Sonntag, 14. März 2021

Mein Radio friert

Vor einiger Zeit wurde eine Weltneuheit bekannt gegeben. Eine Firma brachte ein Radio heraus, welches komplett sprachgesteuert ist, und dies sogar unabhängig vom Internet. Für alle diejenigen, die die A-Dame, sprich Alexa nicht haben wollten, war dies nun eine passable Alternative. Ich habe auch für unseren Sender ein Interview mit der Firma gemacht. Dieses Radio mit CD Player wurde schon vielfältig besprochen und auch beworben. Es ist nun schon bei zahlreichen Hilfsmittelfirmen erhältlich. Ich hatte mir auch überlegt, ob ich dieses Radio haben wollte, denn obwohl ich die A-Dame habe, gibt es doch einige Sender, vor allem den, bei dem ich mitmache, die nicht über diese Smartspeaker gestreamt werden. Außerdem kann dieses Radio sogar die Sendernamen ansagen, sobald man einen Sender anwählt. Der Klang soll auch sehr beeindruckend sein. Ich brauchte allerdings ein Radio, welches lediglich ein oder 2 Sender abspielt, die ich noch nicht anderweitig erreichen kann, und ich möchte auf jeden Fall ein Radio, welches man leicht transportieren kann, wenn man damit mal in ein anderes Zimmer möchte. Außerdem brauche ich kein CD-Laufwerk, da ich genügend Möglichkeiten habe, CDs abzuspielen. Während einer Redaktionskonferenz erzählte ich von dem Interview mit der Firma und der Möglichkeit, ein Radio zu erwerben, welches über Sprachsteuerung bedient werden kann, und welches zumindest teilweise sprachliche Rückmeldungen gibt. Daraufhin meinte dann einer unserer bestinformierten Redaktionsteilnehmer, das gäbe es doch schon längst, es gebe ein sehr kleines Radio, welches teilweise eine Sprachausgabe hat. Man könne es zwar nicht über die eigene Stimme ansteuern, aber es würde einige Dinge aussprechen, die es tut. Es kostet nur 77 €, also 1/5 dessen, was die Weltneuheit im Moment kostet. Es ist von derselben Firma wie das große Radio, von der ich übrigens auch schon andere Geräte besitze, und die mir ganz gut gefällt. Also recherchierte ich sofort und fand auch über den großen Versanddienst mit dem großen A dieses Gerät und bestellte es umgehend. Die Möglichkeit, es zurückzusenden, wenn es mir doch nicht zusagt, beschleunigte meine Entscheidung. 2 Tage später war das Gerät dann dar. Angeblich hätte man sogar erst einen sehenden Helfer gebraucht, der die Sprache einstellt. Aber das Ding legte sofort los zu sprechen und erklärte mir, ich solle die richtige Sprache wählen. Bislang stand es auf Englisch, und ich griff intuitiv den großen Drehknopf, der im retro-Design angebracht war, der aber offenbar Digital funktioniert. Das Gerät war also sogar für meine Begriffe sehr intuitiv bedienbar. Leider sagt es aber nicht die Sender an, die man mit demselben Drehknopf finden konnte. Wenn man aber auf die Knöpfe drückte, sprach es die Funktionen dieser Knöpfe aus. Es gibt 3 Favoriten, und in einem Video wurde beschrieben, dass man eine Klappe mit weiteren Knöpfen öffnen konnte. Einer dieser Knöpfe schaltet zwischen DAB, UKW und USB um. Man kann also auch einen Stick anhängen. Das Gerät hat einen Kopfhörerausgang, mit dem ich es auch leicht einmal an die Stereoanlage anhängen kann. Aber der eigene Klang des sehr kleinen Geräts ist beachtlich für seine Größe. Es sollte noch ein Thermometer besitzen, dem