Sonntag, 15. Oktober 2017

Fort mit Schaden


Zum Glück musste ich nicht punktiert werden, sodass ich den Termin mit meiner Vermieterin am 15. September zur Wohnungsübergabe einhalten konnte. Der Sozialpädagoge ging mit, und ich dachte, dies könnte eine große Unterstützung werden.

 

Zuvor hatte ich ja schon berichtet, dass ich meine Duschkabine, die ich so mühevoll aufgebaut hatte, und worüber ich hier in diesem Blog auch einiges berichtet hatte, wieder abreißen lassen musste.   Dies hat ja einer der Helfer unserer Organisation übernommen. Auch das Silikon wurde abgekratzt. Einer vom Tauschring hat noch den Wandschrank ausgewischt, ich stand noch über eine halbe Stunde dort, um Seifenschalen und andere Metallkörbe um das Waschbecken herum zu säubern. Leider war ich zu gierig und wollte einen der Metallkörbe, der mir überflüssig schien, selbst für mich haben. Denn einst waren hier Porzellanhalterungen mit Zahnputzbechern aus Porzellan, die mir aber sofort heruntergefallen waren. Damals hatte ich sie durch Metallkörbe ersetzt. Dabei ist aber leider der Korb abgebrochen und die Halterung in den Fliesen stecken geblieben. So hat man natürlich gemerkt, dass wir Löcher gebohrt hatten.

 

Um 10:00 Uhr war es soweit. am Tag zuvor hatte ich noch meinem Putzmann eine SMS geschrieben, er möge bitte nicht um 10:00 Uhr sondern um 9:20 Uhr schon kommen, da mein Sozialpädagoge mich um 9:30 Uhr abholen würde, damit wir mit dem öffentlichen Nahverkehr in meine alte Wohnung fahren konnten. Der Teufel wollte es, dass er diese SMS nicht erhalten hatte. Ich rief sicherheitshalber noch einmal bei ihm an, was ich vorher besser hätte tun sollen. Nun war er bereits unterwegs, da er immer mit dem Auto zu einer bestimmten Haltestelle fährt und dort mit dem öffentlichen Verkehr weiterkommt. So vereinbarten wir, dass er um 11:00 Uhr kommen sollte und nicht um zehn, da ich um 10:00 Uhr nicht aufmachen konnte. Er weigerte sich standhaft, einen Schlüssel von mir anzunehmen, da er schon einmal negative Erfahrungen gemacht hatte, und etwas weggekommen war, wofür er beschuldigt worden sei. Ich habe ihm mehrfach sogar mit Unterschrift versichert, dass ich ihn nicht in Regress nehmen würde, und dass ich auf jegliche Forderungen verzichte, falls etwas wegkommt oder zu Schaden kommt, aber das ist ihm egal. Somit hatten wir ein Problem. Zwar hatte er versprochen, dass er sich den Freitag ganz und gar für mich reserviert, aber gerade an diesem Freitag hatte er wohl noch andere Termine. Ich habe immer Pech.

 

Um 10:00 Uhr begrüßten wir also die Vermieterin, die wieder mit ihrer Freundin, einer Maklerin angereist war. Ich gab ihr sofort die Schlüssel, damit ich diesen Ballast schon einmal los war, der in meiner Tasche schon schwerer wog als die Schlüssel selbst. Meine Helferin hatte ein paar Tage zuvor gemeint, sie müsse noch einige Spinnweben wegmachen, aber wer etwas finden will, wird auch etwas finden. Die Wohnung sei aber im Großen und Ganzen so in Ordnung und könnte so übergeben werden. Die Vermieterin schaute sich alles an, und dann gingen wir in den Keller. Dort lagen noch die Fliesen vom Boden, und sie fragte mich, warum denn diese Fliesen da seien, warum der Keller mal wieder nicht durchgefegt sei. Immer müsse sie das machen, das sei unmöglich. Ich sagte ihr, dass diese Ersatzfliesen für die Küche seien, da ich diese mit Fliesen auslegen ließ, nachdem einmal die Spülmaschine ausgelaufen war. Schon zuvor war das Linoleum oder der PVC, der darauf lag, und der vom Geschmack her zu diskutieren war, an den Rändern vom Estrich abgegangen. Somit hatte ich mir gedacht, dass Terrakottafliesen wahrscheinlich wunderschön aussehen würden. Diese wurden damals von der Gebäudehaftpflichtversicherung wegen des Schadens bezahlt. Da fiel ihr dann auf einmal ein, dass sie diese Fliesen nicht haben wollte. Ich sagte ihr, das sei eigentlich nicht fair, denn nun müsse ich für die Entfernung der Fliesen bezahlen, da ich keinen Schlüssel mehr habe, und zuvor hätten wir das mit ein paar Hammerschlägen erledigen können.

 

Wir schauten uns dann auch noch den Speicher an. Der Teufel wollte es, dass in meinem Speicherabteil, dass ich dummerweise nicht kontrolliert hatte, ein so großer Büroschrank stand, dass er das ganze Abteil ausfüllte. Wie er in den fünften Stock und dann noch bis in den Speicher hinaufgekommen war, weiß nur der Teufel selbst. Nun muss ich die Zerlegung und die Entfernung und den Abtransport dieses Schrankes bezahlen.

 

Dann gingen wir wieder in die Wohnung zurück, und der Vermieterin fiel auf, dass eine Fliese im Bad fehlte, und dass Löcher in den Fliesen waren. Ich hätte keine Löcher bohren dürfen, das stünde im Mietvertrag. Die Fliese war heruntergefallen, da dort einmal eine Seifenschale war, die wir entfernen mussten, um die Duschkabine einzubauen. Wir hatten nicht dieselbe Farbe wiederbekommen und daher eine weiße Fliese eingesetzt. Ich dachte mir schon, dass dies wahrscheinlich gar nicht mehr zulässig sei, einem Mieter zu verbieten, Löcher in die Fliesen zu bohren, da man das mit Silikon ausfüllen kann. Ich müsse nun das ganze Bad bezahlen. Ich sagte ihr, wenn sie mich fragen, dieses Bad ist sowieso schon sehr alt und renovierungsbedürftig, das müsste man sowieso mal komplett erneuern. Daraufhin entgegnete mir die Maklerin, die Freundin der Vermieterin, das sei jetzt wieder modern, das sei retro.  Ich sagte ihr, wäre dies retro, würde man wahrscheinlich auch die Fliesen wiederbekommen. Sie meinte, nein, aber nicht den selben Farbton. Wegen des retro pflichtete ihr der Sozialpädagoge auch noch bei. Als die beiden Frauen sich einmal alleine unterhielten, knuffte ich meinen Begleiter in die Seite und raunte ihm zu, er solle doch zu mir halten. Ich sagte der Frau, wenn die Fliesen nicht mehr beizubringen seien, sei es nicht mehr retro, und wäre es retro, könne sie die Fliesen kriegen, und ich könne ja wohl unterscheiden, ob etwas alt oder auf alt gemacht sei. Ich zeigte der Vermieterin die Fliesen in der Küche und sagte, dafür habe sie doch jetzt einen wunderschönen gepflegten Küchenboden. Das würde doch den Schaden im Bad wieder ausgleichen, denn die Fliesen werten ja den Boden auf. Daraufhin meinte sie, reden Sie nicht zu viel, ich will die Fliesen nicht haben. Ich fragte sie, warum sie denn dies nicht gleich am Tag ihres ersten Besuches gesagt hatte, als sie mit mir vereinbarte, wie die Wohnung zu hinterlassen sei. Da meinte die Maklerin, die damals auch anwesend war, es sei so dreckig in meiner Wohnung gewesen, dass ihnen die Fliesen auf dem Boden gar nicht aufgefallen sein. Die Vermieterin meinte, sie wolle die Fliesen deshalb nicht haben, da sie den gesamten Bereich der Wohnung durchweg mit Laminat belegen wollte. Ich erklärte ihr, dass die Küche etwas tiefer gelegt sei, und dass dies sowieso nicht möglich sei, da eine große Türschwelle davor wäre, und daher sei es ja durch die Fliesen fast gleich hoch. Da meinte sie, die Fliesen seien aber 1 cm zu hoch. Auf der einen Seite kann sie gar nicht den ganzen Boden gleichmäßig verlegen, da die Küche tiefer ist, durch die Fliesen ist es aber fast eben, aber dieser 1 cm stört sie dann.

Sie schauten sich die Fenster und die Heizkörper an und meinten, es sei enttäuschend, es sei hier so ein Dreck, die Fenster seien wahrscheinlich seit ihres Einbaus im Jahre 2008 noch nie geputzt worden, und die Heizkörper seien total dreckig, ich müsse also die Reinigung der Fenster und der Heizkörper bezahlen. Es waren noch einige Thesastreifen am Fenster, da ich häufiger zu Adventszeit kleine Strohsterne angebracht hatte. Außerdem gab es noch ein Fliegengitter, und um die Balkontüre gab es noch einen Klett, den man noch entfernen musste. Ich hatte damals noch überlegt, ob ich ihr das alles zeigen sollte, dachte aber, sie sieht ja, und wenn sie das weg haben will, wird sie es schon sagen, ich möchte hier keine schlafenden Hunde wecken und vielleicht  noch  Arbeit  an mich ziehen, die ich sonst gar nicht gehabt hätte. Sagt man nichts, ist man die Blöde, und sagt man etwas, ist es auch verkehrt. Dann schaute sie sich alle Türen an und behauptete, es seien sogenannte Knusperspuren unten an den Türrändern, und daher müsse ich die Badetür bezahlen, denn diese sei komplett kaputt. Der Sozialpädagoge und ich sagten, das sind Gebrauchsspuren, nach 18 Jahren ist eine Tür nun einmal kaputt. Ich fragte sie, warum denn gerade die Badezimmertüre, und da meinte sie, wenn sie noch etwas herummeckern, stelle ich Ihnen alle Türen in Rechnung. Ich erklärte ihr, dass es nicht meine Schuld sei, dass das Bad kein Fenster hat, und dass ich die Badetür konsequent offen ließ. Sie meinte, weil der Schlüssel in der Wohnungstür gesteckt hätte, gäbe es auch Schäden an der Türe, da der Schlüssel dagegen geklopft hätte. Die Badezimmertüre ist sehr nah am Wohnungseingang, und da ich im Erdgeschoss wohnte, und die Haustür häufig offen war, war es draußen kalt, sodass die Kälte von der einen Seite an die Badezimmertüre kam, und von innen kam die feuchte Wärme daran. Holz arbeitet eben, im Gegensatz zum Kopf mancher Leute. Ich hätte die Türen besser pflegen müssen, und ich fragte sie, ob ich denn Öl hätte drauf schmieren müssen. Sie meinte, das hätte ich tun sollen, dabei ist das Furnierholz, die Türen sind also beklebt, das Öl wäre nur einfach runtergelaufen. Außerdem sei der Schacht verstopft, und das sei meine Sache, den Lüftungsschacht im Bad zu reinigen, wobei mein Vater mir später sagte, dies sei Sache des Vermieters, da er im Haus-  und Grundbesitzerverein ist. Sie schrieb dann alles auf, und außerdem schrieb sie auch hin, dass der Zustand des Badezimmers renovierungsbedürftig sei, und dass Löcher in den Fliesen seien. Ich sagte ihr, dies sei aber keine Vereinbarung, sie müsse schon dazu schreiben, wie viel ich denn jetzt bezahlen müsste. Ich wäre bereit, 10 % der Badrenovierung zu bezahlen. Sie meinte, ich müsse 20 % bezahlen. Sie hätte ja schon den furchtbaren Boden geschluckt, der total fertig sei. Ich erklärte ihr, dass dieser Boden zu den Anfängen der Zeiten des Laminats verlegt worden sei, und ich bin nun mal wirklich kein Schwergewicht, und wenn selbst ich, Die ich knapp über 50 Kilo wiege, über den Boden mit den Stuhlbeinen gerutscht bin, die mit Filz beklebt waren, schon Spuren hinterlassen kann, und der Boden abgeht wie Pergament, könne man nach 18 Jahren einfach nicht mehr erwarten. Selbst der beste Steinboden ist nach 18 Jahren abgewohnt. Da konnte sie dann nichts mehr sagen. Ich fragte sie, was wäre die Alternative gewesen: Sie hätten mich aus Quartieren müssen, dann hätte man meine Möbel in ein Lager schaffen müssen, man hätte den Boden neu verlegen müssen, die Möbel wieder an ihren Platz stellen müssen, dies wäre ein Haufen Arbeit gewesen, ob sie bereit gewesen wäre, dies zu übernehmen? Daraufhin konnte sie nichts mehr sagen. Es sei eine Schande, wie es hier aussehe, es sei eine einzige Enttäuschung. Dann wandte sie sich an den Sozialpädagogen und meinte, in der neuen Wohnung sei es doch ein Neuanfang, er solle doch mal darauf achten, dass die Putzfrauen besser putzen, ich würde ausgenutzt, die Leute würden nichts tun für ihr Geld, und das sei eine Gemeinheit, wie man mit einer blinden Frau umginge. Daraufhin sagte ich, hier nutzen ja wohl alle alle aus, jeder zieht hier seinen Vorteil raus, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, und jeder versucht hier, dass Möglichste herauszuziehen. Denn diese Masche von wegen Mitleid, die arme blinde Frau, bei der wird nicht geputzt, und jetzt sehen die Türen und die Heizkörper und die Fenster so dreckig aus, und die muss das alles bezahlen, das läuft eigentlich auf das gleiche hinaus.

 

Nun musste ich alles unterschreiben, der Sozialpädagoge unterschrieb als Zeuge. Mir blieb nichts anderes übrig, ich wäre am liebsten gegangen und hätte gesagt, wir sehen uns vor Gericht. Aber dann hätte ich wahrscheinlich noch einen Gutachter beauftragen müssen, und wenn ich verloren hätte, hätte ich die Gerichtskosten und den Gutachter selbst zahlen müssen. Denn eine Rechtsschutzversicherung hätte ja nur gezahlt, wenn ich gewonnen hätte. Außerdem habe ich in meine Rechtsschutzversicherung keinen Mieterschutz, obwohl ich im Mieterschutzbund bin. Da wäre ich aber nie und nimmer hingegangen, da diese Frau dort furchtbar ist, sie ist mir so unsympathisch, und sie wäre wahrscheinlich noch auf der Seite der Vermieterin gewesen. Sie hätte wahrscheinlich geschimpft, da ich während der Besprechung, als ich mit der Vermieterin vereinbarte, was ich bis zur Übergabe zu tun hätte, keinen Zeugen dabei hatte. Der Termin wurde von der Vermieterin jedes Mal verschoben, wenn ich beiläufig erwähnte, dass die Putzfrau oder der Elektriker oder sonst wer genau zur selben Zeit da wären. Ich hatte damals keinen Nerv, mir schon wieder einen Assistenten für diesen Termin zu suchen, und jetzt wieder jemanden zu fragen, ob er Zeit hat. Daher hatte ich mich alleine dieser Aufgabe gestellt, denn ich dachte, so schlimm kann es nicht sein, sie wird mir lediglich sagen, was ich bis zur Übergabe zu erledigen habe, und das war es dann. Ich hatte auch nicht gedacht, dass die Wohnungsübergabe so schlimm wird. Irgendwann sagte ich, wenn wir jetzt noch länger hierbleiben, dann wird mir immer noch mehr und mehr in Rechnung gestellt.

 

Außerdem muss ich ja noch zurecht das alte Schloss bezahlen, da dieses einmal aufgebrochen werden musste, und ein anderes eingebaut wurde. Jahrelang hatte ich darum gebettelt, dass sie die Firma der Schließanlage beauftragen möge, dies für mich zu tun, und außerdem hatte ich darum gebeten, zwei weitere Schlüssel zu kriegen, da ich nur drei hatte. Das hatte sie aber nie gemacht, und jetzt muss ich zahlen, obwohl ich gar nichts mehr davon habe. Ich hätte lieber vorher gezahlt und wenigstens noch davon profitiert. Ich hatte vier Eingangsschlüssel, da einer der alten Haustürschlüssel immer noch passte, er passte aber nicht mehr oben in die Wohnung. Die anderen drei passten sowohl oben als auch unten, konnten aber oben wegen des Einbau eines neuen Schlosses nicht weiterverwendet werden. Somit hatte ich drei neue Wohnungsschlüssel, die ich natürlich nicht der Vermieterin geben musste, da sie ja von dem neuen Schloss waren, drei Hausschlüssel von der Schließanlage, und einen Schlüssel von der alten Schließanlage, der zumindest unten noch aufsperrte. Einer meiner Bekannten hatte nur einen neuen Schlüssel, hätte aber oben nicht in die Wohnung rein gekonnt, wenn etwas gewesen wäre. Meine Putzfrau hatte den alten Schlüssel, der unten passte und einen für oben von den neuen. Ich hatte einen von unten, der für beide gepasst hätte, und einen neuen vom neuen oberen Schloss, und den dritten hatte noch eine Bekannte von mir. Daher hatte ich dann vier Schlüssel, und die Vermieterin behauptete, wenn sie vier Schlüssel hatten, mussten sie wohl fünf bekommen haben und hatten einen verloren. Das stimmt aber nicht, ich hatte nur drei, daher hatte ich um zwei weitere Jahre lang gekämpft. Nun soll ich auch noch einen Schlüssel bezahlen, den ich nie besessen hatte. Sie will aber bei der Verwaltung nachfragen. Ich hoffe, dass die das sauber dokumentiert haben. Sie hat mir einfach nicht geglaubt, dass einer der alten Schlüssel immer noch unten in die Haustür reingepasst hatte.

