Freitag, 1. Januar 2021

Ein technischer Pflegefall in meinem Gerätezoo

Schon seit Jahren, seit meinem Besuch in Venedig bei einer Freundin, die ich damals als Zimmergenossin in Amerika hatte, trinke ich gerne Espresso. Damals hatten diese Leute eine Kanne, in die man unten das Wasser gibt, dann kommt ein rundes Sieb, in welches das Pulver kommt, der untere Teil des Siebs taucht in den Wasserbehälter ein. Obendrauf wird dann noch eine Kanne geschraubt, in die ein Steigrohr mit einer Düse eingearbeitet ist, sodass das Wasser, sobald es kocht, durch das Sieb mit dem Espresso aufsteigt, durch den Boden der Kanne in das Steigrohr gerät, sodass dann in der Düse der Espresso in die Kanne sprudelt. Es hat Stunden gedauert, bis ich diesen Mechanismus verstanden hatte. In Venedig in der Familie dort wurde die Kanne auf den Herd gestellt. An dem gurgelnden Geräusch konnte ich mich orientieren, ob das Wasser schon nach oben stieg. Man hob dann den Deckel ab und schaute, obschon alles in die Kanne getropft war, und wie voll sie war. Anfangs schien mir das etwas gefährlich, aber ich habe es dann zu Hause ausprobiert, nachdem ich mir aus Italien als Andenken eine solche Kanne mitgenommen hatte. Diese habe ich jahrelang benutzt, bis sie dann irgendwann unansehnlich wurde. Sie steht heute noch auf meinem Regal in der Küche, da sie mittlerweile sauber ist, aber benutzen würde ich sie nicht mehr. Danach hatte ich eine elektrische Mokkakanne. Man stellt wie bei einem Wasserkocher das Kännchen mitsamt Wasser und Espressopulver auf eine Basis, und die Kontakte von Basis und Wasserbehälter verbinden sich. Sobald der Espresso fertig ist, und sich kein Wasser mehr im unteren Behälter befindet, schaltet sich das Gerät automatisch ab. Es gibt hier verschiedene Varianten, ich hatte zunächst eine mit einem Gummisockel, und sobald der Espresso fertig war, ertönte ein Piepton. Diese Maschine ging aber nur dann, wenn sie im Geschäft war, aber sobald ich zu Hause war, ging sie wiederum nicht, das haben wir mehrfach durchexerziert. Dieser Vorführeffekt brachte mich dann dazu, das Ding zu entsorgen. Ich hatte dann eine etwas einfachere Variante, sodass sich der Schalter durch einen Druckmechanismus einfach nach oben bewegte, sobald der ganze Espresso durchgelaufen war. Das Problem bei dieser Art von Kanne war aber, dass man den unteren Behälter nach jeder Benutzung reinigen musste, da, zumindest bei mir, jedes Mal das ganze Gewinde voll mit Espressopulver war, welches so fest klebte, dass man das Teil unter Wasser halten musste. Dies ging natürlich auf Kosten der Elektrik, die dann zwangsläufig auch mit Wasser in Berührung kommen musste. Dies war für mich zumindest nicht vermeidbar. In der alten Wohnung waren die Sicherungen wahrscheinlich nicht ganz so empfindlich. Hier passierte es mir bereits mehrfach, dass die Sicherung rausflog. Mein alter Espressokocher hatte jahrelang gehalten. Auf einmal, während ich meinen Kaffee zubereitete, hörte ich plötzlich aus meinen Lautsprecherboxen nichts mehr, das Licht war aus, und im Flur ging auch kein Licht mehr. Es hatte die Sicherung der gesamten Wohnung getroffen, und ich habe mich nicht mehr getraut, sie alleine wieder rein zu machen, da sie irgendwie Widerstand leistete. Im Haus war niemand, und ich wusste ja nicht, was los war. Daher rief ich einfach mal bei der Feuerwehr an, denn die sind ja schließlich auch zur Verhütung von Bränden dar. Als sie nicht kamen, rief ich noch mal an, und es hieß, sie seien schon da und dort, und sie würden bald kommen. Ich sei aber nicht auf der Liste gestanden, aber einer der Männer neben dem Telefon, der gerade mit hörte, rief hinein, dass sie schon unterwegs seien und bald da wären. Ich