Maß ich aber keinerlei Bedeutung zu. Irgendwann holte ich dann meine Lesebrille und stellte fest, dass ich mit dieser zumindest die Anzeige der Sender auf dem Display erkennen konnte. So suchte ich mir meine 3 Favoriten heraus. Eigentlich ist nur einer der Favoriten wirklich notwendig, da ich die anderen Sender auch über andere Geräte empfangen kann. Daher war ich im Nachhinein auch froh, dass ich das große teure Gerät nicht gekauft hatte. Denn ich hätte es auch nirgendwo hin tragen können mit seinen ausgewiesenen 6 Kilo. Die Premiere war dann die nächste unserer Sendungen, die ich sehr schnell mit dem Knopf für den Favoriten einstellen konnte. Damit war ich zufrieden. Eines Morgens hörte ich das Radio sprechen, aber als ich hinkam, war nichts Wesentliches passiert, es hatte sich nicht selbst eingeschaltet, das Display zeigte Datum und Uhrzeit, sonst nichts. An einem anderen Vormittag dachte ich, jetzt hörst du schon stimmen, du wirst verrückt. Ich habe allerdings sehr viele sprechende Geräte, daher zweifelte ich nicht lange an meinem Verstand. Ich rannte aber ins Wohnzimmer und hörte noch die letzten 3 Worte, die Heizung an. Ein paar Tage später hörte ich ganz deutlich das Radio rufen: „Es ist zu kalt, schalten Sie die Heizung an!" Offenbar hatte das Gerät nicht nur ein Thermometer sondern auch einen Alarm, der auf eine gewisse Temperatur voreingestellt war und dann diese Worte von sich gab. Sobald ich das Fenster öffnete und das Zimmer lüftete, hörte ich das Radio jammern, es ist zu kalt, schalten Sie die Heizung an. Ich dachte mir noch, eigentlich muss man ja selbst merken, wann es einem zu kalt ist, es ist schon wunderlich, dass man von außen noch daran erinnert wird. Allerdings ist es praktisch, falls man doch mal vergisst, das Fenster zu schließen. Aber es ist schon witzig, denn sobald das Fenster zu ist, schließe ich auch noch die Tür, damit es im Zimmer wieder warm wird, damit mein Radio nicht friert. Aber dies ist auch praktisch, wenn man Energie sparen möchte. Man wird immer daran erinnert, die Zimmertür wieder zuzumachen, um nicht so viel Kälte im wahrsten Sinne des Wortes zur Tür hinaus zu lassen und damit Geld aus dem Fenster zu werfen. Somit habe ich also in doppeltem Sinne gespart, das Radio ist wesentlich billiger als das große, und ich spare auch noch Energie. Bei Anschaffungen ist man ja immer am Anfang total stolz, was das Ding alles kann, und man freut sich eine Zeit lang darüber, aber am Ende macht man gar nicht so viel damit, und es ist dann gar nicht mehr so interessant. Daher frage ich mich immer, brauche ich dieses oder jenes wirklich, ist das nur eine Spielerei, oder ist es wirklich nützlich? Freue ich mich auch nach einigen Monaten noch daran, oder will ich dann schon wieder was Neues? Bei dem Thermometer ist das fraglich, aber ich glaube nicht, dass dies den Preis des Geräts wesentlich in die Höhe getrieben hat, denn mit 77 € erfüllt es wirklich seinen Zweck. Vielleicht sollte man ihm ein Mäntelchen häkeln, vielleicht ist dann auch der Sensor für das Thermometer abgedeckt. Aber es muss ja belüftet werden, und es hat ja seinen Sinn. Es ist das 1. Radio, welches mir mitteilt, dass es ihm zu kalt ist. Mal sehen, was meine anderen Geräte noch für Wünsche und Beschwerden haben.