 

Nun muss ich folgende Dinge bezahlen: die Entfernung des großen Büroschrankes aus dem Speicher, die Entfernung der Fliesen in der Küche, die Reinigung der Heizkörper, die Reinigung der Fenster, eine neue Badezimmertür und 20 % der Erneuerung des Badezimmers. Sie weiß noch nicht einmal, wie viel die Erneuerung eines Badezimmers kostet. Schlimmstenfalls, wobei ich das natürlich nur als Vermutung hier äußern kann, legt sie mir eine Rechnung für eine Luxusrenovierung vor, ich zahle dann 20 %, von denen sie dann das ganze Bad errichten lässt. Aber das ist natürlich jetzt nur meine Spekulation und meine Befürchtung. Man will ja nicht immer das Schlimmste von den Menschen befürchten müssen.

 

Als ich dies anderen erzählte, kamen natürlich gleich wieder massenweise Ratschläge, da hättest Du aber nicht unterschreiben dürfen usw. Ich konnte den anderen nicht klarmachen, dass ich wahrscheinlich noch größeren Schaden erlitten hätte, wenn ich mich geweigert hätte, das zu unterschreiben. Meine Kaution beträgt 900 EUR, wenn ich Pech habe, sind die Kosten, die sie für diese Renovierungsarbeiten verlangt, weitaus höher, und ich muss noch draufzahlen. Sollen doch andere Mal in der Situation sein, als fast blinde Frau umzuziehen, vorher noch im Krankenhaus gewesen zu sein, bevor die Übergabe stattfindet, dann auch noch solche Schwierigkeiten zu haben und sich dann zutrauen, vor Gericht zu ziehen.

 

Es war schon ein Problem, den Termin für die Wohnungsübergabe eventuell zu verschieben. Meine Betreuerin kann am Freitag nicht, sie hätte mich also nicht vertreten können. Der Sozialpädagoge darf nicht für mich unterschreiben, da er keine rechtliche Vertretungsvollmacht hat. Er durfte also nur zusammen mit mir dort erscheinen. Ich habe die Vermieterin gebeten, ob ich, falls ich doch im Krankenhaus bleiben müsste, am Montag oder Dienstag die Übergabe machen lassen könnte, denn dann könnte meine Betreuerin, falls ich immer noch im Krankenhaus läge, mich  vertreten. Sie hatte sich auf Samstag breitschlagen lassen, auf meine Bitte, doch dann Montag oder Dienstag zu nehmen, aber nicht mehr geantwortet. Eine meiner Helferinnen meinte, dann hätten sie einfach sagen müssen, ich will Montag oder Dienstag, anders kann ich nicht, und das ist dann ihr Problem. Die Leute stellen sich das immer so einfach vor. Wenn ich einfach gesagt hätte, wir kommen entweder Montag oder Dienstag und sonst gar nicht, wäre sie nicht gekommen, ich hätte die Schlüssel nicht abgeben können. Sie sitzt  halt jedoch am längeren Hebel. Und wenn sie einfach nicht antwortet, weiß ich nicht, ob sie dann registriert hat, dass Freitag oder Samstag nicht gingen. Somit blieb mir nichts anderes übrig, als den Freitag einfach zu nehmen und eben darum zu kämpfen, am Freitag nicht im Krankenhaus sein zu müssen. Ich kann mich nicht durchsetzen, daher kann ich auch anderen nicht klarmachen, dass ich mich nicht durchsetzen kann. Denn könnte ich mich durchsetzen, könnte ich ja auch anderen klarmachen, dass ich mich nicht durchsetzen kann. Aber dann könnte ich mich ja durchsetzen, dann bräuchte ich das anderen nicht mehr klarzumachen. Wenn ich mich aber nicht durchsetzen kann, wie soll ich dann anderen klarmachen, dass ich mich eben nicht durchsetzen kann? Somit werde ich von beiden Seiten zerquetscht. Ich würde mir so gerne mal Menschen wünschen, die dann auch mal sagen, klar, verstehe ich, wenn die Situation so ist, dann kann man da nicht immer was machen, wenn andere nicht wollen, hat man darauf keine Chance. Stattdessen bekommt man von dieser Seite dann auch noch einen drauf. Es war furchtbar, dies anderen zu erzählen, da dann alle wieder auf mich einredeten und mich nicht ausreden ließen, um mir zu erklären, dass sie vor Gericht gegangen wären, dass ich bestimmt gewonnen hätte, dass ich schön blöd war, mich dann nicht zu wehren usw. Ich bin wirklich in einer Zwickmühle, denn keiner hat Verständnis dafür, dass dies einfach nicht immer möglich ist. Wenn sich andere so toll wehren können, vielleicht gibt es hier jemanden, der mir dabei hilft, anstatt nur klug daher zu reden. Warum macht das dann keiner für mich, oder warum habe ich dann keine Betreuerin, die einfach bei der Vermieterin anruft und sagt, ich kann nur am Montag oder Dienstag, ich rufe hier im Auftrag meiner Betreuten an, und ich muss sie dazu veranlassen, den Termin so zu verschieben, dass ich als gesetzliche Vertretung teilnehmen kann. Stattdessen lässt man mich hängen und redet nur klug daher. Ich solle halt dann alle Termine so legen, dass sie nie an einem Freitag sind. Die andere Seite drückt dann wieder gegen mich und sagt, ich kann aber am Freitag nicht. Dann kommen wieder die anderen und sagen, dann musst Du Dich eben durchsetzen.

 

Ich verlange, dass hier mal jemand einen Kommentar schreibt und sagt, dass es normal ist, wenn man schwer krank ist und während des Umzugs auch noch ins Krankenhaus muss, dass man da nicht noch die Kraft hat, einen Rechtsstreit anzuzetteln, und dass man dann lieber seine Gesundheit und seine Nerven vorzieht, anstatt dann auch noch um Geld zu kämpfen. Ich habe nur Angst, dass außer der 900 EUR Kaution noch ein größerer Batzen auf mich zukommt. Ich habe niemanden, der mal für mich kämpft, und der mal sich für mich einsetzt, wenn Leute mich ungerecht behandeln, dass sie dann doch mal nachgeben müssen. Nun muss ich mir sagen, fort mit Schaden, ich kann nur froh sein, wenn ich die alte Wohnung los  bin mitsamt dem Rattenschwanz, der da dran hängt.

 

Zusätzlich kam noch eine Spätfolge, denn mein Putzmann hatte sich beschwert, ich würde Termine nicht einhalten, er stünde vor verschlossener Türe. Ich hatte zu jeder Zeit Sorge getragen, dass er Bescheid weiß. Ich hatte ihm am Vortag eine SMS geschickt, die ohne mein Verschulden nicht angekommen war. Ich hatte ihn angerufen, um mit ihm dann eben zu vereinbaren, dass er 1 Stunde später kommen sollte. Als ich 1 Stunde später, als um 11  Uhr absehen konnte, dass wir nicht so schnell hier herauskommen würden, habe ich ihn schon um 11:05 Uhr wieder verständigt, dass wir leider nicht fortkämen, und ich ihm daher nicht aufsperren konnte. Entgegen seines Versprechens meinte er, er müsse jetzt gehen, da er einen Termin hatte. Er hatte mir für die vergebliche Anfahrt und die 1 Stunde etwas berechnet, wogegen ich mich nicht gewehrt hatte, da er schließlich seine Zeit dafür geopfert hatte. Aber ich lasse mir nicht sagen, dass ich Termine nicht einhalten würde, und dass ich Leute vor verschlossener Türe stehen ließe. Als meine Betreuerin, aus deren Verein er kommt, mich damit konfrontierte, versuchte ich, mich zu verteidigen und ihr zu erklären, dass es für mich genauso unangenehm gewesen sei. Sie beharrte aber immer nur darauf, dass es ja für diesen Mann schließlich auch unangenehm war. Daraufhin sagte ich ihr, dass ich hier das letzte Wort hätte, da hier höhere Gewalt im Spiel gewesen sei. Zu meiner Ehrenrettung schrieb ich noch einen Brief an die Koordinatorin der Reinigungskräfte, den ich auch in Kopie an meine Betreuerin sendete. Daraufhin rief sie mich an und meinte, dies sei doch nicht nötig gewesen, es sei doch sowieso alles geklärt gewesen. Ich sagte ihr, dass ich dies zu meiner Ehrenrettung getan hätte, und dass ich ein zuverlässiger Mensch sei. Sie meinte, sie habe das doch längst verstanden, sie müsse aber neutral sein und sich beide Seiten anhören. Daraufhin sagte ich ihr,  dass von Neutralität in ihrem Verhalten nichts zu spüren gewesen sei, im Gegenteil, sie habe lediglich immer wieder die andere Seite verteidigt und Partei für den Mann ergriffen, sich aber meine Version nicht wirklich angehört. Normalerweise hätte ich erwartet, dass sie zumindest sagt, ich kenne sie, sie sind zuverlässig, jetzt kenne ich auch ihre Version, und nun verstehe ich auch ihre Seite, ich werde das so weitergeben. Daraufhin meinte sie dann, sie habe wohl zu wenig gezeigt, dass sie auch meine Seite verstünde, und sie habe das nicht extra dazu gesagt. Ich sagte ihr, ich hielte sie für ihn loyal, und ihr Verhalten sei mir gegenüber nicht gerecht gewesen. Sie meinte, das habe sie doch nicht so gemeint, und sie müsse das nächste Mal wohl etwas stärker darauf achten, mir auch zu signalisieren, dass sie meine Seite genauso versteht. Ich sagte ihr, allerdings. Zumindest habe ich mal diesen Kampf gewonnen.

Sonntag, 8. Oktober 2017

Keine Nierenbiopsie, dafür Armbiopsie


Da ja bei mir die Leukozyten gesunken waren, haben wir das Medikament abgesetzt, welches als Nebenwirkung eine Verringerung der Anzahl von Leukozyten hat. Das hat aber zur Folge, dass die Niere weniger gut geschützt ist, und dadurch ging das Kreatinin in die Höhe, so auf 1,5. Bei der ein-Jahres-Biopsie kam ja eine grenzwertige Abstoßung heraus, wobei dann eines der Medikamente erhöht wurde. Das Kreatinin hatte sich vorher ja endlich wieder gefangen. Da es sich nun wieder gesteigert hatte, beschloss mein Arzt, mich nun doch ins Krankenhaus zu einer Nierenpunktion zu schicken. Am Mittwoch den 13. September sollte es soweit sein. Am Freitag zuvor hatte er mich angerufen, um mir zu sagen, dass er mir die Aufklärung als E-Mail zuschickt, die sollte ich ausdrucken und unterschreiben und dann am Mittwoch den 13. ins Krankenhaus  mitnehmen. Es war ziemlich umständlich gewesen, ein Rezept für die Ergotherapie und die Physiotherapie ab dem 13. September zu bekommen, da diese normalerweise nur zehn Tage gültig sind, und die Ärztin extra auf das genaue Datum ausstellen musste. Ich hatte bei der Anmeldung erst versehentlich anstatt des Rezeptes das Formular für die Befreiung von der Zuzahlung dabei, und es war ziemlich umständlich, dann das Rezept noch zu kriegen, da es mit den Faxen Probleme gab. Daher war ich schon etwas verärgert, dass leider kein anderer Termin möglich war. Ich ließ mir aber dann eine Bescheinigung geben, dass ich aufgrund eines akuten Notfalles am 13. ins Krankenhaus musste, da es ja nicht anders ging. Es war dann recht umständlich, das Rezept wieder auf den 20. umzustellen, aber das überließ ich dann der Ergotherapie und Physiotherapie .  Um 8:00 Uhr spätestens sollte ich mich am 13. einfinden.

 

Als ich dort ankam, wurde zunächst einmal Blut abgenommen. Das war mir noch vom letzten Mal in Erinnerung. Dann kam ein Arzt, mit dem ich schon einmal über meine Grunderkrankung gesprochen hatte, und bei dem ich erstaunt war, wie viel er über meine Erbkrankheit wusste, und wie sehr er sich mit der Materie befasste. Er meinte, er habe eine Bitte an mich, ob ich den bereit wäre, mir am Arm eine kleine Biopsie machen zu lassen. Er habe das bereits fünfmal an sich selbst ausprobiert, um die passende Stelle am Arm zu finden, wobei dies dann international so gemacht wurde. Ich sagte ihm, ich sei nur unter der Bedingung bereit, dass ich auch die Ergebnisse erfahren würde. Ich hatte schon einmal an einen Forscher geschrieben, der mittlerweile in den USA ist, da ich über ein Forschungsprojekt eine Blutprobe an ihn gesendet hatte, um ihm eine Frage zu stellen,  und da hatte ich keine Antwort erhalten. Er versprach mir, mich auf jeden Fall auf dem Laufenden zu halten. Ich habe ja eine Erkrankung, bei der die Zilien, Flimmerhärchen , die sehr viele Dinge im Körper bestimmen, wie zum Beispiel auch die Anordnung der Organe, und die auch in sehr vielen Organen vorkommen, defekt sind. Daher sind auch die Außensegmente meiner Sinneszellen kaputt sowie die Nierenkanälchen. Es können auch die Nebenhöhlen und die Atemwege betroffen sein, und daher kommt es auch zu den anderen Schwierigkeiten wie Gleichgewichtsproblemen usw. Ich habe mich bei diesem Arzt beklagt, dass die Ärzte meine Symptome meistens als psychisch hinstellen, und dass sie nie auf die Idee kommen, dass ich vielleicht Symptome habe, die bisher noch nicht erforscht sind. Normalerweise würde man bei jedem anderen Patienten sagen, ihr Krankheitsbild ist noch so unbekannt, da kann es durchaus sein, dass sie diese oder jene Beschwerden haben. Er meinte,  die Ärzte würden langsam aufgeschlossener, früher sei dies leichter gewesen, man habe einfach gesagt, die Augen und die Nieren sind betroffen, und das war's. Und man hat ein bestimmtes Krankheitsbild mit bestimmten Erscheinungsformen und Symptomen einer bestimmten Erkrankung mit einem bestimmten Namen zugeordnet. Heute weiß man, dass ein-  und dasselbe Gen, je nachdem, welche Stelle an diesem Gen verändert ist, verschiedene Erkrankungen machen kann. Er klebte mir ein Betäubungspflaster auf die Stelle, die nachher herausgeschnitten werden sollte, damit ich nicht zu viel spüren würde. Dann sollte ich 20 Minuten dieses Pflaster drauf lassen.

 

Mittlerweile wurde ich in mein Zimmer gebracht, in dem eine sehr angenehme und nette Frau war, die sofort bemerkte, dass ich fast blind bin. Sie erklärte mir, dass sie mit Verena Bentele, der schwer Behindertenbeauftragten des Bundes zusammenarbeitet, und dass sie Mitglied des Bundestages sei und sie sei Regierungsrätin und würde mit Andrea Nahles zusammenarbeiten. Ihren Nachnamen verriet sie mir nicht, sie meinte, der sei zu kompliziert. Ich hatte ihn dann später ein paar Mal gehört, ich glaube, die wollte einfach nicht, dass sie bekannt wird.

 

Irgendwann kam der Arzt vorbei, um das Pflaster zu entfernen und die Biopsie vorzunehmen. Trotz der Betäubung tat es immer noch sehr weh. Ich meinte trocken, die Betäubung hätten sie sich auch sparen können. Aber es sei für einen guten Zweck, und ich musste noch unterschreiben, dass das Gewebe aufbewahrt und zu Forschungszwecken verwendet werden dürfte.

 

Irgendwann kam dann jemand und meinte, meine Blutwerte seien dar. Der Arzt meinte, es sei ein Kreatininwert von 1,37 ,  und da sei es an der Grenze, man müsse nicht unbedingt punktieren. Ich sagte ihm, dieser Meinung sei ich übrigens auch, ich könne ja dann wieder gehen. Er sagte mir, er würde noch mit meinem Nephrologen sprechen, denn der muss ja einen Grund gehabt haben, mich hierher zu schicken. Ich erklärte ihm, dass mein Arzt befürchtete, wenn das Kreatinin jetzt besser sei, und man mich laufen ließe, würde es bestimmt wieder hochgehen, und man würde dann sowieso punktierenmüssen. Er meinte, ich solle jetzt erst einmal das Gespräch abwarten. Nach einer Weile kam dann eine Schwester mit einem Tablett und sagte, ich dürfte Essen. Ich fragte sie, ob ich nach Hause dürfte, da meinte sie, nein, ich würde am nächsten Tag punktiert.

