Sonntag, 30. März 2008

... dann wäre ich zufrieden!

Wenn die Gute Fee kommen würde und mich fragen würde, was ich mir wünsche, würde ich sagen:

Ich möchte auch mal Recht haben. Wenn ich etwas aus meinem Fachgebiet sage, möchte ich, daß es anerkannt wird. Ich möchte nicht, daß andere immer bestimmten, was wahr und was falsch ist. Wenn andere wenig wissen, dann ist das Wissen, das ich über sie hinaus habe, immer "falsch". Ich möchte mal, daß andere mal etwas von mir annehmen. Ich möchte nicht immer, daß andere aus einem Gespräch mit mir so rausgehen, als seien sie mir nie begegnent. Alle lernen voneinander, und warum soll man dann nicht auch von mir was lernen? Ich habe es satt, immer nur von anderen belehrt zu weden. Wenn ich hingegen mal sage, das ist so oder so, dann glaubt man mir nicht. Führe ich Beweise und Belege an, werden diese kaputt gemacht und demontiert: Das, was Ihr an der Uni gelernt habt, ist nur graue Theorie, das, was Du in England erlebt hast, war halt dann nur eine Ausnahme, das, was Du über Medizin weißt, siehst nur DU so....

Ich würde mir wünschen, daß andere auch mal Fehler zugeben könnten. Andere Menschen können mir gegenüber keinerlei Fehler oder Irrtümer zugeben. Wenn sich die Verkäuferin verrechnet, dann habe ich sie abgelenkt. Wenn andere vergessen, mir etwas mitzubringen, dann bin ich schuld, weil ich sie nicht nochmal erinnert habe. Wenn meine SChüle etwas falsch sagen, und ich korrigiere sie, dann habe ich mich verhört, sie haben es richtig gesagt. Wenn andere mir etwas Falsches schicken, dann habe ich es falsch bestellt. Wenn andere etwas falsch verstehen, dann habe immer ich mich falsch ausgedrückt. Beispielsweise, wenn ich sage, der Dialysefahrer kommt in einer Stunde, und der Bekannte kapiert das nicht, dann bin ich schuld, denn "eine Stunde" ist ja nur eine Redensart, und könne ja auch fünf Stunden bedeuten. Jedenfalls liegt der Fehler immer bei mir. Wenn andere zu spät kommen, sagen sie, sie hätten mir das gesagt, ich hätt es nur nicht gehört.....

Ich würde mir wünschen, daß auch einmal eine Erkrankung, die ich habe, herauskommt, und ich nicht immer als eingebildet krank hingestellt werde. Als ich damals laufend müde und abgeschlagen war, hieß es, das sei psychisch. Erst später stellte sich heraus, daß es Pfeiffer'sches Drüsenfieber war, das jahrelang dauern kann. Als ich laufend Durst hatte, hieß es, das gehöre nicht zur Nierenkrankheit. Erst später stellte sich heraus, daß bei MEINER Form der Niereninsuffizienz eben Durst eines der Symptome ist. Als ich über Koordinationsstörungen klagte, hieß es, ich solle mehr üben. Erst jetzt stellt sich so langsam heraus, daß die Muskelschwäche und die Koordinationsstörungen zu meinem Krankheitsbild dazugehören. Aber der Arzt war zu feige, dies offiziell und schriftlich zu bestätigen. Jetzt habe ich nur seine inoffizielle Bestätigung in einer E-Mail, die mir wieder von anderen Ärzten nicht geglaubt wird. Nun, da ich an der Dialyse bin, und es mir laufend schlecht geht, heißt es, daß alle Dialysepatienten sich schlecht fühlen, nur ich wäre empfindlicher als andere. Nun hat sich herausgestellt, daß der Shunt immer zu ist, und daß die Beschwerden daher kommen. Jedesmal, wenn er wieder zu ist, muß ich wieder kämkpfen, daß man mir glaubt, und jedesmal stellt sich wieder heraus, daß ich recht hatte. Es geht mir nicht drum, daß die Ärzte mi RECHT geben, sondern, daß sie das nächste Mal schneller reagieren, da sie wissen, daß ich nicht bloß empfindlich bin. Es wird nie herauskommen, woran das liegt, daß es mir laufend so schlecht geht. Der Shunt geht halt jedesmal wieder zu. Man weiß nie, ab wann er sich wieder schließt, und so glaubt mir keiner, daß die Übelkeit daher kommt. Mir ist mehr übel als anderen DIalysepatienten, ich habe den unmittelbaren Vergleich, wie es vor diesen Shuntproblemen war, da fühlte ich mich fast wieder wie früher vor der Dialyse. Wenn der Shunt gut läuft geht es mir auch besser, aber nicht gut. Ich wünsche mir, daß sie endlich herausfinden, woran das liegt, daß es mir so schlecht geht, und daß sie mich danach endlich nicht mehr als Mimose ansehen, sondern daß sie sagen: "Die muß wirklich gelitten haben, bei dem, was wir jetzt gefunden haben, ist das auch kein Wunder!" Dann wären die Ärzte auch nicht mehr so komisch zu mir wie zu einer armen Irren.