Die Hölle aus Dosen -- Astra ad acta

Nachdem am Freitag den 5. März alles so toll gelaufen war, und ich ganz begeistert von der logistischen Höchstleistung unseres Impfzentrums geschwärmt hatte, muss ich natürlich auch von den schlimmen Nebenwirkungen berichten, die ich dann zu erleiden hatte. Schon beim Warten auf das Taxi bemerkte ich, dass rechts unten an der Unterlippe alles taub und pelzig wurde und zu kribbeln begann. Das ging aber schnell wieder weg. Dann stellten sich immer stärkere Kopfschmerzen ein. Ich hatte nur einmal im Leben wirklich starke Kopfschmerzen, das war mit einem Blutdruck von 240 mm Quecksilbersäule. Diese Kopfschmerzen, die ich aber jetzt hatte, überstiegen alles. Nach einer Weile stellten sich starke Gliederschmerzen ein, und auch meine Brust tat mir total weh. Bis zum Nachmittag war alles noch recht erträglich. Ich konnte noch einiges erledigen, zum Beispiel meinen Blogeintrag verfassen oder Kaffee trinken. Danach wurde ich aber immer müder. Ich stellte fest, dass ich zu frösteln begann, aber mein Kopf glühte. Normalerweise bekomme ich nie Fieber, und am Anfang hatte ich auch nur gering erhöhte Temperatur. Ich schaute mir noch den Nockerberg im Fernsehen an, aber dabei merkte ich, dass sich immer mehr Übelkeit einstellte. Ich hatte schon gar keinen Appetit mehr und keine Kraft, um mir noch etwas für das Abendessen herzurichten. So habe ich lediglich ein Stück Hefezopf und einen sehr heißen Yogi Tee zu mir genommen. Danach legte ich mich in eine Decke gewickelt auf das Sofa. Bevor ich zu Bett ging, habe ich noch mal Fieber gemessen, da ich mittlerweile glühend heiß war. Die Kopf- und Gliederschmerzen waren auf ein unerträgliches Maß angestiegen. Die Temperatur lag bei 37,9°, was für einen normalen Menschen nicht viel ist, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich nie Fieber bekomme, ist das eine ziemlich hohe Temperatur. Wenn ich schon mal annähernd in Richtung Fieber komme, will das schon was heißen. Ich bekomme nicht einmal bei der stärksten Grippe Fieber. Ich hatte aber leider kein Paracetamol im Haus. Man hatte mir gesagt, man solle sich vorsorglich schon mal welches besorgen, denn man würde ziemlich starke Gliederschmerzen kriegen. Ich dachte mir noch, das hält man doch einfach aus und wartet, bis es wieder vorbei ist. Ich hatte schon häufiger Gelenkschmerzen oder auch Gliederschmerzen, vor allem, wenn ich einen Infekt hatte. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass Gliederschmerzen so schlimm werden könnten. Das Problem war auch, dass ich nichts trinken konnte, zum einen hatte ich gar nicht die Kraft, um aufzustehen, damit ich mir etwas hätte holen können, und zum anderen hätte ich alles wieder erbrochen. Dann hätte ich auch meine Medikamente wieder ausgespuckt, die ich für die Immunsuppression brauche, damit meine Spenderniere nicht abgestoßen wird. Andererseits brauche ich aber viel Flüssigkeit, denn als Nierenpatient muss man viel trinken. Denn die Niere darf nicht ausgetrocknet werden, was bei erhöhter Temperatur schnell der Fall ist. Hätte ich aber getrunken, hätte ich mich erbrochen. Mir war so übel, dass ich nicht mehr wusste, was ich noch tun sollte. Den Krankenwagen konnte ich nicht rufen, denn die wären nur in einem akuten Notfall gekommen. Bei der Nummer 1 16117 bin ich schon in früheren Fällen abgewimmelt worden, daher wollte ich da auf keinen Fall anrufen. Und was hätten die schon tun können? Ich hätte auch ein Taxi nehmen und ins Krankenhaus fahren können, denn in der Transplantationsstation hätten sie mich nicht abweisen