneinte, und der Medikamentenplan wurde daraufhin per Hand geändert . Ich vermute aber, dass ich es die ganze Zeit über im Krankenhaus doppelt bekommen hatte. Im Nachhinein ist mir das nun auch egal. Aber die Ärztin wird sicher ein komisches Gefühl dabei gehabt haben, als sie den Fehler bemerkte. Das gefällt mir wiederum. Nachdem ich dann entlassen wurde, holte mich mein Bekannter ab, und wir hatten noch einige schöne Tage zusammen. Zum Beispiel gingen wir auf ein Konzert und auch in ein Café, in dem Behinderte arbeiten. Dies gestaltete sich etwas schwierig, da er etwas Probleme mit dem Lesen hat, und ich fast nicht sehen kann. Dort muss man nämlich seine Bestellung auf einen Zettel schreiben. Mein Bekannter hatte übersehen, dass man die Tischnummer dazuschreiben muss. Dies führte zu einigen Verwirrungen, und wir mussten uns an eine nicht behinderte Person wenden. Als wir mit einer ebenfalls blinden Freundin noch einmal dort waren, mussten wir auch unsere Zettel selbst zur Theke bringen, da niemand mehr an den Tisch kam. An der Kasse musste ich dem jungen Mann auch noch erklären, dass ich zwei Kaffee und zwei Stück Kuchen hatte, da er dies übersehen hatte. Die Sachen meiner Freundin hätte er beinah gar nicht berechnet, wenn wir ihn nicht daran erinnert hätten. Diese Idee ist sehr schön, erfordert aber sehr viel Mitarbeit vom Gast. Ich alleine wäre hier überfordert, da ich selbst behindert bin und Hilfe benötige. Dennoch finde ich es eine tolle Idee, und dieses Café ist wirklich zu empfehlen. Außerdem gingen wir auch noch in das Café eines Wohnprojektes für mehrere Generationen. Ich habe aber dort festgestellt, dass meine Stücke, die ich bekomme, immer extrem klein sind mit der Begründung, es sei alles Bio. Ich wies dann doch einmal darauf hin, dass die Stücke, die meine Begleitung bekommt, schließlich auch Bio sind, dennoch aber wesentlich größer ausfallen. Dies hat man nun endlich einmal bemerkt. Warum sollen die Zutaten, die in meinem Kuchen sind, ausgerechnet immer teurer sein? Dennoch ist es ein sehr schönes und gemütliches Café, zumal ich einige Leute dort kenne, die in diesem Wohnprojekt leben und dann auch bedienen. Mein Bekannter fuhr dann am 11. Januar wieder nach Hause, aber er kam bereits am 23. wieder, da am 24. meine Geburtstagsfeier war. An meinem Geburtstag selber habe ich nicht gefeiert. Von der Feier am 24. Januar werde ich in einem anderen Blogeintrag noch berichten. Leider konnten wir das Treffen mit der Freundin nicht nachholen, da sie am Sonntag den 10. Januar auf einem Neujahrsempfang zu Hause eingeladen war, und ihr Vater sie nicht schon wieder in die nächst größere Stadt zum Bahnhof bringen wollte. Sie war aber mittlerweile dar, da wir ja am 30. Januar zum Antistadl-Festival fuhren, und sie bei mir übernachtete. Bei dieser Gelegenheit lud ich sie dann in das Café des Mehrgenerationenprojektes ein. Vom Antistadl werde ich auch noch einen kurzen Bericht hier abliefern. So hatte also auch dieses Jahr wieder ziemlich turbulent begonnen. Es ging sozusagen mit Hochdruck ins Jahr 2016. Ich hoffe, dass sich dies alles legt und in ruhigere Bahnen gelangt.

Keine Kommentare: