Freitag, 5. März 2021

Geimpft und entwurmt

Schon am 14. Januar hatte ich mich für die Corona-Impfung registriert. Da offenbar zu viel von dem unbeliebten Impfstoff AstraZeneca übrig war, bekam ich dann ganz plötzlich eine E-Mail, dass ich jetzt einen Termin für die Impfung ausmachen könnte. Ich würde dann ein Terminpaar für beide Impfungen erhalten. Die Anmeldung konnte ich sogar mit dem Smartphone machen. Es war etwas schwierig, von dem Angebot am 1. März zu dem Angebot am 5. März zu gelangen, aber man konnte die Zeit, in der man den Termin hätte auswählen sollen, verlängern. Man hatte jeweils 10 Minuten Zeit, die aber beliebig häufig ausgedehnt werden konnte. Da sag noch jemand, in Zeiten von Corona sei es den Menschen langweilig, da sie immer nur zu Hause sitzen würden. Ich entschied mich also für den 5. März, da ich am 1. März einen Arzttermin hatte, am 2. März musste ich meinen Putzmann reinlassen, am 3. März musste der Personalausweis verlängert werden, am 4. März hatte ich den heiß ersehnten Friseurtermin, somit blieb mir dann eben der 5. März übrig als frühester Termin. Der 7. Mai sollte dann als Termin für die 2. Impfung eingetragen werden. Ich konnte auch diesen Bogen sehr schnell online ausfüllen, ich konnte die Aufklärung sehr schnell lesen, und danach schickte ich alles an meine Betreuerin. Entweder, sie hätte selbst unterschreiben müssen, oder sie hätte mir einen Wisch mitgeben können, der bestätigt, dass ich selbst unterschreiben darf. Eigentlich lächerlich, denn das ist dann auch gehüpft wie gesprungen. Wir stellten also alles zusammen, denn ich hatte ja noch keinen Personalausweis. Der Antrag für die Abholung des neuen Personalausweises und die bezahlte Rechnung für den Personalausweis, meinen Schwerbehindertenausweis und der alte Personalausweis, alles landete in einer Mappe zusammen mit den Unterlagen für die Impfung. Außerdem musste ich noch einen Transportschein organisieren und eine Bestätigung, dass ich eine Niere transplantiert bekommen habe. Denn das war ja die Eintrittskarte dafür, dass ich bereits in Runde 2 geimpft werden würde. Plötzlich konnten sämtliche anderen Menschen, die zuvor um einen Impftermin kämpfen mussten, teilweise schwerstbehinderte Menschen, die bei Corona gestorben wären oder deren Pfleger, die nicht in einem Heim arbeiteten,, und denen man zuvor keinen Impftermin geben wollte, sowie Lehrer, Erzieher usw., sich auf einmal impfen lassen. Der Blindenverband hatte zuvor vergeblich versucht, dass blinde Menschen, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sich anzustecken, weil sie ja mehr tasten müssen, in Gruppe 2 gelangen. Da man aber zu wenig Impfstoff für die Gruppe über 65 hatte, der für die Leute unter 65 aber nun mal da war und nicht schlecht werden sollte, hieß es plötzlich, es könnten sich nun auch andere Menschen impfen lassen, die das wollten. Auf einmal ist dieser Impfstoff auch für Leute über 65 zugelassen, der zuvor nur an Menschen getestet wurde, die zwischen 16 und 65 Jahre alt waren. Jetzt waren auf einmal brauchbare Testergebnisse dar, dass AstraZeneca wohl auch bei älteren Leuten wirkt. Wohl gemerkt, als es noch wenig Masken gab, hieß es, man könne die FFP 2 Masken im Backofen wieder nutzbar machen. Jetzt, da es genügend FFP 2 Masken gibt, heißt es, man solle sie wirklich nur einmal verwenden oder eben 7 Tage aus lüften lassen. Ich habe also bei meiner Nierenambulanz angerufen, man riet mir, die Impfung mit dem Medikament von AstraZeneca machen zu lassen, besser als nichts, sagte man mir. Ich hatte einige sehr negative Berichte über diesen Impfstoff gehört, nämlich, dass es vielen Menschen schlecht wurde, oder dass sie ziemlich lange danach krank waren. Aber ich dachte mir, ich werde es jetzt eben machen, den anderen Impfstoff kriege ich ja nicht. Da ich fürchtete, keine Hilfe dort zu erhalten, weil ja jeder vom Personal an seiner Station bleiben müsste, wenn man wie durch eine Waschstraße geführt