dürfen. Wenn man nämlich die Medikamente erbricht, und wenn man nichts trinken kann, müssen die Medikamente und Kochsalzlösung notfalls über die Vene infundiert werden. Aber ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, um mich anzuziehen und im Taxi zu sitzen. Und die Stationen sind voll mit Patienten mit Corona. Da hätte ich im Krankenhaus eine weitaus schlimmere Situation vorgefunden, als die, die ich gebraucht hätte. Daher entschied ich mich, zu Hause auszuharren. In der Nacht wachte ich mehrfach auf und weinte vor Kopfschmerzen. Irgendwann stellte ich dann das Kopfteil von meinem Lattenrost etwas schräg, denn hauptsächlich kamen die Kopfschmerzen vermutlich von den Nebenhöhlen und von Spannungen, die man ja bei Gliederschmerzen auch immer hat. Nach einer Weile konnte ich dann für einige Stunden schlafen. Am Morgen war ich aber völlig erledigt und blieb den Rest des Tages im Bett. Zum Glück kam dann der Appetit etwas wieder zurück und auch die Kraft, um zumindest Wasser ohne Kohlensäure trinken zu können, welches ich nicht gleich wieder ausgespuckt habe. Daher konnte ich meine Medikamente nehmen und der Niere wieder genügend Flüssigkeit bieten. Das Fieber war mittlerweile auch wieder gesunken, sodass ich mir keine weiteren Sorgen mehr machen musste. Ich brauche also jetzt keine ärztliche Versorgung mehr. Ich rief dann in der Apotheke an und bat darum, dass sie mir eine Packung Paracetamol vorbeibringen möchten, dass konnte erst gegen Mittag geschehen, denn sie hatten ja Betrieb. Und ich war froh, dass sie überhaupt zu nett waren, dass für mich zu tun. Bis dahin waren dann die Beschwerden schon relativ gut wieder abgeklungen, aber ich nahm trotzdem noch eine Tablette, um den Rest auch noch in den Griff zu bekommen. Am Sonntag ging es mir schon wieder wesentlich besser, ich konnte schon wieder aufstehen und mich anziehen. Am Montag schaffte ich es dann auch zum Hautarzt, denn mein jährliches Hautkrebsscreening stand an. Ich erschrak allerdings nicht schlecht, als der Hautarzt, der mich allerdings noch nie zuvor gesehen hatte, da es der Nachfolger meines alten Hautarztes war, mir erklärte, dass ich eine leichte gelbe Färbung der Haut und somit einen leichten Ikterus hätte. Daraufhin machte ich umgehend einen Termin zur Blutabnahme mit meiner Hausarztpraxis aus. Die Nierenwerte sind super, sie haben sich sogar im Vergleich zum letzten Mal gebessert. Die Sprechstundenhilfe meinte, ich sehe etwas gelblich aus, aber nicht so schlimm wie früher an der Dialyse, als ich total grau-gelb war. Aber es sei schlimmer als die Wochen zuvor. Die Wochen zuvor hatte ich auch bemerkt, dass mein Blutdruck und mein Gewicht gestiegen waren, und dass ich Wasser eingelagert hatte. Das wurde natürlich nicht gerade besser durch die Impfung mit all ihren Folgen. Aber all das hat sich mittlerweile gebessert, und die Wassertabletten konnte ich mittlerweile auch schon wieder absetzen. Die Leberwerte haben wir auch gleich mit untersucht. Da war auch alles in Ordnung. Meine Mutter meinte, du warst doch schon immer etwas gelb. Das Foto, welches ich über WhatsApp herum geschickt hatte, war offenbar auch nicht sehr auffällig. Wahrscheinlich lag es wirklich nur daran, dass der Hautarzt mich nicht kannte. Am Mittwoch rief ich dann bei unserem Impfzentrum an, nachdem die Hausärztin all meine Symptome dokumentiert hatte. Bei der Hotline sagte man mir, ich soll ein ärztliches Attest mitbringen, dass ich nicht mit AstraZeneca geimpft werden dürfte. Aber das bringt nicht viel, wenn ich es am Tag der 2. Impfung mitbringe, denn dann ist