vermute, dass die gedacht haben, jemand wollte sie auf den Arm nehmen, und daher haben sie das gar nicht ernst genommen und sind erst nach meinem 2. Anruf wirklich aktiv geworden. Endlich waren sie da, einer der beiden stellte sich vor, schaute kurz in die Wohnung, drehte die Hauptsicherung wieder rein und fragte mich, was ich denn als Letztes gemacht hätte. Ich sagte, ich hätte gerade Espresso gemacht. Er sagte, ich solle das Gerät wieder einschalten, ich drückte den Schalter der Mehrfachsteckdose, und die Sicherung war wieder draußen. Er schaute sich den Espressokocher an und meinte, den dürfen sie nicht wiederverwenden, das war es dann, was schuld war. Schon waren sie wieder weg, und als meine Assistentin kam, probierten wir noch mal, den Espressokocher an einer anderen Steckdose anzustecken, und wir erzielten den gleichen Effekt. Dann steckten wir etwas anderes in die Steckdose, in der er zuvor drin gewesen war, und alles hat funktioniert. Demnach konnte es also nicht an der Steckdose liegen, es war in der Tat der Espressokocher. Daher kauften wir dann einen neuen. Dasselbe Spiel ging aber bereits nach wenigen Wochen wieder los, die Sicherung flog raus. Mir war das zu blöd, ich wischte das Gerät einfach unten ab und fuhr fort. Nach einigen Wochen flog die Sicherung wieder raus, und das war es dann. Ein oder 2 Wochen zuvor bekam ich ein Angebot einer Hilfsmittelfirma, die Küchengeräte raus sucht, die für blinde einfach zu bedienen sind, und sie dementsprechend mit Markierungen beklebt. Sie warben für einen Kaffeevollautomaten mit Markierungen für blinde. Der könne Espresso, Cappuccino, Kaffee, Latte macchiato und ähnliche italienische Spezialitäten zubereiten. Zunächst dachte ich, so etwas brauche ich nicht. Ich habe ja meinen Espressokocher. Ich habe auch früher immer über die Leute gelacht, die per Knopfdruck einen Kaffee machen. Ich habe sogar einen speziellen Löffel für Espresso mit einer flachen Scheibe unten, damit man das Pulver noch im Filter glatt streichen kann. Ich finde, normalerweise ist die Zubereitung von Kaffee schon irgendwie ein Ritual. Daher lachte ich immer über die Knopfdrücker und deren Knopfdrückerkaffee. Ich habe ja außerdem noch einen Milchschäumer von einer ziemlich teuren Schweizer Firma. Der funktioniert mit Induktion. Die ganze Elektrik oder Elektronik ist im Sockel verbaut. Die Kanne hat einen kleinen Dorn, auf den man ein kleines Rädchen steckt, welches auf der unteren Seite magnetisch ist. Es gibt 2 verschiedene Rädchen, eines für heiße Milch und eines für Schaum. Sobald man Milch eingefüllt und alles mit dem Rädchen auf den Sockel stellt, oben den Deckel schließt und dann den Knopf drückt, rattert die Maschine los. Wenn man einmal drückt, gibt es kalten Schaum, bei 2-maligem Drücken wird der Schaum auch heiß gemacht. Man kann das Kännchen vollständig abwaschen, man kann es in die Spülmaschine geben, und es hat eine Banderole aus Gummi, an der man es anfassen kann, ohne sich die Finger zu verbrennen. So etwas wünschte ich mir für meinen Espresso koche auch. Also zog ich los und fragte, ob es einen induktiven Espressokocher gebe. Davon hatte aber noch niemand gehört. Ich glaube aber, dass es leichter ist, Wasser über Induktion zu erhitzen, als ein kleines Rädchen zum Laufen zu bringen. Daher wundert es mich, dass da noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Es gibt Espressokocher für eine Platte mit Induktion, aber ich wollte ja nichts mehr für den Herd, da das immer so spritzt, und da ich sowieso keinen Induktionsherd habe. Eigentlich wollte ich mir die teure Knopfdrückermaschine mit Markierungen für blinde dann zum Geburtstag schenken. Aber der Espressokocher hatte zu schnell seinen Geist