Sonntag, 28. Februar 2021

Du bist vermaledeit unter den Jacken

Vor mindestens 30 Jahren hab ich eine braune schöne wild Lederjacke bekommen. Die war von unserem Second-Hand-Shop, einem Wohlfahrtsladen, in dem meine Mutter vom Frauenbund aus tätig war. Ich bin damals sogar noch zum Schneider und habe sie umarbeiten lassen. Diese Jacke habe ich zwar nicht oft tragen können, denn entweder es ist zu heiß, oder es regnet, oder es ist zu kalt, aber ich habe sie über viele Jahre hinweg immer wieder getragen. Die Jacke hatte schon Kultstatus. Sie war ziemlich lang, fast schon ein Mantel. Sie wurde häufig bewundert. Irgendwann war sie dann so abgetragen, dass eine meiner Assistentinnen meinte, ich solle der Jacke doch jetzt endlich mal die Freiheit schenken. Wir haben sie dann über die Straße zum Altkleidercontainer gebracht und sie dort zu Grabe getragen. Meine Mutter hat auch eine Wildlederjacke besessen, eine blaue, die sie nie getragen hat. Diese hat sie mir dann vermacht. Allerdings war der Schnitt ziemlich altmodisch, sie war mir wesentlich zu groß und zu weit, und die Knöpfe waren aus blauem Kunststoff, Ton in Ton mit der Jacke. Das sah fürchterlich aus. Somit haben wir die Jacke zum Schneider gebracht, um sie für mich ändern zu lassen. Die Taschen hingen so weit unten, dass ich die Arme eines Schimpansen gebraucht hätte, um etwas hinein zu stecken oder herauszuholen. Daher kürzten wir einfach die Länge an der Taille, sodass die Jacke kürzer und schmäler wurde. Die Knöpfe wollte ich mir auch ändern lassen. Wir suchten also schöne hellbraune Knebelknöpfe aus, ähnlich denen, die ich an meiner braunen früheren Wildlederjacke hatte. Als ich dann die Jacke abholte, stellte ich zu meinem Schrecken fest, dass die Knöpfe nicht durch die Löcher gingen. Wir hatten das aber zuvor ausprobiert. Die Schneiderin behauptete steif und fest, es sei dieselbe Größe, aber ich war mir sicher, dass die Knöpfe, die sie angenäht hatte, größer waren. Ich suchte mir also andere Knöpfe aus und gab noch einmal Geld dafür aus, dass diese angenäht wurden, die dann besser durch die Löcher gingen. Es waren dunkelbraune runde lederne Knöpfe, ebenfalls recht hübsch, aber eben nicht so schön wie Knebelknöpfe. Als ich dann mit einer Bekannten in einem Konzert saß, fasste ich zufällig in die Innentasche meiner blauen Jacke. Und dort fand ich dann die Tüte mit den Knöpfen, die zuvor an die Jacke angenäht werden sollten. Die Schneiderin hatte also die ausgesuchten Knöpfe in eine Tüte gesteckt und diese in die Innentasche gepackt, den Reißverschluss zugemacht, und alles an ihren Sohn zum Nähen weitergegeben. Der hatte aber nicht in die Innenseite der Jacke geschaut und dann ähnliche Knöpfe eine Nummer größer angenäht, daher hatten sie damals nicht gepasst. Meine Bekannte schwor mir, nachdem wir uns in dem Konzert für die anderen Gäste aus unerfindlichen Gründen halb tot gelacht hatten, dass sie mit mir zu dem Geschäft gehen würde, und dass sie dort mit mir ordentlich auf den Putz hauen würde. Ich habe ihr dann alles übersetzt, da sie kein Deutsch konnte, was die Schneiderin sagte. Diese behauptete, die Knöpfe seien genauso groß, und würden nicht durch passen. Ich bestand aber darauf, hätte sie die richtigen Knöpfe genommen, die in der Innentasche verborgen waren, dann hätte es gepasst. Natürlich ist meine Bekannte eingeknickt, wie das ja immer bei mir der Fall ist. Erst spucken die anderen große Töne, aber dann lassen Sie mich hängen. Auf jeden Fall habe ich es durchgesetzt, dass die Knöpfe angenäht wurden. Wir einigten uns darauf, dass der Faden mit den Knebelknöpfen etwas länger gelassen würde, damit die Knöpfe mehr Spiel hatten und damit besser durch die Löcher passten. Ich habe ihr dann noch mal Geld gegeben, obwohl ich eigentlich ihrem Mann, der mir damals die fertige Jacke gebracht hatte, schon mal 5 € Trinkgeld gegeben hatte. Dass er mir die Jacke damals gebracht hatte, schien mir mehr als gerechtfertigt. Denn zuvor war ich mehrfach umsonst in den Laden gekommen, als ich die Reparatur der Knöpfe aus Leder veranlasst hatte, und alles noch nicht fertig war, sodass wir darum baten, dass ihr Mann die Jacke bringen sollte. Und damals hatte ich ihm eben dann noch das Trinkgeld gegeben. Außerdem habe ich ihr dann noch etwas gegeben, da ich dies als Kompromiss verstand, weil sie die ursprünglich gewünschten Knöpfe nun annähte. Und sie hatte zuvor auch nicht von selbst bemerkt, dass die Taschen auch Knöpfe hatten, obwohl ich mehrfach gefragt hatte, ob die Knöpfe an der Knopfleiste die einzigen waren, oder ob es sonst an der Jacke noch Knöpfe gebe. Daher musste das noch separat hinterher gemacht werden. Für die Leder-Knöpfe hatte sie dann noch einen Aufschlag verlangt, da diese teurer waren als die Knebelknöpfe. Die durfte ich aber dann zumindest behalten, konnte aber sowieso nichts mehr damit anfangen. Und sie wollte noch mehr Geld, da das Leder so hart zu nähern gewesen sei, sie hätte nicht gewusst, dass das echtes Leder ist. Normalerweise gehe ich davon aus, dass ein erfahrener Schneider das sieht. Endlich sah die Jacke gut aus, und nachdem sie laufend geändert wurde, und ich zig mal beim Schneider war, konnte ich sie auch tragen. Irgendwann kam ich aber auf den Gedanken, ich könnte mal wieder meinen ledernen Rucksack einwachsen lassen. Denn ab und zu muss dieser neu eingefettet werden, da er schon sehr alt ist. Er stammt noch aus der Schulzeit meiner Schwester. Und er sieht ziemlich „vintage" aus. Und dann war ich noch so blöd und setzte das Ding sofort auf. Und das mit der blauen Wildlederjacke an. Als ich dann einmal mit Leuten im Restaurant saß, stellten diese fest, dass ich 2 große und dicke Flecken auf meiner Wildlederjacke hatte. Ich beschloss also, die Jacke zur Reinigung zu bringen. Bei der Reinigung sagte man mir, man müsse die Reinigung der Jacke einem speziellen Lederexperten überlassen, und das kostet 60 €. Die 60 € habe ich auf mich genommen und per Vorkasse bezahlt. Ich sollte in 3 Wochen wieder anrufen. 