 

Ich war am Boden zerstört, denn wenn ich am Donnerstag den 14. punktiert würde, könnte ich am Freitag den 15. September nicht zu Hause sein, wo ja die Schlüsselübergabe mit der Vermieterin stattfinden sollte.

 

Ich hatte schon mit Mühe und Not jemanden organisiert, der am Donnerstag den 14. einen Handwerker unseres Vereins reinlassen sollte, der weiter an meiner Wohnung arbeiten würde. Es war ein Bekannter, der früher mit mir an der Dialyse war, und der ebenfalls etwas von diesem Handwerker wollte. Er wäre extra zu mir ins Krankenhaus in die nächstgelegene Stadt, wo ich war, gefahren, hätte sich dort den Schlüssel abgeholt, hätte den Handwerker eingelassen, wo aber dann der Schlüssel hingekommen wäre, hatten wir noch nicht ganz besprochen. Es wäre also ein Chaos geworden, wenn ich erst am Donnerstag punktiert worden wäre. Ich war in Tränen aufgelöst, als der Arzt hereinkam. Ich sagte ihm, er könne mich auch gleich einweisen, ich würde verrückt werden. Ich erklärte ihm meine Situation, und er meinte, man könne doch mit ihm reden. Ich sagte nämlich, das Kreatinin würde am nächsten Tag auch nicht anders, warum würde man dann gerade mal einen Tag warten, um zu entscheiden, ob ich punktiert würde oder nicht, dann könne man es auch gleich heute machen oder in ein paar Wochen. Schließlich war es ja nicht lebensnotwendig sondern grenzwertig. Da meinte er, wir sind die Guten, mit uns kann man reden, sie können auch in drei Wochen wiederkommen. Daraufhin wurde ich noch zum Ultraschall geschickt, um zu schauen, ob nichts Anatomisches los war, zum Beispiel ein Stau im Harnleiter, oder ob vielleicht etwas sichtbar wäre, dass behandelt werden müsste. Im Ultraschallraum waren einige Ärzte zusammen, auch der, der mich während der Transplantation geschallt hatte, und der der erste war, der den Ultraschall nach der Operation vorgenommen hatte. Ich konnte mich noch sehr gut an ihn erinnern, da er so nett war. Er erklärte mir, dass man sich entschieden hätte, mich auch erst in ein paar Wochen zu punktieren, da ich ja jetzt unbedingt nach Hause musste, und man habe damit gerechnet, dass ich gar keine Aufklärung dabei hätte, da es normalerweise nicht üblich sei, seine Aufklärung per E-Mail zu erhalten und unterschrieben mitzubringen. Man habe nun mit meinem Arzt gesprochen, und der sei für eine Punktion, aber man könne es auch noch in ein paar Wochen machen. Hätte ich jetzt ein Kreatinin von 1,6 gehabt, wäre es sinnvoll gewesen, zu punktieren, daher war es kein Fehler, dass ich gekommen war. Ich war erst einmal erleichtert, und der Ultraschall ergab auch nichts gefährliches. Somit durfte ich nach Hause.

 

Mein Nephrologe hingegen gab mir eine andere Version der Sache , da man wenig Zeit hatte, weil erst  Blut abgenommen worden war, wollte man am nächsten Tag erst punktieren, und daher hätte man mich nach Hause geschickt. Ich glaube, man hatte einfach nicht damit gerechnet, dass ich die Aufklärung schon dabei hatte, man wollte mich vielleicht an diesem Tag erst aufklären und sowieso erst am nächsten Tag punktieren. Ich hatte ja die Punktion schon einmal durchgemacht und war daher schon aufgeklärt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich am Tag zuvor noch einmal schnell auf Station anrief und nachfragte, ob ich nüchtern bleiben musste oder nicht, da ich dies vergessen hatte.

 

Bei der Blutabnahme eine Woche drauf am 20. kam zum Glück heraus, dass das Kreatinin wieder bei 1,23 war, und zur Sicherheit wollte man dann am 4. Oktober wie geplant noch einmal Blut abnehmen, da die Punktion auf den 6. Oktober veranschlagt gewesen war. Meine Theorie, die ich auch den Ärzten unterbreitete, war die, dass ich, da ich wegen der Leukozyten Myfortic solange reduzieren musste, Probleme bekommen hatte, und die Niere mir dies übel genommen hat. Sie meinten, das könne wohl sein, aber dennoch müsse man punktieren, wenn das Kreatinin hochginge. Nachdem ich ja das Medikament Myfortic, das ich während  meiner Erkrankung bis auf die Hälfte reduzieren musste, ab dem 6.  September wieder etwas erhöhen konnte, war das Kreatinin sowieso wieder gesunken. Somit hatte sich wohl diese Theorie bestätigt.

 

Da die Leukozyten wieder im Normbereich waren, durfte ich dann das Medikament ab dem 20. wieder voll einnehmen, und am Mittwoch den vierten war die nächste Blutabnahme. Und da war das Kreatinin zu meiner größten Freude auf 1,09 gesunken, sodass mein Arzt beschloss, die Punktion abzusagen.

Mein Blutdruck war in der Zwischenzeit auch etwas gestiegen, und ich musste ein paar Mal ein Medikament, dass ich nur bei Bedarf nehmen soll, einnehmen. Wenn der Blutdruck recht niedrig war, hatte mein Arzt immer gesagt, ich solle mit den Medikamenten ruhig spielen, wenn der Blutdruck zu niedrig wäre, wäre das auch nichts. Als dann der Blutdruck kletterte, meinte er, sie haben ja ab und zu mal die Medikamente weggelassen. Darauf entgegnete ich, jetzt aber nicht mehr, da er ziemlich hoch war. Da meinte er, ja, aber davor. Das klang so, als ob er mir dies zum Vorwurf gemacht hätte, dass der Blutdruck jetzt gestiegen sei, weil ich die Medikamente nicht regelmäßig eingenommen hätte. Beim nächsten Mal, wenn er mir wieder sagt, ich solle ruhig mit den Medikamenten spielen, dann werde ich dies nicht machen. Egal, wie niedrig der Blutdruck wird, dann nehme ich sie ein. Unter spielen verstehe ich sowieso, dass man damit Klötzchen baut oder vielleicht irgendwelche Bildchen legt. Aber ich wusste schon, dass er damit meint, dass ich variieren darf, je nachdem, wie hoch oder niedrig der Blutdruck ist, da ich als erfahrene Blutdruckpatientin gut damit umgehen kann. Da ich sowieso viermal ein Blutdruckmittel einnehmen muss, messe ich viermal, und wenn der Blutdruck unter 115 ist, lasse ich das Medikament schon auch mal weg. Im Sommer ist es durchaus vertretbar, denn sonst würde der Kreislauf viel zu sehr absacken. Ich glaube aber, der Blutdruck hat sich auch wieder gefangen. Wahrscheinlich lag das daran, dass wir das Cortison etwas erhöht hatten, zum Ausgleich, weil sie eine Zeit lang eines der Immunsuppressiva, eben dieses Myfortic reduziert hatten. Aber da ich das Cortison wieder normal einnehme, hat sich wahrscheinlich alles wieder reguliert.

 

Beim nächsten Mal weiß ich ja, wie die Niere reagiert, und dass sie nicht so damit einverstanden ist, wenn Medikamente reduziert werden. Während der Schilddrüsen-OP musste ich ja auch Myfortic reduzieren, und das hat sie mir auch krummgenommen. Aber insgesamt ist sie eine sehr starke Niere. Sie hält schon ganz schön was aus und steckt ganz schön was weg. Neulich hab ich schon wieder eine Erkältung ausgebrütet und war wirklich in Panik, dass dieser ganze Rattenschwanz jetzt wieder von vorne losgeht. Ich hatte aber Glück, die Erkältung ist an mir vorbei gezogen. Am Wochenende hat mich ein Freund besucht, der meinte, er sei sterbenskrank, er dürfe eigentlich gar nicht raus. Prompt fiel er mir um den Hals, und ein paar Mal hat er auch gehustet und geschnieft, ich hoffe, dass ich nichts abgekriegt habe. Es ist schwierig, den Leuten zu erklären, was für mich so eine Erkältung bedeutet. Als ich wegen der im Ausbrüten  begriffenen Erkältung so in Panik war, haben wir telefoniert, und er meinte, ich solle doch die Grippe nicht zu hoch hängen, und seine Freundin meinte, das sie psychisch bedingt, und es würde schon wieder vorbeigehen. Die wenigsten verstehen, dass ich so einen Rattenschwanz nicht dauernd haben kann. Das muss sich zwar nicht jedes Mal so auswachsen, aber die Möglichkeit besteht eben. Ich bin aber froh, dass ich dieses Mal um das Krankenhaus herumgekommen bin. Während meines Umzugs hat mir das nämlich gerade noch gefehlt, und es ist einiges durcheinandergeraten.

 

Ich sagte dann meinen Bekannten, dass ich jetzt doch da sei, dass er nicht kommen müsste, um den Wohnungsschlüssel zu holen, dass ich jetzt den Handwerker selbst reinlassen könnte. Wenn er aber wollte, könnte er gerne zum Frühstück kommen, Brot, Schinken und Ei sei da, und dann könnte er, wenn der Handwerker kommt, direkt mit ihm sprechen. Aber wieder wurde mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. An dem Morgen erhielt ich dann eine WhatsApp des Handwerkers, sein Vater sei verstorben, er könne nicht kommen. Er würde sich bei mir wieder melden. Somit habe ich dann meinen Bekannten auch wieder abgesagt, aber wir führten ein ausgiebiges Telefonat. Da kann man planen, was man will, am Ende ist man doch immer wieder dazu angehalten und darauf angewiesen, so schnell wie möglich um zu disponieren.

 

Aber nun war ich für die Vermieterin bereit, alles konnte stattfinden. Ich hatte nämlich zuvor nachgefragt, ob sie notfalls bereit wäre, den Termin auf Montag oder Dienstag zu verschieben. Meine Betreuerin arbeitet am Freitag nicht und meinte, ich solle alle meine Termine so legen, dass ich nie am Freitag Termine hätte, an denen sie anwesend sein müsste. Das ist leichter gesagt als getan. Die Vermieterin hatte sich gerade mal dazu breitschlagen lassen, am Samstag zu kommen, aber meine Einwände, dass ich auch am Samstag vielleicht nicht aus dem Krankenhaus hätte raus sein können, wenn ich einen Cortisonstoß gekriegt hätte, hat sie auch nicht registriert und einfach nicht mehr geantwortet. Selbst wenn ich am Montag oder Dienstag noch in der Klinik gewesen wäre, hätte dann meine Betreuerin an meiner statt hingehen können. Mein Sozialpädagoge darf solche Termine alleine nicht wahrnehmen, da er kein gesetzlicher Vertreter ist, somit hätte dies auch nichts genützt. Es wäre also wirklich nur der Freitag der 15. infrage gekommen. Da hat er sich angeboten, mich zu begleiten, aber nur, wenn ich selbst auch dabei wäre, was ja dann auch zum Glück der Fall war. Wie dies alles ausgegangen ist, kommt im nächsten Blogeintrag.

Das rote Telefon


ich hatte schon immer einen Hang dazu, oder das falsche Händchen, die kaputten Sachen zu erwischen. So ging es mir zum Beispiel bei Personenwaagen, denn  wenn ich früher eine kaufte, war sie kaputt, ging sie kaputt, oder war gleich die Batterie kaputt oder leer. So hatte ich vor vielen Jahren, ungefähr 1994, einen Anrufbeantworter gekauft, der auch Gespräche mit schneiden kann, damit ich nicht jedes Mal alles selbst mitschreiben musste, was sich hinterher nicht mehr lesen konnte. Die Qualität der digitalen Aufnahmen war aber so schlecht, dass wir ihn wieder zu dem Elektrohandel zurück brachten. Zufällig waren Freunde von mir dar, da konnte ich den Weg bewältigen, denn alleine hätte ich mit dem öffentlichen Nahverkehr bis in den anderen Ort auf der grünen Wiese, wo  der Markt stand, gar nicht fahren können. Daher tauschten wir das Gerät um, und man gab mir einen anderen. Ich hatte darum gebeten, ihn gleich ausprobieren zu dürfen, mit der Begründung, dass ich aufgrund meiner Behinderung, falls wieder etwas dran nicht in Ordnung war, nicht wieder alleine in diesen Ort kommen könnte, und meine Bekannten ja dann wieder weg seien. Nach Rücksprache mit dem Abteilungsleiter wurde dies genehmigt. Auch der nächste Anrufbeantworter war tatsächlich kaputt. So ging dies bei zwei oder drei Anrufbeantwortern. Am Ende gab mir die Frau vor lauter Verzweiflung ein rotes Telefon, in dem ein Siemens-Chip drin steckte. Es hatte einen eingebauten Anrufbeantworter mit Mitschneidefunktion. Man sagte mir damals, wenn dieses Telefon je kaputtgeht, dann bestimmt nicht wegen des Chips. So war es auch, dieses Telefon hielt mir bis heute die Treue. Alle rieten mir, doch andere Telefone, eines mit ISDN oder Hallo eines von der FRITZ!Box zu benutzen, das leichter zu den neueren Geräten passen würde. Aber ich hielt an meinem roten Telefon fest, dessen Mitschneidefunktion  und  Fernabfragefunktion  in  einem Gerät  ich nicht mehr missen wollte. Im Schlafzimmer, wo ich auch meinen Schreibtisch habe, möchte ich kein schnurloses Telefon. Zum einen möchte ich nicht in einem Notfall ewig nach einem schnurlosen Teil suchen, sondern ich möchte ein schnurgebundenes Gerät, zu dem ich schnell hinkomme. Zum anderen möchte ich nicht, wenn ich am Schreibtisch sitze, und das Telefon klingelt, erst zwischen Bergen von Papier herumwühlen müssen, um endlich das Mobilteil zu finden, und dann ist der Anruf weg. Daher habe ich Mobilteile nur dort, wo es wirklich bequem ist, nämlich im Wohnzimmer, und jetzt habe ich auch eines auf meiner Hutablage der Garderobe im Flur. Wir haben es geschafft, das rote Telefon mithilfe eines Adapters an einen der beiden Anschlüsse bei der FRITZ!Box zu montieren, sodass ich sowohl das schnurgebundene als auch das schnurlose benutzen kann. Dies ist eine gute Lösung.

 

Als eine meiner Helferinnen zufällig einmal da war, wischte sie mit einem etwas feuchten Lappen über das rote Telefon mit der Bemerkung, auch ihre Eltern seien blind, sie wisse, wie das ist, und das Telefon hätte ziemlich viele Fingerabdrücke. Eigentlich wurde es noch nie sauber gemacht, es hatte den Dreck von fast 25 Jahren zwischen den Tasten. Als wir dann versuchten, wieder das Telefon zu bedienen, funktionierte es nicht mehr. Meine Helferin ist sehr begabt darin, Dinge zu finden, so fotografierte sie das Telefon und fand tatsächlich ein schwarzes für zwölf Euro und ein rotes für zehn Euro. Ich dachte nicht, dass es überhaupt noch so ein Telefon gibt. Bis dann das Telefon da war, hatten sich die Tasten fast alle wieder erholt. Eine nach der anderen Taste nahm wieder ihre Funktion auf. Ich konnte mit diesem Telefon angerufen werden und auch hinaus rufen, solange nicht die Ziffer sechs in der Nummer enthalten war, da diese bis zum Schluss nicht funktionierte. Wir hatten also die ganze Anlage nun etabliert, und meine Helferin brachte das Telefon. Sie musste nur die Stecker aus dem alten herausziehen, denn das neue hatte kein Netzteil dabei. Es war also ein Leichtes, einfach nur das Telefon wieder anzuschließen, und es ging. Es sieht genau identisch aus wie mein vorheriges, man merkt gar nicht, dass es ausgetauscht wurde. So gibt es Geräte, die ewig halten, und die wahrscheinlich erst dann kaputtgehen, wenn man ihre Schmutzschicht, also ihre Schutzschicht entfernt. An seinem Chip ist es also nicht gestorben, sondern an sauber machen. Und wahrscheinlich am Wasser, das in die Zahlenmatte rein geflossen ist. Irgendwie musste ich schon schmunzeln, dass dieses Telefon, das so lange gehalten hatte, so ein Ende gefunden hatte.