der Impfstoff ja bereits für mich aufgetaut und vorbereitet. Ich fragte also, ob es möglich wäre, dass ich zuvor schon Kontakt mit den Ärzten im Impfzentrum aufnehmen könnte, aber man meinte, ich würde dann sowieso wieder nur hier bei der Hotline landen. Ich finde das ungeheuerlich, wie die sich abschotten. Ich schrieb also an das Robert-Koch-Institut ein Fax und bat sie darin, dieses Zeug abzusetzen, denn selbst wenn die Vorfälle mit den Thrombosen nichts mit dem Impfstoff zu tun haben, kann es doch nicht angehen, dass jedes Jahr, wenn die Impfung stattfindet, dann reihenweise selbst Kern gesunde Menschen für einige Tage oder gar Wochen flach liegen. Ich schilderte denen meine gesundheitliche Situation und bat sie, mir zu helfen, dass ich nicht wieder diesen Impfstoff bekäme. Ich habe dann auch noch ein Einschreiben mit Rückschein an unser Gesundheitsamt gesendet und hoffe, dass sie reagieren und mir helfen. Meine Hausärztin ist natürlich nicht sicher, ob man über AstraZeneca einen anderen Impfstoff drauf impfen kann, aber nachdem sich hier die Angaben und Anweisungen permanent ändern, und morgen das möglich ist, was gestern noch unmöglich schien, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es in ein paar Wochen heißt, dass man jeden Impfstoff auf jeden anderen drüber impfen kann, und dass man den Impfstoff auch bei Zimmertemperatur lagern könne, da hier offenbar die Nachfrage und der Mangel die Handhabung diktiert. Prinzipiell bin ich überhaupt nicht dagegen, sich impfen zu lassen. Aber es ist eben nicht jeder Impfstoff für jeden geeignet und nicht in jeder Situation. Ich kenne einige Nierenkranke, denen hat man, obwohl sie auch noch nicht über 65 sind, Pfizer gegeben, aber mich hält man offenbar nicht für so krank, dass es bei mir nötig wäre. Irgendwie rutsche ich bei solchen Dingen immer durch die Maschen. Ich glaube, als mehrfach behinderte Frau, die sich obendrein schlecht durchsetzen kann, hat man hier schlechte Karten. Ich finde generell, dass dieses Zeug in die Runde Ablage gehört. Daher mein Fazit: ceterum censeo astram esse iactam ad acta. Übrigens bin ich der Meinung, dass Astra zu den Akten geworfen gehört. Was rund heißt, hab ich vergessen. Aber ist ja auch egal, Hauptsache weg mit dem Zeug. Wenn ich das wieder kriege, lass ich mich nicht noch einmal impfen, denn beim 2. Mal soll es noch schlimmer sein, und das werde ich oder zumindest meine Niere nicht überleben.

Freitag, 5. März 2021

Geimpft und entwurmt

Schon am 14. Januar hatte ich mich für die Corona-Impfung registriert. Da offenbar zu viel von dem unbeliebten Impfstoff AstraZeneca übrig war, bekam ich dann ganz plötzlich eine E-Mail, dass ich jetzt einen Termin für die Impfung ausmachen könnte. Ich würde dann ein Terminpaar für beide Impfungen erhalten. Die Anmeldung konnte ich sogar mit dem Smartphone machen. Es war etwas schwierig, von dem Angebot am 1. März zu dem Angebot am 5. März zu gelangen, aber man konnte die Zeit, in der man den Termin hätte auswählen sollen, verlängern. Man hatte jeweils 10 Minuten Zeit, die aber beliebig häufig ausgedehnt werden konnte. Da sag noch jemand, in Zeiten von Corona sei es den Menschen langweilig, da sie immer nur zu Hause sitzen würden. Ich entschied mich also für den 5. März, da ich am 1. März einen Arzttermin hatte, am 2. März musste ich meinen Putzmann reinlassen, am 3. März musste der Personalausweis verlängert werden, am 4. März hatte ich den heiß ersehnten Friseurtermin, somit blieb mir dann eben der 5. März übrig als frühester Termin. Der 7. Mai sollte dann als Termin für die 