Mittwoch, 18. Januar 2017

Der Böse über der Sonne

Ich glaube an Gott, ob er aber ein lieber Gott oder ein böser Gott ist, das ist hier die Frage. Bisher hat sich Gott mir gegenüber häufig als böser Gott gezeigt. Wenn etwas nicht gelingt, und ich sage ganz konkret, lieber Gott, Danke, dass ich das und das geschafft habe, bitte mach nun, dass dies oder jenes klappt, dann funktioniert es immer. Zum Beispiel, wenn beim CD Player die Lade nicht aufgeht, wenn ich in ein Programm nicht hineinkomme, oder wenn die Türe nicht aufgeht etc. Wenn ich aber um etwas Größeres bitte, zum Beispiel, lieber Gott, mach doch, dass das Augenflimmern weggeht, mach doch, dass ich mich besser fühle, Danke für die Niere, aber mach doch endlich, dass die Transplantation auch endlich mal Früchte trägt, dann tut er gar nichts. Ich glaube, er amüsiert sich einfach darüber, wie schön ich beten kann, wenn ich eine Kleinigkeit will. Bei größeren Dingen funktioniert gar nichts. Ich würde mir so sehr wünschen, dass sich auch einmal größere Dinge erfüllen, zumal es überhaupt keinen Sinn macht, warum ich solche unsinnigen Symptome habe und unter solchen nutzlosen und völlig unbegründeten Beschwerden leide. Gestern hatte ich das erste Mal die Hoffnung, dass das Augenflimmern endlich aufhören wird. Ich habe wieder ganz normal gesehen. Aber wie sage ich immer: Hoffnung und Enttäuschung sind ein Gespann, dass niemand niemals trennen kann. Auf eine Hoffnung folgt immer eine Enttäuschung. So ist es auch dieses Mal. Heute ist das Flimmern schlimmer als je zuvor. Meine Symptome sind folgende: Augenflimmern, verschiedene Farben auf beiden Augen, Übelkeit, schlechter Geschmack im Mund, ein leichtes Inneres Schütteln, Schmerzen hinter dem Brustkorb, Fahrigkeit , ein schlechtes Gedächtnis, Zerstreutheit, Müdigkeit, Schlappheit. Ich war nun mit diesen Symptomen bei mehreren Ärzten. Heute war ich zum Beispiel wieder bei einem Test, hier habe ich auch darüber geklagt, dass mein Gedächtnis so schlecht ist. Es wird dann Pseudo verständnisvoll geantwortet, da ich ja so ein gutes Gedächtnis hätte, und da mir das besonders auffallen würde, würde mich das besonders stark verunsichern. Oder es heißt dann auch wieder mit diesem Pseudoverständnis, es wäre doch schlimm, wenn man alleine lebt und aufgrund verschiedener Behinderungen nichts mehr ausgleichen kann, und daher auch kleinere Gedächtnisverluste schon als störend empfindet. Im Grunde steckt dahinter eine Bagatellisierung meiner Gedächtnisstörungen. Würde man mich ernst nehmen, würde man sagen, in ihrem Zustand, wo sie sowieso schon genügend Behinderungen haben, ist ein schlechtes Gedächtnis zusätzlich noch eine große Belastung. Nur einmal hat mir ein Arzt geschrieben, es täte ihm leid, dass ich, die ich schon so viele andere Dinge hätte, mich nun auch noch mit Gedächtnisproblemen herumschlagen müsste. Ansonsten wird immer so getan, als ob ich nur lediglich stärker darauf achten würde. Ich werde jetzt aus meinem schlechten Gedächtnis heraus einige Begebenheiten schildern, wo ich wirklich Schwierigkeiten bekomme. Zum Beispiel gehe ich einen bestimmten Weg und komme eine bestimmte Rolltreppe hinauf und vergesse, dass ich ja, wenn ich oben bin, nicht dort bin, wo ich eigentlich ursprünglich hin wollte. Dann gehe ich aber den Weg, den ich eigentlich gegangen wäre, wenn ich die andere Rolltreppe genommen hätte. Dann verlaufe ich mich und bin verwirrt. Oder ich überquere eine Straße, weiß hinterher nicht mehr, ob ich schon hinüber gegangen bin, drehe mich um 90° und überquere noch eine Straße und weiß hinterher nicht mehr, wo ich gelandet bin und wie ich dorthin gekommen bin. Wenn ich