Mittwoch, 21. Oktober 2020

Zum Nikolaus gibt es Küche oder Coronabeschränkungen

Es ist geschafft! Vor einer Weile saß noch so aus, als ob es mit der Küche gar nichts würde. Zum einen hatte ich zu wenig Geld, und zum anderen war es schwierig, passende Schränke zu finden, da einige Dinge bereits bestehen. Außerdem musste ja jemand die Küche auch aufbauen. Wegen Corona habe ich wenig persönliches Budget gebraucht. Denn es durfte eine Zeit lang ja niemand kommen. Im Juli war aber die Abrechnung. Den Überstand musste ich zurückzahlen. Alle meine Argumente halfen nichts, dass ich ja jetzt noch einiges nachzuholen hätte, was in der Zeit der verstärkten Beschränkungen nicht erledigt werden konnte. Ob es nicht möglich wäre, mir etwas von dem Geld zu lassen. Nein, es sei nur möglich, einen Monat mehr auf dem Budgetkonto zu haben, den Rest müsse man zurückgeben. Da ich merkte, dass ich hier nicht weiter kommen würde, fragte ich, ob ich denn einen Antrag stellen könnte, für die nächsten 3 Monate etwas mehr Geld zu bekommen. Ja, das ginge, aber das müsste ich dann eben begründen. Zusätzlich hatte ich ja noch das Problem, dass ich nicht wusste, wo die Heizung hinkäme, wenn ich einen Balkon mit der entsprechenden Tür bekommen würde. Hier stand ich derzeit noch an dem Punkt, wo ich laufend nachhaken musste. Ich war wirklich am Ende und dachte, das war es jetzt. Vielleicht soll ich keine neue Küche haben, da ich einmal träumte, dass ich nach 3 Jahren wieder ausziehen müsste wegen einer gefundenen Fliegerbombe. Das war natürlich nur ein Traum, aber ich hatte schon häufig Dinge geträumt, die hinterher auch so eingetreten waren. Irgendwie hat man ja doch eine gewisse Intuition. Vielleicht war es auch nur die Angst, hier wieder weg zu müssen. Ich dachte, vielleicht soll ich die Küche nicht haben, denn wenn ich umziehen müsste, würde sie in eine neue Wohnung nicht reinpassen. Meine Assistentin meinte, ich solle doch nicht immer gleich aufgeben, sie hätte doch auch kämpfen müssen, um eine Lohnerhöhung in ihrem anderen Betrieb zu bekommen. Ich war ziemlich verärgert, denn ich habe mein Leben lang um jeden Knopf und um jeden Schritt kämpfen müssen. Das lasse ich mir ungern sagen. Ich war immer sehr hartnäckig. Aber man muss auch merken, wann man aufgeben sollte. Und zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als wäre dieser Moment gekommen. Zufällig war ich damals in einem Vortrag über zivilen Ungehorsam. Als ich gerade beschloss, nicht mit dem Taxi nach Hause zu fahren sondern meinen Navigationsgürtel wieder mal auszuprobieren, sprach mich die Frau von der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge an, die ebenfalls auf diesem Vortrag war. Ich kannte sie, da ich mir dort einige Bücher ausgeliehen hatte. Sie würde mich zum Bahnhof begleiten. Auf dem Weg zum Bahnhof klagte ich ihr mein Leid über mein Projekt mit der Küche, welches einfach nicht voran kam. Da fragte sie mich, ob ich eine bestimmte blinde Person kenne, die sei in einem Küchenstudio gewesen, die Verbindungen zur hiesigen Blindenschule hätten, und die ihr gut geholfen hätten. Sie nannte mir den Stadtteil. Über Google fand ich dann auch gleich die Postleitzahl des Stadtteils heraus und befragte dann wieder Google, wo es in diesem Postleitzahlbereich ein Küchenstudio gäbe. Prompt wurde mir das richtige genannt. Ich rief also an, wobei ich ja noch nicht wusste, ob es überhaupt das richtige