Da ich ja letztes Jahr beim Kiefer- und Gesichtschirurgen
war, um mir ein Implantat machen zu lassen, las ich, dass er eben auch solche Operationen macht. Ich sprach mit ihm,
und er erklärte mir, er würde eine andere OP-Technik anwenden, bei der die Nase
hochgeklappt und komplett verändert wird. Normalerweise würde er dies ambulant
machen, aber wegen meiner Dialysewürde er mir raten, seine Belegbetten im
Krankenhaus zu nutzen.
Nachdem sich die Sache mit dem Zahn so hingezogen hatte,
wurde die Operation vom sechsten 20. Juni noch einmal auf den zweien 20. Januar
verschoben. Zu dieser Zeit kam auch mein Bekannter aus dem Schwarzwald, der mir
versprochen hatte, auf Katze und Wohnung aufzupassen. Das es eine andere Katze wurde, auf die er dann
schließlich auf Paste, steht in einem anderen Beitrag. Wir nutzten auch die
Zeit, um auf den Gnadenhof in der Nähe von Salzburg zu gehen. Auch hierzu habe
ich einen Beitrag verfasst.
Am 22. Januar, zwei Tage nach meinem Geburtstag, und nachdem
ich zwei Katzen auf tragische Weise verloren hatte, auch hierzu ein Beitrag,
ließen wir uns dann vom Taxi ins Krankenhaus fahren. Er hatte mir versprochen,
so lange da zu bleiben, bis ich aus der Narkose aufwache und wieder im Zimmer
bin. Auf Station wurde mir dann genau mein Zimmer gezeigt, wo alles ist, und
mir wurde auch zugesichert, dass die Schwestern mir immer Kaffee und Wasser aus
dem Automaten holen, da ich das selbst nicht konnte. Als wir die Station noch
einmal für einen Kaffee verlassen wollten, hieß es, ich würde jetzt bald die
Tablette bekommen und solle mich ins Bett legen. Den Kaffee hätte natürlich
nicht ich getrunken, aber ich hätte meinem Bekannten natürlich beim Trinken
zugeschaut. Denn vor der Narkose darf man natürlich keinen Kaffee trinken, wie
mir selbst verständlich bekannt ist. Als ich die Tablette eingenommen hatte,
hatte ich nur noch das Bedürfnis, mich auf mich selbst zu konzentrieren, runter
zu kommen, mich langsam runter zu fahren, und mich gedanklich auf die OP
vorzubereiten. Als es dann hinunter ging, drückte ich noch einmal ganz fest die
Hand meines Bekannten, da ich schon Angst hatte. Die OP-Vorbereitung ging
schnell, der Opera Tür, mit dem ich ja zuvor alles abgemacht hatte,
durchschritt kurz den Narkose-Raum, sagte Hallo, und war verschwunden. Dann
leitete die Ärztin die Narkose ein, und alles ging glatt. Ich wachte auf, und
als ich dann den Narkosearzt wieder erkannte, mit dem ich das Gespräch hatte,
meinte dieser dann im Scherz: „die Dame braucht eine Luftveränderung, sie kennt
mich schon wieder, die kann auf Station.“ Als ich dann auf Station kam, wartete
mein Bekannter schon. Ich war noch ziemlich müde und bekam nicht alles so
richtig mit, was man mir erzählte. Er erklärte mir, dass aus meinen Augen statt
Tränen Blut lief. Mein ganzer Hinterkopf war verklebt. Den Gips hatte ich auch
schon ertastet, der auf meiner Nase prangte. Die Schwester erklärte mir noch,
warum aus meinen Augenwinkeln Blut und nicht Tränen liefen, da irgendwie das
Blut durch den Tränenkanal drückt, aber ich war noch viel zu müde, um alles zu
verstehen. Mein Bekannter informierte mich noch darüber, dass er mir Tulpen
mitgebracht hätte, und dass diese auf dem Nachttisch stünden. Ich war aber noch
so müde, dass ich nicht kapierte, ob ich das nur geträumt hatte, oder ob er das
wirklich gesagt hatte. Als ich dann voll klar war, sah ich auch die Tulpen und
wusste, dass ich alles richtig mitbekommen hatte. Am Abend konnte ich schon
eine Scheibe Brot mit Käse essen. Unter der Nase hing die sogenannte
Nasenschleuder, die man links und rechts an den Ohren befestigt, und auf die
das Blut laufen kann. Diese Einrichtung ist eigentlich nicht sehr gut, denn
wenn man sie bewegt, reißt man die ganze Borke mit ab. Das tut dann unter
Umständen noch mehr wie. Schmerzen hatte ich gar keine, für gewöhnlich habe ich
nach einer Operation nie Schmerzen. Dieser Tag war der friedlichste , er ging
herum wie nichts.