zum Beispiel meinen CD Player ausschalten will, vergesse ich häufig, die Schublade auch noch zuzumachen. Wenn ich bei einer Handlung bin und werde dabei abgelenkt, führe ich die Handlung nicht mehr zu Ende aus. Wenn mir zwei Dinge gleichzeitig einfallen, muss ich schwer überlegen, für welche Tätigkeit ich mich entscheide, denn ich kann nicht mehr wie früher beide Tätigkeiten hintereinander ausführen, sondern sobald ich mit der einen Tätigkeit fertig bin, vergesse ich, dass ich noch eine zweite Tätigkeit ausführen wollte. So muss ich mich beispielsweise entscheiden, ob ich besser meine Tabletten nehme, oder ob ich lieber die CD wegräume. Wenn ich den PC zum Beispiel herunterfahre, und der PC noch Updates durchführt, gehe ich weg und vergesse danach, wieder hinzugehen, um dann noch den PC vollständig auszuschalten. So kann es passieren, dass mein Lesegerät die ganze Nacht eingeschaltet ist, und die LED leuchten kaputtgehen. Ich kann froh sein, dass ich bisher noch nicht den Herd länger eingeschaltet gelassen habe, dies ist mir erst einmal passiert, und da habe ich es zum Glück rechtzeitig gemerkt. Ich mache mir große Sorgen, aber mein Gedächtnisverlust wird lediglich als Produkt meiner Empfindsamkeit angesehen. Die meisten lästern auch darüber, dass man halt jetzt einmal alt wird, und das sei nun mal in unserem Alter so. Ich werde am 20. Januar 49. Da sind andere noch in Saft und Kraft und führen einen verantwortungsvollen Beruf aus. Selbst bei Gebieten, die mich sehr interessieren, kann ich mir Ausdrücke nicht mehr merken. Immerhin Früher habe ich jeden medizinischen Fachausdruck sofort auswendig gelernt, wenn ich ihn nur ein oder zweimal gehört habe. Jetzt hingegen kann ich ihn zehnmal hören und vergesse ihn wieder. Wären dies Dinge, die mich nicht sonderlich interessieren, würde das Gehirn ab einem gewissen Alter selektiv unbewusst Energiesparen und sich bestimmten überflüssigen Kram nicht mehr merken. Dies sind aber Dinge, bei denen ich eine hohe (intrinsische)Motivation habe, und wo ich aktiv versuche, mir die Sachen zu behalten. immerhin habe ich einmal Sprachen studiert, wo man sich eine große Menge an Vokabeln aneignen muss. Auch wenn man älter wird, ist damit nicht plausibel erklärbar, dass hier so ein starker Leistungsabfall zu bemerken ist. Außerdem braucht Es immer sehr lange, bis ich auf einen Namen komme. Ein Bekannter von mir ist genauso alt wie ich und hat alle Namen sofort im Gedächtnis parat. Wenn ich zu einem Test wegen meines schlechten Gedächtnisses gehe, muss ich immer solche Kunststückchen vollführen, wie zum Beispiel mehrere Zahlen hintereinander rückwärts auf zu sagen. Solche Zirkuskunststückchen kann ich natürlich, denn wenn ich nicht abgelenkt werde, schaffe ich es sogar, achtstellige Nummern rückwärts her zu sagen. Es gibt genügend Gedächtniskünstler auf der Welt, die die Zahl Pi bis auf 300 Stellen her sagen können, aber vergessen, ob sie am Morgen eine Unterhose angezogen haben oder nicht. Ich will nur damit sagen, dass solche einseitigen Kunststückchen, die man hier vorführen muss, überhaupt nichts über das Gedächtnis aussagen. Es gibt so viele Formen des Gedächtnisses, und selbst die Leistung, Zahlen umzudrehen, wobei man ein gewisses Arbeitsgedächtnis braucht, sagt nichts darüber aus, wie man im Alltag funktioniert, wo wesentlich mehr Eindrücke auf einmal auf einen einströmen als in einem Sprechzimmer. Ich kann mir kaum noch Telefonnummern merken, es sei denn, ich stelle mir einfach den Nummernblock vor. Dann klappt es ganz gut. Ich habe manchmal das Gefühl, ich werde überhaupt nicht ernst genommen. Wenn ich längere Sätze schreibe, weiß ich am Ende