Sonntag, 28. Dezember 2014

Auf ein Neues

Auf ein Neues
Das letzte Jahr habe ich ziemlich viel Zeit darauf verwendet, die passende Diagnose zu finden und bestimmte Dinge anerkennen zu lassen. Hier bin ich leider so gut wie keinen Schritt weitergekommen. Nun habe ich im Internet herausbekommen, dass in einer Stadt bei mir in der Nähe ein Zentrum für seltene Erkrankungen ist. Nachdem ich mich nach Münster gewandt hatte, und dort wie immer keine Antwort bekam, wie auch in Freiburg, als ich wegen meiner seltenen Erkrankungen bei den Spezialisten dort anfragte, habe ich nun in diesem Zentrum Glück gehabt. Es ist an die Kinderklinik angesiedelt, aber ich dachte, vielleicht schreiben sie mir trotzdem zurück und sagen mir, wo ich mich hinwenden kann. Stattdessen rief mich sofort die Sekretärin an und meinte, ein Pulmologe und eine Neurologin könnten meine Fragen beantworten. Außerdem würde gerade ein Film über dieses Zentrum gedreht, ob ich nicht Lust hätte, bei diesem Film mitzumachen. Ich sagte, dass ich beim ersten Gespräch noch niemanden dabei haben möchte, aber bei den Untersuchungen und den Folgegesprächen wäre das kein Problem. Ich mache mir mal lieber wenig Hoffnungen, dass sie mir über meine Fragen und Probleme mehr sagen können, ich vermute, dass sie einfach einen Komparsen für ihren Film brauchen, und sich daher so schnell gemeldet haben. Bereits am 8. Januar habe ich dort einen Termin. Hierfür muss ich dann sämtliche Befunde meiner Hausärztin und der Nephrologen dorthin schicken. Ich hoffe, dass nicht wieder alles nur auf die Psyche geschoben wird. Insbesondere die Probleme mit der Koordination oder mit sozialen Dingen hoffe ich, dass mir dort beantwortet werden. Aber ich vermute, dass außer meinen Augen und meine Nieren nichts mit meiner Grunderkrankung zu tun hat, auch nicht die Probleme mit den Gelenken. Ich hoffe also, dass die Hausärztin mehr die körperlichen Befunde hinschickt, damit sie nicht wieder alles auf die Psyche schieben können.
 
Nun habe ich ja seit einiger Zeit eine Ergotherapie. Dort mache ich auch schon Fortschritte. Zum Beispiel hat man mir gezeigt, wie man Verpackungen oder Verschlüsse auf bekommt, oder wie man Plätzchen aussticht. Außerdem zeigte er mir, wie man mit der kräftigeren Hand etwas aufschraubt, wie man das Schlüsselloch findet, oder wie man etwas gerade hält. Er hat mir auch von vielen Hilfsmitteln erzählt, und dies werden wir dann in der nächsten Runde angehen. Denn es sind schon wieder 10 Stunden vorbei. Zu Anfang hatte ich leichte Aufgaben, zum Beispiel in einer Kiste voller Bohnen Dinge herauszusuchen. Das steigerte sich dann, sodass ich verschiedene Verschlüsse aufbekommen musste, oder einen Stock gerade durch zwei Löcher stecken musste, oder eine Schnur auffädlen sollte. Neben Tast-Domino oder Tast-Memory, wo mein Tastsinn trainiert wurde, übten wir auch, dass ich höre, wann eine Thermoskanne voll wird, oder wann eine Tasse voll ist. Dies sind alles banale Dinge, doch für mich sind diese Sachen häufig eine Herausforderung. Am Ende haben wir dann Plätzchen gebacken. Dabei habe ich gleich meine neu erworbenen Fertigkeiten anwenden können. Im nächsten Jahr wollen wir dann zu einem sanitäts-Geschäft gehen, um nach Hilfsmitteln für mich zu schauen. Ich werde also entweder zum Neurologen oder zu meiner Hausärztin gehen, um wieder ein neues Rezept zu erhalten. Ich hoffe, dass der Neurologe wieder zustimmt.
Wie ich bereits berichtet habe, habe ich nun endlich die Erlaubnis, ein Katzennetz anzubringen. Leider habe ich auch bis jetzt noch kein Kätzchen gefunden. Wir haben versucht, im Internet auf Anzeigen zu antworten, doch irgendwie hat es nie funktioniert. Auf eine Anzeige, die mir ein Bekannter eingestellt hat, hat sich nur eine Tierhilfe-Organisation gemeldet. Dort kann man auf deren Internetseite nachschauen, ob man etwas findet. Eine große Hilfe ist mir dies nicht.
Nächstes Jahr werde ich es noch einmal angehen, meine Nase operieren zu lassen. Mein Kieferchirurg, der auch Gesichtschirurg ist, hat mir angeboten, dies zu übernehmen. Hierfür  muss ich am 22. Januar ins Krankenhaus und werde noch am selben Tag operiert. Normalerweise kann man das in seiner Praxis machen lassen, doch aufgrund meiner Erkrankungen und aufgrund der Sicherheit ist es besser, dies im Krankenhaus stationär durchführen zu lassen, wo dann auch Schwestern sind, die einem helfen. Mein Freund aus dem Schwarzwald hat sich angeboten, in der Zwischenzeit auf meine Wohnung und auf meinen Kater aufzupassen. Der Arzt hat sechs Fotos aus verschiedenen Perspektiven gemacht und am Computer vorgeführt, wie die Nase am Ende aussehen könnte. Allerdings kann es auch sein, dass es nicht den Vorstellungen entspricht, die man sich davon macht. Man muss also immer damit rechnen, wieder enttäuscht zu werden. Aber selbst wenn es nur ein kleines bisschen besser wird, hat es sich vielleicht gelohnt.
Da mir meine Studienzeit sehr gut gefallen hatte, und ich nicht bis zum Ende meines Lebens nur nutzlos herum sitzen wollte, habe ich versucht, einen Studienplatz im Fachdisability studies zu bekommen. Analog zu den Gender studies geht es darum, die Wechselwirkung zwischen Behinderungen, Behinderten und der Gesellschaft zu erforschen, inwieweit zum Beispiel gesellschaftliche Gegebenheiten den einzelnen mit seiner Beeinträchtigung beeinflussen, behindern oder fördern. Hier wird Behinderung in einem sozialen Modell gesehen, das bedeutet, dass Behinderung von außen konstruiert ist. Leider gibt es in Deutschland noch keinen einzelnen Studiengang für dieses Fach, sondern, wie ich es verstanden habe, nur in Kombination mit anderen Studienfächern. Ich habe mich hierfür in eine Mailingliste eintragen lassen, bestehend aus Behinderten (auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern), die für die Etablierung eines solchen Studienganges eintreten. In England, genauer gesagt in Leeds, gibt es einen Studiengang für Disability studies, doch geht dies ja nur im Fernstudium, und ich müsste, da in England Studiengebühren erhoben werden, ziemlich viel Geld hinlegen. Ich habe mehrere Stiftungen angeschrieben, doch sind bisher nur negative Antworten gekommen. Außerdem brauchte ich dazu mein Diplomzeugnis in Englisch, welches ich mittlerweile nach mehreren hartnäckigen E-Mails an meine ehemalige Uni, dann doch endlich bekommen habe. Meine Arbeitszeugnisse müssten ebenfalls übersetzt werden, da ich zwei verschiedene Referenzen und Empfehlungen für dieses Studium brauche. Dies habe ich noch nicht getan, da ich zu der Zeit wenig Geld hatte, und selbst als Übersetzerin gerne diese Aufgabe übernommen hätte, und dann nur noch jemanden gebraucht hätte, der mir diese Übersetzungen beglaubigt. Dies können nur vereidigte Übersetzer, die es nicht überall gibt. Diese Übersetzer wollen natürlich selbstverständlich nicht etwas beglaubigen, was sie nicht selbst übersetzt haben, und woran sie nichts vorher verdient haben. Da es ziemlich umständlich war, all diese Dokumente zu bekommen, und da ich bisher sowieso keine Stiftung gefunden habe, die mir diesen Studiengang bezahlt hätte, habe ich diese Unternehmung nun auf das nächste Jahr verschoben. Ich habe auch eine Stiftung gefunden, bzw. mein Nephrologe hat mir nach mehrmaligem Bitten die Adresse gegeben, wobei diese Stiftung Menschen mit Nierenerkrankungen unterstützt. Ich hoffe, dass ich dort Glück habe. Bisher habe ich noch nicht dorthin geschrieben, da ich die ganze Sache ja sowieso erst einmal auf nächstes Jahr verschoben habe. Der Studienbeginn ist im September, daher habe ich jetzt genügend Zeit, alles vorzubereiten. Parallel dazu möchte ich, dass die Fernuni Hagen einen Studiengang in Disability Studies einrichtet. Aus der Mailingliste, in der viele Professorinnen sind, hat niemand so richtig mitgezogen. Man hat dort die Befürchtung, dass dann wieder Nichtbehinderte das Ruder übernehmen und bestimmen, was in diesem Studiengang vorkommt oder nicht. Dabei braucht man ja nur selbst die Initiative zu ergreifen und Vorschläge zu machen. Ein einziger hat sich aber bereit erklärt, einmal nach Hagen zu fahren, da er dort in der Nähe wohnt, um das Konzept der Disability studies vorzustellen. Zumindest hat man dort Interesse gezeigt, ob aber so ein Studiengang dort implementiert werden kann, ist noch nicht sicher. Aber ich habe Hoffnung. Denn so ein Fernstudium bietet sicher gerade für Behinderte an, die aufgrund ihrer Erkrankungen kein Präsenz-Studium machen können. Ansonsten ist der Kontakt in der Liste nicht ganz einfach. Hier sind ziemlich viele Leute mit ideologischen Standpunkten, die manchmal sehr radikal sind, manchmal aber auch wieder genau das Gegenteil ausdrücken. Zum Beispiel gab es jetzt eine Kampagne vom Rundfunk und von der Zeitung, dass Behinderte in der Woche der Toleranz aufschreiben sollten, was sie an Nichtbehinderten stört. Ich habe diesen Aufruf auch in die Liste gestellt, und dann kam gleich die Reaktion: solange sich die herrschenden Verhältnisse in der Gesellschaft nicht ändern, können wir sowieso nicht mit den Nichtbehinderten auf Augenhöhe diskutieren, daher macht es eh keinen Sinn. Oder es hieß: nun müssen nur wieder wir tolerant sein, und am Ende läuft es  wieder nur darauf hinaus. Ich habe dem einen, der dies schrieb, meinen Brief an den Rundfunk gezeigt. Er meinte, ich hätte ruhig noch mutiger sein können, und ich solle dies alles einmal in die Liste stellen, ich würde dort sicher sehr viele gleich gesinnte finden, denen ich aus dem Herzen spreche. Ich schrieb solche Dinge wie: dass Behinderte einfach geduzt werden, dass man einfach angefasst wird, dass Leute während des Gespräches einfach weg gehen, dass man für Dinge bewundert wird, die eigentlich gar nichts mit der Behinderung sondern nur mit Geist und Grips zu tun haben usw. Außerdem betonte ichin der Liste, dass es auch auf das Individuum ankommt, und dem Individuum geholfen werden muss, und nicht immer nur die ganze Gesellschaft abstrakt im Blick gehalten werden sollte. Immerhin geht es ja um den einzelnen Menschen, der wichtig ist, und nicht immer um eine abstrakte Gesellschaft. Statt aber nun, wie mir angekündigt wurde, Zustimmung zu erhalten, wendete sich das Blatt, und einer meinte, wir Behinderten müssten toleranter gegenüber den Nichtbehinderten sein, das sei ja schließlich auch eine Form der Toleranz. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass es nichts mit Intoleranz zu tun hat, wenn ich es mir nicht gefallen lasse, wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Hinterher hieß es dann, dies wäre nur bei mir so, den anderen ging es nicht so, und ich solle doch einmal eine Therapie machen, um mich besser wehren zu können, und um toleranter gegenüber der Nichtbehindertengesellschaft zu werden. Am Ende war wieder ich diejenige, mit der etwas nicht stimmt, und man sagte mir, eine Veränderung der Gesellschaft würde an meinen Problemen nichts ändern. Von denen, die zuerst sagten, ich solle doch mutiger sein, und die mir persönlich schrieben, sie fänden es eine Unverschämtheit, dass nun wieder der Behinderte gegenüber den Nichtbehinderten tolerant sein müsse, kam zu meiner Unterstützung in der Liste kein Sterbenswörtchen mehr. So stand ich alleine und als diejenige dar, von der es doch „mutig und ehrlich“ war, solche Probleme in der Liste zu erörtern, und dies auch noch auf eine ach so unwissenschaftliche Weise. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr Disability studies beginnen kann, oder dass ich zumindest so viele Texte habe, dass ich mich selber weiterbilden kann. Ich hatte auch gehofft, wozu mich auch einer der „Mut-Macher“ angestiftet hat, dass es dort Leute geben müsse, die mich mit Texten versorgen und ein gewisses Mentoring und Empowerment bei mir durchführen, um mich politisch zu stärken, mehr für meine Rechte einzutreten, und mir mehr Rückendeckung zu geben, dass meine Wünsche und Bedürfnisse berechtigt sind. Stattdessen wurde ich darauf verwiesen, dass es schließlich Peer-Beratung gäbe, und ich solle mir doch in der Nachbarschaft jemanden suchen, der mir hier helfen könne, die Liste sei hierfür nicht zuständig. Es wäre schön gewesen, hier mehr Bestätigung und Bestärkung zu erfahren. Vielleicht gehe ich auch nächstes Jahr wieder aus der Liste heraus, wobei ich mit denen Kontakt halte, die sich vielleicht für ein Studium an der Fernuni Hagen in diesem Bereich einsetzen.
Im Moment habe ich den Abstand zu meiner Familie etwas vergrößert und den Kontakt etwas eingeschränkt, da mir viele Aspekte nicht gefallen und auf die Nerven gehen. Dies soll kein totaler Abbruch sein, aber eine Zeit lang möchte ich den Kontakt so kurz wie möglich halten, und irgendwann, wenn ich will, den Kontakt wieder aufnehmen.
 
