Donnerstag, 31. Dezember 2009

Bye-bye Kapten

Da ich meinem Freund etwas bringen wollte, was ihm einiges deutlich sagen sollte, machte ich mich auf den Weg in seine Straße, denn das Paket war zu groß, und es hätte zu viel Porto gekostet. Am Morgen hatte ich beschlossen, den Kapten wieder abzugeben und dachte mir, dass ich ein letztes Mal damit arbeiten wollte. Ich gab also den Straßennamen und die Hausnummer ein. Das Gerät gab mir auch tatsächlich die richtige Straßenbahnlinie an. Als ich an der Endhaltestelle ausstieg, sprach mich eine Frau an und fragte, wo ich denn hin wolle. Als ich ihr den Straßennamen nannte, meinte sie, es gäbe dorthin einen Bus. Der fuhr auch gerade los. Die Haltestelle hatte genau den Straßennamen, zu dem ich wollte. Das Gerät sagte die ganze Zeit nichts. Daher gab ich alle gewünschten Zieldaten nochmals und abermals ein. An der Haltestelle führte mich das Gerät dann also in die richtige Straße. Die Straße hatte zwei Schenkel, und das Gerät zeigte mir den richtigen Weg. Aber bei der Hausnummer, da verließen sie ihn. Es führte mich nur bis Hausnummer 33, und als ich alle Zieldaten abermals eingab, führte es mich wieder nur genau zur Nummer 33. Ich musste also wieder jemanden fragen. Der Mann brachte mich zur richtigen Hausnummer. Und siehe da, es war das vom Gerät fälschlich als Nr. 33 ausgewiesene Haus. Das Haus war richtig gewesen, aber das Gerät gab einfach die falsche Nummer an, so dass ich weiterlief, in der Annahme, ich sei noch nicht am Ziel. Dort angekommen gab ich mein Paket ab. Ich musste es in den Hausflur stellen, da mein Freund nicht zu Hause war.

Nun trat ich den Rückweg an. Ich versuchte wieder, den öffentlichen Nahverkehr mit einzubeziehen. Leider gab mir das Gerät nicht die nächste Bushaltestelle an sondern schickte mich bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn. Damit war ich nicht einverstanden, aber das Gerät überhörte dies und ließ mich loslaufen. Ein paar Mal drehte ich mich im Kreis, da ich mich falsch in die Straße eingefädelt hatte, oder da eine Straße um die Ecke führte, und der Straßenname dennoch der gleiche blieb. Ich lief und lief. Das Gerät schickte mich lange Straßen entlang. Dann sagte es auf einmal Straßennamen, die viel weiter weg von derEndhaltestelle waren. Ich sollte wenden und fädelte mich übermehrere Ecken wieder in die längere Straße ein. Auf einmal war ich an einem Platz, der bereits drei Haltestellen von der Endhaltestelle weg war. Dort war eine Baustelle, und so lief ich im Labyrinth hin und her, bis mir jemand half, den richtigen Weg zu finden. Denn Das Gerät kann einen nicht um Baustellen herumlotsen. Ich dachte, ich ziehe offenbar immer größere Kreise von meinem Wunschort weg. Ein Mann erklärte mir, daß die Endhaltestelle schon ein ganzes Stück weg sei. Ich aber lief stur nach den Anweisungen des Navis. Einmal wollte ich es schaffen! Ich ging also weiter. Es kamen Straßennamen, die sich nach Haltestellen anhörten, die immer näher in Richtung meiner Adresse führten. Ich hörte auch die Straßenbahn, aber ich wollte nicht aufgeben und einfach in eine Bahn einsteigen. So lief ich weiter. Auf einmal hörte ich wieder einen Straßennamen, der entlang der Stadtmauer lief. Ich dachte wieder, ich müsste nun lange Kreise um meinen Zielort ziehen. Auf einmal kamen lange Stadtmauerstraßen, die sich immer mehr nach meiner Gegend anhörten. Als dann auch noch ein Torgrabennamen viel, der wirklich ganz bei einem Platz in meiner Nähe war, und ich mittlerweile schon übereine Stunde unterwegs sein musste, schwante mir, dass dieses Gerät, dieser Sauhund, mich einfach zu Fuß nach Hause geleitet hat, anstatt mich zur nächstgelegenen Haltestelle zu leiten. So kannte ich mich allmählich wieder aus und schleppte mich mit allerletzter Kraft in der Kälte nach Hause. Es hatte bereits zu schneien begonnen, und ich war durstig, hungrig umd müde. Aber ich hatte es geschafft, ich war nach den Anweisungen des Gerätes gelaufen. Es liegt also nicht an meiner Dummheit, wenn ich mit dem Gerät nicht zurechtkomme. Es erfüllt einfach nicht die Wünsche und Anforderungen, die ich an das Gerät habe. Es sollte mich haargenau zu einer Hausnummer bringen, da das genau mein Problem ist, eine bestimmte Hausnummer oder ein bestimmtes Geschäft nicht auffinden zu können. Aber es ist bei mir ja immer so: Genau das, worin ich Probleme habe, kann ein Hilfsmittel dann auch wieder nicht leisten. Wie mit dem Hund und der Ampel.

Das Gerät hat Schwierigkeiten, die Fahrten mit dem ÖPNV mit einzubeziehen. Es kann nicht die nächstgelegene Haltestelle ansagen, und es integriert die Fußwege zu der Haltestelle nicht in den Gesamtweg. Es müsste Etappenziele einbauen: Weg zur Haltestelle, Weg von der angefahrenen Haltestelle zum Zielort. Aber dann führt es einen einfach nach Hause und berücksichtigt den ÖPNV nicht mehr.

Somit ist das Gerät für mich ungeeignet. Ich brauche eines, das mich sehr genau zu der gewünschten Adresse leitet, und das die Fahrt mit Bus, Straßenbahn und S-Bahn richtig mit einbindet.

Auch tue ich mir schwerer, eine Straße zu finden, die „halblinks“ oder „ leicht rechts“ abgeht. Ich kann mich da nicht einfädeln, da ich es nicht sehe, wo es hingeht. Andere haben da sicher ein besseres Gespür, aber ich kann nur in Straßen einbiegen, die rechtwinkelig abgehen. Ich habe mich auch dran gewöhnt, dass das Gerät sagt: „Gehen Sie weiter für 100 Metern (sic) bis Bücherstraße“, obwohl man bereits in der Bücherstraße ist. Dies verwirrt mich nicht mehr. Auch war ich am Ende nicht mehr verwirrt, wenn das Gerät nur alle 100 Meter etwas sagte. Es störte mich auch nicht mehr, wenn das Gerät erst, nachdem ich die Kreuzung bereits überquert hatte, sagte: „Gehen Sie an der nächsten Kreuzung geradeaus.“ Dennoch brauche ich etwas präzisere Anweisungen und eine bessere Auflösung. Es hilft mir persönlich wenig, wenn das Gerät bis auf 20 Meter genau ist. Gerade das Auffinden von Türen ist für mich das Problem. Ungefähr, wo ein Haus oder ein Geschäft ist, weiß ich selbst.

Nun habe ich bei dem Versandhaus angegeben, dass sie das Gerät wieder abholen. Ich kann nur hoffen, dass es bald ein noch genaueres Gerät gibt. Vielleicht wäre für mich ein Handy mit Sprachausgabe und ein damit verbundenes Navi am besten. Aber ich bräuchte einen Gönner, der mir das teure Gerät bezahlt und jemanden mit ENGELSGEDULD, der mir dann alles genau erklärt.

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