würde, habe ich mir eine Begleitperson mitgenommen. Das Taxi war bestellt, meine Assistentin war da, und los ging es. Im Taxi erklärte uns dann der Taxifahrer, er habe einige Patienten erlebt, die mehrere Stunden dort gewartet hätten, da angeblich der Impfstoff erst 30 Minuten lang aufgetaut werden müsste. Ich hatte aber gelesen, dass es extra hieß, man müsse rechtzeitig da sein oder absagen, da extra für diese Person der Impfstoff aufgetaut würde, und da es sonst verfiel. Demnach war mir schon klar, dass die nicht erst den Impfstoff auftauen, wenn ich auf der Matte stehe. Aber mir glaubt ja immer keiner. Als wir dort ankamen, zeigten wir meine vorbereitete Mappe, und die Frau klärte uns etwas schnippisch auf, da ist es doch schon, als wir nach dem Impfbogen suchten. Die Beschilderung war wirklich super, wenn man auch etwas im Slalom herumgeführt wurde. Aber man konnte sich nicht verlaufen. Wir warteten auch nirgendwo sehr lange. Dann wurden wir weitergeleitet, es war dort noch etwas kalt. Irgendwann kamen wir dann auch ins Gebäude rein. Es ging alles relativ schnell. An 3 verschiedenen Stationen mussten wir meine Sachen vorlegen. Da ich ja noch keinen gültigen Personalausweis hatte, reichte zum Glück der Behindertenausweis, das hatte ich mir auch schon vorher gedacht. Aber sicherheitshalber hatte man mir eben dazu geraten, meinen alten Personalausweis und den Antrag auf einen neuen mitzunehmen. Dann mussten wir auch noch zu einem Aufklärungsfilm. Spätestens jetzt, während wir auf den Filmstart warteten und der Film abgespielt wurde, wäre der Impfstoff sowieso längst schon aufgetaut gewesen. Wir wurden dann zur nächsten Station geleitet, und meine Assistenz meinte, dass da ein anderer blinder großer und kräftiger Mann von jemandem aus dem Personal von einer Station gebracht wurde, von dort brachte ihn dann wieder jemand zur nächsten Station. Wir standen 10 Minuten, er war innerhalb 1 Minute weitergekommen. Aber am Ende ging es auch bei uns relativ schnell. Also war es nicht verkehrt, dass ich mir eine eigene Assistenz mitgenommen hatte. Meine Assistentin meinte schon zurecht, dass Menschen, die groß und kräftig und vor allem männlich sind, mehr betütelt werden. Das ist mir auch schon häufig aufgefallen. Der Film wäre vollkommen unnötig gewesen, denn wer die Informationen, die dort geliefert wurden, bisher noch nicht gehört hat, der ist sowieso schon tot. Der Mann sprach ohnehin so undeutlich, dass jemand mit einer Schwerhörigkeit ihn nicht verstanden hätte. Ein professioneller Sprecher wäre hier vielleicht angebracht gewesen, denn es war eigentlich nichts anderes als ein klingender Beipackzettel. Dann waren wir beim Arzt drin. Der Arzt war total jung. Ich zeigte ihm alle meine Unterlagen, und dann suchte ich hektisch meinen Impfpass. Zum Glück hatte ich da noch festgestellt, dass er ja nicht im Geldbeutel sondern in der Brieftasche aufbewahrt wird. Ich hatte ihn neulich erst in einer anderen Praxis vorzeigen müssen, daher hatte ich befürchtet, dass ich ihn vielleicht dort habe liegen lassen, wo sie ihn kontrolliert hatten. Der Arzt stellte noch einige Fragen, und ich konnte ihn noch einige Dinge fragen. Er meinte, die Wirksamkeit sei nur minimal schlechter als die der anderen Impfstoffe, und ich müsse nicht unbedingt starke Impfreaktionen haben, und trotzdem wirkt es. Während er alles noch ausfüllte, machte ich meinen Arm frei. Der Stich war so kurz und so schmerzlos, als hätte er mich mit dem Finger kurz angetippt. Ich habe noch nie erlebt, dass eine Impfung so schmerzlos ist. Normalerweise brennt es fürchterlich, wenn das Zeug in einen rein läuft, und hinterher tut die Stelle W.. Ich habe aber absolut nichts gespürt. Das einzige, was bei mir los ging, waren Kopfschmerzen. Ich habe normalerweise in meinem Leben noch niemals Kopfschmerzen gehabt. Normalerweise hätte ich nur 15 Minuten warten müssen. Ich bekam einen Zettel, auf dem die Uhrzeit vermerkt war, zu der ich hätte rausgehen