Ich habe ja auch, wie in einem anderen Beitrag beschrieben,  die Dialyse gewechselt, und bin in der Spätschicht sehr zufrieden. Bis jetzt sind die Schwestern noch sehr nett, geduldig und hilfsbereit. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft weiterhin so bleibt. Leider gibt es dort kein warmes Essen, sondern nur Brötchen, sodass ich mir immer vor der Dialyse eine warme Mahlzeit organisieren muss. Da ich die schöne Zeit, die ich durch die Spätschicht gewonnen habe, nicht mit Kochen vergeuden möchte, gehe ich oft zum Metzger in der Nähe. Allerdings ist der Speiseplan dort nicht sehr abwechslungsreich, sodass ich auch viel von Bofrost auftauen muss. Vor der Dialyse möchte ich immer gerne einen Espresso trinken, etwas Süßes haben und einen schönen Film anschauen. Dies gestaltet sich manchmal etwas umständlich, da häufig vor lauter Stress etwas daneben geht. Diese 2 Stunden sind mir wichtig, um vorher noch etwas Ruhe zu haben und noch etwas die Zeit genießen zu können. Ich hoffe, dass dies sich auch noch bessert und besser einspielt.
Mit dem sprechenden Fernseher klappt das schon ganz gut, und ich schaue mir die Sendungen an, in dem ich den Ton über Bluetooth auf meine Stereoanlage streame. Dies klappt manchmal besser und manchmal schlechter.  Zu meinem Geburtstag möchte ich mir dann noch WLAN-Lautsprecher kaufen, damit ich nicht immer die ganze Stereoanlage einschalten und Bluetooth am Fernseher einstellen muss, was nur sehend möglich ist. Für die Dialyse möchte ich dann auch Bluetooth-Kopfhörer, damit ich nicht immer dieses Kabel-Gewehre habe, wenn ich die Kopfhörer aufräumen muss, um sie wieder mit nach Hause zu nehmen.
 
Ich habe jetzt zum Kabel auch mit dem PC gewechselt. Es war ziemlich umständlich, da ich vier bis fünfmal anrufen musste, damit der mir im Erstgespräch zugesagte Techniker auch wirklich kommt. Als er dann da war, stellte sich obendrein heraus, dass die ISDN-Anlage, die ich habe, nur mit einer FRITZ!Box zu betreiben sei, die dann wieder statt 3,00 € 5,00 Euro kostet. Nur eines meiner Telefone ist WLAN-fähig, sodass wir von der FRITZ!Box zur Kabeldose ein langes Kabel ziehen mussten, damit die FRITZ!Box in der Nähe der Telefone ist, um die ISDN-Anlage daran anschließen zu können. Dies wird erst dann alles umgesteckt, wenn am 2. Januar zwischen acht und 18:00 Uhr das Telefon umgestellt wird. Ich hoffe, dass dies etwas reibungsloser vonstatten geht. Da der Computer in der Nähe der FRITZ!Box ist, erschien es mir nicht notwendig, ihn über WLAN laufen zu lassen, sondern wir schlossen wieder das alte WLAN-Kabel an. Daher kann ich das teure Sicherheitspaket abbestellen. Nun muss ich aber dennoch drei Euro mehr als geplant bezahlen, da die FRITZ!Box teurer ist, und man das WLAN nicht abbestellen sondern nur abschalten kann. Da ich sowieso jeden Monat diese zwei Euro bezahle, habe ich die Gelegenheit genutzt, und bei meinem  WLAN-fähigen Fernseher das WLAN einrichten zu lassen. Eigentlich sei der Techniker hierfür nicht zuständig, aber er hat es ausnahmsweise gemacht, und den WLAN-Schlüssel eingegeben. Den hat er mir nun auch diktiert, so das ich ihn jedem geben kann, der bei mir im Internet auf seinem Gerät etwas nachschauen möchte. Dies ist auch praktisch für die Helferinnen, die ab und zu mit ihrem iPhone oder ihrem Smartphone etwas für mich im Internet recherchieren wollen, und wir dann nicht jedes Mal den PC einschalten müssen. Dies spart dann auch Kosten für die Helferinnen, die ja dann über mein WLAN kostenlos im Internet surfen können. Der Schreck war dann groß, als ich am nächsten Tag E-Mails senden wollte, aber jede E-Mail als unzustellbar wieder zurück kam. Ich rief zunächst meinen PC-Menschen an, der war aber nicht zu Hause, so das nur der Anrufbeantworter der Firma lief. Dann rief ich bei der Kabel-Firma an, die seien aber nicht zuständig, man verwies mich an die FRITZ!Box-Firma, wobei diese meinten, das habe nichts mit ihnen zu tun, ich solle bei meiner jetzigen Telefongesellschaft anrufen. Diese wollten dann aus der Ferne auf meinen PC zugreifen, aber dann hat die Sprachausgabe nicht mehr funktioniert, sodass ich die Verbindung nicht herstellen konnte. Mittlerweile hat mir die neue Kabel-Firma die Telefonnummer eines kostenpflichtigen PC-Dienstes gegeben. Ich war ziemlich sauer, denn schließlich hatte es ja mit dem neu-Anschluss zu tun, und da sah ich eigentlich nicht ein, dass ich dafür obendrein noch zahlen muss. Die versprachen mir dann, zurückzurufen. Mittlerweile rief mich mein PC-Mann an, der meinen Hilferuf auf dem Anrufbeantworter abgehört hatte. Nach etwas längerem Nachdenken versuchten wir dann, eine Tandem-Sitzung mit unserem Sprachausgabe-Programm zu machen, und dafür eine Verbindung herzustellen. Beim ersten Mal klappte es nicht, aber wenige Minuten später, als wir es noch mal versuchten, hat es dann endlich funktioniert. Was er herausfand, war, dass die Sicherheitseinstellungen meiner E-Mails gar nicht gestimmt haben, und es sowieso ein Wunder war, dass ich bisher Mails verschicken konnte. Der alte Telefonanbieter war nicht zu streng, daher hat es da noch funktioniert. Mit der FRITZ!Box und deren  Firewall hat das dann wohl nicht mehr geklappt. Indirekt hatte es also sehr wohl mit dem Wechsel zu tun, was aber die anderen Gesellschaften alle abstritten. Nun habe ich aber wenigstens einmal die richtigen Sicherheitseinstellungen. Die Folge war, dass ich die E-Mail, in der ich ankündigen wollte, dass meine Radiosendung nun fertig ist, nicht rechtzeitig versenden konnte, und die beiden in Urlaub fuhren, die sie hochladen wollten.
 
Ich möchte jetzt etwas weniger bei Radio Ohrenblicke mitmachen, da ich häufig den Eindruck hatte, dass meine Arbeit gar nicht wirklich gewürdigt wird. Ich hatte häufig das Gefühl, der Medienpädagoge, der uns anleitet, kann mich nicht so wirklich leiden, und nimmt meine Vorschläge nicht sehr gerne an. Als er dann auch noch sagte, dass das andere Mitglied, welches genau so viel arbeitet wie ich, bzw. ich genauso viel wie er, so ein extremer Radiomacher sei, von der 1. Stunde an, und auf meinen Hinweis, dass ich schließlich auch schon von Anfang an dabei sei, nicht reagierte, beschloss ich, mich nun etwas zurück zu ziehen, damit sie auch merken, was sie an mir haben. Wenn wir beiden nicht wären, könnten die anderen überhaupt kein Radio machen, da wir die einzigen sind, die in der Lage sind, selbstständig und spontan Interviewpartner anzusprechen und die Interviews auch durchzuführen, und hinterher die Sendungen auch weitestgehend selbst zu bearbeiten. Außerdem habe ich mich ziemlich geärgert, dass wir auf der einen Seite Lokalitäten für unsere Feier vorschlagen sollten, als ich aber dann mit einem Vorschlag kam, den ich extra recherchiert hatte, dieser mit den Worten abgelehnt wurde, er wolle lieber in das Lokal gehen, das bereits vorgeschlagen wurde. Mein Vorschlag war noch nicht einmal erwähnt worden, als wir abstimmten, wo wir hin wollen. Das sind zwar alles Kleinigkeiten, doch auf die Dauer ist es ärgerlich, so wenig Wertschätzung zu erfahren. Außerdem werden unsere Sendungen sowieso kaum gehört. Es gibt nun einen inklusiven Radiosender, bei dem man Sendungen machen kann, die ich bisher immer in die Dropbox gegeben habe. Nun soll ich lernen, Sendungen Live zu machen, wobei ich dann auch selbst am Mikrofon sprechen muss, die Musik ein- und ausschalte, das Mikrofon ein- und ausschalte, und die Lieder selbst bearbeite. Das bedeutet, dass ich die tags wegmachen muss, wo das Lied her ist, und dass ich pflichtgemäß den Interpreten und den Titel eintragen muss, damit er bei den Leuten im Internet Radio erscheint. Außerdem muss ich die Lautstärke aller Lieder angleichen. All diese Dinge werde ich ab dem 15. Januar von einem (hoffentlich) geduldigen blinden Mitglied dieses Vereins und dieses Radiosenders erlernen. Bisher produziere ich meine Sendungen vor, recherchierte alles im Internet, schreibe alles auf und lese es dann mithilfe der Sprachausgabe ab, in dem die Sprachausgabe in mein Ohr flüstert, und ich dies dann ins Mikrofon wiederhole. Dabei muss ich natürlich mit den Tasten auf und ab gehen, und dieses Klicken muss ich dann später wieder herausschneiden, damit man es nicht im Radio hört. Die Lieder füge ich dann dazwischen ein, denn wenn ich die Lieder einzeln in die Liste stelle, kommt zu viel durcheinander. So habe ich eine Sendung über Weihnachtslieder und Lieder über Geburt gemacht. Ich dachte, diese beiden Themen passen gut zusammen, denn bei Weihnachten geht es ja auch um eine Geburt. Ich hoffe, dass ich all diese Dinge lerne, und dass ich nicht zu aufgeregt bin, wenn ich dann alles direkt und Live machen muss. Man sagte mir schon, dass es einen Auto-DJ gibt, sobald man nicht mehr weiter weiß. Da es sich um einen inklusiven Sender handelt, passiert dies auch anderen, die aufgrund ihrer Behinderung Schwierigkeiten haben. Daher bin ich mit diesem Problem nicht alleine. Außerdem gibt es einen Übungs-Stream, auf dem ich dann erst einmal mit diesem blinden Mann üben kann. Dann soll ich einmal am Vormittag senden, wo noch nicht so viele Leute zuhören, und wenn ich es dann kann, darf ich auch in den Abend. Es hören immer so 15-30 Leute zu. Das hört sich nicht viel an, aber in Anbetracht der großen Menge an Internet-Radio-Sendern, die es mittlerweile gibt, freut es mich, zumindest zu wissen, wie viele Menschen sich intensiv und bewusst diese Sendungen anhören. Ich habe dann also vor, immer Sendungen über bestimmte Musik aus bestimmten Ländern oder zu bestimmten Themen zu machen, oder einfach gute Weltmusik und guten Folk und tolle Liedermacher einzuspielen. Ob ich dann jedes Mal die Zeit habe, so viel zu recherchieren, wobei ich dies dann entweder auswendig lernen oder von einem Papier mit Punktschrift ablesen muss, weiß ich nicht. Vielleicht spiele ich dann die Lieder ein und sage immer etwas zu den Gruppen oder zu den Ländern, aber dies wird dann nicht so ausführlich werden. So steht mir also im neuen Jahr eine große Aufgabe bevor, all diese technischen Dinge zu lernen und zu bewältigen.
 
Mein Kater ist nun bereits 15 Jahre alt, und dieses Jahr war er häufiger einmal krank. Aber es war nicht so schlimm wie letztes Jahr, wo er mir fast gestorben wäre. Er bricht ziemlich viel, wobei wir mit der Katzenpsychologin herausgefunden haben, dass es an Trockenfutter liegt, indem zu viel Getreide ist. Wenn ich ihm dies nicht gebe, kotzt er nicht. Allerdings muss ich ihm immer wieder einmal Trockenfutter geben, damit seine Zähne nicht ausfallen, wenn sie nicht mehr beansprucht werden. Dafür gibt es dann aber besondere Leckerchen, die extra gut für die Zähne sind, und die dann wahrscheinlich auch nicht dazu führen, dass er sich erbricht, weil es nicht zu viel ist wie eine ganze Hand voll Trockenfutter.
Das Jahr 2014 war ein besseres Jahr für mich als 2013, in dem sehr viel Pech passiert ist. Es hat sich doch in diesem Jahr einiges getan, zum Beispiel schöne neue Lampen in der Wohnung, ein neuer Fernseher, das Katzennetz und weitere Radiosender, für die ich Sendungen abliefern durfte. Im nächsten Jahr hoffe ich, dass ich in punkto Diagnostik noch etwas weiter komme, und dass ich endlich ein Kätzchen finde. Es wäre auch schön, wenn endlich einmal eine neue Niere für mich gefunden würde. Ich hoffe, dass es an der neuen Dialyse gut weitergeht. Und ich wünsche mir, dass es mit meiner Nase Erfolg geben wird. Auch in der Ergotherapie möchte ich noch einiges erreichen, zum Beispiel, was das Gleichgewicht angeht, oder die Fertigkeit, Dinge gerade halten zu können.
 