3 Wochen später sagte man mir, die Jacke sei noch nicht wieder von dem Experten zurückgekommen. Dies wiederholte sich mehrere Male. Irgendwann kam dann die Jacke wohl zurück, aber die Flecken waren nicht raus. Sie wollten sie noch mal zu dem Lederfachmann geben, das würde aber nichts extra kosten. Ich habe auch mehrfach angerufen, und wieder hieß es, die Jacke sei noch nicht zurück. Irgendwann war es dann soweit, ich hatte die Jacke wohl irgendwann im September oder Oktober dort abgegeben, und im Dezember sollte ich dann die Jacke holen. Jedes Mal hatte ich keine Zeit. Dann schneite es, da wollte ich nicht den schwierigen Weg dorthin laufen. Mein Navigürtel hat mir dabei übrigens gute Dienste geleistet. Aber im Schnee wäre mir das trotzdem zu gefährlich gewesen. Denn die Straßen sind dort ziemlich krumm und schief. Irgendwann gingen dann meine Assistentin und ich mal dort vorbei, aber der Laden war zu, wegen Corona seien die Öffnungszeiten reduziert worden. Sie hat mir gesagt, merk dir einfach, dass du jeden Tag zwischen 10 und 12 dorthin kannst. Sie wollte dann noch mal für mich dorthin, als sie später wieder mal bei mir war, aber dann haben wir es nicht mehr geschafft. Das war an einem Donnerstag. An einem anderen Dienstag bin ich dann selbst noch mal dorthin gelaufen. Zuerst war ich im Supermarkt, und mein Navigürtel wies mir den kürzesten Weg vom Supermarkt dorthin. Als ich dort stand, war der Laden geschlossen. Zum Glück kam gerade eine Frau mit ihrem Hund vorbei und lass mir die Öffnungszeiten genauer vor. Ich sprach mir diese auf mein Diktiergerät, und am Dienstag sowie donnerstags war der Laden geschlossen. Ich dachte mir, wenn ich es jetzt diese Woche nicht schaffe, dieses Teil abzuholen, lasse ich es dort und erkläre denen schriftlich, dass sie die Jacke der nächsten Obdachlosen Frau schenken dürfen. Aber tatsächlich, am Mittwoch hörte ich dann mein Diktiergerät ab, und ich wollte am Vormittag hin, schaffte es aber wegen anderer Dinge nur zum Hausarzt, um ein Rezept abzuholen, ging aber dann am Nachmittag tatsächlich noch mal los. Und der Laden war geöffnet, oh Wunder! Die Zeiten haben gestimmt. Ich hatte zuvor aber vorsichtshalber lieber noch mal angerufen, dass ich jetzt kommen würde. Man übergab mir also die Jacke zusammen mit einem weißen T-Shirt, welche sich wegen 2 rosa Flecken ebenfalls dorthin getragen hatte. Meine Abholnummer war 88, manchen Menschen sagt ja diese Zahl etwas, ich fand diesen Code ziemlich Bedeutung tragend. Die Jacke war etwas rauer als zuvor, und die Flecken waren nicht ganz rausgegangen, das hatte man mir aber schon zuvor am Telefon gesagt. Aber sie würden nicht mehr so auffallend sein. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es niemandem auffällt, wie aufgeraut die Jacke war, und dass die Flecken immer noch bestanden. Noch immer sehne ich mich nach meiner guten alten fuchsbraunen und langen Wildlederjacke zurück, denn die neue würde dieser das Wasser niemals reichen können. Ob ich da jemals reinwachse, ist die Frage.

Samstag, 6. Februar 2021

Midas oder Medusa

König Midas soll ja jemand gewesen sein, bei dem alles zu Gold wurde, was er anfasste. Am Ende war das aber eher ein Nachteil, denn er ist vor dem vollen Teller verhungert, da sein Schnitzel zu Gold wurde, und das kann man wahrscheinlich nicht so gut beißen. Medusa ist ja irgendwie eine Göttin. Auf jeden Fall spricht man immer vom Schrecken der Medusa. Das ist mir noch erinnerlich. Es gab mal einen Film, bei dem jemand immer wieder Katastrophen heraufbeschwor, wenn er nur an eine bestimmte Sache dachte. Er ging damit zu einer Ärztin, und erzählte ihr, was er bis jetzt schon alles bewirkt hatte. Am Ende hat sie ihn umgebracht, aber die Katastrophen gingen weiter. Als ich neulich zur Tür rausging, um die Post zu holen, habe ich natürlich selbst verständlich den Schlüssel mitgenommen, sonst hätte ich ja auch den Briefkasten nicht aufschließen können. Als ich aber wieder zurück kam, um die Wohnungstür auszusperren, kam ich nicht mehr in die Wohnung. Da ich bloß einige Minuten draußen war, konnte das sicher nicht damit zu tun haben, dass irgendjemand das Schloss ausgewechselt hatte, denn ich habe auch keinen wütenden Partner zu Hause sitzen. Vor einigen Wochen ist es mir schon einmal passiert, dass ich, nichts Böses ahnend, vom Einkaufen zurück kam, und ich kam nicht mehr zur Haustür rein. Ich war dann völlig verwirrt und dachte, ich hätte mich womöglich in der Tür geirrt, denn unsere Türen sehen alle gleich aus. Da wir eine hohe Stufe am Eingang haben, überlaufe ich mit dem Blindenstock häufig meine Tür, denn so hoch kann ich gar nicht pendeln, damit ich mit dem Stock in die Lücke der Mauer komme. Daher muss ich immer erst so laufen, dass ich die 1. Tür erwische, dann zähle ich 20 Schritte, dann bin ich an meiner Haustür, und dann kann ich an meinem Klingelschild die Blindenschrift lesen, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin. Ich fasste also mehrfach an mein Klingelschild, aber das war meines, ohne Zweifel. Der Schlüssel ging aber nicht mehr ins Schloss. Ich war total erschrocken und klingelte bei meinem Nachbarn. Bis der dann herauskam, da er offenbar noch geschlafen hatte, hatte ich es irgendwie doch noch geschafft, den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Er