aufgegeben, und so wäre ich die ganze Zeit ohne Espresso dagestanden. Ich dachte, ich könnte ja mal nach so einem Vollautomaten suchen. Mein Putzmann, ein 70-jähriger älterer Herr, hat eine Maschine, die die Bohnen malt und dann Espresso und auch wahlweise Cappuccino ausgibt. Er empfahl mir ein bestimmtes Geschäft, wo sie genau seine Maschine einmal im Angebot hatten. Vielleicht hätte ich ja wieder Glück. Er erklärte mir auch die Knöpfe, das Gerät hat auch 2 Hähne. Man konnte demnach auch 2 Tassen gleichzeitig machen. Da die Knöpfe offenbar gut tastbar waren, dachte ich, das wäre eine Alternative zu dieser teuren Maschine von der Hilfsmittel Firma. Bei Tchibo hätten sie auch eine gehabt, die wurde von der Stiftung Warentest hochgelobt. Meine Assistentinnen waren bereits nicht mehr erreichbar wegen der Feiertage, ich hatte aber noch einige andere dringende Dinge zu erledigen, sodass ich bei unserem Verein noch mal nachfragte, ob sie mir eine Vertretung schicken könnten. Die Vertretung kam dann auch, sie schaute ins Internet, und Tchibo hatte zu. Die Maschine von Tchibo hätte 250 € gekostet. Daher fuhren wir nur zu dem Geschäft, welches uns mein Haushaltshelfer empfohlen hatte. Dort fanden wir auch den Nachfolger seiner Maschine, allerdings deutlich teurer. Er hatte damals unter 200 € bezahlt, diese hier sollte 300 € kosten. Wir suchten dann einen Verkäufer, der uns noch eine andere Maschine zeigte. Die war genauso teuer und hatte aber ziemlich einfach zu bedienende Knöpfe in einer Reihe, allerdings gab es auch 3 Tasten, die nur berührt werden konnten, sodass ich keine Kontrolle gehabt hätte, ob sie tatsächlich von mir betätigt wurden. Für blinde war sie also nicht geeignet. Daher schied diese Maschine schon mal aus. Der Verkäufer, den ich nach dem Sonderangebot gefragt hatte, meinte, das sei Jahre her gewesen. Ich nahm also den teureren Nachfolger der empfohlenen Maschine mit zur Kasse. Dort hieß es dann auf einmal, die Maschine kostet 340 €. Ich dachte mir, laut Rechtskundeunterricht habe ich mal gelernt, dass ein Vertrag eine beiderseitige Willenserklärung ist, und das Preisschild eine Willenserklärung darstellt. Da sich dieses nun geändert hatte, weigerte ich mich, die Maschine zu nehmen und ging wieder zurück zu dem Verkäufer. Er meinte, es gebe noch andere Geräte. Er zeigte mir eines, welches auch neben einem Preisschild von 300 € stand. Er meinte aber, es kostet 360 €, die Sonderangebote sind schon weg, es sei ein Versehen aufgetreten, sodass die teureren Maschinen bei den günstigeren Preis schildern zu stehen kamen. Ich sagte, dann nehme ich gar keine Maschine. Da machte er mir ein Angebot, welches aber erst am nächsten Tag gelten sollte. Ich sagte ihm, dass ich nur heute Assistenz hätte, aber meine Assistentin fragte nach, wie denn das Angebot lauten würde. Er meinte, am nächsten Tag gelte der Mitarbeiter Rabatt von 19 %, und ich könne eine Maschine um 60-70 € günstiger bekommen. Ich sagte, dann möchte ich aber die Maschine für 360 € auch einmal anschauen. Und ich fand, dass sie gut zu bedienen war. Sie hatte sogar ein Fach für Pulverkaffee, und ich habe ja noch jede Menge gemahlenen Espresso da, und Bohnen müsste ich ja erst kaufen. Ich finde das sehr schön, wenn man wählen kann, welche Art von Kaffee man ein füllt. Demnach würde ich für die Maschine nur 290 € bezahlen müssen. Ich fand, dass die Maschine einfach zu bedienende Tasten hatte, und daher ließen wir sie zurücklegen. Meine Assistenz bot sich also an, am nächsten Tag, nachdem sie von ihrer Arbeit bei einer anderen Familie in einem anderen Ort zurückkommen würde, die Maschine in dem Geschäft abzuholen. Wir gingen zum Geldautomaten, und ich händigte ihr 300 € aus mit der