2. Impfung eingetragen werden. Ich konnte auch diesen Bogen sehr schnell online ausfüllen, ich konnte die Aufklärung sehr schnell lesen, und danach schickte ich alles an meine Betreuerin. Entweder, sie hätte selbst unterschreiben müssen, oder sie hätte mir einen Wisch mitgeben können, der bestätigt, dass ich selbst unterschreiben darf. Eigentlich lächerlich, denn das ist dann auch gehüpft wie gesprungen. Wir stellten also alles zusammen, denn ich hatte ja noch keinen Personalausweis. Der Antrag für die Abholung des neuen Personalausweises und die bezahlte Rechnung für den Personalausweis, meinen Schwerbehindertenausweis und der alte Personalausweis, alles landete in einer Mappe zusammen mit den Unterlagen für die Impfung. Außerdem musste ich noch einen Transportschein organisieren und eine Bestätigung, dass ich eine Niere transplantiert bekommen habe. Denn das war ja die Eintrittskarte dafür, dass ich bereits in Runde 2 geimpft werden würde. Plötzlich konnten sämtliche anderen Menschen, die zuvor um einen Impftermin kämpfen mussten, teilweise schwerstbehinderte Menschen, die bei Corona gestorben wären oder deren Pfleger, die nicht in einem Heim arbeiteten,, und denen man zuvor keinen Impftermin geben wollte, sowie Lehrer, Erzieher usw., sich auf einmal impfen lassen. Der Blindenverband hatte zuvor vergeblich versucht, dass blinde Menschen, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sich anzustecken, weil sie ja mehr tasten müssen, in Gruppe 2 gelangen. Da man aber zu wenig Impfstoff für die Gruppe über 65 hatte, der für die Leute unter 65 aber nun mal da war und nicht schlecht werden sollte, hieß es plötzlich, es könnten sich nun auch andere Menschen impfen lassen, die das wollten. Auf einmal ist dieser Impfstoff auch für Leute über 65 zugelassen, der zuvor nur an Menschen getestet wurde, die zwischen 16 und 65 Jahre alt waren. Jetzt waren auf einmal brauchbare Testergebnisse dar, dass AstraZeneca wohl auch bei älteren Leuten wirkt. Wohl gemerkt, als es noch wenig Masken gab, hieß es, man könne die FFP 2 Masken im Backofen wieder nutzbar machen. Jetzt, da es genügend FFP 2 Masken gibt, heißt es, man solle sie wirklich nur einmal verwenden oder eben 7 Tage aus lüften lassen. Ich habe also bei meiner Nierenambulanz angerufen, man riet mir, die Impfung mit dem Medikament von AstraZeneca machen zu lassen, besser als nichts, sagte man mir. Ich hatte einige sehr negative Berichte über diesen Impfstoff gehört, nämlich, dass es vielen Menschen schlecht wurde, oder dass sie ziemlich lange danach krank waren. Aber ich dachte mir, ich werde es jetzt eben machen, den anderen Impfstoff kriege ich ja nicht. Da ich fürchtete, keine Hilfe dort zu erhalten, weil ja jeder vom Personal an seiner Station bleiben müsste, wenn man wie durch eine Waschstraße geführt würde, habe ich mir eine Begleitperson mitgenommen. Das Taxi war bestellt, meine Assistentin war da, und los ging es. Im Taxi erklärte uns dann der Taxifahrer, er habe einige Patienten erlebt, die mehrere Stunden dort gewartet hätten, da angeblich der Impfstoff erst 30 Minuten lang aufgetaut werden müsste. Ich hatte aber gelesen, dass es extra hieß, man müsse rechtzeitig da sein oder absagen, da extra für diese Person der Impfstoff aufgetaut würde, und da es sonst verfiel. Demnach war mir schon klar, dass die nicht erst den Impfstoff auftauen, wenn ich auf der Matte stehe. Aber mir glaubt ja immer keiner. Als wir dort ankamen, zeigten wir meine vorbereitete Mappe, und die Frau klärte uns etwas schnippisch auf, da ist es doch schon, als wir nach dem