häufig nicht mehr, mit welcher Konstruktion ich angefangen habe, und dann stimmen Geschlecht, Anzahl und Fall überhaupt nicht mehr überein. Außerdem habe ich ein schlechtes mittelfristiges Gedächtnis. Ich kann mir mehrere Minuten, nachdem man mir eine Zahl gesagt hat, diese locker merken und denke, das brauche ich mir doch nicht aufzuschreiben. Nach einer Weile ist es dann weg. Genauso geht es mir mit Wörtern oder Namen. Die Worte sind mir ziemlich lange gegenwärtig, sodass ich denke, da brauche ich doch nichts zu notieren. Nach einer halben Stunde ist alles weg, und es kehrt auch nicht wieder. Die Sachen gehen nicht mehr richtig vom mittelfristigen in das langfristige Gedächtnis über. Solche Probleme hatte ich vor Jahren nicht, und das hat nicht nur mit dem Alter zu tun. Indirekt natürlich schon, denn mir wurde nun gesagt, dass ein Dialysejahr zwei Lebensjahren entspricht. Also kann auch niemand mehr, der in meinem Alter ist, einfach behaupten, so etwas habe ich auch, Du wirst halt einfach alt. Hier werden ernsthafte Beschwerden mit Zipperlein gleichgesetzt und als solche ab getan. Diese Schein-Empathie, die man mir gegenüber an den Tag legt, wäre genauso, als wenn ein Mann zu einer Frau sagen würde, wenn man halt seine Tage hat, dann ist man halt besonders sensibel, wenn sich die Frau über etwas beklagt, was sie zu Recht stört. Oder wenn ein Arzt zu einer Frau sagen würde, es muss schon schrecklich sein, wenn man hormonell so belastet ist wie eine Frau, und dann auch noch Kopfschmerzen hat, wo Frauen doch sowieso so viele Hormonschwankungen erleiden müssen, und daher sind sie auch empfindlicher, wenn sie einmal Kopfschmerzen haben. Das ist kein echtes Verständnis, sondern hier wird ein bestimmtes Merkmal eines Menschen, eine Behinderung, eine Erkrankung oder das Geschlecht herangezogen, um die berechtigten Beschwerden klein zu reden oder nur auf diesen Umstand zurückzuführen, dass man einem bestimmten Geschlecht angehört oder eine gewisse Erkrankung oder Behinderung hat. Ich habe daraufhin eingewendet, dass ich aufgrund meiner Dialyse und der vielen Medikamente, die ich einnehme, ein schlechteres Gedächtnis habe als andere. Daraufhin wurde mir gesagt, dass ich während der Dialyse (es wurde in der Vergangenheit gesprochen) natürlich ein schlechteres Gedächtnis gehabt hätte, denn man hätte früher sogar einmal überlegt, ob Dialyse eine gewisse Form der Demenz hervorruft, dies zeigt, dass man zumindest darüber nachdenkt, dass Dialyse das Gedächtnis verschlechtern könnte. Als ich noch an der Dialyse war, hat man mir dies nicht zugestanden. Jetzt, da ich transplantiert bin, heißt es wiederum, das war an der Dialyse so, jetzt nehmen sie ja andere Medikamente, da wird das in einem Jahr schon wieder anders aussehen. Dabei bin ich ja schon ein ganzes Jahr lang transplantiert. Zwischendurch hatte ich ein besseres Gedächtnis, aber mit dem starken Augenflimmern ist auch mein Gehirn wieder komplett wie Honig im Kopf geworden. Ich fühle mich dann so, als sei ich unter einer Käseglocke, ich bin total verwirrt, und ich habe das Gefühl, als sei ich nicht richtig klar im Kopf. Immer, wenn ein Zustand bei mir vorüber ist, wird mir im Nachhinein zugestanden, dass es sehr wohl bei diesem Zustand diese oder jene Probleme geben kann, aber während ich in einer gewissen Phase bin, wird mir dies nicht zugestanden. Als ich an der Dialyse war, hat mir niemand zugestanden, dass dies auf das Gedächtnis geht. Jetzt, hinterher, nützt mir das auch nichts mehr. Jetzt bräuchte ich jemanden, der mir aktuell glaubt, dass meine aktuellen Erkrankungen und Medikamente sich negativ auf das Gedächtnis auswirken