Ich wünsche allen, die dies lesen, ein gutes und erfolgreiches Jahr 2015

Samstag, 27. Dezember 2014

Katzennetz ohne Katze

Endlich war es soweit, am 28. November tagte die Eigentümerversammlung, und bereits am Folgetag wurde mir von einer Wohnungseigentümerin, die allerdings nicht selbst bei der Versammlung dabei war, mitgeteilt, dass es wahrscheinlich mit meinem Katzennetz klappt. Dies war mir natürlich noch keine Sicherheit, denn ich wollte es von jemandem hören, der auch dabei war. Der Verwaltungsrat, den ich Tags darauf ansprach, sagte, es sei genehmigt, er könne mir eine Kopie des Ausschnittes vom Protokoll geben. Dies ist zwar bis heute noch nicht erfolgt, aber ich habe trotzdem gehandelt und nun, da es offiziell genehmigt ist, bei dem schon zuvor informierten Monteur angerufen, dass er nun das Katzennetz anbringen kann. Da sein Besuch schon sehr lange her war, bei dem er sich von den Örtlichkeiten ein Bild machen konnte, verabredeten wir einen neuen Termin, wo er sich noch einmal alles ansehen konnte. Nach der Weihnachtsfeier unseres blinden Verbandes an einem Samstag rief ich ihn also an, da wir abgemacht hatten, sobald ich von dort zurück sei, solle ich ihm Bescheid geben. Er kam, und nach einem kurzen Besuch vereinbarten wir, dass ich 600 €, wie gehabt, zahlen solle, und er mir das Netz am Samstag darauf anbringen würde.

Er kam also auch pünktlich um die abgemachte  Zeit. Er hat allerdings wesentlich weniger  Zeit gebraucht, um das Katzennetz zu montieren. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mir einen Preisnachlass gewähren würde, da er ja statt 3 Stunden nur ein bis eineinhalb Stunden gebraucht hatte. Ich hatte 500 € und musste noch an meinen Geldbeutel, um die restlichen 100 zu holen. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass er mir sagen würde, passt schon, die 100 € brauchen Sie mir nicht zu geben, ich habe ja nicht zu lange gebraucht. Aber nichts dergleichen. Ich weiß nicht, ob ich mehr hätte zahlen müssen, wenn es länger gedauert hätte, als er veranschlagt hatte. Auf jeden Fall hat er einen guten Stundenlohn erzielt. Ich war aber glücklich, dass das Katzennetz nun endlich angebracht war.

 

Nun fehlt noch die richtige Katze dazu. Eine Freundin von mir hat mir schon vor einem halben Jahr erzählt, dass so viele Leute ihre jungen Katzen nicht los bekommen. Daher rechnete ich damit, dass ich sicher ganz schnell ein Tier finden würde. Meine Sozialpädagogin sagte mir zu, mit mir zum Tierheim zu gehen, da sie dort gutes Vitamin B hätte, da sie dort eine Frau kennt. Ich dachte, obwohl die zuvor immer sehr zurückhaltend waren, und mir nie ein Tier gaben, dass sie es mit einem guten Leumund wohl tun würden. Bei der Weihnachtsfeier unseres Vereins von den Helfern, bei denen ich meine Assistenz her habe, war sie dabei, um diese Feier zu organisieren. Wir verabredeten, dass sie am Samstag  drauf kommen würde, also am 20. Dezember, damit wir ins Tierheim fahren. Denn dann hat das Tierheim geöffnet, damit man sich ein Tier mitnehmen kann. Als ich dort ankam, erklärte man mir schon, man würde nur zwei Katzen abgeben. Nachdem ich dann erklärte, dass ich bereits einen Kater habe, durfte ich in das Welpenhaus, in dem auch die jungen Katzen sind. Dort war aber nur ein einziges Kätzchen, das alleine hätte abgegeben werden können. Sie war schwarz, und man sagte mir, dass sie ziemlich viel faucht und etwas zickig ist. Solche Katzen kenne ich zur Genüge. Meine Felltheorie , nach welcher schwarze Kätzinnen ziemlich biestig und zickig sind, hat sich nun erneut bewahrheitet. Wir gingen also in das Haus, in dem die etwas älteren Katzen waren. Dort gab es aber seltsamerweise nur Freigänger oder Katzen in Quarantäne. Als die Frau dort hörte, dass mein Kater bereits 15 Jahre alt ist, hatte sie sowieso bedenken, mir eine Katze mitzugeben. Schon im Welpenhaus wollte man mir keine Katze mitgeben, da mein Kater zu alt sei für ein junges Kätzchen. Ich habe ihnen erklärt, dass mein Kater sehr friedlich ist, und dass es ihn nicht stört, wenn eine andere Katze spielt oder wild herum läuft. Hauptsache, sie tut ihm nichts. Ich erzählte natürlich, dass ich schon einmal eine kleine schwarze Katze hatte, die ihn verletzt hat. Unter anderem habe ich aber auch berichtet, dass es schon mehrfach gut gegangen ist. Aber sie haben sich nur das Schlechte herausgepickt und mir gesagt, das sei ja der Beweis, dass es nicht geht. Ich fragte, ob ich eine Katze aus der Quarantäne reservieren lassen könnte. Dies sei nicht möglich. Auch ein Besuch, bei dem das Personal vom Tierheim meinen Kater hätte kennenlernen können, sei nicht drin. Die Katzen in der Quarantäne waren Rasse Katzen, zum Beispiel eine Karthäuser Katze und  zwei rote Maine-Coon. Die hätten sowieso 400-500 € gekostet. Die Katzen in Quarantäne hatten außerdem irgendwelche Erkrankungen, und zwei kranke Katzen, da mein Kater ja ziemlich alt und krank ist, wollte ich nun auch nicht haben. Es war also unmöglich, aus dem Tierheim eine Katze zu bekommen. Man bat mich, immer wieder anzurufen, es sei doch immer mal wieder was dabei. Auch die Sozialpädagogin meinte, sie habe mehrfach dort anrufen müssen. Einerseits wollen die ihre Tiere loswerden, andererseits braucht man nahezu ein psychologisches Gutachten der Zweitkatze und womöglich noch ein polizeiliches Führungszeugnis, einen Einkommensnachweis und einen Grundriss der Wohnung, um eine Katze zu erhalten. Dann habe ich wiederum gehört, dass sogar tätowierte und gepiercte Leute mit Kampfhund eine Katze übereignet bekamen. Vielleicht hatten die das nötige Kleingeld, aber das darf man nicht so laut sagen.

 

Am Abend habe ich dann stundenlang im Internet recherchiert, um eine Katze zu finden. Ich dachte eigentlich, in einschlägigen Anzeigenblättern würde ich bestimmt fündig werden. Aber auch da gab es nur Rasse Katzen ab 200 € aufwärts. Entweder, ich war zu blöd, in den richtigen Anzeigenblättern zu schauen, oder es ist wirklich wie verhext. Auf einmal gibt es nur noch Rasse Katzen, die viel kosten, obwohl einem normalerweise Katzen buchstäblich nachgeworfen werden. Entweder, ich gehe immer genau gegen den Strom des Lebens, und ich gehe immer gegen die Zeit, und bin nie im Fluss, oder ich bin extrem lebensuntüchtig und schaue immer in den falschen Anzeigenblättern. Ich war leider auch zu dumm, eine eigene Anzeige zu schalten, und nun habe ich jemanden gebeten, dies für mich zu tun.

Jakob wird bald nicht mehr da sein, und ich habe immer noch keine Niere. Wenn Jakob geht, und ich bis dahin keine neue Niere habe, und auch kein neues Kätzchen, für welches ich verantwortlich sein kann, hält mich eigentlich hier nicht mehr viel. Dies ist ein rein rationaler Gedanke. Ich hoffe, dass auch für mich das Leben noch irgendetwas bereithält. Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Katze ist zwar möglich, aber sinnlos.

Samstag, 15. November 2014

Drei Dialysen

Seit nun Mitte Juli mache ich nur noch drei Dialysen pro Woche. Eigentlich wollte ich nie ausprobieren, wie es nur mit drei Dialysen sein würde. Ich hatte schon den Verdacht, wenn der neue Arzt kommt, wird es keine vier Dialysen mehr für mich geben. Und indirekt kam es dann auch so.

Da die Praxis umgebaut wurde, und auch die Station neue Böden bekam, wurde immer ein Zimmer, welches gerade renoviert wurde, geschlossen. Daher waren nicht genug Betten zur Verfügung, und man bat mich, an einem Samstag zu Hause zu bleiben. Dann hieß es auf einmal, ich solle bis zum Ende der Bauphase nur noch dreimal die Woche kommen. Als der Umbau beendet war, hieß es, wegen eines Personalmangels sollte ich diesen Samstag auch noch zu Hause bleiben. Ich war eigentlich nicht böse darum, denn ich merkte, dass mir diese eine zusätzliche Tag wirklich etwas brachte. Als ich den ersten Samstag zu Hause blieb, hatte ich Besuch, und wir gingen ein großes Eis essen und abends dann auch noch in ein Restaurant, wo wir Burger und Pommes hatten. Ich bekam solchen Durst, der auch mit mehreren zusätzlichen Gläsern Wasser nicht zu stillen war. Dies konnte ich auffangen, indem ich am nächsten Tag so wenig wie möglich aß. Denn durch das Essen, insbesondere von Salz und Zucker, bekam ich noch mehr Durst. Ich merkte also, dass ich, wenn ich am Wochenende so wenig wie möglich aß, gut über die Runden kam. Ich bestellte mir also bei Bofrost lauter kleine Sachen, die man schnell zubereiten und aus der Hand essen kann, wie zum Beispiel Quiche lauraine oder Mini-Pizzettis. Hiervon würde ich nicht so viel Durst bekommen wie von einem ganzen Essen. Außerdem, wie schon in einem vorherigen Post erwähnt, habe ich mir Frikadellen besorgt, bzw. eine bekannte, eine Metzgereifachverkäuferin hat mir welche mitgebracht. Zwischen ein Brötchen geklemmt ist das eine kleine Mahlzeit, die auch nicht so viel Durst macht.

 

Ich wollte dann aber sichergehen, wenn ich wieder eine vierte Dialyse brauche, dass ich sie auch bekomme. Die Stationsleiterin hörte mir eigentlich nur mit einem halben Ohr zu und versicherte mir halbherzig, dass dies dann schon klappen würde, wenn es jemandem schlecht ginge, würde er freilich eine vierte Dialyse erhalten. Ich weiß nicht, wie ich die dann überzeugen sollte, dass es mir schlecht geht, wenn es wirklich so weit wäre. Ich hörte dann durch Zufall, dass ein anderer Patient auch während der Umbauphase vier Dialysen erhielt, da er so undiszipliniert ist, dass er isst und trinkt, was ihm gefällt, und dann am Sonntagabend mit Atemnot zur Dialyse eingeliefert wird. Daher geben sie ihm von vornherein schon vier Dialysen. Ich habe dann etwas spitz-ironisch gemeint, so müsse man es wohl machen, damit man wieder vier Dialysen bekommt. Die Schwester, die mir dies erzählt hatte, fand dies auch nicht gut, meinte aber, ich sei halt so diszipliniert. Ich versicherte mich dann bei dem neuen Arzt, dass ich weiterhin vier Dialysen bekommen könnte, falls ich es brauche. Eigentlich komme ich gut zurecht, stelle aber fest, dass ich mit dreimal viereinhalb Stunden kaum noch Obst und Gemüse essen kann, und mich diätetisch extrem einschränken muss. Zuvor konnte ich essen, was ich wollte. Jetzt stellte ich fest, dass mein Kalium ziemlich hoch ging, und dass ich dann am Morgen ganz steif war und wie ein Roboter durch die Wohnung lief, weil ich meine Glieder nicht richtig bewegen konnte. Immer dann, wenn ich meine Faust nicht schließen kann, merke ich, dass mein Kalium zu hoch ist. Ich hatte ziemlich große Mühe, das Kalium von sechs auf fünf herunter zu bekommen. Daher entschied ich, dass ich gerne wieder 5 Stunden hätte. Mit der langen Fahrt von meinem Wohnort zu dieser Dialyse wird das aber ein langer Tag. Denn ich habe ja schon einmal 5 Stunden dialysiert, habe aber festgestellt, dass man mich sehr spät immer angehängt hat, im Gegensatz zu anderen, die 5 Stunden Dialyse machen. Wenn ein anderer Patient früher da war als ich, hieß es, derjenige kommt zuerst dran, der zuerst da war. Wenn ich zuerst da war, aber am Samstag nur viereinhalb Stunden machte, hieß es, derjenige, der länger macht, kommt als erster dran. Es wurde also jedes Mal so gedreht, dass es zu meinem Nachteil war. Wenn ich auch nur 1 Minute zu spät kam, stürzte sich die Schwester bereits auf eine Person, die nur vier ¼ Stunden Dialyse machte, und ich musste dann eine weitere halbe Stunde warten, bis ich dran war. Mit der langen Hin- und Rückfahrt kam ich dann manchmal erst um 19:30 Uhr nach Hause. Dann war ich so ausgehungert, dass ich es kaum noch aushielt. Die Krankenkasse hatte mir ja auch den weiten Weg zu dieser Dialyse im Nachbarort nur daher genehmigt, da diese Dialyse das einzige Zentrum ist, wo ich viermal in der Woche dialysieren konnte. Ich habe den Schwestern gegenüber und auch dem Arzt gegenüber betont, wenn ich nur noch drei Dialysen bekäme, müsste ich in ein heimatnäheres Zentrum gehen, denn dann könne ich den weiten Weg vor der Kasse nicht mehr rechtfertigen. Ich hatte schon etwas den Eindruck, dass dieser Aspekt dem Personal ziemlich egal war. Vielleicht dachten sie sogar, hoffentlich macht sie das auch wahr. Aber das kann auch ein falscher Eindruck gewesen sein.