Am nächsten Tag musste ich leider doch schon um 7:00 Uhr zu
Dialyse, denn eine Dialyse am Nachmittag ließ sich nicht einrichten. Ich war
aber schon wieder fit und konnte am Arm einer Schwester durch den Gang zur
Dialyse laufen. An dieser Dialyse war ich früher schon ambulant, daher kannte
man mich dort schon, sie ist dem Krankenhaus angegliedert. Ich hatte zum Glück
schon etwas gefrühstückt, so das ich nicht warten musste, bis an der Dialyse
das Frühstück gereicht wurde, was mir große Probleme macht, da ich nüchtern schlecht
dialysieren kann. Durch das Heparin schwoll dann alles noch stärker an, und als
ich wieder auf Station kam, stellte die Schwester fest, dass es viel schlimmer
war als vorher. Ich bekam kühl-Akkus, aber das nützte wenig. Mein Gesicht schwoll
so stark an, dass ich nicht mehr aus den Augen schauen konnte. Zum Mittagessen
kam danach mein Bekannter, und ich merkte, dass mir doch noch nicht ganz so
wohl war, denn ich habe nur die Hälfte meines Essens geschafft. Wir richteten
es immer so ein, dass er meine Suppe und den Rest bekam, den ich nicht auf Aas.
Wir holten uns dann immer zur Kaffeezeit draußen einen Kaffee auf Station, der
wunderbar schmeckte. Dazu gab es dann ein Stück Schokolade oder ein kleines
Stück Kuchen.
Am Abend war das Gesicht noch stärker angeschwollen, sogar
meine Backe schwoll mit an. Endlich kam auch mal der Opera Tür, der sich nach
der Operation nicht hatte sehen lassen. Er meinte, ich hätte jetzt zwei schöne
blaue Augen, und am Samstag sei das Maximum der Schwellung erreicht. Er
erklärte mir, als ich ihn fragte, wann denn nun die Tamponade herauskäme, dass
er das erst nach der zweiten Dialyse entfernen würde. Diese sollte am Montag
sein, wobei wir noch nicht wussten, ob sie am Vormittag oder Nachmittag
stattfinden würde. Ich hatte mich geistig schon darauf eingestellt, dass ich am
Dienstag gehen würde. Da ich ja einen Teil der OP selbst bezahlt hatte, und da
man ja normalerweise nicht im Krankenhaus bleibt, sondern nur ich zur
Sicherheit, dachte ich, die Entscheidung kann ich selbst treffen. Der Opera Tür
meinte, er würde dann am Montag kommen, oder ich soll am Dienstag zu ihm in die
Praxis gehen. Er käme aber noch mal am Sonntag, um mich zu besuchen, und da
könnten wir das besprechen. Die Nacht war furchtbar, das Gesicht schwoll immer
mehr an. Ich bekam schon Beklemmungen. Am nächsten Tag war es so dick, dass ich
nur noch mit dem schlechteren Auge etwas sehen konnte. Der Druck im Kopf war
groß, und ich hatte regelrecht Platzangst.
Der Samstag verlief dann so, dass mein Bekannter zu
Mittagessenszeit kam, von meinem Essen etwas bekam, und wir dann zur Kaffeezeit
wieder etwas genossen. Aber meine Beklemmungen wurden immer größer. Ich konnte
auch noch nicht wirklich aufstehen. Eigentlich war ich sogar weniger fit als am
Freitagmorgen, als ich zu Dialyse zu Fuß mit lief. Am Abend wurde es richtig
schlimm. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, wo doch eigentlich das Maximum
überschritten hätte sein sollen, schwoll es noch mal so stark an, dass ich
wirklich Panik bekam. Ich dachte, mein Hirn platzt, und man müsse mir den
Schädel aufmachen. Ich rief die Schwester und erklärte ihr, dass ich totale
Beklemmungen hätte, da es immer stärker angeschwollen sei. Sie meinte, das sei
nur subjektiv, es wäre genauso wie vorher. Sie sagte dass in so einem psychisch
beruhigenden Ton, dass ich ihr sagte, ich möchte nicht als Psycho angesehen
werden. Sie erklärte mir gütig, sie könne doch verstehen, dass man, wenn man
blind sei, die äußere Kontrolle nicht hätte, und dass da nicht einschätzen
könne, dass das doch furchtbar sein müsse, und dass das für mich daher viel
schlimmer sei. Dieses Pseudo-Verständnis ärgerte mich, denn im Grunde nahm sie
mich überhaupt nicht ernst und stellte mich so hin, als sei ich lediglich
aufgrund meiner Blindheit sensibler. Ich entgegnete ihr, dass ich doch wissen
müsse, ob ich mehr Beschwerden hätte als vorher oder nicht. Sie gab mir eine
Schmerztablette, damit ich „runterkommen“ sollte, denn das wirkt auch beruhigend.