meinte, wahrscheinlich klemmt das Schloss, weil es kalt ist. Ich rief dann bei unserer Genossenschaft an, und danach kam ich wieder mühelos zur Haustüre rein. Am letzten Wochenende war das anders, somit rannte ich in meiner Panik erst mal durchs ganze Haus, um Hilfe zu finden. Eine Nachbarin aus dem 2. Stock versuchte dann, meine Tür aufzuschließen, aber sie hatte genauso wenig Erfolg wie ich. Sie rief dann den Schlüsseldienst an, der mit der Genossenschaft unter Vertrag war. Es wurden 70 € ausgemacht, das war noch ein moderater Preis, aber dafür, dass sich gar nicht schuld war, hat es mich trotzdem gewurmt. Irgendwann kam dann der Schlüsseldienst, während ich mit meinen sehr warmen Lammfellhausschuhen im Hausflur wartete. Die Nachbarin wollte auch einmal sehen, wie so etwas geöffnet wird, daher blieb sie bis zum Schluss dabei. Der Mann versuchte es mit 3 verschiedenen Werkzeugen, und ich zitterte schon, dass es nicht klappen würde. Meine Nachbarin hatte sich dann mental schon mit ihm verbündet und meinte, auf ihnen lastet jetzt ein großer Druck, und ich hatte etwas den Eindruck, dass sie meine Panik gar nicht verstand. Irgendwann öffnete sich dann die Tür, und er meinte, das Schloss sei hinüber. Ich sollte mir ein neues zu 35 € einbauen lassen. Ich hatte zuvor ein Not- und Gefahren Schloss, bei dem man den Schlüssel innen stecken lassen kann, und trotzdem kann noch jemand von außen reinkommen. Das hatte damals 65 € gekostet. Dieses Mal hat er mir dann auch ein solches für 35 € verkauft. Warum das bei dem anderen so teuer war, weiß ich gar nicht. Der Mann war dann noch so nett, und machte mir 2 der Schlüssel auf die entsprechenden Schlüsselbunde, und er markierte noch meinen eigenen Schlüssel mit der roten Kappe. Mein Bekannter aus dem Schwarzwald hatte mir mal erzählt, dass es elektronische Schlösser gäbe, die sich, nachdem man einen Finger auf ein Feld für den Fingerabdruck gehalten oder einen Code eingegeben hat, von selbst öffnen. Damals dachte ich noch, so etwas brauche ich nicht, das ist Luxus. Jetzt dachte ich mir aber, eigentlich wäre das doch eine gute Sache. Ich erkundigte mich also gleich bei diesem Mann, ob er mir so etwas empfehlen und auch einbauen könnte. Er meinte, er würde mir eine E-Mail zusenden mit einem Angebot. Ich hatte bei ihm und meiner Nachbarin immer das Gefühl, als ob er und sie sich über meine Eilfertigkeit und mein kindliches Auftreten etwas amüsieren würden, als sei ich ein altkluges Kind. Denn ich sagte ihm, dass es ganz gut sei, dass der Zylinder, den er mir eingebaut hatte, nach innen etwas weiter heraus steht, denn dann kann ich einmal einen Schlüsselbund stecken lassen, ohne, dass das Türblatt zerkratzt wird. Er grinste und meinte, das werde ich mir merken. Ich rannte dann nach innen, um das Geld zu holen, und ich hörte, dass die beiden dies irgendwie kommentierten. Es muss wohl ziemlich kindlich naiv gewirkt haben. Ich sehe zwar nichts, aber ich merke, wenn 2 Erwachsene sich zu grinsen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich etwas auf den Arm genommen werde. Auf jeden Fall hat er sich nicht mehr mit einem Angebot für ein elektronisches Schloss gemeldet. Mit meiner Assistentin zusammen suchte ich dann eines aus dem Internet. Das hatte eine Tastatur, einen Motor und eine Fernbedienung. Man konnte mehrere Codes eintragen, man würde dann einen Schlüssel stecken lassen, und mit der Fernbedienung könnte man auch von innen einmal kurz die Türe öffnen, wenn man nicht schnell genug zur Tür käme. Die Tür würde auch etwas aufspringen, damit man mit Einkaufstaschen oder auf andere Art beladen schnell in die Wohnung kommen würde. Das haben wir dann bestellt. Zunächst dachte ich, mit 104 € ist das Schloss recht billig. Aber dann kam eben immer mehr und mehr dazu. Das war wie bei einem Glas Whisky, das man im Flugzeug bekommt, das Glas kostet extra. Erst einmal kostete der Motor nur 104 €, aber ohne die Tastatur und ohne eine Fernbedienung wäre er nichts wert. Somit kam man dann auf 244 €. Einem Inhaber einer gewissen Fluggesellschaft soll man mal einen Whisky auf den Tresen gekippt haben mit dem Hinweis, dass Glas kostet noch mal 3 € extra. Aber wir haben trotzdem alles bestellt. Denn Whisky ohne Glas bringt auch nicht viel. Da ich nun mein Hilfsmittel genehmigt bekommen hatte, und noch etwas gut hatte, sollte meine Schwester mir dann die Rechnung für das Schloss bezahlen. Daher schrieb ich ihr, aber ich bekam erst mal keine Antwort. Ich hab ihr dann noch mal eine Nachricht geschickt, dass sie doch mal antworten möge, und da war sie offenbar so verärgert, dass sie dann schimpfte, ich solle doch erst mal warten, bis das Geld überhaupt bei ihr sei. Ich dachte, eigentlich könnte sie es mir auch vorstrecken. Es hatte nämlich auch nicht geklappt, dass ich die Lieferadresse unter meinem Namen und die Rechnungsadresse unter ihrem Namen angebe. Außerdem hatte sie dann noch jemanden an der Hand, der ihr sagen konnte, ob man ohne Fachkenntnisse so ein Schloss selbst einbauen könnte, oder welcher Spezialist das dann machen müsste, falls notwendig. Sie schrieb mir dann und meinte, es sei zu schwierig, das Schloss selbst einzubauen. Ich habe dann herum gefragt und auch wirklich niemanden gefunden. Da ich die Rechnungsadresse sowieso nicht mehr ändern konnte, dachte ich mir, pfeif doch drauf, dann suche ich mir jetzt einen anderen Schlüsseldienst, der mir ein Angebot macht, und dann bestelle ich alles dort und bekomme alles aus einer Hand. Ich sagte nämlich zu meiner Schwester, dass der Typ vom Schlüsseldienst sich so bitten lässt, und dass ich den Eindruck hatte, er nimmt mich gar nicht