dürfen. Wenn ich also früher gegangen wäre, hätte man mich nicht rausgelassen. Das war etwas sowie in einem Parkhaus, wo die Uhrzeit vermerkt ist, wann man reinkam und wann man wieder rausgeht. Ich setzte mich also mit meiner Assistentin in einen Warteraum, in dem ein Film in einer Schleife lief, in dem Szenen von Enkel Tricks und anderen Betrugsmaschen liefen. Nach 30 Minuten gingen wir hinaus, ich zeigte meinen Zettel vor, und dann warteten wir einfach auf das Taxi. Meine Lippe wurde etwas taub, besonders auf der rechten Seite, aber das war dann relativ schnell wieder weg. Das Taxi kam, und wir fanden, dass es sehr schnell ging, und dass die wahrscheinlich einen Schwung an Dosen von Impfstoff auftauen, und wenn dann jeder einfach kommen und gehen würde, wann er will, würden die eben verfallen. Es ist absoluter Blödsinn meines Erachtens, dass die für jeden einzelnen Menschen separat und individuell den Impfstoff auftauen. Meines Wissens kann man den Impfstoff sowieso ein paar Stunden draußen lassen, bevor er schlecht wird. Es ärgert mich immer, dass mir keiner glaubt. Ich glaube, das ist jetzt wesentlich besser organisiert, da man ja mittlerweile schon Routine hat. Der Taxifahrer erzählte laufend, dass alle anderen stundenlang warten müssten. Und außerdem würden es ja jetzt immer mehr, da jetzt mehr in die Breite geimpft würde. Natürlich hieß es bei meinen Erzählungen, dass ich ganz andere Erfahrungen gemacht hatte, gleich wieder, bei mir wäre das ja anders, das sei bei jedem Menschen unterschiedlich, das hinge davon ab, welche Erkrankungen man hätte. Da machen die keinen unterschied, wenn man in einer Kategorie ist, laufen alle durch dieselbe Maschinerie. Und ich fand, dass es so gut wie nur irgend möglich organisiert war, dass es nicht besser hätte laufen können, und das wir wirklich zügig von einer Station zur anderen gelangten und wirklich sehr schnell durchkamen. Um 10:15 Uhr war mein Termin, um 10:43 Uhr wäre normalerweise die Zeit gewesen, wann ich hätte rausgehen dürfen, und ich bin um 11:00 Uhr rausgegangen. Also haben wir gar nicht wirklich warten müssen. Wir waren ja auch etwas früher da. Das Taxi hatte ich auf diese Zeit bestellt, und ein paar Minuten nach 11 war er auch dar. Also nichts von wegen Chaos oder schlechter Organisation. Ich war sehr zufrieden. Nun kann ich nur hoffen, dass die befürchteten Reaktionen ausbleiben, die man mir bisher geschildert hatte, dass ich aber nun einen guten Schutz gegen Corona habe. Die 1. Impfung wurde in meinen Impfpass eingetragen. Meine Assistentin meinte, dass der Arzt mehrere Spritzen und mehrere Schälchen nebeneinander hatte mit der 1. und der 2. Impfung. Wahrscheinlich lagen die bereits für die nächsten Patienten in seinem Zimmer, und man musste angeben, ob es die 1. oder die 2. Impfung war, und er arbeitete einfach den Impfstoff ab. Er hat wunderbar gespritzt, wir befanden, dass er bestimmt einmal Tropenmediziner werden könnte. Da kann er dann sein Talent bei den Impfungen ausüben. Er meinte, er mache das den ganzen Tag. D. h. meines Erachtens aber nichts, denn es gibt Leute, die ihr ganzes Leben lang Blut abnehmen oder Spritzen geben, und bei denen es furchtbar weh tut, und ich habe schon 19-jährige Schwestern erlebt, die auf Anhieb einfach ein Talent dazu haben. Ich glaube, mit meiner Erfahrung als chronisch Kranke habe ich da einen Blick dafür. Ich hoffe, dass die 2. Impfung auch so glimpflich und reibungslos verläuft. Schade, dass ich kein extra Blatt Papier mit der Bestätigung erhalten habe, um es mir an die Wand zu hängen. Aber es steht in meinem Impfpass, es ist dort dokumentiert, ich finde schon, dass das ein historischer Moment ist, einen Impfstoff zu bekommen, der erst ganz aktuell für eine ganz neue Krankheit entwickelt wurde. Das war eigentlich nur in den letzten Jahrhunderten der Fall. Wer hätte gedacht, dass unsereins das mal erleben würde. Ich hoffe nur, dass der Spuk bald vorbei ist.

Keine Kommentare: