Mittwoch, 21. Oktober 2020

Zum Nikolaus gibt es Küche oder Coronabeschränkungen

Es ist geschafft! Vor einer Weile saß noch so aus, als ob es mit der Küche gar nichts würde. Zum einen hatte ich zu wenig Geld, und zum anderen war es schwierig, passende Schränke zu finden, da einige Dinge bereits bestehen. Außerdem musste ja jemand die Küche auch aufbauen. Wegen Corona habe ich wenig persönliches Budget gebraucht. Denn es durfte eine Zeit lang ja niemand kommen. Im Juli war aber die Abrechnung. Den Überstand musste ich zurückzahlen. Alle meine Argumente halfen nichts, dass ich ja jetzt noch einiges nachzuholen hätte, was in der Zeit der verstärkten Beschränkungen nicht erledigt werden konnte. Ob es nicht möglich wäre, mir etwas von dem Geld zu lassen. Nein, es sei nur möglich, einen Monat mehr auf dem Budgetkonto zu haben, den Rest müsse man zurückgeben. Da ich merkte, dass ich hier nicht weiter kommen würde, fragte ich, ob ich denn einen Antrag stellen könnte, für die nächsten 3 Monate etwas mehr Geld zu bekommen. Ja, das ginge, aber das müsste ich dann eben begründen. Zusätzlich hatte ich ja noch das Problem, dass ich nicht wusste, wo die Heizung hinkäme, wenn ich einen Balkon mit der entsprechenden Tür bekommen würde. Hier stand ich derzeit noch an dem Punkt, wo ich laufend nachhaken musste. Ich war wirklich am Ende und dachte, das war es jetzt. Vielleicht soll ich keine neue Küche haben, da ich einmal träumte, dass ich nach 3 Jahren wieder ausziehen müsste wegen einer gefundenen Fliegerbombe. Das war natürlich nur ein Traum, aber ich hatte schon häufig Dinge geträumt, die hinterher auch so eingetreten waren. Irgendwie hat man ja doch eine gewisse Intuition. Vielleicht war es auch nur die Angst, hier wieder weg zu müssen. Ich dachte, vielleicht soll ich die Küche nicht haben, denn wenn ich umziehen müsste, würde sie in eine neue Wohnung nicht reinpassen. Meine Assistentin meinte, ich solle doch nicht immer gleich aufgeben, sie hätte doch auch kämpfen müssen, um eine Lohnerhöhung in ihrem anderen Betrieb zu bekommen. Ich war ziemlich verärgert, denn ich habe mein Leben lang um jeden Knopf und um jeden Schritt kämpfen müssen. Das lasse ich mir ungern sagen. Ich war immer sehr hartnäckig. Aber man muss auch merken, wann man aufgeben sollte. Und zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als wäre dieser Moment gekommen. Zufällig war ich damals in einem Vortrag über zivilen Ungehorsam. Als ich gerade beschloss, nicht mit dem Taxi nach Hause zu fahren sondern meinen Navigationsgürtel wieder mal auszuprobieren, sprach mich die Frau von der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge an, die ebenfalls auf diesem Vortrag war. Ich kannte sie, da ich mir dort einige Bücher ausgeliehen hatte. Sie würde mich zum Bahnhof begleiten. Auf dem Weg zum Bahnhof klagte ich ihr mein Leid über mein Projekt mit der Küche, welches einfach nicht voran kam. Da fragte sie mich, ob ich eine bestimmte blinde Person kenne, die sei in einem Küchenstudio gewesen, die Verbindungen zur hiesigen Blindenschule hätten, und die ihr gut geholfen hätten. Sie nannte mir den Stadtteil. Über Google fand ich dann auch gleich die Postleitzahl des Stadtteils heraus und befragte dann wieder Google, wo es in diesem Postleitzahlbereich ein Küchenstudio gäbe. Prompt wurde mir das richtige genannt. Ich rief also an, wobei ich ja noch nicht wusste, ob es überhaupt das richtige sein würde. Aber sie meinten, ja, sie hätten diese Frau bedient, und wenn das bei ihr geklappt hätte, würde das bei mir auch klappen. Ich sagte denen ganz offen und ehrlich, dass ich wenig Geld hätte, und dass ich noch nicht wüsste, wo die Heizung überhaupt hinkäme, und ich daher noch keinen Plan hätte, wie die Küchenzeile aussehen sollte. Er bot mir daher an, bei