für voll, weil ich ihn auch noch zum Jagen tragen muss, weil er offenbar kein Geld verdienen will. Sie erklärte mir dann lang und breit, dass solche Leute nicht immer jemanden im Büro sitzen haben, der solche Angebote rausschickt, und dass man einen Handwerker schon bitten und notfalls auch auf einen Kaffee einladen muss, und ihm am besten noch schön tut, damit er etwas für einen macht. Das ginge jedem so. Ich dachte mir, so ganz kann ich das nicht glauben. Ich habe dann einfach mal herumtelefoniert, und eine Firma hat sogar sofort zurückgerufen, da er nicht schnell genug am Hörer war, und ich bereits aufgelegt hatte. Er wollte sofort einen Termin mit mir ausmachen, aber ich bat ihn, noch eine Weile zu warten, ich würde erst einmal Rücksprache mit einigen besonders klugen Leuten halten, die hinterher wieder alles besser wissen, wenn ich die falsche Entscheidung getroffen hätte. Daher schickte ich dann an unsere Familie die Website dieser Firma und erzählte von deren Bereitschaft, mir ein solches Schloss einzubauen. Ja, mach das doch. So habe ich ihn sofort zurückgerufen, und ein paar Tage später war er schon da. Tatsächlich kam er dann auch, und ich musste ihn noch nicht mal zum Kaffee einladen, ihn bitten oder ihm schön tun. Aber die anderen wissen ja immer alles besser, und deren Erfahrungen sind immer repräsentativ für alles im Leben. Auf jeden Fall hat er mir dann einige Varianten vorgeschlagen. Es gäbe zum Beispiel Schlüssel mit einem Transponder, wenn man den an ein Schloss hält, dreht sich der Schlüssel um. Der Nachteil ist aber, dass jeder, der rein will, so einen Transponder haben muss. Ich kenne das von der Katzenklappe, die Katze bekommt einen Chip, und die Katzenklappe öffnet sich nur dann, wenn die richtige Katze davor steht. Dann bekommt man keinen ungebetenen Besuch, zumindest nicht von Katzen. Es gibt ja so viele Menschen, die Angst haben, dass man mit der Impfung gegen Corona auch noch einen Chip eingeschleust bekommt. Das wäre dann keine gute Idee, wenn die dann alle in meine Wohnung kämen. Nein, Spaß beiseite. Mein Ansinnen war ja auch, dass mir, falls ich mal ins Krankenhaus muss, jemand etwas aus der Wohnung holen kann, ohne dass er sich erst umständlich einen Schlüssel oder einen Transponder besorgen muss. Ich könnte dann meinen Kot an einen Assistenten oder an die Vertretung eines Assistenten geben, der könnte dann rein, und hinterher ändere ich einfach wieder den Code. Es gebe auch noch die Möglichkeit, dass ihm Knauf ein Ring mit Zahlen ist, den man immer zu der richtigen Zahl dreht und danach den Knauf kurz eindrückt. Allerdings muss man dazu die Zahlen sehen können. Es war etwas schwierig, einem sehenden die Frage zu stellen, ob sich nun der Ring oder der Zeiger dreht. Denn wenn sich der Zeiger dreht, kann man vielleicht ertasten, auf welcher Zahl der Zeiger steht. Wenn es ein Ring ist, wären die Zahlen zu eng beieinander, um sie mit Blindenschrift zu beschriften. Wenn sich aber nur der Zeiger dreht, könnte man einfach nur für jede Zahl einen Punkt anbringen, und ich könnte die Punkte dann abzählen. Ich zeigte ihm dies bei meiner Mikrowelle und bei meinem Herd. Bei meinem Herd dreht sich der äußere Ring, aber die Symbole sind unterschiedlich. Der Pfeil ist ganz oben und deutlich zu ertasten. Bei meiner Mikrowelle dreht sich der Knebel, und der Zeiger deutet auf eine bestimmte Zahl. Da ich die Z. 30 oder die Z. 20 nicht dorthin kleben kann, haben wir ab der 15 nur noch eine 5 für 25 und 35, und wir haben eine 2 und eine 3 für 20 und 30. Die Position macht ja schließlich deutlich, dass es sich hier nicht um die 2 oder 3 handelt. Dieser Knauf würde also wegfallen, da der Pfeil außerdem nicht zu tasten wäre, der oben auf der Position fix bleibt, und ich könnte dann nicht genau feststellen, welche Zahl nun genau unter dem Pfeil ist. Es gibt auch noch die Möglichkeit, dass in dem Knauf ein Tastenfeld eingearbeitet ist. Dieses ist aber dann recht klein, außerdem müsste ich bei beiden Varianten den Knauf auswechseln. Er schaute dann eine Weile im Internet, und was fand er da? Er fand genau dieselbe Lösung, die ich bereits selbst einmal bestellt und wieder storniert hatte. Ich konnte ihm sogar noch den Preis nennen. Ich habe nun 4 Fernbedienungen bestellt, die wie Autoschlüssel funktionieren. Dann können die Leute entweder auf Knopfdruck oder nach Eingabe einer PIN in die Wohnung kommen. Er meinte, er müsse aber jetzt etwas aufschlagen, denn er wolle ja auch noch was dran verdienen. Ich sagte, er würde ja an dem Service verdienen, aber er hat auch etwas mehr für die Gerätschaften verlangt. Ich fragte mich hinterher, ob es klüger gewesen wäre, alles vorher zu bestellen und dann jemanden zu suchen, der es einbaut. Aber eine Schlüsselfirma hätte wahrscheinlich nur ihr eigenes Zeug verwendet. Auch wenn sie nichts anderes nehmen als das, was man auch selbst im Internet findet, würden sie dann behaupten, das sei wegen der Gewährleistung nicht möglich. Ich dachte zunächst, dass die Untervertrag mit bestimmten Firmen sind, die ihnen solche Schlösser dann günstiger verkaufen, da sie alles ja beim Großhandel bestellen können. Insgesamt habe ich 3 normale Schlüssel, einen muss er noch zurechtschleifen, damit er in das elektronische Schloss passt, um dann immer automatisch umgedreht zu werden. Ich kann mein altes Schloss weiterverwenden, falls einmal der Strom ausfällt, oder falls die Batterie leer ist. Ich möchte mir dann aber noch 2 normale Schlüssel nachmachen lassen, damit ich alle Varianten habe. Dann kann ich dementsprechend an einen Nachbarn, an meine Assistenten und eine Betreuerin einen Schlüssel vergeben, einer