Bemerkung, werde bloß nicht krank. Sie meinte, notfalls würde ihr Bruder die Maschine abholen, da die ganze Familie ziemlich nah beisammen wohnt, und ihre Mutter auch als Assistentin arbeitet. Ich trug ihr dann noch auf, eine abschaltbare Dreiersteckdose, Reinigungstabletten und Knopfbatterien für meine LED Teelichte zu besorgen. Am nächsten Tag fieberte ich schon dem Moment entgegen, und ich hatte schon Angst, dass es womöglich nicht klappt. Aber tatsächlich kam sie, ihre Mutter saß im Auto, daher mussten wir uns beeilen. Das Lustige war, dass sie die Dreiersteckdose und alle anderen Dinge auch für 19 % weniger bekommen hatte, da der Gesamtbetrag auf dem Mitarbeiterrabatt gelaufen war. Somit zahlte ich für alles zusammen nur 300 €. Sie musste dann auch ganz schnell wieder weg, nachdem sie mir die Maschine ausgepackt und hingestellt hatte. So sah sich also damit denn Gebrauchsanweisungen, wobei ich noch nicht mal wusste, nach welcher Bezeichnung ich im Internet suchen musste, um mir die Gebrauchsanweisung der dementsprechenden Maschine mit meiner Sprachausgabe des Handys vorlesen zu lassen. Das brauchte ich gar nicht, denn zum Glück habe ich mittlerweile eine sehr gute App, die mir geschriebenes vorlesen kann. Ich bin in einer Whatsappgruppe für blinde mit einem Android Telefon, und da hat man mir Look Out empfohlen, die kostet nichts, und damit kann man Lebensmittel erkennen, Texte 1 kennen und abspeichern und teilen, sich Texte vorlesen lassen und Objekte erkennen. Ich hatte einmal von KN FB aus Amerika eine App, die für 200 € dasselbe leistete. Es war aber extrem schwer, den gesamten Text vor die Kamera zu kriegen. Bei dieser App Look Out geht das so schnell wie der Wind. Man bekommt einige Richtungsanweisungen, und ehe man sich's versieht, sagt das Ding, ruhig halten, Schuss, und der Text ist im Kasten. Den kann man sich dann gemütlich vorlesen lassen, so oft man will. So blätterte ich Seite um Seite um und führte mir die gesamte Gebrauchsanweisung zu Gemüte. Die Einzelteile der Maschine konnte ich natürlich nicht zuordnen, denn hier gibt es eine Liste mit Nummern, die zu den einzelnen Teilen zeigen. Als ich noch besser sehen konnte, habe ich das noch bewerkstelligen können. Aber es reichte schon mal zu wissen, was man genau tun muss. Es waren einige merkwürdige Teile mit in der Schachtel, die ich nicht identifizieren oder zuordnen konnte. Ich bekam dann mit, dass eines davon wohl ein Wasserfilter sein müsste, den man relativ umständlich einsetzen muss. Man muss dann den entsprechenden Monat anwählen, damit einem die Maschine anzeigt, dass der Filter nach 2 Monaten abgelaufen ist. Dann muss man einen neuen Filter einsetzen, das wird ein teurer Spaß. Angeblich sei noch ein Teststreifen mitgeliefert worden, auf dem man den Härtegrad des Wassers ablesen konnte, um ihn dann an der Maschine dementsprechend einzustellen. Die Voreinstellung des Härtegrad zwar wohl bei 4.ich fand aber diesen Teststreifen gar nicht. Ich weiß gar nicht, wie hart unser Wasser hier ist. Außerdem muss man alle Teile immer wieder abziehen und reinigen. Für den Behälter mit dem Trester, den Wassertank, für die Klappe für den gemahlenen Kaffee und den Bohnenbehälter sowie für die Auffangschale für das Wasser hatte ich das bereits im Geschäft ausprobiert. Ich dachte auch, dass man die verschiedenen Behälter in der Spülmaschine sauber bekommen würde. Man darf sie aber laut Gebrauchsanweisung unter keinen Umständen in die Spülmaschine geben. Außerdem muss man einstellen, oder kann es zumindest, wie groß die Menge einer Tasse sein sollte. Es war aber schon eine gewisse Wassermenge voreingestellt. Es gab dann noch einen Ökosparmodus, den man einstellen sollte, und wie man