Samstag, 12. September 2020

Es ist doch nur eine Küche!

Jetzt versuche ich schon seit März, eine neue Küche zu bekommen. Mittlerweile ist schon einer meiner Schränke fast zusammengefallen. Wegen Corona haben wir dann nicht einfach nur die Spüle und den Herd ausgewechselt, um dann die Arbeitsplatte oben drüber zu setzen. Denn wir haben dann doch nicht mehr die Spüle mit 70 cm gefunden, als wir wieder raus durften, um weiter nach Küchenschränken zu schauen. Ich dachte, der Schrank für die Spüle sei 70 cm breit gewesen, aber es war weniger. Daher haben wir es dann erst mal gelassen. Nun ist aber der Schrank neben dem Herd zusammengefallen, daher war ich froh, dass wir damals nicht nur Spülschrank und Herdnische besorgt und den 100--cmGeschirrsschrank stehengelassen hatten, denn ich wollte ihn zunächst nicht ersetzen, weil ich ihn erst vor 3 Jahren gekauft hatte. Hätte ich jetzt nur im März die Spüle und die Herdnische ersetzt und einen neuen Herd gekauft, und wäre mir dann der Schrank hinterher zusammengefallen, und ich hätte keinen mehr mit 100 cm zum Einbauen bekommen, hätte ich mich in den Allerwertesten gebissen. Denn die schränke mit 100 cm gibt es offenbar nur mit eigener Arbeitsplatte. Da hätte ich mich schön geärgert. Nun haben wir passend zum Rest der neuen Küche einen Schrank mit 80 cm ausgesucht. Denn das ist das Breiteste, was es als Unterbau gibt. Aber schon kam die nächste Herausforderung. Als mich neulich jemand aus meiner Theatergruppe besuchte, fragte sie mich, wo denn die Heizung hinkäme, wenn ich dann mal einen Balkon bekäme. Gute Frage, nächste Frage. Es gebe mehrere Möglichkeiten. An der Längsseite der Küche,, wo jetzt meine Bank steht, dann müsste ich die Bank quer stellen, damit sie noch hin passt. Der Plan war eigentlich, dass Billy Regal und die Bank einfach in ihrem Platz zu tauschen, damit die Balkontüre dann nach links aufgehen kann, weil da keine Sitzfläche einer Bank im Weg steht. Das Billy Regal ist nicht sehr tief. Wenn aber jetzt dort die Heizung hinkommt, sind wir aufgeschmissen. Die Heizung ist bestimmt 80 cm breit. Die hätte ich dann verloren. Die Heizung könnte aber auch links von der künftigen Türe hinkommen, das wäre die eleganteste Lösung, aber da reicht wahrscheinlich der Platz in die Breite nicht. Es gebe also noch die Möglichkeit, dass die Heizung rechts von der Türe hinkommt. Dann geht aber meine Spülmaschine nicht mehr auf. Denn die Heizung ist ja auch dicker, und jetzt ist ja nur die Wand dort. Ich habe also einfach mal bei der Hausverwaltung angerufen, und irgendwann habe ich dann auch einen der Techniker erreicht. Denn bei dem einen war der Anrufbeantworter voll, beim anderen erst gar nicht an. Die nette Frau von der Rezeption hat dann einfach einen Zettel bei dem einen Techniker hinterlegt, dass er mich anruft. Das hat er auch gemacht und sich sogar noch an mich erinnert, da ich einmal Fliegengitter machen wollte, und da brauchte ich die Erlaubnis, welche Technik wir da benutzen dürfen, ohne Ärger zu bekommen. Das hat damals prima geklappt. Er musste noch etwas schmunzeln. Offenbar kommt die Heizung rechts hin. Zunächst sagte er, wahrscheinlich auf die linke Seite. Da habe ich ihn darauf aufmerksam gemacht, dass da wenig Platz ist. Da schaute er noch mal genauer nach, er meint, sie kommt auf die rechte Seite. Meine Assistentin meinte, gut, dass wir dieses Gespräch hatten, sonst hätten wir blöd dagestanden. Da hat dein Luzifer aber jetzt 5 Jahre lang Narrenfreiheit. Da ich jedes Mal schimpfe, dass es mit dem Teufel zugeht, weil so viel nicht klappt. Da hat es ja seinen Sinn gehabt und sein Gutes, dass es bisher noch nicht