Da ich in gegenseitigem Einvernehmen gehen wollte, um mir notfalls die Möglichkeit offen zu lassen, doch wieder vier Dialysen zu machen, falls es mir wieder schlechter geht, fragte ich die Ärztin, die sich nur selten bei uns bei der Visite blicken lässt, welches Zentrum in meiner Stadt Sie mir empfehlen würde. Sie erklärte mir, dass in dem Zentrum, welches sie mir empfiehlt, eine neue Ärztin anfängt, und dass diese sehr engagiert sei. Zu den anderen Zentren wolle sie lieber nicht ins Detail gehen. Sie versprach mir, mit dieser Ärztin, die aber erst in ein paar Wochen dort beginnen würde, zu telefonieren. Ich wollte unbedingt wieder in die Spätschicht, da diese an dem Zentrum, wo ich jetzt bin, abgeschafft wurde. Dies war auch einer der Aspekte, weshalb ich wechseln wollte. Das neue Zentrum hat nur eine Frühschicht und eine Spätschicht. Der Arzt ist aber nur bis 19:00 Uhr anwesend, sodass die Menschen, die in die Spätschicht gehen, stabil sein müssen. Ich bin sehr stabil, habe fast nie Krämpfe, so gut wie keine Blutdruckabfälle, und ich brauche keine besondere Aufsicht, wenn ich einmal im Bett liege und die Kopfhörer auf habe. Ich fragte meinen Arzt, ob er mir dies bestätigen könne, dass ich tauglich für die Spätschicht sei. Er war aus irgendwelchen Gründen sehr unfreundlich und meinte, das sei nicht sein Problem, dass müsse das neue Zentrum entscheiden. Als ich ihm gegenüber argumentierte, dass er ja nicht die Entscheidung für das neue Zentrum treffen müsse, sondern lediglich bestätigen müsse, dass ich schon einmal in der Spätschicht war, stellte er sich dennoch stur. Mittlerweile hatte ich mithilfe eines Pflegers, der zuvor in diesem Zentrum war, dort angerufen und nachgefragt, ob ein Platz in der Spätschicht frei sei. Man erklärte mir, dass der Arzt dies entscheiden müsse, es aber noch einen Platz gäbe. Ich erreichte aber diesen Arzt nicht und schrieb ihm und der neuen Ärztin daher eine E-Mail. Als ich dann wegen des Taxis noch einmal auf der Station anrief, versicherte mir eine Schwester, dass ich in die Spätschicht kommen könnte. Mittlerweile hatten wir meine Diagnosen und Befunde an das neue Zentrum gefaxt, und ich nahm an, dass die Entscheidung auf dieser Basis nun mit den Ärzten abgesprochen sei. Am nächsten Tag rief mich der Arzt der neuen Dialyse an und meinte, die Schwester könne dies nicht entscheiden, ich würde zwar sicher in die Spätschicht kommen, aber es sei noch eine Formsache, dass er zustimmen müsse. Hierfür müsse er sich mit meinem Altenzentrum in Verbindung setzen. Er meinte, er kenne den Arzt, der dort arbeitet. Da dieser das letzte Mal so unfreundlich zu mir war, erklärte ich dem neuen Arzt, dass meine alte Ärztin und die neue Ärztin sich gut kennen, und dass sie miteinander in Kontakt treten würden. Er versprach, ihr einen Zettel hinzulegen. Sie hatte sich mittlerweile bei mir per E-Mail gemeldet und gesagt, dass sie es regeln würde. Am nächsten Tag erzählte ich meiner jetzigen Ärztin, dass der neue Arzt noch unsicher sei, und dass er eine Bestätigung des alten Zentrums wünsche. Sie meinte wortwörtlich, der habe doch einen K.  sie rief also die neue Ärztin an, und zu unser aller Überraschung hieß es, man würde mich längst erwarten, es sei doch schon längst beschlossene Sache, dass ich in die Spätschicht komme. Heute, mitten am Samstag, rief mich dann der Arzt der  neuen Dialyse an und meinte, es würde noch die Hepatitis- und die HIV-Serologie fehlen, und er wolle mir noch offiziell mitteilen, dass ich jetzt in die Spätschicht zugelassen sei. Er sei unsicher, ob das Personal meiner Dialyse mir dies mitgeteilt hätte, und ob ich noch auf Kohlen sitzen würde, und damit ich nun planen könne. Er ist wohl sehr nett, scheint aber etwas umständlich zu sein. Ich hatte schon befürchtet, dass die Schwester, die mir so mutig den Platz zugesagt hatte, von ihm nun einen Rüffel bekommen hatte, da sie selbst entschieden hat. Ich betonte ihm gegenüber deshalb, dass die Schwester vielleicht angenommen hatte, dass ich bereits mit ihm vorher gesprochen hätte. Ich hoffe, dass er ihr nicht, wie er es mir auch versprochen hatte, den Kopf abgerissen hat.

Die Planung gestaltete sich in der Tat etwas schwierig, denn zuerst hieß es, dass ich mit der Taxizentrale fahren müsse. Da ich aber wegen der Abrechnungen und dem Laufenden hin und her bei meinen anderen Taxifahrten  zu anderen Ärzten große Schwierigkeiten mit der Zentrale habe, weigerte ich mich, mit denen zu fahren. Außerdem kommt dann jedes Mal ein anderer, der wieder von neuem wissen muss, dass er mich in der Wohnung abholen muss, und dass er mich in die Dialyse hineinbringen muss. Daher wollte sich die Stationsleitung der neuen Dialyse noch Gedanken machen. Zum Glück hat der Pfleger, der früher in dieser Dialyse gearbeitet hat, noch einige bekannte Schwestern dort, und ich bat ihn, doch sein Vitamin B spielen zu lassen. Daher sollte ich ja eben noch einmal anrufen und ein einzelnes Unternehmen genannt bekommen. In diesem Zusammenhang fiel dann auch die Entscheidung dieser Schwester, dass ich nun kommen könnte. Ich rief also das neue Taxiunternehmen an, welches selbst noch gar nicht sicher war, ob sie mich nehmen können. Da dann die Sache noch etwas hin- und her ging, wie oben beschrieben, rief ich das Taxi zunächst nicht noch einmal an. Als es aber dann sicher war, dass ich in die neue Dialyse gehen kann, machte ich mit dem neuen Taxi nun einen festen Termin aus. Ab 1. Dezember um 16:00 Uhr ist es soweit. Dann habe ich mehr vom Tag, kann am Morgen viel am PC machen und am Nachmittag zu Hause Kaffee trinken. Der einzige Wermutstropfen ist es, dass es dort in der neuen Dialyse kein warmes Essen gibt. Vielleicht werde ich mir dann zu Hause etwas machen, oder mir vom Metzger etwas holen, und am Abend werde ich dann Brötchen essen und noch ein Kaffeestückchen mitnehmen. Denn ich kann nicht die nächsten 4-5 Jahre, bis ich transplantiert bin, drei Tage in der Woche nur Brötchen essen.

Ich hatte auch daher die Sache mit dem Wechsel und der Klärung der Spätschicht selber in die Hand genommen, obwohl die Ärztin mir versprochen hatte, sich mit der neuen Ärztin in Verbindung zu setzen, da sie es in einem anderen Fall nicht gemacht hat. Ich hatte sie nämlich an demselben Tag, an dem ich sie wegen einer neuen Dialyse befragte, gebeten, mir einen guten Neurologen zu nennen, der mir eine Ergotherapie verschreibt. Denn mittlerweile habe ich nach Jahren endlich die inoffizielle Diagnose multimodale Wahrnehmungsstörungen erhalten. Diese Diagnose gibt es nicht im ICD10. daher war meine Befürchtung, dass ein Neurologe sich vielleicht weigern würde, mir Ergotherapie zu verschreiben. Zu meiner Hausärztin wollte ich nicht gehen, da diese sich schon bei der Verordnung von Krankengymnastik und manueller Therapie ziemlich angestellt hatte. Wie würde sie dies erst tun, wenn ich sie um die Verordnung einer Ergotherapie bitten würde. Meine Dialyseärztin schlug mir also einen sehr sozialen Neurologen vor, der sogar schon einmal bei einer Frau einen Hausbesuch gemacht hat, was bei Neurologen sehr unüblich ist. Wir kamen aber über ein, dass er zuvor gebrieft werden müsse, um was es bei mir geht, damit ich nicht gegen die Wand bei ihm laufen würde. Sie versprach mir , ihn anzurufen, sobald sie den Termin weiß. Innerhalb von zwei Wochen erhielt ich den Termin, rief bei ihr an und ließ ihr über die Sprechstundenhilfe den Termin ausrichten, sendete ihr aber zur Sicherheit noch eine E-Mail. Es geschah nichts. Drei und einen Tag vor dem Termin ließ ich noch einmal von der Schwester bei ihr in der Praxis anrufen, ob sie mittlerweile mit dem Neurologen gesprochen hatte. Sie meinte, ich solle dorthin gehen, ich hätte jetzt den Termin, sie würde nachher mit dem Arzt reden. Wenn der Termin schon gelaufen war, wäre es zu spät gewesen. Ich war ziemlich verzweifelt, kam aber auf die glorreiche Idee, ihm den Befund des Psychologen sowie einen Vordruck für eine Verordnung einer Ergotherapie per E-Mail zuzusenden. Ich ging mit meiner Betreuerin in die Praxis, und tatsächlich erklärte er mir, dass er am selben Abend zuvor noch meine Mail gelesen hatte, und dass er sich bereit erklären würde, mir eine Ergotherapie zu verordnen. Das ist noch einmal gut ausgegangen, so hatte ich die Ärztin gar nicht gebraucht und mir gedacht, man muss sowieso alles selber machen, dann nehme ich den anderen Teil auch in die Hand. Dieses Mal mit der Dialyse hat sie aber angerufen. Vielleicht hat sie auch beim Neurologen angerufen, aber erwähnt hat er es nicht. Seit zwei Wochen mache ich nun also Ergotherapie, die sich auch schon ganz gut anlässt. Er hat extra darauf bestanden, dass ich bei einem ganz normalen Ergotherapeuten die Therapie machen soll, damit ich nicht wieder zu einem Spezialisten für blinde gehe, dort sei ich sowieso nur unter Blinden. Mein Einwand, ein spezieller Ergotherapeut für blinde könne besser beurteilen, was er mir alles zumuten kann, wurde aber nicht weiter beachtet. Ich solle in der Nähe meiner Wohnung einen Therapeuten suchen, denn dann könnte ich dort auch mit dem öffentlichen Verkehr hin, ich könne ja noch etwas sehen und daher auch mal mit der Straßenbahn oder der U-Bahn fahren. Er ließ mir über seine Sprechstundenhilfe eine Praxis ganz in der Nähe aussuchen, die ich auch zu Fuß erreichen kann. Mittlerweile schaffe ich den Weg, allerdings finde ich die Tür, die Klingel oder auch die Treppe manchmal nicht. Zum Glück sind immer Leute in der Nähe, die mir dann weiterhelfen.

Meine jetzige Taxifahrerin kann mir die Fahrten zu der neuen Dialyse mit den neuen Zeiten nicht mehr anbieten, aber wir werden noch in Kontakt bleiben, da ich meine Freizeitfahrten weiterhin mit ihr machen kann. Zum Beispiel gibt es am Nikolaustag eine Weihnachtsfeier beim Blindenverband. Da kann ich ihr dann auch die heiß begehrte Liste mit den Taxifahrten zur Einreichung bei der Krankenkasse überreichen, die ich immer am Anfang des Folgemonats erhalte. Letzte Woche fuhren mich beide, er und sie, zu einem Konzert, bei dem eine skandinavische Gruppe spielte. Die Fahrt dauerte ziemlich lang, und die beiden mussten ja während des ganzen Konzertes irgendwo etwas unternehmen. Sie gingen in der Zwischenzeit zum Griechen, während ich das schöne Konzert genoss. Allerdings war die Luft in dem Keller ohne Fenster mit über 100 Leuten extrem stickig.

Ich hoffe, dass wir die Fahrten und die Dialyse weiterhin so gestalten können, dass alle zufrieden sind. Die Taxifahrerin war skeptisch und meinte, dass der Weg auch nicht kürzer sei, denn ich müsste zwar nicht mehr Autobahn fahren, aber zahlreiche Ampeln in der Stadt überwinden. Daher könnte die Fahrt unter Umständen genauso lang werden. Da ich aber in der Spätschicht bin, ist mir das egal, ob ich nun um 22:00 Uhr oder um 23:00 Uhr nach Hause komme. In der Mittagsschicht war es mir wichtig, bis ungefähr 19:00 Uhr zu Hause zu sein, um die Nachrichten zu schauen und etwas zu Abend zu essen. Da unser Essen ungefähr um 14:00 Uhr kommt, und Dialyse extrem hungrig macht, wäre ich bis nach 19:00 Uhr schon am Verhungern gewesen. Sie ist aber fast nie in den Stau gefahren, da sie die Fahrt immer schon vorher plante. Ich hoffe, dass es mit dem neuen Taxi auch so gut klappt.