Impfbogen suchten. Die Beschilderung war wirklich super, wenn man auch etwas im Slalom herumgeführt wurde. Aber man konnte sich nicht verlaufen. Wir warteten auch nirgendwo sehr lange. Dann wurden wir weitergeleitet, es war dort noch etwas kalt. Irgendwann kamen wir dann auch ins Gebäude rein. Es ging alles relativ schnell. An 3 verschiedenen Stationen mussten wir meine Sachen vorlegen. Da ich ja noch keinen gültigen Personalausweis hatte, reichte zum Glück der Behindertenausweis, das hatte ich mir auch schon vorher gedacht. Aber sicherheitshalber hatte man mir eben dazu geraten, meinen alten Personalausweis und den Antrag auf einen neuen mitzunehmen. Dann mussten wir auch noch zu einem Aufklärungsfilm. Spätestens jetzt, während wir auf den Filmstart warteten und der Film abgespielt wurde, wäre der Impfstoff sowieso längst schon aufgetaut gewesen. Wir wurden dann zur nächsten Station geleitet, und meine Assistenz meinte, dass da ein anderer blinder großer und kräftiger Mann von jemandem aus dem Personal von einer Station gebracht wurde, von dort brachte ihn dann wieder jemand zur nächsten Station. Wir standen 10 Minuten, er war innerhalb 1 Minute weitergekommen. Aber am Ende ging es auch bei uns relativ schnell. Also war es nicht verkehrt, dass ich mir eine eigene Assistenz mitgenommen hatte. Meine Assistentin meinte schon zurecht, dass Menschen, die groß und kräftig und vor allem männlich sind, mehr betütelt werden. Das ist mir auch schon häufig aufgefallen. Der Film wäre vollkommen unnötig gewesen, denn wer die Informationen, die dort geliefert wurden, bisher noch nicht gehört hat, der ist sowieso schon tot. Der Mann sprach ohnehin so undeutlich, dass jemand mit einer Schwerhörigkeit ihn nicht verstanden hätte. Ein professioneller Sprecher wäre hier vielleicht angebracht gewesen, denn es war eigentlich nichts anderes als ein klingender Beipackzettel. Dann waren wir beim Arzt drin. Der Arzt war total jung. Ich zeigte ihm alle meine Unterlagen, und dann suchte ich hektisch meinen Impfpass. Zum Glück hatte ich da noch festgestellt, dass er ja nicht im Geldbeutel sondern in der Brieftasche aufbewahrt wird. Ich hatte ihn neulich erst in einer anderen Praxis vorzeigen müssen, daher hatte ich befürchtet, dass ich ihn vielleicht dort habe liegen lassen, wo sie ihn kontrolliert hatten. Der Arzt stellte noch einige Fragen, und ich konnte ihn noch einige Dinge fragen. Er meinte, die Wirksamkeit sei nur minimal schlechter als die der anderen Impfstoffe, und ich müsse nicht unbedingt starke Impfreaktionen haben, und trotzdem wirkt es. Während er alles noch ausfüllte, machte ich meinen Arm frei. Der Stich war so kurz und so schmerzlos, als hätte er mich mit dem Finger kurz angetippt. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Impfung so schmerzlos ist. Normalerweise brennt es fürchterlich, wenn das Zeug in einen rein läuft, und hinterher tut die Stelle W.. Ich habe aber absolut nichts gespürt. Das einzige, was bei mir los ging, waren Kopfschmerzen. Ich habe normalerweise in meinem Leben noch niemals Kopfschmerzen gehabt. Normalerweise hätte ich nur 15 Minuten warten müssen. Ich bekam einen Zettel, auf dem die Uhrzeit vermerkt war, zu der ich hätte rausgehen dürfen. Wenn ich also früher gegangen wäre, hätte man mich nicht rausgelassen. Das war etwas sowie in einem Parkhaus, wo die Uhrzeit vermerkt ist, wann man reinkam und wann man wieder rausgeht. Ich setzte mich also mit meiner Assistentin in einen Warteraum, in dem ein Film in einer Schleife lief, in dem Szenen von Enkel Tricks und anderen Betrugsmaschen