sein würde. Aber sie meinten, ja, sie hätten diese Frau bedient, und wenn das bei ihr geklappt hätte, würde das bei mir auch klappen. Ich sagte denen ganz offen und ehrlich, dass ich wenig Geld hätte, und dass ich noch nicht wüsste, wo die Heizung überhaupt hinkäme, und ich daher noch keinen Plan hätte, wie die Küchenzeile aussehen sollte. Er bot mir daher an, bei meiner Genossenschaft anzurufen und nachzufragen. Das war dann aber zum Glück nicht mehr nötig, da ich dann doch endlich mit dem Architekten verbunden wurde, der den Balkonbau plante. Somit hatten wir nun freie Bahn, denn ich hatte gerade Besuch aus dem Schwarzwald, dass ich mir eine Küche anschauen konnte. Ich rief also sofort dort an und machte mit dem man einen Besichtigungstermin aus. Wir fuhren mit dem Taxi dorthin, um pünktlich zu sein. Der Mann war noch beim Impfen. Das fand ich toll, denn es gibt ja heute so viele Menschen, die das Impfen rundweg ablehnen. Dieses Jahr habe ich mich auch wieder impfen lassen, konnte mich aber auch wieder wenig schonen, da ich Waschtag hatte und ziemlich viel von meinem Einkauf nach Hause schleppen musste. Ich war dann völlig kaputt, und am nächsten Tag musste ich im Bett bleiben. Zum Glück hat es mich aber dann dieses Jahr nicht erwischt wie letztes Jahr, wo ich nach meiner Impfung so sehr krank wurde, dass ich im Januar gleich wieder im Bett lag. Das zog ja dann den ganzen Rattenschwanz nach sich, über den ich hier auch berichtet habe. Während wir warteten, sahen wir uns schon einmal um. Das Möbelgeschäft machte einen eher wertkonservativen Eindruck, der sehr auf Familie achtet. Es gab sehr viele ziemlich teure Möbel für größere Familien. Ich dachte zunächst, da bin ich sicher verkehrt, das kann ich mir bestimmt nicht leisten. Wir gingen dann hinunter zu den Küchen. Und dort fand ich tatsächlich einen Schrank, der mir sehr zusagte. Er schien auch nicht so teuer zu sein. Das Holz war nicht echt, und es war etwas angeraut. Aber die Tür ließ sich nach oben klappen. Ein Bekannter von mir sagte mir, dass man dies Guillotine Türen nennt. Das war genau das, was ich wollte, damit ich mir nicht dauernd den Kopf stoße. Ich dachte aber immer, das sei unerschwinglich. Mein Besuch schreckte schon jedes Mal zusammen, wenn ich vor der Küchenzeile herumlief, und eine Türe offenstand. Aber da ich die Bewegungen bereits gewohnt bin, stoße ich mich eher selten. Ich gehe ganz unbewusst um die geöffneten Türen herum. Aber auf der anderen Seite habe ich noch einen alten Schrank meiner Eltern, der ebenfalls 2 Türen hat, die sich wie ein Garagentor nach oben aufklappen lassen. Wir gingen dann wieder nach oben, da der Chef der Firma nun da war. Ich sagte ihm, dass ich gerne das Modell mit den Guillotinetüren hätte. Er fing sofort an zu lachen. Das Wort hatte er noch nie gehört. D. h. irgendwas mit Knick-Falt-Klapptüre oder so ähnlich. Ein Bildschirm wurde zu uns hin gedreht, und er machte ihn so hell, dass auch ich etwas erkennen konnte. Die Masse hatte ich ihm bereits per E-Mail geschickt. Das Holz, welches ich mir ausgesucht hatte, war ziemlich hell. Er meinte, diese Art von Holz würde häufig genommen. So konnte ich dann meine eigene Küchenzeile auf dem Bildschirm bewundern. Es stellte sich aber heraus, dass es auch glattes Holzimitat gab, und das war sogar günstiger. Und es ist leichter zu putzen. Er meinte, ich solle das nicht nur auf dem Computer sehen sondern auch