nun genau alles spült und reinigt, oder wie man den Dampf für Cappuccino erzeugt, blieb mir irgendwie noch unverständlich. Außerdem sollte man eine gewisse Brühgruppe reinigen, dazu müsste man, nachdem man den Wassertank entfernt und eine Klappe an der Seite geöffnet hatte, 2 Klammern lösen und die Brühgruppe herausnehmen. Dass die Maschine auch ein Display hat, ist mir im Laden gar nicht aufgefallen. Wie wichtig dieses Display sein würde, konnte ich daher nicht einschätzen. Dieses Licht würde für jenes stehen, dieses Licht würde jenes anzeigen, dass andere Licht wiederum würde noch etwas anderes anzeigen, ob der Behälter für den Trester gereinigt werden müsste, ob die auffangschale für Wasser voll war, ob genug Pulver da war, um die Einstellung für die Stärke des Kaffees beizubehalten, ob die Maschine entkalkt werden müsste, usw. und sofort. Die Düsen, aus denen der Kaffee rauskommt, müssten regelmäßig gereinigt werden, und man müsste darauf achten., dass der Schacht für den Pulverkaffee nicht verstopft. Man müsste mit einem spitzen Gegenstand durch die Öffnung gehen, um Verstopfungen im Bereich für die Pulverzufuhr zu lösen. Man könne auch immer nur für eine Tasse Pulver einfüllen. Das hat mich sehr enttäuscht, da ich der Meinung war, dann kann ich ja mal ein halbes Pfund Espresso rein kippen und habe nicht jeden Tag die Sauerei mit dem Kaffeepulver, die ich im Moment habe. All dies hat mich total abgeschreckt. Ich hätte die Maschine am liebsten gleich wieder eingepackt und zurückgegeben. Dies war kein Küchengerät, dies war ein technischer Pflegefall. Ich dachte, das Ding pack ich morgen wieder ein, bestelle mir ein Taxi und tausche es wieder um. Das wäre mir aber dann doch peinlich gewesen, nachdem ich wegen der falschen Auszeichnung so ein Theater gemacht hatte. Aber unser Dozent für Wirtschaftskommunikation sagte immer, wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Dennoch wollte ich so ein nettes Angebot für einen Mitarbeiterrabatt nicht so strafen. Die Überlegung war nun, mir nun doch das Gerät von der Hilfsmittel Firma zu kaufen, denn nicht umsonst hatten die lange gesucht, um das passende Gerät für blinde zu finden und zu markieren, und dementsprechend hoch war auch der Preis. Vielleicht sollte ich ihn dann doch lieber zahlen? Also beschloss ich, mir einmal die Maschine anzuschauen, die für Blinde markiert worden war, denn beide Modelle waren von der gleichen Firma, sowohl meines als auch das von der Hilfsmittelfirma. Ich schaute also nach, welche Bezeichnung das Gerät von der Hilfsmittelfirma hatte, und dann suchte ich nach einer Gebrauchsanleitung dafür im Internet. Ich fand einige Videos, die die Handhabung der Maschine erklärten. Einige Jungs hatten sich mit der Bedienung verschiedener Kaffeevollautomaten wohl befasst, um sie dann in einem Vergleich einem Publikum über Video zu präsentieren. Es gab dazu mehrere Videos verschiedener Leute. Demnach war es nicht sehr schwer, das Gerät zu bedienen. Sie betonten auch, dass die Brühgruppe besonders einfach zu entfernen sei, demnach vermute ich, dass dies bei anderen Maschine noch wesentlich schwerer ist. Sie erklärten auch, wie man den Dampf für Cappuccino erzeugt, indem man wohl auf eine Cappuccino Taste drückt und dann den Hebel über der Dampfdüse betätigt. Bei mir geht er nur nach links, im Urzustand steht er nach oben. Wenn man den Hebel betätigt, ohne zuvor die Cappuccinotaste gedrückt zu haben, kommt Wasser für die Zubereitung von Tee. So habe ich es zumindest verstanden. Von dem Filter haben sie nichts gesagt. Ich stellte fest, dass die Maschine sich nicht sonderlich von meiner Maschine unterschied. Ich hatte nur eine Taste mehr, aber die war erst einmal noch nicht