Ich würde mir wünschen, daß ich auch einmal Übersetzungsaufträge bekommen würde. Einmal in zwei Jahren bekam ich einen Auftrag, aber genau da war mein PC abgebaut. Einmal kam eine Frau, die mir einen Auftrag geben wollte, und gerade, als ich zugreifen wollte, zog sie mir die Blätter weg und meinte, sie müsse sie noch schnell kopieren, rannte raus und ward nicht mehr gesehen. Auch bekam ich einen Anruf von Siemens, daß es einen Auftrag gäbe, aber ich hörte nichts mehr. Geld darf ich nicht verdienen, da ich Grundsicherung erhalte, und die Selbsthilfevereinigungen können mich niicht in Naturalien auszahlen, da sie das nicht in ihren Ausgabenbüchern vermerken können. Meine ganzen Bewerungen haben nichts gebracht, es ist (wie) verhext. Wenigstens einmal einen Auftrag, so dumm kann sich kein Mensch anstellen, daß er solch systematischen Mißerfolg hat. Andere reden mir oft ein, daß ich dies oder jenes besser machen soll. Ich bin ja auch nicht doof und habe alles schon probiert, da mir die gleiche Idee auch schon gekommen ist. Aber es hat nie was gebracht. Das kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen. Auch der, der sich am dümmsten anstellt, muß mal einen Auftrag bekommen.

Ich würde mir wünschen, daß ich einmal eine Wirkmächtigkeit hätte auf andere Menschen. Wenn ich jemanden nach dem Weg frage, dann zeigt er mit dem Finger. Wenn ich sage, daß ich nicht sehe, dann reagiert er nicht darauf und deutet weiter. Das normale "ach so!" kommt nicht. Der andere ist wie eine Wand. Wenn ich jemanden anrempele und angeschrien werde, dann sage ich: Entschuldigen Sie, ich bin blind. Dann sagt der andere aber nicht: "Ach SO!" sondern meint, ich solle halt gefälligst trotzdem aufpassen. Ich habe keinerlei Wirkung auf andere. Sie verhalten sich einfach so, unabhängig von allem, was ich sage oder tue. Wenn mich jemand fragt, kann ich IHnen helfen, und ich sage nein, dann packt der mich trotzdem an der Jacke und zerrt mich herum. Mein NEIN nützt nichts. Wenn mich jemand anruft, ob er bei mir übernachten kann, und ich sage nein, dann wird so lange gebettelt, bis ich zusage, weil ich keine Chance habe, den loszuwerden. Immer bekome ich dann Ratschläge, was ich tun soll. Die einen sagen, Du mußt härter sein, dann reagieren die Leute. Die anderen sagen, Du mußt weicher sein, dann reagieren die Leute. Der eine sagt härter und weicher zugleich. Wenn mich einer am Telefon anschnauzt, heißt es, Du mußt halt mehr "säuseln". Dieselbe Person sagt zwei Minuten später: "Du mußt halt selbstbewußter auftreten," ja was denn nun! Ich glaube, es ist völlig egal, wie ich auftrete: in MOLL, in DUR, in LAUT, in LEISE. Wenn jemand was nicht sehen WILL, dann habe ich keine Chance! Ich komme mir oft vor, als seien die anderen eine Wand, wie im Kino, der Film läuft einfach ab, ohne, daß ich was dazu tun kann, ohne, daß ich andere beeinflussen kann. Man sagt zwar immer, die anderen könne man nicht ändern, man könne nur sich selbst ändern. Aber andererseits, das spezielle VERHALTEN in diesem MOMENT zu MIR, das kann ich doch wohl bei anderen verändern. Kann ich nicht verändern, daß jemand anstatt mit dem Finger zu deuten lieber einige Worte zur Erklärung benutzt? Kann ich den anderen nicht so weit ändern, daß er mich nicht nochmal anschnauzt, wenn ich mich entschuldigt habe, daß ich ihn nicht gesehen habe? Habe ich gar keine Einflußmöglichkeit auf das Verhalten mir gegenüber? Muß das zwangsläufig ablaufen wie bei einer Marionette, jetzt ist sie aufgezogen, jetzt kann sie nicht anders? Ich will ja niemanden grundlegend ändern, aber ich muß doch die Möglichkeit haben, daß jemand sein Verhalten mir gegenüber ändert. Ich möchte Wirkmächtigkeit. Wenn ich STOP sage, dann soll dann auch STOP sein, und wenn ich NEIN sage auch! Und wenn ich sage, ich sehe das nicht, dann soll der andere das kapieren. Man sagt immer, wenn der halt nicht will, dann muß ich das so respektieren. Es gibt Dinge, die muß ich an anderen respektieren und auch stehen lassen. Aber es gibt DInge, da darf ich doch auch sagen: NEIN; SO MIT MIR NICHT! Und dann darf ich auch erwarten, daß die anderen DAS ändern! Ich will Grenzen setzen dürfen, ohne daß dies gleich schlimme Folgen hat, so wie andere auch bei mir Grenzen setzen (dürfen).