 

Später hörte ich dann von einem Bekannten, dass es für blinde längst ein Telefon gibt, dass ein schnurgebundenes Element und ein schnurloses Element besitzt, sodass man genau die gewünschte Funktion erzielt hätte, die ich eigentlich wollte. Es hätte aber 200 EUR gekostet. Als ich damals die eine Hilfsmittelfirma anrief, um nachzufragen, welche Lösungen es gibt, da sich das alte Siemens Gigaset nicht wirklich über DECT an  die Fritz box anschließen ließ, hatten die zufällig Betriebsferien. Das war mein Pech, oder eigentlich mein Glück, denn so habe ich 200 EUR gespart. Das Siemens Gigaset ist jetzt über einen Adapter so angeschlossen, dass eben beide Telefone funktionieren, und im Wohnzimmer habe ich eben noch ein DECT-Telefon, das wir gekauft hatten, bevor  ichdas mit dem Adapter wusste. Dieses sagt sogar die Zahlen an, wenn man wählt. Das Siemens sagt ja dann die Zahlen an, wenn jemand anruft, oder wenn man in Abwesenheit herausfinden will, wer angerufen hat. Somit habe ich eigentlich alle Funktionen, die das Teil für 200 EUR auch hat, nur auf verschiedene Telefone aufgeteilt. Damit ich mir nicht den Hals breche, wenn ich im Flur bin und schnell  ans Telefon muss, haben wir eben eine Ladeschale organisiert, in die dann das Mobilteil von Siemens reinkommt, damit ich es nicht immer wieder auf die Basis zurückbringen muss, und da die Akkus schon recht alt sind, und es sonst keinen ganzen Tag durchhält. Das soll jetzt natürlich keine Werbung für Siemens sein, aber blinde, die das lesen, wissen, wie wertvoll diese Telefone waren, die man jetzt wahrscheinlich nur noch im Internet bekommt. Das war also die Geschichte vom roten Telefon, die noch im Zuge meines Umzugs passiert ist. Die anderen Sachen, wie mein Krankenhausaufenthalt oder die Auseinandersetzungen mit meiner Vermieterin, die auch im Rahmen des Umzugs stattgefunden haben, waren dagegen nicht so schön. Dieses Problem hier konnte man ja einfach lösen, im Gegensatz zu den anderen. Aber auch der Krankenhausaufenthalt ist ja dann doch gut ausgegangen, aber dazu noch in einem anderen Eintrag.

Dienstag, 3. Oktober 2017

Langsam aber sicher --- wurde Rom erbaut ---


Irgendwann wuchs das Inventar und die Einrichtung der neuen Wohnung. Nachdem ja die Küchenzeile schon stand, und die Regale im Wohnzimmer auch vorhanden waren, wurden dann auch allmählich die Garderobenhaken im Flur montiert. Die neue Garderobe und auch das neue Schuhschränkchen, über das ich regelmäßig drüberfalle, hatten wir neu angeschafft, die hat ja noch mein Bekannter  zusammengeschraubt.

 

Nachdem es aber ewig nicht weiterging, hatte dann eine Bekannte, die auch Assistenten hat, eine meiner Assistentinnen angerufen   und ihr gesagt, dass bei mir wirklich die Hütte brennt, wenn auch nicht im wahrsten Sinne des Wortes. Meinen Herd von der Genossenschaft konnte ich jetzt schon etwas benutzen, er war aber nicht für blinde markiert, so zitterte ich jedes Mal, wenn ich ihn einschaltete. Sicherheitshalber machte ich auch jedes Mal die Sicherungen raus, erwischte aber eine verkehrte. Aber immerhin, ich überprüfte jedes Mal, ob die Herdplatten kühler wurden. Die Helferin brachte dann eine Heißklebepistole und noch einen Bekannten mit, der mir bei der Montage half. Jetzt war der Herd markiert, und ich konnte ihn ruhigen Gewissens benutzen. Wir hängten langsam auch alle Bilder auf, und endlich wurden auch die Regale montiert, in die ich noch einige Küchenutensilien stellen wollte. Alle Haken, die zum Trocknen oder zum Aufbewahren von Kleidungsstücken oder zum Deponieren von Jacken gedacht waren, wurden endlich an den Ort gebracht, an den sie sollten. Endlich waren einmal die gläsernen Wand-Gegenstände  wie Spiegel oder größere Bilder aus dem Weg, die wir schon sorgfältig in Decken eingewickelt hatten. Der Spiegel wurde aufgehängt, aber unten am Ende wurde ein ziemlich großes Stück von der Mauer rausgerissen, als er einen Haken rein machte. Das haben wir jetzt zum Glück schon wieder zugeklebt.

 

In der Küche mussten noch einige Haken und Stangen angebracht werden, um feuchte Lappen oder Handtücher etc. darauf zu hängen.

 

Das Schwierigste war die Nische, die aber ziemlich eigenwillig konstruiert ist. Da die Küche eine tragende Säule hat, ist die Nische 70 cm breit, auf der einen Seite 26 und auf der anderen 40 cm tief. Hier konnte man unmöglich Bretter anbringen, somit mussten wir uns etwas ausdenken. Die Nische war aber wichtig, um all meine Küchengeräte, Espressokanne oder Milchschäumer unterzubringen. Eine große Arbeitsplatte auf meinem neuen Unterschrank musste noch festgeschraubt werden, und überall fehlten noch die Sockelleisten, damit nichts hinten runter lief, oder die Silikonverkleidungen, um die Zwischenräume abzudichten. Somit gingen wir noch einmal in den Baumarkt, da war dann mein Bekannter dabei, der sich darüber mokierte, dass ich um das Holz auch noch einen Umleimer haben wollte, und sein Urteil, ich sei anspruchsvoll, damit begründete, obwohl er zuvor auf meine Klage reagiert hatte, dass alles so langsam ging, und ich daher im Chaos versinken würde. Somit hatte das wenig mit dem Holz zu tun. Aber alle anderen, die in meine Wohnung kamen, sagten als zweites, nachdem sie den Aufbau in der Küche bewundert hatten, da fehlt aber noch ein Umleimer . Somit war meine Empfindung spontan bestätigt worden von anderen Leuten. Denn wir hatten mal wieder das Pech, als ein Flüchtling und ich zusammen im Baumarkt waren, das es die Bretter, die ich brauchte, nur in 90 und nicht in 60 cm Breite gab, sonst hätten wir zu viel Verschnitt gehabt, was unendlich teuer geworden wäre. Daher schnitt er die Bretter so zurecht, dass die schöne Kante an der Seite war, wobei dann die abgeschnittene Kante nach vorne zeigen musste. Dies war zumindest in der Nische so, die eine große Herausforderung darstellte. Da war es schon schöner, wenn das Holz nicht so angefressen aussah, zumal es durch die in der Küche entstehende Feuchtigkeit wahrscheinlich irgendwann aufquellen würde.  Wir  hatten  noch  aus der  alten Wohnung  einen  Hängeschrank mitgebracht, unter den  auf der anderen  Seite  der Kochnische  der Kühlschrank  und die Gefriertruhe  stehen sollte.  Darüber sollte auch noch eine Arbeitsplatte, auf die dann noch  Geräte montiert werden sollten. Der Gedanke war, die gleichen Arbeitsplatten zu verwenden, wie sie auf dem gekauften Unterschrank schon war. Daher kaufte ich auch den Unterschrank zuerst, da dieser meistens schon eine Arbeitsplatte hat, an die dann der Rest angepasst werden kann und nicht umgekehrt. Die Herausforderung war aber jetzt, dass der Kühlschrank eine normale Höhe hatte, die Gefriertruhe aber noch wachsen musste. Denn ich hatte kein Geld mehr für so einen Luxus , und ich wollte für meinen Geburtstag im Januar auf  einen richtigen Gefrierschrank sparen. Einstweilen wurde also der kleine Backofen dorthin gestellt, da er Energie sparen würde, wenn man nur kleine Sachen hat, bis ich mich mit dem größeren Herd auskennen würde. Mir wurde geraten, den Backofen auch hinterher zu behalten, da er energiesparend und daher Gold wert sei. Es musste also eine Stütze angebracht werden, damit die Arbeitsplatte nicht auf einer Seite herunter kippte. Dies hat einer der Flüchtlinge auch wunderbar hinbekommen. Das Problem war aber, dass die Sockelleisten an der Wand, durch welche auch die Heizungsrohre gingen, so dick sind, dass der Kühlschrank nicht ganz an der Wand steht, und hinten eine große Lücke klaffen würde, wenn man die Arbeitsplatte nach vorne ziehen würde. Daher schaute der Kühlschrank vorne etwas heraus. Wir kauften dann ein Vierkantholz, welches hinten angebracht wurde, um die Arbeitsplatte nach vorne zu bringen. Dies sieht man gar nicht, da sowieso genügend Geräte draufstehen, sowie unter anderem auch mein Brotkasten und die Brotschneidemaschine, die noch mit einer Kurbel betrieben wird. Meinen UFO-Wecker, der in der Küche die Zeit ansagen kann, habe ich dort auch platziert. Wir haben auch wieder die große Steckdosenleiste mit den einzelnen abschaltbaren Steckdosen an die Wand  montiert, auf der die Geräte mit Punktschrift markiert sind. Jetzt kann irgendwann noch der Gefrierschrank kommen, dann wird die Stütze abmontiert, die aus demselben Material wie die Arbeitsplatte besteht. Hier haben wir dann auch einen  Umleimer an die Seite  der Arbeitsplatte aufgebügelt, da die Platte hier auch einfach abgeschnitten war. Somit sieht jetzt alles sehr schön und ordentlich aus.

 Nach und nach wuchs alles,  und ich konnte auch endlich alles auspacken und aufstellen.  Die Umzugsfirma konnte die letzten Umzugskisten mitnehmen.  Es ging dann noch um die heikle Frage, wie man es verhindern kann, dass in der Badewanne zu viel Wasser herausspritzen würde, wenn man duscht. Aus hygienischen Gründen wurde mir bei der Reha davon abgeraten, einen Duschvorhang zu benutzen, denn der würde schimmeln, und es würden sich Keime bilden. Die teuerste Variante wäre eine Falttüre, die mit einer Schraube an der Wand montiert werden musste, und die man dann jeden Morgen auf den Badewannenrand setzen und umfalten müsste. Mir schien dieses Konstrukt auch sehr kompliziert, da ich Dinge erst dann im wahrsten Sinne des Wortes begreife, wenn ich sie mal angefasst habe. Ich bin durchaus ein haptischer Lerntyp, weder auditiv noch visuell würde ich etwas kapieren. Somit beschlossen wir, wenn wir den Baumarkt aufsuchten, auch gleich nach so einer Konstruktion zu schauen. Es wurde uns aber nichts geboten, es hätte nur das aller billigste Plexiglas gegeben. Ich bin zwar mit Plexiglas durchaus einverstanden, zumal mein Vater meinte, Glas nehme nur die vornehmen Leute, aber dieses Plastik hatte ziemlich komische Riffel-Muster. Die einfachste Variante wäre eine Glasscheibe, die man einfach einmalig auf den Badewannenrand montiert. Man würde dann wie hinter einem Röntgenschirm beim Duschen immer dort stehen und darauf achten müssen, dass man nicht neben diese Wand spritzen würde. Bisher hatte sich dann also noch nichts gefunden.

 

Schon eine längere Zeit habe ich ein Sprach-Tandem mit einer spanischen Frau, die ich einmal rein zufällig in der U-Bahn traf, und die mir ihr Leid klagte, dass sie niemanden habe, der mit ihr Deutsch spricht. Somit treffen wir uns regelmäßig jeden Montag zum Frühstück, wir unterhalten uns auf Spanisch, und dann gehen wir eine Lektion in ihrem Buch durch. Sie erzählte mir, dass sie vom vierten Stock in den ersten Stock gezogen sei, und dass sie ein Duschrollo übrig hätte, dass sie mir gerne schenken würde. Möglicherweise würde ein solches Duschrollo  eventuell dieselben hygienischen Probleme bieten. Man muss darauf achten, es immer trocknen zu lassen und dann erst hochzuziehen. Wir machten einen Termin aus, an dem meine Assistentin einmal zum Frühstück dabei sein würde, um das Duschrollo  zu begutachten. Es war aber zusammen gefaltet, dennoch nahm sie es mit nach Hause, als sie meine Zuhause vergessenen Tabletten holte. An diesem Tag war alles etwas anders. Ich hatte gelernt, wie man zur U-Bahn läuft, aber es regnete, und da ich bei dem Weg noch unsicher war, disponierte ich um, um ein Taxi zu nehmen. Somit hatte ich dann vor lauter durcheinander vergessen, die wichtigsten Tabletten einzupacken. Nun war aber das Duschrollo bei mir Zuhause, und Tabletten waren dann auch in meinem Bauch. Wir wollten das ausprobieren, das hätte dann der Handwerker anmontieren sollen, der normalerweise bei dieser Vereinigung von Assistenten arbeitet, und der dort einige Stunden macht. Die Frage war dann auch, wo wir eine Handtuchstange hin montieren könnten. Auf dem Turm mit der Waschmaschine und den Trockner ist ein Brett, dass ich schon in der alten Wohnung hatte, um Sachen  draufzustellen. Das ist nicht dick genug, um dort eine Handtuchstange hinzumachen, somit schnitten wir von dem Vierkantholz  aus der Küche etwas ab, damit es dicker würde. Daran wurde dann die Handtuchstange befestigt. Denn falls ich doch eine Falttüre für die Badewanne brauchte, könnte ich keine Handtuchstange an der Wand neben der Badewanne montieren. Einige andere Regale oder Haken hatten wir ja schon im Bad befestigt. Meine Helferin und ich strichen noch mit roter Lasur,  mit der auch das Brett gestrichen war, dass Vierkantholz und ließen es in der alten Wohnung zum Trocknen. Am nächsten Tag, wenn wir den Teppich aus der alten Wohnung holen sollten, könnten wir es dann mitnehmen.

 

 

Leider musste ich dann noch kurzzeitig ins Krankenhaus, da sich aufgrund meiner Grippe die Zahl meiner Leukozyten verringert hatte, und wir dadurch die Immunsuppression etwas herunter fahren mussten, was der Niere nicht sonderlich gut gefallen hatte. Das Kreatinin war gestiegen, daher sollte ich ins Krankenhaus zur Punktion.  der Handwerker wäre aber genau am Folgetag gekommen. Somit organisierten wir ein ziemlich kompliziertes Konstrukt, bei dem ein Bekannter, der mit mir an der Dialyse gewesen war, zu mir ins Klinikum fahren sollte, meinen Schlüssel abholen und den Handwerker einlassen sollte. Zu der Punktion kommt dann noch in einem anderen Kapitel etwas, aber zumindest durfte ich am nächsten Tag wieder nach Hause. Meinem Bekannten sagte ich darauf hin, er könne gerne zum Frühstück kommen, ich hätte Schinken, Eier und Brot, und er könnte dann mit dem Handwerker sprechen, da er auch etwas von ihm wollte. Alles war schon organisiert, und dann kam eine WhatsApp des Handwerkers, sein Vater sei urplötzlich verstorben, er könne nicht kommen. Er würde sich wieder bei mir melden. Selbstverständlich wünschte ich mein Beileid, dachte aber, egoistisch wie ich bin, warum musste der ausgerechnet jetzt sterben? Natürlich ist das ein gemeiner Gedanke, aber aus meiner Perspektive lag er eben mal nahe in diesem Moment.

 

Somit musste ich schon wieder meine Helferin bitten, jemanden anzuschleppen, der mir helfen würde. Sie meinte, sie würde mir nur Leute bringen, die in Not seien, und die gerne arbeiten würden. Einer der beiden wollte nach Kanada, sein Bruder hatte Familie, er lebe von Sozialhilfe und brauch unbedingt Jacken für seine zwei Kinder. Mit 15 EUR pro Stunde seien Sie also nicht einverstanden, meinte sie, er müsse 20 EUR haben. Meine Notlage wurde indirekt ja auch ausgenutzt, denn ich hatte ja keine andere Wahl, als diesen hohen Stundenlohn zu zahlen, bzw. musste ich mal wieder zu Hause anrufen, was mir langsam auch unangenehm  wurde.  Wieder musste mir meine Familie unter die Arme greifen, denn das hätte ich nicht schaffen können. Den anderen Handwerker hätte ich von meinem persönlichen Budget bezahlen können, zumindest war dies einmal genehmigt worden, die Genehmigung muss aber wieder aufgefrischt werden. Denn als Behinderte kann ich ja solche handwerklichen Tätigkeiten nicht selber machen.