Ich dachte schon, sie würde mir jetzt gleich irgendwelche Psychopharmaka geben.
Am Morgen war es dann auch wieder besser, das Schmerzmittel hatte gewirkt, wenn
auch nicht gegen die nicht vorhandenen Schmerzen, dann doch zumindest gegen die
Schwellung. Am Sonntag wollte ich noch nicht aufstehen, da ich mich noch immer
nicht so richtig gut fühlte. Ich machte mir also noch einen faulen Tag. Mein
Bekannter kam wieder, dieses Mal sogar mit Kuchen, den er in einer Bäckerei
geholt hatte. Normalerweise gehe ich gerne in die Cafeteria, aber wenn man Geld
sparen kann, und der Kaffee auf Station so lecker ist, dann ist es schöner,
sich es im Zimmer mit Kuchen und Kaffee gemütlich zu machen. Dieses Mal setzte
ich mich sogar an den Tisch, was ich zuvor noch nicht getan hatte, weil ich
noch zu kaputt war. Die Schwellung wurde auch langsam etwas besser, wenn auch
nur mit starker Kühlung, und nur sehr allmählich. Den ganzen Tag hatte ich auf
den Besuch des Operateurs gewartet. Am Abend sprach ich die Schwester an, und
sie meinte, manchmal kommen die Belegärzte auch sehr spät. Wenn er gesagt hat,
dass er kommt, würde er auch kommen. Wer nicht kam, war er.
In meinem Zimmer war eine Frau, die eigentlich nur von sich
redete, die eigentlich kaum etwas hörte, und die einfach nur das abspulte, was
sie bewegte. Irgendwann bekam ich sie dann aber doch mal dazu, dass sie auch
mal mir zuhörte, und dass eine halbwegs normale Unterhaltung zustande kam. Sie
war schon steinalt und wiederholte immer wieder ihre gleichen Sorgen wegen der
Reha, ihre Beschwerden wegen dem Essen, und wie schrecklich doch das
Fernsehprogramm sei. Als ich ihr erzählte, dass mein Kater gestorben sei,
spulte sie nur ab, dass ihre Schwiegertochter auch zwei Katzen hat. Irgendwann
hörte sie dann aber zu, als ich ihr von meinem Kater erzählte.
In der Nacht wachte ich auf, da ich das Gefühl hatte, etwas
sei in meinem Rachen. Ich schluckte, schluckte und schluckte, aber es ging
nicht hinunter. Es war wie ein Faden Schleims, der einfach nicht hinunter
wollte. Irgendwann bekam ich richtig Panik und läutete nach der Schwester. Es
war zum Glück eine andere Schwester, so blieb mir dieser psychologische Quatsch
erspart. Diese Frau war sehr pragmatisch und meinte, das käme von der Narkose,
das sei noch viel Schleim, sie würde mir mal einen Schleimlöser bringen. Als
ich den getrunken hatte, und auch ein paar Bonbons gelutscht hatte, die sie mir
ebenfalls gebracht hatte, musste ich auf einmal furchtbar würden, und
tatsächlich kam etwas fadenartiges zwischen meine Finger. Als ich daran so,
stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass es die Schnur von der Tamponade war,
die in meiner Nase hing. Ich schrie und läutete, und endlich kam auch die
Schwester. Als sie sah, was los war, sagte sie trocken: „ziehen Sie an!“ Und
ich zog, und ich zog, und ich zog, und langsam kam ein immer länger werden der
Faden aus meinem Mund, und die Tamponade in meiner Nase wurde immer weniger.
Alles war voller Blut. Es war nachgerade ekelhaft. Da ich nun ohne Tamponade
war, die der Arzt erst entfernen wollte, fragte ich die Schwester ganz
ängstlich, was wir jetzt machen. Sie antwortete nur wieder trocken: "Nichts." Die Frau gefiel mir. Die Situation hingegen
gefiel mir wenig. Ich hatte schon zuvor, als ich die Schwester das erste Mal
gerufen hatte, angemerkt, dass das Tampon in der Nase total voller Blut war,
und dass das Blut schon aus der Nase lief. Demnach war mir klar, dass es
übervoll war und daher keinen Halt mehr in der Nase hatte. Aber die Schwester
meinte zu diesem Zeitpunkt noch, der Doktor wisse schon, was er tut. Das hat
man ja nun gemerkt.