können. Das Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, vielleicht auch negative Auswirkungen auf andere Organe, z.B. auch auf das Gehirn haben oder auf das Nervensystem, wird mir jetzt wahrscheinlich die nächsten Jahre meiner Transplantation wiederum nicht geglaubt und nicht zugestanden. Statt dass einmal einer auf die Idee kommt, dass jemand, der so viele Erkrankungen hat wie ich wahrscheinlich schon alleine deswegen ein schlechteres Gedächtnis hat als ein Mensch, der nicht all diese Dinge und Strapazen mitmachen hat müssen. Dies hat nichts mit Depressionen zu tun oder mit der Psyche, sondern einfach damit, dass mit mir physisch eine ganze Menge passiert ist. Dazu gehören natürlich auch noch die vielen traumatischen Lebensumstände, die ich durchmachen musste, aber ich spreche nun ausdrücklich von den körperlichen und organischen Dingen, die sich auf das Gedächtnis auswirken. Immerhin habe ich Probleme mit den Nieren, den Augen und der Schilddrüse. Morgen gehe ich zu meiner Augenärztin. Ich kann nur hoffen, dass sie mir hilft. Denn wenn ich in der Wohnung einmal Stürze, oder wenn ich auf der Straße einen Unfall verursache, bei dem ich oder andere zu Schaden kommen, tragen auch die Menschen, die ich um Hilfe ersucht habe, eine moralische Mitschuld. Kein Mensch hat solche Symptome wie ich. Es gibt niemanden, der dies hat. Ich war ja im Zentrum für seltene Erkrankungen . Dort habe ich ja mit Leuten aus verschiedenen Fachrichtungen zu tun gehabt. Hierüber habe ich einen längeren Bericht in diesem Blog geschrieben, da der bayerische Rundfunk darüber eine Sendung gemacht hat. Damals hat man mich mit offenen Armen empfangen und mir bei meinen Anliegen geholfen. Man hat mich auch zu einem Genetiker überwiesen, der das Gen gefunden hat , welches meine Augenerkrankung und die zusätzlichen Begleiterkrankungen verursachen könnte. Leider wurde dies von meinen Ärzten bislang noch nicht anerkannt. Meine Probleme mit der Feinmotorik werden immer noch weitestgehend auf meine Blindheit geschoben, obwohl andere blinde diese Probleme nicht haben. Zu Anfang hat man mir auch weitergeholfen, wenn ich mit einem Problem gekommen bin. Allerdings wurden die Antworten auf meine Anfragen immer spärlicher. Vor einiger Zeit hatte ich so starten Haarwuchs aufgrund eines Medikaments, das ich gegen hohen Blutdruck erhalten hatte. Das Medikament heißt Lonolox. Hier war ich auch bei einer Endokrinologin in meiner Nähe. Sie sagte nur, das sei nicht so schlimm, andere Frauen hätten das noch wesentlich stärker als ich. Eigentlich hatte ich beim Zentrum für seltene Erkrankungen darum gebeten, mich an einen guten Rheumatologen weiter zu vermitteln, da ich ja immer noch aufgrund meines Pfeiffer'schen Drüsenfiebers ab und an Gelenkschmerzen habe, die nicht als solche anerkannt werden. Hier war ich bei einem internistischen Rheumatologen, der in einer anderen Praxis mitarbeitet. Er meinte, das sei das Alter und die Dialyse. Ich sollte ihm zuvor einen Anamnesebericht schreiben, seit wann die Beschwerden bestehen. Die Beschwerden bestanden seit meinem 22. Lebensjahr, da war ich weder alt noch an der Dialyse. Da macht man sich die Mühe, einen schriftlichen Bericht zu schreiben, und dann wird er weder gelesen, noch werden meine Schilderungen angehört. Ich hatte im Zentrum für seltene Erkrankungen nachgefragt, und man hat mir lediglich zwei Adressen in meiner Heimatstadt gegeben. Das hätte ich auch alleine raus finden können. Am Anfang hat man mich sogar wegen meiner Nebenhöhlen und meiner Nasenoperation noch an einen Halsnasenohrenarzt in der Uniklinik vermittelt, Später ließ dieser Eifer nach. Auf all meine Anfragen