fühlen. Somit gingen wir noch einmal mit ihm hinunter. Erachtete immer genau darauf, dass ich nirgendwohin viel oder über nicht stolperte. Er wies mich auch auf jede Schwelle hin. Ich war wirklich erstaunt. Er sagte mir dann, dass seine Frau früher Erzieherin in unserer blinden Schule gewesen sei. Er holte sie dann extra einmal her, und ich glich mit ihr ab, wenn wir beide kannten. Sie kannte einige Leute, die mir auch bekannt waren. Ich war zwar in einer anderen Schule, aber dennoch kenne ich viele Leute vor Ort, die diese Schule besucht hatten. Sie kannte auch eine Erzieherin, die ich auch von der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge kenne, die dort auch die Nachmittage gestaltet. Ich ertastete einige Holzimitate, und ich suchte mir dann auch eine schicke Arbeitsplatte aus. Er hätte mir zu einer weißen Platte geraten. Aber ich finde, zu einer hellbraunen Fläche passt er eine graue Arbeitsplatte. Und da ich viele helle Schneidbretter habe, stechen diese dann auch gut ab. Nun habe ich ein Imitat aus Ahorn, das geht leicht ins Altorsé. Und die Arbeitsplatte ist aus grauem Keramikimitat. Das sieht total schick aus. Eigentlich wollte ich ja einen Herd der B-Ware. Aber er riet mir davon ab. Denn wenn diese Herde eingebaut sein, würden die Knebel sehr heiß, wenn der Backofen an sei, da irgendwelche zusätzlichen Lüftungen fehlten. Er habe hier großen Ärger gehabt, daher würde er diese nicht mehr einbauen. Er nahm mich aber extra mit in sein Lager, fuhr und sogar extra mit dem Auto hin, und ich konnte die Knöpfe des Backofens ertasten, den er für mich für am günstigsten hielt. Und er holte sogar extra noch das Kochfeld hervor, und ich konnte mit einem Topf darauf herumfahren, um zu testen, ob ich die Rillen spüren würde, um nicht von den Platten weg zu rutschen, wo dann gar keine Hitze wäre. Denn für blinde ist es immer gut, Herde zu haben, wo die Platten hervor stehen. Dazu hatte er mir zunächst geraten. Aber ich hatte von Kochfeldern gehört, die auch tastbare Ringe haben. Die Herde, die ich mir zuvor angeschaut hatte, hatten sogar sichtbare Ringe. Bei diesem Herd ist der Ring zwar nicht weiß und sichtbar, aber man kann ihn erspüren, wenn man mit dem Topf darauf herum fährt. Angeblich soll dabei auch nichts zerkratzen. Zumindest dachte ich, dann kann ich diesen Herd auch nehmen. Außerdem riet er mir noch zu einer Dunstabzugshaube. Das wollte ich eigentlich nicht. Aber er meinte, sonst würden die schränke kaputt gehen. Ich weiß ja nicht, ob meine jetzigen schränke unten kaputt sind, wo der Herd ist. Aber so teuer ist die Dunstabzugshaube nicht. Er wollte erst dort keinen Schrank hinmachen, aber ich bestand darauf, dass über der Dunstabzugshaube noch ein paar Stellflächen hinkommen müssen. Denn sonst habe ich nicht mehr genügend Stauraum. Das ist auch möglich. Der hat aber dann eine normale Drehtür und keine Guillotine Tür, wie ich sie nenne. Glas nehmen wir jetzt gar nicht. Alle Türen werden aus Holzimitat sein. Aber er hat extra Runde Griffe ausgesucht, die sind aus Edelstahl, und man kann sie gut anfassen. Er hat sich wirklich Gedanken gemacht. Als wir dann wieder oben saßen, habe ich gerade heraus gefragt, wann können Sie liefern? Er war total platt. Aber worauf sollte ich denn noch warten? Seit Februar suche ich nun eine Küche, diese Küche sagte mir zu, sie war im Preis erschwinglich, sie erfüllte die Bedürfnisse, die ich erfüllt haben