meiner Genossenschaft anzurufen und nachzufragen. Das war dann aber zum Glück nicht mehr nötig, da ich dann doch endlich mit dem Architekten verbunden wurde, der den Balkonbau plante. Somit hatten wir nun freie Bahn, denn ich hatte gerade Besuch aus dem Schwarzwald, dass ich mir eine Küche anschauen konnte. Ich rief also sofort dort an und machte mit dem man einen Besichtigungstermin aus. Wir fuhren mit dem Taxi dorthin, um pünktlich zu sein. Der Mann war noch beim Impfen. Das fand ich toll, denn es gibt ja heute so viele Menschen, die das Impfen rundweg ablehnen. Dieses Jahr habe ich mich auch wieder impfen lassen, konnte mich aber auch wieder wenig schonen, da ich Waschtag hatte und ziemlich viel von meinem Einkauf nach Hause schleppen musste. Ich war dann völlig kaputt, und am nächsten Tag musste ich im Bett bleiben. Zum Glück hat es mich aber dann dieses Jahr nicht erwischt wie letztes Jahr, wo ich nach meiner Impfung so sehr krank wurde, dass ich im Januar gleich wieder im Bett lag. Das zog ja dann den ganzen Rattenschwanz nach sich, über den ich hier auch berichtet habe. Während wir warteten, sahen wir uns schon einmal um. Das Möbelgeschäft machte einen eher wertkonservativen Eindruck, der sehr auf Familie achtet. Es gab sehr viele ziemlich teure Möbel für größere Familien. Ich dachte zunächst, da bin ich sicher verkehrt, das kann ich mir bestimmt nicht leisten. Wir gingen dann hinunter zu den Küchen. Und dort fand ich tatsächlich einen Schrank, der mir sehr zusagte. Er schien auch nicht so teuer zu sein. Das Holz war nicht echt, und es war etwas angeraut. Aber die Tür ließ sich nach oben klappen. Ein Bekannter von mir sagte mir, dass man dies Guillotine Türen nennt. Das war genau das, was ich wollte, damit ich mir nicht dauernd den Kopf stoße. Ich dachte aber immer, das sei unerschwinglich. Mein Besuch schreckte schon jedes Mal zusammen, wenn ich vor der Küchenzeile herumlief, und eine Türe offenstand. Aber da ich die Bewegungen bereits gewohnt bin, stoße ich mich eher selten. Ich gehe ganz unbewusst um die geöffneten Türen herum. Aber auf der anderen Seite habe ich noch einen alten Schrank meiner Eltern, der ebenfalls 2 Türen hat, die sich wie ein Garagentor nach oben aufklappen lassen. Wir gingen dann wieder nach oben, da der Chef der Firma nun da war. Ich sagte ihm, dass ich gerne das Modell mit den Guillotinetüren hätte. Er fing sofort an zu lachen. Das Wort hatte er noch nie gehört. D. h. irgendwas mit Knick-Falt-Klapptüre oder so ähnlich. Ein Bildschirm wurde zu uns hin gedreht, und er machte ihn so hell, dass auch ich etwas erkennen konnte. Die Masse hatte ich ihm bereits per E-Mail geschickt. Das Holz, welches ich mir ausgesucht hatte, war ziemlich hell. Er meinte, diese Art von Holz würde häufig genommen. So konnte ich dann meine eigene Küchenzeile auf dem Bildschirm bewundern. Es stellte sich aber heraus, dass es auch glattes Holzimitat gab, und das war sogar günstiger. Und es ist leichter zu putzen. Er meinte, ich solle das nicht nur auf dem Computer sehen sondern auch fühlen. Somit gingen wir noch einmal mit ihm hinunter. Erachtete immer genau darauf, dass ich nirgendwohin viel oder über nicht stolperte. Er wies mich auch auf jede Schwelle hin. Ich war wirklich erstaunt. Er sagte mir dann, dass seine Frau früher Erzieherin in unserer blinden Schule gewesen sei. Er holte sie dann extra einmal her, und ich glich mit ihr ab, wenn wir beide kannten. Sie kannte einige Leute, die mir auch bekannt waren. Ich war zwar in einer anderen Schule, aber dennoch kenne ich viele Leute vor Ort, die diese Schule besucht hatten. Sie kannte auch eine Erzieherin, die ich auch von der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge kenne, die dort auch die Nachmittage gestaltet. Ich ertastete einige