hingehauen hat mit der Küche. Denn wir wollten einen Schrank mit 80 cm Breite und müssen jetzt einen mit 60 cm Breite nehmen. Wir werden dann alles rechts anschlagend aufbauen, damit dann links genug Platz ist, um die Klappe der Spülmaschine noch herunter zu bekommen. In diese Nische kann man ja dann auch irgendwelche Tabletts oder andere Dinge wie zum Beispiel Abfalleimer stellen. Dabei gab es noch ein Intermezzo: als ich mit einer Gruppe von Leuten zusammen in einem Restaurant war, haben mich die Leute dort ganz verrückt gemacht. Denn es hieß, der Aufbau pro Meter kostet 250 €. Daher wollte meine Assistentin das zusammen mit einem Kollegen machen. Sonst hätte ich 800 € zahlen müssen. Sie schlugen das noch am Tisch dann bei Google nach und behaupteten, das stimmt nicht, im Internet stünde, es wird bis zu 3 m eine Pauschale von 150 € berechnet. Ich fragte, ob das dann auch gelte, wenn man die Arbeitsplatte woanders kauft. Denn dann ist es ja keine ganze Küche mehr. Per Definition gehört ja eine Arbeitsplatte zu einer Küche hinzu, wenn man also nur die Möbel aufbauen lässt, könnte es sein, dass es dann keinen Block Vorteil mehr gibt, und daher die Pauschale nicht mehr gilt. Dann müsste ich eine teure Arbeitsplatte bei dem Möbelhaus selbst kaufen, nur, um die billige Aufbaupauschale von 150 € zu bekommen, und dann gleicht sich der Vorteil, den ich habe, wenn ich die ganze Küche aufbauen lasse, sowieso wieder aus. Das haben die aber nicht verstanden, Küche sei doch Küche. Außerdem meinten sie, gib halt den Leuten etwas Trinkgeld, die stecken dann vielleicht das Geld ein, wenn sie die fremde Arbeitsplatte draufsetzen, die sind sowieso schlecht bezahlt, und dann wedelst du etwas mit dem Blindenstock, und dann geht das schon. Ich erinnere mich an die Episode, als meine Regenjacke fast zu Staub zerfiel, und man mir weismachen wollte, dass eine 8 Jahre alte Regenjacke, die einmal 150 € gekostet hat, immer noch zu reklamieren sei, wenn man nur auf blind macht, und wenn man sich nur ins Geschäft stellt und einen Skandal macht, dann schenken die einem schon sogar noch die ganze neue Jacke. Ich weiß nicht, wo und ob sie diese Erfahrungen schon selbst gemacht haben. Ich rief dann einfach mal bei dem Möbelhaus an, und dort hieß es, der Aufbau einzelner Möbel koste pro Möbelstück 50 €. Das macht bei 7 Schränken 350 €. Da hängen die aber noch nicht. Da muss ich aber viel mit dem Blindenstock wedeln, vor allem mit den Geldscheinen, damit sie sie mir dann auch noch aufhängen. Als ich dann nach mehrmaligen Versuchen bei einer sehr netten Dame gelandet war, sagte sie, dass hinge vom jeweiligen Möbelhaus ab, da hier Subunternehmer beschäftigt werden. Bei uns in meiner Region gibt es nur 1 davon, und da kostet eben der Meter 250 €. Da ist aber dann auch Wasser und Strom dabei, es werden alle Beleuchtungen, die man mit gekauft hat, eingebaut, es wird alles angeschlossen, was man dazu gekauft hat. Ich habe ja kaum Elektrogeräte neu zu kaufen, außer, dass ich einen Herd möchte, den ich aber nicht dort kaufen werde. Man wollte mir zwar die indirekte Beleuchtung auch noch andrehen, aber die hatten wohl am Anfang des Gespräches damals nicht zugehört, dass ich blind bin und das nicht brauche. Auf jeden Fall haben mich die Leute wieder einmal total kirre gemacht, denn die wissen alles besser, und ich bin klein Doofi, die sich immer so blöd anstellt und alles immer nur so teuer bekommt. Meine Assistenten seien eben blöd, sagte man mir. Geht es dabei wirklich darum,, mir zu helfen? Und warum legen dann die Herrschaften nicht selbst mal bei meinen Sachen mit Hand an, wenn sie schon so tönen? Dasselbe