wurde ich lediglich zu meinem Hausarzt zurückverwiesen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass dann so ein Zentrum für seltene Erkrankungen immer eine Anlaufstelle für mich sein würde. Auch in dem Filmbeitrag wurde dies so dargestellt. Die Odyssee habe nun ein Ende, ich hätte ja nun eine Anlaufstelle für all meine Probleme gefunden. Ich erwarte nicht, dass jemand alle meine Probleme lösen kann, doch werde ich überhaupt nicht weitervermittelt. Ich muss immer von selbst zu einem Arzt gehen, und dann sieht es so aus, als sei ich auf Eigeninitiative gekommen, und als würde ich einfach nur von Arzt zu Arzt rennen. Es kommt selten vor, dass einmal ein Arzt mich weiter verweist und dann auch die Sache koordiniert, und das dann weitere Informationen angefordert werden, ich zu anderen weiterverwiesen werde, die dann die Informationen wieder an eine zentrale Stelle weiterleiten, wo alles zusammen kommt. Bei allen anderen Patienten wird irgendwann einmal ein runder Tisch veranstaltet. Ich habe erst heute wieder von meinem Taxifahrer gehört, der in derselben Hausarztpraxis ist wie ich, dass die Sprechstundenhilfe, die gut mit ihm befreundet ist, extra in einer Praxis anruft, damit er schneller einen Termin bekommt, da von der Praxis aus der Termin organisiert wurde. Ich hingegen muss immer alle meine Termine alleine organisieren und habe dann dementsprechend lange Wartezeiten. Ich wusste gar nicht, dass es möglich ist, dass eine Arztpraxis dies direkt für einen erledigt. Solche Hilfe wird mir nie zuteil. So hatte ich zum Beispiel einmal vor vielen Jahren ein Problem mit meinem Ellbogengelenk, und die Ärztin meinte, ich solle unbedingt zum Orthopäden gehen, ich solle aber zuvor dort anrufen, denn wenn ich extra hinfahren würde, könnte es sein, dass man mich abweist. Ich rief also bei dem von meiner Hausärztin genannten Orthopäden an, und es hieß, es gäbe keinen freien Termin, obwohl ich sagte, dass ich akute Schmerzen hätte, die Hausärztin mir riet, mich unbedingt dort zu melden, und dass ich fast blind sei und daher im Moment mit dem kaputten Ellbogen nicht in der Lage sei, im Internet nachzuschauen und das Telefonbuch nicht lesen könnte. Als ich irgendwann später einmal wieder bei diesem Arzt war, um mir ein Rezept für eine Krankengymnastik zu holen, sagte er mir, mein Anliegen sei internistisch, er könne mir hier kein Rezept für KG ausstellen, da ich aufgrund meiner Dialyse ein Training machen wolle, und am Rücken hätte ich nichts, (er hat mal oberflächlich drübergefahren)daher würde ich auch keine Überweisung zur Krankengymnastik erhalten. Ich hatte in diesem Blog lange darüber berichtet, wie schwierig es war, eine Sporttherapie zu finden. Jahrelang habe ich danach gesucht, und ich hatte dann schließlich zwischenzeitlich meine damalige Dialyseärztin dazu überreden können, mir eine Überweisung zu einer Krankengymnastin auszustellen. Mittlerweile habe ich ja ein Zentrum gefunden, wo ich Ergotherapie und Physiotherapie machen kann. Doch geht es mir gesundheitlich noch immer nicht gut genug, dass ich die Kraft hätte, diese Therapie dort weiterzumachen. Dies liegt auch an diesem starken Augen flimmern, welches ich jetzt habe, und daran, dass ich mich körperlich extrem schwach fühle. Ich kann zwar munter draußen herumlaufen, wenn ich in Begleitung bin, aber wenn wir einen Schritt schneller gehen, und ich mich unterhalten will, geht mir der Atem aus. Ich war früher nie kurzatmig. Ich habe das Gefühl, als würde irgendeine Schlacke in mir stecken. Dieses Gefühl hatte ich seit der Dialyse dauernd, und meine Hoffnung war ja gewesen, dass dies nach der Transplantation aufhört. Leider