hängt dann noch bei mir, wenn der Haushaltshelfer mal raus muss, und ich gerade weg bin. Dann kann er diesen zwischenzeitlich nehmen, um wieder ins Haus zu kommen. Denn er weigert sich, einen Schlüssel fest zu haben, da er mal früher des Diebstahls verdächtigt worden war. Der Vorteil ist auch, wenn er jetzt die Türe zumacht, und ich bin schon weg, könnte er vielleicht auf Knopfdruck an der Tastatur die Türe verschließen. Ich weiß aber nicht, ob man dann auch die PIN eingeben muss, oder ob man nur auf "Verriegeln" drücken muss. Die PIN wird er sicher auch wieder nicht annehmen, denn das wäre ja dasselbe wie ein Schlüssel. Auf jeden Fall war meine Assistentin schon begeistert, denn sie meinte, sie müsse dann nicht extra zu mir fahren, wenn sie keinen Schlüssel hätte, falls ich mal ins Krankenhaus müsste. Denn nicht jede Assistentin hat ja einen eigenen Schlüssel, er wäre dann lediglich bei der Organisation irgendwo deponiert. Also habe ich mich für dieses Angebot entschieden, und insgesamt zahle ich jetzt knapp 500 €. Dafür habe ich aber jetzt auch alles beisammen. Ich habe ihm also alles unterschrieben, und nun wird er alles bestellen. Ich muss nur darauf schauen, dass mich niemand beobachtet, während ich die PIN eingebe. Als Blinde ist das vielleicht etwas schwierig, daher muss man die Tastatur so anbringen, dass niemand sieht, wie man die Hände bewegt. Außerdem muss man sie irgendwo festkleben, da sie nur über Funk mit dem Motor verbunden ist. Ich dachte, sie hätte vielleicht einen Ring, den man um den Knauf hinten am dünneren Teil wickeln und dann anschrauben könnte. Aber diese Konstruktion konnte ich dem Schlüsseldienst nicht verklickern. So etwas scheint es nicht zu geben. Vielleicht könnte ich ja einfach abschloss um den Knauf machen und die Tastatur dort irgendwie verschrauben lassen. Auf jeden Fall habe ich jetzt wieder eine Sache mehr, die man nicht mit den Händen anfassen muss. Alles, was ich nicht anfasse, wird zwar nicht zu Gold, aber es geht zumindest nicht kaputt. Ich hoffe, dass ich dann reibungslos in die Wohnung komme. Der Witz war der, dass ich schon mehrfach Angebote für bestimmte Geräte bekam, und hinterher dann genau dieses Gerät kaputt gegangen war. Einmal hatte ich einen Artikel über Mikrowellen in der Stiftung Warentest vorgelesen bekommen, die wir als Hörzeitschrift bekommen. Ich dachte noch, deine Mikrowelle geht ja noch, aber 3 Tage später war sie hinüber. Mit dem Kaffeeautomaten war es ähnlich, kaum hatte ich das Angebot, ging 3 Tage später mein Espressokocher kaputt. Darüber hatte ich ja hier in diesem Blog bereits geschrieben. Neulich hatte ich in unserem Heft einen Beitrag über Staubsauger. 3 Tage später, klar: wie sollte es anders sein. Es ist auch noch ein guter alter Vorwerk, warum hat er nicht einfach die Zeit bis nach dem Lockdown noch abgewartet, um kaputt zu gehen!? Wir haben jetzt einen Interim-Staubsauger für 60 € bestellt. Der wird ja hoffentlich durchhalten, bis die Sache mit Corona irgendwann mal in diesem Leben überstanden ist. Ich hatte schon Angst, dass ich bald einen Artikel über Waschmaschinen erhalten würde. Und 3 Tage später öffnete ich mein WhatsApp, und was schickte mir da eine Freundin? Miele, barrierefreie Waschmaschine mit taktiler und akustischer Bedienhilfe! Ich hoffe, meine Waschmaschine hält dieses Angebot aus, aber auf jeden Fall wird es diese werden, wenn meine das Zeitliche gesegnet hat, denn sie ist auch schon seit 1998 in Dienst. Der Staubsauger war aus dem Jahre 2008, ich hatte ihn 2011 bei einem freien Händler gekauft, der Staubsauger aufkauft und diese dann mit einem Jahr Garantie weiterverkauft. Von 2002-2008 wurde das Modell EB 135 hergestellt. Ab dem Modell 400 hätte ich es bei Vorwerk einschicken können. Die Niederlassungen sind im Moment geschlossen, auch die freien Werkstätten sind nicht zu erreichen. In der heutigen Zeit werden ältere Modelle leider nicht mehr repariert. Ich glaube aber nicht, dass hier ein Bericht über einen Saugroboter eingestellt werden wird, denn meine Altbauwohnung hat viel zu viele Schwellen. Es stehen viel zu viele Dinge mit Beinen wie Tische, Stühle, Schränke, Sofas oder ein Sitzwürfel herum. Das Gerät würde wahrscheinlich ohne Hundeleine oder Blindenstock nicht weit kommen. Das wäre auch nur eine Möglichkeit, zwischen den Besuchen meines Putzmannes mal sauber zu machen, damit nicht so viel Dreck anfällt, bis er kommt. Mein Bekannter aus dem Schwarzwald hat so ein Ding, aber er hat eine ganz andere Wohnung, er wohnt im Dachgeschoss und hat schräge Wände, das stört aber den Saugroboter wenig. Denn durch die schrägen Wände hat er mehr Wohnfläche, da ab einer gewissen Deckenhöhe die Fläche nicht mehr oder nur noch zur Hälfte zählt. Das Ding fuhr durch die Wohnung und knabberte sogar an meinen Sandalen und an meinen Zehen herum. Es fuhr sogar von selbst in seine Ladestation, wenn es leer wurde, oder wenn man es mit einer Fernbedienung dorthin beorderte. Ich habe sogar gehört, es gebe Staubsauger, die über eine App zu bedienen sind, und wenn sie irgendwo fest hängen, schicken Sie eine Meldung: „ich stehe jetzt vor einer Stufe, was soll ich machen?" Ich fand das äußerst witzig, vielleicht bekäme ich dann eine Nachricht von meinem Staubsauger: "ich stehe jetzt vor einer Ampel, was soll ich machen?" Mit so einem Bericht käme ich wahrscheinlich in die Bild-Zeitung. Dann würde mein Blog auch noch berühmt. Aber Kishons Bericht über seine wandernde Waschmaschine wird wohl so schnell nichts übertreffen. Ich glaube aber, dass Staubsaugen überlasse ich lieber noch der menschlichen Hand. Alles kann man eben doch noch nicht durch Elektronik ersetzen.