ICH WILL endlich jemanden finden, der mit mir Musik macht. Einmal habe ich in einer Session mitgespielt, und dann ging gleich das Licht aus. Alle spielen entweder viel schlechter oder viel besser als ich, nicht meine Richtung usw. Immer ist etwas im Wege, daß das nicht geht. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, daß es Leute gibt, mit denen ich musizieren kann!

Ich möchte, daß auch mal einfach was glatt geht, daß ich was bestelle, und es kommt, daß ich was einbauen lassen will, und es geht gleich, daß ich etwas repariert haben will, und es klappt. Es muß ja nicht IMMER klappen, aber MANCHMAL und nicht SELTENST!

Ich will Freunde haben, wo ich auch mal meine Gefühle zeigen kann, auch wenn es negative sind, auch wenn es traurige oder wütende sind, die das auch stehen lassen können, ohne gleich wieder irgendwelche billigen K ummerkastensprüche oder Trostpflaster zu haben. Ich will Freunde, die nich timmer sagen: SIEHSTE, es GEHT DOCH!, sondern, die sagen: ICH FREU MICH für Dich! Die auch mal ihre Schwächen zeigen können, die ich auch trösten kann, die mir nicht immer nur Ratschläge geben, die meine Situation auch schätzen und würdigen, die sich nicht immer über mich stellen und kluge Worte haben und zu allem was Tolles sagen können, die nich ta immer raushängen lassen, daß sie schon VIEL weiter sind ("früher war ich ja auch immer so, aber heute kann ich das viel besser"), die mal Fehler zugeben, die sich auch mal irren, die mir nicht immer an Mißverständnissen die Schuld geben, die auch mal von mir was annehmen oder sich auch von mir mal was sagen lassen, die mich nicht laufend veräppeln und bei jedem Schlagabtausch immer als der Sieger hervorgehen, die mich auch mal bestärken und sagen: Da hast Du recht, das würde ich auch so sehen, die mich auch mal loben und sagen, das hast Du gut gemach, die auch mal sagen können, das muß ich Dir lassen, das war gut, anstatt immer alles zu schmälern ("Hätte ich ja auch gekonnt, hab ich ja schon viel besser und VIEL billiger gekauft), die auch mal meine Stärken nutzen und dann nicht immer sagen: "Ich hätte das ja auch gekonnt, ich wollte Dir ja nur mal ein Erfolgserlebnis gönnen", die auch mal zugeben können, wenn sie es leichter hatten und nicht immer mit mir wetteifern, wer nun die schwerste Kindheit und das schwerste Leiden und die schlimmste Krankheit hat, die auch mal zugeben können: Das war bei mir jetzt nicht so arg, da war ich jetzt mal im Vorteil, das gebe ich zu.

Und ich will nicht immer unterbrochen werden und so kämpfen, daß ich ausreden darf. Und ich will mehr und schneller Kontakte, wen ich wo bin, daß man auch das Wort mal an mich richtet, und nicht immer ich anfangen muß zu reden, damit jemand sich mit mir unterhält. Ich will auch mal von anderen einbezogen werden ins Gespräch und nicht immer mich reinwürgen müssen. Ich will auch, daß andere mal auf mich zukommen und was von mir wollen und mich ansprechen.

Ich will nicht immer getätschelt und gestreichelt werden, ich will, daß man mich wie eine erwachsene Frau behandelt, nicht duzt und nicht wie ein Kind mit mir spricht. Ich will in den Arm genommen werden wie eine Erwachsene, ich will nicht laufend, daß andere mir zu nahe kommen und Wildfremde den Arm um mich legen, mit denen ich gar nicht richtig bekannt bin. Ich will diese Übergriffe und diese Distanzlosigkeit nicht! Ich will die Chance haben, mir auszusuchen, wer mich anfassen darf, wie alle anderen eben auch! Und ich will nicht, daß Männer, wenn sie mich mal in den Arm nehmen, gleich das ausnutzen, und daß ich noch als überempfindlich dargestellt werde, wenn ich das nicht will, und mir eingeredet wird, ich sie anders, anderen würde das nichts ausmachen. Ich will nicht immer für Sachen als "anders" hingestellt werden, die andere auch nicht mögen, oder die andere genauso empfinden würden. Ich will menr Bestärkung, daß meine Empfindungen ganz normal sind. Und ich will nicht immer, daß bei Zwistigkeiten andere sagen, DEINE Position ist nur Deine Privatlogik, ich will auch mal, daß meine Position angemessen und die richtige ist. Es gibt nicht immer Richtug und Falsch, aber manchmal schon.

All das würde ich mir wünschen, und dann wäre ich sicher zufrieden!

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