Ich hoffe auch, dass ich an der neuen Dialyse bei den Schwestern einen besseren Eindruck mache, als ich ihn offenbar an meiner jetzigen Dialyse gemacht habe. Zuweilen hat es mich schon geärgert, dass man mich gar nicht richtig für voll genommen hat, dass man meine Fragen immer sofort als Ungeduld interpretiert hat, und dass man mich wenig geführt hat, wenn im Gang viel herumgestanden ist. Außerdem werde ich an die neue Dialyse dann meine Helfer und auch einmal die Sozialpädagogin mitnehmen, damit diese denen erklärt, dass sie mit mir in Worten und nicht in Gesten sprechen sollen.  Denn es passierte an der alten Dialyse öfter, dass ich eine Frage mehrmals stellte, da ich die Antwort nicht hörte, und dann angefahren wurde, dass man mir dies doch schon zwei oder dreimal gesagt habe. Wahrscheinlich hat die Schwester genickt, denn schwerhörig bin ich ja nicht. Wenn ich zum Beispiel etwas wollte, und die Schwester nicht antwortete, war ich nie sicher, ob sie mich nicht gehört hat, oder ob sie meine Frage mitbekommen hat und aber noch keine Zeit hat. Wenn ich nochmals nachfragte, wurde mir dies als Ungeduld ausgelegt, daher ließ ich es, auch auf die Gefahr hin, dann vielleicht nicht gehört worden zu sein, und vergeblich auf die Hilfe zu warten. Außerdem kann es sein, dass ich in der neuen Dialyse nicht so einfach herumlaufen kann. Das jetzige Zentrum war das einzige, das so gut strukturiert war, dass ich in den Gängen alleine laufen konnte, da ziemlich klar war, wie der Schnitt des Zentrums aufgebaut war. Manche Zentren sind sehr verwinkelt, und der Weg zur Toilette oder zu den Umkleidekabinen ist schwierig. Daher musste ich früher immer geführt werden. In der jetzigen Dialyse konnte ich alleine laufen, wenn auch am Schluss laufend irgendwelche Putzwagen oder Stühle im Weg gestanden waren. Meine Augen hatten sich verschlechtert, und am Anfang war ich selbstständig, sodass die Schwestern wahrscheinlich gar nicht verstanden haben, warum ich jetzt mehr Hilfe brauchte. Außerdem war zu Anfang ein Ehepaar dar, die putzten, die immer darauf achteten, dass nichts im Wege herum stand. Dies war zum Schluss nicht mehr gewährleistet. Ich habe häufig angedeutet, dass ich im Zentrum blind herumlaufe, aber mir wurde nie Hilfe angeboten. Hätte ich gezielt darum gebeten, hätte es wahrscheinlich geheißen, ich solle warten, bis jemand Zeit hat, mich nach vorne zu führen. Im Rahmen des persönlichen Budgets hat man mir nun Stunden dafür bewilligt, dass meine Helferin kommt und mich dabei unterstützt. Ab und zu ist nun jemand da, wenn es zum Beispiel Essen gibt, die mir die Lampe zurechtschiebt, und die auch notfalls etwas nachschneiden kann, wenn es nicht richtig geschnitten ist. Die Helferin war nun  einmal da, an dem Tag gab es dann auch noch zufällig Kuchen von einer Mitpatientin, und ich hatte der Helferin auch eine Brezel mitgebracht, da ich mit dem Besorgen von Brezen dran war, wobei wir uns im Zimmer rundherum immer abwechseln. So hat sie schon mal einen guten Eindruck gewonnen. Am Montag wird sie einmal am Abend kommen, um mir dann zu helfen, mich durch den Flur mit den Stühlen und den Putzwagen zu führen. Denn die Praxis wird noch weiter umgebaut, sodass die Sprechstunde auf Station stattfindet, und die Stühle für die Wartenden im Flur herumstehen. Daher kann ich mit dem Stock nicht an der Wand entlangtasten, um die Umkleide und den Eingang dazu zu finden. Es macht sich kaum jemand eine Vorstellung davon, wie anstrengend es ist, mir meinen Weg zu bahnen.

In der neuen Dialyse habe ich mit der Stationsleitung gesprochen und gesagt, dass ich Hilfe beim Herumlaufen brauche. Sie meinte, bis ich mich eingewöhnt hätte, würden Sie mir helfen. Damit war das Thema erledigt, und ich kam nicht mehr dazu zu erklären, dass es unter Umständen sein kann, dass ich mich nicht an die Wege gewöhnen kann, und wahrscheinlich dauerhaft der Hilfebedarf. Wir werden sehen, inwieweit das Zentrum verwinkelt ist. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Helferin ab und an mitkommt, damit die Leute dort auch sehen, dass ich tatsächlich auf Hilfe angewiesen bin. An den Abenden, wo die Helferin nicht mitgeht, wird mir vielleicht dann eine Schwester helfen. Ich bin gespannt, wie es dort laufen wird. Ich hoffe auch, dass die neue Zeiteinteilung mir einen Gewinn an Zeit bringt. Ich stelle schon fest, dass der zusätzliche Tag, der Samstag, voll verplant ist. Es ist wie mit dem Kauf einer neuen Handtasche, je mehr Platz man hat, umso mehr stopft man hinein, sodass man am Ende keinen Gewinn hat. Oder es ist wie bei einer Tiefkühltruhe, je größer man sie nimmt, umso mehr steckt man hinein. Ich merke eigentlich gar nicht, dass ich einen Tag mehr zur Verfügung habe, da dieser mit Arbeiten für meine Radioprojekte und mit Wäsche waschen verplant ist. Ich bin froh, dass ich zumindest jetzt wieder einmal Zeit finde, meinen Blog zu aktualisieren. Und ich hoffe, dass ich nicht zu spät aufstehe, wenn ich jetzt wieder wegen der späten Dialyse später ins Bett komme, und dann der Zeitgewinn wieder aufgehoben ist. Ich werde versuchen, soviel Zeit wie möglich heraus zu holen. Ich lebe nicht um zu dialysieren, sondern ich dialysiere, um zu leben.

Der sprechende Fernseher

Letzten Donnerstag war es soweit, der sprechende Fernseher wurde geliefert. Im Vorfeld waren einige Vorbereitungen nötig. Da ich eigentlich ein kleineres Modell wollte, folgte ich zunächst dem Rat meines Bruders, der sich ebenfalls so ein Gerät angeschafft hatte, und rief drei kleinere Fernsehgeschäfte an. Das erste Geschäft war überhaupt nicht erreichbar, das Telefon war laufend besetzt. In dem anderen Laden sagte man mir, man führe keine Panasonic-Geräte, und dies sind ja die einzigen, die eine Sprachausgabe haben. In dem dritten Fernsehgeschäft war der Händler ziemlich skeptisch und meinte, ob es denn überhaupt so einen sprechenden Fernseher gäbe, wie ich ihn mir wünsche. Ich erklärte ihm, dass ich hierfür schon drei Interviews für eine Radiosendung mit Personen geführt hatte, die so ein Gerät bereits besitzen oder getestet haben. Außerdem hatte ich mich per Mail an den Manager von Panasonic gewandt, der mir um die 20 Fragen zu diesem Gerät beantwortet hatte. Diese Mail schickte ich an den Händler, der von meinen Fragen ziemlich beeindruckt war. Dennoch befürchtete er, dass er sich 5 Stunden lang oder mehr in dieses Gerät einarbeiten müsse, die ihm keiner bezahlt, und dass er mir als blinder Frau dieses Gerät dann gar nicht erklären könnte. Mein Vorschlag, mir das Gerät in Anwesenheit einer sehenden Person zu erklären, hat ihn offenbar nicht überzeugt. Er fürchtete, ich würde das Gerät dann doch nicht haben wollen, und es ihm wieder zurückgeben. Wir sind erst einmal so verblieben, dass ich ihn wieder anrufe, und er es sich bis dahin überlegt, ob er diese Aufgabe übernehmen möchte.

In der Zwischenzeit bin ich in ein größeres Geschäft gegangen zusammen mit meiner Helferin, um mir dort ein Gerät anzuschauen. Der Verkäufer fragte nach der Reihe und der Marke, und er fand sofort das richtige Gerät. Er und die Helferin fanden dann auch den Menüpunkt, bei dem man die Sprach Hilfe einstellen kann. So hatten wir sofort die Sprachausgabe entdeckt. Da ich einen Twintuner wollte, musste ich nun doch ein größeres Gerät nehmen, da in den kleineren Geräten nur ein einfacher Tuner enthalten war. Ich entschied mich also für dieses Gerät und bestellte es. Der Verkäufer war mir sehr dankbar, denn er wusste gar nicht, dass so ein Gerät auch sprechen kann, und er habe eine alte Mutter, die aus dem Heim zu ihm ziehen würde und blind sei, der würde er nun auch so ein Gerät kaufen. Ich bestellte noch eine fünfjahresgarantie für 100 € dazu und den Lieferservice mit der Einstellung von 20 Programmen und der sprach Hilfe. Eine Festplatte schaffte ich mir ebenfalls an, denn ich wollte ja hauptsächlich Aufnahmen machen.

Nach einer Woche war es soweit, und ein Termin für die Lieferung des Gerätes wurde ausgemacht. Am Donnerstag zwischen elf und 15:00 Uhr kamen nun zwei Monteure und schleppten das relativ große Gerät in die Wohnung. Man konnte es aber gut vor dem Regal aufstellen, sodass man noch leicht hinter das Gerät in das Regal greifen kann. Da die Schrift weiß auf blauem Grund ist, kann ich sogar die Menüpunkte noch sehen, die nicht von der Sprachausgabe angesagt werden. Nun versuchten wir, die ganze Peripherie meiner anderen Geräte wieder anzustecken. Da das Gerät nur eine Scart-Buchse hat, verbanden wir das Videogerät zunächst mit dem Receiver und diesen dann mit dem Fernseher, denn ich wollte mehrere Möglichkeiten haben, Filme aufzunehmen. Meinen alten Receiver ließ ich daher noch hängen, denn, obwohl ich mit meinen Augen ohne Sprachausgabe nichts mehr programmieren kann, kann ich immer noch die Sendungen, die regelmäßig kommen, mit diesem Gerät aufzeichnen. Ich schaue nicht den ganzen Tag fern, aber meistens kommen dann alle guten Sendungen auf einmal, und dann muss man sich entscheiden. Leider konnten wir meinen BLU-Ray-DVD-Spieler nicht anklemmen, da ein HDMI-Kabel noch fehlt. Dies finde ich äußerst merkwürdig, denn ich konnte den BLU-Ray-Spieler an meinen alten Röhrenmonitor nur in die Video-Line-in-Buchse stecken, wobei man mir sagte, sobald ich einen Flachbildschirm hätte, wäre dies kein Problem mehr. Nun habe ich den Flachbildschirm, und dennoch lässt sich das Kabel nicht anschließen. So muss ich extra noch einmal in das Geschäft, um mir ein solches HDMI-Kabel zu besorgen. Dann steckten wir den Klinkenstecker  in die beiden farblich dafür vorgesehenen Buchsen. An dessen Ende wollte ich dann meinen Milestone hängen, um Tonaufnahmen in MP3 zu machen, die ich dann anderen in die Dropbox stellen kann. Denn von der Festplatte kann man nichts kopieren und anderweitig verwenden. Dies klappte mit meinem alten Röhrenmonitor hervorragend. Leider kam aber kein Ton heraus, nachdem ich mit dem Milestone versucht habe, eine Aufnahme vom Fernsehton zu machen. Die Monteure wussten auch nicht, woran das liegt. Dann versuchten wir, den Fernseher auf Audiodeskription umzustellen. Die Monteure zeigten mir das Menü, aber es klappte nicht. Ich war ziemlich traurig. Sie versprachen mir, noch einmal zu kommen und es mir dann zu erklären. Mittlerweile habe ich mit einem Bekannten gesprochen, der ebenfalls einen sprechenden Fernseher hat. Über Telefon gab er mir Anweisungen, wie ich die Audiodeskription einstellen kann. Es gibt neben dem Hauptmenü, welches nicht von der Sprachausgabe unterstützt wird, noch ein Menü mit Optionen, welches über eine separate Taste anzusteuern ist. Dieses Menü ist sprachlich unterlegt, sodass man als blinde darin navigieren kann. So konnte ich auch den Menüpunkt finden, bei dem ich die Audiodeskription einstellen kann. Am Abend habe ich es gleich versucht, und bei einer Sendung hat es auch geklappt. Bei einer anderen hat es nicht funktioniert. Während wir alle Geräte an steckten, hat zunächst mein Receiver, den ich ja auch angesteckt hatte, nur einen Ton aber kein Bild ausgegeben. Dies monierte ich, und der Stecker wurde noch einmal fester eingedrückt, und schon erschien auch das passende Bild dazu. Einer der Monteure hatte bei mir sein Handy vergessen. Als er noch einmal kam, sprach ich die Sache mit dem HDMI-Kabel noch einmal an. Er versprach mir, am nächsten Tag anzurufen und zu kommen, und mir dann ein solches Kabel mitzubringen, aber ich hörte nichts mehr von ihm. Ich rief noch einmal in dem Geschäft an, aber ich wurde nicht zurückgerufen. Ich hoffe, dass ich am nächsten Dienstag mit meiner Helferin so ein Kabel besorgen kann, und dass wir dann den BLU-Ray-Spieler anschließen können.