Wieder einmal hatte sich mein Gefühl bestätigt, nachdem ich
letztes Jahr einen langen Bohnenfaden verschluckt hatte, und mir niemand
glaubte, und dieser dann zum Vorschein kam, als ich ein Joghurt aß. Genau
dasselbe Gefühl hatte ich jetzt wieder, konnte mir aber nicht vorstellen, dass
so etwas noch ein zweites Mal passieren würde. Ich bin nur froh, dass ich nicht
nur einfach hysterisch oder panisch war, sondern dass wirklich etwas in meinem
Rachen steckte. Nicht auszudenken, wenn ich etwas gegessen hätte, der
Speiserest sich daran aufgehängt hätte, ein Teil hinuntergegangen wäre, ein
Teil sich festgehängt hätte, und ich dann vielleicht gewirkt hätte.
Am nächsten Tag rief also eine Schwester den Arzt an und
fragte, warum er nicht gekommen sei. Er erwiderte, er habe gedacht, ich sei
schon längst weg, dies sei ja schließlich keine Operation, bei der man länger
im Krankenhaus verweilen müsse. Ich könne jetzt zu ihm in die Praxis kommen und
mich selbst entlassen und aus dem kranken Haus gehen. Ich bestand aber darauf,
die Nacht von Montag auf Dienstag noch einmal im Krankenhaus zu bleiben, damit
ich sicher sein konnte, nicht noch mal so einen Horror in der Nacht zu erleben.
Ich hätte zwar durch meinen Bekannten Unterstützung in der Wohnung gehabt, aber
der hätte auch nichts anderes tun können, als den Notarzt zu rufen, wenn wieder
etwas gewesen wäre. Ich wollte erst dann aus dem Krankenhaus gehen, wenn ich
sicher sein konnte, dass nun alles in Ordnung war. So bestand ich darauf, bis
zum Dienstag wie geplant zu bleiben. Am Montag machten wir schon einen kleinen
Spaziergang durch die Station. In der Cafeteria holten wir uns selbst gemachten
Kuchen. Den aßen wir wieder zur Kaffeezeit mit dem guten Kaffee von der
Station.
Die alte Dame war nun entlassen, es kam eine in meinem
Alter, mit der ich mich etwas mehr unterhalten konnte. Sie sollte am nächsten
Tag am Unterleib operiert werden, denn diese Station war eigentlich eine
gynäkologische, und alle, die irgendeine Operation von egal welcher Art von Belegarzt
hatten, wurden dort aufgenommen. Es gab also gar keine Schwestern oder Ärzte,
die sich besonders mit der HNO aus Kanten. Einige hatten aber doch etwas
Ahnung, mir wäre es aber lieber gewesen, wenn ich auf einer HNO-Station gewesen
wäre.
Ich hatte immer das Gefühl, die Schwestern seien ganz
alleine, sie müssten alles alleine entscheiden und hätten auch sehr viele
Befugnisse. Nur dann, wenn der Blutdruck hochging, riefen sie mal in der
Anästhesie an, um nachzufragen, was sie geben dürfen und was nicht. Ansonsten
konnten sie über Schmerzmittel und andere Dinge, zu Beispiel Abführmittel oder
sonstige Passdielen selbst entscheiden. Irgendwie fühlte ich mich etwas alleine
gelassen, da ich immer das Gefühl hatte, wenn da kein Arzt ist, was ist dann,
wenn was passiert? Vielleicht hat es einen Stationsarzt gegeben, irgendwann kam
mal eine Dame, die mir in den Hals schaute, da ihr die Schwester sagte, dass
das mit der Tamponade passiert sei, aber ob das eine Ärztin war oder eine
Stationsleiterin, weiß ich nicht. Es gab sehr nette Schwestern, die sehr
engagiert waren, bis hin zu denen, die wirklich blöd waren. Eine war richtig
unangenehm, die zwickte mir den Arm beim Blutdruckmessen ein, und als ich mich
beklagte, fuhr sie mich an, das würde mich nicht umbringen. Dann beschwerte sie
sich, warum der Blutdruck so hoch sei, ob ich den ganzen Tag wieder
„herumgeturnt“ sei. Andererseits mokierte sie sich darüber, dass ich den ganzen
Tag mit angewinkelten Beinen auf dem Bett sitzen würde. Was denn nun? Es war
also die ganze Bandbreite an Schwestern vorhanden.