wollte, somit passte ja alles. Ich unterschrieb also sofort den Kaufvertrag. Nun besprachen wir noch, wann und wie die Küche geliefert würde. Er meinte, er wolle seine Monteure schonen, am 5. Dezember würde voraussichtlich die Küche kommen, am 7. Dezember wollten sie dann aufbauen. Sein Bruder sei Elektriker, der könne mir dann auch den alten Herd abklemmen und die alte Spüle und den alten Herd dann nach draußen bringen, damit die Genossenschaft ihn abholen könnte. Sie würden mir auch 2 der alten Schränke abmontieren, aber für den Rest müsste ich dann bezahlen. Das finde ich sehr sozial. Ich werde aber dennoch versuchen, vorher Leute zu finden, die alles abbauen. Dann können die gleich beginnen. Denn für jeden weiteren Schrank, den sie abbauen müssten, müsste ich dann die Arbeitszeit bezahlen. Der Preis für alles zusammen ist nur knapp über meinem Budgetrahmen. Ich werde meine Eltern bitten, mir den Herd zu Weihnachten zu schenken. Dann kommt es hin. Ich musste noch die Spülmaschine fotografieren und die Maße hinschicken. Den Typ konnte ich nicht ganz rauskriegen, aber irgendwann hat auch das geklappt. Denn links von der Spülmaschine kommt eine Blende hin. Ich habe jetzt noch 15 cm auf der linken Seite Platz. Aber mein Bekannter aus dem Schwarzwald meinte, jetzt hast du eine Spülmaschine mit 45 cm Breite. Wenn du später mal eine mit 60 cm Breite möchtest, hast du noch Spielraum. Das finde ich von Vorteil, denn eigentlich wollte ich den ganzen Raum nutzen. Aber irgendwann wird es vielleicht keine Spülmaschinen mehr mit 45 cm Breite geben. Und vom Stromverbrauch her sind die beiden Größen nicht sehr unterschiedlich. Aber ich brauche da nicht so häufig zu spülen und verbrauche insgesamt vielleicht sogar weniger Energie. Ich hoffe nur, dass diese Spülmaschine noch lange hält. Durchschnittlich habe ich bisher alle 7 Jahre eine neue Spülmaschine gebraucht, und das ist eigentlich kein Alter. Meine Waschmaschine ist schon über 20 Jahre alt und auch der Trockner. Das bedeutet, dass wir diese Woche schon einmal kaputtes Geschirr oder angeschlagene Ware aussortieren. Ich suche jetzt noch bei meinem Verein von Assistenten einen Handwerker, der mir die schränke abbaut. Ansonsten hat mir sogar die Frau, die mir das Koch Studio empfohlen hatte, die Telefonnummer eines Handwerkers gegeben. Der könnte das dann auch erledigen. Die Spülmaschine wird mir nicht wieder angeschlossen und auch nicht mein Wasserhahn. Denn das habe ich von einer anderen Firma. Er hat mir einige Geschichten erzählt, was ihm alles schon zugestoßen sei, wenn er etwas von anderen Firmen angeschlossen hatte. Ich bedauere es, dass ich die Mischbatterie für 50 € schon besorgt hatte, die ich jetzt mit Sicherheit nicht wieder los bekomme. Die hat nur einen Silikonknopf, um den Perlator einzuschalten. Er hätte jetzt für 120 € Wasserhähne gehabt, die man herausziehen und zu einer Brause machen kann. Das wollte ich mir eigentlich schon immer mal leisten, wenn ich eine neue Küche bekomme. Aber jetzt ist es zu spät. Damals hatten wir anders geplant. Das Spülbecken habe ich auch schon, das werden sie mir einsetzen. Die Spülmaschine ist ja bereits vorhanden, und die können Sie auch nicht anschließen. Das sei keine böse Absicht, aber sie hätten hier schlechte Erfahrungen gemacht. Er hat uns hier so manche Geschichte erzählt, die einen wirklich nur noch wundern kann. Somit könnte ich dann den Handwerker fragen, da