Der Ton des neuen Flachbildschirms ist mehr als mäßig. Ich muss mich schon sehr konzentrieren, wenn ich etwas verstehen will. Ich muss den Fernseher wirklich sehr laut einstellen, da das Volumen einfach sehr dünn ist. Wenn ich im raumherumlaufe, muss ich Kopfhörer aufsetzen, denn der Ton breitet sich nicht wie beim Röhrenmonitor im ganzen Zimmer aus. Daher überlege ich mir, ob ich mir separate Lautsprecher anschaffe. Da ich an meine Stereoanlage bereits einen Bluetooth-Empfänger angeschlossen habe, bietet es sich auch an, über USB einen Bluetooth-Sender an den Fernseher zu stecken, der dann das Tonsignal auf die Stereoanlagestriemen kann. Glücklicherweise ist die Kopfhörerbuchse so eingestellt, dass man, wenn man den Kopfhörer hinein steckt, dennoch die Fernsehlautsprecher hören kann. So kann ich die Kopfhörer beliebig aufsetzen oder absetzen. Außerdem kann ich den Milestone in die Kopfhörerbuchse einstecken und dennoch mithören. Wenn ich dann einmal den Bluetooth-Sender habe, und das Signal auf die Stereoanlage gesendet wird, brauche ich nicht dauernd den Kopfhörer und das Verbindungskabel zwischen dem Milestone in die Kopfhörerbuchse Rhein- und wieder raus zu stecken. Denn der Austausch erfordert einiges Geschick, da die Buchse am Rande des Fernsehers angebracht ist. Dann lasse ich das Verbindungskabel zum Milestone einfach in der Stereoanlage stecken, streame den Ton auf die Anlage und nehme von da auf den Milestone auf. Dann habe ich allen Komfort, den ich möchte.

Es sind noch einige Baustellen offen, zum Beispiel haben sich aus meiner Programmliste einfach zwei Programme verabschiedet, die man zwar noch ansteuern kann, die aber nicht mehr im elektronischen Programmführer und auch nicht mehr in der Programmliste auftauchen. Sie sind weiter unten angebracht, sodass ich erst lernen muss, wie ich ein Programm in der Liste verschiebe. Ich habe die Fernbedienung einmal unter das Lesegerät gelegt, da ich mit der Bedienungsanleitung, die ich mir über den Manager von Panasonic besorgt habe, nicht zurechtkomme. Es ist eine geschützte PDF-Datei, die man sich nicht mit einer künstlichen Stimme zu einem Daisy-Buch umwandeln lassen kann. Dann hätte ich sie auf eine CD brennen können, und sie mir von meinem Daisy-Player vorlesen lassen können, während ich die ersten Schritte mit dem Gerät unternehme. Ich hätte dann die einzelnen Menüpunkte ansteuern können, die ich gerade brauche. Jetzt muss ich jedes Mal, wenn ich etwas in der Bedienungsanleitung nachlesen möchte, erst den PC einschalten und die PDF-Datei öffnen, die dann jedes Mal wieder von vorne anfängt. Eigentlich hatte ich den PC so eingestellt, dass er dort weitermacht, wo ich mit dem Lesen aufgehört hatte. Das tut er aber leider nicht. Außerdem liest die Sprachausgabe die Grafiken nicht vor, und wenn die Anweisung gegeben wird, eine bestimmte Taste auf der Fernbedienung zu drücken, höre ich nur eine lange Nummer. Damit kann ich nichts anfangen, denn es wird mir nicht der Name einer bestimmten Taste vorgesprochen. Da ich aber die Fernbedienung unter dem Lesegerät gut erkennen konnte, habe ich mir die Tasten, soweit ich sie brauche und ihren Sinn verstehe, eingeprägt.

Doch der Hauptgrund, weswegen ich diesen Fernseher möchte, damit ich weiterhin Fernsehaufnahmen machen kann, steht noch aus. Der Media-Center, der auch aus meiner Festplatte besteht, die extra formatiert werden musste, und die ich separat dazu gekauft hatte, ist nicht ohne Weiteres für blinde zugänglich. Ich habe auch keine Taste gefunden, die den Media-Center aufruft. Es ist für mich conditio sine qua non, mit diesem Gerät Aufnahmen machen zu können. Nur, um den Namen des Programmes und die laufende Sendung zu hören, ist mir der hohe Preis für dieses Gerät zu teuer. Dann würde ich auch noch notfalls mit meinem kleinen Sehrest den Namen des Programmes auf meinem alten Röhrenmonitor lesen können, wenn ich in dessen Programmliste schalte, und welche Sendung läuft, kann ich im Laufe einiger Minuten auch herausfinden. Aber mit meinen schlechten Äuglein kann ich keine Aufnahmen mehr programmieren, da bei meinem alten Receiver die Schrift schwarz auf weißem Grund ist. Wenn ich gut dialysiert bin, kann ich noch etwas erkennen, an Nicht-Dialysetagen, schaffe ich das nicht mehr. Die Aufnahmen mit meinem alten Receiver abzuhören, ist dann wiederum sehr einfach, denn wenn man in die Liste der Aufnahmen geht, hört man bereits den Anfang des Filmes oder der Radiosendung. So kann ich mit meinem alten Gerät Filme abhören aber nicht mehr programmieren, mit dem neuen Gerät kann ich zwar bereits Filme über den elektronischen Programm-Guide zur Aufnahme vormerken, kann sie aber noch nicht abrufen. Dies ist das A und O, an dem sich nun entscheiden wird, ob ich den Fernseher behalte oder nicht. Sollte ich es nicht schaffen, den Media-Center zu bedienen, und die Sendungen auf der Festplatte zu finden, werde ich in der zweiwöchigen Frist, in der ich das Gerät zurückgeben kann, in den sauren Apfel beißen müssen. Wenn wir noch Zeit finden, mein Bekannter und ich, dass er mir wieder über das Telefonanweisungen gibt, dann könnte es klappen. Allerdings muss man die Taste eine Weile drücken, wobei ich noch nicht mal weiß, um welche Taste es sich handelt. Und ob ich mit meiner Feinmotorik es schaffe, fest genug und lang genug zu drücken, ist die Frage. Da mein Sehrest noch ausreicht, die weiße Schrift auf blauem Grund zu erkennen, kann ich auch ohne Sprachausgabe im Menü des Media-Centers navigieren. Aber dazu muss ich ihn erst aufrufen können. Am Mittwoch kommt dann ein Mann vom Blindenbund, der blinde in lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) unterrichtet. Wir haben mit Mühe und Not einen Termin gefunden, wann er mir helfen kann. Er kennt sich zwar mit dem Gerät auch nicht aus, wird aber vielleicht in der Lage sein, mit seinen Augen die richtigen Tasten zu finden. Außerdem werde ich mir die Bedienungsanleitung im BIT-Zentrum, in welchem Dinge für blinde aufbereitet werden, für meine Bedürfnisse auflesen oder formatieren lassen. Ich hoffe, dass dies noch klappt, denn ich habe noch keine Antwort bekommen.

Bis jetzt bin ich halbwegs zufrieden, die andere Hälfte wird sich hoffentlich noch ergeben. Ich hoffe, dass meinem Fernsehvergnügen dann nichts mehr im Wege steht.

Sonntag, 21. September 2014

Jetzt sag mir doch endlich mal jemand, dass das wirklich umständlich ist!

Vor einigen Monaten habe ich beim Tauschring eine neue Lampe erworben, da diese Form schöner ist als meine alte, bei der vier leuchten an einer Schiene hintereinander aufgehängt waren. Dies sah mehr nach einem Büro als nach einem Wohnzimmer aus. Allerdings waren es sehr helle Lampen. Da sie einen E25-Sockel hatten, gaben sie viel Licht ab, denn in dieser Kategorie gibt es Lampen bis zu 1000 Lumen. Leider haben die neuen leuchten nur einen Sockel für E14-Lampen. In dieser Kategorie gibt es nur Sparbirnen mit ca. 7 W oder LED-Lampen mit sechs oder 7 W. Wegen meiner schlechten Augen brauche ich schon so bis zu 800 Lumen. Dazu brauche ich Sparbirnen mit 14 W. Ich ging also zum Saturn, dort hatten sie eben nur welche bis zu einer Ausleuchtung von 400 Lumen. Ich ging zum Conrad, dort war es dasselbe Spiel. Zuhause schaute ich im Internet. Da ich aber befürchtete, etwas Falsches zu bestellen, rief ich direkt bei der Firma Osram an. Dort war eine nette Dame, die suchte mir Lampen mit einer Leistung von 15 W heraus. Sie gab mir die Nummer, und ich solle bei Obi anrufen, dort könnte ich sie bestellen. Ich rief also bei Obi an, doch angeblich stimmte die Nummer nicht. Dort empfahl man mir, direkt an den Zwischenhändler von Obi zu gehen, die könnten dann solche Lampen haben. Beim Zwischenhändler war eine sehr nette Dame, die von der Firma Megalite  Lampen fand mit einer Stärke von 14 W, die ungefähr 700 Lumen Leuchtkraft haben würden. Ich brauchte fünf Sparlampen, da meine neue Leuchte fünf Arme hat, allerdings hatte sie nur vier da. Ich wollte aber die fünfte erst dann bestellen, wenn ich sicher gehen konnte, dass die Sparbirnen auch in die Fassungen hinein passen. So schnappte ich mir die Leuchte, bestellte ein Taxi und fuhr mit dem ganzen Gerät zu diesem Geschäft. Ich hatte Glück, die Sparbirnen sind zwar zu lang und stehen nach vorne etwas heraus, aber man kann sie ein drehen. Es ist lediglich eine Frage des Geschmacks, aber immerhin passen sie. Ich bestellte also die fünfte Lampe und bezahlte die vier. Nun brauchte ich noch jemanden, der mir die Deckenleuchte anbringen würde. In dem Verein meine Helfer gibt es einen Elektriker. Wir machten einen Termin aus. Ausgerechnet an diesem Tag hatte er bis 5:00 Uhr morgens Dienst, so kam er erst spät ins Bett und konnte nicht kommen. Normalerweise hat er keine Notfälle und kann um 3:00 Uhr ins Bett und hätte somit um 11:00 Uhr bei mir aufschlagen können. So verschoben wir die ganze Sache noch um eine Woche. Da ich befürchtete, dass es wieder so schwierig würde wie beim ersten Mal, wo mir jemand meine Schienen anschraubte, und dies ewig dauerte, warnte ich ihn schon vor und bat ihn, möglichst sämtliche Dübel und Befestigungen mitzubringen, die er zuhause hatte. Er war tatsächlich innerhalb von eineinhalb Stunden fertig. Eine der Fassungen ist etwas locker, daher warnte er mich, nur nicht hin zu fassen, damit sie nicht abgeht. Ich musste mich nun an das etwas dunkleren Licht gewöhnen, denn so schön hell wie meine vorherigen Lampen waren sie nicht. Aber mittlerweile bin ich es gewohnt. Nach einer Woche war dann auch die fünfte Lampe dar. Die konnten wir dann auch noch eindrehen. Endlich war alles fertig.

 

Der Akku meines Handys wurde immer schwächer, zum Schluss musste ich das Handy immer am Ladegerät lassen. Ich bestellte einen bei der Hilfsmittelfirma, bei welcher ich schon viele Hilfsmittel für Blinde, unter anderem auch das sprechende Telefon bestellt hatte. Der Chef persönlich war dran und versprach mir, einen Akku zu besorgen. Nach einer Woche hatte er sich immer noch nicht gemeldet. So rief ich bei der Firma an, und es stellte sich heraus, dass der Chef in Urlaub war, und dass er seinen Angestellten nicht mitgeteilt hatte, dass sie nun für mich nach einem Akku schauen solten. Er wolle dies nun in die Hand nehmen, meinte der Angestellte. Nach einer Woche rief ich wieder an, und da hat er erklärt, dass er erst jetzt mit dem Chef gesprochen hatte, der habe ihm nun gesagt, dass er vergessen habe, die Information an seine Mitarbeiter weiter zu geben. Der Akku würde also nun bestellt. Mittlerweile war es mir zu blöd, und ich suchte im Internet und fand tatsächlich einer Homepage, wo man alle Batterien bestellen kann. Dort bestellte ich per Vorkasse, die Überweisung wollte ich dann ein paar Tage später tätigen. Ich überwies also das Geld, und drei Tage später kam eine Mahnung, ich solle doch nun endlich die Vorkasse erledigen. Ich dachte an letztes Jahr, wo ich 150 € für meine Spracherkennung an einen Händler überwiesen hatte, und das Geld monatelang nicht angekommen war. Ich schrieb also an die Firma mit allen Batterien und erklärte ihnen, dass ich das Geld bereits überwiesen hätte. Ich wurde beruhigt, es handele sich nur um eine automatisch erzeugte E-Mail. Das Geld war mittlerweile angekommen, und mein Akku eigentlich auch schon. Nun hätte ich eigentlich von der anderen Firma keinen Akku mehr gebraucht. Die Hilfsmittelfirma rief also an und fragte, ob sie den Akku noch bestellen sollten. Ich meinte, zwei Akkus können eigentlich nicht schaden, denn wenn der eine unterwegs leer wird, kann man einen geladenen Akku, den man in Reserve hat, bequem einlegen. Der Akku würde also bald kommen. Mir war das mittlerweile egal, wie lange es noch dauern würde, denn ich hatte ja jetzt wieder einen Akku. Als ich dann den Stecker des Ladegerätes aus der Steckdose zog, blieb einer der Pins in der Steckdose stecken. Ich fasste hin, bekam auch keinen Schlag, traute mich aber nicht, den Pin herauszuziehen, denn wenn ich wo angestoßen wäre, hätte dies übel ausgehen können. Meine Taxifahrerin kam, da ich bereits bei der Hilfsmittelfirma angerufen hatte, um ein neues Ladegerät zu kaufen, welches sie zufällig auch da hatten. Sie rief ihren Mann an, der ihr riet, die Sicherung herauszudrehen, und dann mit Gummihandschuhen den Pin herauszuholen. Dies tat sie auch, und gefahrlos konnte das Corpus Delicti entfernt werden. Als wir in der Hilfsmittelfirma ankamen, kaufte ich das Ersatzladegerät, der Akku war aber immer noch nicht da, man wolle ihn mir zuschicken, und dann könne ich ja die Rechnung für beide Sachen (Ladegerät und Akku) zusammen begleichen. Eine Woche später war immer noch nichts da. Ich rief also an und fragte, was denn nun mit dem Akku sei. Erst daraufhin bekam ich den Rückruf, der Akku sei dar. Wer weiß, wenn ich nicht von mir aus angerufen hätte, hätte ich noch immer keinen Akku. Ich fuhr also zu der Hilfsmittelfirma, schlug mich durch, da ich dort fast noch nie zu Fuß hin gegangen war. Ich nahm den Akku in Empfang und zahlte die 25 € für Ladegerät und Akku. Nun war wieder alles da, was ich brauchte.