 

Eine der Aufgaben war es, den noch aus der alten Wohnung mitgebrachten riesengroßen Vorhang, der zuvor in meinem Schlafzimmer vor der Balkontüre hin, nun vor das riesengroße und lange Fenster in meinem neuen Schlafzimmer zu hängen. Zufällig passte er genau dorthin, denn diese Fenster sind sehr hoch, da die Decken eben auch hoch sind. Er musste mit einer Leiter auf mein Bett steigen, um die Holzstange anzubringen. In meiner alten Wohnung hatte mein Vater einfach einen Besenstil und zwei Eisenträger dorthin montiert. Mein Bekannter hatte dies gesehen und fand dies furchtbar.  Denn unsere ästhetischen Vorstellungen, die von mir und meinem Vater, sind, sagen wir mal,  sehr unterschiedlich. Ich wusste das gar nicht mit dem Besenstiel, und wir kauften für ganze 15,00 EUR eine Stange aus Holz mit Holzringen, die wesentlich besser aussahen. Den Besenstiel habe ich jetzt noch, man könnte eine Bürste dran machen. Der Flüchtling musste aber einiges von der Holzstange abschneiden, mir blieb fast das Herz stehen, ich kann so etwas immer gar nicht sehen. Er meinte, er sei Schreiner, er wisse, was er tue, ich solle ihn einfach lassen. Sein Bruder war ähnlich, er montierte eine Lichterkette bei mir am Küchenfenster, und Widerrede war zwecklos, Du siehst nichts, lass mich das machen. Der  eine montierte dann also die Stange hin, unter mehrmaligem Jammern und Klagen, wo ist meine Mutter, meine Mutter ist weit weg, oh je, wo ist meine Mutter. Ich fand es lustig und meinte, Du bist doch selbst Vater, Deine Mutter ist weit weg, jetzt bist Du doch erwachsen. Er meinte, in seiner Kultur seien die Kinder immer die Kinder der Eltern. Auf jeden Fall schaffte er es, und es sah sehr gut aus am Ende. Dann musste er auch noch ein elektronisches Thermostat an meine Heizung im Schlafzimmer montieren und nahm einfach eine Feile und schlug eine riesengroße Rundung in meine Mauer, mitten ins Mauerwerk, mir stockte fast der Atem, aber als ich es bemerkte, war er schon fast fertig damit. Der andere, der später von unserer Vereinigung kam, spachtelte es dann etwas zu, und da er weiße  Spachtelmasse benutzte, sieht es jetzt nicht mehr so schlimm aus wie der rote Sandstein, der auch noch von der Wand bröckelte. Dann hängten wir noch einige Bilder auf, wobei im Schlaf-Arbeitszimmer fast mehr Bilder sind als im Wohnzimmer. Aber laut meiner sehenden Helfer sieht es gut aus so.

 

Dann mussten wir noch einige Kleinigkeiten kaufen, wie zum Beispiel zwei schöne rote Schals aus dünnem Stoff für die Küche. Und ich brauchte unbedingt einen Bettvorleger , da es bei dieser Kälte eine Zumutung ist, seine Füße am Morgen auf den nackten Boden zu stellen. Außerdem friere ich in dieser Wohnung jämmerlich, da die Decken so hoch sind. Daher haben wir jetzt die Thermostate,  die ich bereits habe, im Schlafzimmer und im Bad montiert. Im Bad ist es jetzt am Morgen 25°, nach 10:00 Uhr ist es dann 18°, so ist es immer schön warm, wenn ich aufstehe, um zu duschen. In meinem Schlafzimmer, wo ich ja auch den Computer habe, ist es jetzt immer 20°, ab 12:00 Uhr nachts dann 16°. Außerdem haben wir Gummi um die Türe herum gemacht, das gibt es, um die Wohnungstür zu dämmen. Unten ist ein Besen, damit die Kälte nicht durch den Türschlitz durchgeht. Meine alte Stoffschlange, die schon komplett mit Flusen übersät war, hat meine Helferin wieder gesäubert, und sie liegt jetzt im Schlafzimmer vor meinem Fenster, wie ein Dackel, damit die Kälte nicht rein kommt. Eigentlich sind die Fenster schon aus Kunststoff, aber manchmal zieht es doch etwas. Ich gewöhne mir jetzt auch an, immer die Türe zuzumachen, zumal ich ja jetzt eine wunderbare Aufteilung in der Wohnung habe, wo ich die Türen einzeln schließen kann.

 

Nun ging es daran, dass Duschrollo zu montieren und auch die Vorhänge in der Küche anzubringen. Wir haben eine schöne Stange aus Edelstahl gekauft. Der Witz ist, dass über den Fenstern eine Rundung ist, wahrscheinlich waren dort die Fenster einmal rund wie in einer Kirche. Wenn man draußen steht, ist es noch relativ überschlagen, aber sobald man ins Haus tritt, fröstelt man. Daher sage ich spaßeshalber schon immer, jetzt gehe ich wieder in meine Kirche. Daher haben wir vorgehabt, die Vorhangstange über diese Rundung zu hängen. Wir fanden auch wunderschöne dunkelrote Vorhänge aus sehr dünnem Stoff, wo auch das Licht durch scheint, und für das Schlafzimmer fanden wir auch noch ein Gardinenrollo , das wie eine Gardine ist, die man hinauf und hinunter fahren kann, sowohl unten als auch oben. Dies ist jetzt sehr modern, im Wohnzimmer möchte ich es aber nicht haben, hier im Schlafzimmer sieht es aber sehr hübsch aus. Das sollte alles auch noch montiert werden. Somit kam noch mal jemand, und wieder ging es ans Zahlen. Zuerst versuchte er, das Rollo in der Dusche zu montieren, und die Schraube war mindestens 12 cm lang. Er erklärte mir, dass mein Bohrer kaputt sei, denn man käme nicht mehr durch die Decke. Dass mit dem Bohrer etwas nicht stimmt, den ich vor meinem Umzug kaum benutzt hatte, hat mir schon jemand anderer gesagt. Wir befürchteten schon, dass die Schraube oben bei meiner Nachbarin im Bad herauskommen würde, und dass er eventuell ihren Badevorleger  oder  ihre Badelatschen festschrauben würde. Aber der Bohrer ging gar nicht so weit, und somit musste der Handwerker eine kleinere Schraube nehmen. Als er fertig war, ließ er mich die Sache testen. Ich zog einmal an der Kette des Rollos, und es krachte alles hinunter. Ich war am Boden zerstört und schimpfte  auf Luzifer, der es  mal wieder auf mich abgesehen hatte…. Dann schaffte er es tatsächlich, nachdem er mir altväterlich erklärt hatte, dass solche Dinge eben nun mal passieren, das Rollo wieder hochzumontieren. Diese Leute sind gerade mal 22 Jahre alt, und ich komme mir jedes Mal vor, als hätte ich überhaupt keine Frustrationstoleranz, weil ich jedes Mal stöhne, wenn schon wieder etwas schief geht. Diese Leute legen eine Gelassenheit an den Tag, für die man ihnen am liebsten eine kleben würde. Auf jeden Fall schaffte er es dann, und ich war zufrieden. Es stellte sich heraus, dass die Decke einfach extrem hoch ist, und dadurch, dass ich eben sehr klein bin, muss ich so an der Kette ziehen, dass ich nicht nur an der Kette sondern am ganzen Rollo ziehe. Zusätzlich habe ich eben auch eine sehr schlechte Motorik, sodass ich schwer unterscheiden kann, ob ich jetzt nur an der Kette oder an dem ganzen Teil herum ziehe. Nun müssen wir auch noch eine längere Kette besorgen. Aber für den Anfang geht  es  schon Mal. Dann versuchte er, die Vorhänge in der Küche anzubringen. Egal, wo er es versuchte, die Wand hielt nicht stand. Der Bohrer war auch nicht in Ordnung. Somit beschlossen wir, dass er sich irgendwo anders einen Bohrer ausleihen würde und am nächsten Tag wieder käme. Dies war ein Sonntag, so konnten wir gar nicht sehr viel machen, aber die Vorhänge könnten wir noch schnell montieren, dies wäre nicht allzu laut. Da ich am nächsten Tag eigentlich ins Konzert wollte, hatte ich eine Helferin gebeten, mitzukommen. Der fiel es dann urplötzlich am Samstag ein, dass sie schon genug gearbeitet hatte, und am Sonntag mal frei haben wollte. Ich solle mir doch eine andere Begleitung suchen. Eine meiner Helferinnen, die auch meine Schlange gesäubert hatte, schenkte mir eine Silikonspritze, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Es war aber kein Silikon drin, daher rief ich sie an und fragte nach. Bei dieser Gelegenheit erkundigte ich mich, ob sie vielleicht am nächsten Tag mit ins Konzert kommen könnte. Sie meinte, sie würde mir am nächsten Tag Bescheid geben.

 

Am Abend versuchte dann der junge Mann, einen Bohrer zu organisieren. Er rief mindestens fünf Leute an. Bei einer der Leute, bei der er anrief, war eine ziemlich hysterische Frau am Telefon. Ich hörte, wie sie schimpfte, er habe sich bei ihr neulich nicht entschuldigt, er habe schlecht gearbeitet, und sie würde ihm ihren Bohrer nicht geben. Ich war stinksauer. Nach dem fünften Anruf klappte es dann endlich. Ich sagte der Helferin provisorisch wieder ab, da ich nicht wusste, wie lange wir  am Sonntag noch brauchen würden, da sie von sehr weit her kommen müsste, und dann hätte sie den Weg umsonst gemacht, um mich fürs Konzert abzuholen, wenn wir noch nicht fertig gewesen wären.

 

Am nächsten Tag ging aber alles recht schnell. Wir hatten noch zwei Stangen für links und rechts vom Herd gekauft, um zu verhindern, dass Dinge zwischen Herd und Arbeitsplatte auf der einen und zwischen Herd und Spüle auf der anderen Seite fallen könnten. Dazu brauchten wir das Silikon, welches er dann netterweise auch mitgebracht hatte. Dass Duschrollo hatte gehalten, zum Glück. Und er hatte dann vor, die Vorhänge direkt an die Decke zu hängen. Auch das funktionierte, er musste nur zweimal kurz bohren, das konnten wir an einem Sonntag noch vertreten. Endlich war alles fertig, und er überstrich die umsonst gebohrten Löcher, wobei er auch einige andere Löcher, wie zum Beispiel das unter dem Spiegel und das bei der Heizung mit dem Thermostat ordentlich auskleidete. Die Vorhänge wurden schon bewundert, eine meiner Assistentinnen meinte, dass sähe wunderschön aus. Sie sind lang genug und hängen von der Decke bis fast auf den Boden. Wir tranken noch Kaffee, der junge Mann und ich, und es war gerade noch Zeit, dass ich in das Konzert gehen konnte. Da es in einer Kirche in einer evangelischen Gemeinde stattfand, waren die Leute sehr hilfsbereit, und somit brauchte ich gar keine Assistenz.

 

Nun müssen wir noch eine Anti-rutsch-Unterlage für meinen Bettvorleger kaufen, da er jedes Mal rutscht, wenn ich mein Bett mache, und ich möchte nicht, wenn ich aus dem Bett steige, durch die halbe Welt segeln. Eine Sache zieht immer eine andere Sache nach sich.

 

Wir hatten auch versucht, elektronische Thermostate zu bekommen, die ich selbst bedienen konnte, und die man über das Internet mit einer barrierefreien  App steuern könnte. Dies wäre schön, denn dann wäre ich unabhängig von sehender Hilfe. Ein Mann vom Tauschring, der mir auch beim Fernseher und der Stereoanlage  geholfen hatte , wobei mein Sozialpädagoge auch bei der Stereoanlage erfolgreich mit tätig war, ging mit mir zusammen zu einem Elektronikhandel. Dort fanden wir sehr günstig zwei Thermostate, und uns wurde sogar genehmigt, die App zu installieren, um zu prüfen, ob sie mit Talkback funktionierte. Da man ein Passwort brauchte, kamen wir mit dem Test auf Barrierefreiheit nicht sehr weit, aber wir beschlossen, die Geräte und auch noch einen Würfel zur Steuerung zu kaufen, die man an der FRITZ!Box anmeldet. Wir wollten auch einen Bluetooth Sender, den man an die Stereoanlage anbringen könnte, da ich in der Küche ebenfalls Lautsprecher haben will, wenn ich dort  koche  oder  Kaffee trinke oder  frühstücke. Ich hatte einmal für 99 DM sehr schöne Boxen gefunden, die wie ein Möbelstück aussehen. Und ich hatte für 500 DM, als ich meine Stereoanlage anschaffte, schöne Kompaktboxen erhalten, die ich nicht wegschmeißen wollte. Denn alles, was man heutzutage kauft, geht sowieso recht schnell kaputt. Leider ist dies alles passiv, sodass man einen Verstärker braucht. Der Plan war, von einem Sender der Stereoanlage via Bluetooth die Musik an einen Verstärker in der Küche zu senden, der ebenfalls einen Bluetooth Empfänger haben sollte. Allerdings wurde uns gesagt, es gäbe keinen Sender mehr, die Leute würden heute nur von ihrem Handy oder vom Tablett aus Musik Striemen. Dies tue ich zwar auch manchmal, aber ich habe noch sehr viele CDs, Schallplatten und Kassetten. Ein Kabel in die Küche zu verlegen wäre hirnrissig, da der Weg viel zu lang wäre, und man die Kabel nicht an der Wand befestigen könnte, und da ich die Lautsprecherboxen auf dem Schrank haben wollte, müsste man das Kabel dann auch noch nach oben verlegen. Wir haben 5 Stunden damit verbracht, diese Dinge anzuschaffen, bzw. nicht anzuschaffen, und dann auch noch, den Würfel an die FRITZ!Box anzumelden, und alles auszuprobieren. Ich war leider erfolglos, da ich es nicht hinbekam, die Temperatur so einzustellen, dass die App sie sich auch Märkte. Jedes Mal, wenn ich umstellte, war wieder die Temperatur der Werkseinstellung zu sehen bzw. zu hören. Ich dachte, vielleicht bin ich einfach zu blöd für solche Thermostate,  und wir beschlossen, diese Dinger zurückzubringen, zumal eines auch noch durch eine ausgelaufene Batterie defekt war. Glück muss man eben haben. Ich war erneut frustriert. Der Mann vom Tauschring kam dann am Samstag, um alles abzuholen, und ich bat ihn, zwei einfache elektronische Thermostate zu besorgen, die ein sehender mir einmal einstellt. Denn es ist einfacher, die Temperatur konstant zu halten, als immer wieder zu heizen und dann wieder zurück zu drehen, da dies mehr Energie verbrauchen würde. Im Wohnzimmer würde ich zum Beispiel zwischen 10:00 Uhr morgens und 24 Uhr auf 20° stellen, und zwischen 24 Uhr und 10:00 Uhr auf 16°, da ich vor 10:00 Uhr mit Sicherheit nicht im Wohnzimmer herumhängen würde. Somit spart man schon wieder eine Menge Energie, denn abends müsste man sonst kräftig einheizen, damit man nicht zittert vor Kälte. Denn ich hätte schon fast wieder etwas ausgebrütet, aber es ist zum Glück wieder vergangen. Ich muss mir auch an gewöhnen, in regelmäßigen Abständen einmal alle Fenster zu öffnen, um wieder trockene Luft hereinzulassen. Da meine Wohnung im Altbau ist, ist das Gemäuer schon etwas klamm. Solche Probleme hatte ich zwar in meiner alten Wohnung nicht, diese war praktisch, aber dafür hässlich. Andere Wohnung, andere Sitten, sagte mir ein Bekannter, daran muss man sich erst gewöhnen. Dafür habe ich jetzt eine Küche, in der man sitzen und essen kann. Daher gehe ich da nicht mehr ins Wohnzimmer, wenn ich Kaffee trinke oder etwas esse, um dort nichts zu versauen. Früher fand ich das immer spießig, über solche Leute habe ich immer gelacht, jetzt mach ich es genauso.

 

Es gibt Aussicht auf einen Sender für die Stereoanlage und einen Receiver mit Bluetooth. Auch eine längere Kette für das Duschrollo werden wir besorgen, und es fehlen noch ein paar Sockelleisten, da einer der Leute, die für teures Geld gearbeitet haben, die Sockelleisten, die ordentlich ausgemessen gewesen waren, ziemlich verschnitten hat. Es hätte wahrscheinlich gereicht, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, etwas mehr nach zu messen. Aber es standen ziemlich viele Zentimeter heraus, bevor er alles befestigte, um den Rest dann abzuschneiden. Wenn ich ihn nicht darauf hingewiesen hätte, dass hier auch Kappen am Ende sind, hätte er die Sockel leisten einfach mit Silikon verschlossen. Die Kappen hatte er wohl übersehen, da hat eine blinde dann mal in die Tüte greifen müssen, um sie ihm zu geben. Aber jetzt ist so ziemlich alles fertig. Es fehlen noch die Vorhänge im Wohnzimmer.

 

Als ich einmal Vorhänge für meine Schlafzimmertüre, die zu einem Balkon hinausging, besorgte, sah ich wunderschöne große über Vorhänge in der Farbe von Terrakotta. Die hätte ich fast genommen, und eine meiner Helferinnen sagte mirdamals , wenn sie einmal in eine Wohnung mit einem Wohnzimmer ziehen, wo das richtig zur Geltung kommt, dann würde ich diese Vorhänge nehmen. Jetzt ist der Moment gekommen, eigentlich, denn das ist ziemlich teuer. Da ich aber keine Katzen mehr habe, die dann diese teuren Vorhänge gleich wieder kaputtmachen, würde sich das lohnen. Vielleicht finde ich sogar jemanden, der sie mir nett, denn es wird ein Vermögen kosten, sie im Geschäft anfertigen zu lassen. Aber genau mit diesen Vorhängen habe ich immer geliebäugelt und immer von dem Moment geträumt, sie mir zu besorgen. Im Wohnzimmer werde ich keine rollos als Gardine nehmen, das sieht mehr nach Arbeitszimmer aus, da werde ich ganz einfache, naturweiße Gardinen aussuchen. Aber die Fenster sind sehr hoch, daher wird ziemlich viel Stoff benötigt werden. Die Vorhänge  und Gardinen sind jetzt die Kür , alles andere war die Pflicht und  hatte erst mal  Vorrang.