er einen anderen Handwerker kennt, der wiederum Wasserarbeiten erledigen kann, so sagte es mir die Frau ebenfalls. Vielleicht finde ich da auch jemanden aus unserem Verein, da wir einen Elektriker haben, der bei uns auf 400 € Basis arbeitet. Das bedeutet also, eine Zeit lang werde ich ohne schränke auskommen müssen, da wir vielleicht Mitte November schon alles wegschaffen können. Das Wochenende um Nikolaus herum muss ich dann noch mal richtig leiden, wenn dann alle Möbel unaufgebaut dastehen, die Tassen und das andere Geschirr und Besteck ungeordnet in der Küche umher liegen, und ich weder Herd noch Spüle habe. Das mit dem Herd ist am wenigsten das Problem, denn ich habe noch eine Mikrowelle und eine Heißluft Fritteuse. Aber dafür erstrahlt dann die Küche hinterher in neuem Glanz. Die 1. Anzahlung ist getätigt, und voraussichtlich bekomme ich dann um Nikolaus herum meine Küche. Der Termin muss noch bestätigt werden. Und dann ist da ja noch Corona. Man weiß ja nicht, ob uns dieses böse Virus (illud malum virus, wie es Ovid schon nannte), einen Strich durch die Rechnung machen wird. Damit meinte er aber bestimmt nicht Corona, aber wer weiß, was die damals hatten. Zumindest ist von daher überliefert, dass das Virus ein Neutrum ist. Böse ist es alle Mal. Ich hoffe also, dass bald mein großer Wunsch erfüllt wird, und ich dann in einer schönen neuen Küche meine Mahlzeiten zubereiten kann.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Ein Balkon bringt Licht und Schatten

Schon bei meinem Einzug hieß es, dass wir innerhalb der nächsten Jahre Balkone bekommen sollten. Das ist der Hauptgewinn, eine Wohnung mit Badewanne und Balkon. Zuvor hatte ich immer nur entweder das eine oder das andere. Da galt immer die Frage, was ist einem lieber, eine Badewanne oder ein Balkon? Ich habe schon beides gehabt. Da wir allerdings elektrische Boiler benutzen, gehe ich mit dem Baden auch aus ökologischen Gründen recht sparsam um. Trotzdem ist es schön, nicht nur eine Duschkabine zu haben. Letztes Jahr erhielten wir einen Brief, dass in unserer Straße mit dem Bau der Balkone begonnen werden sollte. Ein Plan wurde erstellt, und zu meiner großen Enttäuschung sollte ich erst im Jahre 2021 dran kommen. Zum Glück hat Corona nicht so einen großen Einfluss auf den Bau der Balkone gehabt, sodass es hier nicht zu größeren Verzögerungen kommt. Nun war aber die Frage, wo die Heizung hinkommt, wenn die Balkontüre eingebaut wird, da nun ja die Heizung direkt unter dem Fenster ist. Ich müsste ja dementsprechend meine Möbel umstellen. Dies hat ja auch Auswirkungen auf meine neue Küchenzeile. Eine Weile musste ich der Information, wo die Heizung hinkommt, hinterher laufen. Ich rief also mehrfach bei unserer Hausverwaltung an. Irgendjemand sagte mir dann, die Heizung käme wohl nach links neben die Balkontür, aber da wäre ja kein Platz, darum hieß es dann, nein, sie kommt doch nach rechts. Dann wäre aber meine Küchenzeile schmäler. Somit rief ich immer wieder dort an, um die richtige Person ans Telefon zu bekommen. Einmal hieß es dann, sobald er meinen Namen hörte, er müsse erst warten, bis ein Vorgesetzter wieder da sei. Ich wunderte mich schon, warum ich auf einmal so auf Abstand gehalten wurde. Aber den Grund sollte ich bald erfahren. In der Zwischenzeit war ich auf einem Vortrag über zivilen Ungehorsam. Dort ist mir jemand von unserer blinden Seelsorge über den Weg gelaufen und