wichtig. Als ich dann diese Videos gesehen hatte, besser gesagt selbst als sehender Mensch hätte man nichts erkennen können, da das Bild überhaupt nicht zugänglich war sondern nur der Ton, war ich dann auch mit den Geräuschen vertraut, die die Maschine nun von sich geben würde. Ich dachte, ich fülle einfach etwas Pulver ein, ein paar Bohnen waren ja noch von der Herstellerfirma drin, die offenbar alle Maschinen vor der Auslieferung testet, und dann befülle ich einfach mal den Wassertank. Am Tag zuvor hatte ich den in der Gebrauchsanleitung beschriebenen Kippschalter einmal betätigt und die Maschine eingeschaltet, und das Licht leuchtet rot. Daher war ich auch deshalb ziemlich abgeschreckt. Nachdem ich aber den Wassertank vollgemacht hatte, und als ich dann den Netzschalter wieder betätigte, leuchtete das Licht in hellem Grün. Ich konnte also die Lichter gut erkennen ob das jeden Tag zu sein würde, wusste ich natürlich noch nicht. Denn mein Sehen variiert sehr stark. Ich hörte auch schon die Geräusche des Spülvorgangs, den die Maschine nach jedem Einschalten von selbst durchführt. Ohne die Videos wäre ich wahrscheinlich in Panik geraten, da die abgehackten Geräusche eher an den Betrieb eines Magnetresonanztomografen erinnern. Dann stellte ich eine Tasse drunter und wählte erst einmal die kleinste Einheit, einen Espresso. Die wichtigsten Tasten hatte man mir ja bereits im Geschäft erklärt, und man konnte sie sich gut merken, da sie recht logisch angeordnet waren. Das Ding rumpelte los, und ich sprang erst einmal einen Schritt zurück, da ich befürchtete, jeden Moment mit heißem Wasser verbrüht zu werden. Aber der Espresso tropfte seelenruhig in die darunter gestellte Tasse. In der Gebrauchsanleitung stand, man solle erst einmal 4-5 Tassen durchlaufen lassen, bevor man wirklich einen guten Espresso bekommen würde. Ich habe ihn aber trotzdem schon mal probiert und bin noch am Leben. Ich dachte, wenn die das Gerät schon ausprobiert haben, dürften eigentlich keine Rückstände von Chemical Jan aus der Herstellung mehr drin sein. Tatsächlich schmeckte das Gebräu auch recht annehmbar. So drückte ich dann auf den doppelten Espresso, denn ich wollte ja eine große Tasse Cappuccino haben. Das wären dann 3 Espresso, das tat ich aber erst dann, nachdem ich den Milchschaum in dem anderen Gerät am Laufen hatte. Den Milchschaum gab ich dann über den mittlerweile fertigen Espresso, der aber nicht mehr ganz so warm war. Das Timing muss hier noch erarbeitet werden. Danach drückte ich noch mal auf Spülen und stellte, wie mir meine Assistentin angeraten hatte, eine Tasse darunter, damit die "Sabberschublade", also das Fach für das ablaufende Wasser, nicht so schnell voll würde. Außerdem konnte ich dann auf diese Art gleich meine gebrauchte Tasse etwas ausspülen. Als ich dann aber die Maschine abschaltete, führte sie noch mal einen Spülgang durch, sodass ich dies nicht selbst aktiv herbeiführen muss. Danach habe ich sofort den Kaffeesatz aus der Maschine geholt, die Schublade ist recht einfach zu bedienen, aber ziemlich viel von dem Satz war dann in dem Fach verstreut. Vielleicht war das aber noch von dem vorherigen Test. Ich dachte mir, das nächste Mal warte ich, bis die Anzeige für das Aus leeren des Kaffeesatzes kommt, vielleicht fällt dann nicht mehr so viel daneben, oder es lohnt sich dann wenigstens, anstatt, dass man das jeden Tag macht und dann jeden Tag den verstreuten Satz aus dem Fach wischen muss. Am Tag darauf habe ich dann mal einen Kaffee Lungo gemacht, um zu sehen, ob meine Tassen dafür ausreichen. Das Geräusch nahm und nahm kein Ende, sodass ich schon ganz verzweifelt dastand und glaubte, jetzt läuft die Tasse über, und ich schnappe über. Aber