Samstag, 30. September 2017

Packen, putzen und planen

Ende Juli, als es sicher war, dass ich die Wohnung bekommen würde, fragte ich einen Bekannten, ob er eine gute Umzugsfirma empfehlen könnte. Er empfahl mir eine in meiner Nähe, mit der er schon mehrmals umgezogen war. Als ich dort anrief, meldete sich jemand ganz anderer. Es stellte sich heraus, dass der alte Inhaber schon längst nicht mehr da war, und schon der dritte Inhaber auf dieser Firma war. Mit dem vorletzten Inhaber, der noch in der Firma war, habe ich noch ein längeres Gespräch geführt, da er unbedingt wissen wollte, wie seine Leute dann mit mir umgehen sollten während des Umzuges, da ich ja nicht sehen könnte. Er schilderte mir auch in den hellsten Farben, dass er einmal einer blinden geholfen hatte, die sich auf dem Friedhof verlaufen hatte, und als sie jemanden nach dem Weg fragte, hat dieser nur mit dem Finger gezeigt. Dies passiert mir auch häufig. Ich erklärte ihm, dass es wichtig war, mir zumindest zu sagen, wo ich mich hinstellen sollte, wenn ich bei dem Umzug aus dem Weg gehen müsste, und nicht einfach nur zu sagen, gehen Sie mal dahin. Er meinte nur, die Leute hätten halt wenig Umgang mit Blinden. Warum fragt er dann, wenn er diese Hinweise sowieso nicht beherzigen will? Es kam dann der neue Inhaber und schaute sich meine ganze Wohnung an. Er meinte, ich bräuchte 40 Umzugskisten. Damit hätte ich nie gerechnet, ich hätte meinen Besitz nicht so groß eingeschätzt. Ich erklärte ihm, um Geld zu sparen, da die Leihgebühr für eine Kiste 1,90 EUR betragen würde, würde ich auf Vorschlag meines Bekannten aus dem Schwarzwald sehr viele Dinge in Plastiksäcken transportieren. Er riet mir noch, ja keine zerbrechlichen Dinge in Plastiksäcke zu stecken, woraufhin ich ihn dann fragte, ob er mir für fünf Pfennig Verstand zutrauen würde. Er meinte, das habe er schon häufiger erlebt. So etwas kann sich kein Mensch vorstellen. Der Umzugstermin würde auf den 15. August fallen. An diesem Tag war leider keine Helferin dar, denn die Assistentin, die normalerweise an diesem Tag gekommen wäre, war in Urlaub, und ihre Vertretung hatte nur am Montag Zeit. Wir wollten dann am Tag zuvor alles noch einmal durchschauen, und danach war noch ein Termin beim Neurologen angesagt, da ich ja nun Medikamente gegen das starke Augenflimmern ausprobierte. Da ich am 1. August krank war, war am Samstag zuvor ein anderer Helfer gekommen, um schon einmal mit mir etwas zu packen. Aus dem Bett heraus im Schlafanzug versuchte ich, möglichst viel mitzuarbeiten, aber da ich wegen meiner schlechten Feinmotorik und der Blindheit Schwierigkeiten habe, zerbrechliche Gegenstände in Packpapier einzuwickeln, merkte er schnell, dass es schneller ging, wenn er es alleine machte. So schafften wir ungefähr drei Kisten. Am 1.. August packte ich dann noch mit einer anderen Helferin. Wir Brauchten drei Kisten alleine für CDs, Platten und Kassetten. Somit war die Einschätzung des Spediteurs richtig gewesen. Am 5. August kam dann mein Bekannter aus dem Schwarzwald und meinte, wir müssten uns jetzt schon mal ranhalten. Während er packte, putzte ich schon einmal ausgiebig meine Zwei Schränkchen aus dem Sideboard aus, zum Missfallen meines Bekannten, da ich annahm, sie mitzunehmen, wir aber wenig Zeit hatten. Eines davon war als Schuhschränkchen benutzt worden, daher desinfizierte ich es ordentlich, um eventuell Geschirr hinein tun zu können. Ich hatte ein etwas anderes Konzept bezüglich meines Systems. Ich war der Ansicht, es sei besser, die Dinge, die ich wegwerfen würde, schon vor meinem Umzug auszusortieren, um sie nicht mehr unnötig mit schleppen zu müssen. Mein Bekannter meinte immer, werf doch alles rein, sortieren kannst Du noch in der neuen Wohnung. Ich wollte aber nur noch die Dinge in meiner neuen Wohnung einsortieren müssen, über die ich einen Überblick hatte, und die ich auch wirklich noch haben wollte. Mit meiner anderen Helferin, die ein Auto hatte, haben wir schon all meine Videokassetten und andere Dinge weggetragen, wie zum Beispiel meine Schwarzschriftbücher, die ich während meines Studiums gebraucht hatte. Der Abschied davon fiel mir besonders schwer, da dies ein ganz anderer Abschnitt meines Lebens war. Damals konnte ich noch lesen, und ich war geistig so auf der Höhe, dass ich studieren konnte, und dass aus mir vielleicht doch einmal etwas vielversprechenderes werden würde als nur eine chronisch kranke Frau, die einen Haufen Assistenz um sich hat und selber nichts mehr arbeiten kann. Das war, als ob ich ein ganz anderes Leben gelebt hätte. Als ich einer blinden Freundin sagte, dass ich jetzt eine Braillezeile bekommen würde, und dass ich jetzt Erstabschied von meinen gedruckten Büchern nehmen würde, und dass dies ein schwieriger Prozess war, meinte sie nur, sie wäre froh, wenn sie überhaupt jemals einen Tag etwas gesehen hätte. Da darf man noch nicht einmal um den Verlust seiner Augen und seiner intellektuellen Fähigkeiten und Perspektiven trauern, weil andere ganz blind sind. Am Nachmittag des sechsten kam dann eben noch ein anderer Freund hinzu, und wir packten noch einiges. So ging es die ganze Zeit weiter. Am nächsten Wochenende würden wir dann den Computer abbauen, die Stereoanlage und den Fernseher. Hierzu hatte ich Hilfe meines guten und hilfsbereiten Nachbarn, der technisch recht versiert ist, und der meinte, es wäre besser, wenn er alles selbst abbauen würde, sonst könne er später nicht mehr aufbauen. Hierfür reservierten wir einen ganzen Tag. Alleine die Anlage um den Fernseher herum war schon sehr schwierig abzubauen. Denn ich habe einen sprechenden Fernseher, der als Festplatte einen sogenannten Eimer hat, zumindest finde ich, dass diese große Festplatte so aussieht. Außerdem hat er wegen seinem schlechten Klang einen Subwoofer mit zwei Satelliten. Das Videogerät beschloss ich wegzugeben, da ich kaum noch Videokassetten anschauen würde. Der DVD-Player musste ebenfalls eingepackt werden, sowie all die Netzteile. Wir hatten gefühlte mindestens 20 Netzkabel und 30 Kaltgerätekabel. Die Scart-Kabel nahm ich noch pro forma mit, da mein Fernseher nur noch einen einzigen Scart-Anschluss hat. Der Computer war schon eine Sache für sich, da hier zahlreiche USB Geräte in der Peripherie hingen, und das große Lesegerät mit seiner Kamera und dem schweren Standfuß war eine eigene Aufgabe, sowie der Bildschirm, der mit einem Schwenkarm am Schreibtisch festgeschraubt war. Wir gingen mehrmals in den Keller, um Kisten der verschiedenen Geräte zu suchen, aber angeblich seien die alle nicht da. Am Abend fuhren wir dann die Stereoanlage in die neue Wohnung, damit beim Transport mit der Umzugsfirma nichts passieren sollte. Wir überlegten, wo wir diese hinstellen würden, denn wenn die Umzugsleute kämen, müsste ja Platz sein. Ein paar Tage zuvor haben wir viele Säcke in die neue Wohnung gefahren, die wir einstweilen in der Badewanne deponierten. Der Fernseher wurde, da die Kiste angeblich nicht mehr da war, in Bettdecken gepackt, die wir vorsorglich noch draußen gelassen hatten. So war alles sicher, der Computerbildschirm wurde unter dem Waschbecken deponiert in eine Decke eingewickelt. Ein paar Tage zuvor war ein Bekannter von mir, ein Schreiner, mit mir zusammen in die neue Wohnung gefahren, hatte dabei auch einige Säcke mitgenommen, um die Wohnung auszumessen, insbesondere die Küche, damit wir wussten, welche Teile wo aufgestellt werden könnten, und was noch angefertigt werden müsste. Von der Genossenschaft wurde mir der Herd und eine Spüle zur Verfügung gestellt. Dies war bereits in der Nische angebracht, in der auch der Spülmaschinenanschluss vorgesehen war. Der bekannte von mir stottert sehr stark, und ich war sehr aufgeregt, da ich diese neue Wohnung hatte, und daher fiel es mir sehr schwer, abzuwarten, bis er mit seinen Sätzen am Ende war. Denn er sprach immer sehr ausführlich und bestand darauf, jeden, aber auch wirklich jeden Satz zu Ende zu sprechen. Er war ziemlich aggressiv und gereizt, und ich war fast am zerspringen, da ich so schnell wie möglich alles klären wollte. Ich platzte fast vor lauter Tatendrang, und das war dann ziemlich schwierig für beide Seiten. Am Ende hatte er alles ausgemessen, und ich gab ihm etwas Geld, damit er schnell zu Mittag essen konnte, um dann zu Hause die Möbel auszumessen, die in die neue Küche kommen sollten. Während er weg war, steckte ich einige Tiefkühlkuchen in den Ofen, und wir machten Kaffee. Als er wiederkam, war der Kuchen noch nicht ganz fertig, und ich bat ihn daher, während dessen schon mit dem Ausmessen zu beginnen. Irgendwann drängte er dann, er wolle jetzt Kaffee trinken, er müsse bald weg. Während des Kaffeetrinkens lästerte er laufend über die Politik der Bundeskanzlerin und die Flüchtlinge, und dass wir eine Invasion erleben würden. Dabei wird er dann so heftig, dass er mit den Händen zu fuchteln und einen zu stoßen beginnt. Irgendwann stand ich dann auf und fragte demonstrativ, wer noch Kaffee wollte, wobei dies deutlich machte, dass er jetzt verschwinden sollte. Er sollte ja noch Geld für seine Zeit bekommen, da er ja schon einiges gemacht hatte. Wenn dann alles besorgt war, sollte er die Sachen zuschneiden. Mein Bekannter und ich gingen dann in den Baumarkt, und dort kaufte ich dann sehr viele Oberschränke und einen großen Unterschrank, um die Küchenzeile voll zu bekommen, da ich ja aufgrund meiner geringen Größe nur an die untersten Ebenen würde herankommen, wohingegen die oberen Etagen der Hängeschränke für mich unerreichbar bleiben sollten. Somit war es gut, so viele Hängeschränke wie möglich zu haben. Da der Flur recht eng war, und da mein Sideboard weder in die Küche noch in den Flur passen würde, musste ich mich schweren Herzens davon trennen. Eine Frau vom Tauschring, die das Foto im Angebot sah, nahm es mir spontan für 5 Stunden ab. Für den Flur musste ich nun eine Garderobe und ein Schuhschränkchen kaufen, welches hineinpassen sollte. Meine alten Garderobenhaken, Holzbretter mit Holzstiften, ließ ich dann noch an andere Stelle montieren, um möglichst viel dran hängen zu können, wie Blindenstöcke, Schlüssel, Jacken oder Taschen und Rucksäcke. Mein Bekannter fing schon an, die Schränke zusammen zu montieren. Er ließ mich sogar mitarbeiten, drückte mir einen Schraubenzieher in die Hand und zeigte mir, welche Schrauben ich anziehen sollte. Ich war ganz stolz, dass ich sogar einige Schrauben rein drehen konnte. Wir haben noch darüber debattiert, ob die nicht aufgebauten Schränke in der alten oder in der neuen Wohnung deponiert werden sollten. Ich fand es sinnvoller, die noch nicht aufgebauten Schränke in der alten Wohnung zu lassen, da in der neuen Wohnung Platz für den Umzug sein musste. Sobald etwas aufgebaut war, konnte man es ja mitnehmen. Er hatte es tatsächlich geschafft, alles bis zum Tag des Umzuges aufzubauen, so konnte es von der Möbelfirma bereits mitgenommen werden. Ich hatte meine Putzfrau bereits gefragt, ob sie in der alten Wohnung alles besenrein machen würde, da ich mit der Vermieterin ausgehandelt hatte, wenn ich bis zum 15. September raus sei, müsse ich nicht streichen und keine Löcher stopfen. Sie hatte eingewilligt, diese Aufgabe zu übernehmen. Nun ging es weiter mit dem Packen, wobei ich auf jede Kiste einen Aufkleber machte, den ich mit einem speziellen Stift und einer speziellen Funktechnik, RFID , wieder ablesen konnte. Der Nachteil war, dass sehende nicht wussten, was in den Kisten ist. Da die Kisten geliehen waren, wollte ich sie nicht beschriften. Zuvor, bevor alle Kisten kamen, ist noch ein Malheur passiert. Denn man wollte mir die Kisten an einem Freitag bringen, aber es kam niemand. Dann aber, als ich am Montag anrief, stellte sich heraus, dass jemand am Freitag da war, dass die Kisten aber zu einer Zeit gebracht wurden, wo ich nicht zu Hause war, entgegen der Abmachung. Später hieß es dann, ich hätte ja eine Handynummer angeben können. Das hätte mir auch nichts genützt, wenn ich die Handynummer angegeben hätte, da ich bei einem Anruf nicht hätte schnell mal nach Hause fliegen können. Zum Glück waren die Umzugskisten im Treppenhaus abgestellt worden, da die Frau von der Umzugsfirma schon befürchtete, dass sie jemand geklaut hätte. Denn eine andere Familie ist ebenfalls umgezogen. Ich traf währenddessen eine Frau im Treppenhaus, die mich fragte, warum ich umziehen wollte. Ich wollte nicht zu genau dem Grund nennen, aber ich fand, dass meine Vermieterin sehr wenig reagierte, wenn ich ein Problem hatte, und dass ich daher in einer Genossenschaft besser aufgehoben war. Sie erzählte mir, dass die Vermieterin vier Wohnungen gehabt hätte, und meine ist übrig geblieben, die anderen musste sie verkaufen. Sonst hätte ich auch einen neuen Eigentümer und Vermieter bekommen. Sie deutete an, dass sie während der Eigentümerversammlung auch nicht immer ganz glücklich mit ihr waren. Mehr wollte ich dazu aber nicht sagen. Das Problem war nun, die Dinge draußen zu lassen, die wir noch zum Kochen brauchten, denn viele Dinge, die noch gebraucht wurden, waren schon in den Umzugskisten verschwunden. Dies war eine Gratwanderung, denn wenn die Leute kamen, musste ja alles eingepackt sein. Ich sah das etwas lockerer, denn ich war ja diejenige, die zahlte, und wenn dann noch drei Messer nach dem Frühstück einzupacken waren, würden die Umzugsleute sicher nicht drängeln und auf die Minute losfahren. Am 15. August kam nur ein kleiner Sprinter, und wir befürchteten schon, dass sie fünfmal hin und her fahren würden. Später erklärte man uns, dass ein zweiter Sprinter hinzu kommen würde, der erst noch woanders war. Wir warteten bis 11:00 Uhr, dann kam ein Anruf, man könne meinen großen Schrank nicht transportieren, da sich ein Aufbewahrungskästchen darin befand, welches erst geöffnet werden musste. Ich ging in die Wohnung, um es zu öffnen, und dann wurde der Schrank zerlegt. Um ungefähr 12:00 Uhr, als gerade eine sehr interessante Sendung über Medizin im Radio kam, wo ich die Diagnose eines besonderen Falles sofort erraten hatte, klingelte es an der Türe, und die Umzugsleute waren da. Es waren nicht wie auf dem Kostenvoranschlag angegeben 2 Leute und ein Fahrer , sondern es war der Fahrer, und es kamen immer mehr und mehr Leute dazu. Dauernd wurde ganz schnell gefragt, wohin, wohin, und mein Bekannter stand immer an der Tür und meinte, Keller, Keller. Manche Sachen wurden dann auch in die Wohnung gebracht, wobei die Leute recht unfreundlich waren. Der einzige nette war der Vorarbeiter und Fahrer, er war auch der Monteur, der etwas mehr Grips hatte. Die anderen hatten kein Verständnis dafür, dass ich die Dinge, die sie mir vor die Nase hielten, gar nicht sehen konnte. Ehe ich etwas sagen konnte oder das Ding anfassen konnte, schickte aber mein Bekannter die Sachen runter in den Keller. Irgendwann wurde es mir zu bunt, und ich sagte, jetzt kannst Du gleich runtergehen und den Beistelltisch wieder holen, Du hättest mich ja vorher fragen