hat mich angesprochen und ist mit mir zum Bahnhof gegangen. Die Frau kannte mich, da ich schon ein paarmal dort Bücher ausgeliehen und wieder zurückgebracht hatte. Ich erzählte ihr von meinem Chaos mit meiner Küchenplanung. Daraufhin sagte sie mir, sie kenne ein Küchenstudio, welches enge Verbindungen zu unserer blinden Schule hätte, und dass eine blinde Person sich auch dort eine Küche hat machen lassen. Sie nannte mir den Stadtteil des Küchenstudios. Ich fand dann über mein Smartphone die Postleitzahl des Stadtteils heraus und suchte dann über diese Postleitzahl des Küchenstudio. Ich rief dann aufs Geratewohl dort an und fragte nach, ob sie Verbindungen zur Blindenschule hätten. Ich hatte Glück, es war genau das richtige Möbelgeschäft. Er bot mir auch noch an, mit der Hausverwaltung Kontakt aufzunehmen, um die Sache mit der Heizung herauszubekommen. Welch eine Fügung! In der Zwischenzeit rief ich noch mal bei unserer Hausverwaltung an. Die Frau an der Pforte hatte dann ein großes Engagement und sagte mir, falls ich von dem Techniker bis zum Mittag nichts hören würde, sollte ich noch mal bei ihr anrufen, sie würde ihn da noch mal ansprechen. Das tat ich dann auch, nachdem ich vergeblich gewartet hatte. Prompt läutete dann mein Telefon, und der Architekt war am Apparat. Er machte umgehend einen Termin für die nächste Woche mit mehr aus. Er würde dann die Pläne mitbringen, um die Sache mit dem Balkon und der Heizung mit mir zu besprechen. Die Frau an der Vermittlung rief dann noch mal bei mir an und erklärte mir, dass der technische Leiter schon längst mit dem Architekten Kontakt aufgenommen hatte, ihn aber erst heute auf der Baustelle erreichen konnte, um ihn noch mal auf das Problem mit der Anschaffung meiner Küche und der Positionierung der Heizung im Zuge der Planung der Balkone anzusprechen. Daher hat mich der Architekt dann eben sofort selbst angerufen. Jetzt kann ich mir auch das Zögern des Angestellten erklären, als er meinen Namen hörte. Wahrscheinlich wurde ihm geheißen, erst noch abzuwarten und die Sache zurückzustellen, bis der technische Leiter den Architekten hatte erreichen können. Ich hatte während des Termins mit dem Architekten gerade Besuch aus dem Schwarzwald. Mein guter Freund war wieder einmal da, wir hatten es doch nach längerer Zeit mal wieder geschafft, dass er mich besuchen konnte. Er sollte also auch dabei sein, da er ja als sehender die Sache besser überblicken könnte. Der Architekt hatte die Pläne auf seinem Handy. Er meinte, ich solle mir um die Küchenzeile keine Gedanken machen, es wäre doch schade, nicht die ganze Zeile auszunutzen. Die heutigen Heizkörper hätten ein Zirkulationssystem, sodass die Luft von unten angesaugt und nach oben wieder heraus geblasen würde. Daher könne ich auch meine Bank vor die Heizung stellen. Man würde also die Heizung auf die längere Seite links hin montieren, und so könnte ich dann das Billy Regal und die Bank austauschen, denn das Billy Regal würde hinter der Balkontüre Platz finden. Die Bank würde ja verhindern, dass man die Tür öffnen kann. Das war von Anfang an der Plan, diese beiden Gegenstände dann auszutauschen. Nun würde also die Bank vor der Heizung stehen, meine Besucher hätten es also immer schön warm im Winter. Im Sommer sowieso. Somit brauchte ich also bei den unteren Schränken meiner Küche keine Abstriche zu machen. Der Architekt meinte, die Leitung der Heizung ginge um die