genau an der richtigen Stelle hielt die Maschine an, und es war noch genügend Platz, um Milch dazu zu geben. Mit einer Assistenz zusammen könnte ich dann noch die Wassermenge einstellen, die ich für Espresso, doppelten Espresso oder für Kaffee Lungo haben wollte. Auch würde ich dann mal mit einer Assistenz zusammen die Dampfdüse für Milchschaum ausprobieren. Die beiden Jungs in dem Video haben bemängelt, dass es keinen Behälter für Milchschaum gibt. Man solle einen tiefen Edelstahlbehälter benutzen. Ich vermute aber mal, am besten wäre es aber wahrscheinlich, die Milch in die Tasse zu gießen, sie unter die Dampfdüse zu stellen, den Schaum in der Tasse entstehen zu lassen und dann alles ein paar Zentimeter weiter unter die Kaffeedüsen zu stellen und den Knopf zu drücken. Aber ich glaube, für mich alleine ist das mit dem Dampf zu gefährlich. Die meisten Teile kann ich auch alleine reinigen, aber diese sogenannte Brühgruppe werde ich wahrscheinlich nicht ohne Hilfe raus- und wieder reinbekommen. In dem Video hieß es, diese Kaffeemaschine sei ein Einsteigermodell und relativ intuitiv zu bedienen, es wurde aber bemängelt, dass die Voreinstellungen sehr schwierig sind. Auch die beiden erfahrenen Tester haben wohl nicht auf Anhieb rausbekommen, wie man die Kaffeemenge einstellen kann. Das macht man aber sowieso nur einmal. Sobald dann das Pulver verbraucht ist, werde ich mir Kaffeebohnen besorgen. Das ist wahrscheinlich das einfachste, da man ja immer nur eine Tasse zubereiten kann, wenn man Pulver nimmt. Die Filtermaschine verwende ich noch am Morgen, denn während der Kaffee durchläuft, kann ich gemütlich meine Spülmaschine ausräumen oder den Tisch decken. Außerdem schmeckt ein normaler Kaffee am allerbesten aus einer Filtermaschine. Diese steht jetzt dort, wo früher der Espressokoch erstand. Dort, wo früher die Filtermaschine war, steht jetzt dieser Protz Glotz von Kaffeevollautomaten, der nach vorne hin relativ viel Platz einnimmt. Nach oben und zur Seite hin ist er nicht ganz so wuchtig. Man könnte aber auf seiner Oberfläche noch einige Tassen abstellen, wurde in dem Video beschrieben. Momentan liegen da sämtliche Gebrauchsanleitungen, Wasserfilter und Plastiklöffel zum dosieren drauf. Die Mikrowelle geht jetzt natürlich zur Seite hin nicht mehr richtig gut auf, daher ist es umso dringender, dass die Arbeitsplatte endlich zu meiner Zufriedenheit zugeschnitten wird, damit ich die Mikrowelle wieder auf die linke Seite neben der Spüle stellen kann. Dann hat der Protz Glotz genügend Platz, ich kann ihn dann an den Platz der Mikrowelle stellen und habe selbst noch genügend Arbeitsfläche, um dort noch weiter mein Gemüse zu schneiden. Gestern hat sich der ominöse Vollautomat bereits bewährt, denn es kam unsere Radiosendung, die ich beinahe vergessen hätte. So sprang ich auf, schaltete den PC aus, stellte eine Tasse unter das Gerät, drückte die entsprechenden Knöpfe und erhielt einen brauchbaren Kaffee Lungo. Hätte ich es auf die altbewährte Tradition und nach bewährtem Ritual durchgeführt, hätte ich wahrscheinlich von der Radiosendung wesentlich weniger mitbekommen, da ich für die Zubereitung von Kaffee mit Milchschaum immer ziemlich viel Konzentration gebraucht habe. Wahrscheinlich mache ich es demnächst so, dass ich den Milchschaum mit der alten Kanne mache, ihn dann in eine Tasse kippe und diese dann unter den Vollautomaten Stelle, ich hoffe, dass der Schaum gemäß den Gesetzen der Physik dann trotzdem immer noch nach oben geht. Aber Theorie und Praxis klaffen ja häufig auseinander. Zumindest steht fest, die Zubereitung von gutem Kaffee, Espresso und Cappuccino ist eine Wissenschaft für sich.

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