Am Dienstagmorgen entließ ich mich also wie angekündigt und
bestellte auf 9:00 Uhr das Taxi. Ich gab den Schwestern noch etwas für die
Kaffeekasse und eine Schachtel Pralinen, die mein Bekannter mir mitgebracht
hatte, die wir aber nie geöffnet hatten. Ich bedankte mich und fuhr mit dem
Taxi nach Hause. Dort wartete mein Bekannter schon ungeduldig, da wir anstatt
9:00 Uhr erst um 9:30 Uhr ankamen. Ich hatte ja nicht daran gedacht, dass das
Taxi erst um 9:00 Uhr bei mir losfahren würde und hatte ihn daher die falsche
Zeit durchgegeben. Wir gingen dann gleich, nachdem ich das junge Kätzchen
Joschi begrüßt hatte, zum Supermarkt, um uns relativ fettarme italienische Stangen
zu kaufen, damit wir endlich meinen
Piccolo, den ich von der Dialyse zum Geburtstag bekommen hatte, lehren konnten.
Wir wollten ja vom 19. auf den 20. in der Nacht anstoßen, aber da ist ja die
kleine Katze durch das Katzennetz davongelaufen, was ich in dem anderen Beitrag
erwähnt hatte. Daher war uns nicht mehr zum Feiern zumute gewesen. Nun aber
wollten wir auf all das trinken, was in der letzten Zeit passiert war.
Normalerweise trinke ich wenig Alkohol, daher schafften wir auch nicht den
ganzen Piccolo. Aber bei jedem mal, bei dem wir anstießen, brachte ich einen
anderen Trinkspruch hervor: auf Mia, die kleine Katze, die weggelaufen ist. Auf
Joschi, den ich jetzt habe. Auf meinen guten Jakob, der nun im Tierhimmel ist.
Auf die Nase. Auf alles, was wir uns wünschen. Es war mir einfach wichtig, so
eine Zeremonie durchzuführen.
Nachdem wir noch einmal einen Kaffee zusammen getrunken
hatten, machte sich mein Bekannter auf den Weg zur S-Bahn, denn ich wollte mit
dieser frisch operierten Nase und unmittelbar aus dem Krankenhaus nicht schon
wieder solche Anstrengungen unternehmen. Außerdem hatte ich etwas Bedenken,
dass mich jeder anstarren würde. Tatsächlich hat mich ein sehr netter Mann, als
ich dann doch einmal raus ging, gefragt: „Gnädige Frau, was ist Ihnen
passiert?“ So wird man heutzutage nur noch selten angesprochen. Als ich ihm
erklärt habe, dass es sich um eine OP handelt, weil beruhigt, denn er dachte,
das wäre eine Schweinerei gewesen, wenn mir jemand etwas angetan und mich
überfallen hätte. Die Leute waren rundweg eigentlich mehr oder weniger besorgt,
als sie mich mit Gips auf der Nase und blauunterlaufenen Augen herumlaufen sahen.
Am Nachmittag rief ich in der Praxis des Operateurs an und
fragte, ob es auch reicht, wenn ich am Donnerstag mit meiner Helferin kommen
würde. Er meinte ja, und so ging ich am Donnerstag mit ihr hin. Sie war jedes
Mal dabei gewesen und konnte somit auch etwas beurteilen, wie sich die Sache
entwickelt hat. Zu dieser Zeit habe ich schon nachts überhaupt nicht mehr atmen
können, da die Nase komplett zu war, ich nur durch den Mund schnaufen konnte,
und dieser so austrocknete, dass ich alle paar Minuten mit der Zunge am Gaumen
klebend aufgewacht bin. Es war der blanke Horror, da ich ja schon seit dem 22.
Januar, dem Tag der Operation, keine 2 Stunden durchgeschlafen hatte. Der
Operateur war sehr erkältet und entschuldigte sich, dass er am Sonntag nicht
kommen konnte, er sei selbst krank gewesen. Normalerweise hätte er ja eine
Vertretung schicken können, denn eine Nachsorge wäre schon geboten gewesen. Bei
meinen ersten OPs wurde, wenn überhaupt ein Tampon verwendet wurde, dieses am
nächsten Tag herausgenommen, meine Nase immer gründlich abgesaugt, und der
Operateur schaute jeden Tag vorbei, um die Entwicklung zu sehen. Der Chirurg kündigte
mir also an, dass der Gips am Montag ab kommen würde. Ich sollte jetzt
Erleichterung bekommen, und er versuchte, die Krusten um die und in der Nase abzukratzen.
