Er kam also auch pünktlich um die abgemachte Zeit. Er hat allerdings wesentlich weniger Zeit gebraucht, um das Katzennetz zu
montieren. Insgeheim hatte ich gehofft, dass er mir einen Preisnachlass
gewähren würde, da er ja statt 3 Stunden nur ein bis eineinhalb Stunden
gebraucht hatte. Ich hatte 500 € und musste noch an meinen Geldbeutel, um die
restlichen 100 zu holen. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass er mir sagen
würde, passt schon, die 100 € brauchen Sie mir nicht zu geben, ich habe ja nicht
zu lange gebraucht. Aber nichts dergleichen. Ich weiß nicht, ob ich mehr hätte
zahlen müssen, wenn es länger gedauert hätte, als er veranschlagt hatte. Auf
jeden Fall hat er einen guten Stundenlohn erzielt. Ich war aber glücklich, dass
das Katzennetz nun endlich angebracht war.
Nun fehlt noch die richtige Katze dazu. Eine Freundin von
mir hat mir schon vor einem halben Jahr erzählt, dass so viele Leute ihre
jungen Katzen nicht los bekommen. Daher rechnete ich damit, dass ich sicher
ganz schnell ein Tier finden würde. Meine Sozialpädagogin sagte mir zu, mit mir
zum Tierheim zu gehen, da sie dort gutes Vitamin B hätte, da sie dort eine Frau
kennt. Ich dachte, obwohl die zuvor immer sehr zurückhaltend waren, und mir nie
ein Tier gaben, dass sie es mit einem guten Leumund wohl tun würden. Bei der
Weihnachtsfeier unseres Vereins von den Helfern, bei denen ich meine Assistenz
her habe, war sie dabei, um diese Feier zu organisieren. Wir verabredeten, dass
sie am Samstag drauf kommen würde, also
am 20. Dezember, damit wir ins Tierheim fahren. Denn dann hat das Tierheim geöffnet,
damit man sich ein Tier mitnehmen kann. Als ich dort ankam, erklärte man mir
schon, man würde nur zwei Katzen abgeben. Nachdem ich dann erklärte, dass ich
bereits einen Kater habe, durfte ich in das Welpenhaus, in dem auch die jungen
Katzen sind. Dort war aber nur ein einziges Kätzchen, das alleine hätte
abgegeben werden können. Sie war schwarz, und man sagte mir, dass sie ziemlich
viel faucht und etwas zickig ist. Solche Katzen kenne ich zur Genüge. Meine
Felltheorie , nach welcher schwarze Kätzinnen ziemlich biestig und zickig sind,
hat sich nun erneut bewahrheitet. Wir gingen also in das Haus, in dem die etwas
älteren Katzen waren. Dort gab es aber seltsamerweise nur Freigänger oder
Katzen in Quarantäne. Als die Frau dort hörte, dass mein Kater bereits 15 Jahre
alt ist, hatte sie sowieso bedenken, mir eine Katze mitzugeben. Schon im
Welpenhaus wollte man mir keine Katze mitgeben, da mein Kater zu alt sei für
ein junges Kätzchen. Ich habe ihnen erklärt, dass mein Kater sehr friedlich
ist, und dass es ihn nicht stört, wenn eine andere Katze spielt oder wild herum
läuft. Hauptsache, sie tut ihm nichts. Ich erzählte natürlich, dass ich schon
einmal eine kleine schwarze Katze hatte, die ihn verletzt hat. Unter anderem
habe ich aber auch berichtet, dass es schon mehrfach gut gegangen ist. Aber sie
haben sich nur das Schlechte herausgepickt und mir gesagt, das sei ja der
Beweis, dass es nicht geht. Ich fragte, ob ich eine Katze aus der Quarantäne
reservieren lassen könnte. Dies sei nicht möglich. Auch ein Besuch, bei dem das
Personal vom Tierheim meinen Kater hätte kennenlernen können, sei nicht drin.
Die Katzen in der Quarantäne waren Rasse Katzen, zum Beispiel eine Karthäuser
Katze und zwei rote Maine-Coon. Die
hätten sowieso 400-500 € gekostet. Die Katzen in Quarantäne hatten außerdem
irgendwelche Erkrankungen, und zwei kranke Katzen, da mein Kater ja ziemlich
alt und krank ist, wollte ich nun auch nicht haben. Es war also unmöglich, aus
dem Tierheim eine Katze zu bekommen. Man bat mich, immer wieder anzurufen, es
sei doch immer mal wieder was dabei. Auch die Sozialpädagogin meinte, sie habe
mehrfach dort anrufen müssen. Einerseits wollen die ihre Tiere loswerden,
andererseits braucht man nahezu ein psychologisches Gutachten der Zweitkatze
und womöglich noch ein polizeiliches Führungszeugnis, einen Einkommensnachweis
und einen Grundriss der Wohnung, um eine Katze zu erhalten. Dann habe ich
wiederum gehört, dass sogar tätowierte und gepiercte Leute mit Kampfhund eine
Katze übereignet bekamen. Vielleicht hatten die das nötige Kleingeld, aber das
darf man nicht so laut sagen.
Am Abend habe ich dann stundenlang im Internet recherchiert,
um eine Katze zu finden. Ich dachte eigentlich, in einschlägigen
Anzeigenblättern würde ich bestimmt fündig werden. Aber auch da gab es nur
Rasse Katzen ab 200 € aufwärts. Entweder, ich war zu blöd, in den richtigen
Anzeigenblättern zu schauen, oder es ist wirklich wie verhext. Auf einmal gibt
es nur noch Rasse Katzen, die viel kosten, obwohl einem normalerweise Katzen
buchstäblich nachgeworfen werden. Entweder, ich gehe immer genau gegen den
Strom des Lebens, und ich gehe immer gegen die Zeit, und bin nie im Fluss, oder
ich bin extrem lebensuntüchtig und schaue immer in den falschen
Anzeigenblättern. Ich war leider auch zu dumm, eine eigene Anzeige zu schalten,
und nun habe ich jemanden gebeten, dies für mich zu tun.
Jakob wird bald nicht mehr da sein, und ich habe immer noch
keine Niere. Wenn Jakob geht, und ich bis dahin keine neue Niere habe, und auch
kein neues Kätzchen, für welches ich verantwortlich sein kann, hält mich
eigentlich hier nicht mehr viel. Dies ist ein rein rationaler Gedanke. Ich
hoffe, dass auch für mich das Leben noch irgendetwas bereithält. Frei nach
Loriot: Ein Leben ohne Katze ist zwar möglich, aber sinnlos.
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