hat sich in dieser Beziehung nichts getan. Zeitweise war es besser, aber nach meiner Schilddrüsenoperation wurde es wieder schlechter. Immer dann, wenn ich Hoffnung habe, dass es besser wird, verschlimmert sich die Sache wieder. Ich habe das Gefühl, Gott hasst mich. Das ist die schlimmste Strafe. Wer will mit mir tauschen? Ich würde mit einem Schmerzpatienten tauschen, ich würde sogar mit jemandem tauschen, der eine Chemotherapie machen muss. Dann weiß ich wenigstens, dass es irgendwann vorbei ist, entweder man stirbt, oder die Behandlung ist zu Ende und war erfolgreich. Ich würde sogar lieber einen Arm oder ein Bein hergeben, als dass ich dieses furchtbare Leiden mit diesen Farben vor den Augen länger aushalten will. Dazu kommt noch diese Übelkeit, die Schlappheit und die verringerte Leistungsfähigkeit. Ich würde selbst mit Jesus am Kreuz tauschen. Ich weiß, dass sich jetzt manche Leute ärgern und entsetzt sind. Ich weiß auch, dass dies Gotteslästerung ist. Von mir aus kann mich auch jemand anzeigen, einer nackten Frau kann man sowieso nicht in die Tasche greifen. Ich möchte endlich, dass ein Wunder geschieht, und zwar nicht, dass ich wieder sehen kann, oder dass meine Niere wieder nachwächst, sondern, dass ich ein normales Leben führen kann, auch mit starker Sehbehinderung und Transplantation. Mein Problem sind nicht diese beiden Dinge, sondern, dass ich verhext bin. Ich glaube sogar, dass diese Erkrankung, die ich hier noch zusätzlich habe, vom Teufel persönlich kommt. Bitte haltet mich nicht für verrückt, ich bilde mir das alles nicht ein. Auch wenn natürlich nicht objektiv beweisbar ist, dass ich diese Farben vor den Augen habe, ist es genauso, als würde jemand einen Tinnitus haben. Mein Leid ist so schlimm, dass ich mit jedem auf der Welt tauschen würde. Es gibt niemanden, der mir helfen kann, kein Arzt weiß, woher das kommt, und ich bin der einzige Mensch, der das hat. Ich würde mir nichts mehr auf der Welt wünschen, und ich würde all mein Geld, das ich nicht habe, hergeben, all mein hab und Gut, damit einer meiner dreiseligsten Wünsche endlich in Erfüllung geht: dass alle Symptome, die ich habe, und die noch in meinem Leben auftreten, von einem Arzt erklärt und geglaubt werden können, und dass deren Ursache behoben werden kann, oder zumindest gelindert, oder dass man zumindest sagen kann, wo's herkommt. Ich nehme jedes Leid auf mich, egal, welches, wenn man mir nur irgendwie helfen kann. Ich flehe die Welt an, ich flehe Euch alle an, bitte, wer immer etwas weiß, wer immer eine Möglichkeit oder Geld oder Beziehungen hat, mich an einen guten Arzt zu vermitteln, sei es ein Neurologe oder ein Augenarzt, dass er dies tun möge. Schließlich können ja auch andere Menschen gefährdet werden, wenn ich den anderen egal bin, dann sollten es wenigstens nicht andere Menschen sein. Ich kann ja nicht mehr zu Hause bleiben und nur noch in Begleitung rausgehen, und das Augenflimmern könnte mich ja auch auf der Straße überfallen, und ich könnte eine Gefahr für meine Umwelt und für mich selbst sein. Da ich aber am Leben hänge, möchte ich trotzdem noch rausgehen, ich kann mich nicht zu Hause einsperren, sonst wäre mein Leben vorbei. Selbst um mein Transplantat willen bitte ich Euch, hier hat jemand seine Organe an einen anderen Menschen vermacht, die Gesellschaft trägt zumindest für dieses Transplantat eine Verantwortung. Daher bitte ich alle, die diesen Blog lesen, macht Euch Gedanken, helft mir, tut etwas, setzt Euch für mich ein, damit mir endlich jemand hilft. Ich bin zwar kein prominenter, ich bin nicht sonderlich beliebt, ich bin keine Berühmtheit, ich bin ein nutzloses etwas, aber aus