Das war so schmerzhaft, und auch so unsinnig, da es dann wieder zu bluten
anfing, dass ich aufschrieb. So ließ er es bleiben. Bis Montag konnte ich keine
Nacht mehr als 2 Stunden schlafen. Ich war mittlerweile so am Ende, dass ich
dachte, dieser Zustand hält an, und hegte schon Selbstmordgedanken. Ich habe
mehrfach gelesen und gehört, dass es höchstens 14 Tage dauert, bis alles
abschwillt, wobei bei mir bereits zehn Tage vergangen waren, ohne, dass sich
etwas wesentlich gebessert hätte. Ich kam zu ihm und unterbreitete ihm, dass
ich so nicht mehr leben kann. Er war nur verwundert, mehr oder weniger hilflos,
da es so weh tat, wenn er mir die Krusten versuchte ab zu kratzen. Er empfahl
mir lediglich ein Abschwellen des Nasenspray, welches ich nur zwei Tage nahm,
da die Wirkung immer schneller nachließ, und ich fürchtete, abhängig zu werden.
Schon im Krankenhaus war ich darüber verwundert, dass ich weder Nasentropfen
noch Nasensalbe bekommen hatte. Ich schlug ihm daher vor, dass er mich doch zum
Halsnasenohrenarzt schicken könnte, der das Ganze absaugen könnte. Davon wollte
er aber nichts wissen. Auch von den Cortisontabletten, die er mir eigentlich geben
wollte, sah er dann leider doch wieder ab. Auf Anraten meiner Schwester und
meiner Nephrologin ging ich dann zum Halsnasenohrenarzt, um zu kontrollieren,
ob alles stimmt. Dieser meinte, wenn man keine ordentliche Nachsorge macht,
dürfe man halt eben nicht operieren. Dies fand ich mal einen klaren Standpunkt,
den ich voll teilte. Er vermutete, es könne sich ein Bluterguss in der
Nasenscheidewand gebildet haben, ich müsse auf jeden Fall in zwei Tagen
wiederkommen. Er gab mir eine Cortisonsalbe, die ich morgens und abends auf
streichen sollte. Er wollte mir sogar noch ein Antibiotikum geben, denn eine
Einblutung in die Nasenscheidewand hätte bedeuten können, dass diese sich
zersetzt. Wir entschieden aber beide wegen meiner Nieren, damit noch bis
Freitag zu warten. Am Freitag war die Schwellung aber rückläufig, dennoch gab
er mir ein Cortison-Schema. Ich sollte zwei Tage zwei Tabletten, drei Tage
eine, drei Tage eine halbe und drei Tage eine viertel Tablette einnehmen.
Leider wurde es aber unter Cortison noch schlechter, und der Blutdruck stieg
auf 170 zu 100. Davor hatte mich der Nephrologe, den ich um Erlaubnis für das
Cortison gebeten hatte, schon gewarnt. Ich wäre mit Tabletten gegen den
Bluthochdruck ausgerüstet gewesen, dachte aber, wenn das Cortison sowieso nicht
hilft, und es nur negative Nebenwirkungen gibt, kann ich es auch absetzen.
Daher rief ich im Klinikum an und fragte, ob ich das Cortison noch weiter
nehmen müsse, zumal es nur die negative Nebenwirkung des Bluthochdrucks bewirkt
hätte. Ich dachte, die Ärztin würde mir jetzt sagen, dass es noch eine Weile
dauert, bis es wirkt, oder, dass es wirklich sinnlos sei, und ich damit
aufhören könne. Stattdessen wurde ich von der dortigen Schwester gebeten, doch
hinzukommen. Ich fuhr also mit dem Taxi zur Notaufnahme der Hals Nasen
Ohren-Klinik und wartete dort geschlagene zweieinhalb Stunden, bis ich endlich
eine junge Ärztin sah, die meine Tochter hätte sein können. Ich erklärte ihr
die Situation, und als diese in meine Nase schaute, erklärte sie mir nur, dass
sie die Schwellung zuvor nicht gesehen habe, und dass sie daher nicht
beurteilen könne, ob es schlimmer geworden sei. Ich solle halt, wenn ich das
Cortison nicht vertrage, das Medikament absetzen. Ich fragte sie, ob es schlimm
aussehe, oder ob sich vielleicht ein Bluterguss in der Nasenscheidewand
befindet. Sie meinte, das könne sie nur sehen, wenn sie reinschaut. Ich fragte
sie, ob sie das tun würde, und da meinte sie, ja, das habe sie doch getan. Als ich sie dann fragte, was sie
nun gesehen hatte, meinte sie, soweit sie es beurteilen könne, gäbe es keinen
Bluterguss. Aber man könne nicht bis ganz hinter sehen, wenn aber vorne nicht
sei, sei wahrscheinlich hinten auch kein Bluterguss. Sie wisse ja nicht, was
alles operiert worden sei, ich hätte ihr ja fast nichts gesagt, dabei hatte ich
ihr die ganze Geschichte erzählt, da könne sie auch nicht beurteilen, ob es