Dienstag, 2. Februar 2021

48-Stunden-EEG

Da bei uns in der Familie jemand mit Epilepsie ist, und wir die gleiche Grunderkrankung haben, wurde endlich einmal auch jemand hellhörig, als ich über nächtliche Zustände von Verwirrtheit mit pelziger Zunge, Muskelspannung und ähnlichen merkwürdigen Symptomen berichtete. Ich habe das seit meinem 21 Lebensjahr. Das tritt immer dann auf, wenn ich wenig Schlaf hatte, wenn ich irgendetwas zu mir genommen hatte, was ich nicht vertragen hatte, zum Beispiel auch einmal, als ich an meinem Geburtstag ein Glas Champagne getrunken hatte, wenn ich mich körperlich zu sehr angestrengt hatte, und einmal sogar, als bei mir die Küche mit neuer Farbe gestrichen wurde. Denn damals hatte ich Schnupfen und roch nichts und hatte vergessen, das Fenster zu öffnen. Ich habe sogar schon einmal ein Nasenspray bekommen, und der Arzt versicherte mir, dass da nichts drin sei, was anregend wirkt, was ja in diesen Nasensprays häufig der Fall ist. So hatte ich das in dem Glauben, es sei total harmlos, eingenommen. In der Nacht hatte ich wieder diese Beschwerden, und als ich danach den Beipackzettel gelesen hatte, war genau das drin, was ich so schlecht vertrage. Demnach war das keine Einbildung. Ich hatte einmal wochenlang einen Crosstrainer, und immer, nachdem ich da drauf war, hatte ich ebenfalls nächtliche Episoden von Übelkeit und anderen Symptomen. Das Ding habe ich dann gegen einen Heimtrainer umgetauscht, ich sagte einfach, ich würde davon seekrank, denn ich kann ja nicht in ein Sportgeschäft gehen und sagen, ich bekomme da immer so komische Zustände in der Nacht, wenn ich auf ihrem Crosstrainer stehe. Vielleicht war das Schaukeln zu viel für mich, oder die intensiven Bewegungen in der Diagonale. Beim Heimtrainer ist das nicht wieder vorgekommen. Ich war schon häufiger einmal beim Arzt deswegen, aber bislang hatte man der ganzen Sache nicht viel Beachtung geschenkt. Zuvor wurde das immer als Panikattacke abgetan. Aber da bei uns Epilepsie im Rahmen der Grunderkrankung vorkommen kann, wurde es eben jetzt endlich mal in Angriff genommen, mich daraufhin zu untersuchen. Vom 15. bis zum 17. Januar war ich also im Krankenhaus. Einige äußerten ja bedenken, inklusive Manieren Arzt, dass man doch in Zeiten von Corona nicht unbedingt ins Krankenhaus gehen müsste. Ich hatte aber schon die Einschätzung, da die Plätze für ein 48 Stunden EEG ohnehin limitiert sind, dass wahrscheinlich nicht sonderlich viel Umtrieb auf dieser Station herrschen würde. Außerdem durfte niemand auf Station, ehe er nicht auf Corona getestet wurde. Somit fand ich die Sicherheit gewährleistet, Corona hatte so wenig Zugang wie zu Fort Knox. Als ich also dort war, stand schon ein Sicherheitsdienst da, der uns bat, die Hände zu desinfizieren. Danach kam ich erst einmal zur Anmeldung, und nachdem mein Test auf Corona negativ war, wurde ich untersucht. Danach ging es erst einmal für mindestens 45 Minuten zur Aufnahme. Dort habe ich denen dann erzählt, wo ich Hilfe brauche. Das ist jedes Mal dasselbe, nämlich, dass sie mir zusagen, mir wegen meiner Blindheit zu helfen, und dass das doch selbst verständlich sei. Ich sagte, dass ich aufgrund von atypischen Autismus häufig einmal Schwierigkeiten habe, etwas zu begreifen, und das es dann häufig Missverständnisse gibt. Mir wurde dann der Ratschlag gegeben, einfach noch mal nachzufragen. Ich dachte mir, ich bin eigentlich nicht auf den Kopf gefallen. Das wäre ja so, als wenn jemand sagt, ich bin schwerhörig, und die Krankenschwester sagt, einfach noch mal nachfragen. Das Problem ist eben, wenn man dann so häufig fragt, werden die Leute ärgerlich und ungeduldig. Ich sagte, dass dies eben ein Problem sei, wenn man dann zu oft fragt. Da wurde mir dann erklärt, dass das doch schließlich bei jedem Menschen selbstverständlich sei, dass man eben sich genügend Zeit für die Menschen nimmt. Das müsse man doch bei jedem machen. Ich sagte, offenbar ist das bei mir noch mal was anderes, sonst hätte ich ja keine Diagnose. Ich möchte bitte, dass sie dies ernst nehmen. Bei den anderen Dingen, die sie sich notiert hat, versicherte sie mir, dass sie dies extra unterstrichen oder mit einem Textmarker hervorgehoben hätte. Bei diesem Thema jedoch wurde nicht mehr weiter darauf Bezug genommen. Für so eine Fantasiediagnose hat man nun mal kein Verständnis. Danach wurde ich aufs Zimmer gebracht, und mir wurde wie versprochen kurz der Raum erklärt, wo das Bad ist, wo die Lichtschalter sind usw. Und es war nun soweit, nun sollte ich mich also umziehen, denn für die nächsten 2 Tage würde ich nicht mehr in der Lage sein, meinen Pullover über den Kopf zu ziehen, da ich dann verkabelt wäre. Ich wurde dann in den EEG-Raum gebracht, ich fühlte mich, als sei ich in der Maske im Theater. Der Arzt war auch da, und das war auch ganz gut so. Denn auf einmal zogen sie mir, nachdem sie mir die Kabel auf dem Kopf mit Paste befestigt hatten, 2 Strümpfe über den Kopf, und ich geriet total in Panik. Der Arzt meinte, das wird gleich ausgeschnitten. Die Ohren ließ man dann auch noch frei, damit man die Maske noch drüber ziehen konnte. Die Brille passte dann auch noch auf die Nase. Wahrscheinlich sah ich aus wie eine Frau mit einer Burka. Ich wurde außerdem noch in eine Art Geschirr gesteckt, um die Brust hatte ich einen Gürtel, daran waren einige Stellen mit Klettverschluss, an welche mehrere Geräte gehängt wurden, zum einen das Kästchen, welches alles aufzeichnete, zum anderen irgendetwas, was mit der Kamera zu tun hatte, und dann noch ein Akku. Zu Anfang hatte ich schon ziemliche Beklemmungen, da über die Schulter dann auch noch ein Gurt lief, und ich mich ziemlich eingeengt fühlte. Irgendwann konnte ich aber dann damit leben. Danach wurde ich aufs Zimmer gebracht, und man bat mich, die nächsten 30 Minuten ruhig auf dem Bett zu liegen. Wahrscheinlich wollte man einfach mal wissen, wie mein EEG ist, wenn ich gar nichts mache. Vielleicht hat da jeder seinen eigenen Grundrhythmus. Nach einer gefühlten halben Stunde bin ich dann wieder aufgestanden und meinen normalen Beschäftigungen nachgegangen. Ich solle jetzt hier „wohnen“. Zum Glück hatte ich immer für 2 