können, wo er hin muss. Wir stellten gleich fest, dass wir nur störten und setzten uns auf unseren Thron und unseren Beobachtungsposten in der Küche, bestehend aus zwei Wasserkästen und einem Brett. Denn zwischendurch kam dann auch noch die Getränkefirma, die mir neue Wasserkästen brachte. die alten Kästen sollten noch in der alten Wohnung bleiben , jetzt hatten wir vier, da Die Umzugsfirma auch noch die alten Kästen mitgebracht hatte. Das größte Spektakel war, als der große Schrank in Einzelteilen durch das Fenster gehoben wurde. Ein Teil nach dem anderen wurde hereingeschoben und von einem der Packer abgenommen. Selbst für mich mit meinem schlechten Sehen war dies wirklich eine Schau. Draußen war ein Aufzug, da eine Sanitärfirma Fliesen in die Bäder legte, sodass sich beide ins Gehege kamen, und es fast zum Streit gekommen wäre. Der Schrank war auch das einzige große Teil, das hereingebracht wurde. Der Monteur baute es auch sehr schnell wieder auf. Wir waren wirklich fasziniert. Mein Bekannter riet mir, auch alles gleich montieren zu lassen, alle Schränke, alle Oberschränke usw., damit ich mit dem Einräumen beginnen konnte. Ich hatte einen neuen Teppich gekauft, da der alte für das neue Wohnzimmer zu groß war. Somit sagte ich zu meinem Bekannten, wir müssten ihn so schnell wie möglich ausrollen, ehe die neuen Möbel kommen, und dann kein Platz mehr wäre. Denn die ganzen Kisten sollten auf diesem Teppich gelagert werden, denn sonst hätte man ihn nicht mehr ausrollen können. Es war ein richtiges Theater und hin und her, bis dies geschafft war. Dann kam eine der Möbelpacker und fragte mich, wo denn dieses oder jenes Regal hinkommen sollte. Ich erklärte es, aber mein Bekannter meinte, der Mann habe sich schon längst umgedreht, während ich noch redete, und beachtete mich nicht. Er hat mich einfach nicht für voll genommen. Natürlich stellte er das Regal in die falsche Ecke, woraufhin ich dann sagte, jetzt müssen sie es noch einmal umstellen, hier ist es falsch. Ich sagte noch, das hat man davon, wenn man nicht zuhört. Am Abend war dann endlich alles geschafft. Der Tag des Umzugs war der einfachste Tag. Es ist vergleichbar mit einer Operation, der Tag der Operation ist der einfachste, da man schläft und nichts mitbekommt. Das Schlimmste kommt erst danach. So war es auch jetzt. Ich ließ noch alle Lampen montieren, was den Kostenvoranschlag wesentlich teurer machte. Aber dies wurde von meiner Familie übernommen, da ich ja wie alle anderen Geschwister auch Unterstützung bekommen sollte. Wir waren also froh, dass die Lampen hingen, und das die meisten Schränke montiert waren. Nun ging es daran, alles auszupacken. Das Problem war, dass die Kisten immer genau dastanden, wo Regale hingestellt werden mussten, in die dann Dinge hineingestellt werden sollten, die wiederum in Kisten waren, die genau da standen, wo etwas hin musste, in das etwas eingeräumt werden sollte. Somit biss sich die Katze immer in den Schwanz. Eine meiner Taxifahrerinenn meinte, was ist daran so schwer, man packt einfach aus und sieht, was rauskommt und stellt es ins Regal. Ich hatte aber noch sehr viele Dinge, die noch nicht aufgebaut waren und genau dort herumstanden, wo dann wiederum der Platz für die Dinge fehlte, die dort hin sollten. Irgendwann fanden wir dann doch den Karton für den Fernseher, der war ja nun leer, und wir packten alle Teile hinein, die irgendwann mal montiert werden sollten. Das war ein ziemlich großes Trumm. Die Kisten standen im Weg, man konnte sie nicht einfach in die Zimmer stellen, wo sie hingehörten, da nicht in jedem Zimmer genügend Platz war. Es musste also alles nach und nach montiert und dann eingeräumt werden. Das Problem war eben auch, dass viele meiner Helfer keine Zeit hatten oder auf einmal kurzfristig krank wurden. Am Tag vor dem Umzug sollte eine meiner Helferinnen mit mir zusammen noch den Schreibtisch aufräumen, da hier noch sehr viele Schriftstücke lagen, die mit sehender Hilfe einsortiert werden sollten. Sie sollte um 9:00 Uhr kommen, meldete sich aber krank. Sie hatte ein Problem mit den Nebenhöhlen, hätte zwar kommen können, aber meine Leukozyten waren zu niedrig, und so hatte der Arzt mir verboten, mit kranken Leuten in Berührung zu kommen. Daher mussten wir für Ersatz sorgen. Der konnte aber erst um 11:00 Uhr kommen. Daher bat ich meinen Bekannten, schon einmal mit einem von mir bezahlten Taxi vor zu fahren, um Dinge in die neue Wohnung zu transportieren, die die Umzugsfirma nicht transportieren sollte, wie zum Beispiel meine schöne neue LED Lampe für die Küche. Er war beleidigt, er dachte, ich wolle ihn wegschicken, da ich mit diesem Mann irgendetwas geheimes zu bereden hätte. Es ging mir aber nur darum, die verlorene Zeit wieder aufzuholen, und es würde wenig Sinn machen, wenn mein Bekannter dabei steht, während wir irgendwelche Schriftstücke sortieren, wo er nicht sonderlich viel helfen kann. Denn er tut sich manchmal etwas schwer, Dinge zu lesen. Somit kam dann der Helfer, und wir hatten alles Schriftliche schnell einsortiert und fuhren dann in die Wohnung. Die Aufteilung hat sich als sinnvoll erwiesen, denn mein Bekannter hatte vor dem Umzug schon einige Dinge so stellen können, dass der Weg für die Umzugsleute frei sein würde. Das machte dann auch wirklich Sinn, was er dann auch einsah. Mein Helfer sollte mit mir und meinem Bekannten zusammen etwas die Räume ausmessen und überlegen, wo man die Dinge hinstellen könnte. Am Tag zuvor hatte ich schon die grobe Planung gemacht, da ich die Masse mittlerweile im Kopf hatte. Mein Helfer meinte, nicht einmal er hätte seinen Umzug und die Einrichtung so genau geplant. SELBST ER! DAS WILL JA WAS HEISSEN!!! Nun ja, ich bin ja auch schon fast 50, das wird immer mal vergessen, daher staunen alle, dass ich nicht ganz so blöd bin, und das selbst sie, halb so alt wie ich, dass nicht so hingekriegt hätten. Vielleicht ist das aber auch kein Wunder, irgendwas muss ich ja in den zusätzlichen 25 Jahren oder 15 Jahren, wie auch immer, gemacht haben. Ich fragte ihn, wo man diese oder jene Regale oder Bretter hinstellen könnte, oder welche Vorhänge passen würden, oder überhaupt Gardinen angebracht werden müssten usw. Offenbar hatte er wenig Lust dazu, denn bei allem sagte er, das kann man später noch überlegen, das sind Kleinigkeiten. Bei allem, was mein Bekannter sagte, pflichtete er ihm bei. Irgendwann sagte ich dann, es macht wenig Sinn, hier zwei Leute zu haben, die sowieso immer dasselbe sagen, und wir könnten jetzt sowieso nichts mehr machen. Die Debatte ging unter anderem um Fliegengitter, da ich überall welche haben wollte, und die beiden heftig dagegen argumentierten, dies sei nicht nötig, allenfalls in der Küche. Als ich dann später meine Kisten auspacken musste, versuchte ich, meine Helfer so gut wie möglich einzuteilen. Es konnten aber alle nur an ein und demselben Tag, und das war dann schwierig. Ich schrieb z.B. einer Helferin, dass alle nur an einem Tag können, dass hier die Hütte brennt, und dass ich wirklich krank bin, es mir zwar körperlich gut geht, aber ich wirklich Angst um mich habe wegen dieser schwindenden Leukozyten. Ich dachte wirklich, diesen Umzug überlebst Du nicht, am Ende bleibt nichts mehr von Dir übrig. Sie schrieb zurück, sie könne auch einen anderen Tag. Später las ich dann in der Abrechnung, dass sie für diesen Wechsel in WhatsApp 10 Minuten unter dem Stichpunkt Persönliche Probleme abgerechnet hatte. Ich fand dies unmöglich. Ich hatte versucht, alle Leute so gut wie möglich an verschiedenen Tagen zu terminieren. Dies gelang mir aber nicht, da alle immer irgendwie akute Bauchschmerzen oder sonst welche Probleme hatten und zum gewünschten und geplanten Zeitpunkt nicht kamen. Dann musste auch noch der alte Keller in der alten Wohnung ausgeräumt werden. Meine eine Helferin hatte sich den Daumen gebrochen, und ihr Sohn kam als Ersatz. Er sollte um 10:00 Uhr kommen, hatte aber eine Panne und würde 1 Stunde später auftauchen. Wir räumten den Keller aus und fuhren einige Dinge zum Recycling-Hof. Ich bestand darauf, dass er eine halbe Stunde länger bleiben würde, denn ich wollte nicht die Leidtragende sein, wenn ich 2 Stunden geplant hätte und nun nur 1 Stunde bekommen würde. Er meinte, der andere Kunde sei ja flexibel. Mir wäre das auch herzlich egal gewesen, denn ich musste ja auch 1 Stunde dran geben, und das sollte der andere auch ruhig einen Verlust haben und nicht nur ich alleine. Geteiltes Leid ist halbes Leid. So schaffen wir es noch, den Keller vollständig auszuräumen und alles zu entsorgen und den Rest in meinen Keller der neuen Wohnung zu stellen. In der alten Wohnung sollte auch auf Wunsch der Vermieterin meine Duschkabine abgebaut werden. Hier in diesem Blog habe ich sehr viel über den Aufbau dieser Duschkabine geschrieben. Sie wäre mir fast zum Verhängnis geworden, es hat ein Jahr gedauert, bis ich sie endlich aufgebaut hatte. Hierzu gibt es mehrere Einträge. Daher tat es mir in der Seele weh, nun diese schöne Duschkabine abzubauen. Angeblich kämen dickere Leute nicht hindurch, und ich hätte ja nicht gesehen, wie die Leute aussahen, die aus dieser Duschkabine herauskämen. Dies sagte die Begleiterin der Vermieterin, die ziemlich kräftig gebaut war. Außerdem war nichts Näheres geplant worden. Beinahe hätte ich noch das Dach über dem Balkon reinigen lassen müssen, aber ich bestand darauf, dass ich nichts für die Bäume und die herabfallenden Blätter könnte. Denn mein Vater hatte auf eigene Kosten ein neues Balkondach angebracht, da das alte bereits vergilbt war. Beinahe hätte ich noch den Boden in der Wohnung zahlen müssen, der wirklich ruiniert war. Es war Laminat, der sogar mit meinem leichten Gewicht nach einigen Bewegungen schon abging. Nach 18 Jahren wäre aber selbst der beste Boden ab gewohnt gewesen. Diese Aufgabe, die Duschkabine und auch die Möbel in der alten Küche zu zerkleinern und zu entsorgen sollte ein Mitarbeiter des Vereins übernehmen, der normalerweise als Elektriker arbeitet, aber solche handwerklichen Tätigkeiten übernimmt. Irgendwann war ich dann fix und fertig, da ich aufgrund meines schlechten Gedächtnisses noch nichts fand, da die Sachen noch nicht ihren Platz gefunden hatten. Mein Bekannter half mir nach Kräften, aber irgendwann musste er ja auch wieder nach Hause. Ich hatte keinen Handyempfang, und das Telefon ging auch noch nicht. Daher hatte ich Angst, ganz alleine und hilflos in der neuen Wohnung zu sein, falls mit mir etwas wäre. Ich musste sogar mit dem Taxi nach Hause fahren, als ich meinen Bekannten in Rich tung Bahnhof gebracht hatte, da die Leukozyten noch immer so niedrig waren, dass ich die öffentlichen Verkehrsmittel nicht benutzen durfte. Dies erfuhr ich dann bei meinem Anruf beim Hausarzt. Schließlich saß ich dann weinend in einem Café, da ich wirklich verzweifelt war. Denn außerdem hatte sich auch noch ein Taxifahrer einen Scherz mit mir erlaubt. Als ich fragte, ob mein Bekannter schon drin saß, und ob der Fahrer schon da war, damit ich die Bestellung für die Richtung aufgeben konnte, meinte der Taxifahrer, ich bin noch nicht da, und lachte blöd. Ich sagte ihm, das ist nicht witzig, ich bin ja schließlich blind, und da muss man das ja wohl fragen. Dann tätschelte er auch noch meine Hand und meinte, das sei doch nur Spaß. Leider hab ich dann vergessen, mich bei der Taxizentrale zu beschweren. Jetzt musste ich alleine klarkommen, nachdem mein Bekannter und ich noch einmal einen Großeinkauf für mich gemacht hatten. Anfangs hatte ich wirklich Angst in der Wohnung, da ich noch total fremd war. Irgendwann wollte ich dann alle meine CDs ausräumen, die ich praktischerweise in ihren Schächten gelassen hatte, um sie dann bequem in das Regal einzuhängen. Aber dies funktionierte nicht, und so fielen alle CDs auf den Boden. So saß ich zwischen 13 Kisten und umringt von lauter CDs, wobei ich große Schwierigkeiten habe, Dinge einzusortieren, weil ich dann nicht weiß, wo ich anfangen muss. Wenn das System einmal etabliert ist, habe ich keine Probleme mehr. So rief ich einen Bekannten an, bei dem sich herausstellte, dass er in meiner Nachbarschaft wohnt. Er kam, räumte einige Kisten aus dem Weg und half mir, die CDs einzuräumen. Während der ganzen Zeit hatte ich Kontakt mit einer anderen behinderten Frau, die ebenfalls Helfer aus unserem Verein hat. Ich schilderte ihr, dass ich hier so alleingelassen war, und dass ich solche Mühe hatte, die Leute zu terminieren. Sie sprach mit dem Leiter, doch der meinte nur, bald würde ja die andere Helferin wiederkommen, die sich den Daumen gebrochen hatte. Dies wäre keine Hilfe für mich gewesen, da sie nur alle zwei Wochen für zweieinhalb Stunden bei mir eingeteilt ist, und außerdem war er noch nicht darüber informiert gewesen, dass sie erst am 10. September wieder im Einsatz war.. Im Moment hätte ich tatsächlich jeden Tag jemanden für ein paar Stunden gebraucht, um endlich fertig zu werden, damit ich meine Sachen finden könnte. Die behinderte Bekannte von mir merkte, dass ich wirklich am verzweifeln war und gesundheitlich in einer prekären Lage war. Denn man hatte mir in der Transplantationsambulanz sogar empfohlen, alle Leute mit Mundschutz zu empfangen, was mir aber so peinlich war, dass ich das dann doch nicht tat. Sie rief dann eine der Helferinnen an, und die sagte mir, sie würde jetzt jeden Abend kommen. Sie brachte noch jemanden mit, einen Bekannten, einen Flüchtling, der mir half, die Dinge zu montieren. Er war eigentlich Schweißer, aber er bekam in Deutschland kein Asyl und wollte weiter nach Kanada. Daher wollte er das Geld erarbeiten, um das Flugticket bezahlen zu können. Er leistete gute Arbeit, aber ich musste ziemlich viel hinlegen, da er häufig keine Zeit hatte, und ich bettelte, dass er kommen sollte. Daher war der Preis dann auch recht hoch. Das fand ich etwas übel. Allerdings hat es wirklich auch seinen Wert gehabt. Wieder erhielt ich Unterstützung von Zuhause, denn das hätte ich nicht alleine stemmen können. Sonst hätte mein Vater irgendjemanden organisiert, der von weit her kommen würde, um einen Tag bei mir Montage zu machen. Aber ich fand dies nicht sehr zweckmäßig, daher bat ich ihn, mir lieber finanziell etwas unter die Arme zu greifen. Irgendwann gingen dann der Flüchtling und ich in den Baumarkt, wobei ihn die Helferin angewiesen hatte, dass ich mich bei ihm einhängen sollte und nicht umgekehrt, und dass er mich nicht irgendwo stehen lassen sollte. Daran hat er sich überhaupt nicht gehalten, meistens stand ich in irgendeine Ecke wie ein Hund, und er besorgte alles, während ich 20 Minuten irgendwo wartete und nicht wusste, wo er ist. Am Ende setzte ich mich durch und meinte energisch, ich bin kein Hund, und jetzt besorgen wir noch dies und jenes, weil er meinte, wir gingen jetzt nach Hause. Dies war mir aber zu blöd, denn ich war ja diejenige, die bezahlte, und daher wollte ich auch die Musik bestimmen. Ich dulde es nicht, wenn man mich irgendwo wie