passierte mir in einer anderen Runde, weil ich immer als der Idiot dastehe. Ich sagte, dass man bei diesem oder jenem Restaurant so gute Käsespatzen hat. Da hat dann eine Frau gleich ganz giftig herumgegeifert, die mache man sich doch selbst. Das würde sie niemals im Restaurant essen, das mache sie selber. Da hat dann auch gleich eine Frau mit geprahlt, ja, natürlich, das mache man schließlich selbst. Die wollte nur nicht neben ihrer Kollegin zurückstehen. Denn man traut sich nie, auch mal auf meiner Seite zu sein. Das ist irgendwie gesellschaftlich verpönt. Ich bin ein sozialer Paria. Daraufhin sagte ich ihr, du wolltest mir doch mal einen Salat machen, da kannst du mir auch gleich Käsespatzen machen. Sofort lud sie mich ein und sagte, sie würde das für mich kochen. Ich dachte, das ist ja total nett. Ein paar Tage später rief sie dann an und fragte, ob es auch etwas anderes sein dürfte. Soviel zum Thema Zivilcourage. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Nachtigall, ich hör dir trappsen. Natürlich, das macht man sich doch selbst. So langsam verliere ich die Achtung vor den Menschen. Das ist nur unnötige Arbeit, wenn man dann immer nachschauen muss, und sich kümmern muss, ob es tatsächlich die Dinge billiger gibt, als man sie herausgefunden hat. Ich werde immer hingestellt, als könne ich nur schlecht recherchieren. Außerdem wurde uns am Telefon gesagt,, die Arbeitsplatte gebe es nicht am Stück, man müsse sie zweigeteilt nehmen. Darum wollten wir sie ja in einem Baumarkt kaufen. Dort ist sie sehr günstig, sie wird gebracht, es werden die Ausschnitte gemacht usw. Aber nein, warum hätten wir das nicht gewusst, bei diesem Möbelhaus gäbe es doch billige Arbeitsplatten bis zu 4 m. Ich habe also am Telefon auch dies erfragt, und man sagte mir, die längste Arbeitsplatte sei 140 cm lang. Ich verstehe nicht, warum man bei mir immer alles anders sagt. Wenn also jemand wie ich anruft, gibt es nur 140 cm lange, wenn andere anrufen, dann geht es bis zu 400 cm. Ich verstehe nicht, wo die ihre Weisheiten wirklich her haben. Ich glaube nicht, dass der je dort gekauft hat. Aber Hauptsache, es können mal wieder alle auf mich einreden. Man braucht doch schließlich einen Idioten. Und dazu eigne ich mich am besten. Damit wieder ein dummer August dasteht. Und das bin halt immer ich. Da wundert es mich nicht, zumindest mich alleine nicht, dass ich nicht mehr so gerne unter Leute gehe. Bei meiner Spanierin haben damals ihre Leute angepackt und ihr alles gemacht. Ich höre nur große Töne, dass man doch auch als blinder eine Spülmaschine anschließen könne, und dass man doch schließlich auch selbst schon oft eine Mischbatterie angeschlossen hätte. Wenn ich dann aber Nachfrage, kommst du und machst mir das, kommt nichts mehr. Ich habe ein einziges Mal einen Echodot angeschlossen. Wenn jetzt also jemand sagt, ich traue mich nicht, dass alleine anzuschließen, ich lasse mir lieber Hilfe kommen, dann dröhne ich genauso hämisch, das kann man doch selbst machen, ich hab das auch schon gemacht, das ist doch wohl nicht schwer. Aber bei mir würden wahrscheinlich die Leute demjenigen, den ich so vorführen würde, sofort beispringen und sagen, dass ich nicht so angeben sollte, und ich habe außerdem den meisten Menschen die Bescheidenheit voraus. Das klingt jetzt arrogant, aber es ist so. Nur, weil ich das mit dem Echodot einmal gemacht habe, heißt das noch lange nicht, dass ich es wirklich kann, geschweige denn bei anderen Leuten, bei denen ich dann die Bedingungen überhaupt nicht kenne. Bei sich zu Hause ist das noch mal was ganz anderes. Aber dann halte ich eben einfach den Ball flach und die