Stunden WLAN, welches ich nach einer Weile wieder erneuern musste. Und das WLAN war auch noch kostenlos. An der Wand gegenüber meines Bettes hing eine Kamera, die mich die ganze Zeit aufnahm, denn man sollte bestimmte Ereignisse, Symptome oder ähnliche Dinge notieren mit dem entsprechenden Zeitpunkt, damit der Arzt dann den Film an dieser Stelle abspielen konnte. Notfalls war auch ein Ton zu Schaltbar. Es gäbe auch Schwestern, die ab und zu einmal auf den Monitor schauen. Ich konnte natürlich nicht selbst mit der Hand und einem Kugelschreiber das Formular ausfüllen, aber ich würde hinterher alles dem Arzt zusenden, wenn mir etwas aufgefallen wäre. Ich beschäftigte mich dann mit WhatsApp, mit Musik und Hörspielen auf meinem Notizgerät und ähnlichen Dingen. Zu Anfang wollte erst einmal mein E-Mail-Programm nicht funktionieren. Eine der Krankenschwestern kam dann, um mir zu helfen, aber eigentlich schaute sie mir nur zu, viel konnte sie auch nicht machen. Nach einer Weile ging es aber auf einmal. Sie war dann auch so nett und brachte mir einen Kaffee. Mittagessen hatte ich schon, bevor ich ins Zimmer konnte. Zumindest hatte ich genügend Beschäftigung. Am Abend kam auch jemand, die mir mit dem Tablett half und mir alles zeigte, was es zu essen gab,. Dann wurde vorgelesen, was es am nächsten Tag geben würde. Ich hatte mir vorgenommen, die nächste Zeit kein Fleisch mehr zu essen, da ich die schrecklichen Zustände auf den Schlachthöfen und den mit dem zynischen Namen Schweinestau belegten Skandal nicht mehr länger mittragen wollte. Daher wollte ich schon wissen, was es gibt, um mir dann etwas auszusuchen. Ich habe sogar meinen heiß geliebten Leberkäse abgelehnt und dafür einen wahrscheinlich genauso guten Apfelstrudel gewählt. Am Morgen kam dann auch mein Vollkornbrötchen , aber ich wartete vergebens darauf, dass mir jemand wieder vorliest, was es am nächsten Tag zu essen geben sollte. Der Apfelstrudel kam dann auch, und die Suppe, die ich mir ausgesucht hatte, war auch dabei. Ich fragte dann auch, ob ich nach dem Essen einen Kaffee bekommen würde, da wurde mir mehr oder weniger freundlich erklärt, dass es am Nachmittag eigentlich keinen Kaffee mehr gebe, ich hätte ja zum Frühstück Kaffee bekommen, das sei dann eigentlich nicht mehr möglich. Man würde mir aber in der nächsten Viertelstunde einen bringen. Nach einer Viertelstunde kam noch nichts, und nach einer halben Stunde fragte ich danach. Als nach 1 Stunde immer noch nichts kam, suchte ich über mein Handy einen Lieferservice, aber leider fand ich keinen. Da ging dann zum Glück die Türe auf, und eine der Schwestern kam herein, die ich dann noch mal um einen Kaffee bat. Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass ich mir künftig eine kleine Kaffeemaschine mitnehmen werde. Das mit dem Kaffee passiert mir jedes Mal. Früher gab es die Grünen Damen, die regelmäßig nach dem Mittagessen mit einem Wagen herumfuhren, um Kaffee auszuteilen. Schon vor Corona war das nicht mehr üblich. Nicht, dass ich den ganzen Tag Kaffee trinken möchte, aber am Morgen und am Mittag möchte ich schon meine 2 Tassen haben. Und wenn man schon sonst nichts zu tun hat, die Cafeteria wegen Corona geschlossen ist, und man nur dasitzt und sich auf nichts freuen kann, möchte ich schon meine Gewohnheit weiter beibehalten, am Nachmittag einen Kaffee zu haben. Zuvor war ich mit meiner Assistentin noch im Supermarkt gewesen, um einige Packungen Kekse oder kleine Kuchen zu besorgen, von denen ich einige mit ins Krankenhaus genommen hatte für einen Nachmittagskaffee. Am Abend kam dann noch mal jemand, um mir das Abendessen zu bringen. Ich fragte sie, was denn auf dem Tablett sei, aber mein Hinweis, dass ich nichts sehen könnte, war völlig neu für sie. Warum war ich eigentlich gefühlte 45 Minuten in der Aufnahme? Ich fuhr dann irgendwie mit der Hand über den Teller, und alles war schon geschmiert, und ich hätte fast in ein paar Schnitten mit Frischkäse gefasst. Das ist eben das Problem, gut Meinen ist oft das Gegenteil von Gut, denn für jemanden, der nichts sieht, mag es oftmals einfacher sein, wenn ihm einfach die Packungen in die Hand gegeben werden, damit man sich alles selbst zubereitet, sodass man nur gezeigt bekommt, wo das Besteck ist, und wo der Rest liegt, damit man eine grobe Orientierung hat. Ich fragte dann noch mal, was ist denn morgen zu essen gebe, und ob sie mir das vorlesen könnte, aber meine Bitte, dass mir jemand das Essen vorliest, wurde wieder verschoben, das würde dann die Krankenschwester machen. Die Krankenschwester sagte, das würde die Stationshilfe am nächsten Morgen machen, und am nächsten Morgen meinte die Stationshilfe wieder, das würde die Krankenschwester machen. Als mir das dann zu bunt wurde, rief ich einfach in der Küche an und sagte, ich bin blind, und ich möchte wie jeder andere auch mein Essen aussuchen können, ich möchte jetzt wissen, was es gibt. Da hieß es, eigentlich ist dafür die Stationshilfe zuständig. Ich konterte, und uneigentlich macht es aber auf Station keiner. Sie versprach mir, in den nächsten 15 Minuten noch mal anzurufen, sie sei jetzt am Band, was auch immer das bedeutet, sie würde aber nachschauen. Tatsächlich hielt sie Wort, sonst hätte ich einfach noch mal angerufen. Ich bin ja gewohnt, dass ich kämpfen muss. Gut, dass ich wusste, was es gibt, denn außer das vegetarische Gericht hätte mir sowieso nichts geschmeckt. Das waren Schupfnudeln, das war so ganz nach meinem Geschmack. Ich finde, es sollte keine Frage sein, ob es genügend Zeit dafür gibt, dass jemand mit einer Behinderung etwas vorgelesen bekommt, denn eigentlich sollte alles zugänglich sein. Heute ist man eigentlich nicht mehr der Bittsteller, sondern das sollte eigentlich automatisch ermöglicht werden. Sonst würde es davon abhängig gemacht, ob Zeit, Lust und Ressourcen vorhanden sind. Inklusion ist nichts, was man nur mal eben so macht, wenn das Wetter schön ist. Als es dann zu ungefähr 14:00 Uhr war, dachte ich, eigentlich müsste ich jetzt langsam von meiner Haarverlängerung befreit werden. Ich klingelte also und fragte, ob man jetzt jemanden holen würde, um die Elektroden abzumachen. Ja, jetzt sei es Zeit. Da