einen Hund parkt, er hätte mich zumindest in das nahe gelegene Café, das zum Baumarkt gehört, setzen können. Er hat aber nicht verstanden, dass ich mich auch einfach am Wagen hätte festhalten können. Dann mussten wir ein Taxi nehmen, aber normalerweise soll man eben keine Dinge mit dem Behindertentaxi transportieren. Wir haben es aber doch geschafft. Am nächsten Tag kam er dann, um ziemlich viele Sachen zu montieren. An einem Tag hatte ich dann tatsächlich drei Leute dar. Denn mir war auch noch die Waschmaschine ausgelaufen. Die Waschmaschine, eine alte Dame von 18 Jahren, eine Miele, die eigentlich nicht kaputt gehen soll, lief auf einmal aus. Daher rief ich jemanden vom Tauschring an, und der stellte fest, dass lediglich Papier im Waschmittelfach war, da ich immer Tabs benutze, weil ich das Pulver nicht einschütten kann. Er meinte, sie wollte halt auch nicht umziehen und war beleidigt. Wir haben sie auch ein paar Mal herumgeschoben, um den passenden Platz zu finden. Jetzt lief alles, aber während wir den Test machten, stellte der Mann vom Tauschring auch noch die Fernsehprogramme ein, was wir zuvor nicht geschafft hatten. Somit war die Helferin mit dem Flüchtling da, und er kam auch noch mal, um den neuen Subwoofer und die Satelliten am Fernseher zu installieren. Denn die alten Pc-Lautsprecher mit Subwoofer, die ich für gerade mal 45 Euro an dem Fernseher angeschlossen hatte, waren beim Umzug kaputt gegangen. Die Stereoanlage hat auch etwas abbekommen. Wir hatten sie zum Schutz in einen Umzugskarton ins Regal gestellt. Leider sind aber keine Drittschalldämmungen in den neuen Wohnungen. Als meine Nachbarn über mir etwas temperamentvoll durch die Wohnung rannten, rutschte die Stereoanlage nach und nach aus dem Regal, und ich reagierte zu spät. Sie fiel geradewegs auf die Tasten, die für die Wahl des Eingangsgerätes zuständig sind. Die Taste für Mittelwelle klemmte, sodass dann laufend das Störgeräusch zu hören war. Die Computerleute, die später kamen, und auch die Stereoanlage aufbauten, trauten sich nicht, die Taste etwas härter anzufassen. Da es meine eigene Anlage ist, dachte ich, kaputt ist es jetzt sowieso, und zog etwas beherzt an dieser Taste. Das half. Nun kann man wieder die verschiedenen Geräte auswählen am Verstärker. Aber die Front sieht aus, als hätte die Stereoanlage ein schiefes Gebiss. Man kann es einstweilen so lassen, aber bei Gelegenheit müsste man nachschauen, damit nicht irgendwann mal alles verklemmt ist. Da will man seine Stereoanlage schützen und bringt sie separat, und dann passiert genau das Gegenteil. Immerhin kann man damit noch Musik hören. Und das ist die Hauptsache. Zuvor hatten wir versucht, mit Hilfe meines Nachbarn den Computer aufzubauen. Jedes Mal, wenn wir ein bestimmtes Kabel brauchten, war genau dieses Kabel verschwunden. Sobald wir uns dann irgendwie anders behalfen, lag das Kabel unschuldig dar, als wäre nichts gewesen. Der Nachbar kam mehrmals für ein paar Stunden, aber wir hätten das an einem Stück machen müssen. Irgendwann merkte ich, dass er überfordert ist, und somit bestellte ich unsere Computerfirma, wo ich die Leute auch selber kenne, und die sich mit blinden Hilfsmitteln besser auskennen. Die bauten dann auch die Stereoanlage auf, richteten die Telefonie ein und wollten ein paar Tage vor dem Einsatz der drei Helfer auf einmal eben diesen Subwoofer mit den zwei Satelliten am Fernseher installieren. Dies war misslungen, und eine meiner Helferinnen hatte auch noch ein falsches Telefonkabel besorgt. Denn auch sie war wegen Stau 1 Stunde zu spät gekommen. Der Plan war, dass wir vor der Ankunft der Computerfirma noch in ein Elektronikgeschäft gehen, um alles zu besorgen. Sie sollte dann dabei sein, wenn der Computer aufgebaut wird, da sie sich auch gut auskennt. Da sie 1 Stunde zu spät gekommen war, wollte sie zur geplanten Zeit gehen. Daraufhin sagte ich ihr aber, das geht nicht, wir brauchen noch das Kabel, und ich möchte nicht benachteiligt werden, der andere Kunde kann jetzt auch warten. Da meinte sie, sie habe ein Gespräch mit einer Sozialpädagogin, und die seien doch da etwas komisch. Daraufhin meinte ich, dann bin ich eben auch komisch, die sollen sich bei mir beschweren, wenn sie etwas wollen, Du kannst nichts dafür, aber ich möchte nicht die Leidtragende sein. Bitte hole mir noch dieses Kabel. Das tat sie, und da es recht heiß war, und sie stark übergewichtig ist, fuhr sie durch die halbe Stadt, um einen Elektromarkt zu finden, wo sie mit dem Auto hinfahren konnte. Und als sie wieder kam, passte das Kabel nicht. Zum Glück kam da gerade sowieso die andere Helferin, die jetzt eingeteilt war, und wir kauften das richtige Kabel, einen neuen Subwoofer, und dann eben auch noch das passende schnurlose Telefon, dass wir dann an die DECT-Verbindung der FRITZ!Box anschließen konnten. Die Computerfirma war natürlich mittlerweile weg, und daher musste der Subwoofer dann eben von diesem Mann vom Tauschring aufgebaut werden. Wir probierten den alten nochmals aus, wobei lediglich die Steuereinheit hinüber war, und ich schenkte ihm den alten Subwoofer und er baute mir den neuen hin. Während dessen war auch noch der Flüchtling da, der Bilder aufhängte, und ich musste bei beiden gleichzeitig sein. Zwischendurch hatte die Assistentin auch noch einen Döner für ihn mitgebracht, und so hatte ich allerhand zu tun, alles zu koordinieren. Denn zur gleichen Zeit kam dann auch noch der Elektriker, der in der alten Wohnung die Duschkabine und alles andere abgebaut hatte. Er konnte es leider nicht selbst zum Recycling-Hof fahren, da er ein Problem mit der Bandscheibe hat und keinen Kombi mehr hat. Währenddessen rief dann auch noch die Putzfrau an und fragte, ob sie jetzt am nächsten Tag zum Putzen in die alte Wohnung gehen sollte. Ich sagte ihr ja, verlor aber beim Telefonat dermaßen die Orientierung, da ich mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt war, dass ich mir an der Tür auch noch den Kopf anschlug. Zwischendurch sollte ich dann auch noch einen Bekannten anrufen, den Schreiner, ob er einen Bohrer hätte. Denn meine Helferin wollte meinen ausleihen und ihn mir dann später wieder bringen. Er sollte ja am nächsten Tag kommen, um noch Dinge zu zerkleinern. Der Flüchtling hatte aber den Stecker der FRITZ!Box herausgezogen, und ich dachte, sie sei kaputt, weil dauernd besetzt war. Er brauchte die Steckdose, um etwas zu bohren. Somit rief ich sowohl auf dem Festnetz als auch auf dem Handy meinen Bekannten an. Er schimpfte, dies sei eine Unverschämtheit, wenn bei ihm besetzt sei, in dann auf dem Handy anzurufen. Ich fand dies so aggressiv, dass ich beschloss, ihn nicht für die Montage und den Aufbau der Küche zu verwenden sondern lieber den Flüchtling. Der hatte wenigstens etwas davon, da er Geld für sein Ticket nach Kanada bekommen würde. Am nächsten Tag rief ich also den bekannten an, um ihm zu sagen, dass er lediglich in der alten Wohnung arbeiten sollte. Er kam in die neue Wohnung, und ich bat ihn, das Putzzeug für die Putzfrau schon einmal mitzunehmen. Er war aber bei allem, was ich ihm sagte, dermaßen aggressiv, dass ich froh war, als er draußen war. Ich fragte ihn zum Beispiel, was jetzt seine Stunde kosten würde, da er ja die Sachen jetzt nicht in seiner Werkstatt machen würde, und die Werkstattmiete daher wegfiele. Da schrie er gleich los, er würde doch jetzt nicht so viel verlangen, er würde mich doch nicht übers Ohr hauen. Dabei war das gar nicht die Frage. Und so ging das dann in allen Punkten. Ich bat ihn, den Schlüssel mit in die alte Wohnung zu nehmen, und ich würde die Putzfrau anrufen, damit sie gleich in die alte Wohnung kommen sollte, da die bereits offen war, wenn er dann sowieso dort arbeitete. Sie war total überrascht und verwundert und meinte, warum ich sie den anriefe, sie hätte doch gar keine Zeit. Daraufhin sagte ich, dass sie mich am Tag zuvor extra angerufen hatte, um zu fragen, ob sie jetzt in der alten Wohnung sauber machen sollte. Da meinte sie, das habe sie völlig vergessen, ihr Neffe würde nach Essen abreisen, das habe sie so mitgenommen, dass sie nicht mehr an mich gedacht hätte. Aber eine Entschuldigung oder ein, tut mir leid, kam nicht, sie sagte das völlig selbstverständlich, ach, das hatte ich einfach vergessen. Wir machten dann einen neuen Termin aus, wo sie sich den Schlüssel holen und sauber machen sollte. Auch da kam keine Entschuldigung von wegen, tut mir leid wegen dem letzten Mal, ich war völlig durcheinander, oder etwas ähnliches. Wenn ich sie anrufe, und sie etwas verschwitzt hat, müsste es doch eigentlich irgendwie klar sein, dass sie sich entschuldigt und signalisiert, dass ihr das peinlich ist. Aber bei mir entschuldigt man sich nicht. Sie ging dann in die alte Wohnung, wobei sie mir zuvor noch klar machte, dass sie ja auch Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr hätte, und dass sie schließlich auch krank sei, dass sie Osteoporose hätte und auch Medikamente nehmen würde. Ich bin ja der gesündeste Mensch auf der Welt, die anderen sind entweder genauso krank wie ich oder noch kränker. Gesündere Menschen gibt es nicht. Nach dreieinhalb Stunden kam sie wieder, ich gab ihr zehn Euro pro Stunde, also 35 EUR, zehn Euro für die Anfahrt und die Rückfahrt zu meiner Wohnung und fünf Euro Trinkgeld, zusammen also 50 EUR. Ich fragte sie, ob das in Ordnung ist, und sie meinte, passt schon. Das hat mich wirklich geärgert, noch nicht einmal ein Dankeschön, nett von Dir. Als ich dann später mit jemand anderem in die Wohnung kam, der meinen Teppich reinigte, mussten wir noch den Wandschrank sauber machen und die Seifenschalen reinigen, was ich übernahm, wobei ich hinterher sogar hustete, weil ich so viel Dreck abgemacht hatte. Es war die Seife und der Rost von mehreren Jahren, aber danach waren sie sauber. In der neuen Wohnung war der andere Putzmann beschäftigt, und es lag sehr viel Sägemehl und Staub von den Bohrungen am Boden. Er behauptete, er habe alles geputzt, es sei alles sauber, und er würde schwitzen. Den Schrank, den wir aus der alten Wohnung noch mitgenommen hatten, hatte er zum Glück sauber gemacht. Als ich mich aber auf den Boden kniete, hatte ich die ganze Hose voller Dreck. Als die andere Putzfrau das nächste Mal kam, schimpfte sie, wie dreckig es sei, dass der andere ihr so viel übrig ließe, dass er mich so ausnutzen würde, und was das für eine Sauerei sei. Sie könne das nicht leiden, wenn sie mit ansehen müsste, dass kranke Menschen ausgenutzt würden. Sie würde ja auch diesen langen Weg auf sich nehmen, und sie sei auch nicht gesund. Ich bat sie, solange zu bleiben, bis alles sauber war, und wieder vergingen dreieinhalb Stunden. Wieder war ich 35 EUR los. Zwischendurch hatte ich es dann endlich geschafft, mich umzumelden, und ich hatte dadurch endlich auch die neue Adresse auf dem Personalausweis und konnte dadurch mit meiner Helferin die neuen zusätzlichen Schlüssel bei der Genossenschaft beantragen. Eigentlich sollte dann der Mann kommen, der in der anderen Wohnung noch Dinge zu tun hatte, wie zum Beispiel Silikon Weg kratzen, dass ich erst mühevoll zuvor von meiner Vermieterin erneuert bekommen hatte wegen Schimmel, und die Reste von der Duschkabine entfernen, etc., aber der kam erst 1 Stunde später. Zufällig kam ein Bekannter von mir, der Nachbar, der mir mit den vielen CDs geholfen hatte, und der manchmal einfach spontan vorbeikommt. Ich bat ihn, da meine Helferin jetzt weg musste, weil es schon zu spät war, ob er mit mir in den Baumarkt könnte. Wir maßen noch alles aus, und währenddessen sagte ich dem anderen Mann, was er jetzt in meiner neuen Wohnung und in der alten Wohnung noch alles machen sollte. Ich bat ihn, erst in der neuen Wohnung alles zu machen, damit er dann die Türe hinter sich zu ziehen könnte, ich gab ihm den Schlüssel für die alte Wohnung, und dann könnte er dort weitermachen, und er würde nicht vor verschlossener Türe stehen, da wir dann längst wieder vom Baumarkt zurück wären. So musste ich laufend mitdenken, wer wann was wo wie machen sollte. Als wir zum Baumarkt fuhren, erzählte ich meinem Bekannten, welche großen Probleme ich hier mit der Logistik hatte, dass ich auch noch krank geworden sei, und dass ich zeitweise nicht mal aus dem Haus durfte, und wie schwierig alles war. Da meinte der doch glatt, Du bist halt auch anspruchsvoll, normalerweise lässt man ein paar Kisten einfach stehen, man muss doch nicht alles auf einmal machen. Das hat mich wirklich geärgert, hatte er doch gesehen, in welchen Chaos ich gehaust hatte, und dass ich mit meiner Behinderung total überfordert war, da ich nicht einräumen konnte, und da alle Kisten im Weg standen, und da ich nichts wieder fand. Das Chaos hatte sich mittlerweile gelichtet, aber ich dachte, er hätte das schon gesehen, wie schwer das war. Außerdem hatten wir so eine Debatte schon einmal, als ich ihm schilderte, wie schwer es für mich ist, die passenden Lampen mit der passenden Helligkeit und den passenden Sockeln zu finden. Da musste ich sogar einmal eine Firma raussuchen, die normalerweise nur den Handel bedient. Bis zum Großhandel musste ich also gehen, um die passenden Lampen für mich und meine Bedürfnisse zu finden. Damals meinte er eben auch, ich sei anspruchsvoll. Sein Kommentar ist hier auch in einem der Blogeinträge, in dem ich geschildert habe, welche Mühe es mir bereitet hatte, sogar eine Frikadelle einzukaufen, da ich diese immer vorbestellen musste, und die Vorbestellung dann auch noch verbrannt war, und ich zweimal durch den strömenden Regen lief, mich aber dann auch noch verlief und dann auch noch mit dem Fuß gegen ein Hindernis stieß. So ähnlich war auch sein Kommentar zu meinen Schilderungen meiner großen Not während meines Umzuges. Ich war wirklich verzweifelt, dass ich so wenig Verständnis bekam. Auch andere Leute, meine Betreuerin oder meine Schwester, meinten laufend, das ist halt Umzug, das ist die normale Härte. Als ich einer Helferin erzählte, dass ich auch noch um 8:00 Uhr zum Blut abnehmen musste, während des Umzugs, meinte sie auch, das ist halt Umzug. Ich fand das furchtbar, da ich ja wirklich schwer mehrfach behindert bin, und schon für einen gesunden Menschen so ein Umzug schwer ist, zumal ich dann zu der Zeit und davor auch noch krank war. Irgendwann war dann endlich alles geputzt, meine Helferin fand nur noch ein paar Spinnweben in der alten Wohnung, und sie meinte, jetzt ist alles in Ordnung, wer etwas finden will, wird auch etwas finden. Die neue Wohnung ist jetzt auch halbwegs sauber, man muss halt einfach dahinterher sein. Alle Kisten sind ausgepackt, das Gröbste ist geschafft, jetzt müssen nur noch Dekorationsartikel oder andere Dinge wie Isolation der Türe wegen zu starker Kälte, ein Duschrollo , Vorhänge und Gardinen oder Plissés angebracht oder Teppiche und andere Luxusgüter besorgt werden. Wie die Übergabe der Wohnung war, und was da alles gefunden wurde, was man finden wollte, kommt in einem anderen Kapitel.