rein humanistischen Gründen bitte ich Euch, helft mir endlich! Ich weiß, dass ich verhext bin, und dass daher bestimmte Grenzen bestehen, die ich individuell niemals überwinden werde, aber Verhexung muss endlich gebrochen werden, ich möchte nicht gesund, reich, schön und immer glücklich sein, ich möchte aber mit meinen natürlichen Erkrankungen, die ich nun einmal habe, ein möglichst normales Leben führen können, was im Rahmen dieser Erkrankungen machbar ist. Mit den Voraussetzungen, die ich habe, ist normalerweise ein recht gutes Leben möglich. Durch meine Verhexung aber, durch die Symptome, die der Teufel mir zusätzlich auferlegt hat, habe ich eine unsichtbare Erkrankung, die niemand erkennen und heilen kann. Das bedeutet nicht, dass ich irgend eine psychische Störung habe, ich sehe wirklich alles in rosa, grün, blau und orange. Ich fühle mich wirklich schlapp, ich bin psychisch unternehmungslustig, aber mein Körper macht nicht mit, obwohl dies eigentlich rein natürlich und physikalisch nicht zu erklären ist. Genau daran liegt der Schrecken meiner Erkrankung. Gäbe es eine physikalische Erklärung, und selbst wenn diese Symptome nie wieder verschwinden würden, wäre dies eine Erlösung für mich. Ich habe kein Problem damit, mit meiner Blindheit und mit meiner Nierenerkrankung zu leben. Doch alles andere, was ich sonst noch habe, ist der reinste Horror. Damit meine ich natürlich auch psychische Gegebenheiten, aber eben auch die nicht erklärbaren körperlichen Phänomene, die rein gar nichts mit der Psyche zu tun haben. Ich habe genügend körperliche Erkrankungen, als dass man bei mir alles dauernd und ständig über die Psyche erklären müsste. Bei mir kommen genügend körperliche Bedingungen zusammen, so das man nicht die Psyche als Erklärung bemühen muss. Die psychischen Folgen werden sowieso niemals berücksichtigt, sie werden immer nur dann ins Spiel gebracht, wenn den Ärzten nichts mehr anderes einfällt. Ich nehme den Ärzten nicht ab, dass sie wirklich um eine Psyche besorgt sind, denn wenn dies so wäre, dann würden sie mich auch einmal trösten, oder sie würden auch einmal wirklich Interesse daran haben, wie es mir geht. Die Psyche wird komplett vernachlässigt, sie dient nur als Erklärung, um jemanden, bei dem man keine körperlichen Ursachen findet, als hysterisch hin zu stellen. Ein wahres Interesse an der Seele besteht bei den Ärzten sowieso nicht. Ich habe noch keinen Arzt gefunden, der halbwegs emotional mitgeht oder mit fühlt. Mein jetziger Nephrologe ist ganz nett, und er ist wirklich in Ordnung. Er kommt mir zumindest nicht mit diesem psychischen Zeug daher, und er nimmt sich Zeit und beantwortet sachlich meine Fragen. Das ist schon etwas, was etwas wert ist. Neulich bin ich einmal an einen anderen Nephrologen geraten, der war fürchterlich, der hat gesagt, dass ich lediglich sensibler sei, wenn ich krank sei, und daher würde ich in solchen Situationen das Augenflimmern einfach mehr spüren, und was hätte ich denn davon, wenn man mich untersuchen würde, und dabei herauskäme, dass man sowieso nichts machen kann. Ich appelliere noch einmal an das Herz und den Verstand aller, die das lesen. Bitte überlegt Euch, wie man mir helfen könnte, oder vermittelt mich über Beziehungen und Vitamin B zu einem guten Arzt. Am nötigsten habe ich jetzt Vitamin B, und das meine ich nicht im wörtlichen sondern im übertragenen Sinne. Bitte, bitte, bitte helft mir!!! Lieber Gott, bitte hab Gnade, egal, was ich angestellt habe, egal, wofür Du mich bestrafst, so eine harte Strafe hat kein Mensch verdient. Bitte nimm diese schreckliche Strafe zurück.

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