hörte ich tatsächlich jemanden aus dem Nebenzimmer um einen Kaffee bitten. Blitzschnell ergriff ich natürlich die Gelegenheit und schloss mich an, und tatsächlich bekam ich auch noch einen Kaffee, obwohl es ja schon Nachmittag war, und man mir am Tag zuvor erklärt hatte, dass es am Nachmittag normalerweise keinen Kaffee mehr gebe. Vermutlich gab es also womöglich gegenüber von meinem Zimmer sogar einen Kaffeeautomaten, genau weiß ich das aber nicht, wo Menschen, die das können, sich einfach bedienen können. Ich habe dann auch ein Geräusch gehört, welches darauf schließen ließ, dass die K raffen für das Wasser mit und ohne Sprudel offenbar genau gegenüber von meinem Zimmer waren. Denn ich hatte häufig die Frau, die das Essen brachte, um eine neue Karaffe gebeten. Die kam immer auffallend schnell. Ich habe ja immer viel Durst und muss ja sowieso viel trinken. Ein Glas musste ich dann meistens aber noch extra erfragen, denn ich wollte nicht direkt aus der Karaffe trinken. Man weiß ja nie, wer diese Teile alles schon angefasst hat, zumal ich ja auch transplantiert bin und auf Hygiene achten muss. Oft hatte ich schon irgend eine gebrauchte Tasse dastehen, aber die wurde manchmal im Eifer des Gefechts weggeräumt. Normalerweise macht es mir nichts aus, aus der Flasche zu trinken, wenn man sie aus einem Kasten holt und selbst frisch aufgeschraubt hat. Teilweise dachte ich wirklich, wenn man hier Anfälle kriegt, dann höchstens Kampfanfälle, manchmal mit und manchmal ohne Schaum vor dem Mund. Aber das bin ich aus Krankenhäusern gewohnt, da war es hier ja noch relativ erträglich. Mein Fazit lautet aber, dass ich mich künftig mit allem eindecken werde, um was ich keine Lust habe, dauernd zu bitten. Zu Anfang bekam ich einige Blätter in die Hand gedrückt, ich würde zwar nichts sehen, aber ich könne das doch trotzdem mal mitnehmen. Warum man alle Informationen nicht einfach online stellt, sodass Menschen mit einer Behinderung sich das barrierefrei aus dem Internet ziehen können, um dann zum Beispiel barrierefrei das Essen aussuchen können, verstehe ich nicht. Soweit ist man dann halt doch noch nicht. Zwischendurch ist das Internet dann gerade in dem Moment, als ich am Abend die Nachrichten schauen wollte, wieder abgestürzt, und als ich laut schimpfte, kam eine Schwester herein, und als sie drauf drückte, ging es wieder. Manchmal reagieren diese Haken nicht, wenn man die Einstellung für Blinde benutzt. Das ist in manchen Krankenhäusern noch schlimmer. Aber ohne WLAN kommt man ja fast nicht mehr aus. Meine ganzen Bücher, die ich mir ausleihe, meine ganzen Hörzeitschriften, die ich abonniert habe, oder andere Dienste, die ich nutze, kann man offline gar nicht mehr verwenden. Die Kabel an den Elektroden hingen noch an mir, aber das Netz und alles andere war weg. Ich Somit hing die schöne Haarverlängerung in Form von lauter Kabeln immer noch an mir herunter, als ich in die Dusche stieg. Irgendwann fiel dann alles von selbst ab, nachdem ich gefühlte 30 Minuten Wasser darüber gehalten hatte. Die ganze Pampe mitsamt den Kabeln und der klebrigen Masse um die Elektroden herum landete dann als ein einziges Knäuel in der Dusche. Die Elektroden und die Watte warf ich weg, und das Klebrige wusch ich von den Kabeln, und ich versuchte sogar, die Kabel zu entwirren, was mir aber fast nicht mehr gelungen war. Wahrscheinlich hätte man die Kabel vorher von den Einwegelektroden abmachen müssen. Aber meine Haare waren wieder halbwegs sauber, es fehlen nur im Laufe der Woche ab und zu noch einige Batzen von der Paste als trockene Klumpen heraus. Nachdem ich dann fertig war, kam auch mein Taxi, welches ich schon vorbestellt hatte, da die Klinik etwas weiter von meinem Heimatort entfernt ist. Die Taxifahrerin durfte nicht mit hinauf auf Station, aber eine der Schwestern war so nett und begleitete mich nach unten. Und so stieg ich ins Taxi und fuhr nach Hause. In der 1. Nacht um 2 hatte ich sehr laute Ohrgeräusche, das passiert manchmal, wenn irgendwelche merkwürdigen Dinge in der Nacht bei mir losgehen. Manchmal wache ich dann noch auf und sehe alles taghell und wundere mich, dass es doch mitten in der Nacht ist, und vor meinen Augen trotzdem die Sonne scheint. Aber das Licht bleibt immer gleich, egal, ob ich mich zum Fenster oder vom Fenster wegdrehe. Und dann noch das laute Gebrumm in den Ohren, das ist schon irgendwie eine Erfahrung der 3. Art. Das kann aber auch mit der Netzhaut zu tun haben. Daher bin ich total erschrocken und hochgefahren. Alles das hab ich dann in mein Diktiergerät gemurmelt und dem Arzt weitergeleitet. Er hat sich auch alles angeschaut, aber außer, dass ich mich aufgerichtet hatte, konnte man nichts erkennen. Es seien nur irgendwelche nicht krankheitswertigen "Wicket"Spikes gefunden worden, das hört sich an wie the three wicked witches" aus Lady MacBeth. Die treten wahrscheinlich immer dann auf, wenn ich mich so richtig ärgere und so richtig aufrege. Eben wie eine richtig kleine böse Hexe. Aber das Ergebnis lautete: keine Epilepsie. Das freut mich zwar, aber, was das Augenflimmern angeht, welches wir auch einmal genauer ergründen wollten, sind wir nun auch wiederum keinen Schritt weiter. Selbst wenn es eine Form von Epilepsie gewesen wäre, hätte das ja nichts an meinem Zustand geändert, denn seit Jahren ist das gleich geblieben, somit hätte mich das nun auch nicht sonderlich erschreckt. Es hätte nur einen Namen bekommen, den es halt vorher nicht hatte. Andererseits bin ich natürlich froh, dass es keine Epilepsie ist, denn so etwas kann sich auch ganz schön schnell mal eben verschlimmern. Auf jeden Fall war das ein schönes Geburtstagsgeschenk, dass mir diese Krankheit erspart geblieben ist. Mein Fazit lautet jedoch, dass ich beim nächsten Besuch in einem Krankenhaus möglichst viel mitnehmen will, und wenn ich mit einem halben Schrank Anreise. Vielleicht habe ich bis dahin schon mein Tablet, dann erübrigt sich vielleicht das WLAN. Denn ich möchte ein Tablet, in welches man eine Speicherkarte mit 512 GB stecken kann. Da passt dann schon meine halbe Festplatte mit Büchern, Musik und Filmen drauf, das reicht dann für die nächste Ewigkeit im Krankenhaus.