Holzimitate, und ich suchte mir dann auch eine schicke Arbeitsplatte aus. Er hätte mir zu einer weißen Platte geraten. Aber ich finde, zu einer hellbraunen Fläche passt er eine graue Arbeitsplatte. Und da ich viele helle Schneidbretter habe, stechen diese dann auch gut ab. Nun habe ich ein Imitat aus Ahorn, das geht leicht ins Altorsé. Und die Arbeitsplatte ist aus grauem Keramikimitat. Das sieht total schick aus. Eigentlich wollte ich ja einen Herd der B-Ware. Aber er riet mir davon ab. Denn wenn diese Herde eingebaut sein, würden die Knebel sehr heiß, wenn der Backofen an sei, da irgendwelche zusätzlichen Lüftungen fehlten. Er habe hier großen Ärger gehabt, daher würde er diese nicht mehr einbauen. Er nahm mich aber extra mit in sein Lager, fuhr und sogar extra mit dem Auto hin, und ich konnte die Knöpfe des Backofens ertasten, den er für mich für am günstigsten hielt. Und er holte sogar extra noch das Kochfeld hervor, und ich konnte mit einem Topf darauf herumfahren, um zu testen, ob ich die Rillen spüren würde, um nicht von den Platten weg zu rutschen, wo dann gar keine Hitze wäre. Denn für blinde ist es immer gut, Herde zu haben, wo die Platten hervor stehen. Dazu hatte er mir zunächst geraten. Aber ich hatte von Kochfeldern gehört, die auch tastbare Ringe haben. Die Herde, die ich mir zuvor angeschaut hatte, hatten sogar sichtbare Ringe. Bei diesem Herd ist der Ring zwar nicht weiß und sichtbar, aber man kann ihn erspüren, wenn man mit dem Topf darauf herum fährt. Angeblich soll dabei auch nichts zerkratzen. Zumindest dachte ich, dann kann ich diesen Herd auch nehmen. Außerdem riet er mir noch zu einer Dunstabzugshaube. Das wollte ich eigentlich nicht. Aber er meinte, sonst würden die schränke kaputt gehen. Ich weiß ja nicht, ob meine jetzigen schränke unten kaputt sind, wo der Herd ist. Aber so teuer ist die Dunstabzugshaube nicht. Er wollte erst dort keinen Schrank hinmachen, aber ich bestand darauf, dass über der Dunstabzugshaube noch ein paar Stellflächen hinkommen müssen. Denn sonst habe ich nicht mehr genügend Stauraum. Das ist auch möglich. Der hat aber dann eine normale Drehtür und keine Guillotine Tür, wie ich sie nenne. Glas nehmen wir jetzt gar nicht. Alle Türen werden aus Holzimitat sein. Aber er hat extra Runde Griffe ausgesucht, die sind aus Edelstahl, und man kann sie gut anfassen. Er hat sich wirklich Gedanken gemacht. Als wir dann wieder oben saßen, habe ich gerade heraus gefragt, wann können Sie liefern? Er war total platt. Aber worauf sollte ich denn noch warten? Seit Februar suche ich nun eine Küche, diese Küche sagte mir zu, sie war im Preis erschwinglich, sie erfüllte die Bedürfnisse, die ich erfüllt haben wollte, somit passte ja alles. Ich unterschrieb also sofort den Kaufvertrag. Nun besprachen wir noch, wann und wie die Küche geliefert würde. Er meinte, er wolle seine Monteure schonen, am 5. Dezember würde voraussichtlich die Küche kommen, am 7. Dezember wollten sie dann aufbauen. Sein Bruder sei Elektriker, der könne mir dann auch den alten Herd abklemmen und die alte Spüle und den alten Herd dann nach draußen bringen, damit die Genossenschaft ihn abholen könnte. Sie würden mir auch 2 der alten Schränke abmontieren, aber für den Rest müsste ich dann bezahlen. Das finde ich sehr sozial. Ich werde aber dennoch versuchen, vorher Leute zu finden, die alles abbauen. Dann können die gleich beginnen. Denn für jeden weiteren Schrank, den sie abbauen müssten, müsste ich dann die Arbeitszeit bezahlen. Der Preis für alles zusammen ist nur knapp über meinem Budgetrahmen. Ich werde meine Eltern bitten, mir den Herd zu Weihnachten zu schenken. Dann kommt es hin. Ich musste noch die Spülmaschine fotografieren und die Maße hinschicken. Den Typ konnte ich nicht ganz rauskriegen, aber irgendwann hat