 

Schon vor einigen Jahren hat mir eine Helferin empfohlen, auf meinen Trockner, welche auf der Waschmaschine steht, ein Brett zu legen, damit nicht alles, was ich auf dem Trockner lagerte, nach hinten herunterfallen würde. Sie habe ein Brett, sie müsse es nur zu schneiden und lackieren, dann könne ich es haben. Sie kam aber nie dazu, mir dieses Brett zu geben, da sie nur eine Stellvertreterin für meine sonstigen Helfer war. So dachte ich, als der Elektriker da war, der mir die Deckenleuchte anmontierte, dass ich ihn gleich fragen könnte, wie lang und breit das Brett sein müsse, und wo ich das bekommen würde. Er maß es aus und meinte, die Tiefe sei 75 cm, die Breite 62. Ich solle lediglich zu einem Baumarkt gehen und dort ein Brett zurecht schneiden lassen. Die normalen Bretter hätten eine Länge von 60 cm, es gäbe aber auch längere Bretter. An einem Dienstag, an welchem ich noch bis zur Budgetkonferenz 1 Stunde Zeit hatte, machte ich mich also mit meiner Helferin auf den Weg, um dieses Brett zu holen. Mir war schon klar, dass ich keine Arbeitsplatte in haargenau der Farbe finden würde, in der der Rest meiner Küche war. Somit stellte ich mich darauf ein, eine hellere  oder dunklere  Platte zu kaufen, oder eine in Bordeaux, da diese Farbe auch schön zur restlichen Küche passen würde. Wir standen also an, um uns ein Brett zu schneiden zu lassen, nachdem wir zwei Farben ausgesucht hatten. Ein Mann war vor mir, und ich bat ihn, ob er uns vielleicht vor lassen könne, da wir es eilig hätten, und ich meine Helferin jetzt nur befristete Zeit zur Verfügung hätte. Er meinte, jeder habe es eilig, er eben auch. Als wir an der Reihe waren, empfahl man mir, ein Brett zu bestellen. Wir deuteten auf die Farbe, die ich haben wollte, aber die Bestellung dauerte so lange, dass wir unverrichteter Dinge nachhause fuhren und auch noch zu spät zur Budgetkonferenz kamen, wobei die anderen Damen schon vor der Haustür warteten. Meine Betreuerin hatte mich schon auf dem Handy angerufen, wo wir denn seien, und das Handy ist mir dann auch noch ausgegangen trotz neuem Akku. Meine Helferin versprach mir, nach der Budgetkonferenz noch einmal alleine hinzugehen. Ich erhielt später die E-Mail mit folgender Erklärung von ihr: „zwei Leute waren nicht in der Lage, den Computer zu bedienen, und der, der es könne, sei gerade nicht da, ich solle ein anderes Mal wiederkommen. Ich wartete eine Viertelstunde, dann kann derjenige, und er fand heraus, dass das Brett in der Farbe, in welcher wir es haben wollten, nicht zu haben sei, und das Brett in Bordeaux 80 € kostet.“ Sie hatte das Brett natürlich nicht bestellt. Ich fand es unmöglich, dass ein Brett so viel kostet. Außerdem fand ich, als wir zu zweit dort waren, die Verkäufer ziemlich unfreundlich, der eine hat sich ziemlich seltsam verhalten, als ich ihm erklärte, wie breit und wie tief das Brett sein müsse, wobei er mir nicht abnahm, dass ich Breite und Tiefe auseinanderhalten könnte. Als ich dann fragte, ob wir vielleicht einfach unterschreiben könnten, und sie die Bestellung dann alleine weiter ausführen könnten, meinte der eine auch noch frech: „Ja klar, wenn sie 10.000 € da lassen.“ Ich schrieb einen Beschwerdebrief an den Baumarkt, indem ich die ganze Misere schilderte. Ich bekam einen Anruf, dass es eigentlich ungewöhnlich sei, dass niemand den PC bedienen konnte, schließlich hätten doch alle Mitarbeiter eine Schulung erhalten.  Wir sollten diejenigen beschreiben, die das Programm bedienen wollten und nicht konnten, er würde diejenigen noch einmal nach Schulen. Die Äußerungen und das Verhalten der Mitarbeiter kritisierte er scharf. Er könne aber natürlich nicht zulassen, dass ich einfach etwas unterschreibe, denn es muss erst ein Ausdruck für genau dieses Produkt erstellt werden. Daher sei sein Mitarbeiter sachlich natürlich im Recht gewesen. Dies sei zu meinem Schutz und zum Schutz des Baumarktes. Er bot mir aber an, mich an ihn zu wenden, wenn ich das Brett doch noch bestellen wollte. Es kostete übrigens, was er im Handumdrehen herausfand, nur 46 € und keine 80 €. Mit Umleimer würde es jedoch 84 € kosten. Ich glaube, die drei Herren, die zuerst versuchten, das Brett zu bestellen, hatten den Umleimer bereits mit einberechnet. Da ich aber mittlerweile vom Tauschring jemanden gefunden habe, der bei mir englisch machen möchte, und Schreiner ist, lehnte ich zunächst einmal ab, behielt mir aber vor, falls es mit dem Schreiner auch nicht klappen würde, noch einmal auf das Angebot des Herren vom Baumarkt zurückzukommen. Er gab mir seinen Namen und seine Telefonnummer, so dass ich mich im Bedarfsfall direkt an ihn wenden kann. Bis jetzt habe ich noch kein Brett, ich bin gespannt, wie viel Arbeit hier noch geschehen muss, damit ich das Brett bekomme.

 

Vor einer Woche wollte ich mir eine Frikadelle kaufen. Da ich jedes Mal Pech habe, wenn ich zum Metzger gehe, und es entweder noch keine oder keine mehr gibt, rief ich am Morgen an, um eine Frikadelle zu bestellen. Ja, man würde mir eine machen. Als ich dort hinkam, hieß es, alle Frikadellen seien verbrannt, ich müsse noch einmal kommen. Auf dem Rückweg, als ich über die Straße ging, fand ich den Fußweg nicht, und wäre entweder auf der Straße oder auf dem Grünstreifen gelandet. Nach 1 Stunde, nachdem ich einen Punkt Schriftbrief an eine Freundin getippt hatte, machte ich mich nochmals auf den Weg, rief aber zuvor vorsichtshalber noch einmal an, ob nun wirklich eine Frikadelle für mich da sei. Ja, ich könne nun kommen. Ich ging hin, und auf dem Rückweg hupte ein Auto, da ich wahrscheinlich wegen meinem rechts Drall aufgrund von Gleichgewichtsproblemen auf die Straße geraten war. Dann bog ich auch noch versehentlich eine Straße zu früh ein, und dieses Mal regnete es auch in Strömen. Ich wunderte mich, wo mein Haus war, und stieß mit meiner Zehe heftig gegen eine Baustelle. Somit stellte ich fest, dass ich eben eine Straße zu früh abgebogen war und lief nachhause. Die Zehe tat mir noch tagelang wie. Und dies alles nur wegen einer einzigen Frikadelle.  Ich habe mir einmal Frikadellen gekauft, die ich in den Gefrierschrank legte.  Es ist mir in dieser Beziehung schon zweimal passiert, dass genau dann der Gefrierschrank versehentlich aufging, ohne dass ich es bemerkte, und alles abtaute. Daher lagere ich keine Frikadellen mehr in meinem Gefrierschrank.

 

Alle Leute, denen ich dies erzähle, behaupten, es ginge ihnen genauso. Oder sie sagen, sie seien nicht so anspruchsvoll wie ich, daher würden sie keinen solchen Aufwand betreiben, um an diese Dinge heranzukommen. Nun bin ich aber fast blind und bin auf helles Licht angewiesen. Ein normaler Mensch, der eine Frikadelle will, hat meistens Glück und bekommt noch eine. Ein normaler Mensch, der im Baumarkt ein Brett kauft, hat mich das Pech, dass seine Farben und seine Länge so schlecht zu bestellen sind. Andere Menschen werden ernst genommen, und der Chef gibt Ihre Bestellungen an seine Mitarbeiter weiter, und man bemüht sich stärker, das zu  besorgen, was der Kunde will. Und andere Menschen sind nicht so klein wie ich, da fällt Ihnen auch nicht dauernd alles hinter den Trockner, wenn sie etwas dort oben ablegen. Ich muss jedes Mal einen Schemel holen, wenn ich etwas von meinem Waschturm herunter holen möchte, was etwas weiter hinten liegt. Dabei stoße ich es dann eher hinten hinunter. Bei einem normalen Menschen würde man sagen: „Mensch, Du hast aber auch ein Pech, Du musst aber auch ganz schön kämpfen, um die normalen Dinge des Alltags zu bekommen.“ Nun habe ich schon das extreme Pech, dass mir all diese Dinge passieren, und dann ist es noch nicht einmal wie bei einem normalen Menschen, das einem von anderen bestätigt wird, wie schwierig man es hat, die einfachsten Dinge zu besorgen. Im Gegenteil, es wird mir auch noch dafür die Schuld in die Schuhe geschoben, dass ich zu anspruchsvoll sei, oder, das es doch anderen auch so ginge. Schließlich habe man ein  Plastikdach des Wohnwagens, welches auch dauernd zur Reparatur müsste. Niemand auf der Welt versteht, dass es ein Unterschied ist, ob man die ganz alltäglichen Dinge zum Leben auf so harte und umständliche  Weise erkämpfen muss, oder ob man Luxusartikel wie Plastikdächer von Wohnwagen ab ändern lassen muss.

 

Ich würde mir wünschen, dass bitte einmal jemand einen Kommentar hinterlässt und schreibt, dass es für mich sehr umständlich ist, die normalen Dinge des Alltags zu verrichten. Falls nun wieder ein böser Kommentar kommt, man würde mir das Geld hinten hineinschieben, und es sei nur Gejammere, weiß ich, von wem dieser Kommentar ist.

Samstag, 26. Juli 2014

Das Trauma mit dem Trauma

Wieder so ein Artikel, der nur auf meinem einsamen Blog verschimmeln darf. Ich habe versucht, eine Zeitschrift anzuschreiben, habe sogar versucht, diesen Beitrag der TAZ vorzuschlagen, aber wie immer bekam ich keine Antwort. Ich habe etwas zu sagen, aber ich und das, was ich sagen möchte, landen nur auf dem Schutt Ablageplatz der Zeit. Ich möchte zumindest, wenn ich einmal nicht mehr da bin, dass irgendwann mal einer gelesen hat, was hier ein sozial frühzeitig beseitigter und aus der Gesellschaft ausgeschlossener Mensch einmal geschrieben hat. Ich finde es eine Sauerei, dass die Fähigkeiten, Ideen, Gedanken und Beiträge und die gesamte Intelligenz eines ganzen Menschen einfach so ins Klo gespült werden. Welches Land kann sich eigentlich leisten, seine Ressourcen so dermaßen zu verschwenden?

 

Die traumatische Suche nach dem Trauma

 

Eine Expertin in eigener Sache

 

Vor ca. 30 Jahren, als es den Begriff Trauma noch kaum zu geben schien, war ich als fast Blinde an einer Schule für Sehende und wurde dort mit Mobbing (was schon eher zum Psychoterror tendierte) konfrontiert. Damals wurde mir gesagt, ich bilde mir alles nur ein, oder mir wurde die Schuld daran gegeben, denn irgend einen Grund wird es ja wohl haben, wenn andere somit mir umgehen. Was mit „so“ gemeint ist, konntet Ihr in einem früheren Post lesen.