Klappe still. Ich habe auch wirklich nicht das Herz, andere so in die Enge zu treiben, das täte mir dann auch wieder leid. Und wenn ich bei etwas sage, dass es einfach ist, dann wirklich nur, um dem anderen Mut zu machen, so nach dem Motto, wenn ich das schon kann, schaffst du das alle Mal. Aber nicht so, das ist doch wohl leicht, das kann man wohl selbst machen, das kriegt man doch billiger usw. Genauso wie mir immer alle sagen, ich brauch keine Schablone zum Unterschreiben, ich brauch keinen Geldbeutel mit 4 Fächern, ich brauch keine Betreuung. Statt dass man mal denkt, wie schön für mich, aber andere sind vielleicht stärker behindert. Ich finde das sehr unnachsichtig und ungnädig und unerbittlich. Man könnte ja auch mal sagen, in deinem Fall ist das ja auch was anderes als bei mir. Schließlich habe ich auch allerhand Bürokratie, schließlich lebe ich ganz alleine, schließlich habe ich auch Probleme mit der Feinmotorik. Ich stelle mich auch nicht vor die Leute hin und sage, ich brauche keinen Rollstuhl, ich brauche kein Schlafgerät, ich brauche kein Hörgerät, ich brauche keinen Übersetzer. Das ist reine Glückssache und nicht mein Verdienst. Genauso wie es nicht mein Luxus oder meine Spinnerei ist, oder meine Faulheit oder Blödheit, dass ich eben eine Schablone zum Unterschreiben, eine Betreuerin und einen Geldbeutel mit 4 Fächern brauche, oder weshalb ich mir Sprachboxen, automatische Rollläden oder automatische Lichtschalter und Heizungsthermostate angeschafft habe. Das ist zwar meine Sache und geht sowieso niemanden etwas an, aber ich möchte auch nicht bei jedem Wort aufpassen, was ich sage, um nicht den Sport, die Überlegenheit oder das Unverständnis der Umwelt auf mich zu ziehen. Im Übrigen haben mir einige Taxifahrer gesagt, dass zwar viele blinde ohne eine Schablone unterschreiben, dann aber über die Kreuz und die Quere ihre Unterschrift setzen. Das tolle Ergebnis können sie ja schließlich nicht einmal selbst verifizieren. Nun habe ich einen kleinen Brief für die Bewohner im Nachbarhaus der Wohnung an derselben Position wie die meine geschrieben, um ihn oder sie zu bitten, dass ich mal kurz reinschauen kann, um die Stelle mit der Heizung auszumessen, damit ich besser planen kann. Denn ich habe jetzt keine Lust, noch länger zu warten, bis dann nächstes Jahr endlich der Balkon kommt, und ich dann die Küche bestellen könnte. Denn der eine Schrank ist ja schon zusammengekracht, damit kann ich nicht länger leben. Wenn ich aber jetzt einfach interimsmäßig einen neuen Schrank mit 100 cm und eigener Arbeitsplatte dorthin stelle, kommt mich das ziemlich teuer. Darum werden wir jetzt schon einmal den Schrank holen, der dann sowieso an diese Stelle kommt, und dann legen wir die Arbeitsplatte des halb zusammengekrachten Schranks einfach obendrauf, bis wir dann endlich alles weitere einbauen und die neue Arbeitsplatte drauflegen können. Ich hoffe, dass ich bald rausgekriegt habe, wo die Heizung nun endgültig hinkommt, denn wir müssen dann rechts anschlagend alle Schränke planen, um die Lücke auf der linken Seite dementsprechend groß oder klein zu lassen, je nachdem, ob da jetzt die Heizung hinkommt oder nicht. Es wäre ja schade, wenn die Heizung dann doch woanders hinkommt, und ich den Platz umsonst verschenkt habe. So langsam habe ich das Gefühl, als ob ich mehr als den Berliner Flughafen planen müsste. Wenn da auch solche Koryphäen wie ich am Werk waren, wundert es mich nicht, dass das Ding bis heute noch nicht fertig ist. Ich hoffe, dass ich zu Weihnachten dann endlich in meiner neuen Küche sitzen und etwas feiern kann.

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