ganze Küche herum, sodass die Heizung überall hin könnte. Notfalls könne man sie auch hinter die Küchentür machen. Er sagte, ich solle meine Küche einfach planen und keine Rücksicht auf die Heizung nehmen. Er erklärte uns dann noch, wie die Balkone aussehen würden. Zu meiner großen Freude erstreckt sich der Balkon über die gesamte Schmalseite der Küche, mit 5,40 m erhalten wir, mein Nachbar und ich, einen Doppelbalkon mit Trennwand. Die Tiefe beträgt 1,50 m. Der Balkon wird nahezu so groß wie der in meiner alten Wohnung. Somit kann ich all meine Möbel wieder dorthin stellen. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Aufgrund des Denkmalschutzes kann keine Balkontür eingebaut werden, die ganz und gar aus Glas besteht. Der untere Teil wird aus Holz sein, und in der Fensterscheibe gibt es eine senkrechte und eine waagrechte strebe. Das obere Drittel geht ganz durch, der untere Teil des Fensters ist dann durch eine senkrechte Strebe geteilt. Somit habe ich weniger Licht als zuvor. Ich dachte, wenn eine Glasscheibe eingesetzt wird, hätte ich dann die ganze Morgensonne auf der Ostseite. Ich habe mir daher überlegt, dass ich im oberen Drittel vielleicht bunte Fensterbilder oder durchsichtige farbige Folie anbringen könnte, damit es etwas wie ein altes Fenster mit Bleiverglasung, also Tiffany aussieht. Dann leuchtet die Sonne herein und bringt etwas Farbe mit. Der Architekt erklärte uns auch den Ablauf der ganzen arbeiten. Es gebe 3 Tage, wobei an einem Tag das Loch für die Balkontür, der Boden und die Balkontüre selbst angebracht würden. Man hätte aber dann noch 2 Tage, falls sich etwas verzögert oder nicht gleich klappt. Am selben Tag würde auch die Heizung versetzt. Dann dürfe ich 4 Wochen nicht auf den Balkon. Man würde ein Brett vor die Türe machen, denn sonst kämen die Mieter in Versuchung, doch einmal schnell auf den Balkon zu gehen. Ehe der Architekt den Balkon nicht abgenommen hat, darf man ihn nicht betreten. Denn das gelte als stille Abnahme, dann könne der Architekt nicht mehr in Regress genommen werden. Es sei schon vorgekommen, dass Leute heimlich auf den Balkon gegangen seien, dann hätte es Schäden gegeben, und der Architekt sei dafür verantwortlich gemacht worden, wobei das Betreten dann doch rausgekommen war. Die Farbe des Geländers wäre ein helles Braun, denn es würden eine Art Holzbretter verwendet. Ich stelle mir das in etwa so wie bei Küchenschränken aus Holzimitat vor. An die Trennwand, an die nichts hingenagelt werden darf, kommt aber eine Halterung für Kleiderbügel. Es wurde aber offenbar an alles gedacht, damit niemand individuelle Veränderungen vornimmt. Es soll auch eine Vorrichtung für 2 Blumenkästen geben. Man kann dann seine eigenen Blumenkästen hinein stellen. Meine Blumenkästen warten schon sehnsüchtig darauf, dass dieser Moment kommt. Ich hatte mir gedacht, vielleicht kann man, ohne etwas anbohren zu müssen, einen Spiegel an die Trennwand in schräger Lage anbringen, um etwas Licht in die Küche zu bekommen. Der Architekt meinte, wir könnten doch etwas herumlaufen und uns die bereits angebrachten Balkone einmal ansehen. Ich war nun erst einmal beruhigt, dass die Sache mit der Küchenzeile geklärt war, und wir hier weitermachen konnten. Wir gingen also los, um uns die bereits bestückten Wohnungen einmal von außen anzusehen. Mein Bekannter hob mich etwas über den Bauschutt, sodass wir näher an den Balkon herankamen. An