auch das geklappt. Denn links von der Spülmaschine kommt eine Blende hin. Ich habe jetzt noch 15 cm auf der linken Seite Platz. Aber mein Bekannter aus dem Schwarzwald meinte, jetzt hast du eine Spülmaschine mit 45 cm Breite. Wenn du später mal eine mit 60 cm Breite möchtest, hast du noch Spielraum. Das finde ich von Vorteil, denn eigentlich wollte ich den ganzen Raum nutzen. Aber irgendwann wird es vielleicht keine Spülmaschinen mehr mit 45 cm Breite geben. Und vom Stromverbrauch her sind die beiden Größen nicht sehr unterschiedlich. Aber ich brauche da nicht so häufig zu spülen und verbrauche insgesamt vielleicht sogar weniger Energie. Ich hoffe nur, dass diese Spülmaschine noch lange hält. Durchschnittlich habe ich bisher alle 7 Jahre eine neue Spülmaschine gebraucht, und das ist eigentlich kein Alter. Meine Waschmaschine ist schon über 20 Jahre alt und auch der Trockner. Das bedeutet, dass wir diese Woche schon einmal kaputtes Geschirr oder angeschlagene Ware aussortieren. Ich suche jetzt noch bei meinem Verein von Assistenten einen Handwerker, der mir die schränke abbaut. Ansonsten hat mir sogar die Frau, die mir das Koch Studio empfohlen hatte, die Telefonnummer eines Handwerkers gegeben. Der könnte das dann auch erledigen. Die Spülmaschine wird mir nicht wieder angeschlossen und auch nicht mein Wasserhahn. Denn das habe ich von einer anderen Firma. Er hat mir einige Geschichten erzählt, was ihm alles schon zugestoßen sei, wenn er etwas von anderen Firmen angeschlossen hatte. Ich bedauere es, dass ich die Mischbatterie für 50 € schon besorgt hatte, die ich jetzt mit Sicherheit nicht wieder los bekomme. Die hat nur einen Silikonknopf, um den Perlator einzuschalten. Er hätte jetzt für 120 € Wasserhähne gehabt, die man herausziehen und zu einer Brause machen kann. Das wollte ich mir eigentlich schon immer mal leisten, wenn ich eine neue Küche bekomme. Aber jetzt ist es zu spät. Damals hatten wir anders geplant. Das Spülbecken habe ich auch schon, das werden sie mir einsetzen. Die Spülmaschine ist ja bereits vorhanden, und die können Sie auch nicht anschließen. Das sei keine böse Absicht, aber sie hätten hier schlechte Erfahrungen gemacht. Er hat uns hier so manche Geschichte erzählt, die einen wirklich nur noch wundern kann. Somit könnte ich dann den Handwerker fragen, da er einen anderen Handwerker kennt, der wiederum Wasserarbeiten erledigen kann, so sagte es mir die Frau ebenfalls. Vielleicht finde ich da auch jemanden aus unserem Verein, da wir einen Elektriker haben, der bei uns auf 400 € Basis arbeitet. Das bedeutet also, eine Zeit lang werde ich ohne schränke auskommen müssen, da wir vielleicht Mitte November schon alles wegschaffen können. Das Wochenende um Nikolaus herum muss ich dann noch mal richtig leiden, wenn dann alle Möbel unaufgebaut dastehen, die Tassen und das andere Geschirr und Besteck ungeordnet in der Küche umher liegen, und ich weder Herd noch Spüle habe. Das mit dem Herd ist am wenigsten das Problem, denn ich habe noch eine Mikrowelle und eine Heißluft Fritteuse. Aber dafür erstrahlt dann die Küche hinterher in neuem Glanz. Die 1. Anzahlung ist getätigt, und voraussichtlich bekomme ich dann um Nikolaus herum meine Küche. Der Termin muss noch bestätigt werden. Und dann ist da ja noch Corona. Man weiß ja nicht, ob uns dieses böse Virus (illud malum virus, wie es Ovid schon nannte), einen Strich durch die Rechnung machen wird. Damit meinte er aber bestimmt nicht Corona, aber wer weiß, was die damals hatten. Zumindest ist von daher überliefert, dass das Virus ein Neutrum ist. Böse ist es alle Mal. Ich hoffe also, dass bald mein großer Wunsch erfüllt wird, und ich dann in einer schönen neuen Küche meine Mahlzeiten zubereiten kann.

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