Probleme gäbe oder nicht. Ich bat sie, die Knobel, die sich an der Seite um die
Nase herum gebildet hatten, einmal anzuschauen, doch das wollte sie gar nicht,
sie könne das nicht beurteilen, sie wisse nicht, was gemacht worden sei. Ich meinte,
dass immerhin es ja hätte sein können, dass resorbierbares Fremdmaterial
verwendet worden ist, welches sich nun auf die Wanderschaft begeben hat. Diese
Möglichkeit hatte mir der Professor aus dem Zentrum für seltene Erkrankungen unterbreitet , den ich in meiner Not auch
angeschrieben hatte, weil er sich auch gut mit der Nase auskennt. (Zum Zentrum seltene Erkrankungen und dem
damit verbundenen Fernsehauftritt habe ich auch einen Beitrag geschrieben.) aber
sie meinte wiederum, sie wisse ja nicht, was gemacht wurde, daher könne nur der
Chirurg sagen, ob solches Material verwendet worden sei. Ich dachte,
normalerweise hätte sie ersehen können, ob sich da etwas Ungewöhnliches tut
oder nicht. Als alle ihre Untersuchungen mehr oder weniger ergebnislos blieben,
beschwerte ich mich, dass ich meine Fragen genauso gut hätte am Telefon klären
können, wie ich es eigentlich vorhatte, und dass ich eigentlich nicht
zweieinhalb Stunden hätte warten müssen, nur, damit sie mir dies sagt. Sie
meinte, wenn es geschwollen sei, müsse ich zum Arzt kommen, und, wenn es mir
schlecht gegangen wäre, hätte sie mich auch auf Station aufgenommen. Ob ich
Schmerzen hätte, das verneinte ich. Ich musste dann unterschreiben, dass ich
nicht da bleiben wollte, und unverrichteter Dinge ging ich wieder nach Hause.
Ich entschied, das Cortison-Schema so weiterzufahren, wie der
Halsnasenohrenarzt es mir aufgeschrieben hatte, damit ich auf der sicheren
Seite war. Endlich begann es auch zu wirken. Meine Nase wurde freier, und ich
konnte die erste Nacht 4 Stunden schlafen.
Da mein neuer Kater Joschi aber nun gewohnt war, dass ich
jede Nacht für ihn da war, störte er mich und weckte mich auf, sobald er
merkte, dass ich zu blinzeln begann. So habe ich heute noch Nächte, in denen
ich kaum durchschlafen kann. Manchmal ist die Schwellung weg, dann kommt sie
wieder. Ich befürchte nur, wenn das cortisonausgeschlichen ist, läuft alles
wieder wie vorher. Das Cortison unterdrückt wahrscheinlich nur die Schwellung,
die aber dann wiederkommt, sobald das Medikament weg ist. Eigentlich soll das
Mittel der Nase beim Abschwellen helfen. Da eine operierte Nase sowieso
irgendwann abschwillt, beschleunigt dies nur den Vorgang, der bei mir zu
langsam war. Dann sollte die Wirkung eigentlich nachhaltig sein. Wenn aber noch
etwas anderes da ist, weswegen die Nase laufend anschwillt, ist das Cortison
nur die Unterdrückung der Beschwerden. Bei mir ist es normalerweise nicht so,
dass Dinge einfach abheilen, sondern ich muss alles lebenslang nehmen, um die
Symptome unten zu halten. Ich habe schon , wie zuvor erwähnt, mit dem Professor
vom Zentrum für seltene Erkrankungen gesprochen, der sich auch mit der Nase gut
auskennt. Er meinte, wenn alle Stricke reißen, könne er mir vor Ort einen
Halsnasenohrenarzt suchen. Ich vertraue meinem Halsnasenohrenarzt, der sehr gut
und erfahren ist. Aber ich würde jede Chance nutzen, jemand anderen auch noch
mal hineinschauen zu lassen. Ich war noch mal bei meinem HNO, und der war sehr
zufrieden. Ich darf die Cortisonsalbe dann ab dem Wochenende zur Hälfte
absetzen, und muss sie nur noch abends nehmen. Am 17., also Faschingsdienstag
habe ich einen Termin beim Chirurgen, wo nun die Schiene, die ich noch trage,
abkommt. Dann verliere ich sozusagen meine Pappnase, was gut zum Fasching
passt. Ich habe schon manchmal, wenn die Schiene beim An- und Ausziehen abging,
einmal darunter geschaut. Zunächst war ich etwas enttäuscht, aber ich vermute,
dass es jetzt besser wird. Die Nase ist nicht mehr so hoch, sie ist nicht mehr
ganz so rund und geschwollen. Ich hoffe, dass sie jetzt wirklich so aussieht,
wie ich sie mir gewünscht habe. Vorne ist sie noch immer etwas rundlich,
vielleicht ist dann die Wirkung die gleiche wie vorher. Aber ich finde, sie ist
schon länger, da der Knochen nun nicht mehr gespalten ist sondern ein einziger.