den Häusern waren schwarze Leichtmetallstangen befestigt, die von unten bis oben senkrecht angebracht wurden, und dort hängen die Balkone drin. Da die Balkone doch relativ breit sind, gibt es bei jedem Balkon in der Mitte noch einmal eine senkrecht verlaufende Stange. Die Farben sind immer etwas anders. Es gibt sogar Häuser, die durchgehende Glastüren haben. Nebendran ist sogar noch ein kleines Fenster bei denen. Offenbar hängt das auch mit dem Denkmalschutz zusammen. Zufällig landeten wir genau bei dem Balkon meines Nachbarn, der alles mitkriegt und immer aus dem Fenster herausschaut. Auch hier besteht Licht und Schatten. Auf der einen Seite ist es schön, wenn jemand sofort zur Stelle ist, wenn man Hilfe braucht. Auf der anderen Seite fühle ich mich auch immer etwas beobachtet, wenn einer auf magische Weise wie Jack in the Box auf einmal vor mir auftaucht, rauchend vor meinem Fenster steht, oder ganz gebannt in meinem Briefkasten schaut, wenn ich ihn öffne, um mir dann zu erklären, dass nichts drin ist. Daher bleibe ich immer so lange seelenruhig vor meinem Briefkasten stehen, bis er weg ist. Ich unterhalte mich dann eine Weile mit ihm, mache aber keinerlei Anstalten, das Ding aufzumachen. Es ist zwar nichts Geheimes drin, aber ich habe immer das Gefühl, als käme mir da jemand zu nahe und würde mir in den Mund schauen. Der Preis ist, dass, wenn ein Brief herausfällt, er ihn auch sofort entdeckt und mich darauf aufmerksam macht. Das ist die Ambivalenz von Fürsorge und Kontrolle. Dieser Nachbar kam auch prompt jetzt an seine Balkontür, hinaus treten konnte er ja noch nicht. Er erklärte uns, dass die Arbeiten doch etwas länger dauern würden, als man ihm das gesagt hätte. Die Miete würde um 50 € angehoben. Und ich solle auch bedenken, dass der Balkon über mir ebenfalls Schatten wirft. Das würden viele nicht bedenken. Er hätte jetzt den ganzen Tag in der Küche das elektrische Licht brennen und hätte andere Lampen gebraucht. Ich habe sowieso, sobald ich in der Küche bin, das Licht an, es sei denn, ich erwische an einem heißen Sommermorgen noch den Zeitpunkt, an dem die Sonne direkt in meine Küche scheint, und ich dann die wunderbare Morgensonne auf der Ostseite ohne elektrisches Licht genießen kann den Rest des Tages ist es dort sowieso schon immer ziemlich schattig.. Daher kam mir eben auch die Idee mit dem Spiegel. Er muss halt nur so angebracht werden, dass sich niemand beobachtet fühlt. Denn rechts von mir ist die Türe unseres eingangs in den Innenhof. Das könnte so aussehen, als ob ich beobachten wollte, wer rausgeht und reingeht. Vielleicht ahmt mein Nachbar dann diese Konstruktion womöglich auch noch nach...lach… Er ist aber nicht mein direkter Nachbar. Da könnte man sich glatt das Kabelfernsehen sparen... Ich freue mich schon riesig auf meinen Balkon. Ich freue mich, wenn ich die Sachen aus dem Keller herauf holen kann. Ich freue mich schon darauf, wenn der Keller wieder etwas übersichtlicher wird. Ich freue mich, wenn ich dann die 1. Samen in meine Blumenbeete streuen kann. Und ich freue mich, wenn ich dann vielleicht an einem Sommermorgen die Morgensonne auf der Ostseite bei einem Frühstück direkt draußen auf meinem Balkon genießen kann. Und ich freue mich darauf, den ganzen Tag im Schatten zu sitzen, wenn es brütend heiß ist, und abends noch eine Weile draußen auf dem Balkon sitzen zu können. Aber dazwischen kommt noch die Sache mit der Küche.