liefen. Nach 30 Minuten gingen wir hinaus, ich zeigte meinen Zettel vor, und dann warteten wir einfach auf das Taxi. Meine Lippe wurde etwas taub, besonders auf der rechten Seite, aber das war dann relativ schnell wieder weg. Das Taxi kam, und wir fanden, dass es sehr schnell ging, und dass die wahrscheinlich einen Schwung an Dosen von Impfstoff auftauen, und wenn dann jeder einfach kommen und gehen würde, wann er will, würden die eben verfallen. Es ist absoluter Blödsinn meines Erachtens, dass die für jeden einzelnen Menschen separat und individuell den Impfstoff auftauen. Meines Wissens kann man den Impfstoff sowieso ein paar Stunden draußen lassen, bevor er schlecht wird. Es ärgert mich immer, dass mir keiner glaubt. Ich glaube, das ist jetzt wesentlich besser organisiert, da man ja mittlerweile schon Routine hat. Der Taxifahrer erzählte laufend, dass alle anderen stundenlang warten müssten. Und außerdem würden es ja jetzt immer mehr, da jetzt mehr in die Breite geimpft würde. Natürlich hieß es bei meinen Erzählungen, dass ich ganz andere Erfahrungen gemacht hatte, gleich wieder, bei mir wäre das ja anders, das sei bei jedem Menschen unterschiedlich, das hinge davon ab, welche Erkrankungen man hätte. Da machen die keinen unterschied, wenn man in einer Kategorie ist, laufen alle durch dieselbe Maschinerie. Und ich fand, dass es so gut wie nur irgend möglich organisiert war, dass es nicht besser hätte laufen können, und das wir wirklich zügig von einer Station zur anderen gelangten und wirklich sehr schnell durchkamen. Um 10:15 Uhr war mein Termin, um 10:43 Uhr wäre normalerweise die Zeit gewesen, wann ich hätte rausgehen dürfen, und ich bin um 11:00 Uhr rausgegangen. Also haben wir gar nicht wirklich warten müssen. Wir waren ja auch etwas früher da. Das Taxi hatte ich auf diese Zeit bestellt, und ein paar Minuten nach 11 war er auch dar. Also nichts von wegen Chaos oder schlechter Organisation. Ich war sehr zufrieden. Nun kann ich nur hoffen, dass die befürchteten Reaktionen ausbleiben, die man mir bisher geschildert hatte, dass ich aber nun einen guten Schutz gegen Corona habe. Die 1. Impfung wurde in meinen Impfpass eingetragen. Meine Assistentin meinte, dass der Arzt mehrere Spritzen und mehrere Schälchen nebeneinander hatte mit der 1. und der 2. Impfung. Wahrscheinlich lagen die bereits für die nächsten Patienten in seinem Zimmer, und man musste angeben, ob es die 1. oder die 2. Impfung war, und er arbeitete einfach den Impfstoff ab. Er hat wunderbar gespritzt, wir befanden, dass er bestimmt einmal Tropenmediziner werden könnte. Da kann er dann sein Talent bei den Impfungen ausüben. Er meinte, er mache das den ganzen Tag. D. h. meines Erachtens aber nichts, denn es gibt Leute, die ihr ganzes Leben lang Blut abnehmen oder Spritzen geben, und bei denen es furchtbar weh tut, und ich habe schon 19-jährige Schwestern erlebt, die auf Anhieb einfach ein Talent dazu haben. Ich glaube, mit meiner Erfahrung als chronisch Kranke habe ich da einen Blick dafür. Ich hoffe, dass die 2. Impfung auch so glimpflich und reibungslos verläuft. Schade, dass ich kein extra Blatt Papier mit der Bestätigung erhalten habe, um es mir an die Wand zu hängen. Aber es steht in meinem Impfpass, es ist dort dokumentiert, ich finde schon, dass das ein historischer Moment ist, einen Impfstoff zu bekommen, der erst ganz aktuell für eine ganz neue Krankheit entwickelt wurde. Das war eigentlich nur in den letzten Jahrhunderten der Fall. Wer hätte gedacht, dass unsereins das mal erleben würde. Ich hoffe nur, dass der Spuk bald vorbei ist.