Auch ist der Ansatz um die Nasenwurzel schöner, obwohl sich oben ein paar
Knobel befinden, die mir noch Sorgen machen. Ich habe Angst, dass hier
vielleicht die Nebenhöhle eingebrochen
ist. Vielleicht habe ich auch deswegen die Atembeschwerden. Ich habe große
Angst, mir mit der Nasenoperation nun Atembeschwerden eingekauft zu haben, die
nicht mehr weg gehen. Andere werden mit einer normalen Nase geboren und müssen
daher nicht diesen hohen Preis bezahlen, wenn sie keine Knollennase mehr haben
wollen. Ich möchte nicht mein Leben lang Cortison nehmen. Außerdem schlägt sich
das bei mir aufs Gewicht, und ich muss sowieso sehr hart kämpfen, mein Gewicht
zu halten, da mein Grundumsatz extrem niedrig ist, und ich einen schlechten
Stoffwechsel habe. Im Moment nehme ich zu, kann es aber nicht mehr halten. Da
ich die ganze Zeit wegen der Nase noch vorsichtig war, konnte ich nur wenig
Sport treiben, denn sie schwoll jedes Mal wieder an, wenn ich mich zu sehr
anstrengte. Dies kommt noch hinzu, um die Gewichtszunahme zu steigern. Denn
wenn man keinen Sport macht, den man vorher getrieben hat, schnellt das Gewicht
in die Höhe. Wenn das so weitergeht, gebe ich auf und esse nur noch das, was
ich will. Dazu aber noch in einem anderen Beitrag, denn ich habe nun endlich
versucht, mithilfe meiner Sozialpädagogin durchzusetzen, dass der Arzt, der
mich als freiwillige Leistung wegen Sport und Ernährung beraten wollte, mich
zur Ernährungsprofessorin überweist, was er schon seit Monaten versprochen
hatte. Da wird wieder die übliche Prozedur los sein, dass man mir nicht glaubt,
dass ich tatsächlich so wenig esse, wie auf meinem Protokoll steht.
Insgesamt waren die Qualen so groß, auch wenn ich keine konkreten
Schmerzen hatte, dass ich nun flehe, dass es nun endlich so ist, wie ich es mir
wünsche, oder zumindest halbwegs. Ich könnte es nicht mehr ertragen, wenn, wie
bei den letzten Malen, meine Verwandtschaft mit offenem Mund vor mir steht und
diplomatisch abwägt, wie man mir nun beibringen kann, dass sich an der Nase
nichts geändert hat. Dann fielen Sätze wie: ich kann das nicht beurteilen, ich
hab da nie so drauf geachtet. Der Operateur findet meine Nase natürlich sehr
schick, und bat schon meine Helferin, dies zu bestätigen. Diese Frau, ebenfalls
sehr diplomatisch, wand sich heraus, indem sie sagte, sie habe kein räumliches
Sehvermögen, sie könne das nicht beurteilen. Da geht es ja schon wieder gut
los! Ich hoffe, es wird doch den einen oder die andere geben, die wirklich
sieht, dass sich da was geändert hat. Man will ja nicht von jedem auf der
Straße angesprochen werden, dass die Nase anders ist, aber von denen, die von
dem Vorhaben wussten, würde ich mir schon wünschen, die heiß ersehnte
Rückmeldung zu erhalten. Noch einmal werde ich das Ganze nicht mitmachen,
selbst wenn die Nasenlöcher nach oben stehen würden. Der Operateur meinte, als
ich über Atembeschwerden klagte, er habe die Nasenmuscheln nicht ganz klein
gemacht, er könne da noch einiges operieren. Wunderbar, von einer OP zur
nächsten! Es sei denn, jemand schwört mir, dass es im Hinblick auf die Atmung Besserung
bringen würde, würde ich nie wieder jemanden an meine Nase lassen. Sollte ich
wirklich noch mal zu ein Wagnis eingehen, würde dies hier ein
Fortsetzungsroman. Ich hoffe aber, dass sich alles noch geben wird.
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