 

Bis vor einigen Jahren wurde der Begriff Mobbing auf diese Beschreibungen nicht einmal angewendet, sondern diese Aktionen wurden als Hense Laien bezeichnet.  Die meisten Psychologen und Therapeuten waren und sind zum Teil noch der Ansicht, das Mobbingopfer habe einen Anteil an der Situation, und man müsse sich dies in einer Therapie anschauen. Die schwer wiegenden psychischen Folgen, die Mobbing hinterlässt, sind meines Erachtens eher therapiebedürftig als die so genannten „Gründe“, die zu Mobbing geführt haben. Es ist zumindest schon beruhigend, dass mir einige Leute die neuesten Forschungsergebnisse zugetragen haben, dass es keine typische Mobbing-Persönlichkeit gibt. Und es ist gut, dass es für diese Taten nun einen übergeordneten handfesten Begriff gibt. Ich bin somit schon einen Schritt weiter, das es zumindest ein paar Psychologen und Ärzte gibt, die dies so nennen. Zuvor hieß es sogar: sie fühlte sich gemobbt. Und das bringt mich schon zum Kern dieses Artikels.

 

Wenn ich auf meiner Suche nach Anerkennung für dieses Trauma anfrage, ob solche Gewalttaten, wenn sie auch „nur“ emotionaler Natur waren, zu einem Trauma führen können, erhalte ich zumeist sehr vage Aussagen. Der Tenor lautet: für den einen ist das ein Trauma, für den anderen nicht. Ob man sich traumatisiert fühlt, hinge von der eigenen Person ab und der Widerstandsfähigkeit, der eine könne also etwas locker wegstecken, für den anderen sei es der blanke Horror. Jeder erlebe ein Trauma anders, jeder ginge anders damit um. Victor Frankl sei sogar im KZ gewesen, und er habe keine Schäden davongetragen. Andere Menschen seien schon traumatisiert, wenn man sie Idiot nennt. Wenn man natürlich so ein breites Spektrum an Reaktionen ansetzt, wird man nie zu einer Antwort kommen. Ich gehe einmal davon aus, dass abgesehen von diesen Ausnahmen die Menschen sich ziemlich eng beieinander auf diesem Spektrum bewegen. Es mag tolerant klingen, wenn einem ein Diagnostiker zugesteht, dass es für diese Person schlimm war. Dies reduziert aber die Wertung nur auf diese eine Person. Es bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass es wohl für die meisten Menschen dann nicht schlimm gewesen wäre. Dies ist aber objektiv gesehen keine Bestätigung eines Traumas, denn dies stellt keine Entlastung dar, da der Fokus auf die Person und nicht auf die Tat gelegt wird. Im Grunde genommen wird damit nicht gesagt, dass die Tat schlimm war, sondern nur, dass dieses Individuum sie eben schlimm empfand. Würde man bei einer Vergewaltigung zu einer Frau sagen: „für Sie war diese Tat schlimm.“? Würde man zu einem Menschen, der Folter erlitten hat, sagen: „jeder Mensch reagiert eben anders?“ Spontan würde jeder mit nein antworten. Weniger tolerante Menschen würden sogar sagen: „Mobbing oder Hense Laien sind kein Verbrechen, sind daher auch nicht schlimm, und ein Trauma ist ein einmaliges Ereignis, welches lebensbedrohliche Züge haben muss.“ Dies wäre zumindest eine ehrliche Antwort. Denn eigentlich kann man mit der Aussage, dass es für einen selbst schlimm war, nicht viel anfangen, denn das weiß man ja ohnehin schon, bevor man sich Hilfe gesucht hat. Zur Anerkennung eines Traumas gehört meines Erachtens daher auch, dass die Tat als solche unabhängig von der Person als schwerwiegend und verletzend angesehen wird. Nun werden viele Fragen: „was nützt es dem Opfer, wenn es weiß, dass die Tat schlimm war, und was hat das Opfer davon, wenn man ihm bestätigt, dass sein Erlebnis schlimm war?“ Wenn man auf bestimmte Art reagiert, seine Persönlichkeit verändert, misstrauischer wird, Ängste entwickelt und sich nicht mehr als derselbe fühlt, der man mal war, sich irgendwie als gezeichnet empfindet, und das Gefühl hat, irgendwie in seinem Erleben von den anderen getrennt zu sein, ist es eventuell beruhigend zu wissen, dass der Grund dafür etwas gewesen ist, was gemeinhin als schlimm angesehen wird, eine Tat, die real passiert ist und real dazu geeignet ist, einen Schaden bei einem Menschen entstehen zu lassen. Die Beruhigung, das, was Du empfindest, ist vor dem Hintergrund dieser Situation ganz normal, Du bist kein Exot, Du bist nicht verrückt, diese Tat wird von der Gesellschaft als gemeinhin schlimm angesehen, kann entlastend wirken. Das Gefühl dagegen, es sei reine Geschmackssache und (nur) die subjektive Empfindung des Individuums, ob es eine Tat selbst schlimm findet, kann einen in die Isolation treiben. Die wesentlich härteren Beispiele, die ich weiter oben angeführt habe, demonstrieren, dass Mobbing und emotionale Gewalt noch nicht wirklich als schwer wiegende Eingriffe in ein Leben betrachtet werden. Wirklich eindeutig als schädlich und traumatisch können sie irgendwie doch noch nicht angesehen werden, bestenfalls dann eben halt für das einzelne Individuum. Selbstverständlich ist Folter noch um wesentlich viele Kategorien härter als Mobbing und Psychoterror. D.h. aber nicht, dass Letzteres nicht auch schon die Psyche zerstören kann und zwar nicht nur von Menschen mit geringerer Resilienz sondern ganz bestimmt auch von  ganz durchschnittlichen Menschen.

 

Zerstörerisch wirkt sich aber auch aus, dass man in der Beurteilung seines Traumas immer nur auf sich selbst zurückgeworfen wird. Die Anerkennung, sei es  in Form einer ärztlichen Diagnose für den Geschädigten  oder die Sanktionierung der Täter, dass die Gesellschaft solche Taten nicht hinnimmt, und dass es sich hier eindeutig um psychische Gewalt handelt, gibt einem Opfer schon das Gefühl, mit seiner Ansicht und seinen Empfindungen nicht alleine zu sein. Alleine schon das Gefühl, nicht einfach nur besonders verletzlich oder lediglich überempfindlich zu sein, kann den ersten  Schritt zur Heilung bedeuten. Die oben gemachten Aussagen, es sei völlig individuell und subjektiv, wie man etwas empfindet, können zusätzlich ein Trauma bedeuten, da man wieder mit seinen Erlebnissen alleingelassen und nicht ernst genommen wird, da wieder die Tat an sich nicht anerkannt wird, man wieder zu einem besonders sensiblen Zeitgenossen abgestempelt wird. Die Aussagen, man müsse sich doch einfach selbst glauben, was andere sagen, sei doch völlig egal, treiben einen in die Isolation, denn man bekommt das Gefühl, als einzige diese Ansicht zu haben, dass diese Erlebnisse wirklich schlimm waren. Mir sind diese Aussagen und Ansichten, die für mich auch eine verkappte Bagatellisierung von Mobbing und Psychoterror darstellen, auf meiner Suche nach einem Traumatherapeuten oder einer Traumadiagnostik zu 99 % begegnet. Ich fühle mich an damals erinnert, als ich während dieser traumatisierenden Umstände Hilfe suchte, mir aber alle nur sagten, das sei alles nicht so schlimm, da müsse man durch, es passiert doch jedem. Auch Äußerungen wie: wir sind doch alle irgendwie zerbrochen, habe ich auf meiner Suche nach Anerkennung meines Traumas gehört. Dies schiebt den schwarzen Peter irgendwie dem Opfer zu: wir erleben alle unsere schlimmen Dinge, es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht, und der eine kann es eben besser, der andere eben nicht. Sprich: Du kannst es eben nicht so gut. Eigentlich sollte es angebracht sein, im Sinne von Psychoedukation dem Opfer zu erklären, warum es so reagiert, wie es reagiert, und dass die Reaktionen völlig normal sind, dass die Empfindungen verständlich sind, dass diese Erlebnisse außerordentlich waren, und dass daher auch die Reaktionen, die zuweilen außerordentlich ausfallen, gemessen an der Situation normal und nachvollziehbar sind. Dies zeigt, dass man das Opfer wirklich versteht, dass man die Geschehnisse  per se als gravierend ernst nimmt, dass man die Gefühle des Opfers nachempfinden kann, und dass man sie zumindest den negativen Erlebnissen zuordnen kann. Dies hätte ich mir gewünscht, in einer annehmenden, wohlwollenden Atmosphäre, in der auch Feedback und Resonanz hinsichtlich der erlittenen Qualen und dazu passenden Gefühle gegeben wird, und eine  sachgemäße Aufklärung stattfindet, welche Prozesse bei diesen Taten in einem Menschen ablaufen können, auf was man sich als Opfer einstellen muss, und dass man mit seinen Symptomen nicht alleine ist, sondern es auch andere Menschen gibt, die unter solchen Dingen gelitten haben und auch nicht immer stark waren und alles nur weggesteckt haben. Ich habe viele Bücher über Traumatisierung gelesen, in denen eigentlich genau das drin steht. Ich habe mich teilweise sogar an namhafte Buchautoren gewandt, zuweilen aber nur solche bis gar keine Antworten erhalten. Es gab einige wenige, die den Standards, die sie in ihren Büchern gesetzt haben, gefolgt sind. Leider kommt man aber auf der Suche nach Diagnostik nicht an diese Menschen heran, die sich ganz besonders mit dem Thema Trauma beschäftigen, da sie meistens überlaufen sind. Ob diese Bücher auch von anderen Fachleuten gelesen werden, frage ich mich manchmal. Zumindest sollte klar sein: ein Mensch, der traumatisiert ist, verhält sich in manchen Situationen nicht so wie jemand, der so etwas nicht mitgemacht hat. Daher sollte jemand, der einen solchen Menschen diagnostizieren will, darauf vorbereitet sein, es mit jemandem zu tun zu haben, der im Kontakt manchmal nicht ganz einfach ist. Hätte dieser Mensch diese psychischen Probleme nicht, würde er ja schließlich auch den Fachmann nicht aufsuchen. Daher sollte dieser sich nicht abschrecken lassen und dann wiederum negativ auf das Opfer reagieren, was ja wieder Ablehnung bedeutet. Das Schlimmste, was einem bereits traumatisierten Menschen passieren kann ist, wenn ihm gesagt wird, das, was er erlebt habe, sei doch wohl kein Trauma, da gäbe es doch VIEL Schlimmeres,  oder: das ist doch nun nicht wirklich so schlimm, und andere würden das viel besser wegstecken.

 

Romantisch oder pragmatisch veranlagte Menschen werden nun sagen, es ist doch egal, wie man es nennt, Hauptsache man hört demjenigen zu. Ich halte es aber für sehr wichtig, zu wissen, ob man es mit einem Menschen zu tun hat, der ein psychisches Trauma erlitten hat, da dann oft andere Vorgehensweisen vonnöten sind, und da sich einige Störungen dann besser einordnen und erklären lassen. Außerdem, wie oben erläutert, tut es zumindest einmal gut, wenn die Ereignisse als schlimm genug anerkannt werden, dass sie im Normalfall potenziell traumatisierend sein können, und zwar nicht nur für Überempfindliche sondern für ganz normale Menschen. Wie man mir  häufig sagte, mag es einen Unterschied geben darin, ob man etwas Traumatisches erlebt hat, oder ob man tatsächlich auch traumatisiert ist. In beiden Fällen sollte aber die Tat per se als schlimm angesehen werden und nicht die Reaktion des Opfers als eine rein individuelle und subjektive Geschmackssache oder gar als pathologisch dargestellt werden. Dies wird weder einem traumatisierten Menschen noch einem Menschen, der traumatische Dinge erlebt hat, gerecht. Und noch kurz dazu, dass viele jetzt wiederum nicht glauben werden, wie häufig mir diese Aussagen begegnet sind, und dass das doch wohl an meinem auftreten gelegen hat: auch dies birgt wieder die Aussage in sich, dass man selbst zu diesen Äußerungen beigetragen habe, oder dass man bei diesen Erfahrungen einfach nur übertreibt. So setzt sich die Traumatisierung von damals weiter fort. Auch bei einem physischen Trauma würde schließlich niemand sagen: der eine, der sich den Arm gebrochen hat, braucht einen Gips, der andere kommt auch ohne Gips aus. Wenn man einen Schlag auf den Kopf bekommt, ist das für den einen verletzend, der andere steckt das locker weg. Der eine läuft nach einem Beckenringbruch sofort wieder einen Marathon, der andere bleibt drei  Monate im Bett. Auch hier gibt es eindeutige Standards und eindeutige Skalen, wie man das eindringende Ereignis einschätzt, und wie man die Folgen  dementsprechend einordnet und behandelt . Nachdem man heute den Anspruch hat, psychische Traumata genauso ernst zu nehmen wie körperliche Verletzungen, sollte man auch die gleichen Standards dafür anlegen. Denn auch bei einem körperlichen Trauma wünscht man sich doch, dass andere die Schmerzen und die Schwere der Verletzungen und die erlittene Tat als solche würdigen. Hier würde keiner auf die Idee kommen, dass dieses Bedürfnis per se wiederum ein Zeichen von psychischer Labilität ist.

 

Der geneigte Leser wird sich nun fragen, wie kommt eine einzelne  Person darauf, für alle anderen zu sprechen, schließlich empfindet dies  doch jeder unterschiedlich. Na, da haben wir's ja schon wieder!  Nun, ich kann zumindest mit Sicherheit sagen, dass niemand seine Erlebnisse und die dazugehörigen Empfindungen relativiert, individualisiert, und bagatellisiert haben will.  Schließlich bin ich Expertin in eigener Sache.